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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Nov. 26, 1897)
»- Ecken Use heitere Geschichte vorn Danlsagunqss Tag, von I. Scheinen Heseliel Simpson hatte sein Mor genessen. in der hauptsache aus locke oen, goldgelben Buchweizentuchen und ptächtig braun geschmorten Schweins toteletten bestehend — nomlnkniy Buchweizen vom eigenen Felde und Fleisch vom selber gemästeten und sel ber geschlachteten Grunzer — unter Bethätigung eines vorzüglichen Appe ttts beendet. Stillvergniigt wiegte er sich in dem alten Schautelstuhle am Fenster, sog bedächtig an dem Schilf rohr seiner Maislolbenpseife und ließ blaue Wöltlein aufsteigen zur Stuben deckr. »Das heuniqe Jahr,« schimm zelte er innerlich, »ist gar lein so übles gewesen siir Konschehotan-Farm, und der Dantsagungstag soll in altge wohnter Weise gefeiert werden. Jst’s mir doch, wie wenn ich am Abend noch ganz besondere Ursache haben dürste, einer wohlwollenden Vorsehung meine Anerkennung ihres segensreichen Wal tens auszusprechen« Während der würdige Hausherr, in angenehme Träumereien versunken, Erz paffte und pasfte, räumte Katherin M »I- Ä-««-«qu T Ann, seine Frau, geschäftig aber un . vertennbar zerstreut und mit den Ge YIY danken nicht recht bei der Sache, den « Frühstückstisch ab. Es drängte sie, Imzihrem Heseliel etwas zu sagen, aber sie zögerte, mit der Sprache herauszu riicten· Erst nachdem sie die letzten Broiamen zusammengefegt und das Tafeltuch versorgt hatte, faßte sie sich ein Herz und störte das stillvergnügte . Chegesponst aus seiner Ruhe mit der « Frage auf: Du kommst doch heute mit zur Kirche Heseliel?« Eine Wolle, duntler als die vom Tabatgrauch gebildete, erschien aus Iarmer Sinipsong Stirn, aber im nächsten Augenblick war sie schon wies der verschwunden. e» »Ich taltulire nein, Katherin Ann, « « entgegnete er gelassen, ,,heiite nicht « Nein, heute wirtlich nicht« »Aber, warum nicht Hesetielk Es tviirde Dich erbauen,« beharrte Rathe tin Ann, an ihren Mann herrintretend, und von seiner breiten Schulter etliche Heuspuren entfernend, die dort im Verlause der YJcorgenfijtterung deL Viehe-Z sich niedergelassen hatten. ,,W«,slt Katherin Ann, ’g ist so 'ne Sache. Jch liabe so das Gefühl, wie wenn’5 mir ganz ungeiiieiii wohl thun würde, diesen herrlichen Morgen im - Freien, nur im Verkehr mit der Natur so ganz allein für mich hinzubringen Jch bin halt eben nicht so streng tirch lich, so gut puritanisch aufgezogen worden wie Du, nnd ’ne Art neige ich der Ansicht iu, ich lönnte draußen im , Walde ’ne faniose Dantsagung zuwege dringen; "’5 wird mir da eher so recht zum Bewußtsein toiiimen, wag der« Himmel im verflossenen Jahre Alles gethan hat siir unsere Farin. Geht nur Ihr, Du und die Kinder, zur Kirche ohne mich, ich wandere derweil so herum und gegen Mittag bin ich dann schon wieder da.« - lieber das Gesicht der- Frau huschte ein leichter Schatten »W« lt, wie Du .tvillst, Hesetiel; aber tomni nicht zu spät; um zwei Uhr möchte ich den Pater auf den Tisch stellen.« « , Damit ging sie aus der Stube, sich i selber und die sieben jungen Simpsong . H fiir den Kirchengang zurecht zu ma-: chein - Eine Stunde später schaute Hesetiel H durch s Rüchensenster der tirchenwärtg »ilgernden Familie nach und als der letzte seiner sieben Sprößliiige in dem weißgetiinchten LIJtethodisien--Meeting-« ause verschwunden war, wandte der« Vater sich um nnd wars einen Blick auf . «;»;sie große Wanduhr. I T »Bei Jingo, schon halb zehn! Jch » ß mich sputen, sonst toniin’ ich zii pät.