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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Sept. 25, 1896)
·,.... . Deutscher Durst. In der deutschen Presse machen genwiirtig verschiedene Artikel die Runde, in welchen durch Beispiele er wiesen werden soll. in welchen deut schen Gauen der größte Durst und die demselben entsprechende Trinlfiihigleit zu inden seien. Aus dem Geboteneu greifen wir Folgendes heraus: »Wie in München und an anderen Orten des ,jenseitigen’ Bayern viele echer schon in aller Frühe sich an rstensast laben, statt Aassee, Thee oder Kalao zu schlürfen, so steigen in der Rheinpsalz manche brave Staats bitrger schon beim Grauen des Morgens hinunter in den Weinkeller, ,sriih Morgens, wenn die Hahne krähen,’ vor lauter Durst. Freilich, sie lonnen’s» auch, wachsen doch die Reben beinahe ,wild’ um diese wackeren Zecher herum, J so daß sie so zu sagen im Herbst nur die Hand auszustrecken brauchen, um; Trauben zu pflücken. Was dem ,Alt- » bahern’ das Bier, ist dem Rheinpsälzer der Wein. Es ist zum Beispiel eine alte Geschichte, dass ein Psälzer Bauer E sich von seiner Frau jede Nacht beson- ? ders wecken ließ, um einen Schappen s Wein zu trinken. Der Tag war ihms zum Durstlöschen zu kurz. Ein anderes : Bäuerlein von der Haardt hatte beim ! Wein in der Hitze des Gesechts sichs eine Injurienklage an den Hals ge zogen. Er hatte zuviel ,gebabbelt’ und beim, ,Babbeln’ (Reden, Schwaben) seinen Nachbar beleidigt. Das führte ihn vor den Strafrichter. Der Richter machte eine strenge Miene und fragte den Betlagten, weshalb er denn im Wirthshans nicht stille gewesen sei. Unser Bäuerlein antwortete: ,Ei, err Landrichter, trinke Sie mol vier Ochoppe Wein und sein Se dann still !’ Ob dem Bäuerlein dieser Milderungs grund etwas genützt hat, darüber berich tet die Chronik nichts. Derartige Bei spiele von Pfälzer Durst ließen sich verhundertfachen. Doch einen ganz be sonderen Beweis siir den Durst und den ,gesegnete.n Appetit’ der Psalzer bildet eine verbliissende Statistik von der diesjiihrigen ,Winzinger tierwe’ Eirchweihe in Winzingen bei Neu stadt a. d. Haardt), einem psiilzischen Volkssestes Jn wenigen Tagen wurden etrunlem 3760 Flaschen Wein, 2510 iiter Faßwein, 104 Flaschen Selt, 2340 Flaschen Mineralwasser und obendrein noch beinahe 30,000 Liter Bier. Der aus dieser ,Kerwe· ent wickelte Appetit liefert nicht weniger großartige Ziffern. Es wurden ver zehrt: ein am Spiesz gebratener schie, 800 Laib Brod, 27 Schweine-, Z Fläc ber, 1 Mastlalb, 3210 Bratwiirste, 2000 Regensburger Würste, 14 Centner Ochsensleisch, etwa 1000 Pfund Leber wurst und beinahe ebenso viel (si:«icben warst, 90 Gänse. 85 Enten, los Zähne, Z Rehe, 26 Schinlen und 16 entner Sauerkraut. Man sieht, der Appetit hält dem unheimlichen Durst der Pfalzer die Waage.« Wenn die Pfälzer hier zu ihrem Rechte gekommen sind, so ersteht auch ihren Nachbarn, den Rheinhessen ein Kompe, der sie aus folgende Weise herauszustreichen weiß : »Jn einer rheinhessischen Stadt lebte ein angesehener Patriziet«, der nie Wasser in den Mund nahm, auch die allmorgendliche Reinigung desselben besorgte er mit Wein. In der Nacht hatte er unter dem Bette einen großen Hafen stehen, der siir den ,Dorscht’ zu nachtfchlafender Zeit bis zum Rande mit Wein gefüllt, und es war keiner vom schlechten. Der Mann bekam auf seine alten Tage die Wassersucht ; das wollte ihm gar nicht in den Kopf, und es veranlaßte ihn dies zu einer nicht sehr schmeichelhasten Aeußerung über die Aerzte, die ihni weis-machen woll ten, er, der nie einen Tropfen Wasser getrunken, leide an der Wassersucht. Dennoch hatten die Aerzte Recht; er erlag dieser unlogischen Kranlheit.