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About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Oct. 12, 1894)
f Unschuldig verurtheilt Roman wir W. Madam. I. Kapitel. Ich gestehe offen, daß ich kein Er Ishler von Beruf bin und nur wider Willen folgende Geschichte nieder schreibe; aber Hilda bestehtdaraus, daß diese geschrieben werde, und Hilda ist mein Weib. Die meisten Chemänner werden mir zugeben, daß die Macht, welche mich zwingt, mich an ein Unter nehmen zu wagen, siir welches ich weder Neigung noch die Fähigkeit be sitze, eine unwiderstehliche ist. Mein lleines Weibchen ist das beste, edelste Geschöpf der Welt, aber mein häus licher Friede wäre für immer gestdrt, wenn ich ihr nicht diesen Wunsch-wie seden anderen-erfüllte »Ich will ja nur in Allem und Jedem meinen Willen haben und dann kannst Du mit mir machen, was Dn willst," pflegt sie mir zu sagen. Und ich lasse ihr in Allem ihren Willen, denn ich liebe sie und was thut seit Adams Zeiten ein Mann nicht fiir ein Weib, das er liebt? Frauen wie Män ner würden meiner Erfahrung nach stets Engel sein, wenn man ihnen nie mals widerspräche! Als Hilda vergangene Woche zum ersten Male den Wunsch äußerte, ich möge unter die Schriftsteller gehen, lachte ich dazu. Sie saß aus meinen Knien, der leichte Schatten eines Spät sommerabends stahl sich in unser Zim mer und mein süßes Weibchen beschäf tigte sich damit, mir in ihrer gewohn ten Weise in den Haaren herumzu trabbeln; ich brummte, trotzdem mir die Berührung ihrer schlankem weichen Finger so angenehm ist. Sie aber harte nicht aus, ihr tolles Spiel mit meinen aaren zu treiben, bis ich wie ein tachelschwein aussah; dann lehnte sie pldtzlich ihr Köpfchen an meine Schul ter und wurde ernst. Ich wußte nur zu gut, weshalb, drückte sie fester an mich und kußte sie zärtlich auf den Mund. »Du weißt, was mich wieder traurig stimmt, nicht wahr, Ball-« fragte sie mit einem schmerzlichen Ausdruck in den Augen, der, wie ich zuweilen f". te, niemals ganz zu bannen sein wir . »Ja, mein Liebling. Weshalb denkst Du aber so oft an vergangencil Leidl-« »Du solltest die ganze tsieschichte niederschreiben und verasfentlichen," fuhr sie fort. »Wozu das, mein Herz?" fragte ich lächelnd. »Weil ich glaube, daß Du es solltest. Wann wirst Du damit beginnen, Lal «.«« »Gut nicht! Was weiß ich vom Ge schichtenschreiben?« »Du brauchst auch gar nichts davon Erz wissen,« behauptete mein kleines -eibchen. »Die Sache ist doch findet leicht. da Du den fertigen Stoff hast. Du setzest Dich einfach an Deinen Schreibtisch und schreibst manchenng treu, wie sich Alles zugetragen, als ob Du es Jemandem erzähltesr. Du wirst mich nicht glauben machen, mein Schatz (nnd wieder fuhrekr die siins wei ßen Finger in meinen Haaren herum ), daß mein Mann nicht so geschickt ist wie jeder Andere. » Jch machte keinen weiteren Versuch, zu widersprechen »Ich dachte, daß die Veröffent lichung Deiner Erlebnisse Dich schmerz lich berühren müsse," warf ich nur noch schüchtern ein. »Nicht im Geringsten. Schmerzlich wäre es mir blos, wenn mein Gatte, den ich iiber Alles liebe, sich weigcrn würde, zu thun, worum ich ihn bitte. Das würde mir das Her; t:reche:·.." Was konnte ich thun? Der Wunsch meiner Hilda ist mir Befehl. Ich bitte meine Leser im Voraus um Entschul di ng, wenn dieser Roman nicht nach al en Regeln der Kunst gemacht ist, ver sen Sie nicht, daß ich von Beruf tat nnd nicht Schriftsteller bin. Vor fünf Jahren saß ich eines Abends ; allein in meinem gemüthlichen Jung-F gesellenheim in Clissords Inn, lauschte dem über die kahlen, entbliitterten