Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Grand Island Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1893-1901 | View Entire Issue (Nov. 24, 1893)
rer tolle Junker. c Novelle von Hans Arnald 2. Kapitel. (1 Fortsetzung-) » . »Man hat es mir erznhltx agte mu diger finster, »und ich habe er t gelacht, dann geslucht und mich immer wieder gefrat was haben sie mit meinem stol iädchen angefanf en, durch welze eufelskiinste ist sief o weit gebra t worden, Ertingd Braut zu werdeni Edith, es wäre zum Lachen, wenn es nicht so furchtbar ernst wäre! Wissen Sie, was Sie thun 9« Sie schwieg und kämpfte einen schwe ren Kampf mit sickz ehe sie antwortete —-die Stimme vor i r war ja doch und trotz Allem die Musik ihrer Jugend iahre gewesenl Aber es war vorüberi »Sie haben eigentlich kein Recht zu dieser Frage.« erwiderte sie hochmüthig, »aber ich will Ihnen antworten, um alter Zeiten willen! Ia, ich weiß, was B thue, Erting hat nicht nur mein ort, sondernqch schulde ihm aufrich richtige Achtung und Dankbatkeit, weil er groß und zartsinnig an uns gehan delt hat. Ist Ihnen das genug 'r« Ia und nein,« ingte er, während er den Horn niederzu ämpfen suchte, den ihr alter Ton in ihm ansachle, »ich verstehe Sie, Edith »in dürren Worten, Erting hat Ihrem Stiefbruder die Schul den bezahlt, und dafiir sind Sie seine Braut eworden. Donner und Do ria,« rief er plötzlich und schlenderte sein Gewehr, mit dem er gedankenlos gespielt hatte, in jäh ausbrechender Wuth weit von sich, daß ed mit dunklem Klange auf den«-Boden schlug, »daß ich hier stehen soll, ich vor allen Menschen auf der Verganzen Erde, und mit Ihnen Ihre bungsgeschi te verhandeln, Ldith -—das ist mehr as ich ertragen kann. Mach-Un Sie ein Ende, sage ich, machen Sie ein Ende, meine Geduld hat ihre Grenzeu!« »Und worin foll dies Ende bestehen P« frug sie, während sie ihn nuverwandt ansah. Wie gefiel er ihr in seinem ur tvlich igen Zorni .Sie fouen iriir agen, daß ich ihn, oder mich, oder ie niederfchießen darf, daß diese ganze Brautfchaft ein widerwiirti es, tolles Puppenfpiel ist, und Sie mir doch iin Grunde treu ge blieben sind, trotz aller Ihrer schonen Rede « Sie trat einen Schritt auf ihn zu. »Gerald, Geraldl« sagte fie in halb traurigein, halb leichtem Ton, nnd leiZte ihre kleine Hand auf feinen Arm, » ch be do? mehr gelernt als Sie in deni iinf Ja ren, mein alter Spielianieradi iaii kommt mit folchen Sturmeofliii geln nicht durch die Welt, glauben Sie s es nuri Mir hat das Leben dies Schwiingfedern fchon geknickt, eine na f der anderen, und ich habees ganz hübf ; be riffen, daß inan sich in iinabandersi liegeo fiigen ninfi. Aber Sie-wie Siei da vor mir stehen und mit dem Fuße« aufftainpfen, ist es inir trade, als mä ren wir um zehn Jaxre jünger uiidi Bienen hier iin Walde ,Riinber undI einzeffiii!« Sie find wirklich iiochs ganzoderfelbe—« » er vor siinf Jahren aus dein Stu benarreft entwischte und seine Karrieref in die Luft fliegen ließ, um Edith Bran dau einen Kotilloiistrauß zu bringen Sie mögen Recht habeii,« sagte er fpöt- I tifch, »nun, Sie haben ja uheflir uiisj Beide, ich könnte darin viel von Jhneii i lernenl Für heut ift wohl aber die« Leltioii beendet, ja? Ich darf mich( empfehlen uiid Sie gehen iii’o Schloßj uriick, Ertiiig koniiiit doch gewiß ziinii hee—ich will Sie nicht aiifhalteii,i Grafin!