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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Oct. 23, 1896)
. ’die Zügel zmvirst, aus dem Sattel s X springt und das schweißbedeckte Pferd I mit einer sanften Liebtosung entläßt, s dann steht oben am Fenster seines ) Studierzimmers der Rollstushl des Grafen Albert, er schaut hinab auf seine schöne, stolze Tochter mit Stolz und Bewunderung —- seine Maud ist eine echte Burton. Mehr fast noch als die Jagd liebt Ladh Maud die einsamen Ritte, nur von einem Reittnecht begleitet, durch den unendlichen, schweigenden Forst. —— Das ist Freiheit! Das ist Luft! Auch heute ist sie bereit zum AusritL Das dunkle Reittleid läßt die An muth der schlangen königlichen Gestalt trefflich hervortreten, jede ihrer Bei; wegungen athmet Kraft und EnergieJ und Muth und Lebensluft sprühen-» aus den großen, braunen Augen des« schönsten Weibes der grünen Insel. k Dann sprengt sie hinaus aus demz Schloßhof, dem Vater auf dem Altanz noch einen Scheidegruß zuwerfend, ae-. folgt von dem jungen Reittnecht Billz Rober, der seit kurzer Zeit an Stelle, des alten Dorn-eh, der bewundertenT Herrin aus ihren wilden Ritten solgt.s Dahin geht’s über Gräben und Hecken, im tollen Jagen, dann wieder; im Schritt einen Abhang hinab, wo Lady Maud ihrer ganzen Kaltbliitig: teit bedarf, um dem nur wisderstrebend dahinschreitenden Mars ihre Ueber rnacht fühlen zu lassen. Selbst Bill Nover kann sich einer ängstlichen Re gung nicht erwehren, als er die Herrin so tollliihn über den Abhang schweben neyr. und weiter geht’s durch den« schweigenden Forst, mit glänzendem Sprunge nimmt sie den Waldbach.. Des Neitlnechts Augen weichen kaum von der schlanlen Gestalt vor ihm, erv verschlingt fast mit seinen glänzenden Zackåenden Augen das schöne Grasen-« m« . · Diese einsamen Ritte durch Dick und Dünn find fein Glück. Er liebt,I er betet seine ahnungslose Herrin an,j ihr den Steighiigel zu halten« den täg- - lichen Bericht über die Pferde zu er statten, ist ihm ein Glück, das ihn toll rnacht. — Ladh Maud nimmt die scheuen Hul digungen des jungen Mannes mit Ruhe entgegen. sie ist zu sehr Aristo tratin vom Standesbewußtsein, um in den feurigen Blicken Bill Nover’s etwas anderes zu sehen, als Bewunde-« rung und Ehrfurcht Warum sollte dieser Zeuge ihrer Kunstfertigkeit sie nicht bewundern, wie alle er- thun2 Ladh Maud ist weltfremd. Bill Roher ist ja nur ein» Reittnecht, ihre Laune hatte ihn daiu gemacht, der schmucke Stalljunge hatte ihr gefallen und Ladh Mgud war nicht gewöhnt, sich irgend einen Wunsch zu versagen, oder ihr Thun und Handeln zu verantworten. Da —-- ein leiser Schrei! Ladh Mai-US kleinen kräftigen Händen entsinlen die Zügel, die hohes Gestalt wanlt. Jm Nu ist Bill NoverE an ihrer Seite und fällt dem, die ver-; lorene Gewalt der Reiterin fpiirendemi sich hoch bäumenden Mars in die Zü-; gel und bringt ihn mit jähem Ruck Ruck zum Stehen. Die betvußtlose: Gestalt Ladh Maud’s sinkt in seine Arme. Er zwingt die Pferde neben-! einander, hält sie im Schritt, ein Nie-. sentverl ift’s die störrigen erregten Thiere zu meistern und das bewußt lose Weib im Arm. Er schlingt mit der einen freien Hand blitzschnell den Zügel um ein-en Baum, springt zu Boden und hebt