Aeste dahinsahrenden Wind, wärmte meine Füße am Kamin nnd dachte dar über nach, wie der Abend am Besten todtzuschlagen wäre. Meine Wohnung war, wie bereits erwähnt, gemüthlich. Ich besaß eine ziemlich reichhaltige Bibliothet, sowie unzählige Pfeier, hätte also lesen nnd tauchen können, aber der Mensch ist-bekanntlich ein geselliges Thier und sehnt sich nach Seinesgleichm Ich ge stehe essen, ich liebe es nicht, allein zu sein. Wassoll ein Jung eselle in sei nen vier Wänden auch anfangen? Ein eins-net Herd ist nicht besonders ein IM nnd an jenem Abend kam gerade Keiner meiner Freunde mich besuchen. S- ies eß ich denn, auszugehen. Lan lissardann ist man in weni Minnten im Mittelpunkt der tadt. M schlüpste in meinen Ueber nck, fette den Hut aus und schlenderte Mhlich durch die Fleetstraße nach W nicht-politischen Klub-, wo ich fis-I M, te Bekannte zu treffen III allerlei latsch m Minstlep nnd lertreisen n hören. Most-Ich die FUM zudetfi im W egenen n empor tieg, M mir Jemand auf die Schulter ’ " die tieså Hei-make meines alten W s er agtec »ste, . ich Dich treffe, altes . , ! M wollte ich Dich in Dei — » . U «Nein!« ent egnete ich. »Dann kannst Du mich morgen zu einer Tanzf . altung begleiten, wie Du eine solche , P nicht besucht hast und wahrscheinlis uch später nie mehr besuchen wirft. « «Sall’s eine noble Geschichte wer den?» fragte ich. Wir waren in den Speisesaal getreten, ich winkte einen Kellner herbei und bestellte einen guten Trunk. .Durchaus nicht," fuhr Jack fort. »Es hat nichts mit der vornehmen Gesellschaft zu thun und doch laube ich, daß Du daran Gefallen Finden nnd den merkwürdigsten Ball in Dei nem Leben besuchen wirst. Erinnerst Du Dich noch an Fred Sinnes-« »Den dicken Frist-« »Ja,« entgegnete Jack lachend, »so nannten wir ihn in der Schule. Er hat Idas meaizinische Fach gewählt und ist Jetzt in der Landesverbrechepsrrenaw i stalt zu Widelands als Arzt angestellt. « »Ich weiß,« sagte ich etwas beuns ruhigt, »was hat das mit der Tanz unterhaltung, von der Du sprachst, zu thun?« »Nichts mehr und nichts weniger, f als daß diese eben in Widelands statt Esindet nnd daß Stone mich einge aden ;hat, den Ball zu besuchen und einen Bekannten mitzubringen. Da Du Fted feurig dachte ich sofort an Dich-« spch soll mit Wahnsinnigen tan zen?" rief ich nicht gerade im freund lichsten Tone. .Weshalb nicht? Sie tanzen sehr gut, versicherte mich Fred, und wenn Du es genau bedenist, haft Du schon oft mit Unzurechnungsfiihigen gewalzt. Ueber-lege doch nicht so lange, wenn es sich darum handelt, etwas Neues ken nen zu lernen." »Nun gut, ich begleite T"ich,« sagte ich zögernd. » Stone wird uns bei sich beherbergen. Wir müssen morgen um vier einhalb Uhr Nachmittags von hier adreisen, diniren bei unserem alten Schulkamei raden, kleiden uns bei ihm um und et· führt uns dann in den TanzsaaL Wann darf ich Dich abholen?" »Um halb drei!" entgegnete ich, von dem Plan noch immer nicht begei ftert. Bei einem guten Glas Wein plan derten wir noch ein Stündchen, dann besuchten wir zusammen ein Theater, soupirten und trennten uns sehr spät. L. Kapitel. Jn der Regel ist eine Eisenbahn fahrt uninteressant. Jact iind ich waren alte Freunde, wir brauchten uns zdaher keinen Zwang auszulegen, jeder s streckte sich bequem in seiner Ecke aus, e rauchte seine Pfeife und las sein Leib organ. Dann und wann plauderten wir auch, wenn es uns gerade paßte. Stone erwartete uns auf dem Perron und schien sehr erfreut, uns begrüßen zu können. Nachdem wir seinen elegan ten Jagdivagen bestiegen hatten, fuhren wir in lebhaftem Trabe iiber die ginge