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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Feb. 12, 1897)
USE-ex ginillnsiurn Roman von H a n s R ich t e r. « (Fortsetzung.) Langsam begannen seine so uner wartet gebrochenen Hoffnungen sich wieder auszurichten Es schien durch aus nicht unberechtigt, dem wie im Rausche einer sieberhasten Leiden schaft geschlossenen Bunder zweier so heftigen, stolz-en, itnbsmsamen Cha vatteve ein schnelle-K und übles Ende zu prophezeien Sie gpissssv einander zu sehr in ihrem starker. Gast- und UnabhängigkeiisgefiihL ihrs- jäh aus brausenden Leidenschastlichjeit, ihrem unerschiitterlichen Trotz, als daß nicht das unvermeidliche schwierig-e Sichin einanderfiigenlernem das gegenseitige Beanspruchen und widerstrebende Rachgeben, die kleinen Enttäuschungen und Meinungsoerschiedenheitem die selbst den zärtlichjten Flitterwochen folgen-, zu harten Kämper hätten An laß geben sollen-. Auch die heißieste Liebe muß gelegentlich ganz prosai schen Lebensgewohnheiten weichen, und Robert besaß deren ziemlich selt same, kein Wunder freilich bei einem vierzigjähstigen Junggesellen-, der in aller Herren Ländern die Sitten an genommen, die seinem bizarren Cha rakter zusagten, doch nichts weniger Tals angenehm und amnuthend für eine bisherige software-indes auch diese Berechmmg schien Egon enttäuschen zu wollen-. Die Nachrichten, welche er ans sicheren geheimen Quellen erhielt. besagten nichts von den erwarteten serwiirfnissen, die Ehe blieb, wenn auch kinderlos, so doch vollkommen glücklich, und Baron Roberts Gesund heitgzustand besserte sich in einer Wei se, daß dem Agnaten höchstens die Hoffnung blieb, als silberhaariger Greis in den ersehnten Besitz des Ma jovats zu treten. Vor etwa einem Jahre jedoch begann Jacques von si ner Entfrerndung der Gatten zu be richten, von der plötzlich erwachten Ei fersucht des Barons, die sich ost bis ji« Maßlvse steigerte und zu den häßlichsten See-ten führte. Ob berech tigt oder nicht, bei einem Charakter wie demjenigen Roberts mußte die Eifersucht, diese qualvollste und unbe sormenste aller Leidenschaften über kurz oder lang in eine entscheidende Katastrophe ausbrechen. Die gering ste Gelegenheit konnte dieselbe herbei führen, nnd nun — tief stieß Egon pon Nicolai seinem Pferde die Sporen m dcie Seite, daß es sich aufbäumte ten-d mit einem gewaltigen Satze vor wärts schoß. Es sah wie ein Freuden sprnng aus m-- sp-« Au- cr me Lylct wlevet denjng setzte er sein Sechstgespräch fort: Was auch immer vorgegangen sein mag, ganz allein trägt Robert die Schuld nicht. Einen greifbaren Grund bat er sich-er gehabt und die »liebe Cousme" irgend etwas zu bereuen. Sie wäre sonst nicht bei Nacht und Nebel davon gelausen. Kein Wunder übrigens, so jung und schön und klug, dabei an ei nen Man-n gefesselt, der von Rechtswe gen in die Zeit der Bölkerwanderung oder der Witingerfahrten gehörte. Jch bin der Letzte, der sie darum ver dammt. Hätte sie die Hand, die sie niir bot, nicht wieder zurückgezogen, ich wäre wahrhaftig ihr treuester Freund gewesen. Die alte Liebe ist doch noch nicht ganz todt. Aber so — erst einiaden und dann wieder ,,sans sacon« zur Thür hinaus-werfen — Sie werden es