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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (March 20, 1896)
« fehl-ungen, lehnten bequem in amerika - Bari Ja, sie begriff jetzt, wie ihr An ssschwekek Ilse. rlannischoft sie nicht vergißt. Die junge ) Miß besonders lann sich selbst hier, tm wo Wois stand? Und er-? Jlse zuckte -zusammen. Sie hatte gesehen, toie Roman von Tlartssa Lobdr. T- Fortseyung. «Nun, bei so hervorragenden Erschei nungen haben Damen wohl das An recht, daß man auch nach sliichiiger Be Lande Aphroditens, sehen lassen, ohne zu sehr die Concurrenz zu silrchten.« Wolf, aufs Peinlichste berührt oon dem harmlosen Geplauder des Profes fvts. ialtete mit nervös zitternden Händen die Servieite zusammen unr trat an die Brüsiung des Viltons, sich scheinbar ganz in den Anblick des fest lichen Gewühls nnten vertiefend. Vom Ufer des Meeres her begannen Raleien aufzusteigen, hier Und da blitz ten brngalische Flammen anf. Nun wurde die ganze Front des Ho iels plötzlich von Licht übergossen Nebenan war das Gespräch längst ver stummt, der Fremdenführer hatte sich zurückgezogem Die bei-den Damen, schwarze Schleier um den Kopf ge nischen Schauselftiiblem Das reizende Profit Adelineng sah in der hellen Be leuchtung wie von einer Glorie umwo ben aus. Unwillliirlich lenlte sich Jl se's Blick aus sie hin. Wie schön sie blick schon Wols’s leicht erregbares Blut in Wallnng bringen mußte. Und auch fie war jedenfalls ihm gegenüber nicht lali geblieben. Wandle sich nicht ihr Kopf in diesem Augenblicke-, wie mag netisch angezogen, nach der Seite hin, Beider Blicke sich trafen, in einander versanken. Unten ,-wurde Gesang hörbar. Die Procession zog von der nahen Rathe drale des heil. Spiridion heran, voran Knaben mit Nosengewindem die rnit hellen Stimmen daz. Khrie Eleyson in die Nacht hinnusschmetterten, dann unter goldenem Baldachin das von Priestern in blinkenden Prachtgewän dern getragene Christusbild, von Blu men fast verdeckt, dahinter in langer, unabsehbarer Reihe, brennen-de Kerzen in den Händen, die Behörden, das Mi litär, die Geistlichleit, die Bürger nnd das Voll. Wie ein Heer von Leucht ..täfern wälzte es sich heran. Ratetsen zischten aus und sandten Schwärme bunter Leuchttugsln in die Lust. Auch Eins den Baltoner blitzte es jetzt auf, Jeder steckte feine Qiterterze an. Der Oberlellner reichte auch den Gästen des Hoiels welche hin. Adeline hatte sich erhoben und stand, mit der brennenden erze in der Hand, an die Balustrade -: Witt »,,Ein Bild zum Entzücken! Sehen oie doch nur Jhre reizende Nachbarin an, Baron,« flüsterte der Professor in Etstase dem neben ihm stehenden Wolf zu. »Ein Heiligenbild, wie tein Ma ler es besser erfinden kann. Sind Sie denn ganz aus Eis geformt? Oder fürchten Sie die Gegenwart Ihrer Ge —inat)lin? Aber nein, die Frau Baronin ·st zu vernünftig, sie gibt solchem Wun er der Natur gegenüber Jhnen Abso ution siir Alles, ich wette darauf·« « f« Lachend wendet er sich nach Jlse hin, die. wie mechanisch mit dem Kopfe nirtensd, seine Worte wieder-holt: »Ja, Absolution siir Alles-t« ,-I,,Sie Glücklicher hören Sie denn - icht? Eine Perle haben Sie zur Frau, wahrhaftig eine Perle, die wirklich nicht nöthig hat, den Vergleich mit irgend ei nem weiblichen Wesen in der Welt zu stirchten und wäre es Aphrodite selbst, die hier aus dem Meere stiege, einen iten Odysseus aus »den Jrrfahrten fett-Es Lebens zu retten — ha, ha, hal« Der gute Professor ahnte wenig. weiche Wunden fein harmloser Scherz in der Seele des Mannes neben ihm aufriß, welcher Sturm der Leidenschaft Jin diesem Augenblick iiber diesen da i ufte. Schon fiishlte Wolf es . lich, für ihn gab es nur noch eine " ,»ng: