Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901, October 12, 1894, Page 10, Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    f Unschuldig verurtheilt
Roman wir W. Madam.
I. Kapitel.
Ich gestehe offen, daß ich kein Er
Ishler von Beruf bin und nur wider
Willen folgende Geschichte nieder
schreibe; aber Hilda bestehtdaraus, daß
diese geschrieben werde, und Hilda ist
mein Weib. Die meisten Chemänner
werden mir zugeben, daß die Macht,
welche mich zwingt, mich an ein Unter
nehmen zu wagen, siir welches ich
weder Neigung noch die Fähigkeit be
sitze, eine unwiderstehliche ist. Mein
lleines Weibchen ist das beste, edelste
Geschöpf der Welt, aber mein häus
licher Friede wäre für immer gestdrt,
wenn ich ihr nicht diesen Wunsch-wie
seden anderen-erfüllte
»Ich will ja nur in Allem und
Jedem meinen Willen haben und dann
kannst Du mit mir machen, was Dn
willst," pflegt sie mir zu sagen. Und
ich lasse ihr in Allem ihren Willen,
denn ich liebe sie und was thut seit
Adams Zeiten ein Mann nicht fiir ein
Weib, das er liebt? Frauen wie Män
ner würden meiner Erfahrung nach
stets Engel sein, wenn man ihnen nie
mals widerspräche!
Als Hilda vergangene Woche zum
ersten Male den Wunsch äußerte, ich
möge unter die Schriftsteller gehen,
lachte ich dazu. Sie saß aus meinen
Knien, der leichte Schatten eines Spät
sommerabends stahl sich in unser Zim
mer und mein süßes Weibchen beschäf
tigte sich damit, mir in ihrer gewohn
ten Weise in den Haaren herumzu
trabbeln; ich brummte, trotzdem mir
die Berührung ihrer schlankem weichen
Finger so angenehm ist. Sie aber harte
nicht aus, ihr tolles Spiel mit meinen
aaren zu treiben, bis ich wie ein
tachelschwein aussah; dann lehnte sie
pldtzlich ihr Köpfchen an meine Schul
ter und wurde ernst. Ich wußte nur zu
gut, weshalb, drückte sie fester an mich
und kußte sie zärtlich auf den Mund.
»Du weißt, was mich wieder traurig
stimmt, nicht wahr, Ball-« fragte sie
mit einem schmerzlichen Ausdruck in
den Augen, der, wie ich zuweilen
f". te, niemals ganz zu bannen sein
wir .
»Ja, mein Liebling. Weshalb denkst
Du aber so oft an vergangencil Leidl-«
»Du solltest die ganze tsieschichte
niederschreiben und verasfentlichen,"
fuhr sie fort.
»Wozu das, mein Herz?" fragte ich
lächelnd.
»Weil ich glaube, daß Du es solltest.
Wann wirst Du damit beginnen, Lal «.««
»Gut nicht! Was weiß ich vom Ge
schichtenschreiben?«
»Du brauchst auch gar nichts davon
Erz wissen,« behauptete mein kleines
-eibchen. »Die Sache ist doch findet
leicht. da Du den fertigen Stoff hast.
Du setzest Dich einfach an Deinen
Schreibtisch und schreibst manchenng
treu, wie sich Alles zugetragen, als
ob Du es Jemandem erzähltesr. Du
wirst mich nicht glauben machen, mein
Schatz (nnd wieder fuhrekr die siins wei
ßen Finger in meinen Haaren herum ),
daß mein Mann nicht so geschickt ist wie
jeder Andere. »
Jch machte keinen weiteren Versuch,
zu widersprechen
»Ich dachte, daß die Veröffent
lichung Deiner Erlebnisse Dich schmerz
lich berühren müsse," warf ich nur noch
schüchtern ein.
»Nicht im Geringsten. Schmerzlich
wäre es mir blos, wenn mein Gatte,
den ich iiber Alles liebe, sich weigcrn
würde, zu thun, worum ich ihn bitte.
Das würde mir das Her; t:reche:·.."
Was konnte ich thun? Der Wunsch
meiner Hilda ist mir Befehl. Ich bitte
meine Leser im Voraus um Entschul
di ng, wenn dieser Roman nicht nach
al en Regeln der Kunst gemacht ist, ver
sen Sie nicht, daß ich von Beruf
tat nnd nicht Schriftsteller bin.
Vor fünf Jahren saß ich eines Abends ;
allein in meinem gemüthlichen Jung-F
gesellenheim in Clissords Inn, lauschte
dem über die kahlen, entbliitterten
Aeste dahinsahrenden Wind, wärmte
meine Füße am Kamin nnd dachte dar
über nach, wie der Abend am Besten
todtzuschlagen wäre.