bereuen, theuerste Me litta, wenn eines Tages der indische Capitiin die Nicolsburg und ganz Neustadt aus den Kopf stellt! Wer san-n denn die Geschichte von dem Sturz mit dem Pferde über das Straßen-getänd« hinweg glauben? Meinetwegen mag daraus werden« was will, ich menge mich in nichts und wasche meine hände in Unschuld. Wie auch die Würsel fallen, ich streiche dabei aus jeden Fall den besten Ge winn ein-, ohne einen Ein-sah zu wa gen. Dieser Tolltopf, Bucht-odi, der meinem verkiissess Herrn Vetter nicht viel nachsteht, arbeitet siir mich, als ob ich ihn dasiir bezahlte! Seine anfänglich finstrre Miene hatte sich wieder ausgehellt. Er lachte, strich sichdas glatte Kinn, triisecte ein französisches Liedchen und feste sein Pferd in Trab. » »»,«Fii,ystkfg-Eqpitec. ! - sie am Vowimge des fu«-kreist s We M — s die Letztere ein wenig zurückstehend, so daß er nur die Baronin erblickte, als fer die Augen langsam, wie nach einem schweren Traume, öffnete. Er schien !nachzusinnen und dann flog ein sonni smäges heiteres Lächeln über seine Züge. EDie Minuten vor dem Sturz standen Zihm wieder klar ini Gedächtnisz; er ’hatte also doch erreicht,ivas er gewollt, I mehr noch! » I Melitta, liebe Melitia! flüsterie er fleise, zärtlich. E Erröthend trat sie zwei Schritte zu rück, und da der Eisverband seinen Kopf unbeweglich festhielt, entschwand Äsie damit seinen Blicken und statt ihrer f sah er Clara. Du, Clara? Ah, ich glaubte —- ach, das war wohl noch der Fiebertraum «ei-ne Hallucination — aber so schön, so schön! Nur Erstaunen unt-Bedauern klang aus seiner Stimme. Kein Wort der Frewde, des Grußes —- dem armen Mädchen schossen dEe Thränen in die Augen, doch beugte sie sich zu dem Kranken nieder, otdnete sorgsam seine Kissen und sag te: Du darfst nicht unnöthig sprechen, Konrad; es schadet dir. Wünschest hu Jst-II O Er verneinte die Augen von Neuem ;schließend, unld als sie ihn wieder Ischlafend glaubte, ging sie hin-ans, an der Baronin vorüber, ohne sie anzu sehen. Jm Garten sank sie wie gebro chen auf eine Bank nieder. Jhr war, als habe sie in einenAbgrund geschaut, in den alle ihre Hoffnungen und Glücksiräume versanken, aus dem das Gespenst widerlicher Sünde ihr ent gegensiarrte. Konrad’s ersier Blick und erstes Wort verriethen ein heim liches Einverständnis mit der Baro nin. mit einer Frau, die durch heilige Bande an einen anderen Mann gelet tei war, sie begriff das kaum, es er füllte sie mit Abscheu und Entsetzen Jn ihrer tiefen Liebe für Konrad zsuchise sie nach Entschuldigrmgsgriin Iden — ihn fesselte kein anderes Band, er war so unbesonnrrn heftig und lei denschaftlich veranlagt, »in seiner Gut miithigteit so leicht zu überreden und zu verleiten —- das Entzige, was ihn in- Wabcheit entschuldigte seine völli ge Untenntniß der äußeren Verhält nisse Melitta’s, ahnte sie nicht. Melitta war, noch iiefer und schmerzlicher erschüttert als jene, bei dem schnell wieder Entschlummerten zurückgeblieben Mit grausam selbst quälerischer Offenheit sagte sie sich, wie sehr sie von Clara vertannt wer den muszte, daß sie in deren Augen als eine Ehrlose dastand. Einen Augen blick empfand sie das Verlangen, ihr in den Garten nachzueilen und eine ZAuftliirung