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About Grand Island Anzeiger. (Grand Island, Nebraska) 1889-1893 | View Entire Issue (June 3, 1892)
k ) , Jnt Heime der Leidenschaft Novellevon clarissa Lohdr. . (Schluß.) Er verstand sie sogleich und wich un willkürlich einen Schritt zurück »Du Frido, Du? Jch dachte, w r hätten nicht-Z mehr mit einander zu ver handeln. Zwischen mir und Dir kann es nur noch ein vereinigendeH Band geben, die Kinder Suchen wir m ihrem Glück zu vergessen, daß wir selbst dasz Glück entbehren 1ui1ssen·« »Das Glück, ja; ich am allerwenigsten darf einen Anspruch darauf mache-n. Aber einen Wunsch wirst Du begreiflich, ver seihlich sindeu, biexslchtuua des Vater-z ,--«u1einer Kinder, die ich verloren habe, mir so viel als möglich wieder zu ge winnen.« rr v. Verkotv blickte einen Moment for chend in die bewegten Züge seiner Frau, dann lud er sie mit einer Hand bewegung ein, auf dem Divan an seiner Seite Platz zu nehmen. »Du hast mir etwas ncitzutheilen, ich bin bereit zu hören« »Nur ein Bekenntniß Dir zu machen. Während der ganzen Zeit unserer Ehe hat kein Vertrauen zwischen uns ge wkscht—« »Das heißt,« unterbrach er sie, »Du Fast niemals Vertrauen zu mir empfun en- 's Sie sah ihn ernst an. »Ich trage die Schuld, ja—nnd möchte sie daher gut zn machen suchen. Das schnierzlichste Geheimniß meines Lebens ist Dir ver borgen geblieben. Jch war die leimlich Verlobte von Felix v. Sernow, als ich Dich kennen lernte, ich mußte ihm ent sagen-»e »Jch bitte Dich-« nicht weiter. Nach der Nachricht von Deinem Unsall eilte ich zu Deinem Vater, er gestand mir, daß Du gezwungen tonrdest, Dich siir die schlechte Vermögengwirthschast des Hai ses zu opsern. Jch weiß das und bettage Dich, obwohl ich mir nicht verhehlen kann, daß viel Unglück verhütet worden wär-, wenn Du Dich damals schon zur Offenheit hättest entschließen können, wenn Tit mich nicht in dein grausamen Wahn gelassen hättest, ich könne geliebt werden« Sie senkte die Lider nnd noch um einen Ton bleicher wurden ihre Wink AM »Dein Vorwurf ist gerecht. Doch ierutag ich Vergangrnesz nicht nngefche hen zu machen. Dennoch hoffe ich, wenn ich Dir jetzt sage, ich bin zum Vetouszt sein meiner Pflicht getomen, ich bade mir imStillen gelobt, das Leben, iniej es nun einmal ist, auf mich zu nelunen,« Du wirst ntir Deinen Beistand tut Aug « fuhrung diesee Entschlusses leilien, wirstl Nachtficht iiben, too ich noch strauchelnj sollte.« Eine tiefe Bewegung machte sich auf Herrn v. Verwiva singen bemerkbar-, als er eraiidertez »Gewiß, Frioax ja, es ntacht mir Freude-, Dir in diesem Augen blies sagen zu tonnen, ich habe Dein stil les Wirken, Deine Pflichtreue am R ran tenlager unserer Thella ioohl gewürdigt und Dir oft im Herzen schon dasiir ge dankt. Last mich diesen Tant Dir jetzt wiederholen-« - Er reichte ihr die Hand. Aufs Tiefste erschüttert, neigte sich Frida uber dieselbe und driictte ihre Lippen dara f Herr v. Bertoio siihlte einen heißen Tropfen fte netzen, und tvie ein elektri schen Schlag durchzuckte es ihn. Einen Moment wurde er todeebleich dann risz er das bebende Weib ftürtnisch an seine Brust. »Frida! Mein Weib-— Alles soll ver geb-n und vergessen sein, Alles-, Alles! Ein neues Leben foll beginnen.« Still, mit dem Gefühl, ale fiele eine schwere Last von ihr ab, ale athnie sie zum ersten Male in ihrem Leben ruhig und frei, legte sie ihr Haupt an des Gat: ten Schulter und wiederholte leise: »Gott sei gedaiitt, der Tag bricht an.