die Bewußtlose herab. Gräfin Burton iist im tollen Laus gegen einen Baumat gerannt, v« hel len, einzelnenATropfen rinnt da» Blut ihr yon der Stirn auf oag geioe ye dergtblet ihres grünen Reiiileides a . Bill Roder bettet sie sanist aus dem grünen Rasen und wäscht das Blut von der Stirn mit seinem im nahen Walddach getränlten Taschentuch Marmorbleich, mit geschlossenen Li dern, in verwirrender Schönheit lie t sie vor ihm, und Bill Roder vergi t einen Augenblick, daß er nur ein ar mer, niedriger Reitlnecht, vergißt, daß das berückend schöne Mädchen, das in seinem Arm geruht, deren weiche «Wange die seine gestreift. für ihn un erreichbarer als der Himmel. ---— Er beugt sich über ste leise, leise — —-— und preszt seine glühenden, sieberheißen Lippen aus die ihren. Er schreckt em por. Lady Man-d schlägt die Augen aus. Er kehrt zu den Pferden zurück, beide schweigen. Das Blut hat aufgehört zu fließen, die Schwäche ift vorüber, die kühne Amazone erhebt sich und steigt mit Ro ver’ö Hülfe ins den Sattel. War es Zufall, daß ihre hansd län ger als gewöhnlich in der feinen ruhte? Hat Lady Maud den Kuß des Reit inechis gefühlt, oder war es ein Zu fall? Am anderen Tage, als sie wie ge wöhnlich mit Bill Nover ausreitet — H sie wählt heute nicht denl Forst, fon auf einem Plateau angekommen, ein wenig ihr Pferd zurückhaltend, fehr kuglig sehr leise, aber ohne ihn anzu e . »Sie haben mir gestern das Leben gerettet, Rever, ich danke Ihnen; Dor neh hätte es nimmer vermocht, den tollen- Mars zum Stehen zu bringen. Um Jhnen meine Dankbarkeit zu be-» weisen, habe ich an Jhren Wunsch ge dacht, ich habe mit Lord Haughton,. ,,The Ring of the Turf,« geredet, unsdx er hat mir versprochen, Sie mitzu-i nehmen für den ,,train« zur NighinU gale oder Watts; er reist morgen ab, melden Sie sich noch heute nach dem Diner bei ihm, ich wünsche Jhnen viel Glück.« »Ladh Maud,« die Stimme des Jockeys klingt gepreßt, sein Herz klopf te zum Zerspringen, »ich danke Ihnen, doch es bedurfte Jhres Dankes nicht, zehn Leben gebe ich freudig für meine Herrin!« Lord Haughton nahm Bill Rover mit sich. Nach mühevoller Schulung ward er ein geachteter Nebenbuhler feiner be rühmten Genossen Archer, Nighingale, Watts. Zwei Mal schon hatte er den »Grand Prix« zu Spaa behauptet, einmal zu Epsom Ladh Maud hatte er nie wiederge fehen, obwohl sie Lord Haughton’s Gemahlin geworden war. Rover hatte längst des berühmten Sportmanns Dienste verlassen, er war ein freier Jocketx fein Beruf führte ihn auf alle Sportplätze Europas. Ladh Maud war, nachdem sie das k1:fl. ÆLUAL St—-— qur »Du-roh uyux »und uruuisuh eine tonangebende Modepatronesse ge worden in den Londoner ,,Drawing rooms«, und wenn die ,,Seafon« vor über, weilte sie ihrer angegriffenen Gesundheit wegen, die sie auch dem einst so geliebten Sport fernhielt, meist in wärmeren Länderstrichen des Con tinents mit Freuenden oder Bekann ten, während ihr Gatte nach wie vor Turf unid Pferde als feinen einzigen Lebenszwect ansah. Das kühne, mit dem Pferde verwachsene Mädchen hatte ihn gereizt, mit der kränkelndem nervösen Salondame wußte er nichts zu beginnen, fein Jnteresse an ihr er losch. sf If Il Alle großen Zeitungen hatten es verkündet Auf sämmtlichen Bahn Tunnels, überall