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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (July 12, 1900)
MI Zeilbild von 18. W i l l a ch. Zirei Monate nnö vorüber, seit sie zum ersten Mal die rniorräiime des großen gadrikckabiiNnciiiZ betrat, um dort ihre buchhalterische Laus bahn ,u beginne, i'on dem beklemmenden Herzklopfen, das sie damals befiel, als sie von dem freundlichen Chef dem Per sonal als erste weidliche ehilfin vorge stellt wurde, als o drei bis vier Tugend neugierige, fragende, unwillige und mißbilligende Münneraugen auf ihr ruhten, iji längst nichts mehr zu mer ken. Sie ift allmorgendlich regelmäßig erschienen, zuerst immer mit dem Ersten mit ihrem Frühstückstäschchen in der Hand, dem hellen Sonnenschirm, unter welchem das blaffe Gefichtchen noch schmäler erschien: allezeit mit dem schnellen, eiligen Schritt, der allen Ge schäftöleuten eigen ist, und den sie sich nun auch hatte angewöhnen mllsien. ES entstand jedesmal eine Pause in dem lebhaften Gespräch, sobald Lucie Lehnhoff nachträglich hatte man ihren Bornamen durch den Inspektor feftge stellt die Buchhalter betrat; aber der kurze Gruß, die in ihrem ganzen Wesen sich konzentrirende Reserve ließen schnell die Blicke der jungen Kollegen eine andere Richtung einschlagen: daS hochmuthige oder besser alberne junge Ding sollte nur ja nicht glauben, daß es sich hier großer Sympathien erfreue. Im Gegentheil, sie gehörte garnicht hier herein, sie genirte nur, sie war ja eine Derjenigen, die den Männern Konkurrenz machten im großen Kampfe um das Dasein. Mochte sie doch bei Muttern bleiben. Strümpfe stopfen und Chemisetten waschen, das kam ihr beffer zu. als hier auf dem Drehschemel obschon mit gesuchter Grazie zu balanciren und die schweren, messing beschlagenen Bücher herumzuschleppen! Diese Weisheit hatte der Kassirer. den anderen jungen Leuten klargemacht. Und während sie in ihrem Innern also räsonnirten, geschah eS doch, daß ganz unversehens Einer oder der Andere eiligst herbeisprang und ihr daS Unge heuer von Hauptbuch aus den Armen nahm und ihr auf das Pult legte. Darüber knirrschte der Kassirer und ballte die Hände, es freute ihn in der Seele, daß die hilfsbefliffenen Esel da für nichts Anderes als einen beinahe vernichtenden Blick der großen grauen Augen erhielten, die zu ucies reizen dem Kindergesichtchen gehörten. Irgend welche Meinungsäußerung aus nur ein Ja" oder Nein" bei den Fragen deS alternden BüreauchefS hatte man von LucieS Lippen nicht gehört. Jeder An laß dazu blieb völlig unbeachtet: des halb begannen eben die schwärmerischen Jünglinge sie für dumm" und äußerst prüde zu halten. Der fürforgliche Chef hatte dieS weid liche Unikum wie zum Schul) desselben in die nächste Nähe des BüreauchefS placirt. doch das alte Rechenheft hatte trotz aller Lieblichkeit dieser Nachbar, schaft nur widerwillig davon Notiz ge nommen, da er ausgesprochener Feind aller Neuerungen war. Deshalb, auS Groll gegen diese Neuerung schwieg er auch behurrlich, wenn am Abend vor witzige Stifter unter dem Beifall der Ausgelernten in LucieS Abwesenheit allerlei Schabernack ersannen, um sie zu ärgern und sie aus ihrer Reserve zu locken. Sie schraubten den Drehschemel bis auf den letzten Höhepunkt, gössen Wasser in ihr Tintenfaß, knibften die Spitzen ihrer Federn ab. schlugen die Bücher zu oder drehten sie um. aber der erhoffte Erfolg eines Zornaus bruches oder einer Strafrede