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About Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893 | View Entire Issue (Dec. 16, 1892)
getragen- Beträgen Roman von Raing Ottmnllll. Während Dernberg nun mit roßer Wärme über den Gegenstand prach, sich dabei vorzugsweise an Komtesse Elsa wendend, hatte Graf Egon wie derholt sehnsüchtige Blicke nach jener Thiir geworfen, hinter welcher helles Gläsertlingen und lustiges Lachen die fröhliche Stimmung der Gesellschaft verrieth, und endlich konnte er sich nicht enthalten, in seiner harmlos gutmü thigen Weise mit seinen innersten Ge danlen herauszuplatzem »Mir scheint wirklich, lieber Profes sor, daß ich bei dieser Vorberathung ziemlich überflüssig bin, um so mehr, da ich mich im vornhinein mit Allem einverstanden erkläre und mich ganz und gar als-z willenloses Werkzeug an zusehen bitte. Wenn Sie also die Be sprechnng mit meiner Schwester zu En de führen loollen, so bekomme ich viel leicht die Erlaubniß, dem Zuge meines Herzens und meines nicht unbeträcht lichen Durstes Folge zu leisten.« Mit einer übermüthigen Neckerei er theilte ihm seine Schwester den erbete nen Abschied, und sporenllirend ver schwand der stattlich Osfizier in dem Nebensalon. Nach seiner Entfernung entstand fiir einige Augenblicke ein verle enes Schweige zwischen Beiden; dann chick te sich der Professor an, mit seinen Er läuterungen fortzufahren; aber Elsa legte ihre Hand auf seinen Arm und fragte, indem sie ihn mit ihren Schel menaugen lustig ansah: »Wie in aller Welt wollen Sie es nur zu Wege bringen, Herbert, ein so in grimmiges Othello-Gesicht zu machen, wie dieser Nebenbuhler da aus Jhrem Bilde! Jch fürchte,——ich fürchte, Sie werden so sanftmüthig aussehen, daß Jhnen Niemand die verzehrende Eifer sucht glauben wird, die Sie nun doch einmal nothwendig zur Schau tragen müssen!« »Sie scheinen eine bessere Meinung ron mir zu haben, als ich es verdiene, Elsa,« sagte er ernst, indem er ihre Hand anseine Lippen zo . »Ich glaube, mir ist diese Leidenscha t ebensowenig sre:-.d, als alle anderen menschlichen Gebrechen.« , »Sie glauben II nur, mein Herr, und wissen noch nicht einmal zuverläs sig, ob Sie eisersüchtig sind oder nicht« O, da wird man ja auf ein Mittel denken müssen, es festzustellen! Wie wäre es zum Beispiel ,wcnn wir meinen Bruder durch einen anderen siavalier ersetzten —-s- etwa durch den Grafen Listeinau oder den Freiherrn von Hiide toch« »Sie spotten, Eisi; denn Sie wissen wohl, das-, mich solche harmlose Kotet terien niemals zur Eifersucht reizen könnten, dass, ich aber hundert Veran Zasiungen statt einsr l;abe, fiir die Dau erhaiiigieit meines Glückes zu zittern.« »Pfui, Sie halten mich für wanlel: mitthig?« »Nicht doch,« sagte er, »ich tenne Ihr Herz zur Genüge, um Ihnen zu vertrauen, aber eZ können Verhältnisse auf Sie einwirten, welche stärler find, als Ihre Liebe zu mir.« »Niemals!« unterbrach sie ihn rasch nnd mit leuchtenden Augen« »niemals! Was ich Jhnen versprochen habe, Her bert, das werde ich halten; und es ist gar nicht hübsch von Ihnen, daß Sie uns jede der spärlich zugemessenen Mi nuten des Alleinseins mit so ängstli chen Vorstellungen verderben. Mein lieber Papa ist trotz seiner soldatischen Rauhheit der lieb-vollste Vater von der Welt. Er wird im schlimmsten Fall vielleicht ein wenig weitern; aber er ge winnt es nicht über sich- mir einen etncglichen Kummer zu bereiten, und da er » ie ohnedies aufrichtig schlihh wird es mir nicht eben gar zu viel Mühe lo sten, feine Einwilligung zu erhalten.