Flucht! Flucht aus dem Be vreiche dieser Augen, dieser Stimme, die ser ganzen holdseligen Persönlichkeit reso, wie an dem Tage, als er sie zuerst gesehen hatte, fühlte er, wie sein ganzes Wesen in heißem Begehren sich zu ihr drängte, wie ein Zauber-dann ihn s umwob, aus dem es keine Befreiung mehr gab. Deshalb fort, fort, ehe er etwas that, was Ehre und Gewissen .. ihm verboten. War er sich doch voll ’ bewußt, was er der Frau, die seinen Namen trug, der hingebenden Genofsin feiner schwersten Leidenstage fchutdig gtvcth « · Spät Asbends noch, ehe er sich zur Ruhe legte, schickte er Georg nach »dem « Ver-— -. uru zu erfahren, wann der nächste Bann-set von Korfu abgehe. « Nach zwei Tagen, lautete die Ant Y«-—tt. Am ersten Ostertage Abends ss , tin Lloybdzmpsu von Athen, der ·«««s Brindisi und Iriest bestimmt sei, T Weibe. den auch der Professor zur Tllckkehr nach Deutschland benuyen wolle. v «Zwei Tage noch!« stöhnte Wolf auf. .«,Asbet sda es nicht anders fein kann, ,«ffen wir uns schon gedulden. Bitte, -wikfbt, eitste Alles bis dahin zur Ab e.« ) te iie qualvoll aus. Ihr war wie se- ·..-.-— .---- »N uns sterben äu Muthe. So ohne Wenig ohne rost. O, wäre et ein mum, Ullet, Alles! klagte sie leise, Mtgiibe es noch ein Erwachen für 17. Es war unmöglich siir Wolf, so sehr er· es auch wünschte, einer Begegnung mit den Grahams aus dem Wege zu gehen. Schon bei seinem ersten Aus gange am sol enden Tage traf er sie aus der Terra e des botelz. Der Pro fessor saß an demselben Tische. Ganz unbefangen streckte Mes. Graham dem an ihr Vorübergehenden die Hand zum Gruße entgegen. »Welche Freude, hier in der Fremde einen so lieben Freund zu treffent« Auch Asdeline lächelte ihn, wenn auch mit etwas derschömter Besongenheit, an, die ishr aber sehr gut stand. ,,Wollen Sie uns nicht mit Jhrer Frau Gemahlin bekannt machen?« Wolf konnte nicht anders, als diesem Verlangen nachzukommen Jlse ver neigte sich; eine fliegende Röthe be deckte einen Augenblick ihre Wangen, sonst verrieth nichts ihre innere Erre gang. »Apropos. wie steht’g heute Aben-d?« rief der Professor sie an. »Die Damen wollen sich meiner Fiihrung nach der Kathedraie von San Spiridion anver trauen. Jch hoff-e, Herr Baron, Sie sinsd mit Ihrer Frau Gemahlin auch don sder Partie." »Das wollen wir später verabreden; jetzt muß ich meinen vorgeschriebenen Spaziergang antreten.« Er zog grüßend seinen Hut und, Jise den Arm bietend, ging er weiter. »Ein eigensthiimlicher Herr, dieser Baron!« meinte der Professor kopf schüttelnd »Man sagt, er soll einer der reichsten Grundbesitzer Norddextiä lands sein, dazu ein so schöner-. stniiti cher Mann, Gotte einer ebenio Vortreif lichen als annruthigen Frau und dsxfz trotz aller Bedingungen des Glückes i:: nertich unbefriedigt, ohne rechte Freude am Leben. Mir unerllärlich!« »Vielleicht,« wars Adeline leichthin ein. »ist er in seiner Ehe doch nicht so glücklich, als Sie meinen.« Der Professor schüttelte den Kons. »Nein, nein, das kann nicht sein. Die Baronin ist ein Juwel, eine ganz seltene Frau, die muß jeden Mann glücklich machen. Und wie sie ihn ge pflegt hat in seiner Krankheit, mit so stiller-, geduldiger Treue und Hinge: bungi Wir Alle hier im Hotel haben sie · bewundert.« »Sie ist gelernte lernntenpflegerin,«s warf Meg. Graham mit etwao hoch-I tniithigem Achselzucken ein, ,,da ist eisk tein Wunder, wenn sie das Pflegen gut , versteht.« "« »,,Ja. sie erzählte mir davon; abers dennoch, meine Gnädigste. das Verstes hen der Pflege macht’g nicht allein, be- l sonders nicht bei dem Baron. So fürs einen Kranken körperlich und geistig zu- s gleich zu sorgen, das lann nur dies Liede, wie die eronin sie fiir ihren! Gatten hegt.