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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Feb. 12, 1897)
DLFSchtastkcsue l Aus den Erlebnissen eines deutsch amerilanischen Arztes. Von Paul Juli-us Jmsmergrüm Jch hatte mich in elsner größerm westlichen Stadt als praktischer Arzt niedergelassen. Da ich wußte, wie sehr der Erfolg hier von eine-m standeng mäßen Auftreten abhängig war und ichübee die nöthigen Mittel verfügte, mir den nöthigen äußeren Glanz ver schafft-n zu können-, so bewohnte ich ein höchst elegantes Haus an einer Straße, die als vie vornehmste der Stadt galt. Die Einrichtung meinerWohnwng war ihrer Lage vollkommene entsprechend; die Augstattung des Zinnners, in wel chem ich meine Kunden empfing, reprä sentirt-e allein einen Werth von mehre ren taufen-d Dollars. Obwohl noch ohne Familie, führte ich met-ne eigene Haushaltung. Meint Dienstpersonal bestand aus einer sbejahrten Wirt-h fchafterin und einem jungen Burschen, der crsls Haulnecht und Kunschen sun girte. Da ereignete es sich eines Tages, daß Use alte Wirthschafberin schwer er krankte Bei mir konnte sie nicht die nöthigt- Pflege habem und da es oh nehin ihr Wunsch war, nach einer ver beiraweten Schwester gebracht zu wer den, gan ich dem Kutscher Befehl, an ufpannen und die Kranke dorthin zu Jahren Die Schwester wohnte jedoch im Lande, einigeMeJlens von der Stadt entfernt, ian da tIer Tag beveists auf die Neige ging, als der Transport be gann, empfahl sich dem- Kurscher die größte Vorsicht. Auch gab ich tihm ne ben-bei die Anweisung, falls es zum Heimkehmk zu spät werden sollte, msit dem Jus-knieen in jenem Dorfe über Nacht zu bleiben-. Somit) war ich bis zum nächsten Morgen allein unsd ohne Bissen-ung. An diese Unannelxsmlichkeit dachte ich jedoch erst, als gegen Miternacht sehr heftig an der Hauåglocke gezogen ward. Ich hat«-t- den ganzen Tag in- meinem Bernfe schwer geanbeiteL war deshalb zeitig zur Ruhe gegangen uinsd jetzt s all te ich das warme Lager verlassen und noch dazu selbst die Thüre öffnen. Fast hätte meine schtechte Laune über dsre Pflicht Dass Arztes den Steg davonge tragen, als tie Klinsgel zum zweiten Male gezcgen ward und zwar so heftig und anhaltend, daß ich daraus schloß-, die gesuchte Hülfe erforderse die höchste Eile. Möglickerweise stand ein Men schen-beben auf dem Spiel. Der letzte Gedanke ließ mich rasch ins Il: Kleider waren- und nach wenian Augen-blicken öffnete ich die Hauststzsiirr. Es war, wise ich erwartet hatte Ein Knabe, leer sein-er Kleidung nach in ei nser Teloaraphen : Office rings-stellt sein mußt-e, stand keuchend vor mir und überreichte mir eine Adresse, die zu err reichen ich mindestens ein-e halbe Stun de Wegs zu Futß zu lau-sen bat-te »Sie möchten augenblicklich dorthin koninpen-,« bemerkte der Junge fast atbemlos. ) »Für was will man mich denn?