hatten Riesenplm tate mit den in Farbendruck ausge führten Portraits der ersten, der ,,lead-1 ing Jockens« und der besten Renner angezeigt, daß der alte Rennplatz in Boltham wieder eröffnet werden sollte. Die Namen der erst-en Sportgmen der. Arisiotratie prangten auf den Plain-l ten. Ertraziige gingen von alleni größeren Stationen nach Boltham ab.! Jn den Clubs, den Cafes und auf der Promenade des ,,High life«, Rotten Rotb, wurde von nichts anderem ge sprochen, als von der neu zu eröffnen den Rennbahn. Die alte, mit Gras und Unkraut überwucherte i)iennfl·ciche, Iie vor lan- i gen Jahren der Schaule lebhaften! Sportveriehrs gewesen, war eine lange Zeit vergessen. Hafelbüsche und Gin fterfträuche wucher darauf, und nur verfallene Gräben und Wälle, geringe Reste von Zelten und ein Haufen ver rotteter Ziegelsteine neben einer einge fallenen Mauer verriethen noch die ein stige Bestimmung des Platzes. Seit Jahren weideten hier die Heerden des Squire, die kleinen schwarznasigen Schafe hatten das Terrain erobert. Doch eg sollte anderg kommen Eine stattliche Schaar Arbeiter er schien aus dem ehemaligen Rennplatze, sie schauselten, gruben, zogen Gräben, Hecken und Wälle, legten Rasen, neue Hindernisse entstanden, geschickte Zim merleute hantirten mit Hobel und Sägr. Ein großes Gebäude, die Stündc, wurde ausgeführt, Tribünen gebaut, Ställe hergerichtet —- wie durch Zauberschlag war der wüste Plaß in ein modernes Sportsparabies umge wandelt. Am 15. September sollten die ersten »Races« stattfinden, zwei Flachrerrnen und ein Hürdenrennen sür drei Tage. Ein kleiner, erster Versuch. Ein dünner, grauer Nebel hing über Hampstead, einer der sreundlicheren Vorstädte London’5; gelb lag er zwi schen den Bäumen des nahen Regentss »Parl. Aus der Straße war es kalt und naß, ein trüber Herbsttag I Jn einem jener kleinen, freundlichen, »zweistöckigen Häuser im Monenington ! Crescenei saß in einem der Hinterzirw "mer vor dem slackernden Kaminseuer zusammengelauert eine Frau. Sie war nicht alt, vielleicht vierzig, aber Sorge und Gram, Arbeit und Ent behrmigen hatten tiefe Furchen in ihr Gesicht gegraben hatten sie alt ge macht, viel über ihre Jahre. Sie strickte bei dem Schein einer lleinen Betro leumiampr. Jhr gegenüber saß aus einem Tri s sumphstuhl aus grobem, grauen Leinen »ein junger blonder Mann mit intelli gentem, schmalem usnd bartlofem Ge sicht. Die klugen dunklen Augen blick ten sorglos den leichten Wölkchen der Cigarrette nach, um den Mund aber lag ein Zug von fester Entschlossenheit und Energie. Die Frau sieht auf von ihrer Ar beit; ein Blick unendlichen Stolzes trifft den Sohn. »O Bill, ich wünschte, Du ritteft morgen nicht! Ich fühle eine so uner klärliche Angst. Mir träumte in der letzten Nacht so grauslich, so fürchter lich — —- Ach Bill, thu’s- nicht, thue mir die Liebe, bleibe hier, Lord Haugh ton wird einen Anderen finden. ——« Jn flehen-der Angst sind ihre Augen auf ihren Sohn gerichtet. Dieselben braunen, klugen Augen wie er, doch nicht mehr sorglos, —— sorgenvoll und ernst. Der junge Mann, der gedankenlos dem Spiel der lustigen Dampfwölkchen zugeschaut, richtet sich straff empor aus feiner nachläsfigen Stellung, wirft die Cigarette in’s Feuer und tritt hin