« . Jn siinf Minuten war Heseliel irnpson unterwegs nach dein User des Possumsees, zu dein von der Farin weg ein Fußpfad durch den Wald führte. Viertelstiindiqez strammes Auss chreiten brachte Sinipson an’5 Ziel nd in die Gesellschaft Von vier Nach barn und guten Freunden, die aus den Siiumiaen aeipartet hatten. Diese Vier Freunde waren Josiali Maisle5, Halvalul Winaing, Jsaal Flanderg und lsliia TurndulL Vln der kleinen Landunqsslelle lag ein un geschlachtet-H Boot niit flachem ’«-odeii, eine Art Ponton, und in diese-I primi ive Fahrzeug stiegen die iiins Männer nd ruderten in die Mitte des Sees many-, eine gute halbe Meile vom ser fort. Während der Fahrt wurde tein ort gewechselt, aber sobald der Anker ausgeworfen war, lösten sich die Zun en. . »Macht den Tisch zurecht,« drängtev heseliel Sinipson. J »Aber. meine werthen Freunde, em- ’ pfindet ihr denn nicht die schauderhcste Feuchtigleit dieses verinaledeiten Ge wässers?" srug, derschniitzt grinsend, Eliia Turnbull, ein lraststroszender hünr. · »Vernünstig gesprochen!« wars Ha bakul Wigging ein. » »Sieh den Kot-l, Hesetiel; wir wol-« len mit einer Untersuchung jenes rund ichem mit Stroh unislochtenen Ge fässes dort das Meeting eröffnen« Andächtigeg Gurgeln und Gluclsen ließ sich vernehmen, und süns breite, Inorrige Händerüclen mischten uber « zehn seuchle Lippen. . , L Unverziiglich wurden setzt aug Brei-z tern nndKleen Si e und elnTifEfimi provisivt; Jofiah aples, den, feinem äußeren Habitns nach, jeder Fremde auf einen Reverend taxirt haben würde, holte aus den Tiefen der linten Schooßtasche seines langen schwarzen Gehrockes ein Kartenspiel, und die fünf ; biederen Jersey - Formen schickten sich an, den Morgen des Danlsagungs tages nach ihrer Manier mit dem Dre « schen eines steifen Poters zu feiern. Das also war’s, wasHesetiel Simp son der Katherin Ann als ein so un , widerstehliches Verlangen hingestellt hatte, in freier Natur seine Gedanken zu sammeln. Mächtiger Hochwald trat ringsum bis dicht an die Ufer des Sees heran, und das auf feinem glatten Spiegel fchwimmende Boot wurde nicht durch , Windhauch und Wellenschlag bean -ruhigt. Die wohlthuende Wärme ei - nes wundervollen Spätherbstes, der ’ indianische Sommer war zur Henk « schast gelangt, und vom tiefblauen, Ewoltenlosen Himmel warf die Sonne J freundliche Blicke auf die fünf Karten I spielenden Kumpane. « Und warum hätte sie’s auch nicht ! thun sollen? War die Gesellschaft in ; dern alten Ponton nicht eine jovialeP EHeiteres Lächeln zuckte bald über das - eine, bald über das andere der wettet ’ harten Gesichter. Lachen, laut und k poltert-nd rollte über die glitzernde ; Wasserfläche, und dann und wann flog « wohl auch ein Hut in die Luft, wenn j feinem Eigenthümer ein kühner » »i)1nst’« geglijckt war. . Tiefer und immer tiefer sank die »Fliifsigteitsmarke in der dickbauchigen ; Whiskehflafche und höher und höher stieg in den Gemüthern der Stim : mungsbarometer; das Weiten, Reizen : und Bluffen wurde immer- lebhafter. " Doch jedes Ding muß einmal enden: zwei Uhr, die althergebrachte Schluß stunde des Danlsagungs - Pokerg » rückte näher und näher. Hefekiel Simpfon hatte von Anfang an und dauernd Pech gehabt; da Häuflein Silberdollars vor ihm schmolz immer bedenklicher zufammen« Auch Maule-T Wiggins und Turnbull! erzielten keine Erfolge mehr; alles aufs dem Tische vorhandene Baargeld fchieni von einer unwiderstehlichen Neigung; - befeelt zu fein, Jfaak Flanders zuzu . strömen. s - »Wi«ll inzwi, jetzt geht’s um den letz- J ten put,« fchmunzelte der glückliche Sie-E winner. als er die frisch gemischten? Karten austheilte Jeder der fünf Freunde ftudirte die ihm zugefallenen fünf Blätter, undE über Hefekiel Simpson lam’H plötzlich; wie eine Inspiration, er hatte das beiz stimmte Gefühl, Fortuna