Meine Wohnung war, wie bereits
erwähnt, gemüthlich. Ich besaß eine
ziemlich reichhaltige Bibliothet, sowie
unzählige Pfeier, hätte also lesen
nnd tauchen können, aber der Mensch
ist-bekanntlich ein geselliges Thier und
sehnt sich nach Seinesgleichm Ich ge
stehe essen, ich liebe es nicht, allein zu
sein. Wassoll ein Jung eselle in sei
nen vier Wänden auch anfangen? Ein
eins-net Herd ist nicht besonders ein
IM nnd an jenem Abend kam gerade
Keiner meiner Freunde mich besuchen.
S- ies eß ich denn, auszugehen.
Lan lissardann ist man in weni
Minnten im Mittelpunkt der
tadt. M schlüpste in meinen Ueber
nck, fette den Hut aus und schlenderte
Mhlich durch die Fleetstraße nach
W nicht-politischen Klub-, wo ich
fis-I M, te Bekannte zu treffen
III allerlei latsch m Minstlep nnd
lertreisen n hören.
Most-Ich die FUM zudetfi im
W egenen n empor tieg,
M mir Jemand auf die Schulter
’ " die tieså Hei-make meines alten
W s er agtec
»ste, . ich Dich treffe, altes
. , ! M wollte ich Dich in Dei
— » . U
«Nein!« ent egnete ich.
»Dann kannst Du mich morgen zu
einer Tanzf . altung begleiten, wie
Du eine solche , P nicht besucht hast
und wahrscheinlis uch später nie mehr
besuchen wirft. «
«Sall’s eine noble Geschichte wer
den?» fragte ich. Wir waren in den
Speisesaal getreten, ich winkte einen
Kellner herbei und bestellte einen
guten Trunk.
.Durchaus nicht," fuhr Jack fort.
»Es hat nichts mit der vornehmen
Gesellschaft zu thun und doch laube
ich, daß Du daran Gefallen Finden
nnd den merkwürdigsten Ball in Dei
nem Leben besuchen wirst. Erinnerst
Du Dich noch an Fred Sinnes-«
»Den dicken Frist-«
»Ja,« entgegnete Jack lachend, »so
nannten wir ihn in der Schule. Er hat
Idas meaizinische Fach gewählt und ist
Jetzt in der Landesverbrechepsrrenaw
i stalt zu Widelands als Arzt angestellt. «
»Ich weiß,« sagte ich etwas beuns
ruhigt, »was hat das mit der Tanz
unterhaltung, von der Du sprachst, zu
thun?«
»Nichts mehr und nichts weniger,
f als daß diese eben in Widelands statt
Esindet nnd daß Stone mich einge aden
;hat, den Ball zu besuchen und einen
Bekannten mitzubringen. Da Du Fted
feurig dachte ich sofort an Dich-«
spch soll mit Wahnsinnigen tan
zen?" rief ich nicht gerade im freund
lichsten Tone.
.Weshalb nicht? Sie tanzen sehr
gut, versicherte mich Fred, und wenn
Du es genau bedenist, haft Du schon
oft mit Unzurechnungsfiihigen gewalzt.
Ueber-lege doch nicht so lange, wenn es
sich darum handelt, etwas Neues ken
nen zu lernen."
»Nun gut, ich begleite T"ich,« sagte
ich zögernd.
» Stone wird uns bei sich beherbergen.
Wir müssen morgen um vier einhalb
Uhr Nachmittags von hier adreisen,
diniren bei unserem alten Schulkamei
raden, kleiden uns bei ihm um und et·
führt uns dann in den TanzsaaL Wann
darf ich Dich abholen?"
»Um halb drei!" entgegnete ich,
von dem Plan noch immer nicht begei
ftert.
Bei einem guten Glas Wein plan
derten wir noch ein Stündchen, dann
besuchten wir zusammen ein Theater,
soupirten und trennten uns sehr spät.
L. Kapitel.
Jn der Regel ist eine Eisenbahn
fahrt uninteressant. Jact iind ich
waren alte Freunde, wir brauchten uns
zdaher keinen Zwang auszulegen, jeder
s streckte sich bequem in seiner Ecke aus,
e
rauchte seine Pfeife und las sein Leib
organ. Dann und wann plauderten
wir auch, wenn es uns gerade paßte.
Stone erwartete uns auf dem Perron
und schien sehr erfreut, uns begrüßen
zu können. Nachdem wir seinen elegan
ten Jagdivagen bestiegen hatten, fuhren
wir in lebhaftem Trabe iiber die ginge
haltene, von unzähligen Fichten bus
tende Landstraße dahin.
