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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Dec. 17, 1897)
Sonntags - Platt. FOUNDTYMZUMW J. P. Wiudolph, Heraus-gebet Grund Island, Ncbt., den 17. Dezember 1897. No. 15, Jahrgang 18. i Graf chnüos Yrautfaiirt Eine Geschichte aus Slavonien von M. Norm-Moda. Sein Vater war der befte Reiter ge wesen, der sicherste Pistolenfchüße, der flotteste Cavaiier, der raffinirtesie Gourniet in der Liebe; feine Mutter die glänzendste Erscheinung unter den Modedamen, die eleganiekte, schickfte Tänzerin bei den Hofbällen —- kurz eine Lebensiiinftlerim Beide sind lange todt — und der Sohn . . .? Der Sohn ift nichts als ein sonderbarer Träumer. Sonderbar —- das ist der zutreffendste Ausdruck für ihn. So stnd seine Liebhabereien, sein Leben — fo war auch feine Brautwerbung ! Alles sonderbar. An irgend einem heißen Sommer tage — Graf Zdento lehnt in einem amerikanischen Schautelstuhl auf der Terrasse feines prachtvollen Schlosses —- tonimt eine ,,egyptifche Zigeunerin« zu ihm und begehrt, ihm seine Zukunft zu offenbaren. Graf Zdento langweilt sich gerade furchtbar — er will fiele nuLnicht eingeftehen. » So lasz ter sich »prophezeien«. Reichthum, Jugend, Gesundheit hat er —- wag bleibt der armen Alten übrig? —- Da verrathen ihr die Kar ten, daß er einmal im Leben eine »statute- Hinsichtl« haben Werde. Sie drückt sich allerdings nicht so nobel aus, aber sie meint dasser Graf Zdenko lacht, dann gefällt ihm diese Zutunftsaussicht, zuletzt wird der Gedanke zur sixen Idee. Er lebt in seinem Schlosse, lie"t goldgeschnittene Gedichtsammlungen, raucht bosnischeEigaretten und tvarte:· Sommers über —- wenn sich der Mondschein silbern über den Part und die Rosenbeete gieszt, steht er auf der Veranda und geigt schwermiithige Wei sen —- so süß und sanft, daß sie die Nier hervorgeloclt hätten aus dem See. Bei Gras Zdento Kavalgztnz Schlosse giebt es aber keinen See, also auch keine Wasserseen. So spielt er fiir sich allein und wartet auf die Braut, die romantisch kommen und seines Lebens einzige Leidenschaft werden soll. Dann wird es ihm wisc der langweilig, er verzichtet auf die romantischenllmstände, fährt nach Pest und Wien und schaut sich die jungen Comtefser und Baronessen an. »Sie« ist nicht darunter Der Winter tommt mit den langen schweigsamen Abenden. Graf Zdento sitzt allein in der Halle seiner Vater. Das Feuer im Ofen tnackt und spriiht gefpenstisch, das Wasser im Theetessel singt sein einförmiges Lied. Portieren verhüllen Thüren und Fenster. Wie, haben sie sich immer noch nicht bewegt, um »sie« hereinzulasfent Abend um Abend tönt chntos Geige durch die lange Flucht der Gemächer — zuletzt, gegen das Frühjahr hin, ganz unge duldig und sehnsüchtig. Der Gegen stand seiner »s.71·-uut·s pas-inton« will sich nicht zeigen, und er ist so einsam, so allein! Freilich —- »heirathen« könnte er jeden Augenblick. Geheirathet werden, weil er der Graf Zdenko Kavalgzly ist, weil er jung, hübsch, reich, elegant oder ein excellenter Violinspieler ist. Pfui, wie alltäglich, wie real! Der Mai hält mit fliegenden Fah nen und