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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (July 24, 1896)
— - , S NUM- Blatt Beilagedes »Du-zeiget- vnd«««Herold-«zuNo.46, Jahrgang Ä»"»IS6«.W"« J. V. Wiudpjzjk",·;"";3;k;zzzzzb-ck;- ·- -- — Grund Jscaiw, Nebraska, den 24. Juli 1896. Femlletmx Zdnningyausm Roman von Claite o. Glitmer —— GortsegungJ Mit diesem Märtyrerbewußtsein trat er vor den Großvater-, ver ihn in seinem Zimmer, am Schreibtifch sitzend, erwartete. Nach der ersten Begrüßung hieß ihn der Freiherr auf einem Stuhl neben dem Schreibtifch Platz nehmen. Sein Blick war streng, aber nicht von ver ver nichtenven Geringschätzung die Otto mehr als einmal darin gesehen hatte »Dies Billet, das ein sonderbarer Zufall m meine Hände gebracht, Hast du geschrieben,« begann der alte herr, rn dern er Otto das unglückselige Blätt chen zuschob. »Ich möchte wissen, an wen ?« Otto sah vor sich nieder. Magelone verrathen — unmöglich! —- Johanna nennen, wie Magelone verlangt hatte — ebenso unmö lich. «Nun?« ngte ver Großvater nach einer Pause. »Ver.zeitl)’, ich lann dir den Namen nicht nennen,« antwortete oer junge Mann. · Wer Freiherr zog die Brauen zusam men. »Jn diesem Falle ist Discretion die pure Spiegelfechterei,« sagte er. »Das Billet ist an Johanna, das liegt auf der Hand — hat ssie es gelesen?« »Mein Ehrenwort, daß sie es ni cht gesehen hat, auch nie gesehen haben würde. J »Wintelzüge und kein Ende!« siel der Freiherr ungeduldig ein. »Gesehen oder nicht, du hast es an sie gerichtet, unsd ich frage dich, mit welchem Rechte du dir erlaubst, sie unt ein Nendezsvous zu bitten, und sie zu nennen, wie du hier thust.« Der-i Frederr reichte ihm das Blätt chen. Otto, der sich des Inhalts nur ungenau erinnerte, sah mit Schrecken, daßihm, um Magelone zu retten. nichts ittbrig blied, als die Deutung des Groß vaters gelten zu lassen. Aber noch im mer wollte ihm die Lüge nicht über die Lippen. Er sah stumm zu Boden, wäh rend der Freiherr in steigender Unge duld aus und nieder ging. Plötzlich blieb er vor dem Entel stehen« - »Seid ihr im Einverständniß?« sragte er. »Nein!« antwortete Otto in einem Son, der den Großvater überzeugte. Nach einer Pause fragte er wieder: »Glaubst du, daß deine Neigung er iedert wird?« s »Jch.... ich weiß es nicht!« starrt weite Otto. i »Unsmn! Du sollst es wissens« schrie ihn ider Freiherr an. »Du bist doch sonst nicht schüchtern. und wenn eß sich urn die ganze Zukunft handelt — oder wie?« und abermals blieb er« Bären und seine Augen dlihten unteri bnschigen Brauen; hättest du dir etwa erlaubt, nett Johanna nur zu tän delni Dann, tnein Junge, stviirden wirz ein Wörtchen mit einander reden. Jo nna ist meiner Tochter Kind, ist eine Inninghausem auch wenn sie nicht den - Namen trägt.« Otto saß eoie gebannt unter dem bö ! t i i i sen Blicke des Großvaters. »Ich vertsichere Dich —« sing er end lich an. «Keine Redensarten!« siel der Frei herr ein. »Beweise, daß es dir ernst ist« » indum du dem untlaren Zustande ein» Abknnmchst Meinen Segen sollt Jhri Otto suhr in die Höhe. Aus heftige Vorwürfe hatte er sich gefaßt gemach-t, Mit aus zeitweicltiäe Vemnnung aus « nntnghnnsen, r Ach verloben spl len —- -nn«t Johanna! Was würden die Schwestern Klausendurgs, die Ka meraden dazu sagent —- toae vor Allem Mir-gekoste «Lieder Grohaterf stammelte er. während ihm dies Alles Uisschnell durch den Kops flog; »Die wiire das möglichi . . . . meine Verhältnisse . . . .