»So, meine Jungens, da waret
ghrp sagte Stone herzlich astj
u, Dielenson, schon eine strenan talt l
gesehen?" ;
,.Nein!" entgegnete ich. »Ja-en-;
hiiuser gehören nicht in ineinFach Ich
hoffe nur, daß die Patienten nicht ge- i
jährlich sind··« 3
»Sei unbesorgt! Dir werden sie ge
wiß nichts anhaben," beruhigte mich
Stone lachend. Uebrigens haben wir’
selbstverständlich auch einige Tobsiich-J
tige darunter-, aber diese zu sehen, wer
det Jyr heute Abend keine Gelegenheit
haben. Nur die Ruhigen dürfen sich
an dem Ball betheiligen und die Hälfte
von diesen ist vernünftig genug."
»Verniinstig genugt» wiederholte
Jack, der hinten saß. »Wie kommen
sie dann in das Jrrenhaiis?«
»Du vergißt, daß es eine Verbre
cher-Jrrenanstalt ist. Richter und Ge
schworene haben nicht immer dae Herz,
eine arme Mutter, die aus Nahrungs-l
sorgen oder Scham ihr Kind tödtet,
zum Tode zri verurtheilen; sie erklären
sie für wahnsinnig und schicken sie zn
uns. Achtzig Prozent unserer weib
lichen snsassen waren wegen Kindes
niord angetlagt und die Hälfte von
ihnen ist so klar bei Verstand wie
irgend Einer von nnd « . —
Arme weichem-ev riet ich. »und
werden sie ihr ganzes Leben in der
Anstalt verbringen?«
»O nein! Wir entlassen einen gro
ßen Prozentsatz aber in der Regel wer
den sie in der Welt nicht glücklich und
kommen bald zu uns zurück. Siehst Du,
Lal, trotzdem diese Ungliicklichen nicht
in des Wortes stren ster Bedeutung
verrückt sind, haben ie doch nicht die
moralische Krast und die Energie, den
Kampf inn’s Dasein von Neuem ans
znnehmenz wenn Sorgen oder Versu
chungen an sie herantreten, vermögen
sie denselben nicht zu widerstehen nnd
sie würden unter denselben Umständen
dieselben Verbrechen nochmals begehen;
sie sühlen sich am sichersten und gebor
gensten bei una
»Aber es gibt doch auch wirklich Ver
riickte in der Anstalt?« warf ich ein·
»Allerdings," suhr Stone sort, »wir
haben Patientinnen, denen man sich
ohne Waise nicht nähern dars. Mehrere
Unserer Aerzte und männlichen Wärter
sind im Kampf mit solchen Tot-stich
tigen wiederholtlschwer verwundet wor
den, denn diese entwickeln eine nn
glandliche Kraft
»Welcher Verbrechen machen sich
linke männlichen Insassen schuldig?«
imst- Sock
Jder West-sw- Dstd Mit-U
wir est das unerquickliche Thema.
Wir sind am Zieh
Wir fuhren durch ein weites That
in einen herrlichen Part mit wohlge
pslegtcn Kieewegem schönen Blumen
beeten und mächtigen immergrünen
Hecken.
»Welch’ schöner Pari! Und welch’
riesiges Gebäudei" ries ich erstaunt,
als tvir an der Anstalt vorbeifuhren
.Iawohl, mein unge. Jch srene
mich auch wie ein aiftsch- daß mich
das Schicksal hierher verschlagen hat.
Du weißt gar nicht, wie gut es mir
geht. Ich bewohne ein reizendes Häus
chen, welches Du sofort erblicken wirst,
habe einen samosen Stall, angenehme
Gesellschaft Unter dieser verstehe ich
selbstredend nicht meine Patienten, son
dern meine Kollegen und deren Fami
ien."
. Jn diesem Augenblick machten die
Pferde vor einem allerliebsten, von
prächtigen Bäumen beschatteten, rosen
umrantten Eottage Halt. Ein paus
biickiger Bursche eilte herbei, um Wa
In nnd Pferde in Emp ang zu nehmen.
te Thüre öffnete sich, eine Jluth von
gelbem Licht strömte heraus, um den
mondbeschienenen Weg nach mehr zu
erhellen und ich dachte mir, daß es
wirklich nicht übel sei, Arzt einer Lan
P desuerbrecherssrrenanstalt zu sein.
i
l
i
Werden Herr Doktor den Wagen
heute noch brauchen?« fragte der Stall
tnecht höflich.