—— In derselben Stadt wohnte ein Mann, der gleich start im Essen wie im Trin ken war. Einst wettete er mit seinen echbriidcrn, er würde 7 Pfund Kalb seisch zum Frühstück essen. Um ihm die Sache zu erleichtern, ließ man ihm die Portion in Form von ,Eingetnach tem’ vorsetzen. Als er mit der riesigen Schüssel nahezu zu'Ende war und sich anschickte, die Sauce noch mit Brod auszutrinien, hub er an: »Jetzt macht emol, daß der Kalbsbrote reintuinntt, des war nit ausgemacht, daß ich des noch vorher esse müßt,’ er war offenbar der Meinung, das ,Eingemachte’ solle eine appetitreizende Vorsveise sein, so etwa wie Kaviar oder Sardellen.-—An ver oberen Haardt verkehrte ich in einer Familie, bei welcher zum ersten Wink nur Wein in den bekannter-, Thon irdenen Milchhösen auf dem ilsch stand; Männer und Frauen spra chen dem Traute gleich fleißig zu, ein Midian Den-, der zur Familie ge hst-te nnd bisweilen zum Frühstück erschien, war auch lein Berti-hier der M Wabe Ich bewunderte den auf den Wein übertragenen M- isxk YOU-In Rheinhessen IIMG « di l inkbt W, ob der-IN see ist, Hinz-I Mitterrtrarittetrtttxut. s Unter uns gesagt, verehrte Damen, wir Männer sind nicht luxuorein Schon zu Martialo Zeiten trug der römischeDandh hyazinthsarbige Mantel oder stolzirte in den Pompejus-Akkorden mit einer Toga aus Amethhstpurpur, wobei der Sklave iedem Bekannten tn o Ohr tuscheltn »Kann das Pfund 900 Marki« Und Wenzelodes Zweiten von Böhmen Krönungökleid (1297) kostete gar 160,000 Mark! Ebenso theuer war auch das Gewand, das Giuliano de Medici beim Turnier trug, das sein Bruder Lorenzo 1469 in Florenzoeran staune-Gegen 4000 Personen dräng ten sich 1501 auf dem Markusplatz in Venedig zusammen. Nun kamen sie. Wer? Triutnphirende Feldherren? Nein! Tie beiden Delegirten, die die Republik zur Hochzeitsfeier der Lttcrezia Borgia mit Alsons von Este absondte, wurden ausgestellt mit ihren 32 Ellen langen karmoisinrothen Sammetmäni teln. In England war es zur Zeit Elisabethssprichwörtlich, daß fiir einen Herrenanzug ,,1000 Eichenstamme und 100 Ochsen« dar-ausgingen Mars-halt Bassompiere (gest. 1646), der vor sei ner Absiihrung in die Bastille 6000 Liebesbriese verbrannte, war auch kein Diesfenbach: eines seiner gestickten Kleider kostete 42, 000 Francs Bei der Ankunft der Jnsantin Maria Theresia Antoinette von Spanien, der Braut des Dauphins (1't45), in Paris, feierte der Luxus solche Orgien, daß man die Toiletten miethete. So miethete der Marqttid v. Mirepoix drei Galaileider für je 6000 Livres, jedes siir einen Tag. Ihr ärmsten Frauen! Besitzt Ihr ein halbes Dutzend Kleider, gleich poltern die Männer über den rassinirs ten lieberfluß. Zu Martialo Zeiten wechselte ein protziger Parvernue wah rend des Dtners elfmal seinen-lieber wurf, um seine Garderobe zu zeigen-— Karl der stiihne nahm zur Schlacht von Gransen (t47·3) 400 Kisten mit Sil ber- und Goldstofsetn darunter allein 100 goldgestickte Rocke mit; sein edel steingeschmiicktes Prachtgewand kostete 200,«00 Dukaten!——3nt Inventar verzeirlxnisz des Herrn Meinhard von Schonbergitth J) nettean vollständige An iige, ebenso viele gold- und silber gestickte Handschuhe, -l Hiite; die Schtttueksachen, von denen Zum Bei spiel I a Perlen um 3286 Gulden ver kauft wurden, füllen zwei enge Falte seiten.—Gtas Brühl, unter August dem Dritten von Sachsen alltnächtiger Premierntinister, zog kein Kleid mehr alo zweimal an; kein Wunder, daß er 5,300,0W Thaler oeruntreute.