«' smate ich, obgleich dies eine recht übte fliissige Frage war. Der Junge zuckte dir Achseln. »Als ich dort vor-bei tief, rief ein alter Herr mich an, gab mir einen Quartier und bat mich, so schnell als möglich den nächsten Arzt zu rufen«, sagte er. « »Aber ich bins ja doch nicht- der näch ste Arg-M wandte ich ein« entschlossen ihn abzuweisen, als 1der Junge erwi derte: »Sie sind frei-lich rtzcht Ter- nächste Arzt-, aber drch derjenige der mir zu nächst eingefallen ist« Das war doch gewiß schmrichelhaift für mich. Jm Umkreis von einer hal ben Stunde wohnte doch sicher efms hast bes Dutzend Aserzte, und von diese-n war ich dem Jung-en- zunächtst eingefal lsn. Wie bekannt mußte ich bereits sein-! Ich aatb dem Jungen eine beja hende Antwort, packte Tini-ge Matt-ih mente .i». ki. a. ein-s schnverzstillendes Schlaf-mittel, zoa meinen Uebers-ich« an vesd begab mich aus den Wen. 7 Als ich bei dem ins der Adresse be zeichnet-Ins Hause ankam. war ich er staunt, dasselbe tin- vollständiger Dun kellkeit zu Fmsdsm Sollte Jemand evnlttl"ch erkrankt oder von einem Uns glsiicksfall betroffen worden sein« so witrre man doch vor allen Drinnen die Wahn-Ema erleuchtet baden. Ebenso wenta war imvnd welches Geräusch zu vernehmen-. Jch zweifelte nicht daran, daß man sich einen- Jux mät nrfr er laubthatte war aber doch Mg anma- zu ersah-ten in welcher Bezie Zuna die rntr übergehe-te Adresse damit and. " L 1 Jch trat an die Hausthiiirund zog die Klinge-L Jm Hause blieb Alles still. Jch zog die Klingel ein zweites Mal; darauf hörte ich Schritte; Je mand ftisssg eine Treppe herab. Als die Thür aufgemacht wurde, befanld sich mich einem intelligent aussehende Herrn gegen-üben Er trug ein-en lan lgen, gebliimten Schlafrock, und in der» fhand trug er eine Lampe. Sei-ne est-! Ysten Worte gaben mir sofort die Beru Ibisgung daß ich wenigstens nicht das lsOpser ein-es plumpen Witzes geworden war I »Ach, Sie sind der Doktor. Wollen Sie gefälligst mtit nach oben kommen,«i tagte er freundlich und ging mit dem« Dichte voran. J Während wir die Treppe hinau»fstie sgen, plauderte der alt-se Herr fortwäh ;vend, was nicht darauf schließen ließ, daß sich in demHause ein schwer Kram ter befinden mußte. » »Ich dachte schon, ter Junge sei mtt meinem Quarter davorrgselanfen-, ohne, mein-en Auftrag erfüllt zu breme »Daß Sie warten mußte-n war nicht meineSchuldx ich shatbe Uns-Erstens zwei Meilen laufen müssen, um hierher zu gelangen,« erwiderte ich. »Es thut mir sehr leid,« fuhr er äu ßerst höflich fort, »daß Sie den weiten Weg machen mußten. Jch denke aber doch, der Junge hätte einen- Arzt im· der Nähe finden- törineru" mild fügt-e dann leise und kaum verständlich hin zu: »Aerzte sind doch immer froh über einen neuen Patienten-X - thittlerweile befanden wir uns in der zweiten Etage. Hier führt-e er mich( in ein« Zimmer usnid stellte die Lampe· dann aus einen Tisch. : Das Zimmer war höchst einfach ein- I igevichtetz es enthielt keins überflüssiges HStück Möbel. Dur Ofen strahlte ein-e Thöchsst willkommene Wärme aus, da es lbereits mitten im Herbste war und die Nächte eine empfindliche Kälte mit sich brachten Vor dem Ofen befanden sich· zwei Armstiihle. Dazwischen stand ein Tisch und ausf diesem stand-m ztveti »Gläser, eine Flasche Wink-ten eine an- E Jdrre mit Sodawassser und etine Kiste ?Cigarrs.!n. Aber bein- Zeichen von ei nem Patienten war zu entdecken. » ,,Legen Sie lerens Ueberroct ab und setzen Sie sich, Dottor,« sagte der alte lHerr freundlich; »ich denke, Sie schla gen’s nicht ab, ein Glas Wktisty mit »nur zu trinken. Der Whligty ist sehr zu ernpfehlm." « ; Damit ließ er sich selbst in einen der Armstiihle niedsr unid begann, tkke Glä ser zu füllen. »Entschu-ldig-en Sie,« sagte ich höchst erstaunt, »würde es nicht besser sein, zSie führten mich zunächst zu dem Pa: titsnten2 Hernach würde ich Ihrer freundlichen Einladung gern nachkom men.