tlingendem Spiel seinen Ein zug. An solch einem milden Maiabend kommt ihm ein prachtvoller Einfall. Eine Stunde fpater packen zwei Las « laien unter Aufsicht des alten Ram merdieners Jozo die Koffer ihre herrm Der hat sich plötzlich entschlos sen, nach England abzureisen. szo soll ihn bis Wien begleiten. Vor der Station Verbovic öffnet Graf Zdenlo die Verbindungsthiir des Ganges zwischen den Couchs erster und zweiter Klasse und tritt zu Jozo ern. »Du, — hör mich an. Jch steige in Verboci aus. Du fährst nach Wien und deponirst mein Gepäck ini »Hotel rnperial«. Dann kehrst du nach aufe zurück und schweigst gegen Je dermann darüber, daß ich in Verboci ausgestiegen bin. Jch bin in London, verstehst du? Hier hast du einen Brief ohne Adresse, den bewahrst du aus, bis ich dir schreibe oder trieng phire, an wen er abzusenden ist. Dann aber hast du ihn sofort zu expediren, um welche Stunde immer dich mein Befehl erreicht. Sonst aber, du maafti mich sehen und treffen, wie, wo und wann es sei —- tennst du mich nicht, bis ich es dir erlaube. Hast du mich verstanden, Jaon« »Jawohl, gräfliche Gnaden! Aber wohin geruhen gräfliche Gnaden zu reisentm fragt der alte Mann besorgt. »Ich bin in England, Jozo. Adieu!« Der Zu hält, und Graf denko springt sr gemuth mit gleichen iißen zur Erde. Er hat nur ein län liches Ledetiöfferchen in der Hand. P eifend geht er aus die Landstraße hinaus und wandert rüstig im Staube weiter. Gras Zdento sucht das Glück. I Nach zweiftiindiger Wanderung hat er den Wald erreicht. Er fchwenlt vom Wege ab, tiefer hinein. Hinter drei dicken Cichenstämmen macht er Halt« Das Kofferchen wird geöffnet und sein Inhalt lausgepackt Da ist erstens seine Geige, in ein grünes Säckchen gehüllt, ein abgeschabter, regenverwaschenek - Anzug, derbe Schuhe und ein alter s Tornister, mit allerlei Kleinigkeiten ge « füllt. Jn zehn Minuten ist die Meta s morphofe vollzogen. Aus dem ele an » ten Schloßherrn ist ein — allerdings bildhiibfcher —- armer, wandernder Musikant aeworden. Gean Abend kehrt er in eine Schante ein, mud, hungrig und nan big. Das Wirthshaus ist überfällt von jungen Burschen und hübschen Mädchen. Der Musikant wird freudig begrüßt. Als ihm ein Bauer sein ge fiilltes Weinglas hinhält, trintt er es auf einen Zug aus und vergißt nicht, sich zu bedanten. Graf Zdento spielt und spielt zum Tanz auf, bis ihm der Schweiß von der Stirne rinnt und dir flinten Finger schmerzen. Die Bauern sind splendid, und der Teller, den der brave Wirth vor ihn hingestellt hat, fiillt sich mit Niclelmiinzen. Um zwei Uhr friih ist die tanz luftige Jugend endlich schlafen gegan gen, und dem Musikanten wird in der Wirthsstube ein Lager gerichtet. Er bittet nur um eine Decke und legt sich auf den Rasen in den Garten hinaus-. Da schläft er den Schlaf der Gerechten bis zum Morgenroth Am offenen Ziehbrunnen macht er Toilette, be tonnnt ein Stück Schwarzbrot, elnc Schale Milch zum Frühstück und — wandert weiter. Arn dritten Tag seiner Wander schaft kommt er nach Kostelicr. Es ist gerade Jahrmarkt dort. Mitten im Gewühle stellt er sich aus und spielt. Die Bürgergfräulein