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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Dec. 18, 1896)
k- « Die Ychwindsttcht: Von D'r. Frickr. Es giebt wohl keine Krankheit, die mehr Elend, niehr Trübsal, mehr Ihrs-ten in der Welt, unter der Menschheit hetdorrufi,als gerade diese. Eine Krankheit, welche schleichen-d, wie eine giftige Otter durrh die Reihen und Geschlechter der Menschheit sich dahin windet, um hie und dort msit ihvem giftigen Hauch einLeben zu ver gifienz eine Krankheit, die wie keine zweite fo schleichend, ohne Unierschied des Alte-es oder Geschlechtes das Kind in feiner Jugend, den Jüngling und die Jungfrau in der Blüthe ihres Le bens. den Mann oder das Weib aus dem Glücke ihrer Familie herauszerrL Ja ein. Kandheih welche mehr Opfer fordern als alle andern Krankheiten zusammengenommen-. Dieses wird uns um fo mehr klar, und wird um so mehr Jnietesse für uns gewinnen, wenn wir bedenken, daß ungefähr der siebente Theil des menschlichen Ge schlechtes unter dem giftigen Einflusse Fiefer heimtückifchen Krankheit dahin recht. Doch um nun auf unser Thema einzugehen-, fragen wir uns zunächst - »Was isi Tusberkulose, was sind ikyke Entwickelungs- und Ewtstehsungsieime Wenn wir nun speziell von Lungen trtsberkulose reden- wollen, so will ich diese Frage kurz zusammensassend, mit den Worten einer Unserer berühmtesten deutscher Bakieriologenu zu beantwor ten suchen, und zwar in den Worten: Schwindsuchst, resp· Tuberkulose ist eine ansteckende Krankheit verursacht durch seinen spezifischen Bazillus, wel cher durch Eimihmung des gekochte ten Lungenauswnrss von Schwind siichtigen Patienten, auf uns übertra « gen wird. Aus dem Obigen ersehen wir nun, daß wir es mit eine-r Barte rie usnd zwar mit einer parasitischen, schmarotzerartigen Bacierie zu thun haben, also mit dem Tuberkelbazillug als den Erreger der Tuberkulose, resp. Schwiwdsuchi. Obdein nun diese Bacterie die ei- ! gentliche Ursache der Schwindsuchtj resp. Tubertulose ist, so dürfen undj können wir es jedoch nicht so auffas sen. als ob ein jeder, der mit dieser Bacierie in Berührung kommt, mit obiger Krankheitinsizirt würde. Sonst müßten wir uns die Frage vorlegen, sowohl bei dieser, wie auch allen an dern Jnsektionskrankheiten als Lun gewentzündung, Nervenfieber, Dipo theria, Scharlachsieber, wie ich in mei ner Abhandlunsg überDiphtheria schon daraus hingewiesen habe, woiher es kommt, wie uns die Erfahrung so ost masls lehrt, daß wir oft Familien sin den, in welcher diese so gefährliche Krankheit grassirt, wo z. B. die Frau schwindsiichtig, resp. tuberiulös ist, der Mann aber trotzdem, und zwar ohne alle santiitiirischen Schutz gesund bleibt oder umgekehrt und wiederum wo z.B. zwei oder drei Glieder einer Familie durch diese Krankheit hinweggerafft werden, während alle andern gesund . bleiben, trotzdem sie ihr Lebenlang mit solche-n Patienten in intimster Berüh rung standen, dieselbe Lust mit ihnen aus- und einathmeten, die gewiß reich lich mit dieser gistigens Bacterien ge schwängert war. Dieses sind Erfah rungen, welche nicht allein von-Netz ten, sondern Von jedem Laien beobach tet werden können. Aus Obigem er sehens wir nun, daß don einer allge meininsektion durchaus keine Rede sein kann, sonst müßte ein« jeder, welcher