« Er nahiii seinen Hut auf und gings init tiefer Verbeugung Als er einige; Schritte Fethan hatte, riefEdith zögernd : .Gerald « Ei wandte fich hastig uiii· »Ihr Gewehr, Baron iiiiidiger —; und Fie haben niir nicht Lebewohl ge-, a t« « « i gEr iain langsam niiher nnd hob das! Gewehr vom Boden auf, dann stiihltå l er fich daraus used blieb einen Augenb stehen. » »Edith,« sagte er hart und kalt, ! »hiiteii Sie fich vor niirl Wie wir Beide nnd kennen, taugt es nicht, wenn Sie mit inir spielen wollten, wie damals, wo ich für eiii freundliches Ge sicht voii Ihnen bio an'v Ende derWeld i elasfen wäre. Ich bin zu alt dajin l Editlh und es könnte Ihnen doch e n iiial verzweifelt fehle t gefallen, wen ich Erngi and dein Sp el machen wollte ch a e noch ein gutes Theil Wild eit n in r lassen Sie niieh lieber in Frie en —eb ist filr und Beide und flir Ihre. Pol-ge lanpiippe von Bräutigam besser, wenn ich andere Wege gehet Uiid nun, aute Nacht, Edith i« " Er streckte ihr die Hand hin, sie nah-n l sie nicht. »Nein, Gerald,« sagte sie weich nnd tranki7, »gehen Sie nicht io im Zori : oonm riorli Ich habe vorhin, ioei ; is getränkt war, nicht bedacht, daß auch ! ie im Augenblick etwas zn verwinden ’ halten, wol en wir nnd nl i ge enfeitig veiäeihem Gerath Es itdos wahr gon ich, daß nnd die nahe sacht-ar ft hier iehi bisweilen zusammen-, iihri, sollen wir, zwei io geireue Ka-! meraden von einstmals-, dann fremd nnd iall an einander vorbeigehen? sich bin ja ohnehin nicht mehr lange er—« Eine heilige Bewegung flog über ge Gefichl, nnd plötzlich brach ein irom von heißen Thriinen ans ihren Augen« der Zur Genüge bewies. daß die Ruhe der ehren Stunden erklinfieli gesogen. vith, was thun Sie P« tief er, wie ans-r fiel-. nnd streckte die Arme nach l l ihr aus. Ader sie hatte sich fchon ge faßt nnd wies ihn m i einein energischen Kopgchiitteln zurück. » erald, verstehen Sie mich rechi,«.· sagte sie sest im Ausdruck, wenn aug die Stimme noch bebte, »ich schäme mi die er Thriinen nicht, sie waren ein Tribut an unsere schöne, lustige, trau riHe Vergangenheit, die uns ja doch kein Mensch rauben kann! Aber wir leben in der Gegenwart, Gerald, und dürfen nur danach fragen, ob wir recht thun, nicht ob es uns gefällt! Dazu helfe mir Gott-nnd Sie, mein alter Kamerad, Sie werden mir dabei gewiß nicht hinderli sein wollen! Gute Nacht, Gerald « Und während er noch erregt und zwei felnd stand, ohne ihr zu antworten, ver ließ sie ihn und ging nach dem Pakt zu rück. Der höher nnd höher steigende erbstnebel schien, wie ein wallendes S tect, sie in sich aufzunehmen, nnd ais er sich hinter der verfchwindenden Ge stalt, einem grauen Vorhang gleich, u sammenschloß, da erst empfand es (» e rald mit wildem Schmerz, daß er sie kviäkliich und unwiederbringlich verloren )a e a. naFTe c. Gott schild« Dich vor dem ungeschlachten, Ohn Maßen groben Kavaliert Der große Wohllhütigkeitsbazar, der unter dent Protektorat der Fürstin T . . . alljährlich zum Besten eines von ihr ge gründeten Krankenhauses stattfand, wurde in diesem Jahre bei Lampenlicht abgehalten, wie böse Zungen behaupte ten, weil der Teint der hohen Frau nicht mehr so ganz dem Tageslicht Probe hie t, wie in früheren Zeiten. Die Fürstin verkaufte zwar selbst, aber sie ging ab ttnd zu und war unermüd lich im Anordnen, wie in Allem, was in irgend einer Form Vergnügen hieß. Edith Brandau hatte ihre Mitwir kung selbstredend zusagen müssen, sie war fchott von je durch ihre Erscheinung die Krone jedes solchen Unternehmens, und jetzt, wo der etwas selt atne Braut stattd die allgemeine Neug er in Bezug auf das schone Mädchen ttoch erregt hatte, durfte man eine besondere An ziehungscraft für die Kauflust des Pub likutns von ihr erwarten. Die Stunde, in der die Gesellschaft sich in die Beriattssstiitte drängte, hatte noch nicht geschlagen, doch waren die Unterttehmcrinnen fchott erschienen und nahmen beim ftrahlenden Lampenlicht an den sehr bunt nnd geschmackvoll arrangirten Tischen Platz, während sie hier und da ttoch einen Gegenstand itt besseres Licht stellten, dort einen mehr wohlgettteinten, als geschntackvollett Be weis des Wohltlsiitigleitsfinnes itt den Hintergrund schaden. l Edith sasz unbeschästigt in ihren s Sessel zurückgelehnt. Ein mattblauer, l schwerer Stoff umrauschte sie. wie das s Element, dettt sie mit ihren Nixenangett J ttttd ihrem Goldhaar anzugehoren schien. « Neben ihr lag ein riesiger weißer