ter den Stuhl seiner Mutter. »Du weißt, es geht nicht, Mutting. Nightingale und Davis sind in Man chefier engagirt, Lord Haughton kat sich bestimmt auf mich verlassen, Rie mand versteht die »Queen Anne« so gut, als ich, ich habe sie trainirt und zugerittem mir nur gehorcht sie, wie könnte ich da wohl zutiickstehenZ Und Du weißt ja, es ist das letzte Mal auf dem grünen Rasen; Lord Haughion hat mir bestimmt die Stelle des »Mafter of the Tatterfall« ver sprochen, wenn ,,Queen Anne« siegt, und sie wird siegen und muß siegen! Ich bin ja nicht der Erste, der Zorn f luulc UUU Hulll ZUCUILTL Uusslclglq MU vis, Green haben auch vom Groom be gonnen. Und dann ——— -—-- ach Mut tingt Wie schön wird das sein! Wir werden eine etegante Wohnung haben, einen Flut mit Marmorkaminen und Gastronen ich— kann Dir eine Jungfer halten! — » »Mein Bill, mein Junge, mein ein ziges Glück; ich werde Deine Sachen herrichten, zum letzten Male denn!« Zi- stt It Tausende von Menschen wogten auf und ab, Wagen aller Arten standen außerhalb der Barrieren aufgefahrsen von der hochstöckigen Mailcoach bis zum Phaeton. Sämmtliche Tribiinen waren überfällt. Arn Totalisator drängten sich Sportsmen und solche, die es sein wollten, Jockeys, Händler und Buchmacher. Unsinnige Wetten wurden notirt, schwindelhafte Sum men für den etwaigen Sieg des einen oder anderen Rennpferdes gesetzt. An der Waage waltete der Unparteiische, die Reiter wurden gewogen und aug geglichen, die Pferde bereit gehalten, es war wenige Minuten vor dem Statt des zweiten Renntages zu Bott ham. Der erste Tag, ein Donnerstag, war glänzen-d verlaufen, die Unternehmer versprochen sich großen Gewinn. Am StartingsPlatz steht Bill Rober. Das tleidsame Jockeykostüm hebt seine schlanke, geschmeidige Figur vor theilhast, die gestreifte Jockeymiitze ist weit zurückgeschoben auf die trauer Locken, überinüthig, siegesgewisz blicken die dunklen Augen in die Welt. f Vor ihm steht Lord Haughton ,,a great man on the turs« und seine Ge mahlin. Es ist zum ersten Male, das-, Bill Nover Lady Maud wiedersteht. Sie ist noch immer eine schöne F»rau,»aber der sreie uverntuthrg tmdnche Aug: druck ihres Gesicht-Z ist geschwunden Ein Zug von Langerweile und net vöser Abgespanntheit liegt aus ihrem Gesicht, die ehemals blühenden Farben sind eine krankhaften Blässe gewichen. Lady Maud hat in der großen Welt das abgelegene Heimathsschlosz und dte abenteuerlichen, einsamen Ritte ver gessen, sie hat niemals wieder an Bill Rover gedacht -— er war eine Laune gewesen, wie sie deren so viele gehabt hatte. . Da sie gewöhnlich zur Zeit der gro ßen Rennen ,,abroad« weilt, so ist es das erste Mal, daß sie ihren Gatten begleitet, um ,,Queen Anne«, den Stolz des Gestiits von Burton Castle, zu sehen. Einen Augenblick sieht sie sinnend den Jockeh an, dann sagt sie mitbe, ein wenig schleppend und doch mit einem leisen Ton von glücklichem Erinneru: »Mr. Rom-IS ist eine lange Zeit verflossen, seit Sie Burton Castle ver ließen, ich hörte von Ihren Trium phen, unsd ich bin sicher, Sie werden mich nicht irn Stich lassen, ich setze die Revenue-n eines ganzen Jahres aus Quem Anne’s« Sieg —- —— Glück aus. Mr. Noverl« Der Jockey verbeugte sich artig. »Ich setze mein Leben ein siir den Sieg, Lady!