« »Und allerdings derart, daß sie dich gerade nicht zu einer ibrillanten Partie ntachen,« ergänzte »der Freiherr in bit terem Tone. »Aber Johanna ist groß herzig; wenn sie dich liebt, wird sie nicht rechnen. Ihr mütterliches Erb theil ist nicht groß, genügt indessen, euch ein descheidenek Heirnwesen zu gründen.« «Lieber Großvater, auch ich pflege nicht zu rechnen!« fiel Otto ein. Der Freiherr lachte spöttisch. »Das brauchst »du mir nicht erst zu sagen!" rief er. Uebrigens steht das Alles erst in zweiter Reihe. Die erste Frage ist« oh Johanna so viei Liebe, Achtung unsd Vertrauen siir dich hat, daß sie dir ihreZutunftandertraut,und darauf mußt du dir Antwort holen. Jetzt gleich kannst du es thun —-, ich habe dir nichts mehr zu -sagen.« Otto erhob sich. »So einfach, wie dn meinst, ist die Sache nicht," antwortete er mit erzwin Lgenem Lächeln. »Erst muß ich Johanna wieder versöhnen . . . .« »Was hasht ihr denn mit einander?« fiel der Freiherr ein. ,,Gestern schien dir ja eine Viertelstunde genug....« Er brach ab und mit versinfterter Miene fügte er hinzu: »Bleib’, Johanna soll hierher kommen —- ich muß selbst sehen, wie es zwischen euch steht. Opfer brin gen soll sie nicht« Dann klingelte er, befahl, Johanna zu rufen und setzte schweigend seine Wanderung fort. Otto trat an’§ Fenster; er swar em pört; sein Gesicht glühte, seine Pulse klopften. »Mageion: hat Recht,« dachte er, »Großpapa ist geradezu vernarrt in Johanna . . . . Opfer bringen, sie mir . . und das anhören müssen, sich fügen müssen. . . sich fiir’s Leben bin-den! . . .« Aber vielleicht kam es nicht dazu-— oielleicht schlug ihn Johanna aus . . .. Die Tochter des Schauspielers einen Freiherrn von Dönninghauseni Er shiß die Zähne zusammen, unt nicht aus zulachen in Hohn und-Zorn. Und dann hörte er die Thiir auf gehen, und als er sich un-will«tiirlich umfah. trat Johanna in«s Zimmer.j Ihr Blick flog mit deni Ausdruck der; Vesotgniß vom Großvater zu Otto hin-Z tiber — daß es hier Staren gegeben« hatte. war unverkennbar-. » · Der Freiherr forderte sie a.,1f sich z »k: setzen, dann a: ng er noch ein paarnial schweigend auf und ab Was ihm vorhin fo e: nfach ersch: enen war, fand er plötzlich schwer in Worte zu fassen Endlich sah er Ltto S Bi llet ans dem Schreibtisch l: eaen nnd gab es ihr. j »Dies- Billet, « innre er mit finster-er Miene, »das für dich beiti »O.nt :,oar ist mir in die Hände gefallen und hat mir« Dinge gezeigt, von denen ich teine Lin-l nung hatte, Zustände die ohne Verzug geordnet werden müssen. Ich shoffa daß dn mir diese Aufgabe durch Offen herzigteit erleickytersk . . .. Vor allen Dingen lieg.« Sie gehorchte; er sah ihr Erstaunen zur peinlichen Verwirrung swerdem und als sie das Blättchen in den Schooß sin ten ließ, that sie ihm leid und er wünschte, ihr zu Hilfe zu kommen. »Ein-d, sglairbe nicht, daß ich sdir zürne," fing er freundlicher an. indem er sich ihr gegenüber setzte. »Nu: ein offenes Geständniß will ich shall-en, wie du zu Otto stehst, und was du ihm ge than hast, daß er aus solchen Unsinn ;dontrnt: Rendszvous Nachts im Gar ten während ihr euch Tag für Tag sprechen