haltene, von unzähligen Fichten bus tende Landstraße dahin. »So, meine Jungens, da waret ghrp sagte Stone herzlich astj u, Dielenson, schon eine strenan talt l gesehen?" ; ,.Nein!" entgegnete ich. »Ja-en-; hiiuser gehören nicht in ineinFach Ich hoffe nur, daß die Patienten nicht ge- i jährlich sind··« 3 »Sei unbesorgt! Dir werden sie ge wiß nichts anhaben," beruhigte mich Stone lachend. Uebrigens haben wir’ selbstverständlich auch einige Tobsiich-J tige darunter-, aber diese zu sehen, wer det Jyr heute Abend keine Gelegenheit haben. Nur die Ruhigen dürfen sich an dem Ball betheiligen und die Hälfte von diesen ist vernünftig genug." »Verniinstig genugt» wiederholte Jack, der hinten saß. »Wie kommen sie dann in das Jrrenhaiis?« »Du vergißt, daß es eine Verbre cher-Jrrenanstalt ist. Richter und Ge schworene haben nicht immer dae Herz, eine arme Mutter, die aus Nahrungs-l sorgen oder Scham ihr Kind tödtet, zum Tode zri verurtheilen; sie erklären sie für wahnsinnig und schicken sie zn uns. Achtzig Prozent unserer weib lichen snsassen waren wegen Kindes niord angetlagt und die Hälfte von ihnen ist so klar bei Verstand wie irgend Einer von nnd « . — Arme weichem-ev riet ich. »und werden sie ihr ganzes Leben in der Anstalt verbringen?« »O nein! Wir entlassen einen gro ßen Prozentsatz aber in der Regel wer den sie in der Welt nicht glücklich und kommen bald zu uns zurück. Siehst Du, Lal, trotzdem diese Ungliicklichen nicht in des Wortes stren ster Bedeutung verrückt sind, haben ie doch nicht die moralische Krast und die Energie, den Kampf inn’s Dasein von Neuem ans znnehmenz wenn Sorgen oder Versu chungen an sie herantreten, vermögen sie denselben nicht zu widerstehen nnd sie würden unter denselben Umständen dieselben Verbrechen nochmals begehen; sie sühlen sich am sichersten und gebor gensten bei una »Aber es gibt doch auch wirklich Ver riickte in der Anstalt?« warf ich ein· »Allerdings," suhr Stone sort, »wir haben Patientinnen, denen man sich ohne Waise nicht nähern dars. Mehrere Unserer Aerzte und männlichen Wärter sind im Kampf mit solchen Tot-stich tigen wiederholtlschwer verwundet wor den, denn diese entwickeln eine nn glandliche Kraft »Welcher Verbrechen machen sich linke männlichen Insassen schuldig?« imst- Sock Jder West-sw- Dstd Mit-U wir est das unerquickliche Thema. Wir sind am Zieh Wir fuhren durch ein weites That in einen herrlichen Part mit wohlge pslegtcn Kieewegem schönen Blumen beeten und mächtigen immergrünen Hecken. »Welch’ schöner Pari! Und welch’ riesiges Gebäudei" ries ich erstaunt, als tvir an der Anstalt vorbeifuhren .Iawohl, mein unge. Jch srene mich auch wie ein aiftsch- daß mich das Schicksal hierher verschlagen hat. Du weißt gar nicht, wie gut es mir geht. Ich bewohne ein reizendes Häus chen, welches Du sofort erblicken wirst, habe einen samosen Stall, angenehme Gesellschaft Unter dieser verstehe ich selbstredend nicht meine Patienten, son dern meine Kollegen und deren Fami ien." . Jn diesem Augenblick machten die Pferde vor einem allerliebsten, von prächtigen Bäumen beschatteten, rosen umrantten Eottage Halt. Ein paus biickiger Bursche eilte herbei, um Wa In nnd Pferde in Emp ang zu nehmen. te Thüre öffnete sich, eine Jluth von gelbem Licht strömte heraus, um den mondbeschienenen Weg nach mehr zu erhellen und ich dachte mir, daß es wirklich nicht übel sei, Arzt einer Lan P desuerbrecherssrrenanstalt zu sein. i l i Werden Herr Doktor den Wagen heute noch brauchen?