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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (June 18, 1897)
Anzcigcr u. Herold J. P. Windolph, Herausgehen Grund Island- Rede-. Landwttthsaiastltches. Aufbesserung der Wiesen und Weiden. Wenig Heu von den Wiesen und we nig Gras auf den Weiden —- heißt magetes, wenig nutzbringendes Vieh. Das ist natürlich und doch, wie selten trifft man einmal eine gute Weide und eine üppige Wiese. Unsere Weiden sollten doch wenigstens ein Thier auf einem Acre ernähren —- in Holland werden 2 und 3 Kühe auf 1 Acre Weide gerechnet —; aber wie sieht es damit aus bei uns! Wenn auch nicht, Die im fernen Westen 1 Quadratmeile Weideland zur Ernährung eines Stück Biehes erforderlich ist, so sind es doch mindestens 3—4 Arres. Unsere Far rner geben sich gar keine besondere Mühe, ihre Grasländereien zu verbes sern; wer denkt daran, Dung oder Jauche auf die Weide zu fahren? Und doch, wie dankbar sind diese gerade für solche Hilfe. Will man sich die Mühe geben, den Weideboden genau zu un tersuchen, so wird man unzählige kahle Stellen finden; das Gras steht lange nicht so dicht, als es stehen könnte und sollte. Während aus einer guten Weide 800 Graspflanzen und darüber auf einein Quadratsuß wachsen tön nen, dürfte auf den meisten Weiden noch nicht der vierte Theil anzutreffen sein. Auf Wiesen —- besonders in Bach- und Flußniederungen —- steht der Gras-wuchs dichter. Hier gelangt ein Theil der Gräser zur Samenreife und der Same sälltauf das Land; aus den Weiden wird» aber höchstens das vom Vieh gemiedene Unkraut reif uno besamt den Acker und verdrängt die werthvollen Gräser. Man kann eine Weide ganz bedeutend dadurch verbes sern, daß man Grasfamen ausstreut und das Land darauf treuzweise mit scharfer, schwerer Egge beeggt. Wer das einmal versucht hat, wird stch bald von der Wahrheit des Gesagten über zeugen. In manchen Gegenden ist es jetzt noch nicht zu spät, sondern läßt sich noch sehr gut ausführen, zumal wenn ein baldiger Regen in Aussicht sieht. Wer als ungläubiger Thomas die Sache bezweifelt, stelle einmal ei nen Versuch mit nur einem Acre an ; wir sind sicher, er wird im Herbst und besonders im nächsten Frühjahre be dauern, daß er nicht gleich das ganze Stück Land so übersäet hat« Am be sten erweist sich die Aussaat, wenn sie zeitig im Frühjahr vorgenommen wird. Nur nehme man nicht von dem aus dem Heuhoden zusammengefegten Haige siime; darin finden sich unter 100 Sa mentörnern 95 solche von Unkraut und 5 von Nutzgräsern Wenn es auch aussieht, als ob viel Timothe und Mee samen darunter wäre; diese sind mei xifens nicht teimfähig, weil das Gras ühzeitig geschnitten wurde, dagegen sind aber viele Untrautsamen reif und !eimsiihig. Man säe nur die besten Weidegräser: dazu gehören vor allen das Knaulgras —- Orchard Gras-g — franz. Raygras — Meadow Oat Gras-s —- und engl. Rahgras. Durch Aussaat solcher Gräser werden nicht nur die Lücken auf den Wiesen und Weiden ausgefüllt und höhere Erträge erzielt, es wird dadurch auch das Un kraut eingeschränkt. Kalt im HühnerftalL Als ein vorzügliches Mittel, den Vithnerstall von Ungezieser zu befreien, erweist sich der gewöhnliche Kaltstaub, lustgelösehter Kalt. Schweseldämpfe, Kerosin und ähnliche Sachen ergeben selten eine gründliche Vertilgung. Nicht nur daß beim Berstäuben des Kalk staut-es der seiner Feinheit wegen in alle Fugen und Ritzen eindringt und das Ungezieser augenblicklich tödtet, er zerstört auch den üblen Geruch, der im warmen Wetter. wenn der Stall nicht täglich gereinigt wird, unausbleiblich dem Hühnerdunge entsteigt. Der Ge »z; euch entsteht durch dem Dunge entstei T enden Ammonialz der Kaltstaub aber gält das Ammoniak im Dunge zurück t- Und beseitigt so den üblen Geruch. :.» Hierdurch