« F »Und doch,« meinte Adeline, denZ hübschen Kopf schüttelnd, »tann es auch die hingebendste Liebe unbefriedigt las sen, wenn die eigentliche Sympathie der Seelen sehlt.« »Gut-den SM- Nun ja, ich gestehe,s daß mir auch schon manchmal der i Zweifel gelommen ist, ob der Baron; wirklich seine A-;rau so liebt, wie sie eHJ jedenfalls ve: .-ient. Aber ich bin über-; I zeugt, was nicht ist, tann noch werden. I An ihrer Seite man ja der lyartgesot-; tenste Egoist und Weltoeriichter zum; Glauben an das Gute, zur fröhlichens Erfassung des Lebens belehrt werdens Und fiir gar so hartgesotten halte ichs den Baron durchaus nicht« J »Was sagst Du nun, Adelinet« s brach Mrs. Graham mit lurzem Auf lachen aus, sobald der Professor sich verabschiedet hatte. »Mit einem sol— chen Juwel von Frau, wie der deutsche Professor die junge Baronin eben be zeichnete, scheint es mir doch geboten, den Kampf aufzugeben Laß uns so rasch wie möglich fort aus«- Korfu, das doch im Grunde, wenn man die Haupt fchencwiirdigleiten kennen gelernt hat, sehr wenig bietet. Qa lobe ich mir doch mein Rom, wo Du auch am beten von Deiner dizarren Vorliebe fiir diesen Baron iurirl werden wirst.« Adeline hatte gelassen lder Rede der Mutter zugehöri. Nun hob sie mit eis ner leicht abweisenden Miene den Kopf. »Du irrft, Manu, wenn Du mich so rasch fiir geschlagen hältst. Gerade weil man diese Frau siir ein - urvel hält, sie als solches preist, fühle « den Reiz des Kampfes um so tebhafter, und es würde mir nichts mehr Vergnii en ma chen, als gerade den Gatten dieser bleis chenf ligen besiegt zu meinen Füßen zu e .« »Bisher-heilt Er ist» immerhin noch ein Manier," warf- Mes. Graham anmu thig ein, »und ich begreife nicht, daß Du Deine Jugend an einen Greis fesseln willst, wo Dir von anderer Seite eine so glänzende Zukunft geboten wird« «Bah, Du meinst den Aussen, Ma ma, —- nun, mag er immerhin noch ein wenig schmachten. Ob ich Wol von Wenzelen heirathe, darüber, ama, lann ich mich heute noch niicht entschei den. Ader seine Liebe, seine Anbetung, die will ich und die werde ich mir er- . Gmädeaibeichsesftähe es Dinje Momen- - o r einen ann ge- · fii li. was ich f r diesen fühle —- und so te mir wies eine utun t an je- z net saedor ’ en te herr, wie Du ei soleds st neidischen so will ich .- —--s «--—-·»-— wenigstens, und wäre es mir fiir eine Stunde, die Seligkeit wahrer Liebe ge nofsen hat-ein« »Um einer Stunde willen solltest Du den Frieden dieser Leute nii-cht stören. Das geht zu weitt« «Habe ich mich den-n schon entschie den, ob es für eine Stunde, ob es fürs Leben sein wird?« entgegnete sie mit einem hochmüthigen Zurückwersen des Kopfes. »Gut vivm wrmi Bitte, liebe Mutter, in diefem Punkte laß mich ganz allein mein Schicksal ent scheiden. Und um offen zu sein, Fürst Naradin ist mir in der Seele zuwi der. Nur der Zwang der Notwendig keit könnte mich bestimmen, ihm meine Hand zu reichen.« »Diefer Zwang der Nothwendigkeit wird aber in wenigen Wochen eintreten. Die vom Onkel noch einmal, zum letz ten Mal gewährten Mittel gehen zu! Ende; dann heißt es, entweder hier feften Boden fassen oder nach New York zurückkehren« »Noch New York, in die Abhängig teit des Ontels kehre ich nie zurück, darauf gebe ich Dir.mein Wort; bift Zu damit zufrieden?« »Ich muß wohi! Eigensinnige Kin der wellen ihren Willen haben; doch ich fehe, wie Alles kommen wird. Der Fürst wird doch schiießiich Dein Gotte werden« 7 »Wenn Dich das tröstet, nimm es an; ich sage nichts und verspreche auch nichts.