mit dieser Bacterie ins Berührung käme, mit Tuberlulose insizirt werden, itråelchez wie wir sehen, nicht der Fall Aus Grund dieser täglichen Erfah rung nun. muß etwas existirem wel ches dem Einen einerseits eine Protes iion gegen die Jnsizirung obiger Krankheit darbietet atber anderseits auch einen andern mehr einpsiinglicher macht für die Ausnahme wnid Entwick lung solcher irssizirenden Schwänk suchtkeime. Wollen wir aber dieses ge wisse Etwas, welches den Einen mehr schätt, den andern aber mehr ern psiinglicher macht sür die Jnsektion dieser Krankheit, näher erklären, so MwiresnurausdemWege, daß wir der Barte-vie resp Inhrkelbazillus wie allen- anderen n- können, und wenn ein sol chesdetsceterie rieth s Leistle nicht vorhanden - RMsichtenttoickeln kam-Janua WOM ist-Masti M s ; Mdiessewriemrßlatendtmäbv IMMUUtnsolcheerdiesw teoie bedingtes Lebensmaeterial durch die mannigfachen anstrebenden Krank heiten geschossen ist. Nur so, und nicht anders sind wir im Stande, un sere obige-n Beobachtungen zu erklären. Daher kommt es auch, daß Patienten» bei denen diese schleichende Krankheit: durch den lonsultirten Arzt festgestellt ist, nach der Erstehung der ersten Shmptome befragt, erklären, daß sie sich zu eine-r gewissen Zeit ertältet hat ten, oder nasse Füße bekommen, oder naß geworden sind und dieses als die Ursache ihrer Krankheit betrachten. Aber obige Anschauung wird noch mehr bestätigt, durch dise öftere Erfah rung, daß z. B. aus einer Lungen auch Pleural-, resp. Lungen-suchet ziindung sich oftmals eine Schwind sucht entwickelt. Das Erstere wie das Letztere zeigt uns, daß etwas vor-hergehen muß, ein Jncubations- oder EinsührungssStck diurn, wie wir es nennen können, wo eben durch die tatarrhalischen Erschei nungen, wie Bronchialkatarrh, Lun genentziindung, Zwergfellentzündung ein Vslutserum ausgeschieden wird, welches unter der erhöhten Lokalbiut wärme den besten Nähr- resp. Cultnr boden— für die Entwicklung obiger Bac ierie dar-bietet. Jsi aber einerseits die Bacterie, der Tuberkulbazilluö der direkte Crreger dieser so gefährlichen schleichenden Krankheit, und siind wir andrerseits Alle diesen katarrhalischen Erscheinungen mehr oder weniger un-« terworsen, dann können wir ermessen, wie groß die Gefahr der Jnseition für diese Krankheit ist und wie es iomn1t, daß so viele unter dem Einflusse der selben dahinsiechen · -ft- Ch--.- L-- ----cA-— UOIL C HPU IS Vbls ZEISS-ists Schwindsucht, auf welche man früher das Hauptgewicht legte ist nach den neuesten Forschungen als unbegriindet bei Seite geschoben, da bis zum heuti gen Tage statistisch noch kein angezwei felteriFall nachgewiesen werden konn te; sondern vielmehr, daß alle mitge theilten Fällewon Tuberlulose in den ersten Lebenmeenten unsd Jahren, sich als allerdings frühzeitig er - w o r b e n e Assettionen bewiesen ho ben. Dieses wird aber noch mehr durch die Thatsache bewiesen, daß die vielen Fälle, welche man früher in die Kategorie der vererbten Schwind suckyt stellte, meistens erst von 15. bis 30. Jahre ihres Lebens dabingersassi werden. Wenn wir nun bedenken, daß gerade die Jugend mit katarrbalischen Krankheiten, welche vorwiegend das nöthige und bedingte Lebens- und Enttvicklsungsmaterial für die Bacterie bietet. meistens behaftet sind, so muß es uns zur Genüge klar werden, daß hier nur von einer früher oder später aquirirtensAffettion dieRede sein kann, und um so mehr, da bis jetzt noch kein vererbter Fall nachgewiesen werden konnte. .