könnt .was soll das. redet« j Sein Ton war wieder heftiger ge i worden und seine Augen sprühten. i ,,dRe e. » redet« wiederholte er, während sie erschreckt nach Athem rang; iaber nun hatte sie sich gefaßt i »Weder Großvater-X sagte sie, »ich Lgebe dir mein Wort, daß ich seldst nicht verstehe» Otto ließ tsie nicht weiter sprechen. Rasch·dortretend, so daß er ihr ae en iiber neben dem Freiherrn stand, riefen »Liebe Johanna, verzeitk inir die Un tbelonnenheit, die dir diesen peinlichen Austritt bereitet! Deine Abweisung gestern ini Walde hatte mich toll und wild gemacht —- ich toninte die Span nung zwischen uns nicht länger ertra en . . . . Johanna, dte anfangs zu ihm auf gesehen hatte, senkte »die Ansaen vor sei nem glühenden Blick Ihre Pulse schlugen, ihr derz zitterte. »Ich weiß,« fuhr Otto fort, und se länger er sprach, um so mehr redete er sich selbst in eine gewiss rzesnsbewe ung hinein, »ich weis-» da mein Genes men dir oft zu Mißsdeutungen Anlaß geben konnte — aber alle diese Schwan bungen sind nur da rgekomsrnem daß ich mich dir gegenii unsicher fühlte. Verzeih (mir, nna, glaube wieder an mich wie früher, vertraue mir wie der . . .« Der Freiherr sprang aus« Redensarten und tein En«de!« rief er. »Im Sache, Mensch, oder wenn du’s nicht kannst, so laß Andere siir dich reden..J-o’hanna, einein Kind,« fuhr er abermals in brsiinstsigtem Tone fort, »daß dir dieser Bursche nicht gsleichgiltig ist, habe ich eben gesehen; aber die Frage it —- .und ich sbitte dich, gehe ernstlich mit dir zu Rath, ehe du antwortest —- ist sdeine Neigung fiir ihn start genug, seine Schwächen und Thorheiten zu überwinden? und traust du ihm zu, dich glücklich zu machen, und euch Beiden, mit einander eine Ehe führen zu können, wie sie von Gott ge boten unsd unseres Geschlechtes swiirdig ist? —- Kannst du zu dem Allen ja sa -gen, liebes Kind, so gebe ich euch von Grund des Herzens meinen Segen.« s Während dieser Rede des Großva ters war Otto dicht an Johanna her angetreten und hatte ihre Hand gefaßt. »Johanna,« slüsterte er, sich zu ihr niederbeugen-d, als der Freiherr schwieg, ,.d-«.1 kannst nicht zweifeln, nicht zau dern sei mein .du mußt!« Jetzt trat auch der Freiherr heran, und aus den thränenvollen Augen, die Johanna zu ihm aufschlug, leuchtete then eine solche Fülle von Glück unid Liebe entgegen, daß er sie mit dem Aus ruf: »Gott segne dich, mein liebes Kindl« in seine Arme zog. »Gott sen-ne euch Beide,« fuhr er fort, indem er ihre unid Otto’s Rechte in einander legte, und als Otto die zitternde Braut umarmte, war ihr zu Muth, als ob erl etwas längst Erstrebtes errungen hätte. Siebzehntes CapiteL I Johanna an Ludwig. I Dömkinghaufm 22. August 1874.; Obwohl dieser Brief erst in Wochen i feine überfeeische Reise antreten lann,i drängt es mich, dir vor allen awdereni zu sagen, welche überraschende Wen- E dung mein Leben genommen hat. Seit? einigen Tagen bin ich Otto’s Braut.! Großpapa hat nicht snur seinen Segen; gegeben, er wirl auch nicht miide zuj oerfichern, daß ihm durch unsere Ver-Z lobung ein Lieblingswunsch in Erfül lung gegangen ist, und wie viele Inn-i ident"i)ränen die gute Tante Thella uns zu Ehren geweint hat, lannft du dir denken. —- Und du, lieber Ludwig, was sagst du zu meiner Verlobung? —- Daß »du jetzt schon damit zufrieden