« s Er sah mich überrascht an nnd er widerte lächelnd: »Ja so, was den- Patienten ande-« trifft, der bin ich selber.« Mein Erstaunen war noch größer als vorher; ter alte Maran vor mir strotzte von Gesumsdytit Jch muß ihn wotl sprachlos asngsestarrt haben, den-n er fuhr gleich darauf fort: - »Wenn Sie sich setzen wolle-m Dot tvr, werde ich Jhien genau angeben, wie es um mich steht. Aber legen Sie Ihren Ueberrock ab, Sie werden sich sonst ertältern wen-n Sie wieder in die kalte Luft hinaus-kommen Es ist selt sam, daß die Herren Aerzte um ihre sigene Gesundheit amwenigsten besorgt sind-« I Nachdem ich in dem anderen Arm-; stuhl Platz genommen. begann er: . »Sie wollen wissen, Doktor, woran ich leide. Sie sehen es nicht H new, weil ich so gesund aussehe; aber doch bin ich von ebner schrecklichen Krankheit heimgesucht —- von der Schlaslosiglaist.» zMeino Zustand ist geradezu bejam-; »Mstverth. Es ist kaum zu- sagenJ was es heißt, die ganze Nacht und- jede Nacht hindurch zu wachen-. eu wachen-, wonn- axlle Welt tm Schlafe liegt. Man ist dann der etnsztg Lebe-we tin eitner Welt des Todes. Denken Sie nicht« daß das einen Mein-schen ver-rückt ma chen kann?« Während der alte Herr mir das mit «der größten Ruthe nrttttheilte stieg mir Ider Aergxr zu Kopfe. Es war doch schändlich, mich wegen solcher Lmnpes vei zur Mitternachtszeit aus idem Bette holen zu lassen. Ich hätte doch ebenso wohl am Tage gerusens werden tönnen Doch, es war nun einmal geschehen; warum sollte ich ncfer die neue Kund Jschast sogleich Weder verderben-, zumal iich ja für vden nächtlichen Besuch be zahlt werde. s »Die Schraftoskgkeit ist samstags eine große Plage; aber ich denke, daß sie bei gesunden Menschen lebcht geho ben werden WI· bemerkteckch l »Aber damit habe ich keine hülfe sittl diese Recht-« t »Ach so, Sie leid-en dtiese Nacht, Sie leiden augenblicklich daran?« fragt-e ich mit der ganzem Wiiirde meines Be rufe-Z. «,,Ja wohl, ich bin sicher, daß ich ldsie ganze Nacht kein Asuge schließen werte-. Jst-, ich würde eher Selbstmord begehen, ehe ich nur den Vers uch msachJn würde, mich in’s Bett zu legen, um einzuschm fen. Scchen Sie, des-halb llseß ich einen Arzt mfem.« s Er schob die Kiste Cigarren zu mir herüber. »Da war es dientn ja eim Glück, daß ich einige Medikaxmente mitgebracht hat-a« erwiderte sich, mein-e Handtasche öffnend. »Ich werde Ihnen für diese Nacht ein Schlafmittel geben-; aber in Folge enthalten Skie sich besser alle-r Arzcnei. Leben Sie vernunftgemäß. Mäßigteit im Essen und Trinken und viel Brwtngunig in fretier Luft smsd die bean Mittel gegen Schwflosisgteit.