tin-; tnelienstrausz, die zarten Blnmenbliitter ; waren fast nicht bleicher, als das Gesicht der schonen Braut, der sie itt Ertittgs Auftrage vor wenigen Augenblicken betnt Eintritt ist den Saal überreicht wurden. Das Mädchen war itt tiefes Sinnen verloren. Tie lnrzett Wochen, die zwischen ihrer lintcrredttttg tritt Gerald und dein heutigen Abend lagen, hatten ihr so ntanche Stunde gebracht, die jede Fiber ihres Herzens erzittcrn ließ nnd sie in den seltsamsten Konflikt tttit sich brachte. s zzunm und Absicht den-anderen sich, um sie wieder nnd wieder mit dein Ju geudsreunde zusatnmenzubringeu, und der aus« ,,sreundschastlicher« Basis ange tniipste Verkehr, den ihr eigener Wille hervorgeruer hatte, ital tn nur zu bald die leidettschastliche Färbung wieder an, die Geralds ganzem Wesen seine Eigen thiimlichteit nnd seinen Reiz verlieh Er hatte sich mit scheinbarer Unbefan enheit im Hause ihrer Mutter einge Puhrh er, der sonst so nngestiim Reiz bare, schiert die Kälte der Gräsin, den schlecht oerhehlteu Widerwillen Ertings nicht zu bemerken, sur ihn existirte nur Edithi Und sie hatte nicht die straft, ihm zu eigen, das; es so nicht sein diirse hatte fie wenigstens nur, wenn er nicht in ihrer Nähe war! Dann gelobte sie sich jedes Mal, sie wolle ihm mit klaren Worten sagen, daß er lieber sernbleiben solle, dasz es siir alle Theile das Beste ei, wenn er vor ihrer Hochzeit das Zu satnmentresseu vermeide. lind wenn er dann wiederkam, nnd sie den ganzen Zauber empfand, den seine Stimme und seine Augen aus sie iibten, dann tröstete sie sieh mit jenem gesährlichsten rost: »Es ist ja nicht an"lange, ich bin Ia bald sort, und einmal Frau werde ich ihn nicht wieder sehen i« lind sie ver mied es nicht, wie sie gesollt hätte, ihn u sprechen und ihm zu begegnen; sie Spielte ein gesährliches Spiel an einem Abgruude, weil sie nicht vergessen konnte, daß jenseits dieses Ab ruu es die blaue Blume wuchs, die Feder träumt und Jeder anders beneunt und die ihre erste Liebe hießl Sie wurde aus ihren Gedanken dnrch ein plähliches Geräusch gerissen. So eben erschien die Fiirsnn mit ihren Da men in den weit geöfsneten Fliigelthiiii ren. Mit einem prlisenden Bli liber flog sie das Arrangement der Tische, eine Berbeugungswoge begleitete sie von einer Bertäuseriu zur e.ndereu, bis sie den Brandau’schen Tisch entdeckte. Sie eilte mit ausgestreckten Händen aus Edith zu. »Seien Sie mir willkommen, mein liebes Kind-« sagte sie und strich zärt lich liber das goldrotle Haar der jun en Dame, die sich tie verneigte. »Sie fetten bleich ausi Ich weiß, daß Sie ich heute opsern durch Ihr Erscheinen, aber ich erkenne es auch an, glauben Sie mir l« Eis-un die Anwesenheit meiner Toch ter«wirklich·ein Opfer ist, Durchlaucht,« sagte die Gräsin Brandau, als Edith chwieg, dieser einen zorni en lick zu wersend, so wäre es durå die e Aner kennun schon reichlich vergütet « Die ärstin winkte beglttigend. ,,Lassen Sie mir meinen Liebling un angefochten, Gräfin, sie hat das«Vor recht, ein wenig lannenha t zu sem, es steht ihr ja doch Alles gut Und nun, meme liebe Edith, was haben wir hier? Wie ich sche, sind noch neue Schätze an gekommen l« Während die Damen sich in die Be ichtiguu und Erklärung der ausge teilten egenstände vertieften, und die Gräfin ich nach ihrem etwas weiter ent ernten ische begab, begann der Saal ich langsam zu füllen Eine große Anzahl von Pers-en fand sich ein, unter ihnen die mei ten Vertre- s ter jener Gesellschaft, die am Eingange unserer Erzählung in der Weinstube zu- i Lammengesessen hatten, auch Raben ehlte nicht und gab seine gewohnten iro- I ni chen Bemerkungen über Menschen i und Dinge zum Besten, während er an k detx»»Verkaussstätten entlang-·schri«tt.