—-Vor 50 Jahren brauchte ein englischer Dandy wöchentlich 20 Hemden, 24 jTaschentiicher, 9 bis 10 Sammet-trott ;sero, 30 Halsbindem ein Dutzend l Westen. —Ter Millioniir Heeren, der vot nicht langer Zeit in Munchen starb » hinterließ 27 große Kisten mit 800 An iziigen und 800 Hutmustetn. Dieser Sonderling wollte nämlich einen Nor » malanzug nebst Hut ersinden. —Beint IWiener Defraudanten Baruch, der 1889 nach Amerika flüchtete, fand man bei seiner Verhaftung 19 Röcke, 14 Paar Beinkleider, 26 Westen, 17 Fin igerringg 6 Dutzend Buscnnadeln. iGenug davon! Wie seufzt der Gotte über den theuren Pelzbesatz, den Schmuck und so weiter seiner Frau. Und die Männer? König Johann der Zweite t der Gute) von Frankreich (1350 bis Its-Its verwendete zur Fütterung eines Mantels 670 Marderbiiuche; sein Sohn brauchte zu demselben Zwecke 10,000 solcher Felle, und siir seinen Enlel ließ der König mit 2790 Fellen von grauen Eichhörnchen ein Gewand füttern. Das Galatostüm des nordischen Aicibiades, Potemkin, kostete wegen der vielen Edelsteine 600, 000 Mark — August der Starke von Polen trug um mehr als zwei Millionen Juwelen an sich, ttudtvig der Vierzehnte sogar solche unt 12,.500, 000 Livres, um bei detn Empfang des persischen Gesandten zu importiren -—-Catigula trug sogar mit den kostbarsten Perlen besetzte Pantof sel, wie heute noch die Haremedamen Welcher Mann will sich noch uber die paar Spitzen seiner Gattin aufhalten, da doch selbst die ernstestem greisen Magistrate vor der französischen Revo ,lution Spitzen an Halstuch, Menscher ftett und dergleichen trugen bio zum fWerthe von Zo, 000 LivreoP Verzeih , lich ist es, wenn die Herren der Schöp sung ihre kahlen Haupter—wenn sie ; solche haben-—aus künstlichem Wege zu ; bepslanzen suchen Aber-—eine Allonge speriicke kostete gewöhnlich 150 Mark, eine seine gleich 3000 Mark Solche hinterließ Friedrich der Erste von Preußen nicht weniger als 1000 Auch in Händelo Nachlaß sand man gegen 400 Perücken aller Gattungen. WEin Hut des »gtiinett Grasen« Amadeus des Sechsten von Savoyen kostete 20, - 000 Frone-A Die Hüte, die der Perser jährlich drei- bio viermal wechselt, kommen aus 60 Dukaten zu stehen; von den mitnehmen die man an der nzen tidtvestkiifte Ameritao trii , st die bessere Sorte 1200 Mark wert l Sogar mit Tabaiodosen treibt der Mann Luxus So hinterließ der Erz bischof Gras Nadatdh tn Ungarn 1700 seidene Mietemeseinfanzet mögen-—- die tie e gefett vor dein Luxus. Ein Hist-is ier der tättttrnner Garbe, Berliner, til St oltttt 1500 Mark M Die soesie der Stett-kohle. Die unscheinbare Steiniohle ist ein Zauberlästchen, in welchem der Reich thum untergegangener Zeitalter an organischen Stoffen kostbarster Art, ltiie das Aug-, den Geruch und den Ge schmack des Menschen erfreuen, ja ihm Peiluna und Erleichterung fiir manche , einer Kraut eithftände dringen, auf l bewahrt und lseit illionen von Jahren Fundenutzt eingeschlossen lagen. Es be Tdurfte nur des »Sesatn, thu’ Dich ?auf!« der modernen Wissenschaft, um Idie Menschheit mit einem Male mit »den herrlichsten Wohlgeriichen, den länzendften Farben, den feinsten Ge Fwwowiirzen (»feit Entdeckung des Saeeharino auch des kräftigsten Siißftof «feS) und täglich sich mehrenden Heil mitteln zu iiherschiitten, die außer Wärme und Licht sämmtlirh der Stein lohle entquellen.—-Eine inree, durch aus nicht vollständige Aufzählung die ser wunddaren Stoffe, die gegenwärtig durch die sinnreichen Kunstgriffe der Chemie der Steintohle und zwar dem eine lan e Zeit am wenigsten beachte ten und Saft verachtetften Bestandtheil derselben, dem Theer, entlockt werden, kann als ein Denkmal einer der merk würdigsten Errungenschaften des auf die Natur gerichteten Forschungsgeistee junserer Tage dienen. j Als vorher nie gelannte Farben, sdao menschliche Auge entzückend, steht jdie lange, in Wahrheit endlose Reihe jder Anilinableitungen da. Hierzu kommt noch die Reihe der Alizarinfari den, die ebenso wohl aus dem natür lichen Alzarin oder Kraut-roth, wie aus dem ebenso zusammengesetzten