« n. Länge-r als er geahnt hatte, wurde Stratsord durch die Ordnung der Ange » legenheiten des Roberte’schen Hauses in! Jnterlaten festgehalten. Mr. Blatt bury, wie sein Schwiegersohn hatten sichs ungemein willfahrig gezeigt, trotzt-eint waren die Gelt-opfer, die Stratsord zu» bringen sich genöthigt sah, teiue gerins gen. Doch er brachte sie mit dein er-’ leichternden Gefühle, sieh damit von jeder weiteren Verbindlichkeit gegen seine Ia ntilie zu liter und Blanche über den Nichtersolg ihrer Wünsche in Betreff sei-( ner Person zu trösten. Die schone Nichte hatte seit jenem verhängnisvollen Tage der Aussprache mit dein Onkel sehr bald ihre volle Ruhe und Fassung wieder ge wonnen, wenn auch eine gewisse Gezwun genheit in ihrem gegenseitigen Verkehr nicht zu verkennen war. Mit ddexfltillen hoffnung eines baldi gen Wie ehene der Geliebten iin Her M wurde es Stratsord nicht schwer-, Tag ab nwarten, an welchem er ge meinsam m t Blackburh Blau-he die Mitiheiluna machen konnte, daß die Oe sahr des zallissetnente von dem Hause Roberts abgewendet und die Verhält nisse vollständig ger elt sein. Blanche empfing die Nachri t ruhig, wie eine Königin von dein ihr erwiesenen Dienste eines Unter-hauen Kenntniß nimmt, mit wohlaesthew aber schien Worten ihreml Dan uedrtut gebend. Erst als Stratsord hinzusttgthdaß er sich zu leith von ihr herab ieden wolle, wech elte sie ein wenig d Farbe; dennoch erwiderte sie mit erzwnngener Gelas senhein »Sie gehen nach Deutschland ?« Deut , l« entgegnet-« deuseztzkdns sepftMe Feimath gewor ,,Jch weiß, ich weiß, Sie sind ia ein holder Deutscher, nnd vermögen die tatten Nebel nnd dunkeln Regentage dort zu er tragen, die mich, die ich Licht und Sonne liebe, todten würden »Ich war auch ioeit entfernt davon Ihnen zumuthen in wollen, mich dorthin zzu begleiten, « entgegnete Stratsord wäh- » J rend ein Lächeln überseine Züge schwebte. I»Jni Gegentheil wollte ich Ihnen gerade den Vorschlag machen, sich unsern Freun den anzufchließen, die, wie ich gen Nor den, morgen nach dem Süden aufzu brechen gedenken« Blanche preßte die Lippen aus einan der; iiber ihr Gesicht flog eine jähe Rothe. »Q, Misz Roberts,« warf jetzt Mr. Blackbnrnein, »wenn Sie sich entschließen konnten, uns nach der Niviera zu beglei ten, würden Sie tin-z dantit große Freude niachen.« ; Lilanche nahm alle ihre straft zusam -nien, inn dem Bittenden eine herablas sende Gewäurung zuznnicien . »Wenn Onkel Reginald damit einver sstanden ist « »Sie haben nur zu befeylen, Blanche !« war Stratsord’s rasche Antwort. »Auch sdächte ich, die sreie Amerilanerin be dittste keines Schutze-M »Sie haben Recht; doch wenn sie sich Igerne dem Schutze lieber Freunde anver straut—« E »So haben diese Bevorzugten nur voll Dank ihr die Hand zu lüssen,« ries Mr. Blackbury. »Sie sehen, Onkel Reginald,« ries Manche, mit einem Ausdruck des Tri umphes sich zu diesem wendend. »Sie brauchen sich um meinetwillen keine Sorge zu machen.« »Das heißt,« entgegnete Stratsord lächelnd,« »Sie entlassen mich gnädig aus Ihren Diensten ?« Blanche lachte spöttisch aus. : »Wie gut wir uns verstehen, Onkel « Reginald.« Wie Verwandte sich immer verstehen sollten,« ergänzte Stratsord ebenso und erhob sich. Am anderen Tage in aller Frühe reiste Stratsord ab. wahr-end er felinenden Herzens deri kleinen Fliistenstadt niii Strande der Ost-i see eiitgegeiifuhr, in deren Nähe die Herrschait Verkoio lag, riistete Marie dort sich zur Abreise, zu der Tante Min tin schon mit Ungeduld sie drängte. Die vielfachen Aufreguiigeii der letzten Zeit, die anstrengende straiikeiipslege warens fiir den zarten it order des jungen Mad-; chens nicht ohne iible Folgen gebliebeii.; Marie sah angegriffen aus, und ein stil ! ler tiiiminer sprach ans ihren bleicheni Zügen, den sie mit der it rast und Ist-stig keit ihrer Natur in sich allein aus-zukam pseii iiiid zu besiegen suchte. »Du bist verwandelt, Marie,« forschte Tante Minna eines Abends, als Beide allein in ihrem Zimmer am Fenster fassen «Gestehe es tiiir nnr, es steckt ein Mann dahinter. Man hat Dich ges täuscht, Hofsiiiingeii in Dir erregt, die man nicht die Absicht hatte zu erfüllen? D, man kennt die Mlinner,habeich nicht recht gerathen Kind ?