Nur wenn es schneien sollte, Bob « «
f lautete die Antwort »Herein mit
Euch, Jungens-P- wandte sich Stane
! dann an und
J Nachdem wir Balltoilette gemacht,
L ließen wir uns ein vortreffliche-s Diner
munden —- Ter Haueherr erzählte
einige besonders interessante Fälle ans
seiner Praxis und machte uns mit den
Verbrechen einiger unserer , späteren
Tänzer-innen bekannt. Jack brachte
schließlich das Gespräch aus persönliche
Angelegenheiten und fragte:
»Wie steht es mit Deinem Herzen,
Frisch -
»Von Euch Beiden ist doch noch tei
ner verheirathet?« ientte Stone ver-»
legen ab.
. ,.’.l.lieines Wissens nicht einmal ver
lobt. » bemerkte ich und sah dabei Sack
herausfardernd an, damit er mir wider
spreche, falls ich mich täuschte. »Ich
habe in meinem Leben schon sehr viele
i hübsche Mädchen kennen gelernt; ich
glaube sogar, daß die meisten jungen
Mädchen hübsch sind Aber mir ist nach
, feines begegnet, das ich mir zum
Weibe gewünscht hatte. Ich war auch
noch nie, was man sagt, verliebt, doch
möchte ich es werden, denn ich höre,
daß es ein sehr angenehmer Zustand
sein soll «
»Ni! Capersndum,« warf Jack ein,
der gerne mit seinem Latein prunlte
aVielleicht ver-liebst Du Dich noch
heute auf dem Ball. Du, Sinne, soll
test Dich wirklich auch schon verheira
then, diesem reizenden Haus sehlt
nichts, als eine ebenso reizende Herrin
Für Leute wie ich und tsal dünkt mir
die Ehe eine sehr ernste Sache. Wir
müssen unsere Junggesellenwirthschast
ausgeben, unsere geliebten Pfeisen,
unsere Sportbilder, die niedlichen
Schauspielerinnen, unsere Freiheit, zu
kommen und zu gehen, wann und wohin
ed uns beliebt; kurz, wir müssen ein
anz neues Leben beginnen. Aber ein
ensch wie Du, mein lieber Freund,
der sein nettes Häuschen, feinen eigenen
Herd, eine Köchin, ein Stubenköychem
ja sogar seinen Stallknecht hat,
muß, um sein Glück voll genießenm zu
sonnen, ein geliebtes Weib heimführen
Das gehört zur Vervollständigung der
dellr. Du hast ja hier überdies nicht
einmal einen Klub, in dem Du Deine
Abende verbringen könntest
-Dab wohl nicht,« bestätigte Stone,
»aber trotzdem angenehme Gesellschaft
Uebrigens denke ich ganz ernstlich an e
Heirathen und Ihr werdet meine sus
erwählte aus dem heutigen Ball kennen
lernen. »
Jaek und ich machten lange Gesich
ter. War’s möglich, daß unser alter
Freund eine seiner Patientinnen heim
führenpollteP
«Ulll cclll Still-« ncfcll Wlk wie
aus einem Munde.
«Jawohl,« sagte Stane und da er
unsere Gedanken von unseren verblüff
ten Gesichtern las, brach er in ein
fchallendes Gelächter aus.
»Fürchtet nichts! Es betheiligen sich
auch sehr viele Gäste an dem Feste.
Meine Kleine-—Dorathy heißt sie-ist
die Schwester unseres Chefarztes und
ein reizendeo Geschöpf· Doch Jhr wer
det sie ja sehen, und ich will ein alter
Schwede heißen, wenn Jhr rnich nicht
um sie beneidet !»
Wir gratulirten ihm aufs sei-haf
teste, neckten ihn dann und prophe ei
ten ihm, daß er ein Pantoffelheld szein
werde. Er nahm unsere Scherze gut
miithig auf, lächelte dazu und ich mußte
mir sagen, daß er weit männlicher ge
worden war, als ich gedacht hatte.
In der heitersten Stimmung mach
ten wir Drei uns auf den Weg in's
Jrrenhaue. Es war eine schöne frostige
Mandnacht; Bäume und Sträucher
waren wie mit tausend Diamanten
übersiiet, der Himmel fast blau und die
Sterne funkelten herrlich
»Betheiligen sich alle ruhigen weib
lichen Jnsafsen an dem Ball-« fragte
ich, während wir uns der Anstalt näher
ten.