« »Ich zog das Schlaspwlver hervor. Die Mixtur war außerordentlich stark, demt ich hatte sie fiiir den Fall Max-rich tet, daß vielleicht heftig-e Schmerzen ge stillt wer-den miisßtem Als sdet alte Herr das Psuslber sah, schüttelte er den Kopf umst- sagte: »Es ist durchaus unnütz, Doktor, mir Mkametvte zsu geben. Mein Körper ist sbeveits so daran- gewöhnt, daß kein Mittel mehr auf mich ein Most-« Hier wollte mir die Geduld aus M »Wozu, zum Demsel, haben Siso denn nach dem Arzt geschickt?" Er entgegnete mit der-größten Ruhe: »Ich nehmer Wes-e Frage Wech aus nicht übel, Doktor. Allein, sehen Sie, es kam so. Ich saß nnm schon seit vielen Nacht-en machend nnd allein. Das war zum Vatzweisfeln sang-wenig und da kann mir selbstverständlich das Verlangen, Jemanden zu haben, mit dem sich mich unirchalte." »de dazu shasben Sie mich —— —« weiter kam ich nicht, hallb vor Aerger, halb var Lachen. :,,J-ch versichert Sie, Diner fuhr mein Paiient in seiner ruhigen Weise fort, »daß ich einen Arzt durch-aus nicht als Philanihropen betrachte. Gott bes washre, der ist Geschäftsmantn wir wir alle, und er hat Geld zu machen. so viel er kann. Darf-ich fragen, wie viel Sie für seinen Besuch rechnen:?« «Ginen Dollar siir dein Tages-besuch; aber in der Nacht ——« . »Berechn-en Sie sielbswerständlLch meshr,« fiel er ein. »Weil-irren wiss dop Pelt und sagen zwai Dollars. Sind Sie einversisamden-?« Jch nickie bejaihensd mi-: dem Kopfe. »Und idarf ich Sie nun fragen, wie viel Zeit Sie gewöhnsiich aus einen Br s uch verwm·den?" »Das richtet sich ganz nach den Um ständen Manchmal dauert akn Besuch nur fünf Minmianx manchmal aber auch eine ganze Stand-M Er sann einen Augenblick nach nnd erwiderte dann-: Nehmen wir also blie Durchschnitts zeit —-— zweiunddreißig und eine halbe Minute. Bery well, ich sbins will-ens, Ihnen für Odie halbe Stumm-e zwei Dol lars zu bezahlen-. Sie kamen him- ge nau zwanxly Minuten nsach zwölf; Ihr erster Besuch dauert demnach bis zehn Minusien var Eins-. Erxawben Sie mir, daß ich lenen »das Geld sofort cinhänidige.« Uc wornach-re nur eme diveroouan Bill und fuhr fort: Sollten Sie verziehen, mich über medizinische Angelegewhoitcm zu unt-er halten-, so habe ich nicht das Gevimgste dagegen einzuwenden- Jch bin zufrie den, so latmge Sie über irgend etwas mit mir sprechen. Jst Ihn-en- eine Ci garre gefällig? Bitte, bedien-en Sie sich selbst.« Der alte Herr sprach so geschäftsss mäßig, so korrekt« daß ich nirgends ei nen Anhalt sanft-. ihm zu widerspre chen. Stwclte ich mir nun vor, daß die Schlaflosigkeit und vie immerwährend-e Einsamckeit der Nacht fiir ihn in der That zur Marter worden- mwßtest1» so empfand ich sogar etwas voni Sympa thie für ihn. Auch glmobte ich noch nicht unterlassen zu diirfen, maine Kunstrschwft um seinen so reichen-, exten trischens Patienten- zu verwehren- Ich blieb daher, zündete mir eine Cigarre an und unterhielt Oihn mit allerlei Rastljschlägm, die auf Wohülse der Schlaflosigteit gerichtet waren. Als meinte Zeit verstrichen war, er hob ich mich, um zu gehen Aber mein Patient bat so innig, die Gebür für eine dorther-e halbe Stunde zu accepti ven, daß ich es nicht über’s Herz brin gen konnte, ihn allein zu«lassens. Da ging mit plöhlich eine neue Joee durch den- Kopf. »Ich bleibe unter einer Mgung,« sagte sich. »Sie legen sich hin- unsd ver suchen wenigsten-s zu schlufms.'