zu versuchen, doch zog sie iden schon erhobenen Fuß schnell wie sder zurück, — wozu sich vertheidigen, åda doch, wie sie im Voraus überzeugt war, keines ihrer Worten Glauben ifinden würde? Feig wäre es gewesen, Falle Schuld aus denKranlen abzuwiil szem die tiefste, ursprünglichste Ber ianlassung dieses Mißverständnisse-s kund Mißverhältnisses lag doch in ihr. jUnd wenn sie dem Zorn des Gatten Jdem Hohn und der Verleunrdung der ganzen Welt trotzt-, was konnte ihr Ida-rein liegen, wie dieses unbedeutende Mädchen über sie dachte? Sie glaubte Emit dem Leben abgeschlossen und siir Falle seine Anfechtungen nur noch das verächtliche Lächeln einer weltentriick sie-i Philosophie zu haben ; Jung mefer im Augenvua durchaus Fehrlichen Ueberzeugung trog des ge sgenseitigen Schweigens über den Vor jfall griff ein unerquickliches Mißbeha gen immer mehr Platz; zwischen den Jbeiden Frauen lag es wie eine unüber Ebriickbare Kluft, aus der eine eisige HAtmofphäre emporstieg. Sie vermie kden es, allein miteinander zusammen Izutreffen, sogar bei Konrad, das letz stere allerdings nur so lange, als er jnoch bettlägerig war. «Rachdem er je ldoch bereits-« nach wenigen Tagen das -Bett mri einem Rollstuhl vertauscht, iwelchen Jacques meist bis auf die fVeranda oder tin den Garten schob, sentwicletteClara eisn fieberhaftes Be Eftreben, ihn nicht mit der Baronin al llein zu lassen. Die letztere lam dieser FAbsicht mir zu gerne zuvor; noch mehr Ials jene fürchtete fie ein Alleinsein mit EKonrad, das unbedingt zu einer Er :tlärung führen mußte Ueber die Art ihrer Antwort war sie zwar keinen Augenblick mit sich im Zweifel, dochz fühlte fie nur zu gut, welchen Eindruck dieselbe auf Konrad machen, welche Kämpfe darauf folgen mußten —- und trog der anscheinend fo günstig fort schreitenden Genesmsgtvamteder Arzt beständig vor jeder noch so geringen Erde-sung hatte sogar den Besuch der Verwandten nnd Kameraden verboten, weil er von jeder Störung der seeli sche-n Ruhe ein gafiihtiiches Oel-strafte ber fiirchtete. Melitta konnte nicht anders —- sie mußte seine stummen Huldigungen-, seine werdenden Blicke ertragen und zitterte vor der Aufklä rung, die in dem Augenblick erfolgen mußte, in welchem Clara sie allein mit ihm ließ. Konrad war weit ertfernt davon, nach den äußeren Verhältnissen der Geliebten, von den-en Niemand zu ihm sprach, zu fragen. Er fand sie von Tag zu Tag schöner und liebenswer ther, sie weilte fast bestänng in seiner Nähe, das genügte ihm vollkommen. Durch dieses geslissentliche Jgnoriren aller persönlichen Beziehungen dessen Ursache er nicht verstehen konnte, bei seiner leichtsinnigenZuversicht auf sein Glück, feinem herzlosen Rechnen mit »Mitglichieiten, wie eben nur die blinde Leidenschaft rechnen kann« trat der Ge danke, Melitta könne bereits gebunden ssein, nicht erst an ihn heran, selbst dann nicht, als ihre zurückhaltende jKiihle ihm auffallen mußte. Jn fei :nem Optimismt s schrieb er diese letz stere lediglich der einer eifersiichtigent HUebetwachung gleichenden beständing jAnwesenheit Clara s zu, was ihn ver i,anlaßte das arme Mädchen mit un Isreundlicher Kälte oft mit geradezu verletzender Schroffheit zu behandeln. Schweigen-d, ohne ein Wort