schwer-ej heran, diesmal an seiner Seite sich nie-z derzulaffen. Jn der· Hand behielt er; die Eckstein-—Vier, Fünf und -Sieben,x die beiden anderen Karten legte er ab; und lief; sich frische dafiir geben. I Wiggins erklärte rnit der unbefanssi gensten Miene von der Welt, er sei bes reits der glückliche Besitzer von dreif Assen und zu denen gedenke er jetzt zwei; Fiarten zu ziehen, ivie er zuversichtlichk erwarte, ein Pärchen, am liebsten ziveiz Könige. ; Mai-les verschioor sich hoch unds theuer, feiner miserablen Vor-lage zum. Trotz, mit einem Kaufe von vier frisY fchen Karten gegen Simpfon, Wiggin5-I und eine tonträre Vorsehung in dies Schranken treten zu wollen. l Turnbull wandte sich an die Ver sammlung in gebundener Rede: Zu jeden anderen beliebigen Zeit würde er eine folch’ hundsföttifche Hand einfach hinwerfen und fluchen, in Anbetracht des hohen Festtages fei er indeß bereit, mitzuhalten und den Verfuch zu wa gen, durch das Ziehen einer Karte einen gewöhnlichen ,,-«tniik.(«tit« zu ergänzen. Wie feine drei Vorgänger zahlte er den ihm zum Kaufen berechtigenden Dol lar. Flanders berief sich darauf, daß er regelmäßig, wie allfeits bekannt, beim letzten »Im« am Danksagungstage keine Karte answechfele. Er fei zu alt fiir Neuerungen und daher auch heute entschlossen, es mit den fiinf Karten, die er in Händen halte, drauf ankom men zu lassen. Eine momentane Stille trat ein.; Die Viere, welche srische Karten erhal- i ten hatten, studirten die daraus sich er- J gehenden Kombinationen, und jeders bemühte sich, ein enttärischteg, verdros i senes Gesicht zu machen. j Hesetiel Simpson eröffnete dass Wettenx Er habe da fiins Karten von; sehr zweifelhaftem Werthe, aber be ! seelt von gut nachbarlichen Gefühle-us wolle er zwei Dollars riötiren. ! Elija Turubull erklärte, er sei ein« Esel gewesen, daß er nicht, seiner ersten Eingebung folgend, geslucht habe, an:j statt siir Rattenwechsel seinen »Um-« Dollar zu deponiren. Jetzt sei deri Dollar sutsch. und sluchen müsse ei. do . Er that’s. legte die Blätter aus« den Tisch und verzichtete endgültig. s habatut Wiggins schmunzelte übers-« legen: »Da habe ich richtig zu meinen dvet Assen die beiden Könige gezogen,«« sagte er, »und das Mindeste, was ick, mir mit so 'ner vollen Hand leisten tann, ist Simpsons zwei Dollars gut- z zumachen und ihn um weitere zehn Dollars zu steigern-« Josiah Mapleö ließ nur die beiden Worte fallen: »Berdammter Schundl« - wars die Karten hin und trat zurück, wie's Tutsnbull gethan. Jetzt weiss an Jsaat Flanders, sut zu äußern, und Simpson und Mig gins, die beiden allein noch Mitspielen den, beobachteten ihn mißttauisch, an scheinend erwägend, ob’s nicht das Ge leitet-site wäre. ihm ohne weitere Ovteis den ,,p0t« zu überlassen, falls er, dei ja gar nicht getauft und wahrscheinlich sehr gute Karten hatte, mit einein hohen Satze in’s Feld rücan sollte. Flanders zögerte und zögerte, end lich aber ließ er sich folgendermaßen vernehmen: ,,lk0«m, wir sind alte, er probte Freunde, und heute ist Dank sagungstag Vernünstigerweise sollte ich diese fünf Blättlein hiev aus den großen Hausen werfen und Simpson und Wiggins die Sache allein aussich ten lassen; das wäre gesunde Pom politii. Doch darum handelt’s sich im vorliegenden Falle nicht, man muß auch beim Poler der Freundschaft ein Opfer bringen können. Es geht mir gegen den Strich, auszuscheiden, nach dem ich Euch so ziemlich alles baare Geld abgenommen habe, und um Euch eine sichere Revanche zu geben, bin ich entschlossen, Simpson’s zwei und Mig gin’s zehn Dollars zu halten und ein weiteres rundes Hundert auf meine sehr mittelmäßigen harten zu wetten. Abermals stand’s nun