Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (July 24, 1896)
Motten ging sie fort mit dem frohen « itka Otto über tdsie neuen Un mehnrlsichkeitem die ihm seine Vei tl«oburvbge-snzuzog, nicht im Zweifel gelassen ---«jn·Die böse Saat war auf fruchtbaren Boden gefallen. Als Magelone verschwunden war, Jsagte Otto noch finsterer als bisher: »Sie nimmt es leicht, aber ich muß Obir gestehen, dasz ich außer nis: bin. Meine Stellung war so schon unerträg Tich.'« Dann machte er in langen, hefti gen Beschwerden seinem Unmuth gegen bie Gesellschaft Luft, und schloß rnit « den heftigen Worten: »Ach geht bas natiirlich gar nichts an — du fühlst bich wie immer darüber erhaben . . . .« Johanna stand auf. »Du irrst,« antwortete sie leise, ohne ihn www-M »Alles, was ldu mir sagst, geht mir tief zu Herzen und über Ieiigt mich . . . .« — sie stockte einen Au genblick —- »überzeaog-t mich, Idaß ich dich ein-glücklich mache. Das ertrage ich nicht. . . .« Sie konnte nicht weiter sprechen, d»Ihr-e Thränens flossen sunb sie Wie sich hastig ab. um zu gehen. Aber nun sprang Otto auf und hielt sie Zurück. »Verzeih’ mir! verzeily mir!« rief er tin-mal über das andere, schloß sie in Die Arme, küßte ihre Hände, ihre Lip pen, ihre Augen, zog sie an seine Wie san die nächste Bank, über-schüttete sie mit Liebesvertsicherungen und machte Isich Eise bittersten Vorwüer über sein Benehmen. »Sei großshersig iwie immer!« bat er; »Helf nickjt mit mit inss Gericht Jch weiß es, ich bin ein lkrafser Egoist; wenn mir etwas wir-erfährt, denke ich nur an mich selbst, fühle nur mein eige nes Unbehagem bin rückfichtsloz lieb los, itvie coersteinort tin Mißmutb M Grimm. Alle besserm Kräfte meiner Seele erlahmen —- ich glaube, daß ich in solchen-Momenten beinahe sein schlech ter Mensch genannt werden mußt Aber verlaß rnich darum nicht-ach beschwöre dicht Wenn es etwas gibt, das imich von mir selbst erlösen kann, so ist es Deine Liebe« « Scheinbar war es Otto Ernst mit diesen Selbstanklagem dabei fand er Ober isn tder Darstellung seiner Herz losigteit einen gewissen psikanten Reiz; vielleicht swußte er auch, baß er niemals unwiderstehlicher war, als wenn er sich selbst Magie, sein Gegenüber mit den ffchbnen Aug-en flehend ansah und in Weinen Herzenstijnen bar, ihm zu yet-geben. Auch auf Johanna übte er Diese soft erprobte Macht. Die eigene herze-riskarz iixbevwiiibend, em pfand isie nur noch, ivie er sich quälte, eini- bot Alles auf, damit er sich selbst wieder in günstigerein Lichte sah. Bei wihiger Ueberlegunsg erschien es isbr so gar natürlich, baß Otto zuerst die äußerlichen Folgen der Wiedrrverhei vakhung Helsenen’s in’s Auge gefaßt Hatte, und sie beschuldigte sich selbst ei ner übertriebenen Empfinblichteit Aber auch Otto war großmüthig, ver steh die Schmerzen, die er —- bereitet Zatte und so war der Friede geschlos n. Sehr erstaunt ibber »das Einverständ niß der Beiden war Mazelone als sie Abends mit ihnen zusammentraf Nach dem, was sie Oor wenigen Stunden ge sehen, hatte sie etwas Anderes erwartet — aber Johanna hatte nun einmal das nnerchörteste Glück von der Welt. Otto, der allgemein als leichtsinnia bekannt war, wurde plötzlich so lächerlich pflich treu, »daß er sich in die ausgezwungene Braut verliebte, eine