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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Nov. 12, 1897)
Es. Wird-lei, Herausgehen Grund Island, Ncbr — L Landwktthfmastllcheex Jahresringe Am Grunde der Hörner zeigen sich -.s. vorzugsweise bei Kühen, ringsörmige Erhöhungen und Vertiefungen, die .·,:«—"· rnan Jahresringe nennt Der erste J Ring soll nach dem ersten Kalbe erschei « tren, und eine regelmäßige Stellung der Ringe soll ein Zeichen sein, daß die Kuh in jedem Jahre trächtig gewesen ist. War eine Kuh während eines Jahres nicht trächtig, so ist der Zwi ; schenraum zwischen zwei Ringen grö ßer, und hat sie verworfen, so ent wickelt sich der Ring undeutlich, wie es "s-sei alten Kühen der Fall ist. Auch bei " ManchenOchsen setzen sich mit dem vier - UnJahre Ringe an. Hörner, welche am .. Grunde eine starke Einschniirung zei Iern deuten an, daß das Thier in letzter «t sehr schlecht gehalten wurde. eher die Entstehungsursachen dieser Ringe ist viel geschrieben worden; doch läßt sich nichts Bestimmte-s darüber sagen. Man denkt sich den Vorgang Folgendermaßem So lange das Thier E gleichmäßig viele und genügende Rah tung erhält und diese also allen Kör pertheilen auch in genügender Menge " fließt, wächst auch das Horn gleich - rk fort; es behält seine gleiche Dicke nnd zeigt eine glatte Oberfläche. III Während der Trächtigkeit ist die Zu fuhr von Nahrung zum Ho se:ir!-s ; ger; doch wächst dasselbe ununterbro st then fort trotz der geringeren Nab trengszusuhr, folglich muß die ganze J Strecke um die das Horn in dieser Zeit , pächst, dünner werden, weil die Rab " rungszusuhr nur sür das Wachsthum in die Länge genügt und nicht mehr sie die gleiche Dicke. Nach der Geburt des Kalt-es sließt wieder die gleiche Nah: tung zu und das Horn erhält für das Hände. «welches es bis« zur nächsten « Troer-regten wachit, wieder die irunere « Dicke. Jn dieser Weise entstehen also Jsdielleicht die Ringe oder Wulste an den Thöercern der Kühe; aber in seltenen Fällen bemerkt man auch bei den Och , " Fen solche Ringe. Diese erklären sich T; wohl dadurch, daß Arbeitsscher zeit J speise besonders angestrengt werden, io daß das Horn nicht genügend ernährt s""’";. wird. Als Beweis hierfür mag gelten, daß die Hornringe beim Ochsen selten , oder niemals regelmäßig von einander -- entfernt oder start entwickelt vorkom men. Bei den Kühen schätzt man nach den Hornringen das Alter. Man - rechnet, daß mittlere Kühe im Alter von ZE—8 Jahren das erste Kalb « bringen« Diese Zeit zählt man zu der — Zahl der Ringe; aber man irrt sich ge waltig, wenn man die Kuh nur so alt COECA als sie mit Einschluß dieser Zeit Ringe hat, Es kommt niemals oder ,- doch äußerst selten vor, daß eine Kuh . jedes Zahr ihr Kalb hat. Zw: schen j - · rächtigkeiten liegt immer einej "- verschieden lange Geltzeit, die sich in seltenen Fällen oft bis auf ein Jahrl und darüber hinaus- erstreckt. Man muß daher vorsichtig sein bei Berech nung der Jahre nach Hornringen jWenn eine Kuh fünf Ringe hat, darf f 7 man sicher 6 Jahre Alter zählen ohne . sDie Jugendjahre, also 8z——9 Jahre· im l nzen. Bei alten Kühen muß man l noch mehr Jahre zulegen, da sich bei diesen die Ringe nicht mehr so kennt i sieh zeigen und wohl auch ganz ver schwinden Kaust man eine Kuh von der man sicher weiß, daß sie stets sehr . Hut gesiittert wurde, so darf man im Durchschnitt schon auf zwei Ringe drei Jahre rechnen, weil dabei mehr Gelt zeii und Fehlgeburten vorkommen. DasDrainiren. ;;«T«. Ueber die große Wichtigkeit der Ent -.", wässerung des nassen Ackerlandeg dürfte wohl kaum eine Meinungsver schiedenheit obwalten. Rasser Boden - ist fest und kalt; beides aber stört das " Gebeihen der Pflanzen· Der Ent wässerung bedürfen solche Bodenarten, I) wo das Wasser nach einem Regen mehrere Stunden in den Furchen stehen ; bleibt; 2) wo die settige, bindige Erde IF sich an die Füße hängt und Menschen IT Und Thiere tiefe Fußstaper hinterlas «l sen, die sich mit Wasser füllen; ; Z) wo sich in trockener Zeit eine Rinde bildet, die kleine Risse be - sammt; . 