· Nach einer Weile zeigte sich Wing unfcheinbare Gestalt, im Frack und wei- « ßer Hlalgbindh eine Rosenknospe im Kno f och. Er ging lanftam von Tisch zu isch, wurde überal gerufen und aufgehalten und kam endli bei seiner Braut an, gleichzeitig mit aben, der eben die Fürstin begrüßt hatte und sich nun neben ihren Sessel placirte. »Nun, Herr Erting,« rief sie dem sich tief Verbeugenden entgegen, »Sie kom- J men doch mit gesiilltem Beutel? Jchf hoffe um so mehr von Ihrem Wohl-; thötigteitssinm als Sie den Gaben, die f Ihnen dieses Land darreicht, sicher nicht » zu widerstehen bermögen.« s »Erting verhält sich doch am Ende; passiv,« sagte Raben fiir den verlegen? Verstummten, »er weiß, daß er bereitsj das Schönste zu eigen hat, was ihm die ; Welt bieten ann, was sollte ihn da wohl noch verlocken ?« ( »Das steht auf einem anderen Blatt,« erwiderte die Fürstin, während ihr Blick lächelnd Edith streifte, welche dur keine I Miene verrieth, ob sie Ravenö ortef überhaupt gehört, »ich rede von Din-; gen, die gekauft werden können !« f Jn dem Au enblick glitt ein schmerz- « licher Zug ii er das bleiche, schöne Mädchengesichtz sie wandte sich hasti ab und snchte in den Gegenständen aufs dem Tisch umher Es blieb dahingestellt, ob einer der Anwesenden den Doppelsinn der Worte erfaßt hatte oder nicht. Die Aufmerksamkeit der Fürstin richtete fich plötzlich ans den Eingang des Saales, nnd sie wandte sich zu Ra ven. »Ich bitte Sie, Fett von Raven, wer ist der große, blon e Mann, der eben eintritt ?——ach, Sie sehen ja nicht hin-— dort im Jagdkostlim——« »Das ist der sogenannte ,tolle Jun ker,« Baron Rüdiger; erinnern sich Durchlaucht nicht mehr?— der jetzt Wolfedorf geerbt hat. Eine sonder bare Idee, in diesem Anzug hier zu er scheinen l« »Jedensalld eine kleidsame Jdee,« sagte die Fürstin, deren Augen immer noch den Bespro enen fixirten, »dasist eine interessante srscheiuung; wie geht J es zu, dasz man diesen neuen Anlommi » ling noch gar nicht zuGesicht bekommen » hat 'A« laucht,« sagte Erting etwas bitter, »er sucht darin eine gewisse Originalität l« »Das thut er nicht,« rief Edith bläh lich mit Energie und tief errbthend, »er s ist ein Naturmenfch durch nnd durch, und wenn er sich in seiner sorgloseu Weise gehen lässt, so ist das eben origi- . nell, und er braucht es nicht erst zu« suchen, wie Sie sagen !« Ertiu bisz sich auf die Lippen Die Fiirstin sah niit einem forschendeu Blick »Rlidiger liebt es, gegen die gesell-Z schaftlichen Formen zu verstoßen, Durchs « nach dein plohlich so lebhaft sprecheuden · Mädchen Und wandte sich dann zu Ra ven: »Bringen Sie nur doch diesen selte nen Vogel einmal, Herr von Rädern ich uiächte gern durch den Augenschein urtheilen-« »Durchlaucht gestatten wohl, das; ich mich siir einige Minuten beurlaube,« sagte ErtiiR rasch, während Raben sich anschickte, iidiger aufzusuchen. Die Fürstin winkte gnädig gewähreud uiit der Hand und wandte sich zu Edith, als Erting sich entfernt hatte. ,Cdith, tiefer Ritdiger sieht unbän dig interessant aus, ist es wirklich eine Jugeudliebe von IhneuP Wie schade dann l« Und ein nicht tttißziivet«stehetider Blick folgte der kleinen Gestalt Er tings. »Durchlancht sind grausam,« erwi derte Edith mit zuckenden Lippen, ,-k)abe ich das verdient? Wer inir in der Zeit meiner Verlobung so nahe gestatt deu hat, sollte anders deuten oder spre cheni« Edith durfte viel wagen. Die Für- · stiu sah einen Augenblick wie bestürzt vor sich nieder. »Verzeihen Sie mir,« sagte sie dann in ihrer gewohnten leichten Art, »Sie wissen, ich sage gern, was ich denke, und im Moment kam niir die Idee, welch herrliched Paar Sie Beide-doch halt, er kommt l« s Rlidiger trat mit Raben zu der Für tin. »Sie haben uns ans Ihre Bekannt schaft warten lassen, Baron Rlidiger,« agte sie in liebendwürdigem Ton, »ich habe Ihren Oheim selr wohl gekannt T und weise mich Ihrer selbst aus Ihrer ! Fähnrichekeit dun el zu erinnernl Ba en Sie a lee Attachement siir alte e kannte in der Fremde verlernt P« »So wenig, wie die deutsche Sprache, Durchlaucht,« erwiderte Ritdiger ver bindlich. »wenn ich trotzdem e n Ver MM beainex so bitte ich. es inGnai W den der partlellen Berwildernng sz schreiben zu wollen, der man bei einem - Iägerleben, wie ich es seit fiinf Iahren führe, doch nicht entgeht.