« ,,Wollte Gott« daß Jhre Zuversicht Sie nicht betrüge, tbeuerste Elsa. Aber ich lann die Besorgnisz nicht los werden, daß Sie die Macht des Jahrhunderte alten Vorurtheils unterschätzen, und daß Sie in diesem Fall einen ungleich börteten Widerstand bei Jhretn Vater finden werden, alg sonst, wenn eS sich nur um die Befriedigung einer, wenn auch vielfach übermüthigen, so doch immerhin erfüllbaren Laune handelte. Man wird Jhnen v·elleicht arg zusetzen, denn auch Graf Egon wird trotz all seiner Liebenzwiirdigteit schwerlich auf meiner Seite stehen, und ich habe rnir schon wiederholt die Frage vorlegen niiissen, ob ich wirklich ein Recht habe, Sie solchen Gefahren auszusetzent« Sein ernster Ton vermochte ihre Heiterkeit nicht zu unterdrücken. Sie lachte lustig auf und sagte sorglos: »Nun aber genug mit der Grillen fiin erei, mein lieber Herberit Wir mti en uns jetzt ebenfalls zu der Gesell schaft begeben, wenn wir nicht den rnit ßigen Zungen einen willkommenen Stoff zu allerlei Vermuthungen liefern wollen. Also, es bleibt natürlich bei dem, was zwischen uns verabredetx worden ist! Bis zu unserer Soiree und! bis zunr Erscheinen Jhres neuen Bil des in der Ausstellung bewahren wir unser Geheimnis; auf das ängstlichfte; denn es wäre allerdings recht fatal, wenn mein Papa auf irgend welchen tlmwegen von dem Bündniß unserer. herzen Kenntniß erhalten sollte. Dann aber, wenn Ihr Ansehen bei Papa noch urn einige Stufen gestiegen sein wird, treten Sie mit einer offenen Erklärung vor ihn hin, und Sie können darauf zahlen, daß Sie auf keinen allzu hef tigen Widerstand und in mir überdies eine starke Stütze linden werden« Es war ihr w rllich gelungen, den ernsten Schatten von seiner Stirn hin weg zu plaudern und ihn sogar zu einem Lächeln zu bringen. Noch ein mal küßte er ihr beide Hände, dann, als sie hinter der Thiir des Nebenzim mers das Geräusch zurückgeschobener Stüge vernahmen, zum Zeichen, daß die afel aufgehoben sei, fuhren sie ras auseinander und Eise sagte in» « tomis eher Verzweiflung: s »O weh, nun haben Sie mich nicht« nur um einen Theil meiner guten Lau ne, sondern auch um meinen meiß gebracht. Jch werde mir Mühe gehem Jhnen das heimzuzahlen. Bei unserem nächsten Diner sollen Sie mein Nach bar werden und ich werde Sorge tra gen, daß Sie sich ebenso hungrig wie der erheben, als Sie ich niedergesetzt haben.« Mit ihrem gewöhnlichen reizenden Lachen flog sie davon, während ihr der Professor mit leuchtenden Augen nach schaute. Aber gleich daraus lehrte doch ider Ausdruck der Sorge auf sein Ge sicht zurück, und während er langsam die zum Garten führenden Stufen lhinunterschritt, murmelte er wie unter Idem Bann einer trüben Ahnung vor i sich hin: · » « ; »Ich vermag ihre frohliche Zuversicht jnicht zu theilen und ich fürchte nur zu ,sehr, ihre Standhaftigkeit wird den Eheifzen Kämpfen nicht gewachsen sein, iwelche sie erwarten.« s· K a pite l. f Jn vor ertickter Abendstunde des sniimlichen ageö und nachdem er einem ssrheit ver Baaet-Voksteuun im könig lichen Theater beigewohnt atte, begab lsich Graf Egon Holzhaufen, alter Ge 1 wohnheit folgend, in seinen Klub. Die felegante Gesellschaft vornehmer junger L Lebemänner, in welcher er sich behaglich fühlte und die Zerstreuungen, denen zman sich in jenem Kreise hingab, wa «ren viel mehr nach seinem Geschmack, 1als die schöngeistigen Unterhaltungen iim Hause seines Vaters. ! Als er eintrat, fand er bereits eine « ganze Anzahl junger Offiziere und Di plomaten in den luxuriös ausgestat -teten Klubräumen beieinander, und man begrüßt ihn alg einen der lie Fbenswijrdigsten und gerngeseheniten «Mitglieder von allen Seiten auf das ·Herzlichste. Hier und da hatten sich bereits kleinere Partien an den dazu « aufgestellten Tischen zum Spiel nieder ·gestzt nnd Graf Egon trat zu diesem und jenem, um eine Erkundigung oder sonst einige freundliche Worte auszu tauschen. Da rief man seinen Namen, und als er näher trat, redete ihn ein «l)eweglicher, kleiner Herr in französi «scher Sprache an. J ,,Pardon, lieber Graf, wenn ich Sie für einen Augenblick festhalte! aber ich kmöchte Ihnen einen Landsmann rot - stellen, welchen bei uns einzuführen ich heute die Ehre habe. Der Marguis Zkliaoul du Berdy — — der Graf Egon F Holzhaufen!