« Der Fremdenfüshrer meldete sich, den Damen einige Sehenswiirdigleiten der Stidt zu zeigen. Die Straßen und Plätze waren dicht belebt, dasselbe bunte Treiben entwickelte sich dort wie am Abend vorher. Ueberall in den offenen Höfen sah man Tafeln betrieb ten, an denen »die Gläubigen gleich nach der Verkündigung der Auferstehung um Mitternacht sich für die langen Fa sten zu entschädigen gedachten. Oster liimrner, an den Hausthüren angebun den, warteten kläglich blötend ihres Geschickes, zu dem kräftige Burschen, die weiten Aermel ihres weißen Hemdes zurückgeschlagen, bereits die Messer wetzten Das Gewühl und Gedränge nahm zu, als die Nacht herannahte und Alles nach den Kirchen drängte, sich ei nen guten Platz zu sichern. f Nur widerwillig schloß sich Wolf dem · Gange nach San Spiridion an; aber er fand keinen unauffälligen Grund, um zurückbleiben zu können. Addi nens Nähe übte einen beiingstigenden Einfluß auf ihn. Er fand sie schöner als se. Die sanfte Bitte, die stets auf ihrem Antlitz lag, sobald sie sich ihm zuwandte, verlieh ihr noch einen beson deren Rei;. Ein Schauer ging durch feine Glieder-, so oft er nur in ihre Nähe lam. Und nun Stunden neben ihr wei len zu müssen, welch eine unsägliche Qual! Die Kathedrale war, als sie eintra ten, bereits Kon an Kon gefüllt. Ein 2 geheimnsiszvolles Dunkel, nur von dern Scheine einer Oellampe am Eingange durchbrochen, erfüllte den weiten Raum Mit leisem Gemurmel, die Osterterzen noch unangeziindet in den Händen, schob man sich langsam vorwärts. Der Professor hatte durch Geld und gute Worte auf der Galerie für sich und seine Gesellschaft einen-« Platz gesichert, von dem die ganze Kirche zu übersehen war. eine schmale Bank dicht an sdie Brüstung gerückt für die Damen, die Herren mußten zur Seite stehen. Wolf wußte nicht, wie es ta1n, daß er neben Adeline seinen Platz gefunden hatte. Halb mit Pein, halb mit Luft fühlte er ihren warmen Körper dicht neben dem seinen. Der Professor, an der anderen Seite der Bank, erzählte leise slüsternd die Legende von dem heiligen Spiri dion, dem Schntzpatron Korfu’s, des sen Gebeine, hier icn Altarraume in einem kostbaren vergoldeten Sarge aus bewahrt, zuweilen in· feierlicher Pro cession zu Bitt-: und Dantgebeten durch die Stadt getragen würden. Da faßte eine weiche Hand die auf die Lehne der Banl sich stützende Wolf-Eh und wie ein Hauch tönte es zzt ihm herauf: » , »Verzeihung, Wole Ich bin nicht so schuldig, als Sie glauben! Jch spielte nicht mit Ihnen, nein, ich habe Sie ge liebt, seitdem ich Sie zum ersten Male gesehen. Aber ich hatte mein Wort be reits oerpfänbet, und man zwank mich, öffentlich mich sdazu zu« be ennen. Wen-n ich Axel je geliebt, so schwand sdiese Liebe dahin, als ich erfuhr-, daß er beinahe zu Ihrem Mörder geworden war. Da schrie etwas in mir auf ge gen ihn, ich fühlte, daß ich nie die Frau eines Mannes werden konnte, der die Waffe gegen Sie erhoben, und ich zer riß die Ketten, die mich fesselten, nm mir zum mindesten die Freiheit zu ge winnen. Sie, wenn es Gott gefiele, Sie von der Erbe abzurufein ohne Scheu wie eine Wittwe beweinen zu dürfen. Und Siet O, Wolf, ich weiß es, wir find getrennt für immer, die Mauer, die Sie zwischen uns aufge richtet, ist nicht mehr niederzuteißen Asber eins dürfen Sie mir nicht verfa gen: Ihre Achtung! Darum, darum kam ich hierher, weil ich Sie hier wußte; den-n ich kann nicht leben mit dem Bewußtsein, von Ihnen mißasch iet. veriannt ziu werden« hatte sie wirklich diese Wsorte ge erochem oder war es eine Hallneina i n der Sinne gewesen« erregt lourch vie fchevitslr. von-. Weihe-ruchme er füllte Atmnsnhäre der habt-dunklen Kirche? heiß l e Va- Blnt in ihm f, ein Wem-n chwuer dient-rieselte n. Tiefer neigte er sich zu ihr rab, er ginubtn den fchimreerriden iainz ihres Haares unter "·r«..·.- Schieiergewebe . « . . 