« Marie toaiidte der Tante ihr inildes, freundliches Antlitz zit. »Ich habe mich iiber nichts zii bekla gen, Taiite Minna, gewiß nicht. »Ueber nichts zu beklagen! Freilich, so heißt es iininer,« eiserte die Tante fort. »Richten es die Herren der Schöpfung doch schon so ein, daß solch’ ein armes gekränktes Mädchenherz keine direkte An klage gegen sie zu richten vermag. Jch sehe es Dir an den Augen an, dasi Du eine unglückliche Liebe im Herzen trägst.i Willst Du Dich mir nicht anvertrauen,i Kind, iun so schlimmer für Dich. Aiisi Eines bestehe ich aber, Du verschiebsts Deine Abreise von hier nicht länger nnd suchst Dir einen neuen Wirkungskreis-, der Deine Gedanken beschäftigt und Dich vom Grübeln und Sinnen abhält.« Marie nickte gedankenvoll vor sich hin. Freilich zivecklos ivar ihr längeres Ver weilen hier, und doch deuchte es ihr, als müsse ihr Fortgehen sie oon der letzten Hoffnung scheiden. Was hoff-e sie denn noch, was konnte sie noch erwarten ? Sie wußte es selbst nicht· lieinErinuerungs zeichen, kein Wort des Gedankens war ihr aus der Ferne von dein gekommen, dessen Bild sie in ihrem Herzen trug! Er hatte sie offenbar ganz vergessen, war vielleicht schon der Gatte jener Manche, während ihre Seele nach ihm rief, ihn nicht lassen, sich von ihni nicht lösen wollte. »Du hast Recht, Tante Minna,« sagte sie nach einer Weile ernst, »ich darf hier nicht länger in Unthlttigkeit säumen. Schon zu lange ließ ich tie Mutter allein.« »So willst Du wieder in das alte Joch Dich spannen und mit Deinen Talenten in der kleinen Stadt als Musiklehreriii weiter vegettren ?« »Wie Du nur sprichst, Tantel Jst es nicht gleich, ob der Wirkungskreis ein großer oder kleiner ist, wenn man ihn nur recht ausfällt? Jch habe in der Fremde deutlich empfunden, daß ich für dieselbe nicht eschasfen bin. Mein Sinn weist mich n’s Hans. Jch hätte die Mutter nie verlassen sollen.« " »Dacht ich’s dochk« grollte die Tante. »Das klingt ganz nach einer verliebten Träumerim die entweder das Bild ihrer Phantasie verw rklicht sehen, oder von der ganzen Welt nichts wissen willl Nun, iese Stimmung wird auch vorüber gehen, und dann wirst Du wieder die Alte werden« Damit brach die Tante das Gespräch ab, Marie das Weitere til-erlassend, die denn auch beim Abenbtische Herrn v. i i W M W Entschluß mit theilte, in den nä en Arsenal-reisen zu wollen. Frida blickte betrübt ans, nnd auch Herr v. Verlotv vereinigte seine Bitten mit denen seiner Frau nnd der beiden jetzt srisch nnd fröhlich an der Seite der Eltern sitzenden Kinder, Maria möge einige Wochen wenigstens noch ihr Gast bleiben. Marie aber lehnte ab. Noch einmal am Vorabende ihrer Ab reise durchschritt Marie den Garten und Parl, um von all’ den ihr Hei-geworde nen Plätzen Abschied zu nehmen. Es war ein löstlichek Herbftabend, mild und warm. · Als Marie endlich langsam den Rück weg nach dem Schlosse einschlag, bemerkte sie erst an den erleuchteten Fenstern des selben, daß sie sich oerspätet hatte. Veschleunigten Schrittes setzte sie ih ren Weg fort, da scholl auch schon eine besorgt rasende Stimme zu ihr hinüber: ,,Makie! Marie!« Es war Tante Minna, die in ihren großen Shawl gehüllt voll Unruhe nnd Ungeduld aus der Terrasse deg- Schlosses ihrer harrte. »Hier, liebe Tante!« erfolgte die Ant wort. »Verzeihe die Verspätung, aber es ist ja heute der letzte Tag, den ich hier verweile, und ich habe Abschied genommen von mancher theuren Erinnerung !« Ihre Stimme zitterte in Bewegung. Tante Minna schlang ihren Arm um des lieben Mädchens Hals und blickte ihr mit seltsam erregten Zügen in die feucht sehimmernden Augen. »Meine Thürin, und wenn’s nun mit dem Abschiede noch gar nichts würde?