bleiben stehen und hören ihm ein Weilchen zu. Eine und die andre sucht kichernd in ihrem Beutelchen und wirft in den abgezoge ncn Hut den Obolus der Mildherzig-· leit. Plötzlich bricht er sein Spiel ab und wendet sich zum Gehen. Was soll er hier noch länger stehen? Da ist »sie« auch nicht« Gras Zbento zieht von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt. Hier spielt er bei einer Hochzeit auf, dort bei einer ttindstaufr. Selbst eine Be gräbnisztapelle hat er schon verstärkt. Die Zigeunerlindey die Bettler und Wandereleute haben gute Tage. Unter sie verstreut er den Musikanten lohn und wandert unermüdlich weiter aus der Suche na(k, dem Glück. Es ist gerade der erste August, alg er in dem lleinenStädtchen Marinovci ankommt· Er ist braun und mager geworden· Die Sonne hat seit Stunden auf ihn herabgebrannt, er kann die miiden Füße taum mehr rühren. Hätte ihn ein gutmiithiger Bauer nicht über den Lijebirgskamm der Krndija aus dem Wagen mitgenommen —- er hätte sein Ziel heute nik't mehr erreichen können. Erschöpft sinkt er aus die Holzbant in der Schwemme des Gasthauses ,,l«u(l zlutnog Feste-Im« — »zum goldenen Hirschen« — nieder. Eine Viertelstunde kaum hat er ge ruht, da tritt der Herr Wirth aus ihn zu. Dem Mann scheint es gut zu ge hen. Sein Antlitz glänzt wie der aus gehende Mond, sein feister Bauch ist oon einer doppelten Uhrkette umgürtet. Er hat einen Fraek neuester Fetqu von Anna Schnee an und einen Rog marinstrauß im Knopsloch Ossenbar ist eine Hochzeit im Ort. ,,.5’tönnt Jhr etwas Ordentliched spielen?« fragt er herablassend den armen Musikanten, der bei seiner An rede, wie es sich geziemt. ausgestanden ist. »Ich glaube schon, Herr Wirthl« Ir widerte Jdento demüthig. »Die Sache ist nämlich die: Könn tct Jhr als Primas (Primgeiger) zu Guß und Cymbel spielen’?« »Wenn ich einmal mit den beiden andern proben tann . . . .!« »Da-zu ist teine Zeit. Die Sache ist nämlich die: Jch habe heute eine Hoch zeit auszurichten, und unser Primiti tst vor zwei Stunden gestorben. Wenn Ihr da ausspielen konntet . ..! Die Sache ist aber die: —- daß ich ein sehr srjneg Publikum l)abe!« »Am-in soll ich denn spielen?« »Zum Mittagessen, zum Tanz — bis die Hochzeit aus ist-« »Ich dente — Jht werdet mit mir zufrieden sein, Herr Wirtb!« »Nun —- nun —- rvas müßte man Euch denn zahlen?« »O, wenn Jhr mit zu essen gebt und einen Schluck Wein —- so bin ich zu stiedenl« Der Wirth ist es auch. »Ihr müßt Euch nur ordentlich zu sammen richten! Die Sache ist näm lich die: —— daß ich sehr feines Publi tnin habe." »Ja, Herr Wirth, so sein, als ein armeriterl wie ich nur aussehen tann.« Der hochzejtssaal ist wirklich prachtvoll decorirt. Die Wände ent lang Festons aus grünem Laub und· rothen Rosen, die auch die Bilder Ih rer Masestäten des Königs und der Königin umschlingen. Jn der Mitte der Wand ein Herz aus rothem Glanz papier mit dem aufgetlebten Gold monogramm des Brautpaares. Der Tisch ist gedeckt — in den Flaschen schillert der Wein, der weiße süße und der heimtiiclifche rothe. Die Torten prangen inmitten der Tafel. Die Hochzeitsgäste sind mit einem veri tablen