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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (May 7, 1897)
.Daz Dreigellira. Roman m hats o. Weibern GortseiungJ Zehntes Kapitel. D i e F luch t. Der Staatskanzler Fürst Harden- » berg schritt in seinem Arbeitszismmer unruhig aus und nieder. Schwere Sorgen lagen auf feiner Stirn. Der Gang der Verhandlungen des Kon- » gresses bewnruhigte ihn. Aus dem F Chaos der diplomatischen Aktion-cui ließ sich bis-her nur das eine betrüben-de i Resultat klar erkennm, daß die unge- i heuren Opfer, sdie Preußen fjir j Deutschland in den Riesenkampfen der letzten Jahre gebracht hatte, keines-I weggde gebühren-den Lohn finden folltm.—-Uebekaw durchkreuztenk mäch- c jige Feinde, eifersüchtige Nebensbuhler » »durch schlan ersonsnene Jnsiriguens seine Pläne, seine berechtigten Hoffnungen und Erwartungen Vergebens rang e: jeßt seit Wochen nach einer Erwei terung des preußischen Besißes, nach ·der Anerkennung der preußischen An sprüche auf Theile Sachsens, das sich wegen feiner Parteinahme für Rapp lenn auf sdie Abtretung einer Provinz an- dens Hohenzollernftaat gefaßt kna chen mußte; vergebens drang er auf eine Regeiung der politischen-— Frage, die von Tag zu Tag brennende-: wurde. Künnnerlicher und immer kümmerli cher wurden die Aussichten auf eine festbegründeie Neuordnung Deutsch lands, das anstatt eines festgefügten Kaiser-reichg, an dessen Leitung auch. Preußen feiner Vergangenheit nach einen Antheil hätte haben müssen, zu ernemschwächlichein deutschen Bunde herabgewürdigt· werden sollte l Und überall begegnete Hardenberg, begegnete Wilhelm von Humdoldt, der zweite preußische Bevollmächtigte,·den geschickten Machinationen Tollen rand’s. Der Vertreter desselben Lan des, das man- soeben erst mit bewaff neter Hand niedergewotfent hatte, den man anfangs gar nicht zu den- Ver handlungen zulasfen wollte, hatte es verstanden, mit einer Gewandtbeit sondergleichen, die Fäden in· seine Hände zu bekommen, sdie fremden Mächte für sich zu gewinnen. Ueber all hatte der schlaue Fuchs seine Hände im Spiel, schürte gegen Preußen, mischte sich in die inneren Angebng betten Deutschlands und schien dieJ alte Ueberlegensheit der Französischeni Politik, welche erst »die Gewalt der. Waffen gebrochen hatte, neu beleben zu- wollen. Und nsoch eine andere Sorge lastetes schwer aus dem Haupte des preußst-s schen Staatslanzlers ; Jn ten letzten Tagen hatte sich dirs Kongreß mit dem Kaiser Napoleon be schästigL Man hielt den gewaltigen M ann nicht für hinreichend sicher auf· Elsa, man Plante ihm einen anderen Wohnsitz, weiter entfernt von der europäischen, zumal der franzbsischen Kuste anzuweisen, ja von Seite-n Eng la. nds war dazu bereits eine weltent legene Insel im Atlantischen Ozean, · St Helena, angeboten worden. Aber es ließ sich voraussehen, daß Bona ! parte sich nimmermehr gutwillig ei-Z ner solchen Maßregel fii n würde und da man vor Jahres rist erst int Form rechtsgsiltiger Verträge islynr diel Seinberiinität über Elba zugestanden! hatte, so durfte er die gewaltsamei Durchführung der Maßregel mit Recht l als einen Vertragsbruch ansehen. Ein solcher Bertragsbruch aber mußte ihn zu ehem verzweifelten Entschluß be stimmen, der bei der in Frtmitreichi herrschenden Gährung bei dem Haßfl der dort in immer weiteren Volkskrei sen gegen die Bonrbonens um sich griff, Ieicht gefährliche Folgst »Ich sich zie hen tormte. Ja, wenn Rapoleon sich seinerseits eine offenkundige Ver letzung der Verträge zu Schulden losm men ließ Aber von einer solche-as konnte keiner der Agensten der Ver biinideten