blieb gänzlich aus. Die grauen Augen leuchteten beinahe schwarz, und die klei nen Hände zitterten der vollrosige Mund aber schloß sich nur noch fester. Somit war alles vergeblich gewesen, und man hätte beinahe ihre Gegen wart gänzlich übersehen, wenn nicht der jüngere Bruder des Chefs, der als Volontär nach seiner Ansbildung auf der Handelsakademie in das Geschäft eintrat, seiner Ver und Bewunderung über die Neuerung Ausdruck gegeben hätte. Die geschah in verschiedenen halb lauten Bemerkungen, versuchten Blu menspenden. die. auf dem Pult liegend, keines Blickes gewürdigt und achtlos hinuntergefegt wurden. In der That war die zierliche, bieg same Gestalt, die reizende Korfform mit der dunkelblonden, schweren Haar fülle, den natürlichen Trotzlöckchen, dem süßen, reinen Kindergeftcht der Be wunderung werth. Der Kassirer wüthete hinter seinem Gitter und schoß giftige Blicke auf den späteren Mitinhaber der stolzen Firma, der sich so weit vergaß, einer Gehilfin den Hof zu machen. Als noch nicht der geringste Erfolg zu spüren war, Lucie Lehnhoff nach wie vor beharrlich schwieg und nur durch ihre Augen Nichtachtung und schärfste Ablehnung kundgab, beruhigte sich der Cerebus und vergrub sich wieder in sei nen Geldschrankt. Lazi Sembrei, der allzeit verwöhnte Günstling schöner Damen, ertrug diese herbe Zurückweisung nicht lange. Nach dem er so wie alle Anderen vorher schon es vergeblich versucht, sich der jungen Dame auf dem Heimweg anzuschließen, kam er auf den unedelen Gedanken, sich zu rächen. Seine wachsende Leiden schaft verschmähte nicht die häßliche Form dieser Rache, und tapfer darauf los renommirte er mit den Erfolgen, Sie spricht'. die er auf dem Felde der Liebe errungen haben wollte. fand ein williges Echo bei den jinin Kollegen, und sogar der schon stark ergraute atte ltteschaslsführer veischmüdle es nicht, in faunischer Er innecung grinsend, keine Beitrage zu liefern. Nur der Kassirer. der trotz seiner zmeiunddreißig Jahre als Wei verfeind bekannt war. verhielt sich ad lehnend und steckte diese brummend sei nen im vollsten Haarschmuck prangen den klugen Kopf in sein Kassenbuch. Er konnte eS aber nicht bindern, daß seine Augen seitwärts durch daS Gitter lugten und auf LucieS Geficht ruhten, das einen lebhaften Farbenwechsel zeigte. Er glaubte auch bemerken zu müssen, wie die kleine schreibende Hand zitterte, wie ihr Athem heftig ging und in ihren Augen eine verrätherische Feuchtigkeit glänzte. In feinem geld gepanzerten Herzen begann sich ein wun derbareS unbekanntes Gefühl zu regen, mit fiebernder Erwartung harrte er der Dinge, die da kommen würden. Lazi Sembrei hatte die gewagte Unterhaltung bis auf die Spitze, hart an das Unerlaubte, getrieben Georg Land, der Kassirer und .Goldonkel', wie sie ihn nannten, zog haftig seine Uhr; aufathmend überzeugte er sich von der nahen Schlußftunde. fünf Ubr! Gott sei Dank, das konnte sie nicht länger mehr anhören, und Gott sei Dank, sie that eS auch nicht, .sie spricht!" Lucie war von ihrem Drehschemel gesprungen, noch die Feder in der Hand, stand sie mit flammenden Augen dem Büreauchef gegenüber. .Herr Brandt!" hob sie mit klingen der Stimme an. Ich möchte Sie höf lichft ersuchen. Ihre Privatanfichten für sich zu behalten und außerdem zu veranlassen, daß sich die jungen Leute in den Grenzen deS AnftandeS halten, ganz besonders in Gegenwart einer Dame!" Auf die in lautlose Stille hineinge