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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Oct. 23, 1896)
Wer hat ihr Ohr. Humotezke von Max ManueL Im Galopp gings durch die Stra ßen, der theuren Schwiegermutter nach oder eigentlich erstderFrau, die es wer den sollte: Emilienss Mutter-! Emiliens Mutter war taub, und er wollte bei ihr um der Tochter Hand anhalten, deshalb hätte er sie lieber noch im Hoiel gesprochen, aber nun war sie schon zum Bahnhos gefahren, und er mußte zu Fuß hinterher, da er leine Droschle sand. So kam es, daß der Referendat Ewald von Erneus stein garnicht so hübsch und elegant beil seinem Dauerlauf aussah wie sonst« Es war aber Gefahr im Verzuge, daß ihm kein Anderer zuvor kam, denn Emilie war Erbin eines nicht unbedeu tenden Vermögens-. Die Spekulation lenkte viele Schritte dorthin, aber die seinigen waren von der Liebe beflü gelt, und darum ging es auch immer schneller voran, denn Frau von Fidu durfte das Weichbild dieser Stadt nicht verlassen, ehe er ihr seinen Herzens wunsch anvertraut, und nun betrat er endlich den WariesaaL Seine Kurzsichtigleit nöthigte ihn, ! jede Gruppe genau zu beschauen Zu- ( erst erblickte er ein liebendes Pärchen ( das war sicher eine gute Vorbedeutung J Sie fragten unaufhörlich einander, wem sie zugehörtem ,,Wem gehörst Du denn? Nicht wahr, doch nur Deinem Eduard? Und wem gehört dies liebe Patschhändchen?« Nur Gduard! Und wem gehörst Du?« »Nur meiner Else !,I Lug-» IULH Hut-Un chullu sit-U kkll Paar, das sich jedenfalls schon länger zugehörte:»Ja, ich habe Dir den Kof ferschliissel gegeben, wenn Du ihn ver loren hast, liebes Kind, wenn Du ibn verloren hast, so ist das nicht meine Schuld.« »Aber, Paul, ich gab ihn Dir doch, als ich meine Stulpenman schetten eingepackt hatte. Das ist eben wieder so eine von Deinen Behauptun gen, wie gestern Abend.» »Was denn, gestern Abend?« »Nun, als Du erst nach zwölf Uhr zu Hause kamst —« Dann zwei Damen, die aus das ge naueste ihre Ausgaben anschriebem »Da fehlen mir immer zwei Mark fünfzig, wenn ich nur wüßte, wofür ich sie ausgegeben habe.« »Du hast Dich vielleicht verrechnet,« sagt die andere Dame. Und dann begann die erstere wieder zu addirsem »Nein, ich finde aber nicht eher meine Ruhe wieder, bis ich es weiß. " Dort weiter eine Gruppe Herren, die sich von Sport unid Liebe unterhielten Unangenehm, das waren Bekannte Ewald begrüßte sich flüchtig mit ihnen und eilte weiter, und immer nichts von Frau von Fidu zu sehen. Da sprang ein weißes Hündchen belIend zu ihm empor. »Möpp, Möpp, Du da?'« sagte er erfreut; nun war die theure Mutter auch nicht fern. »Mei ne gnädigste Frau, ich habe Sie leider im Hotel verfehlt!« »Ja, ich bin ein« wenig frühzeitig aufgebrochen, weil ich ganz allein bin. Sie wissen doch, mein Mann und Mielchen sind gestern Abend gleich nach dem Ball fortgefahren Sie rers en erst zu unseren Verwandten, um dort einen Geburtstag feiern zu helfen, mir ist das aber zu anstregend Jch leide näm lich an Asthrna.« — Er zuckte tsheilnehmend die Achseln. »O, wie bedauerlich!