oder einen Blick der Klage trug sie es. Wie sehr auch ihr Herz litt, wie oft sie auch fast zusammenbrach unter der Last der bitterm Enttäuschung, der Eifersucht, des Schmerzes um ein verlorenes Glück, das sie bisher noch immer zu erreichen gehofft, sie harrte aus mit der wunderbaren Kraft duldender Liebe, in welcher die Frau stets den Mann übertrifft, wie ein Soldat auf einem verlorenen Posten. den er bis zum letzten Bluts-traper behauptet, getreu feiner Pflicht, obwohl er weiß, daß er keinen Sieg, keine Hilfe, kaum eine verspäteteAnerlennung zu erwar ten hat. Fiir sich hoffte sie nichts mehr, —- was lag auch an ihr, wenn nur Konrad aus den Schlingen der herz losen, Wettern intriguanten Welt dame gerettet wurde! Nur eine ahnte was in ihr Vorging, und gerade diejenige, der. ihr Herz zu verrathen sie sich am meisten scheute: Melitta. Die scharfblickmde, men schenkundige Frau erkannte ihre Liebe, ihren Groll und Verdacht, empfand das aufrichtigste Mitleid fiir sie und konnte ihr doch nicht lxlfen, da Clara jedem Vers uche einer vertraulicher An näherung scheu und mißtrauisch aus w2ch, um in ihrer jedigen Stimmung jedes Sichenstschuldigen als ein Sich antlagen zu betrachten. Ueberall Mißtrauen, Vertennen, Vrrheimlichen —- wie eine dumpfe Ge witterschwiile, eine zur Explosion drängende elektische Spannung lag es in der Lust. Und diese Explosion lam, so lange sie auch künstlich hinausge schoben worden war. H It I Es war einer jener sonnigen, stillen Tage, deren dieser Frühling so viele zählte. Jn den schattmlosen, breiten sThälern mochte eine erstickende Hitze herrschen, hier aus der Höhe wurde sie angenehm gelindert durch den frischen, mit dem Duft der knospenden Bäume geschwängerten Lufthauch, der vorn Gebirge herüberstrich, durch die un durchdringlichen Schatten der uralten Buchen und Tannen. Schwanken-d zwischen dem wonnigen Behagen der rasch fortschreitenden Genesung und der ausregenden, nervenverstimnrenden Ungewißheit, die ihn in Bezug aus seine Liebe erfüllte, rubte Konrad Buchrodt bequem aus einer Chaise longue am Eingange des Barte-· So eben hatte ihn der Arzt verlassen, höchst zufrieden mit seinem Mfinden sund mit der Versicherung, er könne Inunrnehr Besuche empfangen und in »den nächsten Tagen nach Lichtenau Iiibersiedelm ein Ausspruch, der das »Schwanten seiner-Stimmung noch ver-; jstärkte Es mußte jetzt zur Entschei dung kommen, noch heute —- die Ge iliebte fast kaum drei Schritt von ihm ientsernt, den Kopf leicht aus die hohe Leb-ne ihres Gartenstukiles zurückge ’bogen, die prachtvollen, großen Augen tröumerisch aufwärts in das frische Baumgriin gerichtet, so daß dIe Son nenstrahlen, die sich durch das Laub dach stahlen, sich in ihnen zu spiegeln schienen. Er berauschte sich am An blick dieser dunkel leuchtenden Sterne, dieser herrlichen Gestalt, sein herz klopfte zum Zerspringen, wilde, heiße Worte und Wünsche stiegen in then empor, erstickten ihn fast —- er mußte sie zurückdrängen, denn zwischen ihnen sasz Clara und ihre tiesurnschatteten Augen wanderten in rastlosen Blicken voll eigenthiirnlichen, scharfen Glanzes von dem einen zur andern. Wie ein Kerkermeister seine Gesan I .