künstlichen Alizarin, das man aus einem im Steinlohlentheer enthaltenen Stoff, dem Anthraeen, herzustellen ge lernt hat, abgeleitet werden können. Dem Geruch- und dem Geschmacks sinn den Menschen liefert die Steinkohle feine iiieniissc durch die folgenden ihrem Thecr abgenommene-it Stoffe: Kuma rin — derselbe nwhlriechende Körper, den man im Waldtsxeist-.i·, in der Tonku bohne nnd in get-rissen issimsarten an trifft, daher er ttxzsit in der Varsiimerie Cis »l·:xit’xlt«l Oft-: 1 Hei-In hak» « Ex trakt des frisch-revidirten beitrit, Ver wendung findet. :’.’ii:hn::i l, oder künst liches Bitte1·m«.1ndelel, NJ in großem Maßstabe nie til-fass tei- natürlichen Bittermandeliila zum Eiknrfiitnircn der Seier und so ttxeiter gri.«ri:zi«:lit wird. Künstlieiice Vanillin—dcrielde Körper, den man häufig in zarten, wohlriechen den Kristatlfcheihchen auf den Vanill schoten findet und dem die Banille ihren Wohlgeruch verdankt, so daf; tnan gegenwärtig daeiiinstliche Vanillin als »Er-san fxtr die einem trovischen Schma J rotzergewarhd entnommenen Frucht per ; wendet. Fennftlichr Heliotropessenz und l so weiter , Eine steigend wichtige Rolle spie Ilen die in der Ettsintohle enthaltenen iFeilmittcL deren Entdeckung und Dar tellung in die neuesten Zeiten fällt, und deren kräftige-, siehet-widrige Eigen schaften sehr-n vielfach das tlteure Chi nin aus seiner bisherigen Alleinherr schaft aus diesem Felde verdrängen. Antiphrin, lKairin und Thallin sind bereite in Jedermanns Munde; sie alle werden aus dem Chinolin gewon nen, und das Chinolin wird ane- Anllin bereitet. Vielleicht der merlivurdtgne allv der Stoffe, mit denen die Ztcirliilde liie dahin die Menschheit besilnnlc li.it, ist das erst vor ein paar Jahren ent deckte Saccharin, ein Körper, der 220 Mal starker versiith als-) kliolirziiclen vor deni er sich noch durch einen seinen Bittermandelaefchmack aiiezeichnct, der bei völliger llnfctiiidlichleit noch faul nißioidrige, vielleicht siebernsidrige Wirkungen besitzen soll und dabei, da er lcin Nahrungsmittel ist, sondern ungeändert in den llrin übergeht, den Diaslietilerm denen alle Znßstossekvep boten sind, ohne Gefahr veraltreicht werden kann. Alles dies war in der Zieintohle verborgen, nngealnit, angetroffen nnd unbeniitzt: alle Farben des Regen bogens in durch LUiisrlnim nnd Glanz noch erhöhter Lichtlein-in wiirzlsafte Geriictze der feinsten Art, Ti-: uns von ausgesuchten Exemplar-en der Pflanzen weit gespendet werde-in Heilmittel gegen die aufreibendsie nnd verbreitetste aller Krankheitssorinun irliließlich ein unschuldiger-, vielleicht soaai liiilsamer Süßstofs, dei di« tsiciiliinaiteneroen des sriedigt. Ale- ist iisie mit einer Wün schelrutlte der Etsinlolsle entloelt wor den und insbesondere ilirein bis in unser Jahrhundert liinein sast verwen dungs- nnd liedexitiingelosen The-er, auf dessen Lierariieitniig ;n den erwähn ten und anderen Fltvectxn eine groß artige, vielen Tausenden non Menschen Beschäftigung und niaintien bedeuten den -Wohlstand aeiviilsrende Industrie gegründet worden ist. Das Poetiselic ltieran ist jedoch der Gedanke, daß die Zjeinlolile mit allen ihren Wurst-ergaben in Wahrheit der durch Millionen von Jahren hindurch uns aufbewahrte Inbegriff der Stoffe und Kräfte der noch jugendlichen Mul tererde ist. In Hitze und Licht werden, wie man lanast gesagt hat, die Son nenstrahlen, die sie einst in Gestalt einer mächtigen Pflanzenwelt ausge speichert hat, wieder in Freiheit gefest. Zu den hundert und mehr herrlichen arben ist die Staatens-tacht eines uralten, typischen Ylanzenmtchses Iiedererstaudm, nnd die Wolf l sei-liche, Will-z nnd Heilstosfe derselben baden in dein seienvtlrtig ans dein Steintays lentlseer entwickelten Ist-sinns, Essen Kind Usditmmötnein verswe UW Mineral, das er als einen seht nn interessanten Stoff zu behandeln ge wohnt war und überhaupt erst spät selbst als Wittwe- und Lichtquelle würdigen gelernt hatte, mit einer Art Ehrfurcht ansehen müssen. Denn wie einst Eo lumbue im Traum »den Ozean entfes seltc,·« so hat jetzt die Wissenschaft »die Steiniolile entfesselt« —- eine Menge hoher Wunder, die in ihr ver borgen lagen, zum Besten der Menschen in Freiheit gesetzt Ueber chinesische Gebriiutkte erzählt Ernst v. .iJ)efse-Wartegg in der »Voss. » tg.