« Wenn sie doch mir endlich still gewesen wäre. »Ja, schon seit meinem zwölften Jahre bin ich etwas nervös « Der Zug konnte jeden Augenblick hun, und dann war es zu spät. ,Jch war überhaupt ein kränkliches Lin-d HEFT-IT T T; »F I IT Hede Is· -«- -.s( - ; « fO- — - Oh weh, nun kam ihr ganzes Le ben, und weil der Zug schon signali sitt war, konnte er nicht warten, bis dieses träntliche Kind die Mutter einer erwachsenen Tochter wurde, hierfür war die Zeit zu kurz, sagte er sich als denkender Jurist. Auch war er sich als solcher bewußt, daß ein glücklicher ier das herz der Tochter und das br der Mutter haben muß. und nun drängte sein Liebe stürmisch zum Ziel. »Gniidige Frau, ich liebe hte Toch ter grenzenlos, rasend!« heuernsd legte er die Hand aus sein« Herz; dieses W mußte sie ja verstehen. »Nein, ist das komisch, Sie sind ra send!« tief sie über-laut, »wes-halb denn?« Die zunächst Sidenden sa hen aus Ewald und freuten sich. »Sie sehen wirklich ein wenig so ausl« fuhr sIe lauter fort. Der Referendar spielte nervös mit dein sldenen Bletstiftchm, das an sei ner ette ding. und dabei fiel sein M aus die vor ihm liegende Weins-! Mzundnun warergerettet;schneil Oischlpssen schrieb er aus dieselbe: « liebe Ihre Tochter, inni ! Wloil und flehe Sie an, gnii - se Fran, segnen Sie unsern Bund!« - - I —- g Und dann schob er ihr die Weintarte hin. Da ja mündliches Verfahren nicht ging, so mußte er schriftlich siir seine Sache plädiren. Sie las da ein wenig erstaunt, was da zwischen dem französischen St. Ju lien und dem deutschen Schaumwein stand. »Und Mielchen, was sagt Mielchen dazu?« »Ist ganz meiner Ansicht," schrieb er, denn fiir lange Auseinanderseßuw gen war kein Platz zwischen Madeira und Rheinwein. Leider hatte er sich ja noch nicht mit ihr aussprechen kön nen, aber er glaubte, in ihren blauen Augensternen gelesen zu haben, daß sie ihm gut sei. Jedesmah gestern, wenn er von sein-er Liebe hatte reden wollen, war sie fortgetanzt, da man sie ost zu Extratouten holte, und als lei denschaftliche Tänzerin schlug sie es niemals ab. Und nun stand es schon als beglückende Thatsache beim Jo hannisberger Schloß geschrieben. Das war eigentlich ein bischen schnell ge gangen. Doch daß der Wunsch oft mals im Leben mit der Wahrheit da vonläusi, kannte er schon: und hier glaubte er wenigstens: »Sie ist ganz meiner Ansicht!« »Ich fürchte aber, mein Mann nicht,« sagte Frau von Fidu unschliis sig und schob ihm wieder die Weiniar te zu. Und d; er sie so bittend an blickte: »Jndessen wir kommen Sonn abend zu dem großen Ball wieder, dann wird sich alles finden.« Der Portier rief den Zug ab und Ewald steckte die Weinkarte ein, die ja sein Geheimniß barg, mithin nur ihm gehören konnte. Er half der zukünfti igen Schwiegermutter in ihr Abtbeil, lreichte Möpp, den Plaid und eine Rei Isetcrsche hinterher, sah auf ibreannsch llclcl), VD GUT) DclS Iccllllchlllchcycn cl nen guten Platz gesunden, und als er Idann wieder an Frau Fidu’s Kuvee trat· erschien laufend der Kellner. »Mein Herr, Sie haben die Wein tarte mitgenommen!« Frau von Fidu, die kein Wort ver stand, gab ihm ein Trinkgeld. ,,Dant’ schön, gnädige Frau; aber mein Herr, die Wenikarte haben Sie und nicht die se Dame.