andere Frau kaum noch beachtete, und ssich —- dem sprich swörtslich gewordenen Stolz der Dön ninsghausen zum Trotz —- die jämmer lichste Verwandtschaft gefallen ließ. Wo nur der Zauber lag, den Johanna auf ihn ausübte? —- Geraoezn komisch erschien eöMagelone, wenn sie bemerkte, wie Otto’5 Augen Johanna verfolgten, wie er ihr immer wieder die hömde küßte, jelde Gelegenheit aufsuchte, mit ihr allein zu sein, und sich selbst im Familien kreise erlaubte, mit ihr zu flüstern. Wäre nur eine Seele in "Dönninghau sen gewesen, ssdie darüber gelacht hätte! Aber Tante Thekla sah mit Rührung, der Freiherr mit stolzer Zufriedenheit aus die Beiden, die er das schönste Paar nannte, das Dönninglhausen seit Men sche-gebacken gesehen. Unlo dazu wur den die Tage so rauh und regnerisch, »die Abende so lang, dieFamiljenzusaw mentiirrfte so unauöweichlich —- Und immer saß Johanna da, mit den un der-schöner Flücklsichsm Augen; unid je den Abend kann Otto dazu — es war fanrn zu ertragen! . - Gottsetnnd folgl.) Aus der Schale «Dcs ist das für eine elende Schrift? sama Ifmd Ida nur Schattenstviche?« · D Fitt« schön, rr Lehrer —- bei der Dis t einem halt der Wien gar so wohll« Ditks Glück. Novelette von Grant Allen. Ueber-fest von Ednard HöltzeL Mit Dir-l Henletfs Farrn in Mani -toba ging es stetig schåeckxL Seitdem er sich verheirathet ern-) ign fernen Westen von Canava aus die st:dmitt!)schaft geworfen hatte, sckkien ion ein ausge sprochenesunsglück mit Unbarmtkerziger Grausamkeit zu verfolgen. Alles ging ilym quer. Dict arbeitete mit aller Kraft, aber s eine-Energie vermochte sein Unglück und sein-en Mangel an Erfah rung nicht auszutoicgen Das Schlimmste von Alle-n me, daß Verthei, seine Frau, während Der lan gen kalten Wintermonate trank darnie der lag. Sie war eine zarte, etwas Verstveichlichte englische Dame. Dick hätte um liebsten die Form vertan-st; aber es fand sich kein Häuser So wäre er denn ganz verzweifelt, hätte er nicht sein-e kleine-Tochter Daisie und seinen jungen Bruder Archie gehabt. Daiste war ein entzückendes Kind von kräfti ger Gesundheit und Archie der munter ste, lebhafteste und bülsereichste Kame rad, den man sich wünschen konnte. Das Hojsjlmtz txoornr sie wohnte-m lag von alle-n anderen Wohnungen weit entfernt; sbis zur nächsten Stadt waren es mehrere Meilen-. Es war mitten aus einer großen, ganz flachen und wald losewEbewe errichtet. Weit lherum er streckte-i sich nach allen Seiten Wiesen« nnsd Wider. Bei sttanler Dürrei gesehn-h es zuweilen, daß die ganze Ehe-· ne in Flammen gerieth, so daß Gras und Getreisde total abbranntenx — am nächste-n Morgen war von der Herbst ernte nur noch eine schwarzgebrannte Wüste iilbrig sUnv hier lebten sie nun ganz Wseelen allein. Bist-vollen glückte es ihnen, einen Arbeiter oder ein Dienstmädchen aus der nächsten Stadt zu bekommen aber dise Leute wurden sinnner wieder des einsamen Le bens Vier draußen bald überdrüssig. Nun kam ernsebr war-mer und trocke mer Sommer-, und Dick ging es roch schlechter als vorher. Beim Beginn oes herbstes ertrankite Vertha am Fieber; und da sie gerade wieder einmal ein Dienstmädchen verlassen hatte, so hattel Dick genug damit zu thun, fär seine· Frau zu sorgen. l « s Aumang ging es ihr endlich dess::. und