»O nein, » entgegnete Stanr. »Biele
sind sich ihrer Lage bewußt nnd bleiben
dem Tanz fern-»aus Furcht. Jemandeni
zu begegnen, den sie von früher her
kennen ; die Meisten jedoch pflegen bald
nach dem einen Ball ; bereits Vorberei
tmss www-usw« m
s
könnt Euch gar nicht darstellen, welche
Milde sich die armen Geschöpfe geben,
utn sich fiir diese Gelegenheit würdig
herauszupntzen Einige thun ed aus
ungeborener Eitelkeiz andere wieder,
um die Fremden glauben zu machen,
daß auch sie Gaste seien. «
»Dann haben sie also Verstand
genug, zu wissen, dasz sie sich in einer
s Jrrenanstalt befinden?«
i .Sie wissen es leider nur zu gut.
TDie Meisten wissen sogar, welches
Verbrechen sie begangen haben und sin
! den ein Vergnügen daran, mit Jedem
darüber zu sprechen. Aber ich bitte Euch
sie hierin nicht zu ermuthigen.«
»Ich werde das gewiß nicht thun.
Du wirst mich auslachen, Frev, aber
meine Nerven zittern beinahe vor Auf
regung und am liebsten möchte ich
davonlaufen. « ;
.Nur beinahe?" meinte Jack. »Ich
habe das Gefühl, als ob mir Jemand
eiskalteg Wasser iilper den Rücken gösse.
und meine Knie schlottern. Doch daY
sind wir ja, wenn ich nicht irre." » s
Wir standen vor einem imposantens
Gebäude. Aus dem weitgeoffneteni
Thore strömte helles Licht, ein Wagens
nach dem anderen fuhr vor und geputzte
Leute entstiegen denselben. In der
festlich beleuchteten Vorhalle gaben wir
unsere Ueberrocke und Hüte ab und folg
ten Toktor Stone in’d Misset.
»Ihr sollt vorerst noch eine kleine
Stärkung nehmen, Ihr Hasenfiisie,»
sagte er lachend. »Seht, mein Kollege
thut dasselbe,» fügte er hinzu und
llopste einem Herrn aus die Schulter,
der sich gerade mit Sherry bediente.
»Erlanbe mir, Molesworth, Dir meine
Freunde Lionel Dickenson und Jack
Backer vorzustellen und dies ist Doktor
Molesworth. «
»Ich freue mich, Sie begrüßen zu
dürfen, « sagte der Doktor höflich. »Sie
sollten auch etwas nehmen, denn es
ist keine kleine Aufgabe, mit den Pa
ticntinnen zu tanzen. Sind Sie zum
ersten Mal hieri»
»Im-' antwortete ich zerstreut, denn
ich horchte gespannt zur Nebenthüre, ob
ich nicht dao Getreisch und Gelächter
der rren horen wurde.
»««Uirsen wir auch mit den Gästen
tanzen, oder rniis sen wir uns ausschließ
lich den Berrtielten widmen·.-« fragte
ich.
.Der Ball wird zur Unterhaltung
und Zerstreuung unserer Patienten ab
gehalten und obgleich diese sowohl mit
den Besucherinnen als auch untereinan
der tanzen, so ziehen sie doch Tänzer
des entgegengesetzten Geschlechtes vor.
Wenn Sie mich begleiten wollen,
werde ich Sie einigen interessanten
Damen vorstellen. «
Mit etwas gereizten Nerven folgten
wir unseren Führern, durchschritten
eine große Halle, die Musik tonte
immer näher und näher, endlich betra
ten wir den mit bunten Guirlanden,
schönen Papierlettem Bildern und
Zeichnungen geschmückten BallsaaL
Eber-halb der Thüre leuchtete einTranei
patent: »Willlommen zu unserem
Ball l« Jch sah mich erstaunt urn und
Stone sagte mir, daß alt' dies das Werk
von Patienten sei; auch das Orchester
rekrutirte sich aus lauter Jnsassen der
Anstalt.
Jn meinem Leben war mir noch kein
so trauriger Anblick geworden wie diese
Ballgesellschast. An hundert geputzte
Frauen gewahrte ich; nber aus jedem
Antlitz war entweder der Stempel des
Verbrechen-z oder tiese Trauer oder Gei
steszerriittung ausgeprägt. Junge,
laurn den Kinderschuhen entwachsene
Mädchen, die ein nützlichee, vielleichts
auch ein gliicklicheo Leben hätten führen J
können, vegetirten hier mit einem stin- T
dedtnord aus dem Gewissen; Frauen,
die vom harten Kampf um’e Leben in
einer schwachen Stunde zu demselben
HBerbrechen getrieben worden, verzehr
Hlen sich hier oor Reue und Gram!