Tusch begrüßt worden und ha ben sich nach mancherlei Hin-und-her endgültig niederlassen. Graf Zdento mit seinen beiden Collegen ist auf einer Staffel neben der Tbür gerade gegenüber der Braut postirt. Das Essen beginnt —- und haupt sächlich das Trinken. Toaste werden ausgebracht und beantwortet, mit » mehr oder minder distreten Anspielun gen auf das junge Ehegliick des frisch gebackenen Paares. Lachen und Wi-» pern Tellergellapper und Gläserllk r ren vermengt sich mit der lustigen Musik der Kapelle deenko macht seine Sache brav. Schier unermüdlich streicht er über die Saiten und läßt nebenbei die schwarzen funkelnden Au gen über die Hochzeitsgesellschaft glei ten Der Braut hat selbst Myrthen f bliith und Brautschleier keinen Hauch » von Poesie und Zsartleit geben können. . Jhr Gesicht glüht in den ge sündesten z Farben, auch der Appetit ist befrie ; digend. ! Dem jungen Ehemann leuchtet das J Glück aus den Augen. Er trinkt viel, spricht laut und hat ein stereotypeg, - breites Lachen um die Lippen. Links neben ihm sitzen Schwieger » dater und seine Mutter. Lauter unintercfsante Kleinstadt physiognomien. ; Dann hat Zdenko unter den Braut jungfern eine erblickt· Auf der bleibt sein Blick haften. Sie ist noch sehr jung —- laum sechzehn Jahr. Ein - wenig blaß, schlank, mit rothen, lachen ; den Lippen. Entzückend ist das tade! » lose Qual ihre-s- Gefichtcheng, das alth » blonde wellige Haar, die klare, habe Stirne mit den fein gezeichneteu Brauen. Entzückend die ganze Er scheinung des thaufrischen Kindes. Sie trägt ein rosenrotheg Fileid, uru dcn Hals ein goldeneg Kettchen. Die Handschuhe hat sie abgestreift, die ge pufften Acrmel eiitblöszten ihre runden Arme. Sie schaut ihn unwillkürlich aus hellen, scharfen Augen an, und ihre Blicke treffen sich. Ein rosiger Schein überfliegt ihre Wangen, und sie wendet sich zu ihrem Cadalier ab. »Wer ist das junge Fräulein dort?' fragt Zdento in der nächsten Pause den Czimbaltnog (Ci)n1belschläger). »Welche? Die, welche nächst der Braut und neben dem Sohne des Be z zirtsvorftandes sitz-is Das ist die Olga i Miric. Ein stolzes, schönes Fräulein! « Was schaust du denn, Bruder- —- Die « ist nicht für unser einen geboren!« »Spielen wir!« Graf Zdento runzelte vie Stirne. Wie kann sich der schmutzige Luuip uns terstehen, von diesem Engel zu spre chent Die tihampagnerpfropfen flie gen an die Decke ——-- der Bräutigam hat den Priniaö t)erangewintt, der nu.1 hinter der Braut steht. Aus eigener Machtvolltommenhcit tritt er dann zu Olga. Er beugt sich zu ihr herab und siedelt ganz leise dac ! alte Lied: »Es-ils ist szst tut-)- nur : u nur-»Ist (,,Nur ein einzig schönes Mädchen trägt die Welt«) —,—-. Die - kleinen Ohren haben sich purpurroth gefärbt, und langsam wendet sie than das Gesichtchen zu. Da haben sie sich - zum zweiten Mal in die Augen ge schaut und einen jener ernsthaftm Blickegewechselt, die manchmal ein T Menschenschicksal entscheiden. Zdento richtet sich aus. Chtnbel und Basz schweigen. Siegreich überti.sut die tlingcnde Geige den Lärm der schwatzenden Gäste und macht sie ver stummen. Er spielt und schaut und schaut und sieht nur sie und findet Melodien, die er nie gekannt und Töne, wie er selbst sie nie gehört. Das tleine Instrument wird unter seiner Hand veredt und erzählt von den lan-« gen, einsamen Abenden, von der Sehn sucht des Herzens, von der mühsamen Wanderung, bis es ausjauchzt: »Ge funden!