- -«-- , - Mlbll lcllll Cum VJUUT DIIIOMMM, daß, wo z. B. die Eltern mit dieser Krankheit daknnsiechm auch etliche de ren Kinder daran Zu Grunde gehen, so ist die Ursache einfach darin zu suchen, daß solche Kinder mehr dieser giftigen Bacterie ausgesetzt waren, und somit eine größere Gelegenheit zur Jnfeltion darboten. Aber diese Beweise könnten wir, ob wohl hier nicht der Platz dazu ist, noch weiter ausführen und zwar in der Uebertragungsrheorie der individuel len menschlichen Zeugungstoime Denn bis jetzt ist noch tein Zeugungs- resp. Entstehungsleim, in welchem zu glei cher Zeit ein anderer Keim eingebettet lag nachgewiesen· Aber sollte eine di rekte Jnfizsirung resp. Bererbung in das Embryo, also vor die Geburt fal len, so könnte solches nur durch müt terliche Cirlulation geschehen, welches aber, da nsur Venen und Lymsphgefiisze solche Ausbreitung der Bacterie über die menschlichen Organe mögl« ma chen- hiet sksv ganz aMchwss is hierrnit soll nun aber nicht gesagt sein-. daß nicht einmal eine Ausnahme von dieser Regel stattfinden könnte, denn schon bei einem Kalbe hat die-se Ausnahme stattgefunden und die herediterier tanzen nun ihren Orgien tans um dieses schwindsüchtige Kalb zum Beweise der Echtheit ihrer Theo M hat aber einmal diese iggtige schmarW Partei-se der Tu tel baziillui sich einen- Eingang in den Körper verschafft, und hat er das nö thige von der Natur Fu seiner Entwick lung und Ausbreitng bewegte Le benssmaterial gefunden, so entwickelt er in dem Körper des Menschen, je nach seiner Lokalttiit, jenen schleichend pstholvgischm Prozeß welchen wir Tubertulose oder Schwindsucht nen nen. Wie wir nun aus der Winden knnde weiser-, ist diese obigen Prozeß pwduzirende Bacterieetn einst-staut welcher sich nur im Speichel des Men 9 - -IM·h«-) r J schen als ein dünnes, meist getriimmteö Stäbchen zeigt, mit abgerundeten En den, die wir Einzeln, zu Zweien, in Gruppen und auch in Ketten austreten sehen. Wie aber die Entstehung dieser Tuberkelbazillen vor sich geht, ob durch Sporen resp. Fruchtbildung in der Zelle oder ob durch Theilung dersel ben, hat bis heute noch nicht definitiv festgestellt werden können. darum ist auch die Cultuk derselben eine überaus schwierige. Aber deutlicher schon ist der pathologische Prozeß, welchen sie in -ihrer Entwicklung im Körper des Menschen produziren Wenn wir auch bis heute, das Wie solch ein Prozeß zu Stande kommt, noch nicht völlig beantworten können-, so wissen wir doch, daß wir es mit einer Neubildung zu thun haben, mit der Form jener klein-en, grauweißen, durchscheinenden Jnfettionsgeschwiilsten, welche wir Tubertel nennen. wonach diese Krani heit auch ihren Namen empfangen hat. Tuberkellnötchen entstehen durch eine Ansammlung von Rundzellen, Epithel und Riesenzellen, in deren Umgebung die Tuberkelbazillen eiwgebettet liegen. Diese Tubertel nun, dieses Vernich tungselernent der Lungen oder sonsti ger infizirten Lokalitäten untergehen einer zweifachen Umwandlung; entwe der einer Verläsung, welche sehr ge fährlich ist für den menschlichen Kör per, indem eben