sprochenen Worte erfolgte ein Sturm der Entrüstung, am lautesten schrieen die Stifte, und mitten hinein erklang von dem Kassenpulte ein lautes Bravo" um daS andere. Nur der gemaßregelte alte Brandt sah mit gläsernem Blick in daS erregte Geficht der jungen Buchhalterin und sprach endlich die geistvollen Worte: Sie haben mir ja gar nichts zu sagen!" Wenn das Heiken soll, da Sie ser ner diese Ungezogenheiten dulden, so werde ich den Chef in Kenntniß letzen und meine Stellung kündigen!" sagte die junge Dame und legte die Feder hin. Thun Sie, was Sie wollen!" fuhr Brandt auf im Bewußtsein seiner sicheren Stellung. Lazi Sembrei aber schämte sich bis in die Seele hinein und schmieg in banger Borahnung eines auftauchenden Gewitter?. Lucie Lehnhoff war schon draußen in der Garderobe; im Komptoir war es still geworden, nur der Kassirer Wirth schaftete wie toll hinter seinem Gitter; er warf die Bücher in den Kaffenschrank und dieser selbst donnerte zu, daß es krachte, und dann stob er hinaus. Ohne Handschuhe, den Ueberzieher halb angezogen, in einer Hand den Hut, stürmte er hinter Lucie her, die schon den Hof verlassen und in die Wörth straße eingebogen war. Fräulein gnädiges Fräulein erlauben Sie gestatten Sie nur einen Augenblick!" keuchte er hinter ihr her; sie aber wandte sich nicht um. Er war endlich an ihrer Seite. Sie wendete den Kopf nicht um ein Haar, immer geradeaus blickten die weitgeöffneten Augen, was er aber noch sah. daS machte ihn verstummen. Ueber die nun so blassen Wangen rollte wie große, klare Perlen eine Thräne nach der anderen nieder bis in den Straßenftaub. Der Mund war wie im Krampf zusammengepreßt, kein Laut, kein Schluchzen; und dieser stumme, mit Anstrengung niedergehal tene Schmerz berührte ihn wie ein Gotteshauch und läuterte vollends das in der Asche des Lebens vergrabene Herz. Drei Schritte ging er hinter ihr, und sie hatte nicht den Muth, ihn fortzu weisen, war er doch der Einzige, der ihr Vorgehen gebilligt, ihr Zartgefühl geschont hatte. An der Thür des Hau ses, in welchem sie wohnte, stand er glücklich neben ihr. Nehmen Sie mich mit, Fräulein Lehnhoff, zu Ihren Eltern!" bat er. Doch sie schüttelte den Kopf: Ich habe keine!" Wieder war er erschüttert. Nun, dann zu Ihrer Schwester. Ihrem Bruder!" Ich bin ganz allein. Gehen Sie!" Aber er ging nicht, er fühlte nur, wie ihm die Augen heiß wurden ob solcher Einsamkeit auf der weiten, bösen Welt. Sie dürfen nicht mehr in's Komp toir!" preßte er hervor. Sie.Fräulein Lucie. Sehen Sie mich an. vertrauen Sie mir wie einem Vater, einem Bru der, wie wie einem Geliebten, der Sie schützen will ein ganzes glückliches Leben hindurch!" Er hatte ihre Hände erfaßt. Sie standen im Hausflur, in welchem eben die Lampen angezündet waren; ein eisiger Windhauch zog durch die Thür eS würde bald Winter fein. Bebend stand Lucie. und zagend er hob sie die thränennassen Augen zu ihm empor. Ein warmer Strahl von Liebe, Mitleid und Sorge begegnete ihr, sie sah zum ersten Mal, daß der Kassirer ein hübscher Mann war mit vertrauen erweckenden Zügen. Lassen Sie mich mit Ihnen alles auf der Welt enibch rcn. ich ehre und achte Sie! Sie haben gesprochen zur rechten Zeit, und ich dachte mir. spricht sie in diesem Falle, dann ift sie eine Dame, die man ebenso achten wie lieben muß." Lucie lächelte unter Thränen über dies Bekenntniß. Sie erwiderte den Druck seiner Hand, und er beugte sich nieder und küßte