auf Elba melden Jm Ge- i gentheil: der Kaiser schien ganz stens Pflichten als Sonderän seines Lili putresiches zu lebe-til Und wenn Tal- ! leyrand durch den russischen Gesamt-i ten »den- Berbündeten die Mittbeilumg hattezugelyen lassen, daß zwei nat-ok onz sehe Offiziere—der Kapitän Dulotl und der Limtenant Saaten-im Aus trage des Kaisers nach idem östlichenl Europa abgereist seinen, so war dass kaum mehr als ein Marsch, den inanl nicht gut ernst nehmen konnte, sobald man den persönlichen Daß des Fürsten von Benevent gegen seinen einstigenx Gebietee kannte. Ja, wen-n man einen « zurerlässigem mit den Verhältnissen auf Exil-a vertrauterh gewandtenMiann « nach der Jnsel senden könnte! Aber wen? Der Staatstanzler ging im Geiste die chim siir seine Zwecke zur Verfü gung stehenden Persönlichkeiten durch, als ihn der Hauptmann von Stetten gemeldet wurde » »Ich latse bitterst« Handertberg war sitt-M erstaunt iiber den Besuch des It Ofsiziers, lten er erst an der . Mist gesehen M- gesprochen M aber er snabm zu Viel Anthoil j; M It- M seines alten Freundes-, als sdasz er ihm nicht stets gern ein Viertelstündchen gewährt hätte· Stetten ttgt mit dem Ausdruck großer, nur miihsam zurückgehaltener Erregung in allen Zügen ein. »Was giedt’s, lieber Kurt? Sie machen ja ein ganz sonderbares Ge sicht, aus dem man nicht genau her auslesen kann-, ob Jhnen ein großes Glück oder eisn schweres Unglück be gegnet ist. Jch hoffe herzlich das Er stere; vor All-em: Sie haben sdoch teine schlechten Nachrichten aus« der Heimath betomsmen?« »Nein, DurchiauchtI Ader lich muß Eure Dusrchiaucht gehorsamst um eine Privatunterredung usm Rath und wen-n möglich, um Hilfe «bittden!« Harskenberg machte ein ernstes Ge sicht. »Halloh, das klingt ja ordent lich gefährlich! Nun, wir werden ja sehen-! Bitte, nehmen Sie Platz, Stetten. So, und nun heraus mit der Sprache!« »Eure Durchlaucht, ich melde gehor samst, daß sich die Komtesse Savigny Perigord augenblicklich hier im Palast und in meiner Wohnung befindet. Jch bitte Eure Durchbaucht imstänsdig um Schutz und Beistand ssiit die junge Dame, »die sich vor dem Fürsten von Benevent hierher gesliichtet hast« — »Sind Sie toll, Stett-en-!« fuhr Hardenberg aus. » Was·sind denn das für Geschichten! Talleyrand’3 Nichte ihm! entflohen, · in meinem Hause!« Er war aufgespeungen und durchmasz das Zimmer mit großen Schritt-ern »Ist- so etwas erhörtZ Das ist ein schlechter Dank fin das Entgegenkommem Stetten, das ich Ihnen stets bewiesen habe. Jch habe ISie Zimmer für einen verständigen Jungen Mann gehalten, und nun ma chen Sie solche Dinge!« hWensn Eure Durchlaucht gestatten wo en —« »Nein! Nein und abermals nein! Gar nichts gestatte ich! Das ift ia Wahnsinn-—rer reine Walmsinnkl Jch war wohl auch meiner Zeit ein toller Bursche und schreckte ovr keinem Abenteuer zurück, aber eine Liebelei mit der Nichte eines königlichen Ge sandten anfangen, sie in die Wohnung des eigenen Vorgesetzten führen, dann noch dessen Schutz für solche Thorheit erbitten — das ist ja einfach unerhört. So leid es nrir thut, Stetten, ich musz unmittelbar an Seine Majestät über den Vorfall berichten!« »Eure Durchlaucht, daß biesze ein unglückliches Weib, das bereits Unsag bares gelitten hat, in die Verzweif lung, in den Tod treiben! Eure Durchlaucht irren auch, wenn Sie an nehmen, daß zwischen lder Komiesse uind mir irgend ein Herzensbund be steht —« »Nun, dann weiß ta- erst recht nicht, was ich denken soll, und warum Sie sich und nun gar m:ch in eine derar tige Angelegenheit verwickeln!