« unter Anderetn Folgen ded: .. ie llntgangtssornten sind bei den Chinesen vielleicht strengeren Re geln unterworfen, als bei irgend einem anderen Volle, nur kommen diese For men in einer der unserigcn ganz ent gegengesetzten Weise Juni Ausdruck. Empfängt beispielsweise ein Chinese Besuch in seinem Hause, so nimmter dazu seinen Hut nicht ab, sondern setzt ihn aus; er schüttelt bei der Begriißung nicht die Hände des Besuch-steh sondern seine eigenen Minde, und er weist dem Gast nicht die rechte, sondern die linke Seite als Ehrenplau zu. Es wäre ein schlimmer Verstoß gegen die Etiquette, wollte der Gast sich nach dem Befinden der Damen erkundigeu oder den Wunsch ausdrücken, ihnen norgestellt zu werden« Die Damen bleiben unsichtbar, selbst bei Mahlzeiten. Die Tafel wird nicht mit einem weißen Tischtuch bedeckt wie bei uns, denn weiß ist bei den Chinesen die Faibe der Trauer. Während der Mahlzeit werden nicht kalte, sondern warme Getranle ausgetragen; die Reihenfolge der Speise ist die umge kehrte der unserigen. Der Chinese hat nicht den Wunich, möglichst jung, sons dern möglichst alt augzusehem und es ist die größte Schmeichelei, einen jun gen Mann zu seinem ehrwiirdigen Aru ßern zu beglückwünschten Wir schneiden unsere Koufhaare kurz, der Ehinese ver längert sie noch künstlich durch Seiden schniire: wir sind stolz aus unsere Bärte, der Chinese vertilgt bis ,n seinem 4 ) Jahre sorgfältig alle Barth-irren T ie Chinesin schniirt sich nicht den Ober körper, sondern die Fuße; geht sie aug, so setzt sie sich nichteineu Hut aus, son dern entfernt jede Kapsbedeckung und I zeigt das Gesicht unverschleiert. Der l Ehinese trägt keinen Spazierftoch son dern einen «eiicher; statt sich aus seinen Spazierganaen von einem Hunde be gleiten zu lassen, trägt er einen Käfig mit einem Vogel, und reitet er, so halt er die Hiigelnichtin derlinlen, sondern in der rechten Hand. Er ichreibt nicht mit der «i«cder, sondern mit einemPin sel und zwar von oben nach unten, von rechte nach links, von hinten nach vorn; Raudbeinerkungen macht er nicht unten, sondern oben, Nachschriften stehen dort, wo bei und derAniang ist und datirt er einen Brief, so schreibt et zuerst dar Jahr, dann den Monat, dann den Tag. Spricht er Jemand an, so nennt er den Namen zuerst, den Titel nachher und sagt nicht: ,Guten Morgen, Herr Fischer, sondern ,Fischer Herr, Tschin Tschin ’ Der Chinese kanndieschlintmi sten Zchimpswörter an den Hiops gewor fen belomnien; er wird darüber nur -lachen: tritt ihm aber zufällig Jemand aus die kleine Zehe, was wir unter gegenseitigen dsiöslichkeitesornten unbe achtet lassen, so vergeht er vor Zorn und priigelt den Thater vielleicht sogar. Alle diese und tausenderlei andere Ein zelheiten irr den llmgangesormen sind in Eltan durch malte lieberlicserungen geheiligt, ia sie- werden durch ein eige nes Staatsministerium bis tue Kleinste ieitgestellt. Dieses Ministe rium wird sen-Po genannt und regulirt alles mögliche aus das Formenrvesen Beziiglichr. Der admimstratioe und militiirische Lrganienth trieburtem Hochzeit, l·eicheubegangnisse, Trauer, Götter- und Alinenoerehmng, Ehren und Würden, llniioruten, Trachten, Sommer- nnd