« »Niidiger kokettirt ein wenig mit die ser Berwilderung,« sagte Raven in sei ner gewohnten ironischen Weise, »1-nan muß seine tadellosen Verbeugungen sehen, um zn staunen, daß er in Cali lFirmen Gold gegraben, iu Austra ten-« »Ich bitte, erklären Sie mich nicht,« unterbrach ihn Niidiger etwas kurz, »anßerdem sagen meine Verbeugungen durchaus Nichts-man muß mit den Wölfen heulen-meinen Sie, ich hätte in Amerika nicht mit den Affen nm die Wette klettern und mit der größten Ele anz Kocosniisse pflücken nnd Grimas fen schneiden können ? Dafür ist man eben Rosmopolit i« Die Fürstin sah belustigt aus, ihr Interesse an dem schönen, wildausseheu den Iägersmanne wuchs. »Nun, da Ihnen das Parquet nicht o ganz fremd ·eworden ist,« sagte sie, ich erhebend, »so hoffe ich, Sie öfters fu sehen. Wir inusizrren jeden Freitag n kleinem Cirkel, nnd Sie sind hiermit benachrichtigt, daß Sie erwartet wer den. Nun aber muß ich gegen, ich habe mich schon iiber die Gebii r lange bei Ihnen verweilt, Edith—aus Wieder seheu!« Raben geleitete sie zu den anderen Tischen, während Riidiger schweigend vor Edith stehen blieb. »Ich dachte, Sie wollten mir heute überhaupt nicht guten Abend sagen l« nahm sie endlich lächelnd das Wort, ohne ihn anzusehen. »Ich wollte auch nicht, aber Ihnen gegenüber mn ich stets, auch was ich nicht willi Schütteln Sie nicht wieder den iiopi. erzählen Sie mir lieber, wie iIhnen unser gestriger Weg bekommen i.« »Ich liebe keine Neminiscenzen, und heute bin ich auch gar nicht als Privat person hier; ich denke, Sie sollen mir viel abkausen, hier die schöne Jagd tasche-—« ,,.Haben Sie dieselbe gearbeitet ?« Sie schüttelte den Kopf. »stennen Sie meine ungeschickten Hände nicht mehr? Ich verstand stets besser mit der Reitpeitsche umzugehen, als mit der Nadell Aber nun ernstlich, was taufen Sie P« »Mir eins l« erwiderte er langsam, »aber fiir dieses Eine gebe ich Ihnen meine ganze Börse preis !« »Und das wäre ?« »Sie werden es nicht geben wol len.« »Ist es bei den Berlanfsartitetn r« frug sie ahnungslos, was er meinte. leer lachte. »Ja, es liegt dabei l« »Nun, dann habe ich nichts zu geben oder zu verweigern, mein ganzes Sin nen nnd Trachten ist ans einen möglichst hohen Preis gerichtet, wo ist es ?«« » »Hier,« erwiderte er nnd nahm dass Kameiienbouqnet vom Tisch, während er seine gefüllte Börse ernsthaft in ihres kleine Geldtasse gleiten ließ. »Was machen Sie mit dem Bouquet meiner Braut P« sagte plötzlich Ertings Stimme hinter ihm, ehe Edith Zeit ge habt hatte, Einspruch zu thun. »Ich habe es gekauft,« sagte Rüdiger nnd blickte herausfordernd auf seinen lleiuen Rivalen nieder. Edith mischte sich hastig ein« »Thorheit, Baron Rtidiger, Sie mußten selbst sehen, daß ich nicht daran denken konnte, Ihnen diesen Gegenstand zu verkaufen—legen Sie gleich das Bonquet wieder her ! Es war nur ein Scherz,« wandte sie sich verwirrt an Erting. »Das Bouquet ist ntein,« erwiderte Niidiger, ohne sich an Ertings zorn bleiche Miene zu kehren, ,,dort liegt meine Börse, Geschäg ist Geschäft, Herr Erting, das tniifseu c-ie als Kaufmann doch am besten wissen !« »Sie sind nnat·tig, Gerald,« fiel Edith wieder hastig ein, »und ich allein habe das Recht, hier zu eutscheideu. regen Sie das Bouquet wieder her, ich mag Jhr Geld ni t haben, aus sophisti schem Wege bin i nicht woh thiitig i« Sie hielt ihm die Börse hin. »Das Bonquet l« wiederholte fie. »Geh-en Sie das Bouquet her,« sagte Erting gleichzeitig mit vor Wuth erstick ter Stimme, »haben Sie ein Recht dar auf oder ich ?« »reider Sie!