« i 1 Der Graf verbeugte sich höflichst vor ; dem hochgewachsenen, schlanten und kduntellockigen Herrn, welchen ihm der i lleine Herr —- ein Attache der franzö ssischen Botschaft --vorgestellt hatte und «hief3 ihn mit höflicher Redensart wills ! tomipen Auch Herr Raoul du Berdy : hatte sich mit der vornehmen Sicherheit Idee vollendeten Weltmannes geneigt kund die Anrede itn elegantesten Fran Izösisch mit einer verbindlichen Phrase ierwidert. Er war ein etwa fünfund I zwanzigjähriger Mann mit dem ausge prägten Typus des Südländers, mit trausem, tief in den Nacken herabfallen cdem schwarzem Haar, einem lecken I Schnurrbärtchen und lebhaften, blitzen tden Augen. Seine Bewegungen wa I ren vielleicht etwas zu unruhig, um im mer distinguirt zu erscheinen, und iwenn er eifrig sprach, entschlüpfte ihm i zuweilen eine Wendung, welche man in diesem Kreise nicht gewohnt war zu hören. Aber der kleine Attache, wel cher ihn eingeführt hatte, entschuldigte ihn bei den Umstehenden leise damit, daß der Msrquis ein sehr reicher Grundbesitzer aus dem Süden Frank reichs sei und bisher stets auf seinen Gütern elebt habe. so daß es wohl verzeihlig erscheine, wenn er sich dort freiere Manieren angeeignet habe. Auf die Frage, wie er denn selbft zu der Bekanntschaft mit dem Landsmanne gekommen sei, erzählte er, daß der Marquis heute in der Kanzlei der Bot schaft erschienen sei, um einen Ver nierl in seinem Paß vornehmen zu las -, sen, daf; er dabei seine Papiere Vorge-« legt und zugleich mit dem diploma-« tischen Personal der Botschaft Bezie l hungen angebahnt habe. I Nach einer so zuverlassigen Aus-s tunft über die gesellschaftliche Stellungs des Fremden durfte man nicht zögern, ihn als ebecsbürtigen Kavalier zu be handeln und ihm zu beweisen, daß die Gastlichkeit eine hervorragende Tu gend des deutschen Adels sei. Auch Graf Egon, der wegen seiner liebens würdigen Urngangssormen ohnedieö den Ruf eines charmanten Gesellschaf ters genoß, ließ es nicht an Zuvorlom menheit gegen den Franzosen fehlen, nnd es konnte darum Niemandem auf sallen, daß sich der Marquis vorzugs rseise ihm anschlon und offenbar be müht schien, sich seine Freundschaft zu erwerben. Gegen Mitternacht trat ein anderer Offizier an Egon heran, um ihn zu einer Spielpartie aufzufordern, und der Marauis bat in thslichster Form, sich ebenfalls anschließen zu dürfen. Die kleine, aus vier Personen beste hende Gesellschaft ließ sich in einer Ecke des Spiel aales an einem der vierecki gen Tisch n nieder und einer der auf wartenden Diener brachte das verlang te Kartenspiel. Bald erschienen an sehnliche Häuschen von Goldstücken und Bantnoten auf der walächq und die anfangs sehr gleichniüthigen Mie nen der Spielenden nahmen einen im mer gespannteren Ausdruck an. Der junge Franzose war offenbar stark im Verlust, denn von den Hundertfranks billets, deren er eine ganze Hand voll aus seiner Brieftasche genommen hat te, waren nur noch wenige übrig ge blieben, während die überwiegende Mehrheit in den Besitz des Grafen Holzhaufen übergegangen war. Aber man mußte dem Marquis das Zuge ständniß machen, daß er seinen Verlust wie ein vollendeter Weltmann trug. Nicht eine einzige ärgerliche Miene verrieth, daß er sich im Geringften da von betroffen fiihlte, und seine gute Laune schien vielmehr in demselben Maße zu wachsen, ais sich sein Vorte feuille entleerte. Als man sich endlich nach Verlau mehrerer