« entgeg nete Harvenberg »Man bat mich gelehrt das-, ein Edelmann keiner hilfsbcdiirstigen Frau rie reitende Hand verwei gern soll, Eure Durchlaucht!« »Wir leben nicht im romantischen Mittelalter. Herr v. Stetten, sondern in einer sehr nüchternen Welt. Ich muß mein Ersuchen wiederholen, die junge Dame sofort zur Rückkehr zu ihrem Oheim zu veranlassen —-— das Weitere wird sich dann finden!« Stettesn hatte sich erhoben: »Ich bitte Eure Durchlaucht instandigst mir nur wenige Minuten Zeit zu einer kurzen Auseinarrdersetzung zu gewäl ren, «bat er. »Ich bin selsenfest liber zeugt, diese Auseinanloersetzung bitt-de Eurer Durchlaucht Ansicht vollkom men umstimmen, ja vielleicht sogar m politischer Beziehung fiir Eure Durch laucht von holdem Jntersfe sein!« Hardenberg schritt noch einige Male im Zinnner auf und ab. Er schien zu iiberlegen, die letzten Worte des its-am Ofsiziets hatten doch seine Aufmerksamkeit erregt. Dann wars er sich in den Sessel vor sent-n Schreibtisch: »Gut densn Stetten, ich höre! lHer fassen Sie dies, bitte, nicht als ein Zeichen auf daß ich m ch irgendwie fiir die etwaigen Leiden der Komiesse erwärmen wollte. Jch ver spüre wahrhaftig wenig Lust, mir die Finger an den Privatangelegenheiten des hintenden Teufels zu verbrennen.«· Das klang wenig errnustbi end, aber Sterten war schon froh, da ihm der Staatskasnzler überhaupt Gehör schenkte. Er schöpfte tief Athem und begann seine Erzählung von seiner ersten Begegnung mit Madame de Bernier und Louison bis zur Gegen wart. «Gefter·n Ade-Of so schloß er, Mußte ich Seine Majestcit dm König zu einem Mahle beim Grafen Metter nich begleiten und kam erst nach Mit ternacht nach Hause. Mein Diener war aufgeblieben und empfing mich schon aus der Treppe mit der Nach richt, daß eine Dame mich erwarte Es war die alte Dienerin ter Ma dame de Vernier, Madeleine. Sie reichte mir unter Tbränen einen Brief, auf dessen Umschlag ich sofort die Handschrift Louisosn’s erkannte. Hier ist das Schreiben s— ich glaube, es spricht besser, als es meine Worte lönnten.« Er reichte dem Staats tanzler ein kleines Billet. - Sie hatten Recht mein Freund-P las« hardenberg »Ich muß fort von hier, ich gehe zu Grunde in dieser At «mosphäre von Lug und Trug. Und Iselitst, wenn ich mich beugen wollte, ich zwiirde nicht biegen, sondern brechen! zDas Maß ist voll — die letten Stun den haben es zum Ueberschiiumen ge kbracht —- Sie haten mein Zimmer lkaum verlassen, als mein Vater her Ieinstiikzte. Es wußt-, daß Sie bei Imir gewesen waren, aber anstatt der heftigen Vorwürfe »die ich erwartet Habe beschränkte er sich,auf aronische iHöflichteiL Jch mag und kann das Innendlich Verletzendr. das in seinen Worten und Geberden lag, nicht wie derholen — meine weibliche Ehr-e sfträubi sich dagegen. Genug-» daß ich Zanhören mußte, wie er mich höhnisch «lobie, daß ich mich doch noch seinen Wünschen gefügt habe, daß nun aber auch das Resultat, die Eriangung der Papiere, nsicht ausbleiuen dürfe! Jch erwiderte ruhig, einEhrenmann, wie .Sie, mein Freund, werde sich niemals Ezu einem Schuttenstreich hingeben — aber auch ich würde nie meine Hand zu einem solchen bieten· Jch warf mich meinem Vater zu- Füßen und ge stand ihm, daß mein Herz nicht mehr frei sei, daß es einem jungen braven Offizier, dem Kapitän Dulot, gehöre, der augenblicklich im Auftrage seines taiserlichen Herrn in Rußlawd weilt! Wieder ein höhnisches Auslachem und dann eine wilde Fluth von Verwün schungen und- schimpsflichens Verbiichti gungen! Jch versuchte rubig nnd gefaßt zu bleiben, aber meine Ruhe schien seine Wirth nur noch zu steigern. Er würde mich in ein Kloster brin gen lassen, wo