aber gewinnt der Hühner T . dung an Werth; dies ist besonders dort - non Werth, wo er mit Gips — Land ; plaster —- als Düngung der Maissel der statt des theuren Kunstdiingers — tilizer — verwendet wird. Die - Ihnen junge wie alte, zeigen nach mehrmaliger Anwendung von Kalk - aub eine bessere Gesundheit und man der Arbeit des Reinigens, in dieser ·t, wo« jede Stunde in Feld und rten nothwendig ift, überhoben. JDie beste Weise, den Kaltstaub auszu eenen, ist folgende: Man wirft mit Osenschonsel denselben. an die erckeJo daß der ganze Stall in eine M Stanbwolte gehüllt wird. Man Isnn dies Vorständen auch monatlich Einmal vornehmen, wenn die Thiere im Stalle sind, also des Abends. Das Muhmen des Kalksiaubes ist ein ·sorsilgliches Mittel gegen »Roup« — Mltnng, geschwollene Augen und « derartigen Ausfluß aus den Nasen - rn —- und gegen »Gapes« — " met in der Luftröhre. Beides sind s schwer In heilende Krankheiten, . et gehen viele hithner an densel sn Grunde Werden aber mehrere heute-.- einander die Ahner ge ,- sus die angege e Weise — h etrrzuathnem es tm Uebel beseitigt. Da luftgelöschtee Kalt —- air—slucicel time —- zu Bau zwecken nicht mehr tauglich ist« so ist derselbe gewöhnlich sür einige Cents das Busbel zu tausen. Legenoth der Hühner. Legenoth kommt vorzüglich bei Hen nen vor, wenn sie sehr große Eier mit Doppeldotter legen wollen oder gelegt haben, wodurch sich die inneren Organe bedeutend ausdehnen und erschlaffen. Man gibt solche Hennen in der Regel verloren und hält es für das beste, sie sofort zu schlachten, was man aber, zumal wenn es eine werthvolle Henne ist« nichi·zu thun braucht, ausgenom men nur in dem Falle, wenn man das Heraus-treten des Legedatms zu spät bemerkt und andere Hühner schon da ran herumgepictt haben, wie sie es ihrer Gewohnheit nach gerne zu thun pflegen. Hat dies stattgefunden und es zeigen sich Blutspur-ern so ist das Schlachten allerdings der einzige Aus weg. Sonst ist das anzuwendende Verfahren höchst einfach: Man wasche mit einem in lauwarmes Wasser ge tauchten Schwamm die ganze Umge bung, drücke behutsam den Darm wie der hinein, nachdem man ihn mit Oel bestrichen, sperre das Thier besonders ein und beobachte es bei sernerem Le gen. Gewöhnlich wird in den nächsten Tagen beim Legen der Darm noch ei nige Male wieder hervortreten; aber bei der angegebenen Behandlung wird sich das Uebel meistens bald legen. Es kann aber auch der Fall vorkom men, daß sich ein übermäßig großes Ei --I-ZIh-I Ist L-- O---h--m wes-Jus nh·v sssssss qu , »h- Sbvkuusu »V doch nur ein wenig hervortritt, die Henne aber den ganzen Tag mit ver geblichen Bestrebungen zubringt, sich des Eies zu entledigen. Mehrfach ist dann mit gutem Erfolge versucht wor: den die Henne mit dem leidenden Theile über nicht allzu heiße Tämpse von Kamillen zu halten; sollten wie derholte Bemühungen indessen sich fruchtlos zeigen, dann bleibt nichts übrig, als das Ei anzubohren und den Jnhalt herauslaufen zu lassen, worauf die Schale bald von selbst nachsolgen wird. Nachdem dies geschehen, ist« wie oben erwähnt, zu verfahren, bis sich die Sache wieder in vollkommener Ordnung befindet. RosenstöckeimJuni. Gegenwärtig hat man ganz beson ders sein Augenmert auf verderben bringendes Ungeziefer, namentlich auf die Larven verschiedener Blattwespen, zu richten. Die oft schon im Mai blü henden Frührofen — Pimpinell- und Kapuziner-tosen — sind wenn es nö thig ist, nach dem Aufblühen zurück und auszuschneiden, um für s nächste Jahr blühbare Zweige zu haben, da diese Rosen nur am zweijährigen Holze Blüthen bringen. Wünfcht man besonders große und schöne, aber nicht viele Blumen an ei nem Stocke, so schneide man zuerst die unvollkommenen und schiefen, sodann die kleinsten und bei denjenigen Sor ten, die