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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Sept. 25, 1896)
—1 MauT wer thut Dir denn was? Rein-, Dir darf Niemand was thun, Du bisi mein Ein und Alles. —- Solcher Klei nigkeiten wegen brauchst Du das Kind nicht zu schlagen," wandte ich mich an den Barbar, der sich ruhig den Blau stist wieder anspitzte. »Das ist nicht so schlimm, ’s ist nun mal ein aufge wecktes Mädchen. Hast Du schon ’tnal ein Kind gesehen, das mit zwei Jahren nach Tinte, Bleistift und Kleister greift? Na also, und dieses einzigste Herz, es ist so gut, so zuckersiiß, so mollig, so —— ach, ich habe keinen Aus druck für so was Schönes . . .« »Ich habe noch einen.,« lachte mein Mann vom Schreibtisch her, indem et dem mit Kleister gefüllten Papiertorb einen Tritt verschie, daß er bis zum Fenster wirbelte, »das isi eben D e i n Wundntind!« « ———s- —-—s-O-O.——» —-—-——— Ein altes Paar. Von Mai-g E. IVilkins (Londom. i i Lenden war ein Dorf, dessen kleine Häuschen nur nach zweiArtendes Bau stils errichtet waren-; entweder die Ein gangsthiire befand sich an der rechten Seite in der Ecke eines kleinen Säulen ganges, welcher sich über ein Drittel der Hauslänge ausdehnte, oder der Säu lengang erstreckte sich über die Front und die Thüre lag in der Mitte. Jedes der Häuschen war weiß getüncht und hatte Jalousien von hellgrüner Farbe. Ein ileiner Borgarten fehlte nirgends und die Blumenbeete waren lunstvoll in Form von Dreiecken, Herzen und Kreisen gebildet und mit Buxbaum umrahmt; dtinnen prangten Nelten und Pelagonien als die modernen und bevorzugten Blumen. Es lag eine Art fröhlichen und bescheidenen Wohlstan des über dem ganzen Ort, der feinen Bestand, sowie sein Gedeihen den drei alten, weiterfesten Schuhfabrilen ver dantte, welche sich ernst und wichtig in mitten der netten, kleinen, weißen Häuschen erhoben Vor Jahren, als Hiram Strvng set ne Fabriten errichtete, wäre es ihm wohl taum in den Sinn gekommen, daß ihm auch die Ehre zu Theil wurde, der Begründer der ganzen Ortschaft Lenden zu werden. Erst tamen die Ar beiter aus der nächstgelegenen Ort schaft täglich auf ihren Karten daher gefahren, aber bald wurden sie dessen müde. Einer nach dem Anderen baute sein häuschen und siedelte sich mit sei ner Familie in der Nähe seiner täg lichen Arbeitsstätte an. Auf diese Weise wurde Lehden nach und nach größer. Einer that es dem Anderen nach, sie tünchten alle ihre Häuschen mit der gleichen weißen Farbe, hingen Alle grü ne Jalousien hinaus, hatten ihre Blu menbeete vorne unsd den Gemüsegarten hinter dem Haus. Nach und nach ta men eine Kirche, eine Konsumhalle und ein Poftgebäude hinzu —-— Leyden wur de ein blühendes Städtchen. Dies war nun lange her. Die Schuhfabriten befanden sich längst nicht mehr in den Händen von Hiram Strong’s Erben. Das Geschäft hatte die Lebhaftigteit seiner ersten Jugend eingekiißt, man faulenzte jetzt ein we nig; der ehemalige Lärm und die Eile hatten sich gegeben. Niemals mehr wur den die Fabrik-en zu sZweck von Abend arbeiten beleuchtet, und die Arbeiter fanden vollan Zeit für angenehmes Geplauder. Aber dies Alles schmäler-te nicht das fröhliche Gedeihen Lehdens. Die Einwohner hatten stets genügend Arbeit, um ihre bescheidenen Bedürf nisse zu befriedigen, und fühlten sich wohl und zufrieden; sie