sie. zaghaft und zärt lich zugleich. Die erftcn Schneeflocken rieselten nie der. als der Kassirer Urlaub nahm, um ein Weibchen heimzuführen. Im Komptoir gab eS einen förmlichenÄuf rühr, eS wurde an diesem Tage faft gar nicht gearbeitet. AIS Hochzeitsge schenk erhielt der Kassirer von seinem Chef daS ehemalige Gehalt der Buch halterin als ständige Zulage zu seinem Monatsgehalt. Am nächsten OuartalSwechsel trafen drei Buchhalterinnen in'S Geschäft. Der Chef beabsichtigte jedenfalls, feine jungen Leute zu,soliden Ehemännern zu machen. Wenn daS junge Paar einen Kreis guter Freunde um sich sah, und Frau Lucie die Stimme erhob, so sagte der Hausherr jedesmal mit erwartungSvol lem Lächeln: .Sie spricht!" Die eiserne Nlaske. Humoreske von Theo von T o r n. Ich danke Ihnen meine Herren." knurrte Major von Boßner. indein er seine behandschuhte Rechte auf den hal den Weg zur Schirmmütze führte und damit die Herren Offiziere seines Ba taillonS entließ. Nur Herrn Leut nant von Passen bitte ich noch für einen Augenblick. " Allgemeines Hackenzufammenschlagen und in der nächsten Minute ftand Erwin von Passen allein und mit jenem un heimlichen Gefühl der Erwartung vor dem Gewaltigen, daS zwar jeden Leut nant unter vier Augen mit seinem Vor gesetzten beseelt, bei Passen aber noch durch eine lange Reihe unbestimmter Ahnungen pointirt wurde. Nicht, daß er sich im Moment dienst lich etwas bewußt" gewesen wäre. Obwohl das nichts sagen will, denn waS ein Leutnant wunderschön findet, daS ift in den Augen eines Majors unter Umständen eine kolossale Schweinerei". Die Ahnungen deS Herrn von Passen drehten sich aber dies mal mehr um einige kleine Privatan gelegenheiten Dinge, gegen deren Er örterung auf dem Kasernenhofe sein ganzer innerer Mensch sich auflehnte; der äußere stund natürlich stramm. WaS ich sagen wollte, Herr von Passen Sie waren gestern auf dem Eise" .Zu Befehl. Herr Major." Darf ich fragen, weshalb?" Weil Sh weil ich leidenschaftlich Schlittschuh laufe, Herr Major," erwi derte der Leutnant, indem er sich bestrebt zeigte, das leichte Befremden im Ton seiner Antwort durch eine noch dienst kichere Haltung auszugleichen. So dann sollten Sie's aber ler nen!" schnauzte ihn der grimme Chef so heftig und unvermittelt inS Gesicht, daß PassenS Nase um zwei Strich aus der vorschriftsmüßigen Richtung kam. Sie laufen ja wie eine wahnsinnige Windmühle, Herr! Vier kleine Kinder und eine Dame haben Sie zur Strecke gebracht bitte, lachen Sie etwa, Herr von Passen!" Zu Befehl, nein, Herr Major!" Würde Ihnen auch nicht anstehen. Die Dame, welche wiederholt durch Sie zu Fall gekommen ift, hat sich bei mir beschwert, weil sie Grund zu haben glaubt, bei Ihnen eine unritterliche Absicht vorauszusetzen." Herr Major, ich bitte bemerken zu dürfen" Schon gut. Ich habe das ohnehin schon bestritten. Wenn Sie aber wie der einem so rasanten Vergnügen nach gehen, dann bitte nicht in Uniform. In deS Königs Rock giebt man keine komischen Vorstellungen. Und dann möchte ich Sie auch bitten, meine Tochter an Ihren Exerzitien nicht zu betheiligen. Sie verstehen mich Herr Leutnant von Pollen, nicht wahr. Ueber legen Sie sich die Sache vierundzwanzig Stunden, in Ihrer Behausung, dann werden Sie mir recht geben. Ich danke Ihnen." Eine der vortheilhaftesten Einrichtun gen der Natur ift es. daß dem Menschen nicht immer und nicht genau anzusehen ift, was er denkt und empfindet. Na mentlich beim Militär.