in Büscheln blühen, die Mittel tnospe heraus. Die ersten Blumen auf kümmerlichen Zweigen neugepflanzter Rosen schneidet man weg, um die Stöcke für spätere Entwickelung um so mehr zu kräftigen. Dem Anbinden zu schwer werdender oder sonst nicht vortheilhaft gestellter Zweige an Kronenbiiumchen, besonders auch den üppig wachsenden Rank- und Pyramidenrosen schenke man ebenfalls seine Aufmerksamkeit und entferne bei dieser Arbeit immer sogleich die über flüssigen. Jn der zweiten hälfte des Monats pflegen die meisten Rosenstörke in voller Blüthe zu stehen; daher versäume man nicht, hin und wieder die abgebliihten Blumen zu entfernen, um den neu auf blühenden Platz zu machen undübev haupt die Schonheit ver Pfianzens nicht zu beeinträchtigen. Sollte sich an einzelnen Blättern: oder Zweigen Rost und Mehlthau zei- B gen, so sind diese, um weiterer Verbrei- ! tung vorzubeugen, sofort zu entfernen i und zu verbrennen. Bei sehr trockener F Witterung ist gründliches Begießen l hin und wieder nicht zu versäumen;s unterläßt man es, so verkümmern die Blüthen. Ein werthvollerBaum. Der Trompetenbaum, hierzulande ; Catalpa genannt, verdient die beson-j dere Beachtung unserer Farmer auf; den Prairien, sofern dieselben nicht zu E weit nördlich wohnen. Der Trompe- s tenbaum, der im südlichen Mississippi- ' Thale wild wächst, wurde früher all gemein als für nördliche Gegenden un geeignet angesehen; man hielt ihn für , zu empfindlich gegen Kälte. Doch fand man bei Versuchen, daß es eine J abgehärtete Art — Hakdy Catnlpai —- gibt, die die nördlichen Winter sehr i wohl übersieht. Es erwies sich, daß derselbe bis zum 42. Grade hin, also etwa bis zu einer Linie. die durch Chi rago läuft, sehr gut gedeiht. Der aus gewachsene Baum erreicht einen Durch messer von ungefähr Z Fuß und wird 100 Fuß hoch. Das Holz ist zwar weich und leicht, doch sehr dauerhaft und als Bau- und Nutzholz wohl zu verwenden. Es ist besonders geeignet zu Fenzvosten, zum Brückenbau und zu Eisenbahnschwellen. Dabei hat der Baum einen prächtigen Blätter- und Blüthmschmuck. Der Baum wächst außerordentlich. leicht an; bei einiger Vorsicht geht kein Seßling verloren; Jnselten suchen ihn nicht heim; er wächfst auf sehr armem sehen und Zwar ehr schnell Das s-. sind alles Vortheile, die ihn besonders zur Anpflanzung im Westen empsjf len. Nur muß der Köufer sorgfäl g daraus bedacht fein, daß er die richtige Sorte Catalpa erhält; nur die abge härtete Art gedeiht im Norden. Das Aufstehen aus Samen empfiehlt sich siir den Farrner nicht; man tann H Qoll hohe Bäumchen aus Baumschulen Für H Dollars das Tausend tau en. Wenn anch der 42. Grad als nörd liche Grenzlinie der Catalpa angege ben wird, so dürfte es sich doch lohnen, in tälteren Gegenden damit Versuche anzustellen. Schreiber sah im südli chen Wisconsin und im nordwestlichen Jowa —- Pccahontas County —- Hun derte prächtig gedeihender Catalpas. AAA Reuester Mosensäifchapparah Man muß es der operativen Auste Zunft in unserem Lande lassen, daß sie an erfinderischer Kühnheit seit mehre ren Jahren nur von wenigen ihrer Eolleaen in anderen Theilen der Cul turwelt erreicht und vielleicht von tei nem übertroffen werden; trotz der großartigen Neuerungen, welche die Chirurgie in mehreren großen Län dern der alten Welt bis vor etwa zehn Jahren erlebt hat« tritt sie dort in den letzten paar Jahren mehr hinter Neue rungen bezüglich der inneren Heiltunde Czum Theil noch ziemlich stagwiirdi gen Neuerungen) zurück. Wie weit die erfinderische Kühnheit der amerikanischen Chirurgen von fo lidem Werth für die Menschheit ist, darüber läßt sich freilich in manchen Einzelheiten noch schwer urtheilen: ohne Zweifel liegt aber die stärkste Seite der speciellen Verdienste ameri tanischer Heillunde gerade im