Alle hatten ja das Faulenzen von ihren Fabrilen ge lernt. »So langsam wie Lehden«, wurde s prüchwörtlich in den belebteren Nachbarstädten. - - Die Männer arbeiteten den ganzen Tag über friedvoll und ruhig in den Fabrilswertstätten; die Frauen be treuten die kleinen weißen Häuschen,T tochten die Mahlzeitem wuschen die« Kleider und besorgten die Näharbeii.l Zum Feierabend saßen die Männer im Säulengang vor Barter’s Magazin und politisirten; die Frauen plauder .ten über die Nachbarzäune von einem . fGarten zum anderen oder nahmen ihre Näbarbeit siir einen Nachmittag in desl L Nachbars Haus. In einer dieser Vehausungen lebte die Wittwe Martha Brewfter mit ihrer « Tochter Maria. Ihr Häuschen war eines von jenen, dessen Säulenaang sich « in der Front befand. Jeden Sommer i sogen sie wilden Wein daran auf und « bebflanth ihren Garten mit dem in 1 Lenden iiblichen Blumensamen. Initi( ganzen Orte gab es tein netteres und freundlicher-s Häuschen als dasjenige i der beiden alten Frauen. Wittwe Martba Brewiter war nahe an 80, ihre Tochter Maria Brewster nicht mehr i weit von 60. Vor ungefähr 15 Jahren ·· war Jakob Brewster gestorben und hat- · L J te ihnen das Häuschen hinterlassen » nebst einem gesicherten kleinen Vermö »gen, welches in der Sparkasse lag. Die ganze Familie hatte gearbeitet und ge spart-ihr Leben lang. Die Frauen hat ten sich daheim mit dem Einschniiren der Fabritsschuhe beschäftigt, während der Manns im Geschäfte arbeitete, und keines von ihnen hatte auch nur einen Cent ausgegeben, ohne den Entschluß zu überschlafen. Ganz Lehden glaubte, dasz David Emmons Maria Brewster nach ihres Vaters Tode heirathen würde. ,,David kann sein Haus verpachten und bei Ma ria und ihrer Mutter wohn-en,« sagten sie mit eisriger Bereitwilligkeit, anderer Leute Angelegenheiten zu ordnen. Aber sie täuschten sich. Jeden Sonntag Abends, Schlag 8 Uhr wurde die Ge stalt von David Emmons sichtbar, wie er, angethan mit seinen besten Kleidern und dem steifen, weißen Hut, ein Bon auet im Kn—opsloch, die Richtung zu Maria Brewster’s Haus einschlag. Dies war so seine Gewohnheit, Sonn tag siir Sonntag seit den letzten 25 Jahren. Aber damit blieb’s auch beim Alten; er bekundete auch nicht die ge ringste Neigung, die klugen Pläne aus zuführen. welche die Leute für sein und Maria’s Wohlergehen ausgehectt hat ten Sie selbst schien sich gar nicht ihrer getäuschten Erwartungen wegen zu grämen, und sogar die Leute konnten keinen rechten Grund finden, sie um der; Langsamteit ihres Bewerbers willen zu « bedauern. Niemals hatte es eine mun tere Frau gegeben, sie sprudelte buch ftäblich vor Lustigkeit. Schwarzäugig mit einem runden Gesicht und drolliger Geschäftigleit in ihren Bewegungen zeigte sie das heiterste Antlitz des gan zen Ortes. Jhre Mutter war zur Arbeit nun schon zu schwach. aber Maria zog noch immer die Schnürriemen in die Fa briksschuhe wie vor und eh; auch Da vid Emmons mit seinen 60 Jahren ar beitete in den Fabriken wie seit seiner Jugend. »Vor vielen Jahren soll er hübsch gewesen sein,« so sagten die Leute, aber, obwohl sie ihn Alle wohl leiden konnten, hatte es stets solche ge geben ,die gern ein wenig über ihn lach ten. »Der langsamste aller langsamen Leydener" nannten ihn die Nicht-Ein heimischen und »die langsamen Lende ner« selbst fanden Spaß an der Ueber