4) Felder, aus denen 3—-—4 Tage "· M einem Regen sich noch nasse Stel " ten finden; ; s) wo man es für nützlich hält, das « in schmale Beete zu pflügen; G wo Moor- und Sumpfpflanzen en J· Man kann ein Stück Land auf Ver dene Art entwässern. , I) Durch osfene Gräben. Diese d zwar anfänglich billig: doch er Ien sie meistens ihren Zweck nicht kommen» sind ferner hinderlich bei Ackerbetltellung und werden in den « seid-s vom Vieh zugetreten. » « - He an änglich also auch billig, so s« - ste im aufe der Zeit doch am en; sind also kaum zu empfeh Zs in Sumpfländereiem Durch gedeckte Gräben. Diese angetegt wie Draingtäben und Steinen oder Baumstämmen ge M urit Erde ugedeelt. Bei dem « di er räben muß seht .das - ten werden, damit sie Duell perfect-fein Sind diese Ist set-macht so können sie wankend mehrerer Menschenalter ihren Zweck erfüllen. Man findet dieselben in den Südstaaten. wo sie schon im vorigen Jahrhundert angelegt wurden und noch heute die Felder trocken hal ten. Besonders zweckmäßig erweist sich das Ausfiillen mit Baumstämmen, zwei unten und einen in der Mitte drauf; dann mit feinem Reisig oder mit Tannennadeln bedeckt und hierauf Erde. Die erfolgreichste Entwässerung des Bodens geschieht mittelst Thonröhren —- Tilm —. Wer in dem Legen der Drainröhren keine ausreichende Er fahrung hat, sollte selbst die Hände davon lassen; wenn nicht sachkundig ausgeführt, kann die ganze Anlage mehr schaden als nützen. Es ist außer dem billiger, die Arbeit solchen Leuten im Contract zur Ausführung zu über geben. die das Drainiren als Beruf betreiben. Die Bortheile der Drainirun be- I schränten sich nicht auf die günsgttigen Folgen der Ableitung des überflüssi gen Wassers. Ein durchlassender oder drainirter Boden gestattet nicht nur das Hinabdringen des Regenwasfers, sondern es ist auch bei ihm das Her aufsteigen der Feuchtigteit aus den tie feren Erdschichten möglich. Nicht also allein bei anhaltender Nässe, sondern auch bei großer Trockenheit bringt das Drainiren Ruhm Wird durch das Drainiren das Uebermaß der Nässe be seitigt, so erhält die Luft freien Zu tritt, schwerer Boden wird erwärmt, die Gährung und Zersetzung des Dün gerä befördert. Da das Wasser weder auf der Oberfläche noch in der oberen Bodenschicht stehen bleiben kann, übt der Frost keinen schädlichen Einfluß auf Heben und Entwurzeln der Pflan zen. Der drainirte Boden trocknet im Frühjahr leichter ab; auch wird die Herbitbeftellung nicht durch die Niifse gehindert. Durch das Drainiren wird tieferes Pflügen ermöglicht. Die an gebauten Früchte sind kräftiger und leiden deshalb weniger von Rost und Mehlthau; auch ist der Boden reiner i von solchen Unträutern, die Näsfe lie s ben. F Durch umsichtige Ausführung des Drainirens tann unter Umständen der » Ertrag des Landes verdoppelt, ja ver dreifacht werden. Es versteht sich übrigens von selbst, daß es viele Lagen und Bodenarten giebt, wo sich das Drainiren nicht lohnt. Darum soll ein nachdenkender, tüchtiger Farmer nicht deshalb Drai niren, weil es mehrere Nachbarn ge than und das Drainiren vielleichi Mode in der Gegend geworden ist; sondern er soll vorher reiflich überle gen und nachrechnen, ob ihm das dafür verausgabte Geld auch gute Zinsen tragen würde. —NiedrigerGewinnsucht hat sich der Führer des briiischen Schifer »Vanlroft" schuldig gemacht Um sein Einkommen zu erhöhen, ver kaufte er feiner Mannschast auf See Branntwein zu hohen Preisen und ver leitete sie aus solche Weise zur Trunk suckft Merkwürdigerweise war dieser Mann