operati oen Theil derselben. Und die neuesten Erfindungen und Vorschläge auf die sem Gebiete verdienen um so mehr ei nige Beachtung, als gerade auf dem chirurgifchen Felde die Arbeit des Er finders demselben außer dem Ruhme teinen besonderen Nutzen bringt« — denn es läuft den sittlichen Begriffen in diesen Kreisen zuwider, daß ein Arzt eine dies-bezügliche Erfindung v a t e n t i r e n lassen oder besondere Bezahlung fiir die Herstellung des Ap parates nehmen soll. Alles, was ein solcher ärztlicher Erfinder thun lann oder darf, besteht darin, daß er irgend einen Jnstrumentenmacher veranlaßt, die Erfindung in den Handel zu brin gen und daraus zu sehen, daß ihre Vortheile auch seinen Collegen zugute kommen. · Zu den eigmthümlichsten Vorrich tungen nun, welche neuerdings auf dein chirurgischen Gebiet bei uns auf getaucht sind, gehört das sogenannte »Gyromele«, ein mit feinem prakti schen Geschick ausgelliigeltes Instru ment unseren Magen regelrecht auszu waschen, gründlichen als Herkules den Augiasftall ausgewafchen haben kann Der Gedanke selbst ist freilich lein ganz neuer mehr, vielmehr ist es schon seit einer Reihe von Jahren möglich, den Magen lebender Menschen auszu waschen und auszuschtoemmen, und einige amerikanische Instrumente hier fiir haben sogar einen ziemlich hohen Grad von Vollkommenheit ereicht und auch im Auslande Anerkennung ge fanden. Und dennoch ist die Erfindung eine funtelneue; denn das Gyromele arbei tet nach einem ganz anderen Princip, und man kann sogar sagen, daß es ei nen anderen Zweck verfolgt, trogdem natürlich die Aufgabe im Allgemeinen eine gleichartige sein muß! Das Ghromele ist ein Schwamm am Ende von zwei sehr dünnen und biegsamen Drähten, welche ihrerseits in dünnen Tuben aus Øummi einge schlossen sind. Der Patient kann ohne Schwierigkeit den kleinen Schwamm-— sammt den Gumrni - Tuben und der ganzen Geschichte verschlucken. Ein malitiöser Wißbold mag vielleicht sa gen, daß soweit die Erfindung einen gewissen Anklang an die »Bandwurm falle« habe, welche in der deutschame rilanischen Poesie unsterblich geworden ist. Aber nur Geduld; das schadet nichts-, denn über diesen Punkt hin aus gibt es nichts mehr »anzutlingen". Die Tube und die Drähte in ihnen sind gerade lang genug, daß sie aus dem Munde heraus-stehen, nachdem der Schwamm verschluckt ist und im Ma gen ruht. lDer Schwamm ist natür lich feucht gemacht worden, ehe er dem Magen zugeschickt wird.) Sobald der Arzt sich überzeugt hat, daß der Pa tient über den ersten ungewohnten Eindruck hinweg ist und sich behaglich fühlt, sent er sachte die Drähte in Be wegung und dreht sie und schiebt sie rückwärts und vorwärts und überall hin. Das lann er sich mit diesem Drähten leisten, und es ist auch von großer Wichtigkeit, daß das Verfahren weit angenehmer für die tranle Person ist, als die bisher beliebte Methode der Magen - Auswaschung, sogar eine wohlthuende Empfindung hervorruft, dabei den Magen, mit seinen empfind lichen Schleimhäuten, viel gründlicher reinigt, und sogar mit geringeremZeit Aufwand. herz, was willst du noch mehr-i Nach der alten Methode sind in manchen Fällen nicht weni er, als 15 Gallonen Wasser zur Aus chwem mung des Magens benutzt. und« doch schließlich nur kleine Quantitäten der zu entfernenden Substanzen zu Tage gefördert worden! Etwas gedämpft wird die reude über dieses Ghtornele durch d An lündigung, daß dasselbe nur für ge wisse Gattungen Fäll- angewendet tperden soll. Schansptelerelenw Jn eingehender Wei e t i die .25. General - Versamrxclukix dxrchMits glieder des Deutschen Bühnenvereins, welcher jüngst in Wien stattgefunden hat, mit der Lage der Theateranaestells ten beschäftigt und bei dieser Gelegen heit wurden interessante Austiinste von dem Experten Ernst Niedt, Ober