« sagte er stolz und ruhig. Es ist Lasdy Haughton, zu der er spricht, die Gemahlin Haughton’s, des F- B sen Pferd er reitet — —- jene Ladh Mand, die er gekannt, geliebt, die er in seinen Armen gehalten, die er ge küßt — hast nichts mit dieser kühlen-, nervöfen, gelangweilten Modedarne gemein. Lady Haughton wird von Endglie ren umringt, sie wendet sich ab mit freundlich leichtern Gruß. »Da — das Zeichen!« sagt Lord Haughton, ,,Gliick auf, Roder, der Mast-er vom Tattersall ist Jhnen sicher.« Der Statt! Athemlose Stille! Wie abgefchossene Pfeile fliegen die edlen Renner durch die Bahn, kaum daß die flüchtigen Hufe den weichen, griinen Rasenteppich berühren, jeder Muskel ist angespannt, jeder Nerv der fchlanten Leiber aufs höchst-e angegrif fen, und wie mit ihnen Verwachfen er scheinen die Reiter, die weit überge beugt, die Kraft der Thiere unter ih nen auf’g sorgfältigste leiten, dämper oder aufstacheln, wie es der Augenblick erfordert. Zuerst geht es Seite an Seite, bald blieben einige zurück, zu letzt sind es nur wenige, die Aussicht haben, das- Ziel zu erreichen. —— Allen voran um eine Nasenlänge Bill Rover auf »Oui«-en Anne«. Vor dem letzten Hinderniß auf der großen Tribiine sitzt Lady Haughton im Kreise ihrer Verehrer. Aengsilich beugt sie sich weit über die Brüftung, die wilde Jagd zu verfolgen. Würde er siegen? Wie hiibsch er geworden war, und wie kühn er sagte: Jch setze mein Le ben ein fiir den Sieg. ——- Wie mutbig sein Auge geblitzt bat; er wird ja sie gen, schade, daf-, er nur ein Jockey ist! Ein leichter Windhauch ergreift ihr Taschentuch das sie nervög in den Fingern hin- und hergezogen und end tk k—:z UUJ UUJLLUV Iclllcls sich, ullU »Ich UUZI zarte Spitzengewebe hinab auf die Bahn. Da! Ein einziger, gellender Schrei aus tausend Kehlen, ,,Queen Anne,« im Sprunge, hat, erschreckt durch das heranwirbelnde Spitzentuch, das Ziel verfehlt, sie sprang zu kurz, über schlug sich und begrub ihren Reiter un ter sich. « Ein Arzt eilte hinzu, mit Mühe ge lingt es, den anscheinend Leblosen un ter dem schwerverletzten Thier hervor zuziehenz man trägt ihn in den Stall, aus ein paar Brettern, die mit einer Pferdedecke bedeckt, legen sie ihn nie der. Lord Haughton steht über ihn ge beugt neben dem improvisirten Lager des Sterbenden. Noch einmal schlägt dieser die Au gen auf und sieht Lord Haughton. Er versucht zu sprechen, ein röcheln der Laut entlieht seinen Lippen. Lord Haughton beugte sich tiefer herab. »Lady Maud, ich setzte mein Leben ein fiir den Sieg -— meine arme Mut ter! —--- ——— —« flüsterte er. « Die glänzenden, sorglosen braunen Augen schließen sich fiir immer. Ein schwerer Seufzer hebt noch ein mal des Unglijcklichen Brust unter der buntseidensem besudelten Jacke, er hört nicht mehr die Antwort des Lords — Bill Rover hat aus-gelitten! —— —— Ladh Haughton, die eine tiefe Ohn macht umfing, als das Schreckliche ge schah, schlägt langsam die Augen auf. Ein Schuß ertönt — sie weiß, was er bedeutet — »Queen Anne« wird er schossen. »Und Bill Rober?