nicht nur demNamen nach, son dern thatsächlich ein Mäßigteitgvereim ler! Gleichwohl nahm er, und zwar trotj gegentheiliger Anweisung seiner Rhederei, für eigene Rechnung einige zwanzig Kisten Whisiy, sowie Gin und Bier an Bord. Er verkaufte sei nen Leuten die Flasche Branntwein für TI, während er selbst das Dutzend mit 14 Mars bezahlt hatte. Der Zim mermann hatte nach eigener Angabe für 68 Flaschen Whisly die Summe von 865 angelegt, während die Rech nung des-· Kochs sich nicht viel niedriger stellte. Die Sache ward schließlich von der Mannschast selbst angezeigt, nach dem sie über die Vergeudung ihrest dienstes und die handlungsweife des Schiffers in Unwillen gerathen war. Den Schiffer traf als Strafe die Ent stehung seines Patentes auf drei Mo nate. weil er die Mannschaft zur Fritzntenheit auf hoher See verleitet a e. Eine Entführung mit einem· etwas komischen Beigeschmack hat in Waycroß, Ga» stattgefunden Der junge Farmer L. A. Harris war mit Fräulein Edith Williams, der Tochter eines der reichsten Bürger des Ortes, eins geworden und da Papa Williarns von der Vereinigung des Liebes-par chens nichts wissen wollte,beschloß das selbe durchzubrennen· Der Plan wurde in einer dunkeln Nacht zur Ausfüh rung gebracht und Harrig jagte mit seinem Liebchen in einem Buggy zu dem nächsten Friedengrichter, um sich von demselben copuliren zu lassen. Un terwegs stiegen der schönen Edith Be denken auf ob des Schrittes, den sie ge than, und sie gab denselben in Worten Ausdruck. Vergebens bemühte sich Harris, sie andern Sinnes zu machen, als plötzlich,tvie ein cis-us esx matt-lau Edith’s kleiner Bruder seinen Kopf unter dem Bugghsitz hervorstreckte und ries: »Red’ keinen Unsinn, Edith! Jetzt wird zum Squire gefahren und hoch zeit gemacht, denn ich will nicht um den Spaß kommen, nachdem ich die halbe Nacht unter dem Sitz gekauert gelegen habe.'« Der Junge hatte von dem Entsührungsplane Wind bekom men und sich ohneWissen des Pärchens unter den Buggysitz versteckt. Daß Schön - Edith ihren nicht ernst ge meinten Widerstand aufgab und Papa Williamz erst aus der Bildsläche er schien, als der Knoten geschützt war, sei nur der Vollständigkeit der Ie schichte wegen constant-L —- — Its-me Die Gefchichte der Cathertne Geom bes welche die Frauenfrage fiir sich ’ auf die Weise practifch löste, baß sie Männertleider anzog, das Ansireicheri handwert erlernte und damit 48 Jahre hindurch ihren Lebensunterhalt ver diente, bildet zur Zeit in London das Tagesgespriich Jm Arbeitshause von Weit Ham, wo sie Aufnahme gefun den hat, weil sie arbeitslos war, hat sie ihr Geheimniß offenbaren müssen. Frau Coombes ist flink und behend in ihren Bewegungen und man würde sie fin eine Frau von 50 Jahren halten« obwohl sie 63 alt ift. Sie ift nicht gron von Gestalt, aber ihre Stimme ist fiir die einer Frau ungewöhnlich tief; sie hat sich daran gewöhnt, in den tiefsten Registern zu sprechen. Sie ist in Axbridge in Somerfetshire geboren. Jhre Eltern, die in guten Verhält nissen lebten, ließen ihr eine gute Er ziehung geben; sie besuchte das »La die5’ College« in Cheltenham, das als eine der besten Mädchenfchulen galt Ein Vetter, der Lehrer war drang: e » sie zu einer sehr frühen Heirath weils er glaubte, sie könne ihm mit ihrenl Kenntnissen in seinem Berufe nützen. ! Dies wurde ihr Unglück. Jhr Gatte( wollte von ihren Eltern erhalten sein war brutal gegen sie und zwang sie da mit nicht nur, ihn zu verlassen, fort dern auch dafür zu sorgen, daß er ihre Spur nie wieder entdeckte. Berufs arten fiir Frauen gab es- vor 45 Juki rcn nicht und darum war sie, wie sie .:!:s;s ;gr, vor die Wahl gestellt, ent weder Männertieider anzuziehen und zu arbeiten oder dem Elend anheim zu fallen. Jn einem bescheidenen Gasthofe in Birmingham gelang es ihr, sich zu