diese Knötchen durch ihren späteren Bereiterrmgsversall, welcher durch die Toxinausscheidung der Bacterie hervorgerufen— wird, der weiteren Ausbreitung der Bacterien Vorschub leistet und dadurch das Feld der Jnfeition ver größert, welcher fortlaufende, andau ernde, sich immer wieder von neuem wiederholende Prozeß in der Umge Pult-g Mc Alksullgslullcllcilllllllljcll wenn wir es so nennen wollen, schließ lich zu Carvernen resp. Höhlen der Lungen- fiihrt, aus welchen dann die zerfallene Masse als Eiter durch die Luströhren, welche mit solchen Höhlen durch etliche seiner Aeste in Ver-bin dung steht, ausgeschieden wird. Die ses ist nun der gefährlichste Prozeß Tuberlulose, welcher sich in der assi cirien Lunge abspielen kann. Ein Vernichtungsprozeß, der von den klein sten unscheinbarsten Tuberkeltnötchen zu den kleinen unscheinbaren Tuberkel geschwürchen bis zu einer allgemeinen über die ganzen Lungen ausgebreiteien Bereiierung führen kann, durch welche der Tod dieses der menschlichen Exi stenz unbedingt nochwendige Organ, sowie auch des ganzen menschlichen Körpers versiegelt wird. Den anderen Umwandlungsprozeß, den wir bei den Tusberielinötchen in das Auge zu fassen haben, der aber in seiner Weiterentwicklung siir den Pa tienten einen viel günstige-ten Verlauf nimmt, ist die Stlerose resp. Verhän tunsg dieser Kniitchem welche durch eine Degeneration resp. Jndurastion von neuen Fiebrinigeweben zu Stande kommt, wodurch dieseTuberielinötchen zwar für eine Zeit lang in einen laben ten Zustand versetzt werden und diese Affektion einen mehr chronischen Cha rakter annimmt, aber meistens doch später demselben Verruchtungsprozesz ansheirnfällt, als die obig genannten. Wie wir nun aus dem Obigen sehen, isi diese Krankheit zunächst eine lokale, und kann sich erst in seiner Weitereni wicklung, dem ganzen assizirten Organ wie auch allen anderen Organen des Körpers mittheilen und zwar durch Selsbstinfetteiow Wollen wir nun noch einmal den Entwicklungsprozeß dieser so gefährli chen und schleichenden Krankheit zu sammenfassen, so haben wir zunächst J. den Tuberkelbazillus als den Erre ger dieser Affeliion, daraus 2. jene kleinen durchscheinen-de Inseln-möge schwiilsie resp. Tuberlellnötchen mii ihren eingebeiteten Riesenzelleu nnd .Bazillen, hieraus B. die Verläsung Toder Verhärtung derselben, dann 4. Jdie aus dem Verfall dieser sendi chen entstande Schwindsuchtsge ;schtviirchen und Geschwüre, hieraus 5. ldie aus diesen Geschiviiren gebildete-n Cavernen oder Höhlen und endlich S. die Vernichtung der Lungen des Re spirations- und Oxydaiionöapparates des menschlichen Körpers und folglich der Tod. Dieses wäre nmi kurz zusammenge iaßt der pathvlvgilche Prozeß welcher sich nach der Jnsicivkvg dreier so ge sährlichen Barterie im Köwer des «Menschen abspielt, und es bleibt außer der Therapie desselben nur noch übrig, wie wir uns gegen diese gefährliche Bacterie und der sich daraus ene wickelnden schleichenden Man-then schützen können. Wie wir wissen,ist gerade die Lungenschwindsncht die W tmd ergiebigfbe Quelle zur Jn sektion dieser so gefährlichen Krank heit und diese gistige Quelle zu stopfen, j hemmen, muß in Anbetracht ihrer Gie siihrlichteit eines jeden Jndividuumö Aufgabe sein. Wie es unmöglich wäre, jene Krankheit, den