« »Ich wollte mir Wein danach be stellen, er hat mir so gut geschmeckt!'« »Sie haben ja gar keinen getrun ten,« meinte der Kellner mißtrauisch. Der Zug war angefahren, Ewald hatte grüßend und noch einmal schön bittend die Hand aus das Herz gelegt, und noch immer stand der Kellner vor ihm. Und jetzt kamen seine Bekann ten, die sich vorhin von Liebe unstport unterhalten hatten, heran und gratu lirten ihm warm. Dem Kellner gab er ein Goldstück und den anderm gerührt die Hand, und nun glaubten alle erst recht an seine Verlobung, obgleich er eine solche natürlich nicht eingestehen konnte. Der Sonnabend kam und brachte die geliebte Emilie nebst Vater, Mutter und einem Bräutigam. Herr von Fidu, der·Vaier , aber nahm Ewald wohlwollend bei Seite: »Mein lieber junger Freund, Sie wis sen ja, wie gewogen ich Ihnen bin, wa ren doch schon Jhr Vater und ich eng befreundet· Mielchens Hand ist schon lange dem Vetter zugesagt. Die Gü ter sollen überhaupt beim Namen blei ben. Das Kind erinnert sich auch gar nicht, daß Sie sie lieben. Meine Frau hat Sie w hl falsch verstanden, sie hört leider icht so ganz gut. Da in dessen die Verlobung noch nicht veröf fentlicht ist, so bitte ich Sie, einstwei len darüber zu schweigen.« Das war wenigstens ein Tropfen Balsam, daß Keiner ihn kennen ler nen würde, den Schmerz, den Ewalds getäuschtes Herz heute zu bekämpfen hatte. So zerstreut wie diesen Abend. hatte der Arme noch nie Toilette ne macht. Dennoch sah er sehr hübsch aus, viel besser als damals, als er durch die Straßen der Stadt lief. Ge rade der melancholische Blick stand ihm gut. Emiliens Verlobter war sehr eiser siichtiger Natur, er ließ sie keine Se kuwde außer Augen. Ewald konnte die verlorene Geliebte zunächst nur zu ei ner Quasdrille auffordern. Jhm wur de sehr warm, als er zu derselben trat, und er griff nach seinem Tafchentuch ; zog aber die and leer zurück, denn- er lhatte es verge en. Das kommt davon, l wenn man nicht bei der Sache ist, wenn man sich ankleidet. Besonders heute lwar der ju e Mann etwas newös, tun-d mu- fii te er schm- ein leises-einz lbeln, als ob er nießen müsse Er wä Ire nach Hause gefahren, wenn er nicht ,gerrcde jetzt mit ihr getanst hätte. Wohl jtvar er zu stolz, um sich ihr nochmals wieder in Liebe zu nähern, aber er wollte dennoch ein einziges letztes Mal in die blauen Augen sehen. Sie war sehr befangen und blickte ihn dennoch an, als ob sie sein Gefühl theile. »Ah-be ich Ihnen Ungelegenheit-n bereitet, mein gnädigstes Fräulein, so vergeben Sie mir!« Jn tödtlichek Berlegrnsheit ließ sie ihr Taschentuch fallen, und als er es aufhob, dieses kleine, duftige Ding von Spihen und Battift, kam ihm wieder das Gefühl des Riesens, und nun drückte er es unwillkürlich gegen die Nase und Augen. WAber Herr von Ernenftein!« »Ah lassen Sie es mir, Sie haben sicher noch ein anderes, und ich —- ich habe das meinige vergessen!« Gefiand er erröthend. Sie lachte, sie hatte es ihm entreißen wollen, nun ließ sie es ihm: »Ja, wenn das so ift.