man derartige über spannte Mädchen wohl zu zügeln wisse! Und als ich erwiderte, ich würde mich mit Freuden unter die Obhut frommer Schwestern begeben, snur sort wollte ich aus diesem hause, da raste er und —- ich schäme mich, es i zu sagen, mein Freund — er hob seine zHand gegen mich. ; Es giebt eine Grenze der Kraft zum Leiden, und-diese Grenze ist bei mir erreicht. Aber wo bietet sich mir ein ZufluchtsortZ Elba ist mir ver schlossen —- ich erhielt gestern ein Schreiben meiner theuren Pflegemut ster, das mich ahnen läßt« daß dort kein qufluchtsort für mich wäre. Mit all» sdem Vertrauen, das ich thnen ent igeaensbringe, mein Freund, flehe ich TSie daher an: retten Sie mich! Es Ewird doch irgend einen stillen. welt ksernen Ort, wird gute Menschen ge ben« die mich aufnehmen. Stehen Sie mir nur bei zur Flucht. Geben Sie Idurch Madeleine baldigft Nachricht tJhrer unglückkichen Freundin I Louison.« j Der Fürst haiie den Brief aufmerk isam durchgelesen, jetzt ließ er das "Blatt herabsinken und richtete sein scharfes Auge auf Stetten. »Was thaten Sie, Kuri?« Seine Frage tlang bereits-bedeutend milder, als seine ersten Entgegnungen auf Stetten’s überraschende Eröffnungen ,Jch erhielt den Brief Louiscns gegen ein Ubr Nachtg. Jsch faßte so fort den Entschluß, die llnglijckliche nach strennnrode zu meinem Vater zu bringen. Dort ist sie sicher vor allen Verfolgunaen. Aber zunächst mußte sie den Palast des Fürsten von Bene vent verlassen. Daß dies nicht leicht sein würde, sagte ich mir sofort. Glücklicherweise half die alte Mode leine. Sie blieb im Palast zurück. während Louison in den Kleidern der Greism, den Schleier vor dem Antlitz. unangefochten bis zur nächsten Straßeerbiegung gelangte, wo ich sie mät eine-m Wagen erwartete. Jn die sem brachte ich die Komtesss ohne daß Jemand auf uns aufmerksam wurde, sei-they wo sie allein sich sicher nie ;len kann, leises mir durch die Güte Eurer Durchlaucht gelng ist, Pässe fiir sie und Urlan für mich zu er langen, um die Reise nach Krennnrode einzutreten Die Msse befindet sich zur Zeit in der Obhut unseres Botschafters, Dr. Fürbringer.« Der Fürst war ausgestanden unsd nabm seine Wanderung durch das sZimmer wieder auf. Stetten hatte sich nicht verrechnetx seine Erzählung kbatte das Interesse Horden-berg? nach Eden verschiedenen Rickrtungm hin er sregt Erstens gönnte L-ar«kersberg sei lnem Herrn Collegen aus dem Gallur klanre den unvenneidlichen Standak Ivon ganzem Herzen, untd zweitens hat ite so Mancheö in Stetten’s Erzäh Ilung auch die Aufmerksamkeit des t Staatsmannes erregt.. Ließ sich denn kdie beabsichtigte AkteirWeruntreuung nicht diplomatisch ver-werthen? Man Ilonnte mindestens die Kabinette un ter der Hand daraus aufmerksam ma tchern was der französische Vertreter jbeabstchtigt hatte. Es war unter allen Umständen vortbeilbaft,wemr man ein IMittel besaß, gegen ihn Mißstrauen Zzu erwecken. Und was bezweckte die lin dem Briese terRomtesse angedeutete tMissibn eines napoleonischen Ossiziers nach Ruszland, die hier zum zweiten Male zur Kenntniß des Staatskanz lers gelangt? Was endlich bereitete sich aus Ekba vor? Hardenibetg faßte einen kurzen zEntschlusk »Sie waren als Adjutanst jdes Grafen Trucheß bei der Ueber siilyrung Bonaparte’s aus Glba zuge gen und kennen die Jnsel?« fragte er, seine Wanderung unterbrechend und vor Stetten stehen bleiben-d. »An Beseht Eure Durchlaucht!« Kurt war einigermaßen erstaunt, daß ’der Staatskanzler, anstatt auf feine YBitten einzugehen-, ihm eineiElba be treffende Frage vorlegte. »Gut! So halten Sie sich bereit, «noch heute Abend im aller-höchsten Auf lYtrage dorthin abzugeben Ihre Jn Efirultionen werden Sie vor der Ab reife schriftlich erhalte-at« « »Eure Durchlaucht —!" ftammelte iSvetten befriirzsi. ,Und die Kom ;iesie?