regisseut und Vorstand des Vereins österreichischer Bühnenangehöriger, er theilt. Aus die Frage, wie sich für den angehenden Kunstjiinger der Ueber gang von der Theaterschule in’s Leben gestalte, hob Niedt vor Allem hervor, daß die Provincialdirectoren nicht auf Rosen gebettet sind. Jhre Auslagen siir Steuer, Regie u. s. ro. sind groß, so daß der eigentliche Gagenetat ganz unglaublich niedrig ist. Deshalb sehen diese Directoren daraus, möglichst bil lige Leute zu betomrnen, wenn diese auch gar lein Talent besitzen. Jtn Frühjahr kommen die Direktoren nach Wien, sehen und hören die Leutchen in den Schulen an und was ihnen conve nirt und nicht zu theuer ist, engagiren sie siir den Herbst· Die älteren Schau spieler — das sind aber nicht etwa alte Leute, siir die tleine Provinzbiihne ist ein Schauspieler von 40 Jahren schon ein alter Mann und ein Mädchen von 30 Jahren, wenn sie sich nicht sehr gut conservirt, eine alte Dame —- also die älteren Schauspieler werden ausgestoi szen, weil die jüngeren Kräfte billiger sind. Daß die Aelteren durch die Jun geren tünstlerisch nicht ersetzt- werden, thut nichts zur Sache, denn »man sieht hauptsächlich darauf, daß schöne Ge sichter. iunae Leute auf der Bühne er fcheinen.« Diese Ausgestoßenen aber, sagte Niedt, »sinten immer tiefer und tiefer, bis sie schließlich auf der klein sten Schmiere untertommen und elend untergehen. Dann beschäftigen sie sich mit Blumenmachen, Körbeflechten. s Manchmal stehen solche Schauspieler und Schauspielerinnen hungernd vor « mir und bitten um eine Kleinigkeit, damit sie ihr bischen Dasein fiir den Augenblick stiften können. Das ist das sogenannte Komödiantenelend, das leider Gottes belächelt wird, das aber so traurig ist, daß Sie sich keinen «Begriff davon machen! Jch tönnte « stundenlang davon erzählen! Daran sind nur die wirthschastlichen Zustände schuld, in denen sich die Theater befin » den. Es gibt in unserer Kunst Men schen, die in kleinen Städten und Dör ; fern herumziehen, und von denen die Behörden sagen, sie seien eine Land plage; und darunter sind manchmal Schauspieler, die, wenn auch nicht an Hoftheaterm fo doch an guten Stadt theatern angestellt waren. Da geht manches Talent verloren!« Der Ansangsgehalt der jungen Da men an den Provinzbühnen ist sehr verschieden, aber zumeist lächerlich nie drig. Es wird bereits als ein recht an ständiges Engagement betrachtet, wenn sie 50 Gulden Gage lind 50 Kreuzer I oder 1 Guldm Spielhon orar proAbend bekommen; 60 bis 70 Gulden sind wohl die höchste Anfangsgagr. Für kleinere Fächer werden an Provinz biibnen nur 80 Gulden und weniger bezahlt. Die Schauspielerinnen mus sen aber die Toiletten selbst bezahlen und an Provinzbijhnen sogar auch die Costiime. Glaubt nun ein Director, durch Luxus einen gewissen Theil des Publikums zu interessiren, so stellt er bezüglich der Tailetten und Costiime verhältnismäßig hohe Anforderungen, die von den Schauspielerinnen«erfiillt werden müssen. »Ist der Director hu man, so wird sich eine fleißige Schau spielerin in der Weise behelfen können, daß sie aus dem Fonds von Costiimen, den doch Jede mitbringen muß,sich alle möglichen Toiletten herstellt. Freilich ift sie da ein recht armseliges Geschöpr Sie muß die ganze Zeit, die sie von Proben und Vorstellungen erübrigt, darauf verwenden, aus einem Eoftüm mehrere zu machen.