« fragte der Stall tnecht höflich. Nur wenn es schneien sollte, Bob « « f lautete die Antwort »Herein mit Euch, Jungens-P- wandte sich Stane ! dann an und J Nachdem wir Balltoilette gemacht, L ließen wir uns ein vortreffliche-s Diner munden —- Ter Haueherr erzählte einige besonders interessante Fälle ans seiner Praxis und machte uns mit den Verbrechen einiger unserer , späteren Tänzer-innen bekannt. Jack brachte schließlich das Gespräch aus persönliche Angelegenheiten und fragte: »Wie steht es mit Deinem Herzen, Frisch - »Von Euch Beiden ist doch noch tei ner verheirathet?« ientte Stone ver-» legen ab. . ,.’.l.lieines Wissens nicht einmal ver lobt. » bemerkte ich und sah dabei Sack herausfardernd an, damit er mir wider spreche, falls ich mich täuschte. »Ich habe in meinem Leben schon sehr viele i hübsche Mädchen kennen gelernt; ich glaube sogar, daß die meisten jungen Mädchen hübsch sind Aber mir ist nach , feines begegnet, das ich mir zum Weibe gewünscht hatte. Ich war auch noch nie, was man sagt, verliebt, doch möchte ich es werden, denn ich höre, daß es ein sehr angenehmer Zustand sein soll « »Ni! Capersndum,« warf Jack ein, der gerne mit seinem Latein prunlte aVielleicht ver-liebst Du Dich noch heute auf dem Ball. Du, Sinne, soll test Dich wirklich auch schon verheira then, diesem reizenden Haus sehlt nichts, als eine ebenso reizende Herrin Für Leute wie ich und tsal dünkt mir die Ehe eine sehr ernste Sache. Wir müssen unsere Junggesellenwirthschast ausgeben, unsere geliebten Pfeisen, unsere Sportbilder, die niedlichen Schauspielerinnen, unsere Freiheit, zu kommen und zu gehen, wann und wohin ed uns beliebt; kurz, wir müssen ein anz neues Leben beginnen. Aber ein ensch wie Du, mein lieber Freund, der sein nettes Häuschen, feinen eigenen Herd, eine Köchin, ein Stubenköychem ja sogar seinen Stallknecht hat, muß, um sein Glück voll genießenm zu sonnen, ein geliebtes Weib heimführen Das gehört zur Vervollständigung der dellr. Du hast ja hier überdies nicht einmal einen Klub, in dem Du Deine Abende verbringen könntest -Dab wohl nicht,« bestätigte Stone, »aber trotzdem angenehme Gesellschaft Uebrigens denke ich ganz ernstlich an e Heirathen und Ihr werdet meine sus erwählte aus dem heutigen Ball kennen lernen. » Jaek und ich machten lange Gesich ter. War’s möglich, daß unser alter Freund eine seiner Patientinnen heim führenpollteP «Ulll cclll Still-« ncfcll Wlk wie aus einem Munde. «Jawohl,« sagte Stane und da er unsere Gedanken von unseren verblüff ten Gesichtern las, brach er in ein fchallendes Gelächter aus. »Fürchtet nichts! Es betheiligen sich auch sehr viele Gäste an dem Feste. Meine Kleine-—Dorathy heißt sie-ist die Schwester unseres Chefarztes und ein reizendeo Geschöpf· Doch Jhr wer det sie ja sehen, und ich will ein alter Schwede heißen, wenn Jhr rnich nicht um sie beneidet !» Wir gratulirten ihm aufs sei-haf teste, neckten ihn dann und prophe ei ten ihm, daß er ein Pantoffelheld szein werde. Er nahm unsere Scherze gut miithig auf, lächelte dazu und ich mußte mir sagen, daß er weit männlicher ge worden war, als ich gedacht hatte. In der heitersten Stimmung mach ten wir Drei uns auf den Weg in's Jrrenhaue. Es war eine schöne frostige Mandnacht; Bäume und Sträucher waren wie mit tausend Diamanten übersiiet, der Himmel fast blau und die Sterne funkelten herrlich »Betheiligen sich alle ruhigen weib lichen Jnsafsen an dem Ball-« fragte ich, während wir uns der Anstalt näher ten. »O nein, » entgegnete Stanr. »Biele sind sich ihrer Lage bewußt nnd bleiben dem Tanz fern-»aus Furcht. Jemandeni zu begegnen, den sie von früher her kennen ; die Meisten jedoch pflegen bald nach dem einen Ball ; bereits Vorberei tmss www-usw« m s könnt Euch gar nicht darstellen, welche Milde sich die armen Geschöpfe geben, utn sich fiir diese Gelegenheit würdig herauszupntzen Einige thun ed aus ungeborener Eitelkeiz andere wieder, um die Fremden glauben zu machen, daß auch sie Gaste seien. « »Dann haben sie also Verstand genug, zu wissen, dasz sie sich in einer s Jrrenanstalt befinden?