« Jch fühlte, daß sich etwas thun muß ti:t um meinen Besuch umd die ange nommene Zahlung zu rechtferiiigen, und hoffte ihn durch ein einfaches Mit tel einszuschläferm Zu meiner Ueberraschung willigte er sofort ein, zog ein kleines, höchst kom fortasbel aiissehesntdess Ruhebett an die Stelle des Armstuhslses und legte sich dann augenscheinlich nieder; aber auch unter einer Bedingung. »Nun, Doktor, ich will mein- Mög lischstses versuchen, wenns Sie mir ver sprechen, mich nicht elher zu verlassen, bis ich fest eingeschlafen bin-« Was sollte ich them-? Jsch muß-te ihm das Versprechen geben-; ich war über haupt entschlossen-, ihn usnster allen Um ständen zum Schlafen« zu bringen. Jch nahm ein Buch und siing an zu les-rn, monsoton und mit gedämpfter Stimme, und was ich las, war das langweilig ste Zeug von der Welt. Es schien auch wirklich von Erfolg zu sein-; denn mein Pattient lag die ganz-es Zeit hindurch ruhig und mit geschlossenen Augen Allein sobald ich mit dem Lesen ausf hörtie, rlichtete er sich plötzlich hoch auf, suchte in seinen Hosentaschen und warf mir damn zwei Dollars auif den Tisch. »Ach, das ist herrlich, Doktor. Fah rm Sie damit fort, bitte, bitt-U rief er umd wars sich wieder ans den Rücken-. Jch begann von Neuem zu- lesen; asber ich war schrecklich miide, und der Schlaf itbermannte mich selber. Schließlich muß ich wohl eingimictt sein, denn meins Pakt-tust erhob sich wie der und sagte: »Das geht nicht, Doktor-. Wenn ich wun ausch einschlafe, wer soll den-n wis sen, was ich Ihnen schuldig Ein?« »Schlan Sie doch ncur sein und verlassen Sie sich auf mich,« gab ich brumtnend zur Antwort, nahm aber mein Lesen wieder auf. Währenlv ich nun wieder las, kam mir eine neue Jter. Vor mir aus »denn Tische lag noch das Schlafpulver, dessen Annahme er verweigert hatt-e, weil es nach seiner Meinung niicht bei lihm wirken würde. Immerhin totmte Jja aber eins Versuch damit nicht scha iden. Die Mixtur war aber so stark, Idaß ich sre ihm unt-er anderen Umstän iven nicht einmal gegebm hätt-. Jch jschüttete das Pulver während des Le ssens in ein Glas und als meins Patienst ssich punit zehn Minute-n vor zwei Uhr serhob und mir meine Gebühren zum Ivierten Male prompt enstri-cht«et1e, sag te ich: »Vielleicht ivsiiirdse der Schlaf Jtnen leichter kommen, wenn Sie noch ein Glas Whisth trinken Mir-den« ,,Glau-ben Sie das, Doktor? Na. warum denn nicht. Nittzt es nichts-, so schadet es nichts, so heißt es ja wohl, lmcyt warst-« Er trank sdie volle Dosis und legte sich wieder zurück. Als mietkne Zeit abermals herunn war, machte sich eine reicht geräuschbolle Bewegung Mein iPatient Ober rührte sich nicht, er lag im tiefsten Schlaf T Ich zog meinen Ueberrock an, drehte das Licht em wenig sherunter unsd tapp te dsann im Dunkel-n die Treppe hin unter nnd zum Hain-se hinaus Vor meiner Wohnung angelangt, war es etwas nach drei Uhm Jch hat te in den wenigen Stimden der Nacht ein ganz gutes Geschäft gemacht, einen recht einträglsichen Kund-ein erworben T und hatte nnn immer noch Zeit gen·wg, lutm auszuschlasm So rechnen-,d öff nete ich metime Hausthür untd trieb dann ein Zünsbshoiz an, u-m Licht zu machen. Himmel, was war das-? ster Hang flur, deni ich noch vor wenigen Tagen mit Tropenigewächscsn dekorsisrt shatte-, stand öde und leer; er war vollständig ausgerambt worden. Mit einer bösen Ahnung betrat ich das-« Einipfangszim mer. Aiuch hier starrte sich tin ein-en- lee ren Raum- Das ganze kostbare Meu blement war zum Tensselz nicht ein