- So hätte eS für den Leutnant von Passen, welcher nun nach einer untadligen Kehrtwen dung seinen heimischenPenoten zustrebte, die entsetzlichsten Weiterungen gehabt, wenn der ihm folgende Blick des Ma jors die Fähigkeit gehabt hätte, in sei ner empörten Seele zu lesen. Passen schimpfte in sich hinein, daß ihm die Schärpe zu bersten drohte, und da jeder verkniffene Zorn sich auf die edlen Theile zu legen pflegt, wurde ihm schließlich daS Herz so schwer, daß seine sonst fidelen Augen sich ganz unmilitä risch verschleierten. ES war aber auch sozusagen zum lang hinschlagen". Gehörte denn das Schlittschuhlaufen, in Dreideibels Na men- zum Bataillonsexerzieren? Es unterlag ja keinem Zweifel, daß er diese glitschige Kunst weniger nach der gra ziösen. als nach der ballistischen Seite hin beherrschte. Aber das ging doch nur ihn etwas an eventuell noch die jenige, für die er feine sportlichen O.uartanerReminiscenzen unter Risiko sämmtlicher Arme und Beine wieder aufgenommen. Und das war Trude von Boßncr, des Majors eigenes Töch terlein. Daß er Erwin von Passen im Umgehen von Hindernissen auf dem Eise noch nicht die wünschcn-merthe Gewandtheit hatte. daS war doch nur Uedungsfache und lag im Wesentlichen an den Hindernissen selbst. Von einem Schneehaufen war ja schließlich nicht zu verlangen, daß er Verve und Flugbahn eines strebsamen Anfängerz berechnete, um ihn und sich selbst rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Und das Be harrungsvermögen eines solchen Hinder nisseS hatte auch nichts auf sich; man drang im schlimmsten Falle mit mehr oder minder Wucht in ihn ein und hatte dann nichts weiter zu thun, als die an ungeeigneten Stellen, namentlich im Rockärmel, angesammelten Schneemas fen wieder abzugeben. Aber von eine, relativ mit Vernunft begabten Wesen, wie eS die verwittwete Frau Geheimrath Liesegang. Trudchens .Wauwau' und präsumtive Stief mama. immerhin war, konnte man doch füglich verlangen, daß sie ihre kolossale Weiblichkeit nicht immer just da hinstellte, wo der von Angst und Stahl beflügelte eilende Fuß einer freien Passage benöihigte. Und für eine zweimalige unfreiwillige Umarmung der verwittmeten Liese gang vierundzwanzig Stunden .Schmücke Dein Heim"!? Ja. wenn es noch gewöhnliche vierundzwanzig Stunden gewesen wären mit Einschluß einer Felddienftübung dielleicht, die man dann strafweise nicht mitzumachen brauchte! Aber heute war Kasino Red oute.. .. Alles. waS gestern an süßen, unter dem Schutz der Maskenfreiheit mög lichen Heimlichkeiten zwischen dem Leutnant Erwin von Paffen und Fräu lein Gertrud von Boßner verabredet war, brach trostlos zusammen. Sie, die entzückende Tochter eines Scheusals von Vater, würde vergeblich nach ihm ausspähen, würde von andern um schwärmt werden und vielleicht ES war nicht auszudenken. Erwin von Passen stieß so heftig mit dem Säbel auf. daß die Spatzen vom Fahr dämm aufschwirrten und die kleine dicke Schlächterstochter, welche ihn regel mäßig beim Kommen und Gehen ab lauerte, entsetzt hinter den Fuchsien und Mettwürsten des väterlichen Schau fensteiS niedertauchte. Wenn ein Mensch wie man so sagt angeärgert" ift, dann ärgert ihn schließlich alles, und nicht allein das Positive, sondern auch das Negative wie z. B. die Abwesenheit eines Men schen. der eigentlich da" sein müßte. Als Passen sein Heim betrat, fand er zwar die Entreethür offen, dafür aber vermißte er seinen