«« — Er erschien ihr plötzlich weniger interessant, und das Borgc fallene, daß er um ihre Hand gebeten, kein so tragischer Konflikt mehr. Des halb gab sie sich jetzt unbefangenen Und nun unterhielt sie sich so gut, daß zum Schluß des Tanzes der Bräuti gam wuthschnaubend an Emiliens Seite stand. Das trennte sie, aber nicht für lange. Dann jedoch ging Herr von Fidu, der Vetter, zu Herrn von Fidu, dem Vater: »Erlaube, lieber Onkel, ich habe da etwas gesehen, was ich nicht gutheißen kann; Emilie hat dem Herrn von Ernenstein das Spitzentafchentuch gegeben mein Geschenk, das ich ihr aus Brüssel mitbrachte!« WAber wein Lieber was willst Du, daß ich thun soll? Sprich doch selbst mit ihr ausl« Er eilte jetzt wieder zu ihr: »Ich wünsche, Emilie, daß Du zu tanzen aufhörst, es ist ohnehin nicht passend, da ich, Dein Bräutigam, nicht daran Theil nehme; um so weniger aber kann ich es erla««-ben, wenn es zu Ein-va ganzen Gelegenheit bietet wie eben, daß Du Dein Tafchentuch verfchenkst.« »Mein Gott, der arme Mensch hat .ia keins!« »Unsmn! Das wirst Du mir doch nicht weiß machen wollen« »Es ist, wie ich Dir sage.« i »Das kam ich nicht glaub-w H »Nun, so glaube es nicht, VetterlH sagte sie schnippisch und wandte; sich ab. T »Ich wünsche aber, daß Du zu tan zen aufhörst!« Sie lachte ihn aus, und da ihr Tön zer lam, so walzte sie fort. Und dann gab es wieder eine Extratour mit Er nenstein. Als- man zunr Souper ging, war ihr Bräutigam, der sie führen sollte, verschwunden. Jetzt hatte Ewald die Ehre, und gegen Ende desselben —- ge stand er ihr doch sein-e Liebe. Sie aber erzählte ihm den Zwist mit ihrem Ver lobten. Ja wohl, ihre unglückliche Tanzpassion, meinte er, neulich hatte diese ihn nicht zu Worte kommen las sen. »Aber heute ist sie doch nicht Jhr Unglück!'« sagte Mielchen. Am andern Tage empfand Ewald Gewissensbisse, daß er der Braut eines Andern seine Liebe gestanden. Das war nichthiibscht Er mußte irgend Jemand um Verzeihung bitten. Erni lie selbst war zu gefährlich, also wieder die theure Schwiegermutter. Aergerlich wars Herr von Fidu, der Vater, einen Brief auf den Tisch: »Lies einmal, liebe Frau, da schreibt - Emilien’s Verlobter gerade. als hätte das Kind sichGott weisz was zu Schul den tonrmen lassen; ich soll ihm wohl noch gute Worte geben! Ein Streit zwischen Liebenden muß auch immer nur unter diesen bleiben. Es war ganz unstatthaft daß der Vetter gestern vor dem Souper den Ball verließ. Frei lich paßt es sich auch durchaus nicht« daß Emilie ihr Taschentuch verschenki. Jch möchte, daß Du sie recht ernsthaft deswegen vornimmst. Wenn aber Theobald keine andere Saiten uns ge genüber auszieht, so werde ich die Ver lobung lösen; die Miele ist ja so wie so dazu überredet.« »Seit-i , lieber Mann, ich werde es sogleich orgen!« Und damit ging sie zu ihrer Tochter-. Musik-I Nein-s M III- MIO III-eh ich soll Dich sogar überreden, Deine Verlobung zu lösen; was sagst Du denn dazu?« »Oh, liebe. liebe Martia daß ich es sehr gern will! Wie dankbar bin ich Euch. daß Jhr mich nicht zu dieser Hei rath zwingen wollt, nun ich einge sehen. daß der Vetter und ich nicht zu einander passen!« »Ja- ja. Papa sagt auch: das paßt ganz und gar nicht« »Oh, sder liebe, gute Papa! — Jch möchte Dich so gern fragen, Mütter chenåäbeh daß es nur Mean hört!« » , 1a.