« flüstert sie von non-m Roms-SOan infiisfrinfonh — Die Rennen werden fortgesetzt. Glänzende Siege werden verzeichnet, Riesensummen gewonnen und verloren ——- nur Bill Rover und »Queen Anne« fehlen. Am Sonntag ist der Platz wieder ruhig und einsam wie zuvor. Die Ställe leer, die Zelte abgebrochen, die liegenden Restaurants verschwunden — nichts zeugt mehr von dem aufre genden Schauspiel der vergangenen Tage, als Unmassen von schmutzigem, zerrissenem Papier, zerbrochene Fla schen und Gläser und aus der Renn bahn ein großer dunkler Fleck, wo das Gras hinweggerissen, gewaltsam auf gewiihlt —-— die Stelle, wo Roß und Reiter zu Falle lamen. »Wie schade, jammervoll, der arme Bill war ein so netter Junge, unid wie er ritt! — er würde ein zweiter Ascher geworden sein —— —— —- sagte achsel guckend mancher Sportsmann. Und Lord Grifton, ,,the King of the Turf,« der Rover stets im Auge gehabt, sagte am Abend bei der Rücksahrt nach Lon don: »Armer Rover, war ein so pa tenter Reiter, Haughton hatte es so gut mit ihm im Sinn — muß er so sein Leben lassen —- pah, giebt’s wohl eine ,,cause celebre« ohne daß man fragt —— ,,ou est la femme?« O, die Weiber! Lord Grifton war enragirter Wei berseind. Doch bald war Bill Rover verges sen — man machte sich bereit für das nächste Rennen. Nur Eine vergaß ihn nicht —- lonnte ihn nie vergessen — ihr brach das Herz — Bill Rot-MS Mutter. Jhr Glück, ihr einziger Sohn — todt! Jhr genommen —- so genommen!—— Als zum zweiten Male die Spottg welt nach Boltham eilte, als die Früh lings- ,,Races« begannen, erschienen auch Lord und Lady Haughton. Es ist am Tage des Rennens Lady Haughton steht vor dem gro ßen Spiegel ihres Ankleidezimmers im Hotel, um Toilette zu machen. Sie wirft das lose Morgenkleid ab, wun dervolle Schultern und Arme enthül lend, und läßt sich svon der Zofe in die weiß-e, unt-er Redfern’s Meisterhänden entstanden-e Turftoilette hiillen. Sie schickt das Mädchen hinaus und schließt selbst die zahllosen Knöpfe der gelben ledernen Weste, steckt die kleinen Hufeisen aus Brillanten in die Ohren und streift die langen, danischen Hand schuhe über die Hände, ein Dutzend tlirrender, mit zierlichen Anhängseln versehen-er Glücks-reifen hintendrein Einem der offenen vor ihr stehenden Cattons entnimmt sie einen grellro then mit weißen Reitertypen bemalten Riesenfächer, ein feinmaschiges Ta schent11ch, das ein dunkler, brauner Fleck, wie Blut, verunziert, ist darüber gebreitet. Die Augen der schönen Frau strciszn das zarte Gewebe, sie nimmt das Tuch empor, betrachtet es lange, endlich drückt sie ihr Gesicht hin ein. Einen Moment nur dauert die fliichtiae Regung -- dann wirft sie es mit achtloser Gebärde zu Boden, ihr Fuß schreitet darüber hinweg, dem paika » k Use »Du Eos-, den sein tollkiihner Beruf ihm täglich bereiten konnte, daß es ihre Laune, ihre Unachtsamkeit gewesen, die ihm das Leben gekostet —— daran denkt die geseierte Lady Hanghton nicht —- es war ja nur ein Jocly Sie betrachtet sich prüfend in dem Trumeau. Der weiße Rembrandthut mit den wallenden Federn wird noch um eine Linie tiefer gerückt, die »f0ur in hand« im Knoten ein wenig strafser gezogen, dann verläßt Ladh Haughton mit ei nem Lächeln auf den schönen Lippen das Zimmer. Lord Haughton wartet ihrer· Sie fahren zum Rennplatze hinaus. OOO · Von unserer NictL Musikalisch klassischer Redaktör! Haben Sie vielleicht een mitsühlen des Hörze fors Pianoforte?? -—— — Es hat ja allerdings