sein wirft, erwarte ich taum, aber ich hoffe, dich durch mein lünftiges Glück mit dem gegenwärtigen zu versöhnen —- ich hoffe sogar, daß das künftige größer sein wird als das gegenwärtige· »Ein sseltsamer Ausspruch tin-Mun de einer jungen Braut! Jch glaube nicht, daß er mir einem Andern gegen über auf die Lippen gekommen wäre. Aber ich bin so lange gewöhnt, im Ber lehr mit dir mein innerstes Empfinden und Denken zu zeigen, daß ich auch jeßt nicht anders kann. Vieles wird ja mir selbst klar, wenn ich mit dir darü ber spreche. · . »Auch diemal wieder! Gefühlt habe ich vom ersten Moment an einen Man l in cmeinem Glück, aber das Warum sinde ich erst jett und weiß, daß Idu mir wieder einmal übertriebene Ansprüche vor-werfen wirft und ich bitte um mei ner aufrichtigen Beichte willen um Ab sol«ution. »Sieh’, Ludwig, deine alte, thörichte Johanna hatte sich das Brautwean anders gedacht. Vorher hatte uns Bei den, wie til-lich, »alle das Neigen von Herzen zu herzur« Schmerzen die Fülle gebracht; mir am meisten und beson ders in der lehten it. Eifersucht, Zweifel an ihm, - ·ßtrauen in mich selbst, quälten mich täglich mehr-und anstatt nun durch ein Liebeswort aus seinem Munde von aller Pein- erlöst zu Hwerden, fragte Großpapm ob ich Otto ;-liebe und ilyn heirathen volles Und »dann gab es gleich so viel Amserliches zu besprechen, es war, als ob es sich um eine Heirath zwischen Fürsten oder Bauern handelte. Großpapsa rechnete Otto aus sdrr Stelle vor, wie viel sich, als Exil-in seiner Tochter, zu beanspru chen habe — ich eine Erbin! —- und wie das Capital durch-Zins und Zinses zins gewachsen sei; und nun toin im merzwteder in Erwägung gezogen, swie »mem Vermögen« am sbesten angelegt werden tönntr. Einmal shat Otto die unglückliche Aeußetung gethan, es wäre ihm Alles recht, »wenn er mich nur hätte, —- aber lda ist Großpapa sehr bö se geworden, und seitdem läßt sich Otto aus stundenlange Erörterungen- über die Vorzüge und Mängel verschieden-er Güter ein, die zu Fauser sind. Sehr speinlich ist rnir dahei, daß Großpapa immer wieder betont, Otto diirsse sich nur als Verwalter meines Eigenthusms betrachten, sich nie sdas Dispositions recht darüber anmaßt-n. 1Daß scsich auch Otto davon peinlich berührt fiishlt, ist natürlich, und mein Herz empört sich dagegen, daß solche Verstimtnung uns die ersten schönen Tage des Brautstan des triiben dürste. Doch nicht all-ein Otto hat um un serer Verlobung willen Peinliches zu ertragen; auch ich habe —- abgesehen davon, daß was ihn kränkt, mich ver leßt — mehr als je unter der Nichtach tung meines Vaters zu leiden. Um seinen Namen nicht zu nennen, wurden teine Verlobungsanzeigen gedruckt. Dem hiesigen Betanntentreise ist das Ereigniß idurch ein feierlich-s Diner kund gethan; den auswärtigen Fami liengliedern —- und Gott weiß, wie groß die Liste der Vettern ist! — hat Großpapa geschrieben. Da heißt es denn: »Mein Enkel Otto hat sich mit meiner Enkelin Johanna, der einzigen Tochter meiner Agnes verlo-bt,« und obwohl ich nicht weiß, was ich dagegen thun könnte, vermag ich das Gefühl einer Versiindigung gegen den Todten nicht zu überwinden Daß in Otto’s Augen der schöne Künstlername, den ich trage, meine sbeste Mitgift ist, brauche ich nicht erst zu sagen. Wenn es anders wäre, hätte ich ihn