verkleiden Sie wurde Anftreicherlehr ling und verdiente 4 Schillinge dse Woche. Dann zeigte es sich bald, dat; sie geschickt war; nach drei Wochen wurde ihr bescheidener Lohn erhöht, und nach wenigen Monaten hatte sie bereits einen austömmlichen Verdienst Izu Anfang ihrer Laufbahn aroencre sie meist·in Yortshire und half dort manchen der prachtvollen Landsitze Les Abels und der begüterten Familien ausdetoriren Später arbeitete sie drei zehn Jahre lang für eine Dampffchiss ssahrtsiGesellfchaft und half mehrere der feinstenSalons der größten Schiffe dieser Gesellschaft ausmalen. Diese Art Arbeit, sagte sie, sei von ganz be sonderer Art, ein Schiffsmaler tönnc wohl ein Haus aus-malen« aber ein Stubenmaler tein Schiff. Jhre Ar beit war stets fo, daß sie ihren Arbeit gebern auffiel. Aber auch ihr zurück haltendes Wesen siel ihren Arbeitsge nossen aus, sie wanderten sich darüber uni- nannten sie den «(ic-ml(sm;m Winteer Sie merkten auch batd, daß sie rohe nnd unziemliche Redeweise nicht hören wollte, und wenn der eine der Arbeitsgenossen in solcher Art zu sprechen anfing, sagte bald ein anbe rer: »Höre auf damit, Charleh Wilson mag das nicht hören!" Charley Wil son war ihr angenommener Name. Da Frau Coombes guten Verdienst hatte, konnte sie auch eine behaglichr Wohnung haben, und sie hatte ein eige nes kleines Haue bei den Viktoria D-ocks· Zwei Leute wußten ihr Ge heimniß: zuerst ihre Mutter, die es tief bedauerte, das; ihre Tochter diesen Schritt für nöthig gehalten hatte, aber ihr kein hartes Wort deswegen sagte, und ihre Nichte, die 22 Jahre hindurch ihr Haus-wesen besorgte und bei den Nachbarn als Charley Wilson’s Frau galt. Vor einigen Jahren verließ sie ihre Nichte plötzlich, und das ging ihr sehr nahe. Dann hatte sie das Un glück, von einem Gerüst zu fallen und einige Rippen zu brechen· Sie tam in ärztliche Behandlung, ihre Verletzung wurde geheilt, aber ihrGeschlecht wurde dabei nicht entdeckt. Friiher schon war sie durch eine Schiffslute gefallen. hatte eine Knieicheibe gebrochen und war in ärztliche Behandlung gekommen. Der Arzt hatte auch nicht entdeckt, daß sie eine Frau war, er hatte nur gesagt : »Sie haben merkwürdig kleine hände für einen Mann, Wilson!« Zuletzt ging es ihr immer schlechter. Sie wen derte mit einem bloßen Stück Brot in der Tasche in London herum und suchte vergeblich Arbeit. Es blieb ihr anlegt nichts weiter übrig, als in ein Arbeitsbaus ZU geben und so wurde ihr Geheimniß bekannt Prohibitton in Maine. Wird der Tod des alten Neal To eine Aenderung der Probibitionigesetze in Maine zur Folge halten«-» Dies ist eine Frage, welche in den größeren Orten des Staates zur Zeit lebhaft erörtert und, je nach dein Standpunkte der betreffenden Personen, verschieden beantwortet wird. Immerhin scheint die öffentliche Meinung dahin zu ge hen, daß eine Aenderung in der nahen Zukunft zu erwarten sein dürfte. Jn Wirklichkeit hatte sich dev jüngst ver storbene Gen. Don-, der »Vater der Probibitivn", schon vor mehreren Jah ren von dem öffentlichen Leben zurück gezogem doch glaubte man allgemein, daß er zur Bertheidigung seines Steckenpferdes doch noch in die Arena steigen würde, und deshalb ließ man dasselbe unbehelligt. Jetzt nach seinem Tode hat sich die Sachlage geändert und die Gegner des Prohibitionsge set-es beginnen von seiner Abschasfung zu sprechen. Vielfach wird das soge nannte «Bangor - System« befürtvori tet, wiewohl dasselbe weiter nichts all eine Umgebung des Gesetzes ist. En Bang-se bat man nämlich das Un n nine desselben längst erkannt und die tin öffentliche Meinung erwies sich dort so start, daß dasselbe einfach nicht durch geführt wurde. Diesem Vorgehen schließt sich die Stadt Portland an. Während der letzten Session des Su perior - Gerichts unter Richter Von ney wurden über 