Stunden erhob, bezifferte sich der Gewinn des Grafen auf eine recht beträchtliche Summe, die beinahe aus schließlich aus der Brieftasche des Franzosen stainmte, und der junge Offizier konnte sich nicht enthalten, zu sagen: »Ich hoffe, Herr Marquis, Sie wer den mir morgen Gelegenheit bieten, Jhnen Revanche zu geben, denn Sie möchten sonst nicht eben den besten Ein druck aus unserem Klub mit hinweg nehmen« »Den allerbesten, Herr Graf,« ver sicherte Berdh, der für einen Franzo sen, welcher bis dahin nur auf seinen Besißungen gelebt hatte, übrigens ein aussallend gutes Deutsch sprach, »der kleine Verlust ist ja nicht der Rede werth, und ich werde mich glücklich schätzen, daß er mir dazu verholfen hat, die Bekanntschaft des liebenswürdig sten deutschen Edelmannes zu machen, Jm Uebrigen hoffe ich in der That, noch morgen und an manchen weiteren Abend mein kleines Spiel in Ihrer Gesellschaft zu machen.« »Sie gedenken also, längere Zeit hier zu bleiben?« »Für einige Monate gewiß, voraus aesetzt,« daß man mich in der Gesell schaft Ihrer Hauptstadt willkommen heißt!« »Woran keinen Augenblick zu zwei feln is,« fiel der Graf liebenswürdig ein. »Mir zum Beispiel würde es zum besonderen Vergnügen gereichen, Sie in das Haus meines Vaters einzufüh ren, nnd ich bitte Sie, in dieser Be ziehung ganz über mich zu rerfüsien.« Blitzfchnell glitt es ivie ein trium phirendes Viuflcuctiken über das leicht gebrännte Antlitz des Mar.iuis; aber wohl keiner der Umstebenden hatte die slüchtige Verständnng in seinem Mie nen gemerkt, und aus seiner höflichen Versicherung daß er von dieser »Hüte dankbar nnd baldigst Gebrauch machen werde, klang wieder die ganze liihle litelassenheii des welterfahreneri Gen tleman. Er lud die drei Herren, irr-el che an dein Spiel theilgenommen hat ten, zu einer Flasche Champagner in einem benachbarten titestaurant ein und erwies sich auch in der Eigenschaft des Gastaebers als ein Gesellschafter von besten Manieren und von spru delnder Laune. Wie es in diesen Kreisen üblich ist, drehte sich das Gespräch vornehmlich um schöne Pferde und schöne Frauen; man redete von Schauspielerinnen und Tänzerinnen und erörterte einen Stan dalartikel über eine bekannte Ballerine. Der Graf ließ sich das Blatt bringen, und während er die Spalten über flog, um jenen Artikel zu suchen, haf teten seine Blicke zufällig an einer kleinen Notiz im Tagesbericht. ,,Sind Jhre französischen Spitz buben auch so frech wie die unserigen, Marquis?« fragte er. »Hören Sie nur von dieser neuesten Gauner-Hel denthat.« Und er las ihnen die Zeitungsnotiz vor: - »Während der verflossenen Nacht gelang es einigen Einbrechern, auf bisher noch völli unausgeklärte Weise in das Stassenloeal des hiesigen Ban kiers Jakob Treumann einzudringen, den bisher für völlig diebessicher gehal tenen Geldschrank init Hilfe von Nachschlüsseln zu offnen und eine grone Summe in Papieren und in baarem Gelde zu entwenden. Ein Theil des Geldes bestand in .L)undertfrantsbil tets, deren Nummern leider nicht no tirt waren, so daß man nicht hoffen dars, die Diebe bei der Verausgabung derselben anzuhalten. Das Ausfal lendste bei diesem augenscheinlich mit ebenso großer Kühnheit als-« Berschlas genheit ausgeführten Diebstahl ist der Umstand, daß ein in unmittelbarer Nähe des Thatortes stationirter Wäch ter nicht das geringste verdächtige An zeichen wahrgenommen hat und bei der Behauptung verbleibt, die Straße sei» nur von einigen seingetleideten Herren passirt worden. Den Behörden fehlt. bis jetzt jeder Anhalt für die Ver-s solging der Verbrecher.