Bikdchrn hatte man hängen lass-Un. Jch wanderve durch die übrigen Zimmer; all-e waren sie leer; mir war nicht ein Lag-er geblieben, auf das ich mich bät te zur Ruhe legen- tönnen. War ich das Opfer eines fein ange legten Gausnersireicheg gewornenk Oh ne Zweifel. Das sonderbar-e Benehmen meines- Patlxntien von- ietztser Nacht er schien mir jetzt in einem ganze anderen Lichtsr. Die mir so gutwtillig zugewor fenen Dottiorgebiihren waren nur der Eimsatz gewesen, um damit meine so werthvolle Hanseinsrichtung zu gewin nen. us · - — WUUJLUU UIUVI llccklic Glgcnk LAWUIUP heick rannte ich zur nächste-n Polizeista tiocn unsd theilte dem dort wacht-haben den Beamten meine Erlebnisse mit, die ihm durchaus micht n!eu- zu- kein schie neu-. ;,,Es wsiasd dieselbe Bau-N ska denen Schhwfwintel wir seit einkkgein Wochen verng aufznspsüren versuchen«, sag L l te dar Beamte-. »Auch scheint es, daß see stets dieselben Manipulativmens, nur mit verschiedenen Variationen- wieder holt. Es ist außer-ordentlich schwer, den Kerlen beizukommen« »Well, Captain,« erwiderte ich, wen-n Sie ein paar ihrer Leu-te mit schicken wollen, so- garasUIDtVe ich, daß wir Einen der Band-e gaan sicher sha ben.« - Ich bettcutete ithm daß met-n Patienst Vom letzte-r Nacht sehr viel darnsxt zu tshsun Haben müsse. Der Polizeibeamte lächelte. »Ich zweifles »durch-aus nikcht daran«, sagte er. »Ihr Patient gehört ganz si cher zu der Bande und ebenxsowohl der Junge, der Sie zu itan rlixtf Wenn Sie asber glaube-n, ldaß wir ilhn sicher in nn s ere Hände bekommen-, dann sinsd Sie gewaltig im Irrt-hum. Die Bursch-in meist-then sich eins Zimmer auf ein«-en oder zwei Tage, manchmal nwr für wenige Stunden mild vier-schwinden ldann wie der. Jch kenne das aus Erfahrung Verlassen Sie sich darauf, Doktor, wenn Sie wieder Einkommen, ist Ihr Vogel -ausgeflogi:In-.«« ,,Di-esmal aber nicht-, Calptain Jch gab ihm einen- SchliaftrwnL der — wenn er nicht zu sehst arn Medikamewte gewalynt ist — ihn fin diente ganz ge wiß am Ausfliiegen verhindern wiir .« Der Kapitäm sbeorderte darin zwei handfeste Polizisten-, miijch zu begleiten Mein Paiient lag noch. wie ich Iihrn ver lassen hatte —- im tiefsten Schlafe Es kostete sogar außerordentlich viel Mii he, ihn aufz-urütdelns. Als er ensdlsiich die Augen öffnete, sushsr er miit der Hand blitzschnell »in diseHosentasche und frag-te: — »Na, Doktor, was Hin-ich denn jetzt schng?« Mit stolz-er Befriedigung über den Trinmsph, den meine Wissenschaft über den Erzbösewichst davongetragen, er widerte ich: »Was ich jetzt noch von Ihnen zu fordern «habe", s— dabeii its-achte ich mit Wehmuth san den-Verlust meiner Hans einrstchtung — ,,ii-b«ert-ru«g ich an diese beide Herren« Beim Anblick der Polizist-en biß der alte Herr die Zähne heftig aufeinander, verlor aber sonst seisnsIRuche nicht« san dern wandte sich s ogair lächelnd gegen mich msit der spöttsischen Bemerkung: -,,Sie sind entlassen-, Doktor!« Die Verhaftung dies Patienten, isn welchem die Polizisten sofort einen al ten, oftmals bestraften Esinsbrecher ser kannte-n, führte zur Entdeckung eine-r orgasnsisirten Vierbrechiersbasnsde. Mein Meublemsenst ward nach richt zseitig wieder ausfg«efumden, unid zwar in einem Auckttäonslsokale, wo eZ zur Ver stxigerung aufgegeben war. I —- — --«- .