810,000 an Strafen wegen Uebertretung des Prohibitionss gesetzes bezahlt und in vielen- Fällen » wurde Appellation angemeldet, um « eine weitere Frist zur Bezahlung der Strafen zu erlangen. Aus der Höhe dieser Strafgelder läßt sich der Um fang, in welchem das Gesetz übertreten wird, leicht ermessen. Da die Majori tät in den Städten zu Gunsten der Li censirung des Geträntehandels ist, möchten die Anti - Ptohibitioniften am liebsten einen allgemeinen Kreuz zug gegen das schmachvolle Gesetz or ganisircn. Wenngleich aber die Pro bibitioniften zur Zeit keinen Führer: baben und das Gras ihrer Anhängerj sich aus der Landbevölterung recrutirt, ’ so ist der Widerruf doch nicht leicht, da es durch die Constitution des-Staa tes geschützt wird. Aus diesemGrunde » wird es-’wohl beim Alten bleiben, foj weit der B u ch st a b e des Gesetzes in Betracht kommt, seine Nichtbefolgung aber zur Regel werden. —--— Die Gesundheit des Papstes. Jn den letzttn Tagen wurden wieder einmal die gewöhnlichen Depeschen über die schlechte Gesundheit des Papstes verbreitet. Der Leibarzt Leo’s xlll., Prof. Dr. Lapponi aber, der von vielen Journalisten interviewt ward, erllärte: ,,Seine Heiligkeit erfreut sich augen blicklich einer solch auten Gesundheit, wie selten zuvor-« Die »Tribuna« in Rom nimmt das zum Anlaß eines län geren Artikels, i« welchem unter Ans dereni das Folgende gesagt wird: »Die Gerüchte itber Jndisvositionen deo Papste-, entstehen mit großer Regelmii szigteit dreimal im Jahre, im Januar und im August, wo man sich sagt, daß Leo xllL unter der llngunst der Jah reszeit leidet, und,in den Ferien des Papsteg, die vom l. October bis zum 13. November dauern, und während de ren natürlich alle vatilanischenBureaux geschlossen sind, und auch die Em pfänge und Audienzen aufhören. Die Unglticksgeriichte werden meist nach Frankreich und Deutschland telegrai phirt, dann von der italienische-r Presse aufgenommen, während die rö mische Presse vorsichtiger ist« und sich auch bis jetzt lein Fall consiatiren läßt, daß ein römisches Blatt eine falsche Nachricht iiber den Gesundheitszuftand des Papstes gebracht hat. Der Papst er freut sich also guter Gesundheit und leidet auch nicht einmal unter den Be schwerden des Alters, welche andere Sterblichen bedrucken. Dabei über rascht er durch eine Gedächtniszstärte, die ihn alle historischen Daten der Ge schichte seines Vontisikates und auch der Prosangeschichte der letzten Deren nien sich erinnern läßt; so ist er zum Beispiel in der Geschichte der Afrika iriege sehr beschlagen. Wenn es sich um die Besetzung eines Bischosspostens handelt, gleichviel wo, und sei es auch in Süd - Amerika, so braucht er sich teine Vorträge halten zu lassen, da er alle Namen kennt, und irast seines gu ten Gedächtnisses sofort die ffnöthigen Versetzunasbesehle ertheilen lann. Es ist ja wahr, der Papst geht gebeugt, aber er bedarf keiner Stütze: selbst dann, wenn er nach dem Diner seinen Spaziergang in den Gärten macht, nimmt er nie den Ark? seines Beglei ters, eines »arm«-i- mses neigt-Ho p-ic«i(«(.·ipantp«. Selten. und dann nur mit großem Bedauern, verzichtet der Papst aus diesen Spaziergang, und nur wenn der Regen oder zu große Kälte es absolut gebieten. Ost kann man von den umliegenden Höhen des Janikulus, die einen Blick in die pati kanischen Gärten gewähren, einen weiß gekleidet-n alten herrn erblicken der von einem pfauenblauen Monsignorr und zwei Hellebardieren begleitet ist. In der Rechten tragt er einen Spa zierstock mit goldenem Knauf und in der Linien ein Buch, er geht ziemlich schnell durch die Gänge, oft steht er auch still, wie Jemand, der, in gespannter Haltung begriffen, besser zuhören will· Dieser Greis ist der Pontiser. Auch jetzt noch erhebt sich Leg- Xlli. Morgens zwischen sechs und acht