« Und nun nahm Emilie ein Blättchen und schrieb daraus: »Wie denkst Du über Ernensiein?« »Seht gut! Ich bin für ihn, liebes Kind, das wei t Du ja.« Frau von Fidu nahm l" -d den Zettel. »Wir wolien mal den Papa stagen.·' »Oh, bitte, bitte, aber nicht zei !«» »Nein, ich werde ihn so fragen. s Her-r vonFidu gehörte der alten Zeit an, er tauchte wch des Mor ens gern seine Pfeife, und bei dieser Etsch sti gung war er stets in behaglicher Stirn W mung. Seine Frau feste sich zu ihm. ftWieK den-ist Du eigentlich iiber Erneus etn « »Ich habe ihn recht gern, war mir sein Vater doch sehr theuer; das über trägt sich auf den Sobn!« »Wirtlich? Das freut mich!« sagte Frau von Fidu warm Jhr Mann blickte sie erstaunt an Wenn man ihn nennt, dann kommt er gerennt —- sagt ein gutes altes Sprichwort. »Herr Referendar von Ernenstein!« meldete der Diener. »Führen Sie ihn in den rothen Sa lon«, und Frau von Fidu erhob sich. »Ich komme später«. sagti ihr Ge mahl, »sobald ich fertig bin!« und blickte auf seine Pfeife, die noch halb gefüllt war. ,,G«iädigste Frau«, hub Ewald so gleich teuevoll an, »ein Schuldbelade nier steht vor Ihnen, Sie tannten ja das Geheimniß meines Herzens! Und nun kennt Fräulein Tochter es auch schon! Es war sehr unrecht von mir! Können Sie mir vergeben, gnädige Frau?" Frau von Fidu reichte ihm freundlich die Hand. Sie wäre die gütigste Schwiegermutter der Welt gewesen, dachte Ewald, unsd so bequem! Eine Eigenschaft, die bei Schwiegermuttern selten vorkommt —— Er seufzte unwill kürlich, ja, was hatte er nicht alles verloren! »Sie lieben also wirklich unsere Tochter so sehr?« fragte sie; und da legte er wieder im ausrichtigsten Ge fühl die Hand auf sein armes, entsa gendes Herz. Und dann trat Emilie ein und stürzte sich verlegen der Mut ter in die Arme, während Ewald fie mit leuchtenden, liebenden und doch traurige-i Blicken betrachtete. Frau von Fidu aber ergriff seine Hand und lcglc Ulc Ucl HUUjlcl Ulll(1U· »Es-Rachen Sie sie glücklich, Ernen stein!« sprach sie innig. »Und nun will ich den Papa holen.« Jetzt war der Wunsch Wahrheit ge worden, und ebenso plötzlich und un vermittelt beim «Johannisberger Schloß«, als dieser jene zuerst ver drängte — dachte der Jurist klar. Da zeigt mal wie-er der Grundsatz der so fortigen Besitzergreisung als richtig geltend, selbst für den Fall, daß diese ein Molus ist, was eher damals im »Wartesaal, nicht aber hier im rothen lSalon der Fall, da ja die Mutter iselbst· — Und dann gab Ewald seiner Braut beseligt den Verlobungskuß; und ihr Gesichtchen erstrahlte von Glücl und Liebe. Frau von Fidu ging mit Thriinen der Rührung in den Augen zu ihrem Gemahl: »Jetzt ist alles fertig, lieber Mann, nun komm’.« »Warum slennst Du denn?« fragt er. Aber sie ließ ihm gar leine Zei1 und zog ihn eilig hinter sich her. Heri von Fidu wunderte sich, so hatte er jc seine Frau seit den Tagen der Jugent nicht gesehen. »Komm’ nur, lomm’« mein Alterchen, jetzt ist es fertigt« »Was ist fertig?