Burschen Lipinsky und mit demselben eine Rüstung, die komplette feldmarschmäßige Dienftgar nitur eineS mittelalterlichen Militärs, welche neben allgemeinen dekorativen Zwecken als Mützenhalter diente. .Lipinsky" !!" Nichts. Kein Echo in sämmtlichen zwei Zimmern. Erst als Passen das Fenster aufriß und den lieblichen Na men seines Page ins Freie brüllte, mel dete sich etwas aus der unterm Dach gelegenen Burschenkammer. Na warte, Du Heupferd" knirschte Passen, .ich werde Dich lehren, meine paar Klamotten den Spitzbuben preiszugeben!" Damit schloß er das Fenster und eilte zur Bodentreppe. Hier aber konnte er sich nur durch einen flotten Seitensprung vor Schaden bewahren, denn Adalbert Lipinsky. angethan mit einem ritterlichen Topfhelm, hatte eS so eilig, dem Rufe seines Leutnants Folge zu leisten, daß er unter furchtbarem Gepolter ausrutschte und dann immer fünf Stufen übersprang. .Mensch, Lipinsky! Haft Du Dir weh gethan, Satanskerl?! Und wie siehst Du aus!" Der brave Adalbert tastete erst vor sorglich um sich herum, ob er in der Eile nicht 'noch ein paar Stufen über sehen, erhob sich dann und rüttelte wie wahnfinnig an seiner metallenen Be hauptung. Der Anblick war überwältigend. Mit einem Schlage hatte Passen seinen Humor wieder und lachend erlöste er den Burschen durch einen Druck auf eine Feder, welche das Vifir und zu gleich auch die Halsklammer des Helms geschlossen hielt. Oho ' seufzte der Grenadier, in dem er mit der Rechten seinen Schädel betastete, is se eine gräfige Kirassier Helm. Ja. aber wie kommst Du dazu. Dir das Ding auf Deinen polnischen Dick schädel aufzustülpen, he!" Z' Befell. Herr Leutnant, hab ich geputzt dieses Moniur für Herr Major, und hab ich probirt altes Kirassierhelm ein bischen." Für den Herrn Major ?' Passen sah verblüfft auf den Helm und dann in das ftarkgeröthete vierkantige Gesicht feines Burschen, der immer noch keine rechte Haltung gewinnen konnte. Plötzlich aber siel eS dem Offizier ein. daß der Major vor länger als acht Tagen schon die Rüstung für die Re doute sich ausgebeten hatte und Adalbert Lipinsky berührte es durchaus verständnihlos, als er seinen Leutnant mit einem! Male zu einer Art Schuh Plattler einsetzen sah. Die Redoute war im Gange. Und obwohl Passen mit zum Vergnügung? Comite der KasinogeseUschasi gehörte, wurde er in dem luftigen Treiben kaum vermißt. Nur ein blondhaariges Rau tendeleien spähte nach seinem Meister Heinrich auS und ward schließlich so bedrückt, als sollte eS mit einem der Nickelmänner, die eS umschwärmten, zu Brunnen fahren. Glücklicherweise wurde Rautendeleien von Zeit zu Zeit von einem klirrenden RitterSmann aufgesucht, bei dessen Nahen die Wasser und sonstigen Schwarmgeister sich respektvoll zurück zogen. Eben ließ sich der Major wieder bei seinem Töchterchen sehen; und eS klang. alS wenn eine Kaffeemühle in eine Kasserole hineinspräche. als er sagte: Versuche doch noch einmal. Kind, ob Du mir nicht Luft machen kannst! Ich bade einen Durft zum Umfallen, und die verflixte Klappe ift nicht hoch zukriegen. Rautendeleien schob und zerrte, aber daS Vifir rückte und rührte sich nicht. Ader so suche doch Herrn von Pas sen auf.' raunte Fräulein von Boßner schließlich, indem sie ihr Erröthen mit erneuten Bemühungen und den. eigen finnigen Helm zu verdecken suchte, er wird doch mit dem Ding Bescheid wissen." DaS sagst Du so , kam eS ziem lich klüglich aus der metallischen Per