treiibnng ihrer Eigenheit. Es war ein alter, oft gehörter Scherz, dasz David Emrnons eine volle Stunde brauche, wenn er ausgehe seine Angebete zu be suchen, und daß er sein eigenes Haus um 7 Uhr verlassen müsse, damit er das Maria’s um 8 Uhr erreiche· David kam selbstverständlich all’ die Gerede zu Ohren, es giebt eben wenig Zartgesiihl unter der Landbevölkerung, aber er nahm es gutmiithig aus. Er mochte wohl selbst iiber sich lächeln, und es lag etwas Rührendes in seinen Worten, wenn er manchmal in seiner abhitten den Weise sagte: »Ja, ja, ich weiß nicht, woher es kommt, aber es scheint wohl in meiner Natur zu liegen. Jch glaube, ich bin obne die Gabe geboren, rascher in der Welt vorwärts zu kommen. Wollt Jhr Euch nicht hinter mich stellen und ein klein wenig nachhelsen ?« — Jn seinem kleinen Häuschen, das von der Art derjenigen war, welche den Säulengang aus der rechten Seite hat ten, lebte er mutterseelensallein. Neben dem Haus lag ein halber Morgen Lan des, den er als Gemüsegarten verwen dete. Vor und nach den Arbeits-Islan den grub und jätete er dort emsig. Und so langsam er selbst war, so flink ge diehen seine Pflanzen. Kein Garten in Lenden that es ihm an üppigem Wachs thum zuvor. Er war Vegetarianer und die Produkte seines Gärtchens bestie vigten vollständig seine Nahrungsbe dürsnisse. Auch sein Liebchen und de ren Mutter versorgte er mit allen nö thigen Gemiisearten. Mehrere Male der Woche lonnte David gesehen werden, vie er langsam gegen das Häuschen der Brewsters schritt, einen wohlgesiillten Korb am Arme Aber Maria ließ sich von ihrem al ten Verehrer in Liebesbeweisen nicht iberbieten. Es verging kein Samstag, In dem nicht mit einem weißen Tuch zugedeckt ein guter Theil ihrer wöchent Iichen Backbemiihungen aus David’s kleinem Küchentisch ausgebreitet lag. Die verstohlene Art, wie sie den Hinter vhiirsrhliissel aus dem Versteck unter )em Küchensenster hervorholte, war rei send, obwohl äußerst nutzlos. »Da seht Maria mit David’s Backwerl,« agten die Frauen, wenn sie sieiiber die Straße gehen sahen. Auch David s elbst, venn er das-Tuch aufhob und mit feuch ten Augen die braunen Kuchen und ilaumigen Pasteten entdeckte, kannte ehr wohl den sitrsorglichen Engel, dem se all’ dies zu danten hatte. Unter dem jüngeren und leichtsinnt seren Theil der Gemeinde wurden eis etge Forschungen angestellt, iiber die lrt der Gunstbeweise zwischen den bet- « » den alten Leuten, die’s nun schon 25 Jahre miteinander hielten. Hatten sie je einander geküßt oder einen zarten Händedruck getauschti Einige von den Verwegeneren waren so weit gegangen, unziemlicherweise durch das Fenster in Maria’s Wohnzimmer zu gucken. Aber was sie da zu sehen bekamen, konnte ihre Neugierde nicht befriedigen. Da vid saß still und bescheiden auf dem kleinen Roßhaarsopha, während Ma ria sich in dem Rohrschaukelstuhl leise » hin und her wiegte. Ob wohl Maria je I ihren Schaukelstuhl verließ, um sich auf das kleine Roßhaarfopha an Dalpid’s Seite zu setzen? Man hatte niemals etwas Derartiges erfahren, es war aber auch niemals geschehen. Die äußeren Formen wurden streng zwischen ihnen eingehalten, so wie vor jenen 25 Jah ren, als David Emmons zum ersten Male sein mildes, blaues Auge schüch tern auf die rothbackige und muntere Maria Brewster richtete. An jenem Sonntag Abend im