« Marie schob überrascht die Tante von sich sort· »Wie sollte es damit nichts werden? Du sprichst in Räthseln : Tante Minna !« Jetzt lachte Tante Minna glücklich aus und zog die verwundert zu ihr Aus schauende mit sich in s Haus, die Treppe hinaus. »So laß es Dir von einem Anderen sagen, daß Du einige Tage wenigstens noch hier bleiben mußt. Hast Du es denn I nicht gesehen, wie hell der Salon erleuch tet ist? Herr v. Verkow hat aus der Stadt einen Gast mitgebracht.« Marie blieb stehen und drückte die Hand ans ihr Herz, das so heftig zu schla gen begann, als wollte es die Brust zer sprengen. »Einn! Gast?« wiederholte sie noch einmal nnd stützte sich wankend auf der Tante Arm, während alle Farbe aus ih rem Antlitz wich. »Siehst Du, wie Recht ich hatte, daß ein Mann dahinter stecken mußte? Mäd chen, Dein Herz sagt Tit ja, wer ans Dich dort oben wartet· Er ist«-Z, um dessen willen Deine Wangen so bleich ge worden sind, nnd der nun gekommen ist, um Alles gntzuniachem um Dir die Rosen wieder in das liebe Antlitz zu san hern. Herr v. Berlow weiß bereits Alles und hat den Herrn zur Aussprache mit Dir hergefiihrt.« Marie hatte gehort nnd doch auch nicht gehort. Wie von einem Schwindel er faßt, liesz sie sich vorwärts ziehen und in den Saqu schieben. Ta stand sie plöh lich im hellerleuchteten Raume Stratford gegenüber, und er breitete die Arme one-, die Schwankende stützend zu umfangen. Die Glücklichen blieben dann allein, auch Taute Minna hatte sich zurückgezogen »O Marie, mein thenree Mädchen!« flusterte Stratjord zärtlich· ,,Endlich, endlich habe ich Dich wiedert« Beseligt und doch noch immer zagend blickte sie zu ihm auf. ,Uud Miß Roberte ?« fragte sie schüchtern. »Sie sagte mir, sie wäre ihres Dheints Verlobte, an ihn durch unzerreißbare Familieuriicksichten ge bunden.« »O die Heuchlerin!« stieß Stratford heftig hervor. Durch solche Lüge hat sie Dich also sortgetriebeii? Kein Band hätte mich an diese kalte-Schönheit jemals fesseln können, Wenn ich selbst Dir nicht begegnet wäre, mein holdes Mädchen· Noch itber das Alle-o sprechen wir später. Jetzt habe ich Dich, jetzt halte ich Dich, um Dich nimmermehr zu lassen!« , Nimmer,« wiederholte sie. Da öffnete sich leise die Thüre des Nebetiziuiniero. »Dars man jetzt hereiukommeu?« Schanivoll erglüheud löste Marie sich ans den uinschlingenden Armen des ge liebteu Mannes-, und nun drängten sich alle die theuren lieben Menschen, Tante Minna, Herr v. Berlow undFrida gtück-s wünschend um sie. Die Stunden, die nun folgten, mer lann sie beschreiben? Was im Innersten des Herzens vorgeht, das tieffte Empfin den, die Wonne des höchsten irdischen Glücke-, das künden keine Worte Wenige Tage darauf verließ Marie on der Seite Stratford’o das gastliche Haus der Berlows, um von der Mutter den Segen zu ihrem Bunde zu erbitten. Einige Wochen nach den erzählten Er eignissen gab Marie Stratford das Ges löbniß ewiger Treue. und eine Stunde nach der Trauung reiste das junge Paari nach seiner neuen Heimath, der Van Stratsord’o in Baden Baden ab, wohin die Mutter, den Wünschen der Jungver mählten nachgebend, binnen Kurzem ihnen zu folgen gedachte· Als Stratsord mit seinem geliebten Weibe im Coupe allein war, zog er ei uen Brief aus der Brust.asche, den er im letzten Augenblick der Abfahrt noch erhalten hatte. »Ein Glückwunsch von Blanche zu un serer Vermählung,« sagte er und reichte das Schreiben lächelnd seiner jungen Frau hin, »der Dein liebes Herz erleich tern wird, das, wie ich glaube, noch im theils-vier ihr die trauernde Verlassene er M las M endein Erstaunen die wenigen in englischer Sprache ge schriebenen Zeilen. »Bester Onkel Reginald!