an einem sonnenwarknesri August morgen konnte sie sich von ihre-m Kran tenlager erheben und sich aus das Sofa am Fenster setzen, von dem sie iiber die Ebene hinaus blicken konnte Mein Daisie saß an ihrer Seite; and obwohl Bertha noch schwach und matt war, wurde sie doch del-m Anblick Der Natur so neubelebt und hoffnungsvoll, daß Dick beinahe die Empfindung bekam, als müsse die lang ersehnte Wendung in ihre-m Geschick nun endlich eintreten. Er ritt daher frohen Sinnes nach einem entlegen-en Kornfekde, das er lang-e nicht hatte besuchen können. Alles fand er in bester Ordnung; und zufäl lig fand er einen Nach-bar, rnit dem er sich in ein junges Gespräch einließ. Er erfuhr von ihm, daß die Aussichten fiir das Lan-d sich schnell besserten und die Bodenspreise stiegen, und so sah Dict die froh-e Hoffnung vor sich, seine Farm vertauer und Bertha in ihre Hemmt-, in ein ihr besseres zusagendes Klinu zurückführen zu tönnsern Mit frischem Muthe ritt er über Die Prai rie heim. Plötzlich ergriff ihn eis- namenloser Schrecken Wie weit er auch seinen Blick sandte —- er konnte sein Haus nicht sehen! Das Torffeuer, das in jener Gegend vor jedem hause brennt, uin die Mücken und Mosquitos zu verscheuchen, —- das Torffeuet brannte noch, aber vorn Hause selbst war nicht die Spur zu er blicken. Es war wie vtm der Erde der schluckt. Des Mannes Herz trampsft sich vor Schreck rmsd Verzweiflung zusammen: er verstand nur zsu gut, was geschehen war, das Haus war in sein-er Wen heit bis aus den Grund abgebranni. Aber Berthat Unsd Daisiel Er erriet-te Wean sie nicht Archie ge rettet hatte» .A«ber, einein Gott, er hatte 1a gleich nach Dick s Entfernung nach Gwala schreit wollen. Mit eine-m wilden Schrei der Ver zweiflung spotnte der tin-glückliche Maan sein Pferd und hemmte seinen wahrt-with Mit nicht eher, als bis er zu der rauchend-m Asche des niederge dkrmnten hat-sei Heim-nett war. Nun sah er sofort, wie es ganzes-an dren war. Der Eise-know Im dem das Totsfener brannte, Iwar nmgefallm, der der-ed mochte ihn- cumgetporfen beden. Durch das dürre Gras Minnzte sich das Jener mit While fort, und das trockene Riß-II du Hauses brannte ja n W ais einer Stunde mußte lles wriidet gewesen sün, — und Des-ihn und Wisse hatten M stsher wicht retten kömmh Bett-hu war ja noch so schwach, nnd Miste-— [- J f Zittern-d vor Schmerz sp prong Dtck vom Pferde, feste sich aus den Boden und ver-barg set-n Gesicht in den Hän den. Er mußte an Mein-Daisie’s Ab schied-Dom denken: »Dir-tun gleich rot-ever und ’piel mit ’atsie!« . . . . II Iß If Zehn Minuten nachdem Dicl fortge ritten mar, schi ckte Tkch Urchi e an, weg zufahren, und in feinem frcksnol ist-en munteren Tone rief er Ver tha dtea Fenster saß, zu: »Komm’ mit, Berthon etwas frische Lust wird Dir gut thut-« Jch fahre zum Posthaus in Grvato, — fahr’ mit m-Ir." »Ach, ich habe ja letne K«raft,·und der Wagen schüttelt so entsetzlich« »Ach wa3," versetzte Archie, »ich lege eine Matratge und ein paar Kissen in den Wogen nnd trage Dich hinein; da hast Du’s ja ganz bequem.« »Ja, fal« rief Dcrisie nnd llatschte in vie Hände »Mania, ’atsie fckhrenl Akte fæhren3" Das entschied. Einige Minuten spä ter war Bertha, in eine große Wiss-el hcrut gewickelt, in halb liegender Stel lung iin Wagen untergebracht Daisie saß auf einein Rissen on ihrer Seite, und alle Dre: fuhren los, plauderten und lachten. T »Wo ist Jollo?'