Winter flackerte ein helles Feuer imWohnzimmer, die Lam pe wurde beim Hereinbrechen der Dun kelheit angezündet, und Maria’s Mut ter zog sich bald zurück, damit die jun gen Leute noch ungehindert wach blei ben könnten. Freilich überwog das Schlasbedtirsniß alle Regungen des Herzens, und spätestens zehn Uhr war Marias Lampe ausgelöscht, und Da vid trippelte seinen einsamen Weg heimwärts. Die Bewohner von Lenden waren be gierig zu erfahren, ob Maria jemals ei nen förmlichen Antrag von David er halten, oder ob seine Langsamkeit wie in allen anderen Dingen so auch hier das Hinderniß gebildet hatte. Jhre Neugierde wurde lange aus die Falter ges pannt, bis eines Tages endlich Witt we Brewster, die mit zunehmendem Al ter geschwätzig wurde, zu einer Nach barin äußerte, David hätte es wirklich nie noch bis zu einer Werbung gebracht; sie glaube aber, er würde sich eines Ta ges entschließen· Dann hatte sie auch noch Anspielungen in Betresf eines perlgrauen Seidenstoffes gemacht, wel cher vor etwa 20 Jahren billig unter der Hand von Maria gekauft worden war. Aus verschiedenen Anzeichen hatte diese nämlich damals zu merken ge-» glaubt, daß David zu eine Tut-J fchlusse gekommen wäre. Atti-ges em; vertraute Wittwe Brewster ihreri Freundin an, daß die Seide vor zehni Jahren heimlich zu einem Kleide genäht ! worden war, als Maria abermals ver muthete, daß das Ziel bald erreicht sein würde. Die Nachbarin ging höchst«auf geregt nach Hause, denn durch geschick tes Manöveriren hatte sie es erreicht,·o gar einen Blick auf das perlgraue Sieb denkleid werfen zu dürfen. Maria nahm sich Davids langsame; Werbung nicht sehr zu Herzen. Sies« war zu heiter und geschäftig dazu, auch I von ihren täglichen Angelegenheiten zu« sehr in« Anspruch genommen. Zu kei-: ner Zeit war viel Neigung zur Senti-« mentalität in ihr gelegen, und auch ihre· Gefühle fiir David waren hauptsächlich praktischer Natur. Da Maria der stär- : kere Charakter von Beiden war, so lag » viel mütterliche Art in der Zuneigung, : die sie ihm entgegenbrachte Vor vielen Jahren, eines Sonntag-Abends beim Fortgehen, hatte David ihr einmal durch schiichterne Worte angedeutet, daß er die Absicht habe, eine bedeu I tungsdolle Frage an sie zu stellen. Da« mais hatte wohl ihr Herz in freudiger Erregung gepocht, und damals war auch der perlgraue Stoff gekauft wor den. Einige Jahre später hatte ihr Herz wieder einmal gehämmert, aber nicht mehr so stürmisch wie das erste Mal. An diesem Sonntag Abend war J David wirklich nahe daran gewesen, den entscheidenden Schritt zu thun. Damals hatte sie den perlgrauen Sei-» denstosf der Kleidermacherin überge-» ben. Von Zeit zu Zeit pflegte sie spä-; ter wohl das Kleid aus seinem Versteck zu holen, umses freudig und bewun-; dernd zu betrachten, hie und da zog sie es sogar an, beguclte sich im Spiegel; und stellte sich dabei vor, daß sie Da-; vid’s Braut sei——keine junge, blühende Braut, aber eine glückliche und geliebte« Auch jetzt noch blickte sie zuweilen; auf das Heid, doch nicht mehr so freu-" digen Herzens; immer stärker bemäch tigte sich ihrer ja die Ueberzeugung, daf; sie es wohl niemals tragen würde. Aber « diese Traurigkeit empfand sie mehr um z David’s als ihrer selbst willen. SieE säh, wie er ein alter Mann wurde, und I das einsame, verlassene Leben, das ers