—-» « i gtchtuw I Ein Schlaukopf in Michigan hatt ein jganz neu-es Geschäft erfunden-, das nur geringe Anstrengung —- wenns man -ii«berl)au-pt von- einer s oicchesn reden Idars — erfordert, dabei aber seinen lMann recht gut ernährt und vielleicht in manchem, ans dier Erslintdungsseuche Leiden-den einen willst-gen Nachahrner findet. Der Geschäftsplans dieses »Michiiganerss« stützt sich asus die Art und Weise, wie dtie Gismbahwen jenes Staates, ebenso wie viele ander-e west liche Bashnietn eine Benutzung eines »Meilenbuchses« durch dinein Gelegen heitsretisewden zu ihiintesrtreitben versu chen-. Wen-n nämlich ein Geschäftsrei Vsend-er oder sonst irgend Jemand ein 3,,1()00 Meilenbuch« kauft, so muß er auf die Jnnenseite des Meilenbuch Deckels seine-n Namen etintragienz und dann, wenn et das Buch benutzt, in Gegenwart des Konduiteurs aus die Rückseite der einzelnen von dem Kon dukteur dem Metilsenbuch entnommenen ,,Tickets« ebenfalls seine-n Namen schrrtibens. Dadurch soll Eile Jdenstität des Eigenthsiismers festgelet wer-den, indem man von der Gmwdansicht aus geht, daß, wenn die Unterschriften aus dem Buchdeckel und ams den ausgerisse nen Ticlets diesele Schniftziige zei gen, das Buch in den Händen des ur s Prünglicheni Käuferg ist, dagegen ver schieden-e Hansdschristen daran schlie ßen lassen, daß Msißbrauch mit dem Busch getrieben wird, Hin-dem etin Ande rer, als der allein dazu berechtigte Kiiuser, das Vuchsbenutzts und aus dixese Weise die Bahn bewachteiliivgt wird. Da unter Beniitzsung eines 100(LMeil«en buchses die leyrmseile nur 2 Gen-is ko ste-t, während beim Einzseltickiet-Ver lau-s die Bahnen zwischen- 8 unsd nahe zu 4 Cents dsfe Meile berechnen-, so würde ohne einie solche Beschränkung die Llusbeihuinia von solchen Meilen biichsern an MlegensbeitsMeisenste bald allgemin und zu einsam Geschäft wer den. « Jener Schlaukops nun, der auxf die ses JdentisizitimaS-Syste1n der Baily nen seinem Geschäftsplan ausbau-te, ——— kaqu sein Buch und tsräsgt sein-en Na men aus dem Deckel eins isni Ver vor schriftsmäßigen Weise. Dann setzt et sich auss einen- Bashnszug und wenn der Konduiteur sei-n Erscheinen macht, schreibt er seinen Namen, wie vorge schrieben auf ein-es »der herausgenom mensen Ghizelticketss, aber — iw ganz anderer Handschrift, als der Na menszuxg auf dem Buschdeckel zeigt. Die Fong ist ein Wori·gefecht, welches da mit endet, daß der Konduckttseur dem Reisenden das Buch abntimsmst nnd ihn an der nächsten Stavions vom- Zuge setzt. Dass ist’s was sder Mann wollte. Dsas stoebtle ser an, imdom er absichtlich entweder beim Kasus-e dies Buches oder nachher aus dem Zug-e seine Hand schrift ver-stellte und sdsie sbeiiloens Na menszijge so verschieden wie nur mög lich machte. Natürlich mach er sofort eine Schadmersatzklagegegetni Idie Bahn anihängig umso da seini Fall ganz klar ist, da er okynie alle Schwieoigkeitesw — dafür hat er schon gesorgt — wach waisen kam, daß er sitn der That der Käufer uinid rechtmäßige Eigme des Buches ist, sucht- der Amt-aktiver Bahn dsen Fall gütlich beizubringen — mit sownsvsofoiel zu ,,sett!tsel!n" —- ohne es zur gerichtlichen Verhandlung losm mm zu lassen, denn sman weiß, daß Geschworenengienichttse