nicht lieben können. ,,2lvgeteyen von Diesen —- gewisser maßen doch nur äußerlich-en — Stör ungen sind wir glücklich. Otto, der schon vor einiger Zeit den Abschied ge nommen hat, um zur Landtoirthichaft zsutiickznkehrem vervollständiat seine praktischen Studien in Frlauienburgi Wir können uns also täglich sehen, zuweilen schon Morgens, wer-n Großvapa unseren Spazierritt so einrichtet, daß wir mit Otto zusam mentreffen, tin-d Abends immer. Dann kommt Otto herüber Urio trotz Der Dönningbäuser Etitette finden sich wonnige Plaudeostunden zu Zioeien in der Lindenallee, auf der Terrasfe, oder wenn’s regnet, wie gestern, in einer Fensterniiche des Wohnzimnrers, män rend Großpapa und Tante Thetla Pi quet spielen und Magelone sarn Flügel sitzL Was da Alles saufiaucht aus Herzenstiefen und Erinnerungsfernem wie es uns drängt, was wir erlebt, ge dacht, empfunden haben —- Alles, was uns zu dem gemacht Eli-at, »was smir sindl — mit der geliebten Seele anszutaws schen, und rvie wir andächtig erfchauern i vor idem Beicht-hum, den das Lebens über uns ausströmt! — Nein, Ludwig,« es ist frevelhaft, mehr zu begehren; es ist nicht möglich, glücklicher zu werden, als ich jetzt -bin!« O Ist sit Ob Otto dasselbe gesagt shasben könn te? Ausf Augenblicke vielleicht, asber auch wur, und in allen Verhältnissen, nur auf Augenblicke Er war so ganz vom Eindruck sdes Moments abhängig, daß es für ihn überhaupt nsur Stim mungen, keine Zustände gab. Als er Johanna zusm erstenmale als Brant in die Arme schloß, war ihm »himsrnel «hochjauchzend'« zu Muth, wie nie zu vor, aber gleich darauf, als er Mage lonens freundlich-kühlen Glückwunsch empfing, und später, so oft er ihre nn ergrünblichen Augen auf sich gerichtet fühlte, kamen Unbehagen 4und Zweifel über ihn. Er hätte wieder frei sein, sich frei machen mögen —- bis ihn eine Stunde des Alleinseinss mit Johanna aan Neue ihr zu eigen gab. Die Liebe ldieses starken, reichen Gerge-us hob ibn iiber sich selbst binauö; dann glaubte er an die eigene Empfindung uwd ließ sich, so slange keins neuer Anstoß seine Richtung änderte, srolybogniigt von der Strömung tragen unjd treiben, der sich Johanna überließ. Hatten sie lbald geheirsatshet, so daß sie sich eine Zeit lang ganz aus einander angewiesen ge sehen, so wär-e vielleicht Jahansnckss Einfluß Sieger geblieben. Aber Otto sollte sein landwirthschaftliches Lehr jahr in Klasnsenburg abmachen, Jo hanna in Dönningsljausen die Kennt nisse erwerben, deren die tüntftige Gutssherrin bedurfte-uan Magelone war sda und langweilte sich! — Jm ersten Moment hatte sie Otto’s, Verlobung erschreckt, wie ein Blitzstrahl « aus heitevem Himmel. Der Gedanke, daß vielleicht ihr Einfall Johanna vor- i zuschieben, zu dieser Wenldung der Din-! ge Anlaß gegeben, war ihr unerträg-! lich. Bald aber fand sie, daß sich Otto! iiberraschend leicht in »die Komödies schicke, und endlich kam sie ausden Ver- I dacht, daß er vielleicht mit ihr Kanns-s die gespielt. Darüber wollte sie Klar-i heit haben, und wenn es war, sollte er es -biißen. Unsgeduldig suchte sie Gelegenheit, Otto allein zu sprechen, was er dage gen zu vermeiden schien. Eines Abends aber kam sie gerade «-die Freitreppe her -unter, als er in den Hof sprengte, sagte« ihm, daß die Anderen ism Garten wä ren und ging mit ihm, sie aufz«usuchen. Ein-e Weile gingen sie schweigend ne ben ein-ander hin; endlich fragte sie in leisem Ton, ohne asufzusehsen »Hast du mir vergeben ?