« s er Marquis zuckte gleichmiithig die, Achseln und zündete sich eine neue Zigarre an. ,,Dergleichen Gesindel giebt es Uber-l all,« meiste er, »die Narren, welche ihre Schätze nicht besser verwahren, haben es am Ende steh selbst zuzu-’ schreiben, wenn sie von einem sindigen Kopf um ihren Uebersluß erleichtert« werden« Z Damit war der Gegenstand abge than und das Gespräch wendete sich wieder den vorherbehandelten Stoffen zu. Als die Zeiger der Uhr aus die dritte Morgenstunde wiesen, zeigte der Marquis eine gew: sfe Ungeduld, welche seine Gäste veranlaßte, an den Auf-« bruch zu denken. Zuvor verabre:·ete er jedoch mit dem Grafen, daß ihn der selbe am niichsten Mittag zu einem Spazierritt abholen und ihn nach dem selben seiner Familie vorstelleu sollte. Auf der Straße gingen die vier« Herren nach verschiedenen Richtungen aus einander Der Marquis schlug zwar zunächst den Weg nach jenem vorneh men Hotel ein, welches er dem Grasen als seine Wohnung bezeichnet hatte; aber als er sich überzeugt halten icnnte, daß er sich außerhalb des Ge-. sichtsireises der andern befand, wen-s dete er sich in eine Nebenstraße, und schritt einem entfernten und viel we niger ariftolratischen Stadtviertel zu. I Vor einem unansehnlichen Haufe in der engen und ziemlich übelberufenen Kathadinenstraße machte er Halt. Eine trübe brennende Laterne verkündete daß sich in diesem Hause eine Schenk wirthschast befinde, und in der That war n trotz der vorgerückten Stunde die Fenster des Erdgeschosses noch im mer matt erleuchtet. Aber die Haus ihiir war verschlossen, und der Herr Marquis mußte nach dem Glockenzuge greifen um sich Einlaß zu verschaffen Ein verschlasen aussehender Bursche öffnete ihm nach einer kleinen Weile und beantwortete eine hastiqe Frage des vornehmen Herrn mit einem ver drießlichen Kopsnicken und mit dem Hinweis auf eine der in den Hausflur einmündenden Thüren. z Du Verdy riß, ohne sich durch vor-, heriges Klopfen anzumelden, die be zeichnete Thüre auf und ttat in einen niedriaen Stamm dessen kahle, roh ge tünchte Wände und fchmutzige Tische nnd Stühle einen gar seltsamen Ge-» gensatz bildeten zu dem prächtigew Solon und den fchwellenden mit schwe ren Seidenstoffen überzogenen Sesseln des Refiaurants, welches er soeben i verlassen hatte. i Von einem verschossenen Sopha er hob sich bei du Berdy’s Eintritt die kleine, breitschultrige Gestalt eines aufsalleno häßlichen Mannes, welcher den Marquis mit einem merkwürdig vertraulichen Grinsen willkommen hieß und ihm einen der unsauberen Siühle an den Tisch heranzog »Du hast mich verteufelt lange war ten lassen,« mein Lieber,« sagte Uhlig, »aber es soll Dir gern verziehen sein, wenn Du gute Nachrichten bringst. Jch hoffe, Du hast Dein erstes Debut in der vornehmen Welt mit Ehren be standen.« Von dem Antlitz des Herrn Mar quig war der verbindliche und liebens niiroiae Liluzdrnch welchen er wäh rend der ganzen Nacht getragen, voll ständig: verschwunden. Er geiite eine abgesponnte und verdrieszliche Miene und aus seiner Stimme klang ev- wie nervöse Gereztheit, als er erwiderten »Du wirst mir hoffentlich eine aus führliche Berichterstattung erlassen« Dazu bin ich doch zu müde und es war, wie ich Dir von vornherein bemerken will, das einzige Mal, daß ich mich zu einem Weg in diese Spelunle herbei gelassen habe. Du wirst dafür Sorge tragen, daß wir uns künftig an einem anderen angemesseneren Orte treffen können und daß es mir ersp.:rt bleibt, hier etwa einem von Deinen Spiefzge sellen zu begegnen, deren bewunde rungswürdige Geschicklichkeit man eben jetzt in allen Zeitungen rühmen l;ört.