ooch seine Schatten seiten — det jebe icl ja zu —- besonders so in die nächste Nachbarschaft, wenn een anderer los- haut! —— — Indessen --«- der Mensch muß doch jewiisser maßen allens mal mitjeinacht haben — weshalb ick mir jetzt uffs Klavier lege nnd zwarst-———mit sämmtlichen Finger jimnastiken, und sonstiges Zubehör. — -——— Sehen Sie, vorzüglichster Musik Kriitiker —« —- ick habe ja schon-ohne mit den Wimpern zu zucken, schon bei nah Allens durchjemacht, Mießels, Jn fluenzah, Sprehnt Enkels von herun terjefallene Beißickel unid so immer je miithlich weiter -—-- —- und nun die —— Klavierine —— mit beede Pedaleit Jetzt bin ick dabei und es muß durchjemacht wörden —- dieweil die Lessens gejen Käsch in voraus jepehd sind. — Na und dann —- ———, wo doch der Hinter( sozusagen Icuuc just-Itzt uuL ulr Amt-ru thiire lügt —« s— da is die Aussicht ufs n’en eegenen Walzer doch ooch nich zu? verachten! —- — Die jebiildeten Stän-« de ——— —— in deren Kuchen ick mir be-« weje, halten überall musikaliischse Jn strumente im Psarlör — so daß man sich, bei totalausjegangenen Herr schaften —— janz briillant amüsiren kann——so man nur den Wimmerkasten Petsönlichst zu Vermöbeln versteht. Jck habe miir also dazu entschlossen« — und zwarst aus noch andere sehr irüfftije JriinsdeUL — Ersten-s — aus schon anjedeuteten gesellschaftlichen Rücksichten! — —- Zweetens von wejen dem Butscher umd die -Zuku-nst!! — Jestern sagte icl nämlich so ang passang zu ihm: »Wie steht es denn eejenstlich mit die innere Einrichtung von det Brückhaus, in unserem etwaigen Ver mehlungssalle???« ----- —- Na -— ick sage Ihnen, düselben jeben zu bedönken — —« denn sie siinsd jar nich so ohne!! — Bis jetzt bohrdet er allerdiings mit noch eenem Ruhmser —- drei Häuser vons Jeschäft wej. —- Aberst lvor mir will er eenss von den Fläts —— jleich überm Store —- funkelnagelneu survi schen — —- wobei ick mir allens selber aussuchen kann-. Js düs nich rührend —- wenn man drann wackelt?? Aber ick sajtse janz kühl —- Sir, jeben Sie BedönkzeiU —- —— oder lejen Sie we nigsten noch een Pianinoh uff Ab schlagszahlung dazu. Unid so würdkz schlüßlich wohl ooch noch kommen! — —- ——. Nich wahr, jetzt sehen Sie doch jewiß die unbediingte Nothwendigkeit von wcjen die Musiklessens ein-! —- — — Man kann sich doch in eene mögliche neue Haushaltung nicht jleich mit jänz lichen Nohnothingnismuß blcnnüren ! It — Jck bejab mir dashör nach die Kollätsch osf Musik. —- — Da dies Lokal aber des Abends je schlossen is nnd die Tagesstuncden mit meinen kochpflichtigen Mahlzeiten in tersiihren —- —— so habe ick eene-n- privat Tietscher presöhrt —- —— wo man ooch jleich präktissen kann. —- Joti, so een Klavierlöhrer is doch immer eene schwache Seite für junge Mächensll So auch düser!!! —— — Natürlichst is es eener wo nach was aussieht — — Mit kunstjemäßen langen Haaren, die aus Rücksicht für die höhern Musik nie jekämmt werden — — unsd langen Fingern die — — (das muß jewiß das Neuste bei die Pianospielers sein) — — sich des Wassers ängstlich enthalten. Er is überhaupt imjanzen etwas läng lich und von beänigstigend schöner Schlänke — —— so —"— so — — na so als ob er die Lesssens recht nöthig hätte. — Wir legten daher jleich los! — C, D, E, F, G, A, H, C-, —— Sehn’ Sie —- immer ruff und wieder runter — vom höchsten Zeh — bis hinab zum molligen Fiß — — det is for die Muskelstärke — —- die man späte zu’s Häschhaclen ooch jui verwenden kann. Bei jede Octave mußte ick mir ver schnaufen — — denn een Suber voll Wäsche ufss Wäschbrett abreiben is ja ’ne Kleinigkeit ——— ——« jegen so eene Piiahnolessen.