-:I genen nein, wie eine Katze ihre Beutel bewacht, murrte Konrad in sich hinein! und sagte laut: Liebe Clarcn ich ver-I misse meine Briestasche. Wenn du die Güte haben wolltest.1 Jch werde sogleich Jacques rufen, I antwortete das Mädchen nach derI Glock! aus dem neben ihr stehenden Blumentischchen greifend Zu gleicher Zeit trat der Kammer diener, der die Fähigkeit ·zu besitzen schien, durch Mauern zu sehen unid zu hören und stets zur Stelle zu sein, so bald man seiner bedurfte, aus der nächsten Thüt auf dem Gartenvor platz. Jch meine das Porteseuille mit mei nen Brieer und Notizen, fuhr Kon rad heftig empor. Solche Dinge giebt man nicht in Dienerhöndr. Falls du nicht geneigt bist, die geringe Milbe zu übernehmen —- mit einem zornigen Blick der Clara erröthen und dann um xo aussälliger erblassen ließ, brach er a Entschuldige, es war gewiß nicht übel txtme ich gehe schon« bat sie so demüthig, daß ihm seine Schross heit s chon wieder leid that. Auch Melitta’ hatte sich erhoben. Bitte, Fräulein Buchrodt bleiben Sie —- ich muß ohnedies hinein und werde Jhnen das Portesenille sofort selbst herausbringen here Lieutenant Gnädige Fraul Noch ehe sich Konrad aus eine Phrase besormew hatte ihm Clara die dargereichien Schlüssel aus der hand genommen und war davon-geteilt End lich waren die beiden allein, da Jac aues nicht minder die ernpsehlenss werthe Gabe besaß· zu gelagener Zeit Lpurlos wie ein Gespenst zu verschwin en. Heute zum ersten Male hatte sich Konrad die Frage vorgelegt, wer Me kitta eigentlich sei, und mit gewohnter sorgloser Zuversicht sich auch selbst die Antwort gegeben: irgend eine Ver wandte des Barons Nicolai. der ihr das von ihm nie besucht-e Schloß zur Verfügung gestellt. Er glaubte ein mal von einer wenig bemittelten Sei tenlinie der Nicolai gehört zu haben; dieser wies er sie zu. Wir müssen bald scheiden, Melitta, begann er hastig, ich hoffe, nicht für immer. Das ist es, was ich Jhnen sagen muß unter vier Augen: nicht für immer! Es wäre das Unglück meines Lebens. Sie wissen, wie es in mir aussieht, wissen, daß ich Sie ge liebt habe von jener Stunde an, in welcher über und um uns das Gewit ter brauste. Ein stärkerer Strum noch tobt in meiner Brust: die mächtige Leidenschaft, die mich zu Jhnen zieht, die von Stunde zu Stunde angewach sen ist, mein ganzes Dasein erfüllt, mich nichts mehr fühlen, denlen und träumen läßt. Sie, nur Sie, einzig Sie, Melitta. Es wird auch ferner keinen Felsen und kein-e Kluft geben, die mich von Jshnen trennen lönntez ich folge Ihnen, weil ich es muß, weil Sie mich mit tausend unzerreißbaren Ketten gefesselt halten. — Wie wenn ein starker Quell die aus ihm lastende Felsendecle sprengt und die angesam melten Wasser machstvoll hervorspru delt, hatte Konrad diese Worte in wil der Ueberzeugung ausgestoßm Er sah. wie Melitta sich immer fester aus den Stuhl, neben welchem sie stehen geblieben war, stützte; dabei wurde sie blasser und blasser und in ihrem Auge zeigte sich der ergreifende, hilflose, stehende Ausdruck, mit welchem ein verfolgteg Reh- den unbarmherzigen ,Jiiger anäugt. Es rührte ihn. Sich sgewaltsam beherrschend, suhr er ruhi Iger fort: Habe ich Sie erschreckt, Me slitta?