« Der Andere zeigte sich durch diese unwirsche Anrede nicht im Mindesten beleidigt; er lachte vielmehr mit un rerkennbarem Behagen vor sich hin und meinte: ,,Diesen Stolz lasse ich mir gefallen, theuerster Brunol Je mehr Du auch uns gegenüber den Edelmann heraus lehrst, desto kleiner wird die Gefahr, daß Du auf dem Schauplatz Deiner Thaten aus der Rolle fallen könntest. Die Geschicklichkeit unserer guten Freunde aber könntest Du immerhin mit etwas größerer Hochachtung er irähnen; denn ohne den Geinestreich, trelchen sie bei dem Bankier ausgeführt, hätten wir schwerlich die Mittel gehabt, unser Spiel schon setzt zu beginnen. Ich denke, das Häuflein von Hundert francsbillets ist Dir bei Deinem Ein tritt in die große Welt nicht schlecht zu siatten getominen." »Es ist bis auf das letzte dahin und wenn ich in derselben Weise weiter ar beiten soll, fo wird ein Vermsgen drauf gehen, ehe wir am Ziel sind. Aber ich bin trotzdem Init diesem Arend zufrieden Graf Holzhaufen wird mich morgen seinem Vater präsentiren nnd die erste Schwierigkeit wäre damit ja glücklich überwunden« »Ich dente mich- Alles Andere wird sich finden, wenn Du auf Deiner Hut bist, und Dich gewissenhast an Deine Jnstruitionen hältst. Daß Du an Uns eine mächtige Stütze und einen sicheren Rückhalt kast, haben wir ja be wiesen und Du wirst vernünftig genug sein, diesen Beistand und das herrliche Leben, welches Dir bevorsteht, nicht leichtsinnig durch irgend eine Eigen niächtigleit aufs Spfel zu setzen, welche uns und Dich um die Früchte unserer Bemühungen bringen kann.« »Aber ich möchte denn doch vorerst bestimmt wissen, woran Jhr hinaus wollt. Jch will nicht leugnen, daß mir dies Leben gefällt, und daß ich nicht einsehe, warum ich es nicht auf Eure Kosten und Gefahr fortsetzen sollte; aber Jhr iönntet Euch doch vielleicht in der Größe meiner Dankbarkeit verrech nen und Hoffnungen auf mich setzen, welche ich nicht zu erfüllen vermag. Ich bin wohl bereit, eine Komödie zu spie len, aber ich bedanke mich fiir die Rolle des Bösewichts in einem Trauerspiel!« »Der Einfluß Deiner holden Base und Pslegeschwester scheint ja noch im mer ein recht erfreulicher zu sein,« spot tete der Andere. »Ich glaubte, Du würdest mit der Altweibermoral gebro chen haben, seitdem Du das neue Da sein angefangen hast, und ich will Dir nicht verhehlen, daß mir dieses zimper ichs Jung erchen, aus das wir bestän dig Rücksicht nehmen sollen, nachgerade lästig zu werden anfängt. Es wäre nicht so übel, wenn wir sie auf einige Zeit an einen Ort schickten, an dem sie uns weniger im Wege ist, als hier.« Hätte der Sprechende seinen Kame raden während der setzten Worte in Auge gefaßt, so würde er vielleicht we niger gleichmüthig geblieben sein. Jn dem Antlitz des Herrn Marquis präg te sich nämlich eine so zornige Entrü stung aus Und seine ol;nedies schon so lebhaften Augen sunkelten so ingrim mig, daß der Ausbruch der Erregung, welcher nun folgte, wohl vorauszu sehen gewesen wäre. Der junge Mann schlug mit geballter Faust heftig auf den Tisch und donnerte mit der gan zen Kraft seiner Stimme dem in vor sichtigem Flüsterton Sprechenden zu: »Die Pest auf Deine Zunge, wenn Du mir das Mädel nicht endlich in Ruhe lassen kannst. Lieber schicke ich Dich und Deine ganze Kumpanschast zum Teufel, als daß ich an Helenen zum Verräther und Meineidigen wer de. Wenn etwas Derartiges etwa in Eurem Programm stehen sollte, so bit te ich von vornherein auf meine Mit wirkung zu verzichten. Es ist wahr lich genug, daß ich gezwungen bi:i, ihr, die es noch allein gut mit mir meint, täglich als Lügner gegenüberzutreten und sie in den Glauben zu versetzen, daß ich mir hier eine bescheidene und rechtschaffene Existenz verschafft habe. Ich habe Dir mein Wort darauf ge geben, ihr unsere Pläne niemals zu verrathen, und ich werde dieses Wort schon deshalb halten, weil ich weiß, daß mir in demAugenblick der Entdeck ung nur die Wahl bleiben würde, ent weder sie oder Euch aufzugeben. Da rüber hinaus werde ich niemals gehen, und ich will nichts auf mein Gewissen laden, was ich ihr nicht doch einmal eingestehen könnte. Danach magst Du Dich richten. und außerdem magst Du Dir denken, daß ich niemals das geringste sphttische oder beleidigende Wort aus Deinem Munde über sie dulden werde.