kleidung. den hab' ich ja eingespunnt heute.' Ein ge spunnt? Heute?! Den Leutnant von Passen?! Und da läufst Du hier in seinen Sachen herum? Pfui. Papa. daS Hütte ich Dir nicht zugetraut." Ich wollte, er steckte in dieser kreuz weise vernagelten Blechdose.' Nun will ich Dir aber waS sagen. Papa." erklärte die Kleine unter Zor. nesthrünen und mit einer Energie, welche der alte Kriegsmann sich nur von seinem vergötterten Töchterchen ge fallen lieb, wenn Du Erwin nicht so fort kommen lässest, dann " Erwin? Ich meine doch, der Mann ist für Dich ein Herr von Passen " . Nein, seit gestern ift er's nicht mehr, denn wir lieben uns. und gerade heute solltest Du eS erfahren!" Der Major mußte sich setzen, waS bei der Emballage einige Schmierigkei ten hatte. Er schätzte Passen als tüch tigen Offizier und hatte gegen ihn nichts weiter, als daß er ihn für einen Wind Hund" hielt, welcher der gesammten weiblichen Garnison den Kopf ver drehte. Und es war ihm in seinen rigorosen Maßnahmen Passen gegen über nur daran gelegen, sein Kind vor dem stadtbekannten Flirt deS Schwere nöthers zu bewahren. Aber wenn Trude ihn sich ernsthaft eingefangen, so hatte die Sache ja ein ganz anderes Gesicht. Dann machte es sich ja auch viel besser mit seiner eigenen Wiederverheirathung und Alles war in schönster Ord nung. Väterchen ' klang es zärtlich und mit inniger Herzensbitte in diese Er wägungen hinein, bei welchen der Ma jor die Einschienung seines Hauptes fast vergessen hatte. Ja. aber warum ift denn der Mensch so niederträchtig zu seinem Schwieger papa." grollte er. indem er sich stöh nend erhob und wieder an der eisernen Maske rüttelte. Wieso, denn, Pa'chen! Erwin ist eine Seele von Mensch." Hat sich was! Seele! Glaubst Du denn, ich hätte nicht schon zu ihm geschickt ?" Na und!?" ,,Der Herr Leutnant seien stark ver schnupft und ließen sich gehorsamst ent schuldigen, läßt mir der Filou sagen. Und wie ich den Diener frage, ob der Leutnant zu Bett liege, stiert mich der Kerl an und sagt: Der Herr Leutnant üben sich auf seinem Zimmer im Schlittschuhlaufen! Nun mach' Dir ein Bild!" DaS helle Auflachen feines Töchter chen wirkte so ansteckend, daß der Ma jor vollend? feine gute Laune wieder gewann. Nur als er zwei Stunden später sein zwölftes Glas Roederer gegen daS des Leutnants von Passen anklin gen ließ, meinte er trocken: Eigentlich müßte ich Dich in den Kasten schicken, mein Sohn, wegen des verwünschten Maullorbs aber ich will'S Dir schenken, denn Du kriegft ja ohnehin lebenslänglich Schmücke Dein Heim!" 2i schichte einer Uhr. Für die berühmte Stockuhr Les trois graces" von Falconnet. die im Petit Palais der Pariser Ausstellung die allgemeine Bewunderung hervor ruft, ist kürzlich dem Besitzer, dem Gra fen de Camondo. die stattliche Summe von 1. 250.000 Francs geboten worden. Trotzdem hat dieser sich nicht entschließen können, sich von dem herrlichen Kunst werke zu trenner, um so weniger, als er eS bereits testamentarisch dem Lauvre Museum vermacht hat. Sein Vater hatte die Uhr bei dem Verkaufe der be rühmten Collektion des BaronS Double im Jahre 1831 für 101.000 Francs erstanden. Baron Double seinerseits hatte im Jahre 1855 dem Vater deS Pariser Kunstsachverstündigen Mann heim 7000 Francs für sie gezahlt. waS indessen für den Kunsthändler noch im nur iinen recht erklecklichen Gewinn er gab. da er die Prachtuhr bei einem Antiquitätenhändler in Frankfurt a. M. für 