« Bei Besprechung diefes Punktes machte das Commis sionsmitglied Jnspector Herrdegen die Bemerkung: »Es gebt die Sage, daß . bei sehr vielen Provinzbühnen man in außerordentlich unanständiger Art auf die Schauspielerinnen wirkt, daß sie gewissermaßen gezwungen sind, unwa ralisch zu werden« Darauf sagte Herr Niedt: »Da kommt es sehr auf die Form an, in welcher das geschieht. Sagen wir z. B» ich bin Director in einer Stadi, in welcher Garnison ist, und habe die Absicht, das Publikum durch den Glanz meiner Leute heran zuzieben, namentlich das maßgebende Publikum, die Cavaliere und die Lebe männer. Jeder sieht natürlich auf der - Bühne wunderbare moderne Kleider ; lieber als altmodifche. Bin ich nun ) s i « ein gemeiner Sterl, fo werde ich der be treffenden Schauspielerin einfach fa gen: ,,Such Dir eine Wurzent« («Wu: zen« ist ein Wiener Lotalausdruck für einen zahlungsfäbigen »Freund«.) Wenn ich aber ein feiner (!) Mann bin, fo sage ich: »Ich habe eine Rolle für Dich, die aber tbeure Totletten er fordert. Nun habe ich eine Dame, welche dieselben besitzt; Du wärst mir lieber, aber ich weiß nicht, ob Du auch die Toiletten haben lannst.« —- Dieses Winkes mit dem Zaunpfabl bedient sich alfo der Director, der ein »seiner« Mann ist! Das sind aber nicht speci fisch österreichische Verhältnisse, in Feauttfchland ift es um Nichts besser be e . Die Theateragenten sind häufig würdige Seitenstüele zu den eben ge fchilderten Director-en. So erzählte eine Expertim «?ch kenne die meisten Agenturen in W en. Ueber die Be handlung der Damen will ich lieber nicht sprechen! Wenn die jungen Da men dorthin kommen, so werden sie zu allem Möglichen verleitet und es wird von allem Möglichen mit ihnen ge sprochen!« Dieselbe Cxpertin wies auch den Vertrag vori, den sie mit ih-. reni Director abgeschlossen hatte. Da rin ist zu lesen, daß die Contrahentin, engagirt als Schauspielerin und Sän gerin, vorzugsweise für zweiten Chor sopran, »für die pünktliche Erfüllung aller ihr obliegenden Pflichten« einen Monatsgehalt von 10 Gulden, sage z ehn Gulden ö. W. erhält. «Con trahentin ist verpflichtet« — es folgt nun die Aufzählung der Pflichten, die zwanzig große Druckzeilen in An spruch nimmt. Jn eigenen Paragra phen wird ferneo bestimmt, daß sie au ßer den Männercostiimen Alles auf eigene Kosten zu stellen hat u. s. w. u. f. w. Und die Rechte der Contras heutin? —- Köstliche Frage! Rechte " gibt ihr der Vertrag ebenso gut wie gar leine, und dabei war dieser noch lange nicht der schlechteste. Experte Niedt erklärte, er habe Contralte gese hen, »die gerader gegen jedes Gefes, gegen Sittlichleit und Moral find«. Es ließe sich noch manches Interes sante aus den Protokollen der Enguete mittheilen. Aber schon aus dem An gesiihrten geht hervor, wie traurig die Lage vieler Theater-angestellten ist und wie schußbediirftig insbesondere die weiblichen Mitglieder sind. sfv Ideen-m einer Einsiedler-tm Die Gebirgswelt Kentuckhs ist nicht blos an bemerkenswerthen Menschen tlassen reich, sondern hat auch manches merkwürdige einsiedelnde Individuum «»-c«-e—-;k-- «- ------ Je hie-III sei-Ins In · dichten Waldung etwa zwölf Meilen . siedlerin« genannt wird. Es ist schon tot-sog s- m viele, wie die ralifornische Gebirgg welt. Weit und breit ist z. B. Polly Blale bekannt geworden, welche tief in einer von Beardstown, Ky» mtt einem Hund und zwei Katzen eine alt-: Hütte be wohnt und domVolk einfach »Die Ein ein halbes Jahrhundert her, daß sie dieses abgeschiedene Dasein führt, und nur Wenige der heutigen Generation tennen die romantisch - düstere Ge schichte ihres Vorlebens, —- eine Ge schichte von verschmähter Liebe, teufli scher Nache, u spätem Betenntniß und einem gebrochenen herzem l Vor 62 Jahren hieß dieses Weib noch Polly Andrews, wohnte mit ihren Eltern auf einem hübschen Landgüt chen in der Nähe von Springfield, Ky» und war eine auffallendeISchönheit und dabei von äußerst lebhaftem, tem peramentvollem Wesen. Kein Wun der, daß die junge Mönnerwelt der Nachbarschaft diese Sonne eifrig um schwärmte. Als ihr bevorzugter Ver ehrer galt Stephen Letton, und er war eg wohl auch, —- so lange bis ein Fremdling das schöne Mädchen »aus