Milz-brand, trotz der strengsten Maßregeln aus der Welt zu schaffen-, weil eben die Milz brandbacterie auch außerhalb des Kör pers tausend- und abermals tausend sache Gelegenheit hat, sich zu entwickeln und zu erhalten, um dann wieder als lebens- und insettionssähige Bacterie auf Menschen und Thier überzugehen, so gewiß wäre anderseits der Theorie nach, die Tubertulose resp. Schwind sucht aus der Welt zu schaffen, da nur eine Uebertragung Von Individuum zu Jndividuumstattsinden kann, wenn wir den erkrankten Menschen oder Thieren die Möglichkeit nehmen wür den, ihre Leiden auf andere zu über tragen. Aber dieses ist im praktischen Leben, aus niannichfachsen Gründen und verschiedenen Verhältnissen halber unmöglich. Doch die Lösung eines Theiles dieser Ausgabe liegt in der Grenze unserer Erreichbarkeit. Wenn wir erwegen, daß jeder mit Schwind sucht.behaftete Patient, eine unmittel bare Gefahr für seine Umgebung ist-, so muß es unsere Aufgabe sein, solch einen Patienten, so viel wie möglich, ohne ihn selbst es fühlen zu lassen, je nach Verhältnissen und Umständen zu isoliren, d. h. ihn nsicht vielleicht in ein kleines abgepferchteö, usnventilirtes Zimmer zu stecken, sondern ihm wo möglich das beste, d. h. das hellste, reinste und ventilirteste Zimmer anzu weisen, welches uns zur Verfügung sieht, denn dadurch wird nicht allein seine Umgebung geschützt gegen Insel tion, sondern die dort einzuathmende Lust ist auch zu seinem Wohlbefinden unbedingt nothwendig Aber solch ein Krankenzimmer darf auch nicht über fuut sein mit unnothrgen Ausnut tungsutensilien, wie Möbeln u. s. w. um einer Ausnahme etwaiger von den Patienten ausgeschiedenen Bacterie Vorschub zu leisten. Wenn wir nun aber weiter wissen, daß gerade der ge trocknete Auswurf eines Schwindsiich tigen die größte Gefaer zur Jnsettsion bietet, wenn wir wissen, daß gerade im Speichel der Menschen eine Unmasse Bacterie von solch einem Patienten ausgeschieden werden und solche, nach dem dieSpeichel getrocknet von derLuft aufgenommen und von gesunden Men schen- wieder eingeathmet werden tön nen, so muß es unsere heiligste Pflicht sein, daraus zu achten, daß solch ein Schwindsiichtiget nicht auf den Fuß boden, in ein Taschen-trieb oder sonst wohin sprit, wo die Speichel Gelegen heit hat zu trocknen, sondern er muß daraus sehen, daß er seine Speichel vorsichtig in ein mit Wasser gestilltes Verschlossenes Glas resp. Speichelglas "entleert, um eine Austrocknung dersel ben zu verhindern. Ja dieser oder je ner unter uns, wird eine Gelegenheit haben in seinem Wirtungstreise sich um die Bekämpfung dieser so gefähr lichen und schleichenden Krankheit ver dient zu machen. Machen Sie den Kranke-n aufmerksam auf die Gefah ren, welche durch seine Gleichgültig teit und Nachlässigkeit hervorgerufen werden können, auf die Gefahr« in welche er seine Familie und seine Um gebung bringen könne. Sorgen Sie dafür, daß der allzuirmige Verkehr zwischen den Eltern, den Kindern und Eltern z. B. das Küssen, das Trinken aus einem Geschirr, das Schlafen in demselben Zimmer nach Kräften be schränlt wird. Man wentoe nicht ein, daß damit tein unbedingter Schutz ge gen die Jnficirung und Uebertragung dieser gefährlichen Krankheit gegeben, daß die Tubertulose dennoch den Jn setttonshend