« Sie wollte gerade die Thür des Zim mers öffnen, in welchem sich das glück liche Brautpaar befand, als ihnen Herr von Fidu, der Vetter, entgegen tta . Fakul, dachte der Vater, nun, wr meine Frau eine kleine Ueberraschung wahrscheinlich irgend einen Scherz vo1 hat, soll ich eine ernste Unterredune mit dem Schwiegersohn, seines Beneh mens wegen, haben! Doppelt peinlich kvnl Mielchen nicht anz ohne Schutt ist. — .Geh' nur!« lüsterte Frau von zFivu ihrem Manne zu, »ich werde ihr sempsangen.« I» Eine lieber Vener, sorgen Sie mii ; m das Zimmer meines Mannes!" , »Und ich gehe in das Zimmer mei »net Frau und komme später,« nickt( ihm von Fida — s Die Mutter reichte dem ihr sonst unsympathischens Vetter die Band »Nehmet! Sie Platz, es ist hübsch von Ihnen, daß Sie auch jetzt noch kom men, und zeigt, daß Sie die verwandt fchaftlichen Beziehungen zwischen und aufrecht erhalten wollen« »Ich verstehe Sie nicht ganz, ver ehrte Mama!« »Mein Mann hat Ihnen jedenfalls geschrieben« »Ich habe keinen Brief erhalten; um was handelt es sich?« »Dann liegt et wahrscheinlich bei Ihnen zu Hause.« , «Mdglich, ich kam nicht von dort; wag enthält er denn««t« »Sie machen es mir schmet, liebstes Vetter, wenn Sie noch gar nichts wis gäb Pie Miele ist doch unser einziges »Ja. das weiß ichi efchrieb der Papa mir das noch eimnals »Ich kann nicht sagen, lieber Vetter ob er auch davon spricht, ich habe den Brief nicht elefen. Mein Mann hatte von jeher d Gewohnheit, mir feine Briefe nicht zu zeigen.« »Weshalb, Mama, nennen Sie mich nur immer Vetter und« niemals SMP . · E, is F-« ( W »Das acht mus iett schon got nicht mehr " " «Weshalb nicht?« .,.Des Briefes wegen.« »Wollen Sie mir nicht ungefähr an deuten, was darin stehen Mantel-« .Nun, eben die Löglung von Jhrer und Mielchens Verlo ng. Es paßt nicht, sagt ihr Vater« obwohl es ja hübsch gewesen wäre, "wenn die Gü ter beim Namen hätten bleiben kön nen.« »Das ist stark! Und Emilie?« »Hat Sie als Vetter recht gern, wie wir Alle. Morgen kehren wir jeden falls auf das Land zurück und später hoffe ich Sie dort oft bei uns zu sehen, zuerst ist das ja natürlich zu peinlich für Euch drei.« »Jhnen ist es also wohl gar nicht peinlich, vFrau Kot-sing da Sie nur von Drei sprechen.« »Natürlich, mir und meinem Mann auch, doch kommen wir Beide hierbei ja erst in zweiter Linie in Betracht; das thun die Eltern der Verlobten immer.« »Der Verlobten?" »Und Entlobten wollte ich sagen.« Herr von Fidu schüttelte den Kopf — die Frau wird immer tonfuser in ihrer Taubheit. « »Da kommen die geliebten Eltern zurück,« sagte Emilie, als sich die Thür öffnete, ,,nein, es ist nur der liebe Pa pa!« unid warf sich ungestüm in die Arme. »O, Du guter lieber Papa, der Du, noch bevor ich es mir recht bewußt war, erkannte-st, was mein Glück ist!« »Was hast Du denn, mein albernes Mädchen?« fragte Herr von Fidu der wundert und strich zärtlich über ihr Haar. Da fiel befremdet sein Blick auf Ernenftein. ,,Segnen Sie Ihre Kinder, mein hochberehrter lieber Gönner!« sprach Ewald gerührt; das fo plötzliche Glück hatte ihn ja förmlich übermannt. Es Jwar ihm erst recht zum Bewußtsein ge " kommen, nachdem die tbeure Emilies gestammeltt »Ich liebe Dicht« » Fast erschreckt blickte Herr Von Fidus auf Beide. »Was soll das heißen?« J »Aber Papa, weißt Du denn gar nichts-? Mama hat uns ja eben ver lobt, die Herzensmama!