« Eine minutenlange Pause folgt. Die Philister rundum haben es gefühlt, daß sie Zeugen des ungestümen Aug bruchs einer Künstlerseele gewesen. Ein stürmischer Applauö und dann die Ruse: »Csardas, Csardas!« Braut und Bräutigam treten zum Tanze an, die Brautjungsern mit den J Kranzelherren. i i Als der Sohn des Vorstandes Olga umfaßt, schwillt Zdentos Ader, er faßt seine Voiline wie im Krampse und s ur rend springt eine Saite. Dann be zähmt er sich und vertritt aetreulich bis l zuin Morgengrauen seinen todten Vor gänger. s Das junge Ehepaar ist verschwun den, die Gäste, mit ihnenOlga und ihre Eltern, sind nach Hause gegangen. Der Czimbalmos und der Baßgeiger thun sich an den Resten von Champagner gütlich. Zdenko wandert in die Felder. Der Thau liegt aus Busch und Raine«.1. Dife Vöglein erwachen, die Sonne geht au — Das Herz ist ihm voll freudiger Ge danken! Die Lust wandelt ihn an, zu dem Bürgermeister Miric hinzugehen und als Zdento Kovalszty um Olaa anzuhalten. Nur einen Augenblick lang denkt er so. Als er heimkehrt, sieht er sich alle Häuser an. Hinter welchen der Je schlossenen Jalousien sie wohl schläft? Der Viehhirt treibt die Kühe aus. Den hält Zdenlo an. »Wo wohnt «ec Büraermeister?« »Dort!« Der Junge zeigt mit den Peitschenstiel auf ein einstöckiges Haus. »Dort oben, im ersten Stock!« It- x It· It Sonntag drauf geben die Musikan ten ein Concert im Bräuhausgarten zu Gunsten der trauernden Hinterbliebe nen des seligen Primas. Die Creme von Marinovci ist er schienen. Olga allein mit ihrer Mut ter, denn der Herr Bürgermeister ist zu irgend einer Commission avgereist. Das Publikum hört aufmerksamer als gewöhnlich zu. Sie sitzen an lan gen Tischen — auf schmalen Holzhau ken und trinken Kassee und Bier. Eine Stimme ruft: »Der Vrimas soll Solo spielen!« Alle wiederholen: «Solo, Primas!« Zdenlo tritt vor und spielt —- dann nimmt er einen Teller und geht ein sammeln. »Für die Wittwe Erös Palis!« bit tet er mit abgezogenem Hut. Tie Spenden fallen tlirrend in den Teller. »Für die Wittwe Erös Palis!« Olga legt ihm eine Münze hin Und sagt dann leise, halb unbewußt: »Das ist für die Wittwe Palis — und für Sie?« »Für mich jene Rose, die Sie im Gürtel tragen, Fräulein Olga!« Sie legt die rothetliose auf das Gelt-. »Sie haben ein goldeneg Herz, gnä viges Fräulein!« sagt Zdenko laut und verneigt sich tief vor ihr. Als- er den Teller dem Cynibelschläger iibergievt, liegt statt der Rose ein »Hunderter« daraus· Wer ihn aespendet, weiß nic niand —- alg Zdento allein. Sie haben sich seither oft gesehen. Vor der Kirche wartet er auf sie und bei ihrer Haugtlfiir. Jmmer streift ihn ein scheuer Blick aus den heilgraucsi Augen. Zdento ist selig ——- so selig »Die man ist — wenn man sich so recht von Herzen verliebt hat. Er liebt —- cr liebt dieses süße, her zige Geschöpfchen! Und Olgat Abend ist’s. Ein weichen kühler commerabend Es ist deinatxe elf U1,r. Olga steht unbeweglich an dein offenen Fenster ihres Zinntierche115. Wartet sie auf irgend etwas-.