Simpson zu den aufgenommenen Faden weiter zu spinnen. Eine Weile schaute er sin nend und ohne eine Miene zu verzie hen, vor sich hin, dann aber sing’s an, in seinem Gesichte zu arbeiten, bis schließlich ein Ausdruck, in dem herg liche Nächstenliebe und schmerzlose Re signation harmonisch ineinander schmolzen, die von Natur rauhborstis gen Züge, wenn auch nicht verschönte, so doch verklärte. Ein tiefer Atheni zug, ein langer Blick über die Tafel runde und Hesetieks Lippen öffneten sich« »Meine lieben Freunde und Nach-I barn,« begann er, »ich habe mich längst schon mit dem Gedanken getragen, das Farmen anfzustecken und Missionär zu werden. Als solcher muß ich aug schließlich auf das Seelenheil meiner Mitmenschen bedacht sein und mate riellen Besitz verachten. W--ll, diese speziellen füns Karten, in diesem spe ziellen Rundgang geben mir an diesem besonders geweihten Tage eine er wiinschte Gelegenheit, einen Theil mei nen irdischen Habe aus meine besten Freunde in einer Weise zu übertragen, die dieser Uebertragung alles Peinliche nimmt, sie nicht als ein Geschenk er scheinen läßt. Von dieser Erwägung ausgehend, will ich einen großartigen »Ist-ist« entriren. Er machte eine kurize Pause, dann fuhr er sort: »Da wären also zunächst Wigging’ zehn Dollars zu decken. U’(«ll, hier sind sie, damit ist aber auch mein Baar vorrath erschöpft. Du, Jlanders, hast ja immer behauptet, die beiden Alders neu-Kühe in meinem Stall wiiriden für hundert Dollarg viel zu billig verkauft sein. Meine braune Stute Lea, Buggh und Geschirr repräsentiren unter Brit dern einen Werth von sagen wir, sech zig Dollarg. Zwei .Psliige und eines sunlelnagelneue Egge sollen mit zu s sammen nur- fünsundzwanzig Dollarg angesetzt werden und mit weiteren sünfundzwanzig meine schwarze Sau und ihre sieben noch saugenden Fertel.« Hesetiel notirte die erwähnten Be sitzstijcle mit Bleisiift aus einen Fetzen Papier, sunnnirte, unterzeichnete und brachte seine Rede folgendermaßen zum Abschluß: »Da hätten wir also an Fahrhabe spottbillig berechnet, einen Gesammt werth von zweihundert und zehn Dol larS, und den lege ich in diesen letzten »Im-« zum Betten des Gliictlichsten meiner beiden guten Freunde hier. Damit ist Jsaatg Wettbetrag gut ge macht und um hundert und zehn Dol lars überboten.« Wigging räusperte sich ein Paar Mal, spuekte über den Bootrand in’E Wasser und nahm genaue Einsicht in Simpson’s Jnventaranweisung. »Hm, zweihundert und zehn Dol lars soll ich einlegen,« sagte er. Dünkt mich 'ne recht anständige Steigerung Haben’ö, glaub’ ich, noch nie so hoch geschraubt. Drei Asse und zwei Kö nige sind nicht übel, aber absolut sicher daraus bauen kann man nicht. Doch. was macht’s, tomrnt Alles schließlich auf eins heraus-. Flanderss ist nun mal der Glück-with er hat«SZeug dazu, reich zu werden, ich hab’g nicht. Frü her oder später kriegt er mein Geld ja doch, und damit’s rascher geht, will ich den Satz ristiren. Mit dem Baaren bin ich so ziemlich fertig, aber der Erd iipfelertrag meiner Farin, der hat zu mindest einen Werth von zweihundert und zehn Dollars.« Und Wiqging tritzelte auf ein Blatt:i »Habe die diegjiihrige Spättartosfel--l ernte von meistetierierzigacceg Grund-I stiick am Biberbach verkauft sitr zwei-, hundert und zehn Dollatg und vollen Gegentverth erhalten. Habatut Wis ginS.« Diesen Schein legte er nach einigem Zögern in den »p»t.