4 beworleuchten zu sehen-, seinen Du « etnziusaithmen Wie Wahnsinn ersaß e. es ihn. O, nur einmal seine Lippens auf dieses- schöne Haupt drücken, nur ein-mal sie an sich ziehen, ihr sagen: Auch ich liebe Dich, Dich allein, auch ich bin unglücklich, wie Du es bist! hatte er diese Worte gesprochen, hat ten seine Lippen ihr Haar berührt? Er wußte es n« t; den-n plötzlich zitterte ein Kanonen-Mag durch die Luft, Alles schnellte von den Sitzen empor, auch Asdeline, sdie niun hoch auf-gerichtet neben ihm stand. Die Itonostasis Cdie Bilderwasnid in den griechischen Kirchen, die im Altar das Allenheiligste verdeckt) öffnete sich, der Erzbischof tvast mit einer brennen den Kerze, gefolgt von einer Schaar gobdstarrensder Priester hervor: »Um-inten- uns-sti!« »Chrift ist erstanden« — Und wie mit einem Zauberfchlage hatten sich alle Kerzen in der Kirche entzündet, ein Lichtmeer wogte auf. Von dem Chor herab ertönte das Glo ria, dazwischen donnersten vie Völler, erklangen die Glocken hell durch die Nacht. »Um-thun eine-stil« Der Ruf pflanzte sich aus Oder Kirche fort bis zu dem draußen harrewden Volke. Noch ein eintöniges Gebet des Erz-bischofs, dann lam »die wogende Menge in Ve wegung, uned die Kirche fing an sich zu leeren» Wieder fand sich, von »den Anderen getrennt, Adelsine asn Wo-lf’s Seite. Ihre schlanke Gestalt schmiegte sich, wie Schutz suchend, an ihn an. Niemand im Gedränge, so glaubte er wenigstens, bemerkte, daß er für ein-en Augenblick feinen Arm um sie legte, sie in aufwal lenider Leidenschaft an sisch preßte. Und wieder kam es wie ein Hauch von ihren Lippen. »O, Wolf, diese Minute der Selig keit wiegt ein ganzes Leben auf, voll Schmerz und Entfagsuing!« »Ein Stöhnen entrang sich feiner Brust. »Ja, ein Leben voll Schmerz und Entsaigungt« wiederholte er bitter. Sie hatten die Schwelle der Kirch thür überschritten, ein swüftes Gelärm umgab sie. Aus jedem Haufe lnallten Schüsse, aus den Fenstern fielen ira chend indene Töpfe nieder, »zum Schimpf des Juidos chhariot und als Symbol der ehemaligen Steinigung der Juden. Auf den Straßen unr armte und küßte man sich zum Oster gruß, dann ftrömte Alles zu den Ta feln in den offenen Höfen, die unter der« Last der Fleisch-gerichte fast bra chen. Auch im Hotel erwartete die Heim lehr-enden eine reich-besetzte Tafel; Wolf erklärte sich aber zu müde und angegriffen um an ishr Theil nehmen zu können, und zog sich, von Jlfe be gleitet. in sein Zimmer zurück. is. Jlse nimmt den Mantel nicht ab, sonsoern tritt hinaus auf den Balton und schaut lange starren Auges auf das vom Monogr-du uxnstrahlte herrliche Panorama, dass sie so oft entzückt hat. Wie von Silber übergossen srsusht das Meer, auf dessen tmllendem Spiegel die klafft-sehen Formen und Linien der Berge ein zitterndeg Bild werfen. Die Schneegipfel von tfpirus schimmern leuchtend herüber, Zchaaren fröhlicher Menschen schreiten über den Platz. Alles ist glücklich und fröhlich « « nur in ihr sieht es dunkel und traurig aus wie noch nie. L, wäre sie blind gewe sen in der stircbky hätte sie nicht sehen müssen, was sie aesehen hat! Nicht ein mal gerichtet hatten sie den geweihten Raum, die heilige Handlusngt Und wenn sie auch einer anderen Glaubens gemeinschaft a·ngehörten, als dieses naive Volk, verehren sie nicht Alle den selben Gott, denselben Heiland? Er aber, Wolf, der sonst so vornehme Mann, hatte sich in seiner Leidenschaft so weit vergessen, in ihrer Gegenwart, inmitten einer andächtigen Menge, im seierlichen Augenblicke der Verkündi gung der Auferstehung des Herrn seine Lippen ins sündigem Verlangen auf »das Haupt eines schönen-, kotetten Weibes zu pressen, das gleich ihm nichts ach tete, nach nichts fragte, als nach Be friedigung der ei enen Wünsche und Begierden. Sie ·hlt, sie ist