« lauteten dieselben. »Im Begriff, Europa vielleicht für immer zu verlassen, möchte ich Ih nen mit den besten Wünschen zu Jhrer Verwahlung mit Fräulein Feldheim zu gleich die Mittheilung machen, daß ich mich heute mit Ber. Blackbury verlobt habe, unter dessen Schutze ich, unseren früheren Plänen entgegen, in der näch sten Woche die Rückreise nach Amerika anzutreten gedenke, um dort baldmög lichst unsere Vermählung zu feiern. Empfangen Sie hiermit noch einmal meinen besten Dank für Jhre mir ers wiesene G"-te und bewahren Sie ein freundliches Andenken Jhrer Sie schätzenden Nichte Manche« Marie gab den Brief ihrem Gatten zurück, der ihr erwartungsvoll in die Augen sah. »Du siehst, meine gute Marie, die schöne Blanche hat sich itber meinen Ver lust bald zu trösten gewußt. War es ihr doch vor Allem um einen vermögenden Mann zu thun, der ihr das gewohnte Wohlleben sicherte; ob dieser Mann nun Stratsord oder Blackbury heißt, wird ihr gleichgiltig sein.« »Wenn nein,« unterbrach ihn Marie, »Du thust ihr Unrecht, Dich liebte sie.« ,,Soweit diese kalte, selbstsüchtigeSeele zu lieben vermag. Glaubst Du aber, Theate, daß fie je im Stande gewesen wäre, mich glücklich zu machen? Nur wo man das Gefühl hat, in dem Anderen Geist von seinem Geiste, die Ergänzung seiner selbst, das zu finden, wonach man in seinen besten Stunden sich sehnt, da darf man auf ein wahrhaft glückliches Band der Ehe hoffen. Jn Dir fand ich das, Marie, deshalb weiß ich auch, wir find für einander bestimmt.« Ernst und tief blickte sie ihm in das liebevoll ihr zugewandte Auge. »So schön, so edel erfaßt ist die Ehe etwas Großes und Erhabenes. Ach, daß man sie in dieser Verllärung doch so fel ten nur auf Erden findet, daß sie so oft Kampf und Unfrieden in ihrem Schoße träat!« »Du denkst an unsern Freunde ans Schloß Verkotv!« erwiderte Stratford ernst. »Ja, sie mußten lange durch Nacht und Jrrthum wandeln, ehe sie zur Wahrheit gelangten. Armer, theurer Freund, der Du das Opfer Deines Lebens bringen mußtest, um erst die Möglichleit zu schaffen, dasz diese beiden kalt von einander abgewandten Herzen sich zu vereinigen verinochten!« Lange schwiegen Beide-, eine stille Er innerung dem so jäh Dahingeschiedenen widmend, dann fuhr Ztratsord nach kur zer Pause fort. »Toch iiberheben wir uns nicht, weil das Schicksal uns, mein geliebtes Weib, den dunkeln Weg des Jrrthums zu gehen ersparte, sondern nehmen wir in Temnth das Glück hin, dessen wir uns erst werth zu tnachen haben.« Sie lehnte ihren tiopf an seine Brust »und sagte innig: »An Deiner Seitewird seszi nirnicht schwer koerden dem Höchsten » nachzustrebein « ! Ein inniger itiisz,nnd die einbrechende Macht deckte mit ihren Schatten das Glück derNenvermahlten, dieihrer neuen, von Stratford aus’s Beste siir sein jun ges Weib geschmückten schönen Heimath iin Baden Baden Wentgegensuhrem i Gans-time AttertyümetQ ; Die neuen Ausgenbungem welche Mr. Flinders Petrie in Tel el Amarna, der sHauptstadt des Königs Rhuenateih an jgestellt hat, haben zn merkwürdigen Er sgebnissen geführt Zunächst ganz neu tin die Entdeckung von Fußböden, die xniit Frestennialerei bedeckt sind; matt hat Fischteiche mit Fischen, Vögeln und Lo tusblnmen, ferner Gruppen von Nälberm Pflanzen, Vögeln nno Insekten, und an der Kante Blntnenguirlanden aus dem Boden gemalt, die in der nature—!;«ti schen Auffassung der Bewegung nnd der Formen ganz unerreicht dastehen und sich weit von sonstiger egyptischer Malerei entfernen. Erst in der Neu zeit, sagte Petrie, vermag man ähnliche Naturstudien wieder aufzufinden. Und dabei sind es sicher egyvtische Künstler gewesen, die dies gemalt haben, wie aus den verschiedenen Anzeichen sich schließen läßt. An den Wänden zeigte sich be sonders Juli ustationsarbeit, man schnitt Vögel, Fische nnd Anderes ans hartem Stein und legte