« Flander5, dem jetzt die letzte Ent scheidung zustand, erklärte, auch er sei bereit, Simpson Nachfolqe zu leisten. Mit hundert und dreizehn Dollars stecke et noch im Spiel, da wolle er denn doch nicht mehr zurücktreten Er deponitte sechzig Dollnrs bar-r und ci nen Zettel, durch den er sich verpflichsk tete, dem Inhaber desselben seinen zweijährigen Hamilton - Wallach aus zuliesem »So, da hätten wir nun Alles ge ordnet,« sagte er, »und können sehen, wer gewinnt. Was hältst Du in der Hand, WigginM Die Geschichte da mit den drei Assen Und zwei Königen ist eitel Flunterei. das weiß ich.« »Stimmt!« erwiderte Wiggins, seine Karten auslegend und siegesge wisz vier Damen vol-weisend Meist nicht!«' ticherte Flanders. w »Hier sind vier Asse!« Er zeigte sie und schickte sich schon an, den »I)ot« einzuheimsen, wandte sich aber doch vorher noch, der Form wegen, an den wie geistesabwesend dasitzenden Simp son mit der Frage: k ,,Etwas dagegen einzuwenden, Desc iel?« Hesetiel fuhr etliche Male mit der Hand über die Augen, wie wenn er aus einem Traume sich erst in die Wirklich keit hätte zurückversetzen müssen. »Wie? srug er. — »Etwas einzu wenden? —- Was ich fiir Karten halte? —- Hm, nichts Besonderes, laltulire ich. —- Aber warte, will noch mal schauen!« Ernst und bedächtig ließ er die ein zelnen Blätter übereinander gleiten, doch ein schalkhaftes Zucken um die Mundwintel konnte er nicht unter drücken. ,,lk»«m, lkoxs!« tief er schließlich. »Ein Wunder-, ein wahrhaftiges Wun der-! ’S ist kaum zu glauben, aber hol’ mich dieser und jener, wenn ich da nicht einen regulären »Ur-Ughi sinnli« beisammen habe. Unerhörtl Hätt’s nie gedacht, vier Asse übertrumpsen zu können. Hm, scheint halt doch, der Vorsehung gesällt’«g nicht, daß ich Mis sionär werden will· Schade, jammer schade!« Damit breitete er« seine Karten aus und sing an, den »Wi« zu leeren. Das Silbergeld wanderte in die geräumigen Hosentaschem die Kartoffelernte, der Hamilton - Wallach zwei Kühe, eine braune Stute mit Bung und Ge schirr, eine schwarze Sau sammt sieben Ferteln, zwei Psliige und eine Egge verschwanden in der rechten Westen tasche. Nach dieser vergniialichen Berge arbeit stand Hoseiiel Simpson aus, dehnte und strectte sich, warf einen Bliri auf seinen nionstrijsen Zeitmes er und mahnte zum Aufbruch »’S fehlt nicht mehr viel zu zwzi Uhr, Nachbarn, wir müssen an’g Land Ich habe versprochen, zum Miitagcsscn daheim Fu sein, und Euch wird man, schätze ich, auch erwarten. Am näch sten Dantsaqunagtage ijber’·g Jahr versuchen wirUZ wieder. Wenn auch diesmal das Schicksal ein Veto einge legt hat, gänzlich ausgetrieben l)at«’«g mir die Vjtissivngideen nicht!« Its di· II Die vom Kiichenfenster aus Umschau haltende Katherin Ann hatte ihren Hesetiel schon von Weitem her anrsiicken sehen, und als dieser ,,Naturschw"eir-s mer« in die Wohnstube trat, fand er· das Essen angerichtet und die sieben jungen Simpsons bereits aus ihren Plätzen um den Tisch versammelt, in tiefen Zügen den Bratendust einschniif ielnd. »Ein bischen spät, HesetieU komm, tomm und setz’ Dich!« rief Katherin Ann dem Gatten zu. ,,Thut mir- leid, Mutter, das; Jhr habt warten müssen, aber wenn ich mich so recht andiichtig in den Natur genuß versente, dann verfliegt die Zeit ich weiß nicht wie.« Mit diesen Worten ließ Hesekiel Sitnpson sich in seinen Lehnsessel fallen. Die halb hinter dem mächtigen Pu ter versteckte Katherin Ann wars ihrem Manne einen strengen Blick zu und be meritte in ziemlich scharfem Tone: »Willst Du denn nicht den Tischsegen sprechen?« »Gewiß! gewis3!« Und mit gesal teten Händen, geschlossenen Augen und einer vor innerer Bewegung behenden Stimme betete Hesekieh »Für das-, wag Du uns heute be scheert hast — heute bescheert hast, o Herr! las; uns aufrichtig, herzlich und innig Dir danken. Amen!