« · Hartenberg lachte. »Weder Junge irnir scheint, ganz entsagt bat Jhr Herz doch noch nicht. Jrn Uebrigen ·—— und nun achten Sie genau auf ljedes meiner Worte: ich nehme an, daß die junge Dame die sich augen -blicklich im Palaste unter dem Schutze Iunferes Botschaftsarztes befindet, lei neswegs die Komtesse Savigny- Peri Egord ist! Erinnere ich mich recht, fo bat mich Frau Doktor Fürbringen jschon vor einigen Tagen um eine sPaßtarte für eine Nichte, mit der sie inach Preußen reifen wollte. Das wird also wohsl die junge Dame sein —- ein Fräulein Miiller, wenn ich mich recht besinne Und wie ich rnich weiter er innere, wollte Frau Fürbvinger das Nichtchen gern auf dem Lande unter bringen. Ich werde an meinen alten Freund Stett-n in Kremmrode schrei ben, ob er die Dame nicht auk einige Monate aufnehmen will. Habe auch nichts dagegen, wenn Sie einige Zei len hinzufüan Hardenberg rieb fich vergnügt die Härche. »So — so wird es gemacht! Und nun kommen Sie, Stetten, wir wollen Frau Doktor Fürbringer ’mal ,’nen kleinen Besuch machen, ich möchte das Nichtchelk doch gern vor ·der Ab reise auch noch einmal seiten und sprechen-" . I Am Abend den-ihm Tages keine sein schlicht bespannter Reisewagen Iaus dem Pragerthor. Drinnen saßen Ieine noch jugendliche Frau und ein Ebildschönes Mädchen, Frau- Doktor IFiirbringer und Fräulein Eva Mül Iler, wieder am Thor wachhabenide EPolizeibeamte feststellte, die mit einer IPaßtarte der preußischen Botschaft in Idie Heimath zurückkehrten I Zur gleichen Stunde verließ in Isiidwestlicher Richtung ein anderer Wagen die schöne Donaustadt. Als Ier die Thorwache passirte und der Paß Ides jungen Mannes, der sein einziger IJnsasse war, revidirt wunde, ein un Ivertdächtiger, auf den Namen des IGuisbesiners v. Dörner lautender Ipreußischer Paß, dem die Persönlich Iteit des angeblich zu seinem Vergnü Igen nach dem Siitden reisenden Inha Ibers durchaus entsprach wurde der Wagen von einem antderen überholt, Iin dem zwei elegant gekleidete Män Iner saßen. Herr v. Dörner hörte wie sich diese auf der Wache als An gehörige der französischen Gesandt schait legitimirten und eifrig nach forschken, ob wohl eine junge Franzö: sin die Wache passirt hätte s--— unter dem Namen de Vernier etwa-? Die Frage wurde verneint, und die beiden Männer zogen mißmuthig ab . . . Am nächsten Morgen enthielt die amtliche, tägliche erscheinende »Einn nii des Congresseg« unter den zahl reichen, meist recht banalenNachrichteir, die sie brachte, folgende interessante Personalnotizem . »Die Gräfin Sophie Potocka ist von ihrer schweren Ertältung, welche sie sich bei dem Brande des Rasnmowsti-’ » schen Palastes zugezogen, wieder ge-I nesen und tritt im Laufe des heutigen Tages die Reise nach ihrer herrlichen Besisung Talin an. Man bedauert allgemein, daß sdie ebenso schöne, wie liebenswürdige Frau Wien so schnell verläßt. I Jn den Kreisen der Gesellschaft jwird man noch den Verlust einer an Ideren geseierten Schönixit schmerzlich Iernvfindern Wie uns aus dem Pa tleris Tallyrand nritgetheilt wird, wur Ide die liebenswürdige Komtesse Sa Ivignysperigord durch eiine schwere Er Itranckung ihre erlauchten Tante der IMarquise de Radien zur Rückkehr Inach Frankreich veranlaßt. « Dann folgte weiter unten die ganz kurze Meldung: I »Herr v. Stetten, Adjutant Seiner Majestät des Königs von Preußen, Ihat Wie-! mit längerern Urlaub ver Ilassen.