- Alle Abend vor her erklang von der Ferne weigenspiel Zdentog Gruß an sie! Was diese kleine Geige ihr nicht alles tlagt — dnrch die stille Utaaitl Was sie tur nicht alles ktagt von Herzeleid und Stuminer und Weh! Die eine kleine Melodie, die toie ein Eltefrain innner wiederkehrt, die fuinsnt ihr tagsiitser ini Kopf herum nnd laßt sie nichts du«-: ken — alg das eine s - cctsred.ictie: das; sie ihn liebt! Das eine Schreckliche daß er ein Musikant ist! Dass eine Herrliche — daß er sie --— daß sie ion liebt! Sie zuckt zusammen! Da er klingt es wieder —-- aber so natje —- so nahe — dicht unter ihrem Fenster! Scheu schaut sie nach der Thür. Ader niemand kann ihn hören! Die Eltern schlafen in einem Gassenzitnmer, durch einen langen Gang von ihr getrennt. Auf der Gartenseite ist sie allein. Wie sie singt —— die Violin’! Olkga drückt die Hände gegen die Ohren « als wollt sie nichts mehr hören. Und doch hört sie ihn! Und wenn sie flüch ten würde bis an’s Weltende « diese Klänge verfolgten sie...! Ah, er singt! Sie läßt die Hände niederglei ten und horcht athemlog seinem Liede: ,,Oeffne dein Fensterlein, Oeffne dein Lädchetn Schent mir ein Rosmareim Blondlockig Mädchen, Still und geheiinnißvoll, WeiPs niemand merken soll. Vollmond am Himmelsthor Lugt aus den Wolken vor Nach dir mein Kind. Zeig mir dein Angesicht; Denn sieh, er plaudert’s nicht, Zeig dich geschwind!« Zu Zdentos Füßen fällt etwas nie der. Es ist ein Zweiglein, daran ein Zet telchen gebunden ist. Jm Mondenlicht ; liest er die Worte: f »Gute Nachtt« Gehorsam erhebt er sich von dem Bäntchen unter Olgas Fenster und geht« Leichten Sprunges setzt er über den Gartenzaun und verschwindet in den Feldern. - Olga aber kniet vor ihrem Bette und drückt das heiße Gesicht in die Polster, um ihr Schluchzen zu ersticken. It- slc -:« Heute sitzt sie wieder zitternd am Bettrand. Das Fenster steht weit of fen. Der Mond scheint so theilneh mend hinein, als thäte sie ihm leid ob ihrer kindischen Fragen: ,,Witd er kommen? Ach du lieber, barmherzi ger Gott! Warum kommt er? Warum nimmt er den Schlummer meiner Nächte — die Ruhe meiner Tages« Gestern ist sie ihm begegnet. Sie war stehen geblieben —- sie weiß selbst nicht —- wie sie es aus der Kehle heraus wiirgte: »Spielt nicht mehr unter mei nem Fenster, Zdenkot" Da sah er sie an! Wie kann in einemMenschenauge solch’ eine schmerz liche Frage brennen? »Verbietet Jhr’g? Verjagt Jhr mich?« Und sie sagte: »Nein, und floh. Sie liebt ihn doch? Wird er koni nun? Er ist gekommen. Ein Paar trau rige Mollaccorde, die langsam in eine sehnsüchtige Melodie übergehen, dann mit gedämpfter, vibrirender Stimme: »Leise athmet Blüth’ und Blatt Jn dem stillen Garten, Sprich, wie lang, mein blondes Lieb, Soll ich deiner warten? Und wie lang vor’m Fensterlein Werd ich stehen müssen? Wann, mein blondgelocktes Lieb, Wann werd’ ich dich küssen?