« Als Hesetiel wieder ausblictte, ers staunte er: kein Zweifel, Katherin Ann betrachtete ihn mit einem ganz abson derlichen Ausdruck, den er sich nicht er innern tonnte, seit vielen Jahren aus diesem Gesichte gesehen zu haben. Acr ger war’55 nicht, das erkannte ers sofort, im Gegentheil ein Schein von Glück und Zufriedenheit verklärte die Züge seiner Frau. Doch sie sagte nicht-s, und Hesetiel war zu lange schon ver heirathet, um zu fragen. Als ihm sein Teller gereicht wurde, fiel’5 ihm aus, daß er mit einer ganz gewöhnlich liberalen Portion der Zioiebelsiille des Bratens bedacht worden war. Zwie belfülle gehörte zu Hesetielg Schwä chen, aber Katherin Ann pflegte damit in der Regel sehr haushälterisch uinzu gehen. Das-, wag davon iibrig blieb, konnte sie im Berlause der folgenden Tage sehr gut zum Anmachen anderer Gerichte verwenden. Die gute Laune der Hausknutter übertrug sich in gesteigertem Maße aus alle Familienmitglieder, und das Danlsagungsmahl gestaltete sich zu ei nem ursidelen Feste. Als der Plumpudding und die Fruchttiichlein bis aus den letzten Hap Pen glücklich vertilgt und die Kinder in die Küche eschickt worden waren, trat Katherin nn an ihren Mann heran, beugte sich über ihn, gab ihm einen herzhasten Kuß und flüsterte: »Du hast mich heute sehr glücklich gemacht, Oesetielz ich habe immer daran ge zweifelt, daß Du beseelt seiest vom reli giösen Geiste, heute aber sind mir die Augen geöffnet worden. Niemand, in dem dev wahre Glaube nicht wohnt, könnte ein Tischgebet sprechen mit einer solchen Jnnigteit, mit einer Betonung, wie Du sie vorhin aus Deine Worte ge legt hast. Vergib mir, HesetieL daß ich Dich salsch beurtheilt habe!« Hesetiel legte seine große Rechte über die Augen, wie in Andacht versunken, aber cr betete nicht, er dachte — dachte an den Possumsee, an die guten Freunde und an den »gute-right tin-ein« Nach einer geraumen Weile erst brach er das eingetretene Schweigen. »Ja, ja, Katherin Ann,« sagte er, »’S ist immer eine mißliche Sache, vor schnell zu urtheilen; man kann da leicht zu falschen Schlußfolgerungen kommen.« »Ich weiß es, HesekieL ich weiß es und ich werde mich in Zukunft davor hüten.« Damit Verließ Katherin Ann die Stube und eilte in die Küche, die dort immer lärimender werdenden Kundgebungen der jüngeren Sinipsons zu dämpsen. Als die Thüre sich hinter seiner Frau geschlossen hatte, huschte ein Lächeln über Hefekiels Gesicht. »Hm, meine Bemerkung über falsche Schlußfolgerungen, die kann man freilich nehmen wie man will,« mur melte er. ,,W(-11, mle Katherin Ann, die brave Seele, hat’s richtig ausge legt, richtig wenigstens für den Haus frieden. — Wenn ich’s nächstemal in die Stadt komme, kaufe ich ihr die große Zehn-Dollar-Bibel mit den Bil dern der Propheten und Apostel, die hat sie sich schon lange gewünscht — und Verdainmt will ich sein, wenn ich je wieder Pok —« Doch hier versagte dem biederen Hesetiel Simpson die Stimme, er lehnte zurück in dem altväterischen Sorgenstuhl und in der nächsten Mi nute schreckte sonorez Schnarchen den: unterm Tisch leise schnurrenden Haus tater aus« Yie rotljen Extoctietn Von Sandor Mitszath Aus folgende Weise hatte es sich ;ugetragen. Marzi’s Eltern waren aus dein Felde mit dem Behacken der seartosseln beschäftigt; während nun die Alten arbeiteten, saß der kleine vierjährige Marzi dort in der Furche, wo der Krug mit dem Was ser war und das kleine Mädchen der Bruderssrau, das die Mutter dem Bublein unaufhörlich an’s Herzk band. T »Passe mir-ja gut auf mein Töch- E tcrchen, ich gebe sie Dir auch zur; Frau, wenn sie groß sein wird.« Und ; Marzi paßte auf. Er schäkerte unds Plauderte mit dem Kinde und dass lachte, bis es einschlief. Nun lang-l weilte er sich, aber nicht gar lange. Aus dern wogenden Aehrenwalde lä chelte etwas schönes Rothes ihm entge gen, das ihm reizend und schmeichelnd I iuzurusen schien: »Komm nur, Mar- s l zi, koinn1e.