führte, flößte ihr tiefes Mitleid ein.i Jhre Fürsorge aber beschränkte sich nun nicht nur auf das Samstag-Backwerk. Jede Woche eilte sie in David’s kleine Behausung schaltete und waltete darin wie eine rechte Hausfrau, schaute nach der Flickwäsche und that, was sie nur konnte, um die Wohnung schmuck und behaglich zu machen. Eines Sonntag-Abends als Maria ssn David’s Rock einen beträchtlichen liiß bemerken mußte, da war sie, als er ( ! »- 4 sich verabschiedet hatte, in ihr Zimmer gegangen und hatte bitterlich geweint. Schmerzliche-: als all’ die jahrelange Wartezeit berührte sie der Riß im Sonntagsgewand ihres Liebsten und erfüllte ihr Herz mit tiesem Mitleid. So liefen die Jahre dahin. Traurig stand Maria am Fenster und blickte der kleinen, alten Gestalt nach, die immer langsamer der eins amenBehausung zu trippelte. Zuweilen wunderte sie sich ein wenig im Stillen, daß er es verzog, solch’ einsames Leben zu führen, heim zukehren in das sinstere, unbewohnte Haus, während es ihm doch freistand, ein ruhiges Alter zu genießen, von Lie be und Sorgfalt umgeben. Sie war überzeugt, daß nur seine unverbesser liche Langsamleit an Allem die Schuld trug. An seiner Liebe hatte sie niemals einen Augenblick gezweifelt. Aber den Gang der Angelegenheit irgendwie zu beschleunigen, vertrug sich nicht mit ih rem Zartgefiihl, einer Tugend, welche oft starken, praktischen Naturen mehr eigen ist, als leidenschaftlichen Choral-· teren. Als David 70 und Maria 68 Jahre zählte, da entschloß sie sich, das verl graue Seidenlleid der Tochter eines Vetters als Hochzeitsgabe zu schenken. Mit ihren dürren Fingern streifte sie freundlich die glänzenden Falten der Seide, ehe sie das Kleid wegsandte, und vergoß einige Mitleidsthriinen um Da vid’s und ihrer selbst willen. Als je doch eine Thräne auf die Seide fiel, hörte sie m f zu weinen, und o.r lum mervolle Ausdruck ihres Gesichtes ver ! wandelte sich in prüfende Sorgfalt, als sie den salzigen Tropfen mit dem Ta schentuch fortwischte und Jus Kleid ne gen das Licht hielt, um sich zu überzeu gen, daß es steckenlos gebil:«ui.. Bisher hatte Maria i.«« ihrem Ver kehr mit David ein klein wenig Fami lichteit bsibehaltem eine gewisse Vor sicht und .——«uriickhaltung dsr Leute me -,-.n. Loch seitdem sie sich von dem Ouchzeitskleid getrennt, wi «,1 alle Hei rathsgedanken völlig aus itzt-un Sinn irr-Dif- ., und auch die zarten Beden ken, gleichsam durch das K eid hervor gerufen, iirschwanden mit de hielt-en Auf I .s Samstag-Backwerl be schränkte sie sich nun nicht mehr; frei und offen, unbekümmert um die Leute trug sie manch’ warmes Mittagses sen in David’s kleine Küche. Täglich, nach Vollendung ihrer eigenen häus lichen Geschäfte, wurde auch in seinem Haus nach dem Rechten gesehen; er sollte keine Bequemlichkeit entbehren in seinen letzten Lebensjahren, das batte sie beschlossen, und es waren wohl seine letzten Lebensjahre Er hustete stati, ging immer langsamer, und seine Schwäche nahm so sehr zu, daß es zwei selhaft schien, ob er wohl vor Montag Maria’s Haus erreichen könnte. Eines Sonntag-Abends blieb er et-; was länger als gewöhnlich; die Glocke schlug Zehn, ehe er ausbrach. Nun er hob er sich und sagte, wie jedesmal, seit! so vielen Jahren: s »Nun wohl, Maria, ich glaube-, es ist H Zeit zu gehen.