« erwiderte Riidiger la chend und hielt den fraglichen Gegen stand hoch in die Höhe, »aber trotzdem blribeu diese Blumen nieiu, ich wiirde ebenso gern meinen siopf vergeben, wie auch nur ein einziges Blättchen ans dem Siman Geben Sie sich keine Mühe, Erting, Sie können ihn gar nicht erreichen !« .,(Sienug,« sagte Edith jetzt schnell nnd ; besorgt, da sie sah, das; Erting aufs Aenseerfte gereizt war, »ich beschle, daß Sie die Blumen meinem Bräutigam geben, Gerald l« E Sie hatte noeh nie mit diesem Ans- ; druckc vor Erting zu Riidiger gespro-« eheu, fein schnell entsaehterZorn loderte aus« Er nahm den Strauß nnd, die schwere Bot-se, und mit dem heftigen Ausruf: »So soll sie Niemand ha benl« schleuderte er beided durch das geschlossene Fenster in den Garten und verließ dann den Saal, ohne irgend Je mand Lebewohl gesagt zu haben, wäh rend die ganze Gesellschaft stumm und entsetzt dem ,,tollen Junker« nachsah, der sich eben wieder seines Namens so werth gezeigt hatte. : Die Fürstin, welche am anderen Ende des Saales beschäftigt gewesen, hatte sich beim silirren der Feusterscheibe rasch « und erstaunt umgetvendet und sandte jetzt Naven ab, um den Grund dieser Störung zu erfahren. Als er mit dem Befrieht zu ihr zurückkehrte, lachte sie hell an : »Kiistlich, Herr von Raven, dieser, Ritdiaer ist wirklich ein Original. Ader wii irsiischend wirkii das in unseren nüchternen Kreisen l« »Ich fürchte, Durchlaucht, daß Herr Erting die Sache nicht in diesem Sinne anfsassen wird,« sagte Raven, »er säumte geradezu vor Wuth, und seine Butter, die eben eintrat, um das Bon quet des Söhnchens fliegen zu Whem war mindestens ebenso empört · enn lt;ie tSache nur nicht ernstere Folgen at « »Das wäre ja abscheulichl« rief die Fürstin lebhaft, »und gerade jetzt, wo ich mir vorgenommen habe, den interes santen Gotdgräber zu unseren Festen heranzuziehen; eine derartige Differenz würde Alles zerstören. Das muß ver hindert werden, um jeden Preis! Ich werde die Familie Erting versöhnen, Herr von Raven, ich bringe der Außer- I gewöhnlichteit ein Opfer l« I Sie ging lachend davon und Raben folgte ihr, etwas ingrimmig murmelnd: « ,,Besonders, wenn diese ,Außergewöhn- « lichkeit· ein so hübsches Gesicht hat, da« opfert man sich mit Leichtigkeit !« Aber Lndwig Erting war bereits den suchenden Augen der Fürstin entrückt. Er faßte den Arm seiner Mutter und zog ge mit sich hinaus. s ,, ch gehe nach Haut-B sagte er auf ihren verwundert sragenden Blick. »Und Edith? Ich weiß nicht, wie Du bist, Ludwig, Du wirst doch Deine Braut nicht allein hier lassen l« . »Ich gehe nach Haus,« wiederholte er heftig, »für heute habe ich wieder ein mal gering von dcm vornehmen Braut stand. Was, ich soll mich wohl von dem imsamen Abenteurer, dem Midi ger, wie einen Schnljungen necken und zerren lassen ? Mutter, ich sage Dir, es eht nicht gut; wenn Du ni t mer st, daß man sich hierüber uns lustig macht, ich merke es, und was habe ich denn davon ?« »Aber Ludwig,« ries die erschrockene Frau, die währenddessen mit dem or nlgen, kleinen So n ihren bereitstehew den prächtigen agen bestiegen hatte und nun an seiner Seite durch die Straßen rollte, »Ludwig, hast Du denn gar kein Gefühl für die Ehre, die Dir ges ieht, wenn Du eine so che Heirath ma st? Du mußt doch steigen wollen nnd in höhere Sphären kommen, mein liebes Kind-ich will ja nur Dein Glück, wenn ich Dir rathe l« »Du meinst es gut, Mutter, das weiß ich,« sagte erJchon ruhiger, »und es ist äu auch mö li , daß eine Heirath mit dith ein lück ist, in manchem Sinnel Aber ich den e jetzt ost, es wäre besser silr mich, ich hätte mich nicht von Dir bereden lassen, aus meinem Kreise herauszugeben; diirste ich trag meinem Sinne wählen, so wäre i später einmal Herr in meinem Hause und nicht, was ich hier immer sein werde, der Mann meiner Frau, die ja sehr schön, sehr vornehm und sehr klug ist, die aber wenigstens zehn Stufen herunter steigert muß, um sich mir gleich zu dünken. Das ist nichts fiir