« Er stand auf und näherte sich die- Z sein Aehrenwalde. Je näher er kam, ; desto schöner leuchtete ihr-i das Noths daraus entgegen. Was mochte es seiiik Er betrat das Feld. Hoch schlugen die Achren iiber seinem Haupte zusam i::en. doch das rothe Etwas sah er in einem fort aus den tausend und tau send dünnen Getreidehalinen hervor biinten. Es war gar nicht weit, gleich kam er hin und schlug staunend seine Hände zusammen. Oh, oh, das sind ja rothe Glocken, ach Gott, wie schön! Er pfliiclte, betrachtete und schüttelte sie, aber sie klang nicht. Er schüttekte wieder -——, vergeblich. Klatschrosen haben keine Zungen. Marzi wurde traurig, daß die kleine Glocke so stumm blieb. Gewiß hatte sie jemand böswillig verdorben und ihr das Zünglein ausgerissen. Aber er kam nicht dazu, sich ernst zu betrüben, denn von rechts und kints und aus der Ferne schielten neue und immer neue rothe Glocken. Der Wind bewegte sich leise ein wenig hin und her und Marzi glaubte ein seines Klingen in der Lust zu Verneh men. Immer nach. . . Weiter dachte er nichts Anderes Er langweilte sich teinen Augenblick mehr; Alles war so interessant und unterhaltend. Drnns ten am Boden krochen allerlei kleine Fräser die Erdschollen hinauf und wie der herab; große grüngoldene Fliegen schwirrten und Heupferde sprangen hin und her. Und jetzt schlüpften zwei kleine, gelbe, slaumige Wachteln an ihm vorüber. Die waren sicher, der Mutter Ver bot entgegen, dein Neste entlaufen, Weit konnten sie noch nicht gehen. Man sah die Angst und Furcht in ihren dunklen Aeuglein. He Marzi, fange sie Marzi, nicht faul, begann ihnen so gleich nachzulausen. Aber die kleinen Vösewichter waren schneller als er und bald entschwanden sie und auch das letzte Geräusch von ihnen verklang. Nur die große, tiese, erschreckende Ruhe blieb. Nun erhob sich der Wind und durchbrauste das Feld, als ob ein un sichtbarer Kamm das Haar der Erde durchstreiste. Er brachte Kindeswirw inern von sern her. Pstl die kleine Boriska ist erwacht. Marzi wendete sich, um zu dern Kinde zurückzukehren: aber wußte er denn, nach welcher Richtung er zu ge hen hatte? Athemlos lief er ein Stück, dann stand er und lauschte. Auch das Weinen war verklungen Dann lief er wieder, keuchend, ers-«J prt, mit schweißtriefendem Angesicht Manch mal schien es ihm, als höre cr Stim men rufen, als llänge es hinter- ihm: I He Marzi, wo bist Du? Ckr versuchte wohl auch dem Klanae nachzuaeben aber bald war alles wieder still und nur die Aehren rauschten traurig, ge heimnißvoll. Und der arme Marzi lief und lies. Ach und der schreckliche Wald mit seinen wogenden Aehren und bunten Blumen, will gar kein Ende nehmen. Sein kleines Herz bebt und zuckt und er fängt bittlich zu weinen an. Die Kräfte verließen ihn. Müde, hungrig und erschöpft sank er neben einem Heidelbeerstrauch zu Boden. Seine Augen verdunkelten sich, sein Kopf brauste und die in dem Achan walde verstreuten schönen rothen Glo clen begannen zu klingen. Marzi’s Eltern merkten endlich,daß der Knabe nicht mehr bei den Vorrä then war. Sie schrieen und suchten in den Feldern nach ihm, doch vergeb lich. Sie fragten die Leute, doch Nie-l mand hatte ihn gesehen. Es war un begreiflich, wo er hingekommen sei-i könnte. Am andern Tage tromnielte man ihn im Dorfe aus und der Stuhlrich ter wurde benachrichtigt. « Dieser ließ die Umgegend durchsuchen. Man ver hörte umherirrende Zigeunerbanden, welche, wie man sagt, ab und zu Kin der stehlen. Man suchte und wartete in einem fort. Jeden Abend machte die Mut ter sein Bettchen, hoffend, er werde zu rückkommen Aber es kam keine Nach richt von ihm, bis