an der Grenze ihrer Kraft angelangt. Weiter geht es nicht, sie muß ein Ende machen, ein rasches Ende, will sie nicht selbst zu t Grunde gehen! Mit festem Schritte wendet sie sich dem Zimmer wieder zu. Wolf hatte eben noch eint e Briefschaften geordnet und faßt »der Glocke, um Georg herbeizurufens und sich zur Ruhe zu be geben. Aber ihre rasch hervorgestoße nen Worte: »Bitte, gönne mir noch einen Augen-blick,« halten die schon ge- t hobene Hand zurück. Etwas erstaunt lblickt er nach ihr hin; dem sonst auf ihr Aus-sehen wenig Achtenden füllt idie Blässe ihrer Wan gen, das seltsame Feuer ins ihren Augen auf· »Du wünschest?« fragt er unid rückt ihr höflich einen Stuhl an seine Seite. Eine Ahnung steigt in ihm auf, daß sie in ider Kivche ingend etwas bemerkt habe, und er ist sofort entschlossen, nichts zu leugnen. Noch pulst das Blut in der Erinne rung an die le t durchlebte Stsunlde wild in seinen ern emd nimmt ihm etwas von- seiner sonstigen vor-nehm ruhigen Haltung Einen Augenblick athmet er heftig aus« »dann beginnt sie, den Blick fest auf sein Mitz beste-W: XI M der Moment gelommeu, in W —— dem es klar zwischen uns werden muß, Wolf!« Er sieht sie befremdet an. »Ich verstehe Dich nicht.« »Du wirst mich verstehen,« fährt sie fort und kann es nun doch nicht ver hindern, daß ihre Lippe nervös zu zit tern beginnt, »wenn ich jetzt die Bitte an Dich richte, mich morgen mit dem Llohodampfer allein abreisen und nach der Heismatsh zurückkehren zu Lassen« Er erschrickt sichtlich, verfärbt sich. »Warum diese Umwege,« fährt er ungeiduldig auf. »Sage es lieber gleich, Du hast mir Miß Graham’? wegen Vorwürfe zu machen-, und ich- ge stehe Dir, ich habe ste verdient.« »Du liebst sie —« ; Wie traurig und doch wie überzeugt jzugleich sie does sagt! « « Unruhig ruckt er auf seinem Stuhl Ebin unsd her. Soll er hier vielleicht i die Rolle eines Angeklagten spielen, lder svor seinem Richter steht? Nein, dazu ; wird er sich nimmermehr hergeben. ! ,,Weshalb soll ich es leugnen?« ent ’geg.nrte er daher, ohne die Augen nie kderzusschlagem »Ja, ich liebe MißI Graham, liebte fie, ehe ich Dich gesehen H i hatte.« « »Dann tshatest Du ein Unrecht da ran, mit idieser Liebe im Herzen mich zu lheioatshert.« »Du weiß-t, unter welchen Umstän den das geschah. Jch habe, als ich um cFich wart-, nicht Von Liebe gespro en.« »Bisher von Zuneigung und Ach tung.« »Die ich Dir gegeniiisber auch niemals aus den Augen gesetzt zu haben glaube.« »Ich meine doch,« erwidert sie leise, ssisch von ihm abwendend »Es gab iheu-t’ einen Moment, in dem ich mich « Deiner geschiimt -babe.« » Wie von eine-m Dolchstich getroffen, fahrt er hoch empor. Nur mühsam vermag er die ausbrechende Heftigikeit zu zugeln; aber in seinem Auge blitzt etwas Kaltes Feinidselsiges auf, das ihr fremd an ihm ist. ,,M-ache es turz,« kommt es zornig bebenld von seinen Lippen, »und wenn es Dir möglich ist, suche Beleidigungen meiner Person ferner zu vermeiden Was verlangst Du von mir?« Auch sie isst ausgestanden und begeg knet seinem Blick ohne jegliches Zagen: z »Ich sagte es ja vorhin schon: Tren Jnung unserer Ehe, die auf so ungesun Zder Grundlage ausgebaut ist. Als ich E damals Deinem Wunsche nachgab, mich ; IDir zu vermählen, war es in der siche ; ren Hoffnung. wenn Gott Dir sdie Ge- ; Tsundheit wieder schenken sollte, mir I Hauch Deine Liebe gewinnen zu können. · "Jch sehe jetzt ein, daß mir das nicht ge ;lungen ist, niemals gelingen wird. iSchson als wir von Gattersberg abrei Isten, stand llder Entschluß in mir fest, sobald ich diese Ueberzeugung gewon nen hätte, ein Band, das unter diesen Umständen nur zur drückenden Fessel· werden kann, wieder zu lösen.