« »Quäl mich nicht! Quäl mich nichtt« flüstert Olga. Zdento hält inne, als erwarte er Antwort. Er steht nun ihrem Fenster gegen über im Schatten. Noch einmal hebt er an. So leise und fanft, als spielten Geisterhände: »Aus deinen sanften Träumen weckt Dich meine Weise, Sie loctt wie eine Wasserfrau So leise· Bang fragt und ruft die Nachtigall, Wo’5 Hälmchen bliebe, Und schluchzt und jauchzt das alte Lied Der Liebet Komm du zu mir, mein süßes Kind! Es glühn die Sterne! Ich sagte dir’5, wie ich dich lieb’, So gerne. Aus deinen sanften Träumen weckt Dich meine Weise Es lockt wie eine Wasserfrau So leise Die Liebe l« Der letzte Ton ist verhallt. So still ist’S — so traumhaft still, daß man wähnt, die fallenden Rosenblätter zu hören. Da knarrt die Hausthür. Olga kommt langsam — zögernd näher, bis sie vor Zdenko stehen bleibt. Er sieht sie fragend an und ficht die hellen Thränen, die ihr über die Wangen rollen Dann blickt auch sie plötzlich auf und läuft zurück in’5 Haus. Er aber geht wieder traurig seiner Wege-. Siebenmal hat er seitdem vor ihrem Fenster gesungen, und tein Laut ver rieth, daf; sie ihn höre. Er hat vor der Kirchthtir gelaucrt, und — sie kam nicht. Endlich hat er sich ein Herz ge faßt und ist am hellen Tage stunden lang auf dem Eckftein gegenüber ihrem Hause gesessen. Sie zeigte sich nicht. Am »kleinen Frauentag«, da er wie der einporblickt, merkt er oben am Simsen einen Neltenbnsch mit unge brochenen Bliitten — das alte Zeichen, dan die Liebe sich ergeben! —— Nachts zittern seine Melodien wieder aus den Graf Zdenlog Brautfahrt —— F)———5 Büschen zu ihr Und bebend und verlan gend die Worte: »Mein süßes Kind, laß das Zagen, Und lafz des Bangen-: herbe Lust! Hat dir die Stunde erst geschlagen, Dann kommst du doch! Du mußt, du mußt ! Wie eine lang verirrte Taube Drückst du dich still an meine Brust, Mein holdes Liebchen, glaube, glaube, Die Liebe ruft! Du mußt, du mußt!« Auf einmal, eh’ er’g gedacht, steht sie vor ihm —- wie damals: die hellen Thranen in den Augen. Er breitet die Arme aus, und sie sinkt ihm schluchzend an’s Herz. Er hat den rothen Mund geküßt und die Thränen getrocknet. Und niemand hat es gesehen als die großäugigen Himmelslichter oben am Firmarnent. Manche Nacht sind sie in dem bus tenden Garten gesessen — glücklich und wunschlos — wie im Märchenland. Sie haben sich alles gesagt und alles gefragt, was man in solchen Stunden — zu sagen und zu fragen pflegt, unsd ya ben’s doch nicht ergründet — warum, wann und wie die Liebe kam. »Wann ich weiter wandern muß, Olga?« »Dann gehe ich mit dir!« »Ich bin arm und heimathlos, Ol ga ?« »An deinem Herzen ist mein-e Hei math — ich liebe dich, Zdenko!« So ist’s beschlossene Sache. Sie kommt des Abends herunter und trägt in der Hand ein« Ränzchen mit einigen ihrer Habseligkeiten. Die packt er in seinen Tornister, und sie ge hen Hand in Hand Von dannen. Sie schaut kein einziges Mal zurück So wandern sie fürbaß die ganze Nacht. Wenn sie müde werden, rasten sie am Straßenrain. Als- sie um die ach-te Morgenstund’ in Kostelice an kommen, steht oor dem Wirthshaus ein Viereraug Auf dem Bocke thront der alte Jozo in der gräflich Kovalszky’sch-en Livree. Er ist ausnahmsweise Kutscher. Zdenko tritt mit abgezogenem Hute zu ihm heran: »Guter Freund, Jhr fahrt doch mit leerem Wagen zurück? Könnt Ihr uns nicht mitnehmen?