Niemals werde ich all’ die unaussprech
lich traurigen oder geistesabwesendem
ausdruckoloseu Gesichter vergessen, die
uns da beim Eintritt entgegenstarrten,
oder die schlauen, sucheähnlichen Blicke,
die sich aus und rlchtetenl
Mir blutete das Herz. Und wie sich
die Aermsten herausgeputzt hatten!
Einige wenige-die ganz mittellosen,
wie ich später -ersuhr-—trugen die
braune Haueunisorm, aber auch sie hat
ten sich wenigstens mit einem hellen
Bande, einer Blume geschrnlntt, manche
waren sehr schön gekleidet, andere wie
der sehr aussallend, aber alle beobach
teten uns mit lebhaftem Interesse
»Nun," rief Stone, der meine
schmerzliche Bewegung und meine
feuchten Augen sah, ,.hast Du schon
eine entdeckt, mit der Tn gerne tanzen
würdest? Nicht, daß ich es gerade
nöthig hätte, Dich vorzustellen, denn
unsere Damen sind nicht besonders zu
kiirlhaltend nnd besorgen das schon
selbst. Es wird Tit an Tänzerinnen
nicht fehlen. Wie würde Dir diese
Dame passen? Eic gehet-l zu unseren
beriichtigsten Patientinnrn.«
Ich folgte der Richtung seiner Augen
nnd mir schaut-erte. Ein Jiiesentoeib
näherte sich uns. In jedem Fug ihres
when, nnfeinen Gesichtee stand der
Wahnsinn geschrieben, in ihren großen
was erblauen Augen berechnende Grau
samkeit. Diese alte, häßliche Person
hatte sich wie ein Pfau www-geputzt
Sie trug ein schwarzen tief ausge
ikhnittenes Spinenlleid ohne Zier-mel,
das mit allerlei bunten Perlen, Flits
ter, Blumen und Federn geschmückt
war, außerdem eine goldlilonde Per
ritcke nnd Pariser .lZnckensehuhe. Das
lYesicht halte iie start isentalt und ge
t-ttdert, An Gebraus-J und Lider schwarz
eint-ist« . ch hehr in meinem Leben
M lehr viel Emtevliches gesehen
s
aoer noch niemals etwas so Abschrectens
ded wie dieses Weib. Stone erzählte
»wir, daß die llngliickliche jede freie
; Minute dazu benutze, um Ziegelsteine,
Kohle und Kalt zu suchen, die sie pul
verisire und als Schonheitsmittel be
niiye und auch, welch’ schreckliche Ver
brechen sie begangen. Das ganze Land
war damals in Aufregung, als ihre
Grausamkeit an den Tag kam nnd jede
Mutter fürchtete sich, ihr Kind allein
auf die Straße gehen zu lassen. Mit
dieser EngroosKindeemörderin sollte
ich tanzen! Der Angstschweiß trat mir
aus die Stirne, aber ich konnte meinem
Schicksal nicht entgehen, denn sie lam
aus und zu und sagte:
»Meine Tan ordnung ist noch nichtl
voll, Toktor Dione. Bitte, stellenj
Sie mich Ihren Freunden vor·«
Jch und Jack wurden ganz eeremos
niell dargestellt und ich mußte dad
furchtbare Weib zum Tanz führen.
Meine innerste Natur lehnte sich dage
gen auf, sie im Arm zu halten und doch
tanzte ich, freilich mit schlotternden
Knien, einen Walzer mit ihr. Ich
mußte gestehen, dasz sie ganzverniinstig
plauderte. Sie erzählte mir, daß die
Dekoration des Saales hauptsächlich
ilJr Wert sei, das; sie die meisten Guirs
landen verfertigt habe, um den armen
Jnsassinnen der Anstalt eine Freude
zu bereiten, sie selbst sei Gast wie ich.
Während sie sprach, beobachtete sie,
wie ein Tiger seine Beute, den kleinen
Neffen des Ebefarztes und sagte mir:
»Ich liebe tleine Kinder unendlich!"
Mich iiberlief eine Gitnsehaut und ich
war froh, als die Musik endlich auf
horte.
Fred stellte mich allen seinen Kol
legen, deren Frauen, Töchtern und
Schwestern vor und auch seiner To
rothyz aber alle Damen tanzten mit
den Patienten und wollten von mir
nichts wissen. So mußte denn auch ich
gute Miene zum bösen Spiel machen
und das Beispiel befolgen. Eben hatte
ich den Lancier init einem dicken alten
Weib getanzt und plauderte dann zur
Erholung mit Doktor Moleeivorth, als
dieser einen Laut der Ueberraschung aud
mes.