« rief Doisie· »Komn1tnoch,« erwiderte Archie und rief dem Hunde: ,,,Rollo Rollo!" Der Hund sprang auf diesen Ruf tvon seinem Platze in der Sonne auf und folgte dem Wagen in großen Sprüngen Niemand bemerkte, oaß er dabei den Torftorb umgekoonsen hatte, so daß die glühende Masse daraus in das trocken-e Gras fiel. Für Bertha war diese Fahrt in der frischen Lust ein großes Vergnügen, »und Daisie jubelte nnd erhöhte so noch die frohe Stimmung ihrer Mutter. Unit- wie ste in’s Posthaus kamen, san den ssie Briefe tnit guten Nachrichten Ein paar Aktien, die Bertha geerbt hatte, waren so start gestiegen, daß sie vielleicht nach England zurückkehren konnten. Schnell fuhr-en sie beim, da Vertrags vor Ungeduld brennt-, Dick Nie gute» Nachricht mitzuthetlen Er war ja in; der letzten Zeit von dem sibn Verfolgen-l Ren Unglück so niedergedrückt gewesen f i s J s Aber Die saß unbwgiich qui m isErve neben dem rasuchenden Aschenhau sen seines He-ims, überwältigt und ver nichtet von Verzweiflung über Berti-Es und Daisie·s schreckliches Geschick. Lange saß er unbeweglich außer Starr de, zu denken oder zu handeln. Endlich erhob er sich, entschlossen, sich Gen-iß beit über das Schreckliche zu schaffen, und begann mit einer Hacke, die in sei ner Nähe lag, in der warmen Asche nach den verivhltenResten seines Kindes und seiner Frau zu suchen-. Aber das Feuer hatte seine Arbeit gründlich gethan. Nur vie Eisentheile der Betrstellen hatten ihre Formen be wahrt, alles Uebriger war Asche und Kohle. Da erfaßte ihn eine wilde Rücksichts «losigieit und ein hastiger Drang, sich selbst das Leben zu nehmen. Während er so in den-. Aschenhausen herumwühl te, tcnn ihm der Gedanke: da ja diese Asche Alles enthielt, rwas von Berrkxa und Daisie übrig war, so wollte er an dersekben Stelle, wo sie gestorben wa ren, ein Grab graben, die Asche hinein werfen und sich dann über den Resten seiner Lieben erschieszen Und mit einem wabnrvihigen Eifer begann er sofort, diese Idee auszufüh ren. Er grub und grub — es war das Einzige, was seinen Schmerz tindern kunnte Er vermochte nicht zu weinen oder laut zu klagen; er grub und grub. Die Asche und der Rauch blensdeten ihn; aber er grub weiter; er mußte ja ser tig sein, ehe Archie zuruckiehrtr. Er iarn tieser in «,seste klebrige Ere. Der Spaten stieß aus kleine geibe Lehm ilunrpen, die wie Steine aussahen hckkb blin non Asche wird Rauch hieb er crus sie ein und wars sie hinaus. IPiäßiieh hörte er von sern einen Wir . Archie iam offenbar. Er " Deine sZeit mehr verlieren Ar chie würde sicher versuchen, ihn an der That zu hindern Er zog seinen Revolver und sehte ihn an die Schläfe. Einen Augenblick noch zögerte er und bat Gott um Ver zeihung. Dann briictte er los . . Aber der Nebel-ver versagte. Mit einem Ruf wer Erbitterung bracht-e er die Masse in Ordnung Dann sehte er den Revober wieder an «'die Schickse.. Aber währen-d seine Finger den Meteer We erva rasch sich nähernden Wagen eine Kinder-stim me. Ein-es Kindes Wudettm Rus. Duisiet Daiße also swar wenigstens Mtktt Um thretwillen snrußtse er te Er kroch aus der Grube W und ish sicks Um Aber seine