mich, Mutter—aberwir wollen nicht weiter davon sprechen. Geschehene Dinge sind nicht zu ändern l« Die Mutter schwieg aus diesen Aus brnch eines lange verhaltenen Aergers, einfach, weil sie nichts daraus zu erwi dern wußte. Dann aber sühlte sie doch das Be dürfniß, ihren Sohn zu beschwichtigen. Sie legte Ludwig die Hand aus die Schulter. »Mein liebes lisindÆ sagte sie ängst lich, »so sei doch nicht so heftig! Daß ich nur Dein Glück im Auge hatte, als ich Dich zu der Verlobung mit Edith drängte, weißt Du ja! lud warum solltest Du nicht glücklich mit ihr wer den«-« Jst sie nicht das schönste und liebenswiirdigste Mädchen, das die ganze Provinz aufweisen kann? Und so distinguirt, so viel Ariel-« »Mutter-, thu mir die einzige Liebe und sei nicht vornehung lange wir un ter vier Augen sind ! ir steht es nicht und mir gefällt es nicht, und außerdem ehort das chic und was Tu sonst Pagsh nicht zur Sache. Antworte mir einmal einfach: glaubst Du, das; Edith mich liebt?« Frau Erting wurde verlegen, als die ehrlichen, kleinen Augen des Sohnes sich so fest aus sie richteten. »Was:verstehst Du unter liebcn?« srug sie ausweicheud. »Nun, ungefähr, was Du darunter berstandest, als »du meinen Vater hei rathetest, der einarmer Mensch war und Dir keine glänzende Existenz bieten konnte! Lder ungefähr-, was ich dar unter verstand, ehe Martha unter fremde Leute gehen mußte, damit ich eine vor nehme Heirath machen konnte !« »Ludwig,« sagte die Mutter, jetzt fast ebenso heftig, als vorhin der Sohn, »reize mich nicht! Willst Du Deine Verlobung mit Cdith Vrandan rückgän gig machen, so thne es -—ich kann Tit nichts besehlen, aber ich kann Dir etwas verbieten! Du hast mir am Todten bette Deines seligen Vaters versprochen, nicht gegen meinen Willen zn heirathen, nnd wenn ich den bittersten Kummer er leben sollte, Dich als Junggesellen ster ben zu sehen, meine Einwillignng zu einer Heirath mit Martha Erting er hältst Du nie! So lange Du ledig leihst, kann ich sie aber natiirlich nicht wieder in’s Hans nehmen. An Dei nem Hochzeitstage das verspreche ich Dir, will ich an sie schreiben nnd sie Britckholen lassen; also Du hast es in einer Hand, wie lange Martha ,uuter fremden Leuten« sein soll! Jch dachte, Du hättest Dir diesen Unsinnnun nach gerade aus dem Kopf geschlagen l« »Reden wir nicht mehr davon,« agte Erting finster, »ich habe mich verge senl Eins aber sage ich Dir, Mutter, wenn mir dieser iibermüthige Junker, der Rü diger, noch ein einziges Mal zu nahe tritt, oder sein unverschämtes Hofma chen bei meiner Braut fortsetzt, so werde ich ihm keinen. daß-man Konraae aben kann, ait wenn man nicht baum ang und baumtark istl Ich sordere ihn auf Pistolen, Mutter-Du weißt, ich habe noch kein solches Ding in der and gehabt, und wenn er mich todt chieszt, so hast Du wenigstens das tröst iche Bewu tsein, daß ich vornehm um ge ommen in l« Der Wagen hatte während dieser Rede gehalten, und Ludwig half Frau Erting aussteigen. »Gute Nacht, Mutter,« sagte er dann, »du kommt schon einer von unse ren Herren Bedienten ; ich will noch zu Gerhold, ein Glas Wein wird mir heute ganz dienlich seini« Und damit wandte er sich ab und ing die Straße hinunter, während die iutter, halb entsetzt, halb stolz über den heldenmüthigen kleinen Eisenfresser im Hause verschwand. (Fottsetznng folgt.) Verkauf einer Scijarsrichtersieiir. Zu den Aemtern, die früher käuflich waren, gehörte auch die Stelle des Scharfrichters. Bei dem Verkaufe eines solchen Dienstes wurde außer den her ömmlichenAnsorderungen auch die Be dingung gestellt, daß der Küufer die Versor ung der nachgelassenen Waisen seines orgängers übernehme, ja auch wohl die, daß er die Wittwe desselben heirathe. Letzteres wurde z. . im Jahre 1722 in Hamburg dem Scharf richter W. Hennings zur Bedingung emacht, bevor man ihm den erledigten ienst für 300 Mark Banko zuschlug. Diese Heirathsklausel