« ,,Ver.gesben?« wiederholte er ver wundert. »Was meinst du »damit?« »Die B-tll«etgesch«ichte — was denn sonst?« siel sie ihm in’s Wort, und ihns mit blitzen-den Augen ansehen-d, fragte; sie: ,-Soll das großmüthig sein, daßs du thust, als Ihätt-est du sie vergessen?« Dann fiel sie in sden ern-sten, traurig sanften Ton zurück. »Ja, es sist groß mütkyig!« sagte sie. »Ich bin schulkd an dieser Verlobung . . am Unglück deinesI Lebe-us dielleicht.«««· » , , « i »Du sirrst —- ich bin nicht unglück 1-ich!« antwortete er sund seine Miene Verrieth eine leichte Verlegenheit, die Magelone nicht entging. »Sie sbliest stehen, legte dise Hand aus seinen Arm und blickte ihm voll in’s Gesicht. »Daß dich ’rnal darauf ansehen,« sagte sie, »gliicklicher Bräutigam wider» Willen! — Wenn Du wüßtest, wie to-» misch du bist!« Sie lachte; es war sdas alte, über niiithige Kinder-lachen; aber im näch-s sten Moment zuckten ihre Lippen, ihres Augen umflorten sich, und, sich hastig von ihm ab«wenden«d, schlug sie die Hän de vor’s Gesicht und brach in Thränen. aus. »Magelonse, was ist dsir?« rief Otto Hund versuchte ihr die Hände voim Ge sicht zu ziehen. Doch mit einem kaum lhörbarern »Daß mich! laß mich!« smachte sie sich von ihm los un eilte den Weg zurück, den sie gekommen war. i Otto war .auf’s Höchste überrascht sEr hatte ihr doch wohl Unrecht gethan, Tals er sie keiner tieferen Neigung sähig gehalten Die Berechnung, die er ihr zum Vorwurf gemacht, swar ihr durch die Verhältnisse asussgezwungm Nun lhatte, trotz aller anerzogenen F-iigsam leit, das thörichte Her-z seine »Rechte be hauptet! —- IArime Mag.elone! Als Otto see im Familienkreise wie dersah, war sie scheinbar tiihl unsd hei ter wie bisher und blieb auch so; aber ihn konnte sie nicht imehr täuschen. sEr wußte jetzt, was unter der Hülle ver-bot en lag, bemerkte und deutete jeden slgalben Seufzer, jedes zerstreute Lächeln, jedes flüchtige in Gedanken Vevsinken, aus dem sie sich erschreckt em porzurafsen pflegte, und der beinah-e unfreundlich-e Blick, mit dem sie ihn dann streifte, war ihm ebenso verständ lich, wie ihr sichtliches Bemühen, ihm auszuweichen. Anfangs war er ihr dankbar vsdasiirJ was hätte er ihr nach der Gartenscenei sagen sollen? Nach und nach aber wur de ihm ihre Zurückhaltsung unbequem. Der neckische Verkehr lmit ihr war das nothwendige Gegengewicht zu der Härte und Herbheit des Großvaters und so gar, obwohl er sich das nicht ein-gestand, zu Johanncks Ernst. Eine Zeitlang war es ishsm interessant gewesen, ihren Gedankenwesgen zu folgen, um so mehr, da er mühelos Schritt hielt, sobald er wollte, und von ihr gesiiihrt, gleichsam Entdeckungen in sich sselsber machte, sdie sein-er Eitelkeit schmeichelten. Asber ldann wurde er des sErnistes müde. Er muß-te doch inrmer erst wollen, sich zu tsamsmen nehmen, swährensd Johanna einfach in der gewohnten Richtung wei ter ging, und ban sing er an, sich nach jenem geistigen- Ausruhen zu sehnen, das er sonst sism Verkehr mit Frauen ge sucht und gesunde-n hatte. Aber wo fand er es jetzt? Mage lone entzog sich ihm, lund Elfriede Klausenburig schien vergessen zu !haben, ldaß er