« ,,Gräfliche Gnaden . . . !" Da trifft ihn ein vernichten-der Blick aus Zdentos Augen. Der alte Jozo sinkt in sich zusam men, macht ein blödes Gesicht unI murmelt irgend etwas Unverstand liches. Zdenko nnd Olga setzen sich in den Fond der Kalesche, und fort geht’s wie der Wind. Wenn ne nch turchtet, braucht er sie nur anzusehen. Keine Spur der Reue über das Geschehene ist in ihrem Ge sichtchen zu lesen. Sie schwelgt In dem Gefühle einer reinen, mächtigen Liebe. Und wenn ihre Liebe nicht wäre, müßte sie erwachen bei jedem Drucke seiner Hand. Jozo ist diskrei. Er wendet keinen Blick von seinen vier Braunen, die zu fühlen scheinen, wen sie fahren. Sie kauen an den Gebissen und zerren vor Ungeduld den alten Jozo schier vom Bock herunter-. Haben auch lange ge nug geruht. Der Wagen saust — vorüber an den Stoppelfeldern des Herbstes in die sonnige Welt hinein, und Olga fragt nicht, wohin eS gehe. Nur wenn sie durch ein Dorf kommen, schmiegt sie sich ängstlich an den Entführer, daß man sie nicht erkenne. »Wir werden uns ein kleines Häus chen tausen,« sagt Zdenko. »Ja. Mit einem kleinen Garten !« «;3"a. Und darin muß eine Bank sein l« »Ja. Ganz wie die bei uns in Ma rinovci.« »Ja. Und du wirst daran sitzen, Olg·.1.« »Ja. Und du neben mir, Zdenko!« Gegen Mittag ist das Schloß »r reicht. Die weiten Flügel des Thores öff nen sich Jozo fährt im knirschenden Ries vor. «-,«-.nto verläßt den Wagen und Leu Lilga herang. Tief verbeugen sidh die Diener. Zdenko schreitet so sicher ur-. d selbstbewußt die teppichbelegte Treppe hinan —- als — sei er hier zu Hause C r fragt nicht und redet nicht. Olga schaut und schaut — und kann nicht klug werden aus all’ dem Erlebten chnto führt sie in ein Zimmer und l;eikzt sie warten. Ihr ist «- sie weiß nicht wie. Was soll das alles? Die Fenster sind weit offen, und aus dem Bart fluthet der volle Sonnenschein herein. Sie ist auf-gesprungen und möchte denken M möchte sich alles er klären . . . Als Zdenko wieder eintritt, ist aus dem wandernden Musikanten der Graf Zeudalgzky in Sinoting und weifzer siravatte geworden. Der läßt den fremden Herrn rufen, der eben ange kommen. Es ist der Bürgermeister ; Mirie aus Marinovci . .. Die drei lachen und weinen und er zahlen in einem Athenizuge und sind unbeschreiblich glücklich. Herr Miric kann sein Erstaunen nicht genu- schildern, das er empfun den, als von dein Grafen Zdenkso Ko valszkh heute früh ein Brief kam, er — der Miric —- solle ihm unverzüglich die Ehre seines Besuches schenken. Er ist gleich weggesahren und hatte gar nicht beniertt,dasi — Olga nicht da sei! Und Olaa küßt ihren Bräutigam und flüstert ihm zu: »Ich hab’ dich doch gerade so lieb, als wenn du ein wirkli « cher Primas wärest!« Er lacht! Die Geschichte schließt wie ein Mär chen: Wenn sie nicht gestorben sind — leben sie noch heute. « ’-A Um rotoe Blumentöpfe aufzufrischen, verwende man Steinroth mit Wasser und reibe damit die gut gereinigten Töpfe ein.