—-das wollte ich nicht, ich sprach lja nur aus, was Sie bereits längst in meinen Blicken müssen gelesen haben, Gefühle, die so mächtig sind, daß ich sie nicht verbergen könnte, selbst wenn ichees beabsichtigte Ja, es war mir ein süßer Trost aus meinem Kranken lager, zu wissen, daß Sie mein Herz und meine Liebe konnten, die treue Er gebenheit, in der ich Ihnen mein gan zes Dasein weihen will, und mit die sem Trost zugleich nahte sich die selige Hoffnung: Sie zürnen meiner Ver wegenheit nicht. weil Sie es nicht tön nen, weil auch Jhr Herz, im gleichen Zauber der Liebe befangen, mir zu neigte und . . . . Die heißest. leidenschaftlichen Worte tönt-en in Melittcks Ohr wie der be-; rückende Klang einer fernen Musili sie dachte daran, wie vor wenigen Jah ren ein Mann sasi das nämliche zu ihr gesprochen, wie sie sich in verzehrender Leidenschaft an seine Brust· gestürzt und das höchste Glück genossSn hatte, um dann langsam durch ihn so na menloz elend zu werden, bis sie ihn fliehen mußte. Und diese Erinnerung hielt sie so mächtig wie in einem Bann gefangen, daß sie keine Kraft zu l -—l einer Entgegnung fand —- eine bitter harte Strafe ihrer Unbesonnenheit Wie einzelne Tropfen glühenden Me talles fielen diefewerbenden Worte auf ihr gequältes Herz. Erst jetzt, da er; von ihrer Gegenliebe sprach, brach die-T fer Bann; ein gellendes Nein und tausendmal Nein! entflog ihren Lip-, pen. ; Melitial fuhr Konrad empor. Er stand jetzt neben ihr, faßte nach ihrer Hand, die sie ihm entzog, und fah ihr tief in die Amen « Lassen Sie mich, Buchrodt, ich blt:e Sie —— unt Ihrer selbst willen! « Nein; geben Sie mir Antwort, sc unumwunden und ehrlich, tvie ich stets« zu Jhnen gewesen. Jch bin kein Knabe, dem man mit einer leeren Ausflucht entgehen kann, ich habe ein Recht, Offenheit zu verlangen. Ein Recht? wiederholte Meliita,? sich straff emporrichtend; dieses eine Wort, seine schroffe Betonung, gabenj ihr Kraft und Stolz zurück. Hatten Sie wirklich ein Recht, mich zu verfol gen, trotzdem ich es Jhnen verbot; sich in der Art eines Thoren in Gefahr zu stürzen, obwohl ich Sie floh; einige imehr als alltägliche Worte, die ich zu thnen sprach, weil ich Sie fiir einen verständigen, zartfilhlenden Caivalier hielt, zu einer Kette umzuformen, mit-z tels deren Sie sich an mich antlam-i merni Schon einmal sagte ich Ihnen, daß jedes Jhret Worte mich demüthigi. ja, beleidigt nnd Sie forfchen nicht, warum; Sie glauben mich zu lieben, i bieten mir, wenn ich Sie recht verstan den, Ihre Hand und fragen nicht, wer ich bin; Sie wollen in meinem Herzen gelesen haben und fanden nicht, daß; ich in ängstlicher Scheu Ihnen aus-; wich, daß ich Jhre Blicke inur duldete, weil Jhre Krankheit Nachsicht und Schan erforderte, dasz ich tausend Mal heiß und bitter bereute, Jhnen je ein fretmdfchaftliches Wort gefchentti zu haben, selbst das äußerste wagten Sie obgleich Sie längst bemerkt haben sollten, daß ich die Herrin des Hauses bin, die Gemahlin des Baron Robert Nicoiaii l Abt stieß Konrad mit einem bunt-s psen Schrei hervor. Das ist nichtj möglich! ; Wollen Sie sich darüber bei Jbrer Cousine oder der Dienekschast erkundi- ’ gen, fuhr die Baronin mit vernichten-» der Kälte fort. Da Sie meine Bitte," mir nicht nachzusorschms — die ich nur an