« E Sie half ihm in den Rock und knüpr te sein Halstuch fest. s Gegen seine Gewohnheit blieb er aber noch eine Minute unschliissig ins der Thiir stehen —— es schien, als hätte-« er Etwas zu sagen. ; ,,Matia.« I ,,David?« s »Ihr wißt, ich vrn nun ein alterj Mann geworden und war mein Lebenz lang recht langsam. Es stand woth nicht in meinen Kräften, etwas daranzk zu ändern, und da giebt es denn einei ganze Menge von Dingen,mit denen ich s nicht recht zu Ende gekommen bin . . .« - »Ja, David, ich weiß dies genau, Jhr konntet Euch eben nicht helfen. An Eurer Stelle würde ich mir nicht ein Tiipselchen daraus machen.« »Ihr hspabt nichts, gar nichts argen mich, Maria?« »Nein, David.« »Gute Nacht, Maria« Sie stand mit der Lampe so lange · an der Thüre, bis die alte, wankende : Gestalt ihr aus den Augen war. Als . sie in's Zimmer trat, mußte see die « feuchten Augengläser trocken wifchen, um noch in ihrer Bibel lesen zu können. Denmächsten Morgen beeilte sie sichl mit ihrer Hausarbeit, um rasch nach David’s Wohnung zu sehen — ein un bestimmtes, beunruhigendes Gefühl hatte sich ihrer bemächtigt. Da klopfte es laut an der Thür. Als sie öffnete, stand athemlos ein Knabe draußen. »Herr Emmons ist krank,« saate er, »und verlangt nach Ihnen. Jch habe eben um Milch laufen wollen, als er an das Fenster klopfte. Vater und Mut ten sind drinnen bei ihm und auch der Doktor: die Mutter meint, Jhr solltet schnell kommen.« Die Nachricht verbreitete sich im Nu. Die Leute wußten wohl, was es zu be deuten batte, wenn Maria über die Straße lies, ohne Daube, mit flattern den, grauen Haaren. Eine Menschenmenge hatte sich um David’s Haus versammelt, als Maria dort ankam. Ohne anzuhalten, lief sie durch die Küche in die kleine Schlaf stube an seine Seite. Der Doktor und einige Nachbarn waren da. Ais der alte David feine Maria gewahrte, hielt er ihr schwach lächelnd beide Hände ent- - gegen, dann warf er einen bittendeni Blick auf den Arzt und auf die Uebri gen in der Stube. Der Doktor ver stand, und geräuschlos schlüpften Alle aus der Thüre. Dann wandte er sich wieder zu Maria. »Ihr wart flink,« flüsterte er. Sie beugte sich über ihn. »Weder Davidkk sagte sie. Jhr faltiges Gesicht bebte, und die grauen Haare fielen ihr in Strähnen über die Wangen. Er blickte auf zu ihr mit seltsamer Bewunderung ins den glasigen Augen. ,,Maria« — eine dünne, heisere Stim me, welche dem Wind glich, der durch dürre Stoppelfelder bläst —- »Maria, ich —- sterbe, und ich habe —- Euch — immer sagen wollen —- ——« Das Lied vom Stat. Solches ist der Männer Weise ends vom Familientreise Heimlich sich hinwegzuschleichens Und das Freie zu erreichen. Dies geschieht bei Englands Söhnen Meistentheils, dem Sport zu stöhnen! Rußlands ungerathene Knaben Sehnsucht nach dem Wutti haben! Italiener, Portugiese, Serenaden klimpern dies e! Der Franzose, stets voll Feuer, Sucht sich Liebesabenteuer! Doch der Deutsche, fromm und bieder, Hütet sich, daß er so liider Lich jemals den werthen Seinen Oder Nachbarn möcht’ erscheinen. Ihm genügt es, mit noch Andern Still zur Kneispe hinzuwandern, Darzubringen zum Berständniß Sein politisches Betenntniß, Oder aber auch hingegen Die Geselligkeit zu pflegen Und bei einem vollen Schoppen Schlicht und einfach Skat zu kloppen. Jeder, der zu guten Stunden Den Hausschliissel hat gefunden Was die Gattin nicht