« i .Sie wissen es leider nur zu gut. TDie Meisten wissen sogar, welches Verbrechen sie begangen haben und sin ! den ein Vergnügen daran, mit Jedem darüber zu sprechen. Aber ich bitte Euch sie hierin nicht zu ermuthigen.« »Ich werde das gewiß nicht thun. Du wirst mich auslachen, Frev, aber meine Nerven zittern beinahe vor Auf regung und am liebsten möchte ich davonlaufen. « ; .Nur beinahe?" meinte Jack. »Ich habe das Gefühl, als ob mir Jemand eiskalteg Wasser iilper den Rücken gösse. und meine Knie schlottern. Doch daY sind wir ja, wenn ich nicht irre." » s Wir standen vor einem imposantens Gebäude. Aus dem weitgeoffneteni Thore strömte helles Licht, ein Wagens nach dem anderen fuhr vor und geputzte Leute entstiegen denselben. In der festlich beleuchteten Vorhalle gaben wir unsere Ueberrocke und Hüte ab und folg ten Toktor Stone in’d Misset. »Ihr sollt vorerst noch eine kleine Stärkung nehmen, Ihr Hasenfiisie,» sagte er lachend. »Seht, mein Kollege thut dasselbe,» fügte er hinzu und llopste einem Herrn aus die Schulter, der sich gerade mit Sherry bediente. »Erlanbe mir, Molesworth, Dir meine Freunde Lionel Dickenson und Jack Backer vorzustellen und dies ist Doktor Molesworth. « »Ich freue mich, Sie begrüßen zu dürfen, « sagte der Doktor höflich. »Sie sollten auch etwas nehmen, denn es ist keine kleine Aufgabe, mit den Pa ticntinnen zu tanzen. Sind Sie zum ersten Mal hieri» »Im-' antwortete ich zerstreut, denn ich horchte gespannt zur Nebenthüre, ob ich nicht dao Getreisch und Gelächter der rren horen wurde. »««Uirsen wir auch mit den Gästen tanzen, oder rniis sen wir uns ausschließ lich den Berrtielten widmen·.-« fragte ich. .Der Ball wird zur Unterhaltung und Zerstreuung unserer Patienten ab gehalten und obgleich diese sowohl mit den Besucherinnen als auch untereinan der tanzen, so ziehen sie doch Tänzer des entgegengesetzten Geschlechtes vor. Wenn Sie mich begleiten wollen, werde ich Sie einigen interessanten Damen vorstellen. « Mit etwas gereizten Nerven folgten wir unseren Führern, durchschritten eine große Halle, die Musik tonte immer näher und näher, endlich betra ten wir den mit bunten Guirlanden, schönen Papierlettem Bildern und Zeichnungen geschmückten BallsaaL Eber-halb der Thüre leuchtete einTranei patent: »Willlommen zu unserem Ball l« Jch sah mich erstaunt urn und Stone sagte mir, daß alt' dies das Werk von Patienten sei; auch das Orchester rekrutirte sich aus lauter Jnsassen der Anstalt. Jn meinem Leben war mir noch kein so trauriger Anblick geworden wie diese Ballgesellschast. An hundert geputzte Frauen gewahrte ich; nber aus jedem Antlitz war entweder der Stempel des Verbrechen-z oder tiese Trauer oder Gei steszerriittung ausgeprägt. Junge, laurn den Kinderschuhen entwachsene Mädchen, die ein nützlichee, vielleichts auch ein gliicklicheo Leben hätten führen J können, vegetirten hier mit einem stin- T dedtnord aus dem Gewissen; Frauen, die vom harten Kampf um’e Leben in einer schwachen Stunde zu demselben HBerbrechen getrieben worden, verzehr Hlen sich hier oor Reue und Gram! Niemals werde ich all’ die unaussprech lich traurigen oder geistesabwesendem ausdruckoloseu Gesichter vergessen, die uns da beim Eintritt entgegenstarrten, oder die schlauen, sucheähnlichen