gern die Bahnen verwirret-m Diesen-« schlau-m M soll dar Betreffende schon mehr als ein halbes Dutzend mal ersoslgrdich durch geführt haxbm unsd einmal s osll es- ihm geluinsgen sein-, sich zusm Bewage von 8750 » chädsigen« zu lassen. Man sicht, wie das festeste Schloß schließlich isn dem must-fertigen Ein brecher seinen Meister findet, weil eben der Einlbrirher Eins der Schlosserei ein eben-so großer Künstler ist, wie der Schlosserz »der das Schloß machte, so nriitzen auch die seiwst ausgedacht-en Schutzmaßregeln der Bahnle nichts, wenn Geist ivon ihrem Geist sich daran macht, densewm Twotz zsw bie ten. Jener Michiganer wäre etw gu ter Aksvokait geworden, warm ers- nicht Ischon ist. -.—- - »-»——— Gljrticijc Migyeuigtkeis ten. Zerwiirfnisse unter Verliebten pfle gzen nicht ernst genommen zu wer-den« und so wide man wohl auch der jüng sten Verstimmung zwischen Frankreich und Rußland kein-e besondere Bedeu tung beimessen dürfen. Es ist aber doch nicht schön-, daß franszösrschse Blät ter dem russischenl ,,Freundsse« Vorma fem es sei ihm nur um das Geld seiner Herzens-danke zu thun, untv daß dies-er antwortet, er allein habe der besagt-en Dame ihre gesellschaftliche Stellwxrkg« verschafft Denn das erinnert zu sehr an die Ghebijnvnsissse zwischen reich-en Ameritanstrtinnen und geldbetdiirftigen europätischen Grafen utnid Herzögem Allerdinaåi hast- Rußband fast alles Geld, i«dessen es zur »Ordwung seiner Finanqu bedurfte — sozusagen zur Verwidusng seines Wappens — von Frankreich entlisehen, und allemdiings ist Frankreich nur kuvch den »Bund' mit Rußlansd wieder zurn Range einm Großsiwacht emporgestiegen, den es durch seinen verhängnißvollen Krieg gegen Deutschlang verwirkt hatte. Jn dessm sollten- sich in ein-er Vernunstche die beiden Parteien dergleichen-» nicht vor-werfen So etwas siihskt schließlich zu gegenseitige-r Betrachtung Bot der Hand wir-d es dem irwssis schien Minister Murawjew ohne Zwei fel gelingen, die unmittelbaren Ursa chen dier Vicrstismmung zu beseitigte-m Vielleicht verstehst er sich sog-at dazu, die Finanzvesrwasliisunsg die-r Türkei den französischen Gläubigern dies Sultans zu übertragen, zumal dann doch Nuß land selbst eher dasrsauf hoffen dürfte, zu der noch immer nicht bezahlten Kriegsentschäkigung zu kommen Sollte auch das russsische »Prsestigse« ein wenia zu« leiden haben-, wenn sisch in Konstantinospel noch and-ere, als rein russsischse Einflüsse aseltenisd machen dürften, so ist die Liebe Frankreichs ein so aerinxies Zugeständniiß Mk werth. Rußlasnd nnd Franirdist frnld viel zu set-r auseinander angewiesen, ali- tmsi sie sich wem-n klein-er Mißhels liakeiten trennen könnt-en Es ist traurig, aber wahr, daß Herr Samuel Clemens, der aus gezeichnete, ja, desr größte Humor-ist Amsetsika’s, der in ider ganzen Welt uns ter sei-wem Schriftstellerniamsm »Mark Ema-du« bekannt ist, gegmwärväg so arm wie- eine Fikrchemnaus ist. Der Bankerott seiner Verlcsgier Webstser Fa Co. hat ihn- ruiwirt. Er fristet sein Leben in Lonsdow isn der anmsekigstrn Weise von der Welt. Das ist um so schlimmer, da n beveits sechzig Jahre alt Eist. Hoffentlich rcljsßck ihn sesitr neues Wart »Ein-e Reise usm die Welt-C wo ran er Tag und Nacht arbeitet, wieder MS .. Tags-i