« »Die Freiheit, die mein Tod Dir ge geben hätte, wäre Dir sicher erwünsch ter gewesen,« stößt er jetzt bitter, seiner selbst nicht mehr mächtig, hervor. »Wolf!« Jshr Auge flammt auf, sie ist nicht mehr die liebevolle Gattin, sdie hin geben-de selbstlose Pflegerin, nein, das seiner Würde, seines Werthes sich voll bewußte Weib. »Das das geht zu welt,« stam- T melt sie ganz außer sich. »Du zwingst l miclx Dir zu sagen, was sonst nie über » meine Lippen gekommen wäre-. Wolf, ich weiß Alles. Ich kenne die Gründe, die Dich zu dem Wunsche, mich zu hei rathen, bewogen haben, lernte sie leider zu spät tennen.« »Nun«?« wirst er, als sie einen Au genblick zögert, mit herausfordernder Fiopfbewegnng ein« . »Hi1·:te ich sie frecher auch nnr ge-; ahnt, so sehr auch mein Herz siir Dich H sprach, nie wäre ich die Deine gewor- « Den. Eines aber statde seit der schmerz- I lieben Stunde da mir diese arausame Entliiilluna gemacht wurde, fest in mei- : ner Seele Wäre eg ein-derz- getom men, wie es gekommen ist, tiiitte Gott Dich, wie Du damals sicher ala-Ubtest, wirklich abgerufen, eine Erbschaft, die z andere ältere Rechte schädiaten, hätte! ich niemals eingetreten« -. Noch finsterer wird seine Stirn, noch is kälter der Blick sei neg Auges - »Da Du trotz der iiblen Meinung, « die Du von inir hegte e,st doch bei mir « geblieben "bist,« sagt er mit schneiden-der ! Stimme, bei deren Klang ihr Herz sich schmerzhaft zusammen zieht, ,,-tvirst Du verzeihen, wenn ich asn der Größe sol chen Opferinntbes zu zweifeln wage.« z( Jetzt erbleicht sie bis zn den Lippen, -· ihre Hand faßt nach der sStnhllehne, weil es sie wie ein Schwindel über kommt. »Ich bettage,« sagt sie dann, gewalt sam sich fassend, »daß Du an eine selbstlose That nicht glauben willst, be tlage es um Deinetwillen. Doch hätte ich gehofft, mir ein besseres- Andenken bei Dir erwovben zu haben, das ich als Trost in mein einsames Leben mit-neh men kön.n-te.« Damit wentdet sie sich tin-d verläßt, das Haupt wie unter einer schweren Last gebeugt, »das Zimmer. Er will ihr nach, sie zurückhalten; sie aber macht eine streng abweisenlde Be wegung, sdie Tsiyiir fest hinter sich zu ziehend. Cinen Augenblick starrt er ihr fas imaslos nach· Dann sinkt er auf inne-nd in eine-i Stuhl Soll das v r lich der Aitcs it: seiner Ehe sein, siiti er so oon einer Frau scheiden, die, mag er die Sache drehen, wie er will, I. -... -... - ihn zu Dank verpflichtet hat, wie fpnsi leine auf Erdent Die eben durchlebte Seene til-ew tentd, findet er sichålse gegenidber elend und undankbar. r ist nnd bleibt ihr Schuldner, unsd daß jedes Wort Wahr heit ist, das sie espwchem obwohl er das einen Anaewsliet in seiner Gereizt heit zu bezweifeln wagte, das hat er von ihrer reinen Stirn, aus ihren kla ren Augen gelesen, hinter denen kein Falsch ist. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlt er sich gedemiithigt von ei ner Frau. Daß Jlfe, was sie gesagt hat, auch ausführen, daß sie bon ihm sich trennen wir-d, davon ist er fest überzeugt. Sie hat eben, wie Doktor-· Balzer sie schon damale ihm geschil dert, bei aller Sanft-much einen starken Charakter, der da weiß, was er will, und nur nach reiflicher Ueberlegung handelt. Sie wird von ihm gehen, und er kann es nicht hindern. Will er’s denn aber hindern? Heiß wallt es plötzlich in ihm auf: Aldelinens Bild tritt lockend vor seine Seele. Süß umtönt ihn das Geständ niß ihrer Liebe, noch einmal fühlt er mit Wonnebeben, wie ihre zarte Gestalt sich an ihn schmiegt, wie ihre Augen sich in die seinen versenken. ,,Frei,« kommt es ihm plötzlich von den Lippen, »frei!