« ,?91«rsei;n:ig s«-Iz«7.. ——«ieser Tage wurde in Louis ville in Kentucky der Agent der ,,ilnited States lfipresz Eomdany« in Huntingburg in Indiana H. H. Le stetter in dem Augenblicke verhaftei, als er im Begriffe war, Diamanten im Werthe von sechzshundert Dollars bei einem Pfandleiher zu verpfänden. Jn seinen Taschen wurden noch zwei Dia mantknödse und eine goldene Damen uhr gefunden. Er gestand in der Po lizeihauptwache ein, daß er der Expreß gesellschaft gehörige Gelder vdn einem nicht unbedeutenden Betrage verspielt und eine nach New York bestimmte Diamantsendung aus Booneville in Indiana, welche in Huntingburg durch seine Hände gegangen sei, gestohlen habe, um aus deren Erlös das unter schlagene Geld zu ersetzen. Der Be trag des letzteren soll sich auf eintau send bis eintausendfiinshundert Dol lars belaufen. —Arn 25. November fand m Ca stua, einer ehemaligen altrömsschen Ausiedlung in der Nähe von Abhazia, eine großes Fest statt, welches durch feine Eigenartigkeit das Interesse wei terer Kreise verdient. Es herrscht nämlich unter den Castuanern seit vielen Jahrhunderten die Sitte, daß nur an einem Tage des Jahres— -dern stathariiientage (25. November-— Ehen geschlossen werden, und bcuer erschienen an diesem Tage 34 Paire vor dem Traualtar. Dieses -riginelle Fest wurde in diesem Jahre besondxrs feierlich begangen. Am Abend war di: große Kirchenruine, in welcher die nationalen Tänze-darunter auch der Kolotanz«—aufgesührt wurden, mit Lampions und bengalischen Fla n nen bzleuchteL MUm den Kindern das Stottern abzugetvöhnen, theilt Gymnassallehrer Dr. Zradlet iu Leobschiitz ein Mittel mit. Er hat dasselbe immer waLihri gesunden und empfiehlt es deshalb den Eltern zur Anwendung Dieses Mitel besteht darin, dasz man ein stot terndes Kind veranlaßt, beim Sprechen und Lesen jedes Wort mit »u« zu be-: ginnen. Der Satz: »Die Lerche singt fröhliche Lieder,« würde demnach lau ten: »u« Die »u« Lerche »u« singt un) so weiter. Nach drei Monaten hat das Kind durch erleichterte Sprechtveife das Stottern verlernt, und man kann es auch von der Verpflichtung, jedes Wort mit »u« zu beginnen, entbinden. Den Erfolg bezeichnet Dr. Zradlet als sicher. Zweierlei Auffassuna. Marie: ,,Kein Mann dürfte mich küs sen, außer ich wäre mit ihm verlobt.«. ——Claire: »Und mit keinem Mann würde ich mich verloben, er hätte mich denn zuvor geküßt. Große Fortschritte. Tan te: »Nun, Elfe, laß’ mal hören, was-, Du schon französisch gelernt hast. Ruf einmal die Gouvernante auf franzö sisch: sie soll herkommen!« « Exsk,;».,Pst. Pfu Maler-e Theeriaäsen - Ameisen-Im Vom Fbrsterlatein haben wir Alls genug gehört, aber nachstehendes Prachtstiickchen von Neuengland-Fi scherlatein kann es mit jeder Jäger Münchhausiade aufnehmen: Im niedlichen Dörfchen Siasconset unterhielten sich jüngst Sommergäste und biedere alte Fischer, wobei Lehtere die Kosten der Unterhaltung und Er stere die Kosten der »Feuchtigkeit« tm gen. »Wenn vom Walfischfang die Rede ist,« bemerkte ein weißbärtiger und rothnascger Wasserheld, »so weiß Keiner mehr darin Bescheid, als ich. Noch heute lebt mein Geist in den Ta gen, als die Wale hierherum so diclet schwärmten, daß man sie schaarenwe an das Ufer kriechen und sich wie Schildkröten sonnen sehen tonnte.« »Wie lange ist das herd« fragte ein vorwitziger Urünschnabel ,,Erst ungefähr 40 Jahre, « war die Antwort. ,,Damals hatten die Wale aber auch noch Oel in sich, das der Re de werth war, ja es waren eigentlich weiter nichts als OelschlätUche und wenn aus so einem Biest der Thran genommen war, so blieb nicht mehr Haut aenug übrig, um einen Baseball damit zu überziehen Jetzt aber sind sie gar nicht mehr explosiv.