1500 Francs erstanden hatte, i Zukunftsbild, GreiS (zu einem Knaben): Junger Herr, darf ich um Feuer bitten?" Knabe: .WaS. mein Herr, in Ihrem Alter rauchen Sie noch?" Doppelsinnig. Dame: .Ich hoffe. Sie sind folg. sam?" Dienstmädchen: .Alle meine früheren Herrschaften werden Ihnen sagen, daß ich gehorcht habe." Modern. Braut: Der Herr, der unS vorhin auf der Straße grüßte, war gewiß einer Deiner Gläubiger?" Bräutigam: Stimmt, einer der Bausteine Deines brüutlichen Glückes." Richtig. Gast: Herr Wirth, in Ihren In seraten lieft man immer Ausgezeichnete Küche", aber das Essen bei Ihnen ift ganz miserabel." Wirth: Aber die Küche sollten Sie sehen!" . Durchschaut. Er: So ein Häschen schmeckt doch noch einmal so gut, wenn man eS selbst geschossen hat." Sie: Aber, weißt Du waS, den nächsten Hasen küßt Du mich schießen, ich schieße ihn gewiß billiger." Besonders. Erster Student: Wenn man es recht betrachtet, wird mit dem Kneipenlaufen doch recht viel Zeit unnütz vergeudet." Zweiter Student: Ja, besonders mit dem Hin und Zurückgehen." indlich. Mutter: Aber. Lieschen, was fällt dir denn ein. durch'S Schlüsselloch darf ein Kind nicht schauen!" Lieschen: Wie alt muß man denn sein, Mama, bis man das darf?" Nliderspruch. Paul (zu seinem Freunde): Weißt Du. Karl, als ich mit meiner Marie gestern Abend auf der Gartenbank saß, so beint Schein des Mondes, da kam ich mir vor, wie der glücklichste Mensch unter der Sonne!" Etwas verspZtet. Seremissimus: Ach, sagen Sie doch 'mal, Kindermann: Wer ist denn eigent lich der Gutenberg, für den man eine Gutenbergfeier ansetzt?" Kindermann: Gutenberg. Durch laucht, ift der Erfinder der Buchdrucker kunst." Seremissimus: So, so; doch ver dienstvoller Mann! Wollen ihn bei nächster Gelegenheit nun zum Hof buchdrucker machen!" Rasernenhofdlütlie. Meier, machen Sie nicht folch dum mes Gesicht, wie eine Auster, die sich auf eine frisch gestrichene Austernbank gesetzt hat!" Nicht geboren. . Und was für eine Geborene ift denn die Dame?" Leutnant: Ist jar keine Jeborene. Ist 'ne Jewisse!" MißverstZndniß. Frau A: Der Roman, scheint sehr nett zu sein. Von wem ist der?" Frau B: Den hat mir mein Mann mitgebracht." Im Conzertsaal. Musiker: Nun. wie fanden Sie heute die Leistung des Meisters?" Pianist: Großartig! Unsereins muß indessen drei Conzerte geben, um so oft daneben zu greifen wie er in einem." Geschminkt. Jda: Findest Du nicht. Emma, daß die Frau Kommerzienräthin heute wieder ganz ungewöhnlich jugendlich und blühend aussieht?" Emma: Na, ja, sie versteht eS eben, ihrem Aeußeren so einen gewissen Anstrich zu verleihen." Modernes Räthsel. Mama: Hier Lieschen, ist die ver sprachen? neue Puppe." Lieschen (enttäuscht): Aber sie hat ja keine Radelhosen an?!" Sein Mitgefühl. Karlchen (der sehr unartig ift und daher von der Mama Schlüge bekom men soll): Mama, hau' mich nicht, du weißt ja eS thut der Großmama so weh!" Lr macht's ebenso Arzt: Sie sind also taubstumm?" Bettler: Ja!" Arzt: Aha, nun können Sie sprechen!" Bettler: Ja. ich habe ebenso meine Sprechstunden wie Sie!" 2lufges,nitten. Heldenvatcr: Sie sind ja schauder haft rafirt! Weshalb rasiren Sie sich nicht selbst?" Komiker: Weil ich. sowie ich mein Gesicht im Spiegel sehe, furchtbar lachen mutz." VOxt'i gemacht wird. Direktor: Sie vergehen sich nicht zu insceniren. mein Fräulein; wir machen für beute einen Abschied und ich bestelle gleich die ausgespannten Pferde!" X