für weitere Jnseltion bil den lann. Nein, denn wir wollen doch wohl nicht, weil wird nun das Ganze xnicht erreichen können, auch das, das jwir erreichen könnten, in Stich lassen« )Denn wie mancher wiirde nicht heute Ischon hinweggerafft sein, wie mancher ;wiirde noch frohen Muthes unter uns Ileben können, wenn solch sanitarische Borstchten in Zeit beobachtet worden wären. Doch wir müssen jeßt zum Schluß eilen und zwar zur Behandlung dieser Krankheit. Wenn wir wissen, daß diese Krankheit eine so gefährliche und schleichende ist, daß selbst der befallen-e Pwiient in den- lehten Athemziigen sei nes Lebens noch nicht an ein Bestehen derselben den-li, ja wenn wir wissen. daß jeder Tag des Bestehens diese Kranlheit im menschlichen Körper ge wissermaßen ein Nagel zmn Sorge des Patienten ist, so ist es wohl von grosser Wichtigkeit, daß dieselbe auch schon in seinem ersten Anfang-keimt richtig erkannt und behandelt werde Jch sage richtig erkannt resp. diagn-o tisirt und behandelt wird. Der Be handlung muß eine richtige Diagnøse 1 oorausgehern denn ohne eine richtige Diagnose ist eine Behandlung nicht al lein unniiß, sondern auch oftmals schädlich. Und wenn wir nun beden ken, daß alle Jnfeltionsirankheisten so auch Schwindsucht durch eine für un sere Augen unsichtbare Bacterie ver ursacht werden und erst dann sicher von einer Diagnose einer Krankheit reden können, nachdem wir die diese Krankheit produzirende Bakterie ge sunden haben, so muß es uns ilar werden, daß wir uns nicht mehr a l — le i n auf die alte Methode der physi lalifchsen Untersuchung verlassen, um durch einen schon organischen Fehler die wahrscheinliche Diagnose festzustel len, nein, sondern wir werden nun den neueren Forderungen gemäß, zu einem anderen Mittel grnfem durch welches uns die Diagnose schon in ihren An fangsteimen nicht nur zu einer Wahr scheinlichkeit, sondern zu einer sesten Gewißheit wird,indem wir schon früh "-zeitig die diese Krankheit produzirende Bartenie nachweisen können, nämlich: zum Microscop. Man that es gelernt und ist davon überzeugt worden in den letzten 15——20 Jahren, wo die medizi nsische Wissenschaft solch einen gewalti gen Aufschwung genommen, daß eine Diagnose nur durch microscopische Untersuchung zur Gewißheit gemacht werden kann und daß alle anderen Diagnosen, soweit die produzirende Bacterie in Betracht kommt, nur Wahrscheinlicht-eit5diagnosen sind und erst, wenn schon eine pathologische Veränderung im Körper vor sich ge gangen, gewinnt auch die physikalische Untersuchung ihren Werth Jst aber einmal eine rechte Diagnose gemacht, ist der Tuberkelbazillus milrosiopifch festgestellt, dann können wir unterBei hülfe unerer physikalischen Untersuch ung auch eine rechte Behandlung fol gen lassen, denn diese entspringt aus dem Behinde der Diagnosis. um aus die Behandlung dieser Krankheit einzugehen, muß ich wieder auf die parasitische Bacterie den Tu berkelbazillus als die produzirende Ur sache zurücklommen, denn wenn diese Bacterie die eigentliche Ursache der Schwindsucht ist, dann wäre die Be handlung derselben damit kurz abge than, indem wir diese Ursache sortnetlp men, mit anderen Worten, indem wir dieser giftigen Bacterie ein Gegengist ein Antiioxin, entgegensetzem und da mit die Bacterie und ihren Einfluß