Sie richtete, weil ich hier völlig im gestört von jeder Gesellschaft leben wollte —, so rückhaltslos mißachteben, wäre jene so natürliche Frage wohl Jst-e erste Pflicht gewesen. Sie hät ten mir manche Unannehmlichteit da mit erspart und sich selbst diese häß liche See-ne, die ich irr-deß, da meine ei gene thörichteVertmuensseligteist theil weise die Schutt-daran trägt-, vergessen will, sosern Sie mir nicht Gelegenheit geben, mich daran zu erinnern, was, ich mit Bestimmtheit erwarte. l Jn heftiger Erregung wandte sie sich· um und begawn in einiger Entfernung aus dem Gartemoege hin- und herzu-; gehet-. Erst nach einigen Minutenc wars sie einen scheuen- Blick aus den Zurückgebliebenen —- er saß wieder; aus der Chaiselonge mit so bleichems Antlitz und stieren Augen, als habe ers ein Gespenst gesehen. Von seiner Stirn« war die Binde hembgeglitten, blutig roth schimmerte die breite, kaum ver harschte Wunde unter dem zerwühtten hast hervor. wen zyronem uoercoei oie Baron-in -- das war dieselbe dumpf brütende.« troftlose Verzweiflung die sie ernst auf Munlaesys berühmtem Bilde »Die letzten Tage eines Mmrtheilten« so wunderbar ergriffen- haite. Jshr Zorn - und Stolz wichen dem Mienen-, dek! Reue —- du trägst noch mehr Schuld» als er, klang ihr eine mahnt-we Stim- , me im Herzen-, du triebsi ihn hinein in das Gefühl, das du jeßt so harrt ver-s dannnst. dein-e Pflicht wäre es gewe-« son, ihn zurückzuweism aufzuklärenI ehe es zu spät war; du hast sie ver ssiiumt und bittdest doch ihm alle Vet-I xanttvvrtsung auf! Raschen Schrittes trat sie an ihn heran und legte die Hand auf seine Schulter. ! Verzeihen Sie mir, Buchrodt; die Erregusng rrß mich hin. Es war wohl von vornherein unrecht von mir, mich in dem Schleier eines Geheimnisses zu hällen Jch gebe zu, daß das Siei doppelt reizen mußte, daß es besonders bei unserem Zusammentreffen in der Teufelsschlucht met-ne Pflicht gewesen wäre, Sie aufzuklären —- ach, daß der Mensch so selten weiß, den rechten Weg zu fiM Ein scheinbar harmlosrs Wort, das ·wik spwchm oder ver-E schweigen, unbewußt, ohne jede Ab sicht, wird zum«Grundste-tn, auf dem sich unan Leben neu auf-band die un- « bedeuWe That zu einem Steuer, ! L « — das unis in- ganz fremde Bahnen lenkt. tlnd uns bleibt nichs zu thun, als mu thig gegen den Strom des Schicksals zu schwimmen; denn ob wir landen oder. untergehen, gleichviel, wir haben unsere Pflicht erfüllt. Mehr kann tiern Gott von uns fordern. Fassen Sie diesen Muth- ilosnrad Buchrodti Sie sind ein Mann, jun-»a, voll straft und Geist, verzeihen Sie mir und lehren Sie mn von diesem Jsrrwege, auf den ich Sie oljme meinen Willen verlocktr. Versuchen Sie es unt meinetwillen, um mich von diesen unerträglich quälenden Selbstdorwiirfen zubesreiem um Jbrer selbst willen-, der Sie einem Phantom nachjagen, während Sie das wahre Glück, nach dem Sie nur die Hand auszustrecken brauchen-« unbeachtet las sen. Clara, dieses herrliche, holde Mädchen, liebt Sie-— Sie können nie von einem edleren und reineren Weibe geliebt werden. Gnädige Frau— —Buchrodt hatte sich erhoben; seine Haltung wasr ebenso korrekt wie der verbindlich. höfliche Ausdruck seines Gesichtes, feine Stim me ohne jede Empfindlichteit, eiskalt