spannte«. Jm Sommer 1833 erschien ein Mann Namens Thomas Blate als Gast im Andrewg’schen haufe. Wie man hörte, kaufte er Pferde fiir den südlichen Markt ein. Aber bald erfuhr man auch, daß er Polly zu tief in die Augen gegucti, und daß er ihr Herz im Sturm erobeot habe. Es dauerte nicht lange, so wurden die Beiden ein Paar. Nach der Hochzeit zog Blake zu seinem Schwiegervater. Es entwickelte sich eine dicke Freundschaft zwischen Blate und dem erwähnten abgeseßten Lieb haber Stephen Letton, zu allgemeiner Verwunderung: wenn Letton noch ir gend einen Groll fühlte, so ließ er jedenfalls nicht das Geringste davon merken, sondern blieb mit der ganzen Of-—:st -.- L- -.— L- st- -— C- Us Uullslllc UUI Ukllc chccsc III-Ip Einige Monate später verkaufte Let ton sein Eigenthum und erklärte, daß er nach der Gegend auswandern wolle, welche heute West - Virginien bildet, und daß er ein Jnteresse an einer dor tigen Kohlengrube erworben abe. Un gefähr um dieselbe Zeit ents loß sich Blase, einige unerledigte Geschäfte im Counih Boer persönlich zum Abschluß zu bringen und sich von da nach dem östlichen Kentucky zu begeben und Maulthiere auszutausen. Beider Män ner Weg führte eine Zeitlang in der selben Richtung, und es schien sich ganz von selbst zu verstehen, daß sie so weit wie möglich zusammen reisten. Sie stie gen schließlich im Counth Boyle bei einem wohlhabenden Viehhirten ab; vorher- borgte Letton noch von Blale eine Summe Geldes, welche er zurück zuzahlen versprach, sobald er seinen neuen Bestimmungsort erreicht habe. Auch Blate reiste weiter. Jn der Nacht, nachdem er das Haus des Viehhirten verlassen, geschah etwas Gräszliches: Ein Mövder drang in das haus, brachte alle Jnsassen um, raubte ein Geldpacket, das 81800 in Bantnoten enthielt, und steckte schließlich noch das baut in Brand, wie um sein Verbre chen zu verdecken. Das Feuer wurde indeß von Nachbarsleuten gelöscht ehe es weit um sich gegriffen hatte, uns der grausige Thatbestand wurde erkannt. Man sand im has noch den Umschlag, welchen der Mördeo von dem Geld packet abgerissen hatte, und der einige Blutflecke zeigte. Die Polizei ver wahrte dieses Stück Papier sorgsälti ; es war die einzige Spur, welche sie hatte. Kurz nachdem Blase nach Spring field zurückgekehrt war, erhielt ev das » Geld, welches Lettau ihm schuldete. ·- Detectivs ichöpstenBerdacht, dasz Blate jene That veriibt habe, und vier Mo- . nate lang wurde er beständiå im Ge heimen beobachtet. Um diese eit trän i telte Frau Blase und ihr atte ent — schlosz sich, eine siidliche Tour mit ihr zu machen. Geheimpolizisten folgten dem Paar, und überall, wo Blase eine Zahlung gemacht hatte, brachten sie die betreffende Bantnote an sich. Schließlich brachten sie solcherart einen 820-Schein, welcher in einer Ecke einen rothen Fleck hatte, in ihrenBesik Sofort wurde der unglückliche Mann Verhaftet. Er betheuerte hoch und hei lig seine Unschuld und erklärte, daß der satale Geldschein zu dem Geld ge hörte, daß Stephen Letton ihm zurück gezahlt. Es wurde nach Stephen Let ton gesucht, doch der war nirgends zu finden. Die schreckliche Klage blieb an Blate hängen, und obwohl man blos »Umstandsbeweise« hatte, wurde er wenigstens zu lebenslänglichem suchte haus verurtheilt. Frau Blase, die tei nen Augenblick an der Unschuld ihres Gatten zweifelte, machte diele,aber ver gebliche Versuche, seine Vegnadigung zu erwirlen. Einige Jahre nach seiner Verurtheilung starb Blate an der Schwindsucht. Wieder einige Jahre daran erhielt die Wittwe ein Schreiben, welches den Poststempel »San Francisco" tru und von einem Notar und von einem eisi lichen unterzeichnet war. Darin war mit« etheilt: StephenLeiton set in einer Wir hshaus - Keilerei tödtlich verwun det worden und habe auf dem Sterbe