« « ElstesKapiteL I Man reiste im Jahre 1815 noch nicht mit dern besitigelten Eisenkade, Isondern in der gemächlicheren Kutsche. IAber wenn auch dieSchienengeleise sich Inoch nicht durch Europa ge ogsen hat Iten und die Kunststraßen felbst zwi Ischen den großen Verkesrsmittelpunb Iten des Erst-theils in oft recht erbärm Ilichem Zustande waren, so konnte man, wenn man iiber eine gri. e gefüllte Bör se derfiigte doch verhältnismäßig sIchnell vorwärts kommen. . Rurt v. Stetten hatte knapp vier ,Tage gebraucht, um von Wien bis zGenua zu gelangen. Er war aller dings Tag und Nacht ohne Unterbre chung gefahren, nicht allein weil ihm IFürst Hardenberg die höchste Eile an Jempfohlen hatte, sondern auch, weit iihn die innere unüberwindliche Unruhe Hraftlos vorwärts trieb. « Zuviel war in den letzsten acht Ta Igen sein-es Aufenthalts in Wien aus ihn eingestllrmt. Und wenn er in je Iner ereignißvollen Woche selbst Idie Absvannung aller Nerven- weniger empfunden hatte —- jetzt kain sie nach unld machte ihre Rechte geltend. Wie lein Träumender fuhr er durch die Fherrltche Alpentvelst. über den im tie Tfen Winterschnee ruhenden Brenner; Iunberiihrt ließen ihn die zu Eis er sstarrten Castaden der Bergbäche, wie die linden, den sprossenden Frühling jünlderrden Lüfte an den Ufern der Etsch und des Po. Und während er durch die weite Ebene ter Lom bardei im gleichmäßig schnellen Tempo dahinjagte, führten ihn immer auf’s Neue feine Gedanken bald auf den Fürstensih der schönen Sophie Pola cka, bald nach dem schlichten Kumm rode, wo er neben der anmuthsvollen Louison die holde ernste Jakobäa wußte. Und wenn er in dem einen Augenblick sich gewaltsam los-gelöst hatte von der wundervollen Gestalt der Fanariotin, tderen ieckes Gaulelspirl er so völlig zu durchschauen meinte, so flogen seine Sinne im nimmer milden Flug nach »der markischen Haimalh um sich an dem Bilde der anmuthigen Französrn zu erfreuen! Sie war ihm werloren, sie hatte ihm ja selbst erklärt, daß ihr herz einem anderen gehöre, aber er vermochte es darnach nicht über sich, in ihr nur das unglückliche Mäd chen, lder er eine ritterliche Dienstbar iteit entgegengebracht hatte, zu sehen TFiirst hardenbesrg hatte nur zu recht dehabi. als er ihm lächelnd drohte: LMHr scheint, ganz entsagt hat Ihr sherz tdoch noch nicht!« ; Sophie —- Louison — Jalobäa! Ja I— Jakobäm Wie die blauen Augen wohl geblickt haben mochten, als sie szum ersten Male in das holde Antlitz ter Französui schau-ten, wie die feste Hand wohl leise gebebt haben mochte, als sie seinen Briefösfnete, »der-idem lie ben Bäschen idie Fremde an’s Herz legte! Du gute, Du treue Jakobäal Und plöhlich verschwanden vor den Augen des träumenden Mannes Idie Bilder der üppig schönen Gräsin und der eleganten Tochter Frankreichs, und tlar und lechttend stieg das Bild des deutschen Mädchens vor ihnen aus in seiner lichten Reinheit! Sophie — Louison —- Jakobäak —-— Das Dreigestirn voll Schönheit und Anmutb und Herzens-gute! DasDrei gestirn, in idem einenAugenblict umwo ben von leuchtender Lichtfiille, strah lend am Horizont —- im nächsten von den ziehenden Wollen verhüllt, viel-. leicht auf Nimmerwiedersehen! Zwischen seinen Träumen aber raffte sich Stetten doch auch immer wieder auf zur ernsten Betrachtung seiner Aufgabe. Er war angewiesen worden, sich über Genua nach Elba zu begeben- und dort ldie Thätigteit des Kaisers möglichst genau zu beobachten. Sobald ihm irgend eine oerdächtige Maßregel asusfiele, sollte er; ungesäumt berichten, wenn nöthig, selbst sofort zurückzukehren Der Staatgtanzler empfahl ihm, ohne ihn im Uebrigen irgendwie