« « »Ach ja, die thenre Frau von Fidu war so gütig!« sagte Ewald. »Sie kennen ja meine Antwort, Er nenstein.« entgegnete Herr von Fidu kalt. »Und Du, Emilie, bist doch bis jedt noch die Braut eines Anderen.« »Also doch ein »dolus!« seufzte der Referendar vernichtet. »Mama hat Dich geholt, damit Du Dich freuen sollst, Papa!'« sprach Eini lie weinerlich, und dann begann sie zu schluchzen: »Mama sollte mich doch überreden, daß ich meine Verlobung löste und —- ——und —--« »Und was?« fragte er streng. »Und das ist ihr auch gelungen; wir glaubten nun, Du würdest das Wei tere besorgen.« »Hättest das Weitere besorgt,« sou flierte der Jurist, die Sache vortheil hafter darstellend. »Ja, Papa, Du hättest das Weitere besorgt·« »Auch ich mußte annehmen, daß Ihre Tochter srei sei, Herr Von Fidu. Wollen Sie es mir verargen, daß ich an mein Glück glaubte, wenn die « theure Mutter selbst es mir bot, indem - sie unsere Hände zum süßen Bund für ein langes Leben vereinigte?« » »Kinder, Kinder, was macht Jer für Sachen, und die Mama dazu!'« sprach Herr von Fidu und ging nach » sinnend mit großen Schritten im Zim » mer auf und ab. Emilie lief immer hinterher, und Ewald dreht-e verlegen . keinen Schnur-Wart . Da kam die tbeure Mutter wieder, um den Kindern Glück und dem Mann Aufklärung zu bringen. »Papa will nicht!«empfing sie Mich chen weinend. »Papa will nicht?" fragte sie er staunt. »Habe ich mich verhärt? dann zu ihrem Manne gewandt. »Aber wie kommst Du nur dazu, liebe Frau, die Miele so plötzlich zu verloben?« »Haben wir uns nicht vor zwan ig Jahren auch plötzlich verlobt, lie Theobald »Gewiß, aber Du warst auch nicht« die Braut eines Anderen.« »Das isi Mielchen auch nicht mehr. Außerdem sagtest Du mir vorhin, Du wiirdest gern die Rechte des Sohnes au Ernenjiein übertragen, da er Dir theuer wäre. Und als er gemeldet wurde: Du tömsi, wenn all-es fertig sei Da verlobte ich denn die Kinder. Herr von Ernenstein liebt unsere Toch ter rasend, und Mielchen estand mirl auch ihre Liebe. Nun tna sie glück lich, lieber Manni« — »Ja. Papa!« »Ja, here von Fidu!« »Ich wollte wohl, aber sie ist ja die Mut des Vetters, da gebt es doch · i.« » »So-wahre ich habe ihm soeben Dei I » Ansicht Werth-Ut- dae diss- aeis I rath nicht paßt." »Das hätte ich gesagt?« » a, lieber Mann-t« » a, Papa, das hast Du esagt!« » agt habeiches n t. Aber wenn Jhr es durchaus wollt: Seid glücklich, Kinderl« Ewald und Emilie gaben sich den zweiten Berlobungstuß. Frau von Fidu titszte gerührt ihren Mann, dieser dann bewegt seine Tochter. Ewald dankbar seine Schwiegermutter. Dann küßten sich Mutter und Tochter zum alten und Vater und Sohn zum neuen Liebesbund »Ich hätte nicht so schnell etngewil ligt,'« sagte lHerr von Fidu leise seiner . Frau, »wenn ich nicht glaubte, daß der Vetter unser Kind nur des Geldes we gen nähme; ich hörte so etwas von ei ner andern Liebe, die er haben soll.« ,,Siehst Du, lieberMann, Du trissst immer von selbst das Richtige. Der Vetter wird nun auch wohl Deinen Brief bekommen haben.« »Welchen Brief?« »Ich hatte mir vor-gestellt, Du hät test ihm wegen Mielchen abgeschrie ben!