—— —— Mein konsidderir i» Löbrer sont onrb bei iedse Nnnse — — wie sehr er gejen jede Ueberanstren gung bei die Arbeit is —--- wobei er mir viselversprechende Blicke zuschmeißt — — und allsens düs zusammen for 25 Cent die Stunde — Mein rüsiges Ta lent sors Piiahno hatte er sofortestens entdeckt ——— — da bei die muskelstär kende Tonleitern — schonst bei’s vierte mal ruff und runter klettern — der Hälfte von die Tasten der Athem aus ging und fest stecken blühen. — — Dijs sind die untrüglichen Zeichen von Ausdauer und Fingersertigkeii. — ——— Darauf wollte ick lieber jleich mit n’en slotten Walzer anfangen —- —— denn man will doch ooch zeigen was man jelernt hat! —- —— Wie ick den Lehrer nu um een neues Piesz bitte — — spielt er mir den — Sehnsuchts walzer vor — —- aberst mit solcher " Ueberzeugung und Jefühlsstärke, daß ick ihn theilnahmsvoll — —- aber ohne den jeringsten Hinterjedanken un schuldsvoll fraje — »Jotte, wonach sehnen sie sich denn so sehr??« ——— — und was antwortöt der Poesie umwo bene Jüngling mit die Padderrefskieh Mähne??? — — — ,,Jck seh-ne mür —« ——— nach warmes Abendbrod und prenumerrandoVorherbezahlung ein-ig ter Lesssens!!« ——— — Nee so wat!! — Jlücklichserweise hatte ich das Nöthsige dazu bei mir und esen Entgetschment for zwee mal Abendbrod die Woche wurde abjemacht! Ja —- ja ——— die Kunst geht halt heut zu Taje schonst iiberall betttln —- und wo würde es am End-e noch hinkommen mit ül)r, ——— ——- wenn es keene warmherzigen Köchinnien jebe — die ihr noch manch mals mit Ueberreste aus die Ofenröhre mitsijhlend unter die Arme jreifen würden! ——— —- —— —- Heute reiche ick Jhnen meine Klavierverjniigte Rechte, mit eene janze Handvoll Noien —- — Vor denen Ihnen aberst nich zu bangen braucht — — da sie noch nich in melo dienreiche Walzers umjesetzt sind, ——— k-- Guy-» IV inc- 4»n-pc-Rvnp Wiss-Unw welt immer lieberst förn hält. — Hoffentlich bleiben Sie trotzdem freundlich gesinnt Jhrer ewigen RiekeSchmiergel. N. B. Der Butfcher wird immer dringlicher in seine Heir«atsanjelegen heiten ---- —-— weil später die Kohlen zum Einlegen im Preise steigen. —- — Es muß also derowegen diese Sache nun bald zum Klappen kommen. ..-.« H» .». jUnbe wußte Selbsterkenni ; niß. » Pfarrer: . . Meine heutige Pre digt wird Euch drei schöne Tugenden lehren: Geduld, Nachsicht und vor al lem —- Mitleid!« —-—-——-—s- O» — « Bestätigung « ,,Jhr Barometer zeigt schon seit 14 jTagen aus »Beständig« und wir haben «Regen!« »Allerdings — aber beständig!« i i » - - - Anläßlich der Unruhen auf Mada gaskar wird Frankreich 12,000 Solda ten dorthin senden, sobald die Festlich keiten zu Ehren des Czaren in Paris beendet sind. -— Die jiidischen Ansiedler in Ar gentinien haben, um das Andenken des Barons Hirsch zu ehren, beschlossen, daß bis zur Wiederkehr des Todestages des Barons jeder neugeborene Knabe Moses Hirsch genannt werden s oll.