Winterlleidung, die Art der Liegt-umlag Geisen, Jahren, Rei ten, mit einenr Hiorte das ganze Leben des Ehinesen von seiner Geburt biet in seinem Tode, sa sogar dariiber hinaus, ist dern Li-Pu untergeordnet, und seine Vorschriften werden von jedem Bewoh ner des Reiches der Mitte genau be obachtet. Tatl sei-W ist in eine Anzahl von Aenitern eingetheilt, deren jedes seine besondere Bestimmung hat und seine Weisheit aus eint-m uralten Werte, dem ,Buche der Gebrauche, ’ schönst, das nicht weniger als 200 Bande umfaßt. Einem dieser Aemter ist auch der Ahnenlultuo untergeordnet mit den Vorschriften sur die Lierthrung der verstorbenen Kaiser-, Generalis, Staatsmänner und Gelehrten, siir die Geistermahlzeiten, Almenopier und so weiter. Ein ander-ed Amt, das ,Antt dei- Gastes und des Wirthetz genannt, regelt den Verkehr mit den fremden Gesandtschaften und tributpflichtigen Fürsten , ihm sind die Dolrnetscher und die chinesiscan Gesanttschasten im Auslande in Bezug auf die Einzelhei ten der Auertistung und der Reise unter geordnet. Sogar die Musik hat ein eigenes ,Kaiserliches Musitamt’ mit einer großen Anzahl von Beamten, welche die Ausgabe haben, die Grund silpe der Harmonie und Melodie zu er forschen, Musilstticke zu kouiponiren und Instrumente anzusertigen, Musikststke aufs-Fuhren Die EIN-somit sind wohl das einzige soll desw ballo, das ein IMni sinnt besiyt und so viel zielte it macht Selbst die R ln des Tsnzes sind von der-Mich um der Oe nöuche sorge schrie-ins - i I l li · ..2.:.eei:.s««»ss — W statistis- Olieehsssichuhh Der lsslatzehandschuh ist in Folge seiner Billigkeit heute Allgemeingut geworden. Nichtsdestoweniger dilrste net- nsenig Laien die mühsame Arbeit belanni sein, welche die Herstellung dies-ed Handlchtnueleo erfordert. Das :1Li«!:::s:«.tet·i.:l der (Slla(·:eltandschuh-Fas brilcn bilden die dehn- nnd reckbaten II ie ganz innaer Ziegen und Lämmer, d.- noch non Enter der Mutter liegen. Ist-J Vorwiegend-: Material altersind t. - Ziegeniclle In der französischen Ls«..: onst-nahte, dem Hauptfabrilm :i.«-1«;·: itz fisr («-i!ns:el1nnd:«clntlie, werden :,«-.;· Tisxkimd »I- Wirt-Fern aller Hand skisckne ans den Reiten Izznner Ziegen erst-: Haut-n nnd nktr 5 Prozent aus «.·—.«.«:;mfeil."·- n«·aefertiat. kiixi arti-c- Fsell eineseinzigen solchen i««« un Tisrctxitcnr liefert besten Falles L- s.«.’r’ntu::i im- Vier einzelne Hand iclsixhe, nnd da lsirrnetsle allein int Jahre ist«-) t,·.:n0,(«m Dutzend Hand fdksttsc erzeugte, so traten dazu also nicht wenigst als 7,2si«,0»0 Felle er forderlich eine Quantität, wie sie Frankreich allein ztt erzeugen, nicht im Stande wäre. So beziehen denn heute die tssrenodlcr Handschuhfabrilen ganz beträchtliche Mengen von Sang zieleliellen von dem Kaplande, Argen linien, und neuerdings sind mich Ver suche gemacht worden mit der Einsuhr australischer Waare, die sich aber, da dort das Vieh im Freien in den Busch gegenden auswäel;st, in Folge der von den Verwundungen an Dornen herrüh renden Narben nur zur Herstellung gan. billiger Handschuhe tauglich er wieien hat Nachdem die rohen Felle in Ger bereien gar gemacht worden, werden sie an die Fabriten abgeliefert, wo eigene darauf eingelernte Arbeiter zunächst jedes einzelne Fell ans sein Korn, seine Feinheit, Dehnbarieit und beson ders aus seine Eignung zu dieser oder jener Färbung prüfen. Nicht alle Felle eignen sich niimlich gleichmäßig zum Farben in jeder beliebigen :iiiianee. Die Felle werden hierauf in Bündel zusammengclegt und mit einem Ver merk iiber die weitere Behandlung, der sie zu unterwerfen sind, versehen. Es erfolgt nunmehr dae Farben der Felle-» Großere Fabriien sind namlich im Stande, jede beliebige Farben-Miaan die verlangt