beti gestanden, daß er einen Viehhirten in Kentucky ermordet und den Verdacht des Verbrechens auf Thomas Blate abgeladen habe; denn dieser habe ihm das Mädchen ausgespannt, das ver sprochen hatte, seine Gattin zu werden. Jetzt an der Schwelle des Jenseits möchte er seine abscheuliche That so weit gut machen, wie es noch tn seiner Macht stehe. Es war zu spät! Kurz darauf starben auch die Eltern des tieiaebeuaten Weibes, welche alle ihre Mittel tm Interesse ihres Gatten ers öpft hatte. Polly hatte von der We t übergenug gesehen, und so kommt es, daß sie seit fünfzig Jahren in Wal des - Einöde geduldig dem Erlöser Tod entgegenstehL Lange kann die er nicht mehr ausbleiben, und auch sie wird, wie Wallensteins Thetla, sagen können: Xch habe gelebt und geliebet.'« Etektrisches Pökelversahrem Eine neue Verwendung eröffnet sich der Elettricität als Mittel zur Halt barmachung des Fleisches. Pinto in Rio de Janeiro hat ein solches eofum den. Das Fleisch, welches elettrisch gepötelt werden soll, wird in eine halb gesättigte Kochsalzlösun gelegt, durch die dann andauernd en elettrischer Strom geschickt wird. Aus den Ver suchen, welche Dr. Gärtner anstellte, weisz man, daß durch Einwirikung des elektrischen Stromes durch porige Kör per und selbst thierische Häute Stoffe hindurch geleitet werden, für die sie sonst nicht durchgängig sind. Dr.Gärt ner hat den elettoischen Strom dazu benutzt, um unter Um ehun des Ma gens dem Körper dur die gaut Arz neimittel beizubringen, die dem Bade wasser zugesetzt werden. Wird nun die Strom - Anordnung so gewählt, daß der menschliche Körper den einen Pol, die Metall - Wanne den anderen bildet, dann gelangen aus dern Bade Wasser Satze u. s. w. durch die Kör per - Oberfläche in den Körper. Solche Bäder sind in der heiltunde mit ver schiedener Pol - Anordnung üblich ge worden. Bekannt ist ja auch,daß durch Einwirkung des elettoischen Stromes es gelungen ist, das bisherige Gerbvers fahren auf so viel Tage abzutiirzen, als es sonst Monate dauerte. Auch hier bewirkt der elektrische Strom, daß die Gerbstofse viel schneller in das thierische Gewebe eindoingen und sich dort ablagern und so die Gerbung be wirken, als wenn das Gerben seinen gewöhnlichen Gang geht. Diese Kraft des eleltrischen Stromes hat sich nun auch Pinto bei seinem neuen Pölels Verfahren nutzbar gemacht. Wird das Fleisch 10 bis 20 Stunden ausgesetzt, so ist es vollständig gesalzen,wird dann herausgenommen und zum Trocknen ausgehängi. Drei Liter Salzlate reicht für ein Kilogramm Fleisch aus. Bei acht Volt Spannung ist dabei ein Strom von 100 Ampere nöthig. Die Elektroden müssen allerdings von Pla tin sein, um zu verhüten, daß bei ande ren Metallen, z. B. Zins oder Eisen, etwaige schädliche Satze, welche sich entwickeln, mit in das Fleisch gerathen. Dieses Verfahven soll vor dem bisheri gen Schnellpöleln, wo mit einer Spritze in das Innere größererFleischs stücke eine Salziösung getrieben wurde, unleugbare Vortheile haben; vor Allein ließen sich damit große Fleischmengen schnell der Fäulniß entziehen, und in jeder hinsichi bedeutete das Bevsahren aus dem Gebiete der Nahrungsmittel frage einen Fortschritt. Der Verlust von Nährstossen, der bei dem Einpöi ieln eintritt, würde auch durch das eleitrische Verfahren kaum gehindert werden. Its: —- fn Belgien scheinen Anarchi ten neue Unthaten zu sinnen. Nachdem kürzlich in der Provinz Na inur zwei bedeutende Dynamitdiebt stahle verübt wurden, sind neuerdings in dem zum Arondissenrent Eharleroi gehörigen Orte haulchin 100 Dyna rnitpatronen gestohlen worden. Die Gendarrnerie forscht eisrigsi nach den Dieben. ilnter der Einwohnerschaft von haulchin herrscht große Aufre ung, zumal vor weni en Wochen ein ynatnitanichlag au ein dortiges haus versucht wurde.