Augm waren l noch erlblindet, und er konnte die Per sonen nicht unterscheiden Da — rnit einem wilden Uuibruch jubelnver Dankbarkeit hörte er eine zweite Stimme die er nie wieder zu hören geglaubt hatte. Außer sich vor sFreude stürzte er dem Wagen entgegen. sDie Antonrmierrden geriethen in einen heftigen Schrecken, als eine schmuiige, mit Asche besäete Gestalt aus sie los stiirzte Aber dann erfolgte das Wie dersebenl Dicl lachte und schrie, tanzte rnit Dalsie rund herum, schloß Bertha in seine Arme und weinte. Endlich wurde er ruhiger, und ins-n erklärte sich gegenseitig den Zusam menhang; nur seine Selbstmsordpläne verschwieg Dick. Und in überm-ellen 'der Dantbarleit küßten sich Mann und Frau, —- heimathl«os, obne Dach über ihrem harrt-te mitten in der Prairir. Der praktische Archie schle bor, man sollte sür’s Erste bei einem Nachbar Obach für die Nacht suchen, und so wollten sie eben Bertha sin den Wagen beben, als diese ries: s »Gieb Acht aus Daisie, Dicki Was treibt sie Da im «Schnrutze?« Dick drehte sich urn und sah, daß Daisie einen von den runden Leb-n tlurnpen zu verschlucken versuchte, die er aufgeworfen hatt-e. Nicht einmal wollte er an das Ger treten, aus des sen Dunkel er durch ein Wunder geret tet war, und so bat er Archie, das Kind zu holen. Archie nahm ihr den Klumpen weg. Er sah ikjn an. »Aber Dick, was in aller Welt ist denn "vas?« Er Prüfte den Klumpen und drückte den Nagel daraus. »Das ist weich wie Blei und gelb wie —« Plötzlich brach er in ein unlink-bäten des Gelächter aus . ; Beunruhigtsblickte Dick aus ihn; er :fsiirchtete, daß die Ereignisse dieses Ta ges Archie seines Verstandes beraubt zbättem Aber Archie schwang jubelnd Wie gelbe Kugel in der Lust und rief: i »Dick, Dick, das Glück ist gekom men! Endlich ist das Glück getornmenl Das ist Gold —- Golb!« . . . . Auf diese Weise wurde das erst-e reiche Goldlager in Manitoba entdeckt. Ohne jede Sehenswürdigleit. Eine wahre Geschichte von Rudolph Retter Ein junger Bildhauer war es, der da, sein Nänzel aus dem Rücken, um 7 Uhr Abends die Straße entlang zog. Jetzt blieb er stehen nnd betrachtete tun digen Auges das HeiligenbildstöaL ei nen Christus, der ihrn dadurch auffiel, daß er nicht, wie die andern 50 bis 60 im Laufe der letzten Tage gesehen-en nach der linken-, nach der Wundseite Den Leidenälops herniedersenth sondern nach der rechten. Und wie er so dastand, Den Hut zog und im Stillen den Erlöser und die Kunst grüßte, fing es an zu regnen. Zu vegnen, wie es im shochgebivge selbst nach heißen Tagen oft zu thun pflegt, eindringlichst und schneidend kalt. Er hatte noch zwei starle Stunden zu mar schiren, 1bis er an den Ort gelangte, den er lich als Neiseziel bezeichnet; aber jetzt wäre er doch lieber recht bald unter Dach gewesen — und da vor ihm lints die Straße hinuntser, sal) er durch die .