»Was gibt s, Doktor-r- fragte ich
beunruhigt, denn ich lebte in einer
fortwährenden Angst, daß einer der
Patienten tobsiichttg werden konnte·
»Nichts Besonderes-. Ich bin nur
erstaunt, das; Fräulein Moore den Ball
besucht! Ich hätte das nicht für mög
lich gehalten! Sie tommt eben zur
Thiir herein."
Trauinte ich? Sahen meine Augen
recht? Ein blendend schonet- Geschops
betrat den Saal. Ihr Gesicht war
bleich, sast durchs ichtig, aber bezaubernd,
der Mund klein und frisch, dao Haar
tostanienbraun und reich, die Augen-—
ja die Angen, wer die beschreiben
kannte! Jch glaube nicht, daß es noch
ein Paar solcher tiesvioletter, großer,
seelenvoller Angensterne ibt, die von
so langen seidenweichen Limbern be
schattet werden und die trotz ihrer mad
chenhasten Schonheit so hoffnungslos
traurig in die Welt blicken, wie die
jenigen Mist Moore’e.
»Wie schön ist das Weib und wie
viel Trautiged muß es erlebt habenl"
rief ich bewegt.
»Ja," entgegnete der Arzt, »sie ist
sehr schön. Was sie wohl veranlaßt
haben mag, den Ball dennoch zu be
suchen?«
«Stellen Sie mich vor, ich muß mit
ihr tanzen-"
»Das sollen Sie, aber nehmen Sie
sich in Acht, sie ist ein sesselndeeMiidi
chenl»
Sie hatte sich uns genähert nnd er
schien mir in ihrem weißen Kleide und
mit dem durchgeistigten Gesichtchen wie
ein Engel. Doktor Molesworth reichte
ihr die Hand, sagte ihr, das-i er sich
freue, sie zu sehen, stellte mich vor
nnd ließ mich dann mit ihr allein.
Ich bat sie um den nächsten Tanz,
aber sie schüttelte ihr Köpfchen
« Sie sind sehr freundlich, mein
Herr, aber ich mochte lieber nicht tan
zen. Jch weiß, Sie kommen aus Gut
müthigleit hierher, um mit den armen
Kranken u tanzen. Diese unterhalten
sich auch sehr gut, aber ich, ich kann es
nicht. Wenn man bedenlt, mit wem
man es zu thun hat« erscheint mir die
Heiterkeit, die hier herrscht, unheim
lich. Glauben Sie ja nicht, daß ich
den Aermsten ihr Vergnügen neide,
aber es berührt mich schmer lich. Ich
hatte es mir nie träumen assen, dasi
ich se Gelegenheit haben werde, einen
derartigen Ball zn besuchen. «
der nuoorua iurer nagen verouiterie
sich bei diesen Worten noch mehr.
- »Don-se Molesworth schien sehr et
Jstaunt, als er Sie eintreten sah,» sagte
;ich, nicht wissend, was ich sonst ent
i gegnen sollte.
»Das konnte er auch sein," meinte
sie sanft. »Ich hielt es aber sitt-'s
Beste, zu kommen. Sind Sie heute
zum ersten Mal hier?«
»Ja und ich treue mich auch, den
Bal besucht zu haben,« dabei blickte
ich ties in ihre wunderbaren Augen.
»Viel-halb steuen Sie sichs-«
Die Frage verwirrte mich einiger
maßen. Frauen besitzen in bet- Ne el
eine gewisse Intuition, unb Pgisz
Moore mußte boch bemerkt haben, wel
chen Eindruck ihre ouszcrgewiihniiche
Schönheit aus mich gemacht- sch kannte
sie kaum fiini Minuten, Ich wußte
nichts von ihr und doch liebte ich sie
bereits. Es mag lächerlich klingen,
aber schon als ich sie so anmutbig in
ten Ballsaal treten fab, stanb es bei
mir seit, baß sie bad Weib sei,-tvelches
ich suchte. «
Mutes-use Mit)
ss-t:l1v«oizcit««;-s g
zpmssk ØOHM
« Blutkolulqcuch
«, war-ern ists vors-ums sum Wiss-a
Lebst-- v. Cum-IMM
.« rsips 711 haben in aUea Apotheke-L U
(,. .-.-»-. —.-.,- -—
PFDic—-—
Opern - Haus
Grocery
ist der Platz, um Eure Grocerics, Te
likatessen, Mehl, Produkte,
u. i· ro. einzukaufen.
Gute, frische Waaren
und niedrigfic Preise
ist unser Motiv und
Meiner Prom und großer
Absatz
ermöglichen cH uns-, dem Publikum in
jeder Beziehung gerecht zu werden.
c. P. HAAOK.
Opernhaus Grund-.
Keine Hoffma.