« »Was meinen Sie mit nicht-explo sto?« fragte ein Gast, indem er ihm aufs Neue die Flasche mit dem Med sord-Tlium reichte. Der Fischer that einen tiefen Schluck und fuhr dann fort: »Ich meine, daß die Wale so voll Thran waren, daß man nur einen Docht in einen zu ste cken brauchte, und er brannte ein hal bes Jahr lang. Bah! Dagegen ist der ,,Kerzenfisch«, auf den man sich heut- · zutage am Stillen Ocean etwas einbil det, noch gar nichts. Wir haben noch viel mehr damit anfangen können. Wozu sollten wir uns mit Holz und Kohlen plagen? Wir hackten einfach Stücke von einem Wale ab, und warfen sie in den Ofen, und sie gaben das schönste Feuer, das man sich denken kann. So einen Wale, oder einen Theil davon, hatten wir immer wie ein geschlachtetes Schaf im Hinterhof hängen, und so oft wir Feuer machen wollten, gingen wir einfach hin und hackten einen oder zwei Klumpen da von ab, je nach der Größe des Ofens. »Bl) Jore«! meine Kehle ist ganz tro cken geworden.« Wieder ließ er sich die Flasche rei chen Und stiirkte sich für seinen Haupt trumpf, Dann sprach er weiter: »Ich habe einmal einen alten Ma trofen gekannt, der ein sehr gräßliches Ende nahm; ein Wale machte ihm den tåiarails.« »Auf dem Ltsasser, natürlich?« warf Jemand ein. »O nein!« versetzte der Fischer ernst, »in seinem Hinterhof.« »Ei was! Der Wale hat ihn wohl mit dem Schwanz todtgeschlagen?« »Auch das nicht. Mein unglückli cher Freund kam mit feinem Beil, um sich ein Stiick von der Bestie zum Feu ermachen abzuhacken, und da—hul)!« »Ist sie wohl noch einmal lebendig geworden und hat ihn gebissen. ehe er zuschlagen konnte?« « »Ist ihr gar nicht eingefallen; sie war so todt wie ein Thürnagel.« »Aber wie hat sie denn Jhren armen Freund umgebracht?« »Seht einfach. Dem Matrosen fuhr zufällig ein Funke aus seiner Pfeife und fiel auf den Walc. Jm Nu explodirte dieser wie eine Betro leumlampe, und mein Freund wurde in tausend Fetzen zerrissen. Es war gerade Nacht und der Ocean wurde meilenweit durch die Explosion erhellt. Drüben in Martha’s Vinehard glaub ten sie, in Nantucket sei der erste Vul lan ausgebrochen Jch sage euch, die Wale in den alten Tagen—.« Er blickte zufällig um sich und entdeckte, daß er ganz allein war. Seine Zu hörer hatten bei den letzten Sätzen Reißaus genommen, aus Furcht, daß der alte Seeheld auch noch explodireu könnte. Letzterer that noch einen greulichen Fluch-denn sein Hals war wieder sehr trocken geworden. Für junge Haussrauen. Mina war im Institute erzogen. Als sie heirathete, wußte sie nichts von Kit che und Haushalt, wie es öfters so geht. Was konnte es helfen? Sie mußte auch den hausbackenen Theil des Ehestandes kennen lernen. ,,Ach,« sagte sie, als ihre Magd sehr kleine Ei er vom Markte brachte, ,,es ist doch ei ne Schande! So winzige Eier, die sollte man doch länger im Neste liegen lassen, bis sie etwas größer sind. D e s h a l b. »Du bist ja nie zu treffen, wohl lkehnmal war ich bei Dir!« »Aber ich bin ja fast immer zu Hause.« »Na, Deine Wirthin hat mich doch stets abgewiesen.« »Ja, Mensch, warum hast Du auch mit meinem Schneider Aehnlichkeit!'« V e r t a n n t. Frau: Schon wie der in’s Wirthshaus? Keinen Abend bist Du mehr zu Hause. Brauche ich eines weiteren Beweises, daß Du mich nicht mehr liebsM Mann (entriistet): Da geht man nun täglich in solch dumpfiqu Bierloss kal, nur um seine sechs Seidel aus das Wohl seiner Frau zu trinken und wird so verkannti Neues Zeitmaß: ,,Gras A.:" »Wie lange gedenken Sie in Monaeo zu vertveilen?« Graf B.: «Ungesähr 30,000 Mark lang!"