· Regenwand auch rothe und weiße Flecken und etwas spitz in die höhe Na gendes — eine Kirche — wie mochte der Ort heißen? Er schlug sein Reisebnch aus« hielt es gegen den Regen geschützt, unter das Wetter-nach dessheilands und las: IL . . . ., ein Ort ohne jede Scheus würdigtest - Das war nicht saer tröstlich, aber morgen bedurfte er eines Ruhetasges — alsolnnl Eine Viertelstunde bergab und er war dort. Ein kleines Beegnest, eine einzige, ziemlich lange Straße, rechts und linls davon »kleine Hütten an sdie Felsen Fe llebh wie zum Abpsliicken; eine »Post«, die »al«te Post«, und ein- ,,sil·berne2 Rös sd«; lein Kloster, keine Bergen-ine, wirllsich ohne jede Sehmswiirdigleit nur hübsch wild gelegen. Im still-einen Missel« quartirte er sich ein; Tdort aualmte der Schornstein am mächtigM, dort meinte er seine Kleider am besten trocknen, seinen inne ren Menschen am besten Obewirthen zu Weinen. »Das geschah denn auch und nach ei ner Stunde saß er äußerlich trocken, Tini-en wohl-la ein«-nichten in der Gast smsbe »und Maulchte mit Wirth und Wirthin Aber auch sie wußten chm nichti zu sagen, was die Æhl gerade dieses Or ter zu einem auch nur eintägisgen Aus enthalt rechtseetrgte. Drele Kirche war weder ein Wallfcchrtszieh noch barg sie ein- irgend bemerkenswerthei Bitt-, nnd daß die Wirt-hin Wirte, lsit selbst sei be rühmt weit und breit, weil sie die besten AI — und nun folgte die unaussprechliche Bezeichnung für eine Medlspeise — rnachte, wollte doch nichts sagen. Jede vKöchin shat ein Gericht, das nur eben frei anfertigen kann Und der Wirth meinte schmunzelnd, bei sein Kollegen drüben in der »al ten Po t« sei ein-e Merkmiirdigsteitz er habe das träftigste Wasser —- warum? »Es ist Wein d’rin!« Aber das war ein schlechter Witz nnd vielleicht gar vom Neid diktirt. Als der Fremde am andern Morgen erwachte, regnete es nur noch leise. Männer uan Weiber mit bunten Schir men gingen vorüber zur Kirche; es war ein Feiertag —- er ging ihnen nach. Vor dem Gotteshause war-en zwei leichtgezimmerte Bude-n aufgeschlagen In der einen verkaufte ein alter Mann Schürzen und duntdedruckte Hals- und Sacktiicher. Jn der andern wurden Cigarrenspitzem Spielzeug Rosen tränze unsd Heilige seilgeboten und vor dem bunten Kram sah er eine Anzaljl Burschen, die Pfeife im Mund-e, die Hände aus dem Rücken, und Alle blick ten in die Bude, anfdringtich wie tvdie Fliegen in einer Fuhrmannsschente Und als er näher trat, macht-e er es ebenso, denn da drinnen hantirte ein Geschöpfchen wie er es seit langem, ja eigentlich noch gar nicht gesehen hatte. Wenn man nun schildert, sei es noch so ausführlich und mit Aufgedot noch so vieler Beiwörter, daß das weibliche Wesen dunteidlonde, um M Kopf ge legte Zöpfh ein fast blasses Gesichtchen mit rosigem Anhauch auf den Wangen und zwei prächtige Augen besaß, daß ihr über dem Mieder gefälteltes Hemd chen zarte runde Formen zeigte, na mentlich wen-n sie sich vorniider beugte, um mit den bis zum Ellbogen nackten« Armen ihre Waaren zu ordnen —- soj läßt sich daraus doch nur schwer ider; Eindruck entnehmen, den das Ganze mnchte. Unsd doch verscheuchte dieser Anblick nich-i ein-mal Idie Frömmigkeit auch der älteren Männer, denn unab lässig standen diese vor den Heiligen bildchen nndtonrrten sich rnit den Jun gen nicht satt sehen an ver Herrlichkeit « in der Bude Ja, was wollte der Verfasser des Reisehandbucheg densn eigentlich? Ohne jede SehenätviindigleM Klöster, Waf serfälle, Tropfsteinhöhlen u. s. w. wa ren in mehr oder mänder sehenswer kber Gestalt überall zu finden, aber eine Gestalt wie diese und solche Augen und solch rundliche Armuth in allen Bewegungen nur hier — in L. Endlich lockte