Wie risse Frass-( s
ksdkfls m IIJJH «
· mehr.
, net e ais-it »Sin
cuiw mir tmfjmfuxtess
es tm weh-m (.-. it Heite- m ums-km kde
nd es Rief-«- s . Orsm r, cllzexzemesjsz
Hilfst-Iß Mikn:-.:b. Buchesuckskcih r- köst- --::
Imhhe erfea,meztsstmarauag, Scmreäkfjdet
Ame-, 1-is;.:ssgicu, Ehre-its en- Jus-much
k! sche- Ckközhei wo musiscm them He
as , bald End es Essiisieuckiks.s, du sie pet- set
and the-e- des Leben os-» mze w-: erstes-sen la es.
sblst VI TM am- mxp tr-: .F, grad-sit Ta d
edeps Mute nicht Ida-Ist muser sk- lisnnen- sc
kaßeisdrsuunc51:is.·?:kse »Ja-send Inn-IN
Du anf- kukch risse-« Mich stumm-g ver Tei
Letdea betont-en nnd tm Bebeqtsnnäszec wesse
sseiums Rath-wisse die speise Ge kzen n und des
Sankka wieder est-urs. Jung Une- sl:, May
Mc des-« festen es nie-. Fett-feu- rige-m I
DR »JssmsteI-s« »Da ist U Ceats
matten, wctlkewect,dssgc-m W vcs bis
I’ I
W- «-.·-x:.:-zz:-s«z::i.·zksg
Rtuuesknst siebet insect.
sei-registksutseiiku Heu-. «
Tee seh- des Todes-sich
la wundes san-tu Mich
Imtendevedeu unt III
eitung aus essen-hin
met-u en se est siae
sur-Messu- In m
sen versweisemm Zum
Hm« qläuseus bewährt hei,
»H- bese estegeuen sus
«Dkf I IIIkkk«
ist-hergewi- äilfefutmde Ost-It III Unen
-Wti0u sucht versäumen das-the pg- lese-,
Erst Ins ihmndeldahe III lsen ers-ist
-n Ins-Mk- Imlema l« en Ohr I,
sns disk uns Mem Im Muster vWiss
»in-. Das Iso, is. »Ist-, M MU
I 40 sehn-essen VIIW III einer Its-using
» findest-se Ghin and sesuwmvsheilem
»Mit-small In Osfntmtteajst fass-eine
»»«heskam malt-as vewtth kek vers-In
AMIC- ottmcuti utnmsmm
- Na. U cum-on M New York. N. Y
Ussete suspe- bekommen
durchgehende Paijagiet-Ziige, durchgehende
.7ckachtiüge, schnelle Reue bei Benutzung der
Chikagm Union Poe-sie nnd Jckokthwestem
Linie tät die herymtagendstm Städte öittich
des Missourizluiiew mrcAVEA 15. < nAUt MARKsjW
COPYRIGHTS.^
CAIf I OBTAIN A
PATENT f ^ jflBf »
te.
tiny yean*
Prompt anawer ami an boneat opinion.
M I NK Ae ro., who hare hart nearly fl:
expenenoe In the patent buaineaa. rmnmnnl
tlona atrlctly confidential. A Handbook of in.
formation concerning I'ntent. anil bow to ob
tain them writ free. Alw> catalogue ol mechan
ical anti acientinc tiooaa rent free.
Patent* taken through Munn A Co. reeeie*
•necial notice‘.n the rtrlentlfle Amrrlrnn. and
tboa are broucht widely before the pnblic with
out coat to tint inventor. Tbl* abi>-ndld paper,
laauert weekly, eleitantly iiluatraied. baa by far the
lanteM circulation cif any acienuhc work In the
world. 9.3 a year. Sample cornea »ent free.
Building Edition, monthly. KhUa year. Single
crip lea. 1lli asm*. Rrery number contain* beau
tiful ' ‘
In'
plates. in colon, anil photographs of new
■a. with plana, enabling builder* to *how th*
teal design* ami ocur* contract*. Artrtreaa
MUA'N A CO- -NKW YOkK. 3 HI BuoaLiWAT.
—I—L—i—L l L- I—1—L-.L- L—L ■ L L-l—L—L—L.
CABLED FIELD and HOO FENCING. £4 inches to OS inches hitfh. th« best
all-purpoee fence nuule Also STEEL WEB PICKET FENCE for yards »nd lawns,
and STEEL WIRE FENCE BOARD and ORNAMENTAL STRIP for horses and cattle.
The nic«t complete line of wire fencinp of any factory tn the country.
W rite for c irculars. !
DE KALB FENCE CO., De Kalb, 111.
4