Uhr, je nach dem er die Nacht oerbracht hat; denn es kommt oft vor, daß er, wenn derSchlas ihn flieht. das Bett verläßt, und einige Stunden am Schreibtische liest oder — dicl7tet. Nachdem er sich erhoben hat, liest er die Messe-, nimmt dann seinen gewöhnlichen Mklchlafsee und arbeitet bis zwei Uhr, wo er sein so oft geschil dertes frugales Mittagessen einnimmt. Auch wenn er auf seinen Spaziergang verzichten muß, schläft er nicht« nach dem Essen, sondern ruht sich bei leichter Lectiire aus. Im Uebrian ist sein täg liches Leben so regelmäßig, daß man es begreift. wenn er wenigen Störungen ausgesetzt ist. die andere Menschen sei nes Alters so oft in ihrer Gesundheit gefährden.« M-.s » Ein netter Mensch ist der Besehlshaber des Hochländer Re giments der Capstadt, Capitän Searle. Er gibt zu, daß er dem Rebellenhäupt ling Luta Jantje den Kopf habe ab lschlagen lassen. Der einzi e Zweck war, den Kopf einem Mu eum zu scheuten Capitän Searle hat übri gens eine erase von 10 Pfund Stet ling erlegen müssen, weil er einen in seinen Diensten befindlichen Gesange nen schlecht behandelt hatte. Capitän Searle mußte den betreffenden Einge borenm freilassen. — s Ole studwardickpedtttoms ) Frederick G. Jackfon, der Führer der 1»Windward« Expedition nach Franz Josephs - Land, hat in London dieser Tage zum ersten Male, und zwar im Rohal Societies Club vor einem Pu blilum von Gelehrten und von Motive Officieren über seine Reise einen Vor trag gehalten. Jm Bestibiil des Clubs war gleichzeitig eine Sammlung von Religuien der Jackson - Harmsworth Expedition ausgestellt, darunter die Anziige und Stiefel der Neisenden, ein Zelt, Canoes, Schlitten, Kochutensilien, Bärenfelle, Walroßlöpfe und auch ein lebender weißer Hund, der in Franz Josephs - Land zur Welt lam. Am meisten Interesse erregte eine merkwür dige Reliquie von Nansen, »Dr. Nan sen’s Speifeschranl« genannt: ein tragbarer Behälter, worin er Walroß Butter bei sich führte, die ihm auf der langen Reise von dem Tage an, da er die »Fram« verließ, bis zu feinem Zu sammentreffen mit Jackson als Nah rungsmittel und als Heizungs- und Beleuchtungsmaterial diente. Herr Jackfon gab in seinem Vortrage eine ungezwungene Erzählung seiner Er lebnisse. Er erzählte, daß er gegen Ende des Jahres 1892 den Plan ge faßt habe, Franz - Josephs - Land zu erforschen, es habe aber Anfangs an Mitteln gefehlt, den Plan auszufüh ren. Dann habe er, um die Tauglichi ieit feiner Austiiftung zu erproben, im Herbste des Jahres 1893 eine Reise nach der Waigatsch - Jnsel gemacht» ferner Sibirien bereist und im Winter eine mehr als 3000 englische Meilen lange Schlittenfahrt durch Nord-Nuß land und Lappland unternommen. Dann ging Jaclson an dieAusfiihrung sei nes Planes-, nach Franz Josephs ; Land zu reisen um von dort aus, wenn möglich, den Pol zu erreichen. Er glaubte, es erstreele sich von Franz-« Josephs - Land aus Land nach detnj Pole zu. In Franz- Joseph-J Lands jel bit aber kamen Jaason und seines Freunde zu der Einsicht, daß das nichts der Fall sei Franz- Josephs- Lands selbst erwies sich nur als ein ArchipelZ von lauter kleinen Inseln mit steiler Basallliisie und voller Gletscher Nördlich davon könnten allenfalls noch kleine Inseln sein aber kein fesles Land mehr. Jackson hat bei seiner Palaqu reife wie er erzählte, zum ersten Male Ponies verwendet, die er auf seinen; Neier im nordöstlichen Rußland zu erst antraf. Diese Ponies schilderles Jackson als wagemuthig und ausdau-i ernd, sie leistelen die größte Arbeit beij einem Minimum von Nahrung und; überträfen in dieser Beziehung die sa mojedischen und astjalischen Hunde um ein Bedeutende5. So war das Expe riment mit den Ponies ein vollkomme net Erfolg gewesen, nur im ersten Frühjahr-, als der Schnee schmolz, habe ihnen das Hineintreten in den feuchten Schnee Schwierigkeiten gemacht, die habe er aber damit überwunden, daß er j den Ponies Schneeschuhe gemacht habe. s Nach dem Vortrage wurde der Saalj dunkel gemacht und 150 photographis? sche Bilder von der Expedition wurder auf eine Leinwand projicirt. Darun H ter war auch das bekannte Bild, wies Jaelson mit Nansen zusammentrifka eä wurde mit lautem Beifall begrüßt- I .