diese in die Wand ein. Dort in Tel elAmarna wurden bekannt lich die teilsörmigen Tafeln gesunden, deren Jnschristen reiches und unerwar tetes Licht über die Beziehungen Egyp tens zu den Euphratländern gebracht haben; sie waren, wie sich jetzt herausge— stellt hat, in Vorrathshäusern außerhalb des Palastes, dicht bei dem Hause des babhlonischen Schreibers aufbewahrt. Auch ans die Beziehungen zu Griechen ist durch Petrie’s Ausgrabun en neues Licht gefallen, da die Freskoisnnde und die Terrakotten sich in unmittelbare Verbindung mit mhtenischer Waare und den Grabsunden von Bapsio bringen lassen. Wenngleich noch viel in Bezug? ans die gegenseitigen Beziehungen zwi-; schen Griechenland und Eghpten zu lläsi ren bleibt, so verdankt man es doch den Ausgrabungen von Tel el Amarna, daß man überhaupt hoffen dars, daß dies geschehen kann. JnBrighamCity, Utah, brach ein großes Feuer au, welches seinen» Heerd in einer Wirthfchasy der R T. « Wilson ice Tompany gehörig, hatte. eDie Flammen verbreiteten sich schnelll über »das Geschäftsviertel der Stadt 000 an. set sendet-tm sen Ritter-erster s. Den französischen Feldzug machte ich Hals Reserveosfizier bei einem Mai-allerk ;regiment mit, das itn östlichen Theil unseres deutschen Vaterlandes garniso "nirt. Das Regiment gehörte zur ersten Kavalleriedivision, speciell zur ersten Ka-. valleriebrigade. Am 17.August, dem Tage vor Gra-! velotte, biwakierte die genannte Brigades im Park des südlich von Metz gelegenenj Schlosses Corny an der Mosel, dem da-? maligen Hauptquartier des Prinzen Friedrich Karl. Jm Laufe dieses Tages wurde die Brigade nach Nooeant, südlich von Cornr), gieichfalls an der Mosel ge-! legen, dirigirt. Das Regiment rückte? spät Abends in den Ihm bestimmten Bi-; tvakplatz. Es war das eine große Wiese am Moselufer. Zelte gab es damals bei ? uns noch nicht. Die Nacht war sternen- I klar, aber kühl; der Boden feucht durchs den aufsteigenden Nebel. Es wurde nicht abgesattelt. Jeder Mann blieb bei ( seinem Pferde. Bereits morgens um 53 Uhr des 18. August ertönte das Alarm - Signal. Schnell wurden die Sattelgurten ange zogen, die Kandaren ausgelegt, man schüttelte sich fröstelnd im Frühnebel, dann ertönten die bekannten Kommun dos: »An die Pfades-· ,,Fertig zum Aufsitzen!« »Aufgesessen!« der Reihe nach, und die Züge formirten sich. Ge gen 4 Uhr morgens bewegte sich die Bri gade der Mosel zu; hier wurde vor einer frisch geschlagenen Pontonbrücke abgeses sen, und die Brigade passirte ,,zu einem« die Mosel, d. h. jeder Mann führte sein Pferd, einer hinter dem andren, über die leicht gezimmerte Brücke. Schon lange hatte es nicht geregnet; der Boden war ausgetrockuet7 es stand ein glühend heißer Tag bevor. Es mochte etwa 9 Uhr sein, als wir das Städtchen Gorze im Trabe passirten. Wir sahen zu beiden Seiten der Straße die unteren Räume der Häuser mit Ver wundeten gefüllt. Die Fenster waren geöffnet, um die Morgenlust den Leiden den zuzuführen. Am 16. hatte in der Nähe die Schlacht von Mars la Tour stattgefunden. Am Ausgange des- Städt chens hing an einem Baum ein menschli cher Körper! Ein Spion?! Ab und zu begegneten uns bereits Wagen mit Ver tmmdeten. In der Ferne hörten wir Kanonendonner. Wir hatten also Aus: sicht, heute in Aktion zu kommen. Es war etwa 11 Uhr vormittags; der Ka nonendonner wurde immer deutlicher und starker. Raum hatte sich die Brigade in Re gimentskolonne forinirt, als die ersten feindlichen Gratiaten über ans hinweg saiisten. Halbrechts vor uns lag ein große-J Dorf, dahinter ein ansteigendes Terrain. Dieses Dorf war Gravelotte. Niemand wußte, daß der Kampf, der sich svor uns abspielte, die grosie Entschei idungsschlacht war. Ter Donner der Geschiitze wurde immer gewaltiger; da zwischen knarrten die Mitraillensen, inni