vernichten, DIE-s beinahe unserm be rühmten NOT Koch zu Berlin, und zanderen »He-tragenden Bacterologetk Egelungen ware. Jch sage beinahe, denn obwohl verschiedene Tuberkelserum resp. Antitoxin im Markte sind, mit zwelchen mansipulirt wird, so hat doch znoch keines derselben solch unzweifel hafte Qualifikation errungen. Darum «sind wir vorwiegend auf eine andere IBehandlung angewiesen, nämlich dar Iaus, daß wir die affizirte Lunge unter Esolchen Einfluß bringen-, um nach de Esten Kräften und Vermögen dem durch ;di-ese Bacterie produzirten pathalogi « schen Prozeß ·entgegenwirlen. Wenn Lwir bedenken, daß die Lungen das Ne spirationö- und Oxydations organ des imenschlichen KorPerö, einerseits durch ihre Ausathmung die unnöthigen sStickstosse ausscheidet und andrerseits die siir die Erhaltung des menschlichen lKörperZ nothwendigen Säuren ohne welche der Mensch zu Grunde gehen lwiirdr. einathtnet, und dadurch Here inoglobin zuführt, mit anderen Wor ten, die Qualität des Blutes erhöht lund es zur Erhaltung und Nahrung ides Korpers qualifizirt macht, dann zum-unt tun- oecpreqeti, rollt-m sie Oe-, ihandlung dieser Kranlheit hauptsäch ilich bestehen muß, mn so mehr, wenn Eschon Theile der Lungen, sei e sdurch jVerläsung Vertallung oder Höhlen zzur Ausscheidung von Stickstossen und Einathrnung von Säuren unbrauchbar geworden sind, nämlich darin, daß zwir den Patienten Gelegenheit geben, sauch selbst mit den wenig brauchbaren ;Lungen, welche noch vorhanden sind, Lin einer geeigneten Sphäre alle möglichen Säuren zu der Ortspo ttion seines Blutes in sich ausnehmen zu können, um einen Widerstand gegen Idiese Krankheit zu erhalten, und da hin gehört vornernlich das Land und «der Wald mit seinen Sauerstoss aus scheidenden wnd Stickstoss einsaugen .den- Pflanzen und Bäumen. Aber da Zmit ist die Behauptung noch nicht av . chlossen, sondern wir müssen auch ' Patienten geeignete, kräftige und iverdauliche Nahrung zuführen, um »dem Blute das Material zsu verleihenJ Iwelcheö sur Erhaltung und Vermei runs desselben nothwendig, denn die Ursache des Todes eines schwindsiich Hingatiensten ist nicht die direkteFol ge der Toxinau cheidung der Baeierie, wie bei den- met en anden Inseln-mö krantheitem sondern die Schwäche —— und Schwund der Gewebe und Zell des menschlichenKörperö, welcher durch den Produktionsmangel unsd te Qualität des Blutes hervorgeru sen wird. Darum muß unsere Be handlung der Tubertulose, weil wir di IUrsache dieser Krankheit, den Tuber itelbazillus nicht direkt Ver-nichten kön nen, sei es hygienisch oder medizinisch keine Reproduktions- resp. Restaura . Itionsbehandlung sein, um der Kran « sheit entgegenzuwirlen und sie auf ih ) iHeerd zu beschränken. Wie weit d ises nun möglich ist, hängt von je jetnzelnen individuellen Fall ab. ein Reproduktionz resp. Resiau - I tionsprozesz nicht mehr zu erreichen Ischließen wir unsere hygienische — I auch medizinische Behandlung mit s Citate ,,«’5inem«. - ...- -.."— .-.-.