- - i i i l 1 l I l Die »Pretoria«. Der größte auf deutschen WerftenS für die Packetfahrtlinie gebaute Dam- s pfer, die ,,Pretokia«, lief dieser Tage auf der Werft von Blohm u. Voß inl Hamburg von Stapel. Es ist ein Schwefterfchiff der in England gebau ten »Pennfylvania«, und nahm, als es von den eingefeiften Felgen in die Elb- z fluthen quer hineinglitt, faft die Breite des Strome-s ein. Bei 23,500 Deplace ment Tons wird es beladen Sz Meter« Tiefgang haben. Es wird von 2 Dop- I pelfchrauben bewegt, die von 2 Ma-; fchinen von je 3000 Pferdekräften ge dreht tverden. Es lann 204 Passagiere L Klasse, 124 2. Klasse und 1000 Zwischendecker aufnehmen« Unterbrins gen lassen sich nach der leicht zu än dernden Raumdisposition 3500 Zwi fchendecker. Man verliert in der Zeit der Oceanriefen leicht die Vergleichs maaße; deshalb mögen einige der neue ren Typen, die sich mit Schnellichritt der allerdings nur noch hiftorifchen »Great Eaftern« nähern, nebeneinan der geftellt fein· Die »Great Eaftern« maß 6795 Fuß Länge bei 30,000 Tons Deplacement und 825 Fußz Breite und 115,344 netto stieg-Tonk Der this-her größte) lürzlich viel ge-; nannte Lloyddampfer ,,Kaifer Wil helm der Große« hat 20,500 Tons Deplacement lbei 5521 netto Reg Tons) und 625 Fuß Länge und 56 Fuß Breite. Die mindere WasserverH drängung bei ihm ift in der am Vor dertheil namentlich fchlanleren Form begründet. Die ,,Pretoria« und »Wenn fylvania« messen 560 Fuß in der Län ge und 62 Fuß in der Breite. Jljre netto Register-Toni-Ziffek ift 7861. Nur noch zwei, hauptsächlich für den Frachtdienft bestimmte Dampfer, die in Liverpool beheimathet find, stehen nach der Länge zwifchen dem gröfzten Lloydtyp und dem größten Nacken fahrttypt die ,.Lucania« und »Es-inva nia« mit 18000 Tons Deplarernent (gleich 4975 netto), 601 Fan Länge und 65 Fufz Breite. —- Kein Sinn fiir Poesie Tochter (zu ihrem Bater): »Ac- sieh nur, Papa, wie Luna lächelt!« Bat-k ..Lass die dumme Ukichel lachent« — I Ein kankaftfches säubersückchem « ! Erleichtert athmen die seltenen Rei Esenden aus, die etwa von Erzerurn » kommend, bei Karäurgan zuerst vie ; grünen Achselllappen der russischen ; Grenzsoldaten erblicken. Die asiati ; sche Türtei. das unwirthliche armer-J ische Hochlan liegt hinter ihnen. Die L tiirlischen Saptiehs, unter denen aller hand seltsames Voll dient, erhalten ihr Backschich und traben beruhigt ku riick; der Wanderer aber überschreitet die Grenze, entladet seinen Revotukr und sriihstiiclt bei den Officieren Der Grenzwache, wobei ausrichtigen Hek zens manches Glas aus Rußland und seine Cultursendung geleert wird. Daß diese Freude nicht immer »in Platze ist und daß man gelegentlich aus dem Regen in die Trause kommt, sobald die rothen Dächer des russischen Grenzortes aufgetaucht sind, lehrt das Abenteuer, das jüngst eine russisshe Dame in Transtautafien zwi den Alexandropol und Atstafa, der edi tion, wo man aus dem Wege nich Tislig den Wagen mit dem Eisenbahn zuge vertauscht, zu bestehen hatte· Man rechnet von Alexandropol bis Tiflig zwei Tage; das dazwischen lie gende Nachtquartier nimmt man ac wöhnlich in Delishan, wo auch die Straße von Etiwan einmündet. Zusi schen Karatilis und Delishan ist eme ungeheure Steigung zu überwinden und von oben, von der Station Hans satcheman rollt dann der Wagen irr entzückender Gegend die endlosen Win dungen der Straße in das lieblsche Waldthal von Delishan