bezweckte, Da sie sorgsam ihn versteckte, Dies jedoch in Parenthese —) Ob bei Tag er Akten lese Oder auch im Coursberichte, Ob er Liebeslieder dichte, Oder Wasserröhren, sei er Schuster, Schneider, Pfandverleiher, Kammerjäger, Todtengräber, Schutzmanm Sherif, Dütenkleber, Möbelhändler, Zahnarzt, Lehrer, Oder auch nur Rauchangkehrer, Jeder, wie er, wo er, was er Heiße, wohne, thu’ und laß er, Ob er sedel sei wie Keiner, Oder aber, ob er seiner Von der ersten Schweselbande, Ob er Städter, ob vom Lande, Ob er male, backe, brate, Jeder huldiget dem State. Erst nach guter alter Sitte Fehlet stets der Mann, der dritte, Doch gelingt es, diesen leid’gen liebelstand stets zu beseit’gen. Und nun mag die Welt in Trümmer Gehn die Schwiegermutter wimmern, Mag die heute Gattin lauern, Feste sitzen sie und mauern. .,Stets spiel’ um die Viertelcent’ ich.« ,,Lehmann, mog’le nicht, Dir lenn’ ich!« Bring mir reiner nich m Zorne!« ,,Reizt mich doch! Jch sitze vorne» ,Solo?« «Tournez?« »Rothen, Grü nen.« .,Bitte, richtig zu bedienen!« Kreuz und Leid ist mir beschiedan ,Schellen«, ,,Eichel«, ,,Langt es?« ,,Leider«, ,Wir sind nicht ’mal aus dem Schnei der.« ,Grand mit Vieren«, »Gott sei gnä dig!« ; ,Ja, so spielt man in Venedig!« Kommt der Eh’mann dann nach Saus e harret sein in stiller Klause s Treu die Gattin und erledigt Jetzt sich der Gardinenpredigt, Die sie sorgsam memorirt, ) Während er sich amiisirt. · Lnd hier zeigt sich durch die That noch, Wie erziehlich wirkt der Skat doch; Fr erwidert keinen Ton qu die Jnterpellation, Folgt dem Rathe so, dem alten, Kegel ist: Den Mund zu halten! —- Den sogenannten »,Testor«, ein Instrument, welches mehrererlei Ge vicht zuläßt und diesen Sommer von Den Weizenaufkäufern und Müllern Ileifzig gehandhabt wurde, mögen diese Geschäftsleute für ein anderes Jahr ruhig an die Seite legen und nicht mehr v)eniitzen. Es ist geprüft und konstatirt vorden, daß der Testor keine zuverläs ige Waage ist. Ein und derselbe Weizen » vog, je nach dem Einfüllen, 56, 56x, 57sI und 58 Pfund. Welches Gewicht var nun richtig Wahrscheinlich keines ion diesen. Der Former hat das Ver rauen dazu verloren. Ueber,dies ist 7 schon die Frage aufgeworfen worden« ob überhaupt ein Standarsd-Bufhel Weizen bester Sorte, der 2150,42 Ku bilzoll enthält, 60 Pfund wiegen kann. Von vielen wird es bezw-eifelt, und fol ches zu ermitteln, ift gar n icht so leichts, wie man denkt; denn die meisten Halb Bufhel halten kaum richtiges Maß, weil sie nach dem gesetzlichen Bushel viel zu groß sind. Auch wäre es praktischer und für den Farmer vortheilhafter, wenn er seinen Weizen per 100 Pfund (statt per Bushel von «60 Pfund) ver kaufen könnte. Ingleichen ,darf man den Wagen-Scales in derselben Be ziehund nicht allzu viel Vertrauen schenken; sie differiren oft an ein und demselben Tage von 10 bis 15 Pfund, trotzdem dieselben meistens jeden Mor gen richtig geftell,t werden. Fertige Wohnhänser. Die Anfertigung beweglicher Wohn häuser und Arbeiter-hätten beschäftigt als Jnduftrie in der Ortschaft Corona auf Long Island bei New York zahl reiche Personen. Die verschiedenen Theile der Gebäude werden gänzlich aus Holz hergestellt, mit Ausnahme solcher Stücke natürlich, die unbedingt aus Eisen bestehen müssen. Ehe ein derartiges Haus zum Verfandt ge langt, wird dasselbe vollständig