« - «Keine Spur!« »Dann ist es aber die höchste Zeitl« " »Allerdings die höchste Zeit!« sagte Herr von Fidu und eilte zu seinem , Schreibtisch. OOO Zum tenten Male. Novelle ans dcm’ Sport-leben von M. C. Carpcnter Meyer-. Die schönen Frauen und die edlen Pferde der Herren von Burton Castle waren seit undentlichen Zeiten be rührnt. r - s-, k1.s...-:ik1.1tti-:- L »F -=., , ...»- » - -—«s«. Ost-sk Wie UUW qu chnosufsusuu »u edlen Lords aufund nieder geschwanlt, ob sie als Millionenerben sorglos das Schlon der Väter bezogen, oder ob sie hart mit dem Schicksal kämpfen muß ten, um nicht das Familienbesitzthum in Hfremde Hände fallen zu lassen, ob tu Iger Friede geherrscht oder fturm und triegsbewegte Zeit über die grüne Insel dahingebraust — der Ruhm war ihnen stets geblieben, die schönsten Frauen und die edelsten Pferde des United Kingdom zu besitzen und ihre Frauen als die größten Schönheiten gefeiert zu sehen. Die schönen Gräsinnen Burton ver gangener Tage waren, wie ihre Väter und Brüder, kühn und gewandt gewe sen, huldigten dem Sport und dem ed len Waidwert, durchflogen auf weißem Zeiten den zahmen Falten aus dem Finger, oder umringt von llaffender Meute das grüne Revier, freuten sich der Faltenjagd, lagen der Reiherbeize ob oder brachten im Verein kühner Jagdgenossen einen Kapitalhirsch zur Strecke. Kühn tummelten sie in Berg und Thal wilde, ungebändigte Pferde,ohne ein Hinderniß oder Ermüdung zu ten nen, im ungebändigsten Ledensmuth und ftrotzender Jugendtraft fröhlich dahinsausend über Gräben und Wälle. Jm eichengetiifelten Ahnensaale von Burton Eaftle zeigten gar viele der von Künstlerhand gemalten Ah nenbilder die kühnen Gräfinnen im Jagdgewande, auf der Hand den Fal ten, ja, die sagenumwebte Ahnfrau Jsabella, »die tolle Jsabella«, wie der Vollsmund sie getauft, ihrer in der Tradition weiter lebenden, waghalsi gen Ritte wegen, hatte der Pinsel des Malers auf dem Rücken des schnee weißen Zelters im grünen, fammetnen Ja dgetvande verewigt. ie alle waren- todt, nur die Chro nik erzählte von ihnen- Doch auch die jüngste Gräsin Burton, Lady Maud, scheint das Vermächtniß der Ahn srauen, die Schönheit und die Lusi am Reiten und Jagen, geerbt zu haben. Sie hat dieselbe hohe Gestalt, diesel ben leuchtend zarten Farben, dieselben strahlenden Augen und dieselben gleiß enden. goldenen Locken, wie sie das Bild der Gräsin Jsabella zeigt. Und oft zieht sie hinaus, wie jene, begleitet von der Cavalcade ihrer Bei-ehrer, zum fröhlichen Jagen, und die Cabaliere wissen, daß Lady Maud an diesen Ta gen leine Ermüdung kennt, daß sie kühn und gewandt alle Hindernisse Für-»wiqu um- die gen-dienen Ren-: ’Miihe haben, ihr zu folgen, und es ihr an Ausdauet und Gewandtheit nach zuthun. Man sagt, daß Ladh Mand, die noch aus der Grenze der Kindheit steht, der eine gestrenge Gouvernante noch französische Sentenzen abhiirt, mit größter Gelassenheit über sieben Schuh hohe Mauern und bis zu vierzehn Schuh weite Wassergtiiben zu s vermag, d. h. aus ihrem speziell ür diesen Sport dresstrten »Mars«. Und wenn sie nach dem »Ma« mit Mötheten Wangen in den has von tton Castle zurückkehrt, dem Groom