Blicke, die sich aus und rlchtetenl Mir blutete das Herz. Und wie sich die Aermsten herausgeputzt hatten! Einige wenige-die ganz mittellosen, wie ich später -ersuhr-—trugen die braune Haueunisorm, aber auch sie hat ten sich wenigstens mit einem hellen Bande, einer Blume geschrnlntt, manche waren sehr schön gekleidet, andere wie der sehr aussallend, aber alle beobach teten uns mit lebhaftem Interesse »Nun," rief Stone, der meine schmerzliche Bewegung und meine feuchten Augen sah, ,.hast Du schon eine entdeckt, mit der Tn gerne tanzen würdest? Nicht, daß ich es gerade nöthig hätte, Dich vorzustellen, denn unsere Damen sind nicht besonders zu kiirlhaltend nnd besorgen das schon selbst. Es wird Tit an Tänzerinnen nicht fehlen. Wie würde Dir diese Dame passen? Eic gehet-l zu unseren beriichtigsten Patientinnrn.« Ich folgte der Richtung seiner Augen nnd mir schaut-erte. Ein Jiiesentoeib näherte sich uns. In jedem Fug ihres when, nnfeinen Gesichtee stand der Wahnsinn geschrieben, in ihren großen was erblauen Augen berechnende Grau samkeit. Diese alte, häßliche Person hatte sich wie ein Pfau www-geputzt Sie trug ein schwarzen tief ausge ikhnittenes Spinenlleid ohne Zier-mel, das mit allerlei bunten Perlen, Flits ter, Blumen und Federn geschmückt war, außerdem eine goldlilonde Per ritcke nnd Pariser .lZnckensehuhe. Das lYesicht halte iie start isentalt und ge t-ttdert, An Gebraus-J und Lider schwarz eint-ist« . ch hehr in meinem Leben M lehr viel Emtevliches gesehen s aoer noch niemals etwas so Abschrectens ded wie dieses Weib. Stone erzählte »wir, daß die llngliickliche jede freie ; Minute dazu benutze, um Ziegelsteine, Kohle und Kalt zu suchen, die sie pul verisire und als Schonheitsmittel be niiye und auch, welch’ schreckliche Ver brechen sie begangen. Das ganze Land war damals in Aufregung, als ihre Grausamkeit an den Tag kam nnd jede Mutter fürchtete sich, ihr Kind allein auf die Straße gehen zu lassen. Mit dieser EngroosKindeemörderin sollte ich tanzen! Der Angstschweiß trat mir aus die Stirne, aber ich konnte meinem Schicksal nicht entgehen, denn sie lam aus und zu und sagte: »Meine Tan ordnung ist noch nichtl voll, Toktor Dione. Bitte, stellenj Sie mich Ihren Freunden vor·« Jch und Jack wurden ganz eeremos niell dargestellt und ich mußte dad furchtbare Weib zum Tanz führen. Meine innerste Natur lehnte sich dage gen auf, sie im Arm zu halten und doch tanzte ich, freilich mit schlotternden Knien, einen Walzer mit ihr. Ich mußte gestehen, dasz sie ganzverniinstig plauderte. Sie erzählte mir, daß die Dekoration des Saales hauptsächlich ilJr Wert sei, das; sie die meisten Guirs landen verfertigt habe, um den armen Jnsassinnen der Anstalt eine Freude zu bereiten, sie selbst sei Gast wie ich. Während sie sprach, beobachtete sie, wie ein Tiger seine Beute, den kleinen Neffen des Ebefarztes und sagte mir: »Ich liebe tleine Kinder unendlich!" Mich iiberlief eine Gitnsehaut und ich war froh, als die Musik endlich auf horte. Fred stellte mich allen seinen Kol legen, deren Frauen, Töchtern und Schwestern vor und auch seiner To rothyz aber alle Damen tanzten mit den Patienten und wollten von mir nichts wissen. So mußte denn auch ich gute Miene zum bösen Spiel machen und das Beispiel befolgen. Eben hatte ich den Lancier init einem dicken alten Weib getanzt und plauderte dann zur Erholung mit Doktor Moleeivorth, als dieser einen Laut der Ueberraschung aud mes. »Was gibt s, Doktor-r- fragte ich beunruhigt, denn ich lebte in einer fortwährenden Angst, daß einer der Patienten tobsiichttg werden konnte· »Nichts