zur Mitte des Som mer5. Als man im Juli das Getreide an der Grenze zu mähen begann, fanden die Schnitter in einer Furche neben einem Heidelbeerstrauch die Gebeine ei nes Kinde-L Ein Duell im Dunkeln. M Ein alter hannoverscher Geneval Lieutenant war infolge seines burschi tosen Benehmens wenig beliebt bei den jüngeren Osfizieren der hannoverschen Garde. Eines Abends fand in der Residenzstadt ein feierliches Mahl statt, wozu auch der alte General eingeladen war. Dur-eh irgend einen ärgerlichen Zufall verspätete er sich, und seine Laune war nicht gerade rosig zu nen nen, als er den Saal betrat und be merkte, dafz alle Gäste schon Platz ge nommen hatten. Als der Hausherr die alte Excellenz auf den Platz geleiten wollte, bemerkte ein junger Fähnrich, Träger eineg hochadeligen Namens-, den General nicht, da er sich in eifri gein Gespräch mit seiner Tischdame be fand. Nun fand Graf P. einen Ab leiter für seine Laune und sagte im Vorbeigehen ziemlich laut: ,,De Fähn rich kann wohl nich kiten, na dafür sitten de Fähnrichs ooch immer unnen.«« Der Fähnrich ist ganz entsetzt üben fei nen Vorgesetzten, der ihn in öffentlicher Weise beleidigt, und sagt laut zu sei ner Tischnachbarin: »Da haben Sie nun gehört, wag man sich so alles ge fallen lassen muß. Jch kann den Al ten nicht mal zur Rede stellen, sonst giebt eS noch obendrein Arrest.« Der General macht schleunigst Kehrt und sagt zu dem derbliifsten Fähnrsicht »Wat segst Du, min Söneten, Du willst mir fordern? Na is gut, dat gefällt mir; denn komm man morgen um zwölf in meine Wohnung« Am anderen Tage findet sich pünktlich der Fähnrich ein nnd wird von deni Die ner des alten Generals in ein Zimmer geführt, dessen Fenster durch schwere Vorhänge vollständig verhängt sind. Ein dreiarmiger Leuchter steht auf ei nem breiten Tische, an dem die Excel lenz in voller Uniform Platz genom men hat. Höhnisch lächelnd fordert der Graf den Fähnrsich auf, sich ihm gegenüber hinzusetzen »So, min Söneten, jetzt nimm Dir hier eine von die Pistolen und nu tikst Du mir an, damit Du weißt, wo ick sitze. Denn ruf ictz Jehann! und- denn nimmt de Jehann dat Licht raus und denn zähl ict eins — zwei — drei und up drei schieszt Du. Der-n ruf ick wedder: Jehann! und de bringt dat Licht wed der rin und denn komm ick ran. Enst tik ict Dir an und denn ruf ickt Je hann! Denn nimmt der dat Licht rut und denn zähl iek wedder und denn schief; ick. Aber dat sag ick Dir, ick drep immer in’n Kopp!« Dem Fähn rich ist bei dieser Rede nun doch etwas ungeinijthlich zu Muthe, aber was hilfth Er mus; nun mitmachen, auch tröstet er sich, denn er selbst hat ja den ersten Schuß. Die Sache geht los-. Der ,,Jehann« nimmt das Licht fort, der alte General rommandirt eins —— zwei —— drei und bautz lnallt der Fähnrich los, daß die Kugel nur so in die Wand fährt »Jehann!« tönt s im tiefsten Baß, der Diener stürzt mit dem Leuchter ein, und man sieht die alte Excellenz spöttisch lachend unver sehrt am Tische sitzen. »So, min Sö neken, jetzt komm ick ran! Wenn ick Dir genug angelilt habe, denn ruf ickt Jehanni und denn nimmt de Jehann dat Licht weg. Denn zähl’ ick eins » zrvei ——— drei und denn schiesz ick! Aber dat seg icl Dir, iel drep immer in’n Kopp!« Daraus mustert der alte Herr mit grimmigster Miene den Fähnrich, dann wivd der »Jehann« gerufen, und nun commandirt der Graf: »Eins — zivei —- — Jehann!« Wie der Blitz ist der Diener im Zimmer und man sieht den Fähnrich, wie er mit verlege ner Miene unter dem Tische hervor taucht »J, min Sönelen, « sagt die alte Excellenz schmunzelnd, ,,tvat malst Du denn da unnen, Du suchst wohl Din Taschentuch? —- Na, beruhige Dis man. ick war vorhin voch unnen!«