herab. Die Straße ist hier immer belebt und mit Avsatenposten versehen. Der Wagen mit der Dame hatte sich unter verdäch tigen Umständen verspätet, und so be sand er sich in der Dunkelheit noch eu: gutes Stück von Delishan entfernt. Plötzlich tauchten ganz in der Nähe an einer Biegung des Weges die Räuber auf; der Wogen war umzingelt und un Rettung nicht zu denken. Die Danke hatte den Trost, Genossen des Leibes zu haben, denn abgesehen von zwei Bauernwagen, mit deren Plünderung die Räuber grade beschäftigt waren, lamen noch andere Wagen, dar-unm eine Positutsche mit zwei Cadetten und einem Soldaten hinzu. ,,Alles ging ungemein ordentlich zu,« schreibt oie Dame an die ,,Nowoje Wrenija«. In kurzer Zeit waren alle ausgepliindert — bis auf die Cadetten, die der Sel dat zu vertheidigen sich anschickte -—«, wobei die Räuber sich gegen die Damen besonders höflich benahmen, währeno die Männer bis auf die bloße Heut durchsucht wurden. Ein Bauer, der sich zur Wehr setzen wollte, wurde nic dergemacht. Plötzlich saßen die Räu ber aus den abgeschnittenen Wagen vferden und jagten davon. Alarrnrrte siosaien kamen zu spöt, wie die Caru biniers in Offenbachs Briganten. --——. - .-——-——« --—— Sommers-time fär- Mädchen. Aus dem Gebiete der Feriencolonien, welche sich in gesundheitlicher Fürsorge siir die heranwachsende Jugend io glänzend bewährt haben, ist nian in England einen beachtenswerthen Schritt vorwärts gegangen, indem neuerdings auch Arbeiterinnen zu ihrer Erholung aufs Land geschickt werden. Jn London besteht eine Stiftung, der ,,«Factory Girls County Holiday Fund« und eine aus zwei Frauenvereis nen, der »Young Womens Christian Association« und der »Girls Friendlh Society« gebildete Vereinigung fiir Arbeiterinnenferien, welche an verschie denen Küstenorten Ferienheime errichtet haben. Die Stiftung schickt die Mäd chen ohne Unterschied des Bekenntnisses aus 14 Tage in ihre Sommerheime. Die beiden anderen Bereinigungen ver sammeln die Fabritmädchen schon den Winter hindurch in Arbeiterinnem club3, um sie zum Sparen der Kosten des Ferienaufenthalts (10———15 Shil ling wöchentlich) anzuhalten. Jn diesen Clubs, deren es jetzt in allen örnreren Quartier-en eine Menge giebt, und de nen viele Damen den größten Theil ih rer Zeit widrnen, wird den ganzenWins ter vomMeere aesprochen und dafür ge arbeitet. Die Begründerinnen dieser Clubs lehren die jungen Mädchen, ihre Kleider und Wäsche selbst anzufertigen und so die Shillinge, die sie sonst da siir verausgabten, zur Ferienreise bei Seite zu legen; sie lesen und singen mit ihnen, spielen ihnen vor, anstatt auf den Tanzboden gehen die Arbeiterinnen dahin, und so gelingt es Vielen, den nöthigen Spargroschen zu erschwingen. Auch siir die Mädchen, die teinern Ver ein angehören, der Ferienbeime besitzt, wird am Meere ----- denn dahin zieht es sie Alle ———-- billiaer Aufenthalt gefun den. Die Leiterinnen der Clubs haben in den Seeplätzen irgend eine Corre spondentin, die dafiir sorgt, dasz die jungen Mädchen anständige und billige Untertunft finden. Und die Damen. deren Interesse so siir sie geweckt wird, pflegen sich dann noch ein wenig ihrer anzunehmen, laden sie vielleicht einmal zu einer Theegesellfchaft, zu einem klei .nen Ausflug ein« geben ihnen einen Korb mit Eiern und Früchten mit, wenn es wieder heimwärts geht. Man mus; ei den ArbeiterinnenLondong zu ihrer Ehre nachsagen, dah sie ihren Stolz darin setzen, selbst das Geld zu sparen, urn sich einige Ferienwochen zu verschaffen, denn der Umaang mit ed len Frauen hat auch beredeind aus sie gewirkt und an Stelle der überlauten, in schreienden arben getleideten Fa britarbeiterin i bereits vielfach ein ruhiges, bescheidene-? Mädchen getreten, das andere Vergnügungen zu schätzen Bek, ais Schöske und Tanzboden sie ie n. ·