Besonderes-. Ich bin nur erstaunt, das; Fräulein Moore den Ball besucht! Ich hätte das nicht für mög lich gehalten! Sie tommt eben zur Thiir herein." Trauinte ich? Sahen meine Augen recht? Ein blendend schonet- Geschops betrat den Saal. Ihr Gesicht war bleich, sast durchs ichtig, aber bezaubernd, der Mund klein und frisch, dao Haar tostanienbraun und reich, die Augen-— ja die Angen, wer die beschreiben kannte! Jch glaube nicht, daß es noch ein Paar solcher tiesvioletter, großer, seelenvoller Angensterne ibt, die von so langen seidenweichen Limbern be schattet werden und die trotz ihrer mad chenhasten Schonheit so hoffnungslos traurig in die Welt blicken, wie die jenigen Mist Moore’e. »Wie schön ist das Weib und wie viel Trautiged muß es erlebt habenl" rief ich bewegt. »Ja," entgegnete der Arzt, »sie ist sehr schön. Was sie wohl veranlaßt haben mag, den Ball dennoch zu be suchen?« «Stellen Sie mich vor, ich muß mit ihr tanzen-" »Das sollen Sie, aber nehmen Sie sich in Acht, sie ist ein sesselndeeMiidi chenl» Sie hatte sich uns genähert nnd er schien mir in ihrem weißen Kleide und mit dem durchgeistigten Gesichtchen wie ein Engel. Doktor Molesworth reichte ihr die Hand, sagte ihr, das-i er sich freue, sie zu sehen, stellte mich vor nnd ließ mich dann mit ihr allein. Ich bat sie um den nächsten Tanz, aber sie schüttelte ihr Köpfchen « Sie sind sehr freundlich, mein Herr, aber ich mochte lieber nicht tan zen. Jch weiß, Sie kommen aus Gut müthigleit hierher, um mit den armen Kranken u tanzen. Diese unterhalten sich auch sehr gut, aber ich, ich kann es nicht. Wenn man bedenlt, mit wem man es zu thun hat« erscheint mir die Heiterkeit, die hier herrscht, unheim lich. Glauben Sie ja nicht, daß ich den Aermsten ihr Vergnügen neide, aber es berührt mich schmer lich. Ich hatte es mir nie träumen assen, dasi ich se Gelegenheit haben werde, einen derartigen Ball zn besuchen. « der nuoorua iurer nagen verouiterie sich bei diesen Worten noch mehr. - »Don-se Molesworth schien sehr et Jstaunt, als er Sie eintreten sah,» sagte ;ich, nicht wissend, was ich sonst ent i gegnen sollte. »Das konnte er auch sein," meinte sie sanft. »Ich hielt es aber sitt-'s Beste, zu kommen. Sind Sie heute zum ersten Mal hier?« »Ja und ich treue mich auch, den Bal besucht zu haben,« dabei blickte ich ties in ihre wunderbaren Augen. »Viel-halb steuen Sie sichs-« Die Frage verwirrte mich einiger maßen. Frauen besitzen in bet- Ne el eine gewisse Intuition, unb Pgisz Moore mußte boch bemerkt haben, wel chen Eindruck ihre ouszcrgewiihniiche Schönheit aus mich gemacht- sch kannte sie kaum fiini Minuten, Ich wußte nichts von ihr und doch liebte ich sie bereits. Es mag lächerlich klingen, aber schon als ich sie so anmutbig in ten Ballsaal treten fab, stanb es bei mir seit, baß sie bad Weib sei,-tvelches ich suchte. « Mutes-use Mit) ss-t:l1v«oizcit««;-s g zpmssk ØOHM « Blutkolulqcuch «, war-ern ists vors-ums sum Wiss-a Lebst-- v. Cum-IMM .« rsips 711 haben in aUea Apotheke-L U (,. .-.-»-. —.-.,- -— PFDic—-— Opern - Haus Grocery ist der Platz, um Eure Grocerics, Te likatessen, Mehl, Produkte, u. i· ro. einzukaufen. Gute, frische Waaren und niedrigfic Preise ist unser Motiv und Meiner Prom und großer Absatz ermöglichen cH uns-, dem Publikum in jeder Beziehung gerecht zu werden. c. P. HAAOK. Opernhaus Grund-. Keine Hoffma. Wie risse Frass-( s ksdkfls m IIJJH « · mehr. , net e ais-it »Sin cuiw mir tmfjmfuxtess es tm weh-m (.-. it Heite- m ums-km kde nd es Rief-«- s . Orsm r, cllzexzemesjsz Hilfst-Iß Mikn:-.:b. 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