terten die Gewehrsalben. Wir sahen deutlich das Aufblitzen derselben auf französischer Seite. Die Franzosen la: gen vortrefflich gedeckt hinter Schützen gräben und hielten ein ununterbrochenes Feuer. Vir sahen unsere Jnfanterie hinter Gravelotte im Laufschritt gegen die feindlichen Schiitzenaräben vorgehen und--—-verschwinden! Jnitner neue Mas sen stiirmten heran — sie theilten das Schicksal ihrer tapferen vorangegangenen Bruder. Es mochte etwa JzUhr nachinittags sein. Ein Feldpostillon ritt durch die Reihen nnd nahm Posttarten ab. Es war ein Moment. Neben uns befand sich das Kiirassierreginient Nr. Z in derselben Forniatiou. Ich sah meinen Freund svon L» Reserveoffizier des Reginients, zwic er zu Pferde eine Postkarte schrieb. Er war seit zwei Jahren verheirathet. Er hatte eine junge, reizende Frau, einen kleinen halbjährigen Knaben, seine Be sitzung daheim im fernen Ostpreußen. Wer von uns konnte in diesem Augen blick wissen. ob wir die Heimth wieder sehen, ob wir den nächsten Tag erleben würden! Wir sahen uns an und nickten uns einen Gruß zu. Dann ertönte das Kommando »Tradi« und in schnellem Trabe ging es gerade auf Gravelotte zu. An der Tete befand sich das Ulanen Re giment Nr. 4, dann folgte das Küns sier - Regiinent, dann unser Ulanens Regiinent. Wir trabten durch das Dorf. Rechts und links der Dorfstrasze laan «Tausende« Verwundeter, Sterbender! Welche Aufgabe wir hatten? Ein Adia tant vom General von Steinmetz hatte dein Koininandeur unserer Kavalleriedi vision, Generallieutenant v. H» folgen den Befehl überbracht: »Die Franzosen befinden sich in voller Flucht auf Metz; die Kavalleriedivision möchte die Abzies henden verfolgen und attackieren.« Ein schöner Gedanke des Generals von Steinmetzl Unser Divisionskommans deur soll darauf erwidert haben, das wäre unmöglich, da die Franzosen, wie es thatsächlich war, in fester Position hinter den bereits erwähnten Schützen gräben lägen! Kurze Zeit darauf ward unsrein Divisionskomniandeur durch ei nen Adjutanten vom General von Stein metz die Frage übermittelt: ,,ob er Angst habe?!« Unmittelbar darauf erfolgte unsere Trabbewegung aufGravelotte zu. Wir hielten. Ohne Kommando; es ging eben nicht weitert Das vierte Ulanen Regiment an der Tete marschirte, als es den zwischen Gravelotte und dem dahin ter ansteigenden Terrain befindlichen Damm errei t hatte, auf, kam dazu aber kaum, denn d e in festester Position hin O ster vorzüglich ang el besindliche sranzdsis nsanterie nete sofort ein Ehassepot ener, durch ches das erwähnte Regiment im U ehq 80 bis 100 Pferde und eine Menge ente verlor! Der Rest suchte hinter dein rück wärtsgelegenen Thalabhang Deckung. Es war ein Geheul, Gesause und Gekrach von Geschossen aller Art in der Lust, wie man es im Kriege nur in solchen Momen ten kennen lernt. Unser Brigadekommandeur General B. lnach dem Feldzuge nobilitirt), ein alter Haudegen, hielt neben dem Kom mandeur der Kürassiere Oberst v. W »Wissen Hie, in der Woriener Halle (ein alte-J, beliebtes Bierlolal inKönigsberg) ist es doch gemüthlichei I« sagte er Der also Angeredete nickte schniunzelnd. Jn der Nähe stand ein Jnfantrist. »Männ eben, gel)«n Sie doch zur Seite, Sie wer den noch umgeritten!