wurde in diesem Falle deshalb gestellt, weil der Bruder sich erboten hatte, seine Schwester mit gren Kindern zu ernähren, falls man i m die Stelle zuschlage. Dieser Bru der trug seine Wünsche und Vorschläge dem Rathe in nachstehendem Memorial vor: »Ein. Magnificenz und wohlweise Herrlichkeiten, geruhen groß geneigt sich vortragen zu lassen, was maßen ich Endesgesetzter von Jugend auf eine besondere Begierde und Lust, meines Vaters Profession, so Scharfrichter in Kiel, fortzusetzen, bei mir verspüret, auch zur rechtschaffenen Erlernung die ser unentbehrlichen LöbL Profession es an keiner Mühe und Fleiß jemals er mangeln lassen, wie ich denn we en meines Wohlverhaltens anliegendes t testatum beifügen wollen. Wenn nun ansetzo allhier durch Absterben meines sel. Schwagers Jsmael Asthausen, die Stelle eines Scharfrichters ledig wor den, so habe mich sowohl zum Besten dieser meines sel. Schwagers drei Un miindigen, als welcher Habseligieit auf der hiesigen Kammerey zu belegen, und sie ohnentgeltlich auferziehen und in allen christlichen Tugenden unterweisen zu lassen mich hiermit offerire, als weil mich zu dieser Bakanz unter allen Kan didatis in meinem Gewissen am tüchtig sten befinde, wie ich denn schon allhier die Proben davon erwiesen, da ich zu dreienmalen mich mit dem Schwerte glücklich abgesetzet, auch einmal mit dem Strange, mit aller vornehmen «u ; schauer höchster Kontentement und Slp probation auf gleiche Weise geluiipfet, auch in anderen Fällen, sowohl Kleinig leiten, als kunstmäßig zu reden, reinlich fegen und zierlich zeichnen, wie auch ans eine geschickte Art die Glieder zu ver setzen, als auch in ein oder anderen schweren und wichtigen carni, als einen guten Knoten schlagen, gut absetzen, artlich mit dem Rade spielen, nett tran chiren, und einem eine gute Hitze abja gen, welches alles der gemeine Mann Staupbesen, Brand Mark geben, tor uiren, Hängen, Köpfen, Rädern nnd Riertheilen zu nennen pflegt, außerhalb dieser Stadt, ohne Ruhm zu melden, eine besondere Adresse bei niir blicken lassen, hierzu anzugeben keinen limgang nehmen mdgeu, mit dem Erbieten, daß ich diejenige Summa Gelder, so mein fel. Schwager Lobi. Angedenken siir sei nen Dienst gegeben, sofort bei hiesiger Stadt-öcamniereh zu erlegen parat und willig bin. Ew. Magnis. Hoch nnd Wohlweise Herrlichkeiten, demiithigft ersnchend, meiner Wenigteit in Betracht angefiihrter meiner siapacität nnd vor mich habenden Merites in lionsideration zn ziehen und mir die balante Stelle groß geneigt lonseriren. lind weil so wohl dem ganzen gemeinen Wesen bei der Besetznng dieser Stelle mit einem tüchtigen Subjeito isiichstens gedient,als auch dreier armen Waisen Berpflegung und wohl an dem Employ meiner Per son grossentheils hänget, so getroste mich einer gewierigen Erholung-« Trotz dieses schonen Einpfelslnngs brieseö zog der Rath, wie bereits er wähnt, es doch vor, die Stelle einem anderen Vewerber, der die Wittwe hei rathete, zu gebeu. Gedankrnsplittkr. Der Dumme niird erst gefährlich, wenn er zuni Denken gereizt wird. Eine Frau ist im Stande, beleidigt zu sein, wenn ein Mann nielir dein, innet er sicht, als ihren Worten glaubt. Häusige Versicherungen der Treue und Liebe sind Erdbebrn, welche sie erschüttern. Wenn Manche nirlc Worte machen, so glau ben sie damit der Sache eine große Wichtigkeit beizulegen. Mit mittelmäßigen Menschen geht es uns manchmal, wie mit schlechten Bildern: Sind sie in Gold gefaßt, vergessen wir oft ihren wirklichen Werth. . Zum Leben bat Jeder das gleiche Recht. es kommt nur daraus an, dasselbe im richtigen Moment geltend zu machen, sonst kommt man zu spät. Die gefährlichsten Laster sind diejenigen, gclche oderslächlich betrachtet, Tugenden glei en. Die Neugierde ist ein Schnelldampfer auf dem Meere der kleinen Ereignisse. Kein Glück» ist io flüchti , daß es nicht eine Cpur zurücklresn Die rinneruuk » - ,