aber die Glocke auch den letzten der Beschauer in sdie Kirche und er blieb allein draußen, und sda die Wir-deren alle sgegckfift Ehatlem ohne zu taufen, war er tein unangenehmer Kunde, tdenn er kaufte, ohne zu gaffen, d. h. ohne die erworben-en Gegenstände erst lange auf Bedürfwiß oder Preis würdigleit zu prüfen. Alles durchein ander, Rosenlranz, Csigarrcsnspitze »zumDurch-guelen«, Bilderrahmensund Schnupftubacksdosem Urrd dabei stamen sie ins Plaudern. Von »dem Holz, ausldsrn die Dose ge schwitzt war, auf den Baum und den Wald, Ein welchem er wuchs, und von diese-n zu dem größeren Marktflecken, aus welchsmcdashiibscheftind flammte. Sie twar erst einige Wochen hier. zur Hilfe bei ihrer stechen Großwnte, die dem Krämchen nicht mehr vorstehen konnte, und niun bat er den geschmäh ten Verfasser um Entschuldigung; das Reisehaifdbuch war zwei Jahre alt. »Dann freilich! Uinsd aus Allem, was er da hörte, merkte er, sdasz dasMädchen nicht allein hübsch und klug, sondern auch irr-us brad war, so daß er, ckls dieKirche aus, schon auf ldem heim-weg sich .hesand, urn das liebe Kind nur j:-nicht ins Gevelde zu bringen. Aber alle Heilige-m die dort zu lam fen, hatt-en sihrn Ieicht davor beschützen tönen-, sich sterblich in das reizende Gesch pf zu verlieben. Und nun blieb er drei Wochen, bis er nach Hause mußte Ursd wach einem Jahre? Da time sder junge Künstler in sei ner Werkstatt zu München fleißiger als je. Wen-n wder ein dunielblonder Frauenkon zur Thür hereinblickte und ihn zu Tische lud, Odann legte er Raspel und Feile hin nrnd schloß Iden frischen Marco snrit einein Kuß und folgte ishr — seiner Frau. «L. aber sift nach wie vor ein Orit ohne Sehenswiissdigleitt.. Ein Augen blin. Minore-se von Freiherrn von Schlicht. »Ich möchte wohl einmal wissspen wo zu ich mit Dir vecheiratbet bin,« sprach meine Frau neulich zu mir; »den gan Vermitle über bist Du im Ges chiiifh nach dem F ck liest Du Deine Zeit-arg wobei ich mit Aus nslyme des Geldpostbsoten Niemand sbei r Todesstrasesstören dars; »dann loinsmt ein lurzer Schlummer, dann abermals ein Gang in’s Geschäft, nnd wenn Du endlich zum Abendbrotd heim-lehrst, bist st zu bang-ei , um zu sprechen, zu müde, usm zu en» lDu hast dann nur Jntetsse für Deine Chaiseslongur. die Du gleich dar-ans smit iBeschlag be JWCUM Este ekst wieder zu verlassen, wenn von der nahe gelegenen Kaserne die ersten Töne des Zapsenstrzichs er klingen. Wo sind die Zeiten geblieben, da Du mir Abends :vor-lcsest, wo die Nachmittage, an denen Du mit mir spazieren ingsti Säbe ich nicht im mer den « raurinsg an meiner Hand, ich wüßte manchmal wirklich nicht, ob »ich verbeiratchet bin oder wicht!« »Aus; Deine Klage, Kassandrn!« gab ich zurück, »und füge Dich smit Würde in das Unvermeidlichel Es ist so, wie Du sagst, —- aiber daß es so ist, ist nicht meine Schuld, sondern die jener un glücklichen Zeit, in der wir leben-. Am liesbsten gwäre ich als Samoanser aus die Welt gekommen, säsze den ganzen Tag am Strand, plätscherte mit den Füßen im Wasser und ließe mich, band in band mit Dir, von der Sonne beschei nen. Leider bin ich aber einige Meilen von jenem Eiland geboren, nnd so smuß ich jenes Leben- führen, in dem das Wort »Geld" die Hauptrolle spielt, nnd das infolgedessen uns