« sagte General B. zu ihm. Jm nächsten Moment fiel der also Angeredele lautlos nieder! Eine Kugel hatte ihn getroffen. Nach etwa fünf Minuten ertönte das K:omtnandv »Ker«)rt, Marsch! Und im langsamen Schritt, umheult, umpfissen von zahllo sen Geschossen, gingen wir zurück und begaben uns auf dieselbe Stelle, von der wir ausgegangen waren. Jedes Regi ment hatte mehrere Pferde nnd Leute verloren; am meisten das vierte Ulanen Regiment. Der Kampf tobte ohne ir gendwelche sichtbare Veränderung wei ter! Es mochte Zk Uhr nachmittags seien. Da kam ein Reitertrupp, 30 bis 40 Köpfe stark, durch unsre Reihen. Brausende Hurras ertänteni Es war unser glorreicher König Wilhelm mit seiner Suite. Derselbe nahm links von unsrer Division Aufstellung. Alsbald richtete sich das Feuer der großen fran zösischen Geschosse dahin. Schrapnells platzten in unserer Nähe, Granaten schlugen ebendaselbst ein. Nach etwa einer haben Stunde ritt der königliche Zug weiter nach links ab. Vor uns immer noch dasselbe Schau spiel. Anstürmende deutsche Jnsante rie! Dasselbe furchtbare sFeuer aus bei den Seiteni Die Sonne neigte sich dem Untergange zu Da ertönten plötzlich langanhaltende Hornsignale unserer Jnfanterie: ,,Hahn in Rut)!«« Immer und immer wieder. Dann ferne-Z »Hurra!« Wir sahen bei beginnendem Dunkel große Massen unse rer Infanterie lautlos die hinter Grave lotte ansteigenden Terrains anstiirmen, den französischen Schiitzengräben, den todtbringenden Cbassepotsz entgegen! Ganze leuchtende Linien entstiegen den selben den stummen, todtverachtenden Angreifern entgegen! Immer neue ,,Hnrras!« immer von Neuem die Sig nale »Dann in Rul)!« Was war das allest Neue siorps griffen ein und mit gefälltem Bajouet stürmten die Deut schen gegen die französischen Linien. Sie wollten und sollten siegen oder sterben! Das war der »furor teutonicus«. Und die Franzosen hielten diesen Sturm nicht aus. Sie gingen zurück. Sie mußten! Der Abend lagerte schon über den Flu ren. Man sah deutlich das Aufblitzen französischer Chassepots der nach Metz zurückziehenden Franzosen. Allmählich wurde es dann stiller. Hoch loderten die brennenden Häuser und Fermen vor uns! Wir fortnirten uns zum Abmarsch. Es war nach 10 Abends, als das Regiment an dem ihm bestimmten Biwakplatz bei Rezonville etwa 2 Kilometer von Gravelotte ent fernt, anlangte. Vor uns lag das ganze Kanipfesseld Noch immer tönten ein zelne Schiisse hüben und drüben, loderten die Feuer. Noch heute ist es mir unklar, wie wir trotz der Dunkelheit auf die rechte Stelle kamen. Ich erhielt beim Zurück gehen den Befehl, die 5. Eskadron aus dem Schatten der Nacht hervor zu holen, und ich brachte sie gliicklichzumRegiment. Der Zweck des Tages war erreicht! Der Ring war geschlossen. Die Franzo sen waren aus Metz zurückgedrängt. Welche furchtbaren Opfer jedoch diese Lösung gekostet hat, wissen die wenig sten. - Am andern Tag Nachmittags, als wir uns im Biwak bei Rezonville seldmäßig eingerichtet hatten, unternahmen mein Esfadronches, Rittmeister v. P., und ich einen Ritt nach dem Schlachtfelde; in erster Linie nach und durch Gravelotte, um unsre gestrige Position zu besichtigen. Es mochte t; Uhr Abends sein. Wir hörten hinter Gravelotte die Trauer klänge von Militärkapellen. Es fand bereits die Beerdigung der Gefallenen statt. Es war ein schwerlich-feierlicher Augenblick. Unendlich lange Gräber reihen gähnten uns entgegen. An den Enden standen die Regimentskapellen. Jn langen, dunklen Reihen lagen die heldenmüthigenStreiter vom 18. August, die mit ihrem Blut die vom großen Feld marschall gestellte Preisaufgabe gelöst hatten. Es wurde Kalt über sie gewor sen s - und Hunderte von Mannschaften schütteten dann die Massen-Gräber mit Erde zu. Die Gräben zu beiden Seiten der Chaussee waren mit todten Pferden, vor allem aber mit preußischen Helmen und Waffen ,,gefüllt!« Einige Franzo senleichen waren erst hinter dem Schli tzengraben sichtbar ; die wenigen Gefalle nen waren wohl von den zurückgehenden Kameraden mitgenommen. Wir ritten bewegt zurück. Das war meine Erinnerung an Gravelotte. Jn D r yt o w n, Tal» fielen einige schwere Balken, welche in dem Gebet Schacht herabgelassen werden sollten, da der Strick zerriß, aus einer Höhe von 700 Fuß herab und tödteten Dominick Sinisik und Frei-. Hohe-ts, die unten arbeiteten. .