wird, ihren Bestellern tu liefern, und der Farbensatalog mancher solcher Fabrik umsastt nicht weniger als 300 oerschiedene Abstufungen Sind die Felle, die nun in allen möglichen und umnöglichen Farbenabstusungen prangen, den skiirbebottichen entnom men, gewaschen und getrocknet, so unterliegen sie einer zweiten Sor tirung, bei der die siir die eigentlichen Glas-es brauchbaren, tadellos glatten, reinen Felle von den mit kleinen Schönheitssehlern behafteten getrennt werden. Letztere verwendet man zur Herstellung der sogenannten »schwe dischen« Handschuhe, die im Grunde genommen nichte- Jlndereo sind, als ein mit der rauhen Seite nach außen um gewendetcr lsilaxrethtdsthulr Dann werden die Felle noch nach der Größe geordnet und gelangen nun in einen besonderen Rannh wo sie der .,«Lolage,« einem aus-erst mühsamen und auch verantwortungevollen Pro zesse, unterworfen werden. Besondere Arbeiter untersuchen hier die einzelnen Felle aus ihre gleichmäßige Ztiirle nnd Geschmeidigieit. Mit einein äußerst scharfen Instrument werden alle lin ebenheiten, ttnotem Verdielungen und so weiter trit-ggesrtinitteu oder fortge schabt. Aus die ,.T«olage« selgt nun die »Deue(««age,« die den Zweck hat, die Felle durch Eltuserecken und Aue ziehen nach Lange und Breite aui ihre Geschtrteidigieit zu priisen. Die Felle werden darauf in entsprechende Viereck-e geschuitten und aus ein tinrtontnodelh das eine flache Hand darstellt, ausge spannt, tun vermittelst einer Liiiaschine zugeschnitten zu wetdeu, welche Arbeit sriiher der Zuschneider mit der Hand zu besorgen hatte, Nunmehr gelangen die Handschuhe in die Hunde der Nahetiunen In den Maichiuensiilen rechnet man zur Herstellung eines Tut-endet Handschuhe mit oier Knop seu aus die äiiaharbeit 12 Stunden Die sertiggeniihten Handschuhe werden Stück siir Stint mit dem Handschuh soonner auf die Haltbarteit der Natu untersucht, dann mit dem Stempel des Geschäfte-hauste versehen und nun erst siir den Versandt veroaett Rechnet manalle diese geschilderte-n verschiedenen Mauipulationen zusam men, so geht jeder Paar vertauseset tiger Handschuhe durch mindestens Lin Hande, und mit Fug und Recht darf ntan sich fragen, wie es denn überhaupt nur möglich ist, daß Grenoble im Stande ist, Handschuhe tu liefern, die das ganze Dutzend rutt its France ver kaust werden. Das sind allerdings die geringsten Sartintetite, weiht-end durch schnittlich das Tugend gewöhnlicher Gebrauchshandschuhe aus ut bis 36 Franks zu stehen lommt Die besten Sarten steigen allerdings dat- Dutzend bis zu einein Preise von no Franks. Der reichste Weintrauben ertrag, den das nördliche Ohio jemals zu verzeichnen hatte, ist der diesstthrige. Die Reben brechen sast unter der Fälle der Trauben, die zu o Gute per Korb in dem Weinberg ver taust werden« Ein solcher Preis bringt Seinen Profit stehn da der 10 Vstnd Trauben enthaltende Korb selbst u Ernte nnd das Zacken sast ebenso vie kostet. Die Weinzsichter weilen in Æäf dessen Ieise Trauben steh-zu sondern die etben as Schnitzel. nu sa,«7oa.000 Gott«-» " Wein sind im verflossenen Jahre « den Ver. Staaten prodnzirt worden. Der älteste Bischof de , Welt ist Papst Leo der Dreizehnte. ..-.-« Seine Konselration erfolgte in 1843. s Bon «l 5,«740 Acrzten. welche das russtsche Reich am l. Juli 1895 « » auszuwerfen hatte, waren 563 Frauen. . Nur 6 von se 1000 Perso nen erreichen das 75. Lebensjahr, und Innr eine von diesen wird 100 Jahre »J« alt. ««.