in seiner Bewegung zu be schränlen, sich von allen übrigen Agens ten der Mächte in Elba ganz fern zu halten, auch aus dem Festlande jede Spur hinter sich zu verwischen und, wenn es ihm rathsam erscheine, auf Glba unter der Maske eines jungen Gdelmanns aus dem ehemaligen sto nigreich Westsalen auszutreten« der als Anhänger des Kaisers nach Elba ge kommen sei. Um die Maske eines solchen besser behaupten zu können, hatte der Kanzler tem Herrn v. Dör ner« noch einen weiteren Paß, auf Klaus Baron Wüppede lau-tend, aus gestellt. Stetten schwankte. ob er sich wirt-. lich unter fremden Namen dem Kaiser nähern solle. Es war doch immer hin ein gesährliches Unternehmern denn Ibapoleon lontrte in ihm leicht den hauptmann v. Stetten, der ihn nach Ewa begleitet, wiedeverleemen Aber andererseits hatte sich sein Aus sehen im Laufe des lehten Jahres we sentlich verändert, die Luft der Wiener Satans hatte das gebriiusnee Gesicht gebleicht, »der bürgerliche Rock mochte das Uebrige thun. Um jedoch ganz sicher zu gehen, ließ er sich in Genua nachdem er im Hasen eine Gelegenheit zur Fahrt nach Elba ermittelt, ein Perrücke anfertigen, die eine etwas dunklere Färbung zeigte, als sein ei genes haar, und anstatt des tnappen militärischen Schnittes des lehteren eine gefälligere Fülle. Er mußte lä cheln, als er das Ding zum ersten Male aussetzth so ganz verändert tam er sich unter der Fluth brauner Locken vor. - Die Ueberfahrt nach Elba ging schnell und glücklich don statem, und die Paßrevision Seitens der kaiser lichen Polizei ohne Anstoß vorüber. Nachdem Stetten im ,,Aguilanera« sich einigermaßen eingerichtet hatte, unternahm er sogleich eine kleine Re tognoåzirung in Porto Ferrajo. lsr san-d die Hauptstadt recht verändert; der gewaltige Wille Napoleon’s, der bisher eine halbe Welt regiert, sein staunenatverthes Organisationstalend dass sich so oft an den größten Ausga ben bewahrt, hatten auch im kleinen, engen Ratt-me nicht versagt. Vielleicht mochte die Insel Elba noch nie so gut regiert worden sein« als unter den JFittichen des napoleonischen Adlers-. zlleberall sah man die Spuren der un ermiidlichen thätigen Hand des Rai serg. Die Straßen, die vor Jahresfrist Enoch vor Schmutz gestarrt hatten, wa I—— Ekm for fällig gereinigt, zahlreiche-L E sNeuhautegn theils schon vollem-eh thellsV sim Entstehen begriffen. Eine starke Polizeimacht hielt aus Ruhe unter lieu ziemkich when Jnsulanem »die !Truppentheile, welche Stetterr von der iwinzige-n Armee des größten Soldaten Edes Jahrhunderts sah, schienen vor jtrefflich ausgerüstet und geschult. Als Hdann Stetten seine-Schritte zum Thore ;h«rnauslentte, sah er auch hier überall seinen regen Fortschritt: die chedem verfallenen Wege waren sorgsam auf gebessert, umfassende Neuanpflanzu«n gen hatte stattgefunden, und von den Bergen her kamen in langen Zügen xdie Maulthiere mit gefüllten Erst- . Ecken. Daß bei einem Napoleon Alles Teinen militärischen Anstrich haben Tmußte war eigentlich selbstverständ Tlich. Ein Heer uniform-toter· Beamten schien über die ganze Jnsel vertheilt, »und trotz der Kürze des napoleonifchen Regirnonts auf dem Eiland schienen selbst die bürgerlichen Bewohner so manchen Zug soldatischen Geistes an genommen zu haben. Sie waren ohne Zweifel stolz auf ihren Kaiser« dessen Anwesenheit auf ihren einsamen, halb · Hoergeffenen Gestaden auch eine Fluth ( von Neugierigen ausaller herren Län der nach der Insel gelockt hatte, die ihrerseits dem armen Lande mancher- » lei Gelegenheit zum Verdienst gabenxe Als Stetten zur Mittagsstunde in sei nen Gasthof zurückkehrte, war er er