« ' Er breitet sdie Arme aus, als könnte sein Sehnen sie her-beiz-ausbern. Dann aber kehrt ihm wieder ruhi gere Besinnung zurück. Darf er hier bleiben unsd seine Frau allein abreisen lassen? Unmöglich, seine vornehme Natur empört sich gegen jeden öffent lichen Sinn-dal. Das sdarf nicht fein, nie und nimmermehr! Jst die Schei dung unaussbleiblicl), so soll sie doch möglichst unbemerkt vor sich gehen! Sein Entschluß steht fest. Er wird Jlse nicht allein reisen lassen. Bis Brindisi gehen sie zusammen. Was dann geschieht das will er der Zukunft nnd seinem guten Stern überlassen. Jslse widerstrebt seinem Willen nicht. Still und in sich gekehrt läßt sie Alles geschehen, wie er es -anordinet. Ein Wunsch nur erfüllt ihre Seele: sobald ls möglich allein mit sieh und ihrem Leid zu fein. Am kommenden Abend schifft sich das Ehepaar mit dem Professor auf dem Llonddampfer ein, der am Nach Inittag in den Hafen eingelaufen ist. an friiher YJtorgenstu-nsde, als eben die Sonne im Osten aufsteigt und mit ih rem rosigen Schein Meer nnd Ufer iibergiesz lichtet das stattliche Schiff Anker unsd fährt mit schwellen-den Se geln hinaus in den dämmernden Tag. Die Abreisenden stehen am Schiffs borde, der Professor lebhaft gerührt mit dem Tuche ein Lebewohl der schö nen Insel zuwintend Wolf’s Auge fucht das Fenster, hinter sdem er sdie Geliebte weiß. Er hat nur wenige Worte mit ihr gewechselt Jlse soll ihm snicht noch einmal borwerfen dür fen, daß sie sich seiner schämen müßte. Aber Wdeline weis-» daß er frei wird, und mit einem: »Auf Wiedersehen in Rom« haben sie sich zum Abschied sdie Hände gereicht. k1.e,t .1».« ,s,.-.!k: k», Eise steht etwag avieitg von iden beiden Männern, sie schaut feuchten Blickes auf dass eritschwintdende Ei land, das ihr so manche schöne, gewiß reiche Stunde, aber auch die bitterste ihres Lebens gebracht hat. Vorbei, vorbei! Sie kommt sich wie eine Alb geschiesdene vor, die aus« 1dem Licht in ewige Nacht gesunken ist. Wäre nur auch das Letzte erst vorüber, sdie Schei destunde von Wolf und das Wieder sehen mit der Mutter. Sie fürchtet sich vor den Lügen uind den Erklärun gen, die sie daheim wird geben müssen. Ach, dort wird man vielleicht am We nigsten ihre Hantdlungsweise verstehen unsd nicht begreifen wollen, daß ihr nur sdieser Weg übrig blieb, um sich ihre Selbstiachtung, die Möglichkeit, weiter leben zu kijnnem zu bewahren. »Dort liegt Butheotum,« sagt der Professor, nach wem Orte hindeutend, ,,bald wier unser Schiff Kap Skala und Kap Eassrope passirt haben. Dann sinsd wir dem Umkreis von ziorfu entrückt und steuern in’s osfene Meer hinaus- Ach, schöner war es doch, als wir hier-her fuhren und das Wunderland noch wie ein verschleiertes Räthsel vor uns- lag. Jetzt, ida es sich uns enthüllt shat in aller seiner Herrlichkeit, treibt es uns wieder fort, zurück nach Odem heimi chen Herd. So ist das Leben eine an derschaft. Haben wir aber unser Lieb stes sbei uns, wie Sie, meine jungen Freunde,« wendete er »sich sherzlich zu Wolf untd Jlsse, »dann ist es überall schön, wo es auch sein ma . Jch armer alter Hagestolz beneide åie um Jchr Glück. Aber so ist es, sman sieht seine Versäumnisse immer erst ein, wenn es zu spät ist« Die so glücklichGepriesenen schlugen verlegen »die Augen nieder. Ach, ihre Ehe zu beneiden, hatte der gute Pro fessor wahrlich keinen Grund! — — 19. »Jlse. Schwester Jise ist wieder hieri« Mit idiesem Jubelruf empfingen Elssbeth und Meta iden- heimtrhrenden Vater schon vor der Thüre des Hauses Aus sPastor Seyfsaihrt’s wohl-wollen den Zii en malte sich eine sreusdige Usberras chung. « ,-,Jlse wieder iin sder heimathT Wo ist sie?« «Leitder nicht sbei uns,« sag-te Els beth, ihren Arm in den des Vaters schiebcnsd unsd mit ihm »die Stufen zusm Vorsiur hinaussteigend. »Sie ist bei ihrer Mutt» der Fru- ««««"«-·-i««?n.«