«.. Die tlienerfte Medizin istx idas. nletallisclie Gallium. Ein Pfund Ediesed Arzneimirtels ist 8I00,000 kwerth « s Die tiefste Fiolslenmine Belgiensz befindet sich in der Nähe von z IT Lambcrl. Sie liegt Zeno Fuß unter »- ! Fder Erdobersläche. Die tiefste seohlenmine Frankreichs befindet sich bei Andre du Poirier. Sie liegt 8083 Fuß unter der Erdobersläche. » Der tiirzlieh verstorbene IKabelkönig Sir sahn Pender hat seiner Familie ein Vermögen »in-I i x348,000 hinterlassen. H« Rund 13,000 landwirths schastlicheGenossenschaften, gegen ll",000 im Vorfahre, weist - . Deutschland zur Zeit aus« « Höhered Schriftsteller honorar, als irgend ein anderer lebende Autor Anterikas, empfängt, wie es heißt, General Lew Wall-ice Vater von sit Kindern, die alle von einer Mutter abstammen, ist John Gillie von Tron, Vi. John ist zur Zeit auf 150 Ablomtnlinge stolz. D a s e i n ; i ge Mädchen .Babn « der italienischen Königs somilie ist das iiirzlich gebotene Töch terchen der Printzesiin Jsabelln non stenum sz I Französische Civildiensti s feierks erhoffen ihr Einkommen das E ;durch, das; sie nach den Bureaustundens Titellnerdiensie in vornehmen Neftan- Z Hrants verrichten. « ; Fünf goldene Hoch-seiten Iwnrden neulich an einem Sonntage in seiner Kirche zn Wazetnmee, Bei ien, fgeseiern Dietslesammtzohl der tte ene jahre der siinf Paare betrug 800. E Die japanische Regierung Jbeabsichtigt, im Laufe der nächsten Tsieben Jahre 12,800,000 n(Dol I tats) aus die Ausdehnung des elephons kdienstes in Japan zu veraudgaden s Jedes Theeblatt, roelcheaoonf EChina kommt, ist mit der Hand gerollt froordem und noch nie hat man ink« hitnrnlischen Reiche fiir die Behand ilung der Theeblatter eine Maschine in iDienstgenonnnm — l Gold kann durch Schlagen I200 EMal Untier gemacht werden, als ge jwöhnlrhee Zchrelbpapier. Einer Unze kGold vermag man durch jene Manipns Ilation eine Ausdehnung von ists-Ezz lQuadratinß zu geben. D E ; Cirea »W, noti, 000 Rast-Eg ZWaldland besitzen die Ber. Zions - xten Hierbei sind die vielen Bus und Leb landereien nicht mit einbegrierL ier, die noch lange Zeit oline ökono imischen Weitls bleiben werden . Die T«ottoiin derMedizin zMadntne Veitetoti iliokaja ist Zum Be zzirteiniocttoi ice Zt BeteroburgerErs zteiiunniniiutes irnaiin t worden« Es Sist dieo der itsie Fall, daß eine Frau in s solcher -tetttnig im «-taatedienste sich H ibesindet s Gleiche Nrnsie ntit seiner · ETochter nnd seinem Sohne besi tx " isoel Luman von Bitrtonoille, Fin. Alle dtei stelten is Fuß it Zoll hoch itt Eilsren Schuhen Während Ioel siai jedoch eine-Z Gewicht-to non 354 Pfund erfreut, wiegen seine beiden »Minder« weniger. - Walslkauipagne - Fittiipse, ssBiinder oder -:!tl1;iiil,en diirfen in — Canada in der Ziit tsini der Notninm -; tion bio zutn Ltiiililtage nicht getragen 4 n« k j·werden Ebenso iii das Tragen von Falsnen alo Paiteiabzeieiien untersagt. Zutoiderliandetnde werd n init stot oder drei Monaten Gefängniß, oder -anch mit Beidein, bestraft Tit Waareneinsnlsr Frani reiche deiiisertc iins toiilitend det erst: i iiib n Monate d. J. iut Wertlse ’ ans Z, L« :-,ttm, iinn Frittii·«J, gegen 2,ti7, sit -, non iiranio im aletaien Zeitraum dee Borsatnim Die Auoiulir stellte siris int Wertlie auf l,948,47i:, 000 Franc» tiean t,875,646,0(s» France in den gleichen Monaten trinkt« . Zu den größten Schneider- e wertstiitten der Welt zahlt das s britische Armee - Belleidttngsdepartes L ment zu Pitnlieo unweit t«ondon. Aus sent Departement kommen die Umsin mett der L·.;iirtsen Arnteeangetsöriaeri von Nava. Dao Departement hat frei-z Gmel Vorrath auf Lager-, daß wenig— ( us 85,000 Mann sosort bekleidet werden sonnen. Für einen Bieyclemartt, -" der allwöchentlich einmal abgehaltetu tverden soll, ist ein Theil des Paris r s Zseroemarttptam bestimmt worden. ie Fläche, auf wel r matt die Pferde behufs ihrer Besicht uns sitt-n, reitet oder den Waisen ziehen til t, wird auch , ABiiiuoqwi der Stahle-as e W verta te wisse-s M IIOMts sue-sinnre» . , w· i