ausge stellt, damit man fich über das perfekte Zusammenpaffen der einzelnen Theile vergewiffern kann. Wenn sich Alles zufriedenstrllend erweist, werden die selben wieder auseinandergelegt und mit Allem, was »d’ru1n und d’ran hängt,« nach ihrem Bestimmungsort befördert. Der Hauptmarkt fiir diese Hütten ist vielleicht Süd-Amerika, doch treffen auch viele Bestellungen von Jägern und Fischern aus Maine ein. Zur Zeit, da Te Lefseps die Gesellschaft zum Bau des Panama-Kanals orga nifirte, wurden von Corona aus jener Gesellschaft 400 zerlegbare Häuser ge liefert. Jedes dieser Häuschen, welche hauptsächlich als Arbeiterwohnungen beniitzt wurden, bestand aus zwei Zim mern und einer kleinen Küche. Eine der Kontraltbeftimmungen lautete da hin, daß die Wohnhäuser vollständigen Schutz gegen Taranteln bieten müßten. Sämmtliche Häuschen der Lebensm tungs-Stationen entlang der Küste von Long Island sind nach diesem System gebaut. Die beweglichen Häuser werden nicht etwa alle nach demselben Plan ange fertigt, soweit Form und Aussehen in Betracht kommen-im Gegentheil— diese Häuser werden ebenso wie andere Gebäude nach einem beliebigen Plan erbaut. Es können Häuser von zwei und drei Stockwerken, mit je acht bis zwölf Zimmern, auf diese Weise er baut werben. und die Qualität des ver brauchten Materials richtet sich natür lich ganz nach dem Kostenaufwand Die Häuser werden, ob ein- oder dreiftöckig, zusammengefügt, ohne auch nur einen einzigen Nagel zu verbrauchen. Erst kürzlich wurde ein dreiftöckiges Haus mit französischem Giebel vonCorona aus nach der argentinifchen Republf verfchickt. Das Haus hatte 18 Zim mer und kostete 810,000. Kostspieliger Fund. Der Bauer Franz Obenaus aus Bruch Oesterreich, fand seiner Zeit gelegent lich eines Besuches seiner Tante Oben aus in Wien in einem Bilde, das die letztere dem Bauer zur Reinigung über gab, aus der Riickseite zwischen der Leinwand Und dem Holzdeckel 50,000 Gulden in Papiernoten. Man ver muthet, das; das Geld während der Seriegsunrulien im Jahre 1866-——aus dieses Jahr deutete eine Inschrift von dem Großvater der Frau Obenaus in dem Bilde versteckt worden war. Eine Schwester der Frau Lbenaus be hauptete nun, das Bild gehöre ihr, sie habe es wegen Platzmangels »die aus -"iderrus« ihrer Schwester überlassen. Franz Obenauö verlangte den gesetz lichen zehnprozentigen Finderlohm der ihm auch ausbezahlt wurde. Die bei den Schwestern prozessirten lange um das Geld, schlossen aber endlich einen Vergleich aus Tlseiluna der Summe zu aleirhen Theilen. Co Zeigte sich aber, das; man um ein—’«.ikicht73 gestritten hatte. Tern die Frauen, die erst nach ieschlossenein Vertrag dar Geld in eine Wechselstube trugen, erfuhren hier, das; Das Neid wohl im Jahre 1866 nrd noch ein paar Jahre später den Werth von 50,au» Gulden gehabt hatte, daß iber die Pauiernoten heute gar nichts mehr werth seien, da die Verpflichtung Des Staates zur Einliisung dieser Noten bereits erloschen sci. Die beiden Frauen verlangten nun von ihrem Neffen die 5000 Gulden Finderlohn zurück, die sie ihm in ailtigein Gelde gegeben. Der Brave verweigerte jedoch die Heraus gabe des Geldes, und die beiden Schwe ite«-.«n, denen überdies der Prozeß schon Jedeutende Kosten verursacht hatte, vpaben nun gegen ihren freundlichen Messen eine gerichtliche Klage einge reicht.