existirte. Ueberhaupt war seine ganz-e sStellsunsg zur Gesellschaft eine andere geworden. »So lange die Er widerungsfeten auf kdas Dönninghäw ser Verlobungsdiner stattfanden, hatte er das nicht sbemertt, aber nachdem die Toaste aus das stautpaar verklungen waren, fand er »sich plötzlich in zweiter, dritter Reihe, wenn nicht gänzlich über sehen, und nicht nur, wie das jeder Bräutigam erfährt —- von specuslati ven sMsüttern und Töchtern, die Ber nsachlässigung war eine allgemeine. Daß seine Wahl auf solch-en Widerstand sto ßen würde, hatte er nicht erwartet. Und es sollt-e der Gesellschaft noch mehr Grund zur Mißbilligusnig gege ben werden. sEines Tages bat die alte Gräfin Klausenburig, Otto möge die Zeitung, die er sfliichtig durchzusehen pflegte, heute lieber nicht lesen. Na türlich widmete er derselben nur desto größere Aufmerksamkeit und fand die Notiz, zdaß sich Johann-as Stiefmutter mit dem »deriihmsten Kunstreiter und Cireusdirektor Carlo Batti sverheira- « then würde. Gliihend vor Aufregung, ritt er nach Dönninghausen kund faan Johanna allein in der Veranda. »Hast du gelesen, wsas in der Zei tung steht?« fragte er, nachdem er ssie kaum begrüßt hatte. ,,,"Das ist sicher wieder seine der schändslichen Lügen . . .« »Nein, es ist w-ahr,« fiel Johanna sein, ,,-Helene hat es mir selbst geschrie sben . . . ihr IBrief kam zugleich mit der Zeitung.« ,,«Also wirklich!« rief Otto. »Nun, Eder Verwandtschaft ihsast du dich gerade nicht zu rühmen . . . übrigens, was geht’s sdich an!« fügte er wie zum Trost hinzu, als er Johanna die Farbe wech seln sah. Erschreckt blickte sie zu ikym auf. So äußerlich nahm er, was sie in tiefster Seele verwundet hatte. »Ach, Otto!« sagte sie, »ich kann es nicht fassen, daß diese Frau, die mein Vater angebetet hat, ihn so schnell zu vergessen vermag« Otto zuckte ungeduldig die Achseln. Es ärgerte ihn, daß Johanna iiiber solch-e Sentimentalitäten die realen Folgen Ldieser unxglücklichsen Heirath, das heißt den Rückschlag auf ihre ei gen-e Stellung in der Gesellschaft, au ßer Acht ließ. Jn diesem Augenblick kam Magelone. . »Wie seht Jhr denn aus?« fragte sie, von »Einem zum Anderen blicken-d, »Habt the etwas auszumachen? wollt Jhr allein sein?« »Nein, blei-b’ n«ur!« antwortete Ot to. »Was wir zu besprechen !haben, weiß die ganze Welt . . .« »Ach so, die Zeitunsgsgeschichte!« fiel Magelone ein. ,,D-arum sdiese Wet teriwolken?—— Wie kann man so schwer fällig sein!« »Du hast gut reden,« sagt-e Otto. ,,-Ersahre nur erst an dir selbst, wie es thut, wenn die lieben Freunde die Na sen rümspsen.« ,,Dazu dürft thr es gar nicht kom men lassen!« ries Magelonr. »Frei lich, wenn Jhr wie »die beregneten Hätts ner daherschreitet . .Kops in die Höhe und Jeden fest angesehen, sdann rührt keiner an die satale Geschichte —- unrd wäre doch Jemand so taltlos, so leug net Jhr frischweg.« »Das können wir n«icht!« sagte Jo .hanna, »die Nachricht ist wahr-« - Magelone lachte hell auf. »Das klingt ja, als ob du eben ein gesegnet wärest,« antwortete »sie. ,,Wah«r oder unwahr, bleibt sich gleich —- leug nen müßt Ihr . . .«Du kannst Otto doch nicht in die Lage bringen, als Stief schwiegerssobn eines lKunstreitsers zu gelten?. . . . Und uns Alle ..... u nser Stiefonlel oder Stiesvetter Carlo IBatri — esistzu lächerlich!« Mit die