und deshalb um so schneidender —, ich bedaure tief, daß mein Benehmen Sie zu Entscheldignngen veranlaßte. Sie bedürfen deren ganz und gar nicht. Eine schöne Dame besitzt viele Rechte, auch das. mit Männerherzen zu spie len: für die lächerliche Thorheit dieser Herzen, welche noch an wahre Empan dimgen glauben. ist see nicht veranst wovtlich Jch danle Jhnen fitr diese Lehre und gebe Jhnen mein Wort, daß ich sie nie vergessen werde. Es lag eine so bittete Jronsie in sei nem Ton-, daß er sie mehr verlente und bewegte, als es die Wschaftlichs sten Vorwürfe im Stande gewesen wären-. Einem unwiderstchlichen Dran ge folgend streckte sie ihm nrit fliehen-der Geberde beide Hände entgegen. Es lag mir ja nichts ferner, als ein Spiel mit Ihnen zu treibem Wenn ich gegen Sie fehlte- geschah es ohne jede Absicht, durch deanoang der Ver hältnisse. Lassen Sie uns beide alles das vergessen nnd Freunde bleiben. Seien wir Freund-et sagte Konrad, ironisch, dann hielt er einen Wdlick inne; er sucht-e nach einem scharfen Wort, welches verletzte, ohne unhöflich zu fein. Als nun Clava zurückkam und ihm schüchtern seine Brieftasche überreichte, flog ein W Einfall durch sein Hirn, ein Gedante, der an Wahnwitz streifte —- er sagte sich das selbst in dem nämlichen Moment nnd doch führte er ihn aus, eben deshalb. Seinen rechten Arm fest unt Clara’s hüste sagend nnd sie so an sich pres send, wandte er sich lächelnd an die Baronin: Sehen Sie· gnädige Frau, eine Bethätigung dieser Freundschaft darin-, daß ich Ihnen- zuerst die Mit theislung von meinem Glück mache: Clara ist jetzt meine Brawt und bittet mit mir mn Ihnen Glückwmrsch Melitta stand in sprachloser Ueber raschung, Clara stieß einen univer stönidlichen Schrei aus-; es fchiem als wolle sie sich von Konrads Arm-en los reißen, doch hielt er sie nur um so se ster, indem er mehrmals wiederholte: Meiste Braut — meine Braut! »Es-bleichstem neigte sie den Kopf an seine Brust. Er trogeine Bewusktlose MS Schloß zurück Sechsteis Capitel. Egon, ich beschwöre dich, sage mir die Wahrheit! Jch weiß dir wahrhaftig nichts an deres zu antworten, als das bekannte: Was ist Wahrheit? ..... Jn diesem Falle bist du, Robert der einzige, der darüber zu entscheiden vermag Dies ist sie jedenfalls nicht« kann sie nicht sein. sagte Baron Robert Nico lai grimmig, indem et einen- augen scheinlich schon sebt viel gelesewew Brief hervorzog und in der Faust noch mebt zertnitterte. Jch kenn-e die Welt zu gut, uni nicht den wirklichen Werth derartiger Episteln zu übersehen. Anpaan —- der Angriss der Feiglinge, ein heimtiickischer Ueberfall aus dem Hinterhalt. Die einzige Waffe dage gen ist Verachtung Und doch goniigte dieser Ariel-, deine Abneigung gegen die Nin-'s srg zu überwinden und dich mit dem SM zug von Wien biet-her zu führen, ern-i bei-te Egon mit einem etwas bodhaften Lächeln. hast du eine Ahnung, wer der Schreiber sein könnte? fragte Robert rasch und seine blitzt-artig sunstelnben Augen schienen sich in diejenigen des neben ihm reisenden Verwandten ein bohren zu wollen. « Dieser hielt den Blick, in welchem er, mät Recht oder vUnreclzhetmen M Ielpwchmens Was-tiefen IM kuhig aus, senkte Ue Wo und anst Wsete gleWx W die ge