staunt, eine ganze Gesellschaft von sEsngländern an sder Wirthstasel zu itreffem die nur nach Elba gekommen waren, um den entthronten Monarchen Cl zu sehen. Stetten hatte sich vorsichtig bei dem C Wirth nach Madame de Vernier er kundigt. Sie war zur Zeit nicht in Porto Ferrajo anwesend, erfuhr er, sondern seit einigen Tagen verreift — eine ihm nicht unangenehme Nachricht, da er einer Begegnung mit der Pflege mntter Louison’s nicht ohne Bangen entgegen gesehen hatte. Dafür sollte er schon am ersten Tage seiner Anwesen heit auf der Insel dem Kaiser selbst begegnen, als dieser gegen Abend näch dem Kiost hinaus-ritt, den er sich auf einem Felsvorsprung bei der Citadelle von Porto Longone hatte erbwen lassen, und von dem er gern über das Meer nach dem fernen Horizont, zur Küste des Festlandes hinüberschautr. Keiner seiner Vertraun-n weder Ber trand, noch-der treue Druot, durften den einsamen Most jemals betreten. wie der geschwähige Wirth vom »Aquila nera« erzählte. Der Kaiser ritt mit lleinern Gefolge zum Most. Er war stärker gewonden, seit ihm Stett-n nicht gesehen, aber er sasz schlecht zu Pferde, in nachlassiger, dornübergedeugter Haltung, als ob das Reiten ihm Beschwerden mache. Das Gesicht war blaß, und ein Aus druck von Unruhe lag auf seinen Zü gen: es mochte unaufhörlich arbeiten hinter dieser glatten Stirn, »der Schmerz um das verlorene rang mit dem nimmer ruhenden Thatendrang mit dem uniersättlichen Vedijrfnisz, das brachliegende Genie von Neuem zu be thiitigcn. - Jst-TITA Am nächsten Morgen erhielt Stet ten den Beweis-, daß die napoleonische Polizei ans Ele gerade so vorzüglich arganisirt tvar,'wie einst die kaiserliche i Polizei von Paris es gewesen. Ein , Agent der Sicherheit-behörde fand sich I im Gasthofe ein und erbat von Kurt in äußerst höflicher, aber sehr dringen der Weise eine Mittheilung über den Zweck seines Besuches auf Elba und über die vorausstchtliche Dauer seines Aufenthalts. Stetten war darauf vorbereitet gewesen, Rede nnd Ant 'wort stehen zu müssen. Kurz gab er, an, daß nur das Bedürfniß, den Kai ser zu sehen, in dem er den große-n Soldaten und den bedeutendsten Mo narchen der Zeit bewundere, ihn nach Clba geführt habe. Seine Güter lägen in Msalen, und er habe wäh rend des Bestehens des Königreichs L. die wohlthätige herrschaft des Bru lders Seiner Majeftät, des Königs Je Irorne, lebhaft arn eigenenheerd ein psunsdem «Wi«enschen Sie vielleicht Seiner Majestät dargestellt zu werden?« frag- s« te der Beamte verbindlich. »Ich würde es mir selbstverständlich zur besonderen Ehre anrechnen! J -,,So werde ich nicht verfehlen, Sei- « ner Majestät von diesem Wunsche g Kenntniß zu gebe-cis erwiderte Jener »und ging mit höflicher Verbeugung « Sirt-ten benutzte den Tag, mn nsch »der lleinen Ziegen-insel, einem felsigen Eiland, das zu dein Liliputreich Na «poleon’s gehörte, hinüberzusegelin Er wollte sieh, wenn möglich. das Fort anschauen, das der Kaiser dort hatte , aufführen lassen. » « Es war ein wahres Geiemest, hoch Ä auf steilem Berg-bange gelegen, mit start-n Bastionen, die Jnsel nnd das Meer weithin bIherrschend Wenige , Geschütze und eine sehr geringe Besa- : gimg mochten wohl im Stande sein, die weniger durch Kunst, als durch ihre · natürliche Lage starke Beseitigung mo- - natelang selbst gegen eine ungeheure Ileksermacht zu vertheidigen. fiforsetzima folgt) . ----- Das tonmit davon. Student ·(der heute azissnarnigiveise knirllich mal ein Glas Wasser rrinten will): »stell NSL eilt Gixls VIII-IF - - Kellnekk ,,Nee. i!3;-, Zit- lrke»7.-« iikicti nich« dran! Hei-I ist der «-- ezsre Musik«