Sterblichen keine Ruhe läßt. Troddem asber swill ich ver suchen, mich zu bessern und Dir meine Gesellschaft etwas mehr als in der led ten Zeit mit-mein —- glausbe mir, auch ich habe es oft schmerzlich empfunden, Dich so selten zu sehen« Trotz dieses meines Vorsatzes blieb les dennoch eine geraume Weile so, cvie es gewesen war. Vor drei Tagen aber var ein löst licher Frühlingstag; der Regen, der die lehte Woche fast imaussihiirilich gesal len war, hatte sich entdlich davon über zeugt« daß alle Negentoninen überlie sen. sSo lam es, daß ich bei Tisch die Absicht äußerte, am Nachmittag zu hause zu bleiben und-mich ganz znr Verfügung meiner Frau zu stellen. Mit einem Freudenschrei wurde die ser Entischluß begrüßt. Hund wie schön es sich trifft, daß Du gerade Ebeute Zeit «hast!'« sprach smeine Gebieterin. »Auch sich habe in ider Wirthschaft nichts Besonderes zu thun, Ida wollen wir einen ordentlichen Spa ziergang zusammen machen. Ach, wie lange ist es her, daß ich mit Dir aus gegangen bin!" Eine Stunde später verließen wir unser Haus und schlenderten Arm in Arm durch eine herrliche Lindenallee, vie von unserer Wohnung zur Stadt führt. Wir plautxerten von vergan genen Tagen, von ver Zeit, da wir als Brautpaar täglich zusammen spazieren gegangen waren und uns vorgenom men hatten, auch nach unserer Verhei ratiiung täglich. wenn auch nur site eine Viertelstunde, gemeinsam zu ge hen. Die Zeit der ersten Liebe stieg vor uns wieder aus, als wir so, Arm in Arm, hanb in Hand, einher-schritten, und wir erneuerten unser Gelöbnisz, von nun an wieder jeden Tag einen gemeinsamen kurze-n Spaziergang zu unternehmen; »denn« so sagte meine Frau, »zehn Minuten, einen kurzen Augenblick wirst Du bei richtiger Zeit eintheilung täglich iibrisg haben« Und ich stimmte ihr bei. ,. Wir hatten vie Stadt erreicht, be grüßten die vielen Betansntem vie gleich uns zu dieser Zeit lustwandelten, sahen in die Schauserrster und s prachen iiber vie ausgelegten Gegenstände Dreimal waren wir die hauptstrasze schon aus und ab gegangen, alls ich zu meiner Frau sagte: »Mir stillt soeben ein, daß ich Zdem Papierhänsdler noch vie letzte Lieferung schuld-e —- ich tann die Kleinigkeit ja sgleich bezahlen, — willst Du so lange warten2« Meine Frau stimmte sinir bei, fügte aber nach kurzem Besen-ten hinzu: »Weißt Du, ich könnt-e die Gelegen heit benutzen, rasch sbei meiner Schnei derin vorgusprechem sie wohnt Deinem Lieferanten ja schräg gegen-liber, ich will ihr nur bestellen-, daß sie lieber morgen Nachmittag statt am Morgen, wie wir verabredet haben, zurAnvrobe sont-mi, dann brauche ich heute Abend das Mädchen nicht erst swieloer zur Stadt Fu schicke.n.'« Jch kannte ihren Entschluß nur billi gen, und so trennten wir uns siir einen Augenblick. Ich ging zur Rechten — meine Frau zur Linien —- obgteich ins-an in der Ehe ja sonst siir gewöhnlich an ders geht. »Ich betrat den Laden, erklärte den ck meines Kommens und l te ein itsigMaptstiick auf den Tisch des bausei nieder. ,J«a, wenn ich nur wechseln tönntet« klang es von der anderen Seite »ve« La dentisches zurück; »vier habe ich heute Mittag schon wechseln mässkm einmal sogar einen ndertanartschein, unt- was hat ver gl etliche Besiher »da siir bei mir gebar-sit Ein .Ireimarle.