— Morphinmsncht in Paris Anläßlich der in einigen der letztenzs EPariser Gerichtsverhandlimgen gr zu Tage getretenen Thatsache, daß - Morphiumsucht bereits in- alleSchi ten der Pariser Beviilkerung - drungen ist, macht ein dortiger - . sehr bemerkenswerthe Angaben ii idaö wahrhaft erschreckewde Ueberhan jnehmen dieser verhängnikvollen FU strdenschaft Es sei schwer, sagt er, r — halbwegs genaue Statistik der Mor, Iphiumsiichtigen auszustellen, da die — sityke Laster mit möglichster Sorgfal« verbergen und sich zum mindesten » Hder Oeffentlichteit nicht gleich den Al koholitern durch äußerlich erkewnda IAnzeichen verrathen. Aber aufGru s svon Mitthseilungen einzelner Apotheker Iund Aerzte kann die Zahl der in Pa- : Eris lebenden Morphiutnsiichtigm auf Zmindestensr «5,0000 veranschlagt wer-: den. Die Mehrzahl davon, mindestens-« - 30, 000, getiört dein weiblichen Ge Zschlechte an. il P-« iI i i i j j F um roerqu aussauclloks alö tcytkkp ches Ergebnisz bietet die Zusammenstel lung mehrerer hundert Fälle von Mor Phiurnsucht nach den Berufen. Da kommen zunächst die Aerzte mit ihren Frauen die fast ein Drittel der Kran ken ausmachen. Die zweitstärtsteZif ser weisen die Offiziere auf denen sich dann die Apotheler anreihen. Unge- « wöhnlich viel Morphiumsiichtsige fin det man unter den Handwerkern und Tagelöhnern, weniger heimgesucht von kdiesem Laster sind der Künstler- und sSchriftstellerstand Die seltsame Er zscheinung, daß geradeAerth welche die junheilvollen Folgen der Morphiurw ksucht am besten kennen, den größten ZTheil des Heeres- der Morphiumsiich- « Itigen bilden, kann nur damit ertlärtfci Ewerden, daß sie infolge ihres häu ig so jundanlbaren und aufreibenden cru kfes am leichtesten in die Versuchung zgerathem im Morphiumrsausch ihre ZMiihsalen zu vergessen. DasSchiirnw jzste dabei ist, daß der morphiurnsiichtsi de Arzt einen unwiderstehlichen Hang Zhat für seine LeidenschaftPropaganlda zzu machen, daß er diese erst in seiner jFamilie und dann unter seinen Krani kten verbreitet. Jrr ähnlicher Weise trugen auch die Apotheier an dem Ue berhanidnehmen des Lasters Schuld, ’· da sie theils aus Gewinnsucht, theils aus Sympathie fiir die diesem Laster fröhnenden Kunden, den strengsten Vorschriften zum Troß, «"as Gift so gar oft ohne jedes Rezept iverabsolgem So wurde vor Kurzem ein Pariser Apotheler zu einer hohen Geldstrafe innerhalb weniger Monate ohne ärzt liche Verordnung eine große Menge .Morvbiurn verkauft bott verurtheilt,weil er einer reichen Dame » Ebenso leicht, wie es den Mor phimnsiichttigen gemacht wird, sich das verderben-dringende Gift zu verschaf fen, können sie auch in- dens Besitz der erforderlichen Pravaz’schm Spritze gelangen. Denn nicht nur die Erzeu ger chirurgischer Instrumente, sondern » auch andere Industrielle haben sich au-' « ihre Verstellung verlegt. Jn Paris giebt es Juweliere und Goldschmiede, deren Hauptgeschöftszwesig die Herstel lung eleganter Pravaz’scher Speisen ist« Sie verkaufen Schirmgrifse, Fä cher, Niechsläschchen, ja selbst Bucheiws bande, die nichts anderes sind« als ein Versteck fiir das zierliche und doch so schlimme Gefahren bringende Jwstru ment. Der Aufsatz des Arztes erhebt zum Schlusse die Forderung, daß die stoegsteni Gesetze erlassen werden mö gen, um dem Umsichgreifen der Mor. phiumsucht vorzubeugen die mä der Zeit sür das Voll von nach verderbli cherer Wirkung werden könne, als der ellloholismus. .—., .. ..... »f»«»,.— —- Die Nachrichten aus Kaido lau ten so unglaubtvttrdi und stnd so ent schieden gefärbt, da Niemand ihnen Verläßlichleit bete-ißt