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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (May 24, 1900)
vTol3X"8,sli:o Staats-Zlnzeigrer. Deutsche .:' ZZaumschuke! Groß Borralh bei destn, Ootte von Cbft und Wi!d blauet, Weinreben, Bra. und Blomeofträultna. QtK liche Cuolildt, ehrliche Betenunz nd iedrize preise. Z t). oeredttte Vftrstchbäume e, Ktrscht. oder Pflaumen 15e p?r Stück Nusfllche Vkaulbcer, is-i Z,a. 25e x 10 Bei Ordn, von toeuignen I0 be,ihle ich Frachtkosten. 8 a taloge frei. Schreibet deutsch oder englisch. Carl Sonderegger, (39 Bestellung' iwlhne man dieses Blatt.) 8 Der Dorn der Gesundheit Forni's Alpcnliräutcr Dlutbclobcr. iilMil! The Lincoln Flouring 'Hills LKe 9. imb D SK , Lincoln, YeS. 3 Psnnd beste Patent Mehl und 10 PsunJ Kleie werden g'gen ein Bu el vom 00 Pfund gutem Weizen umzeiau'cht. ffutter, irqend einer Soite. gemahlen oder umgetauscht. Höchster Marktpreis wird für alle Sorten Geireide bezahlt. Achtung für die, welche Pfndegeschirre brauchen. Fraget euren Geschirrr-HSndler fir Pferdegeschirre Reitsiittel usw. angeferZi: von Ia?pkrn W?QS. Linooln Neb. 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Tu denkst doch nicht im tZriift daran, jeßt. da der Mensch weiß, daiz Tu Lraf Auchenau. bag Tu mein Schwager bist, noch tvei tere Bezahlung von ihm in Empfang zu nehmen für die Tienste. die Tu ihm leistest !" .Tafj ich seinen Sohn umsonst unter richte, kann doch Niemand von niir ver langen." eutgegiiete viraf Tictrich mit sarkastischem kacheln. Ter Kammcrherr war in diesem Augenblick ganz und gar nicht für Hunicr empsanglich. .Tu wirst üderlzaupt keinen Unter richt mehr ertheilen, Tictriq,' sagte er eifrig. .Am wenigsten bei diesem Men schcn. der für mich und fast für den gauM Hof arbeitet. Ter Plebejer ist im Stande, sich damit zu brüsten und uns Beide scheußlich zu kompromit tiren." Ter Referendar zuckte mit den Achseln. .Ich würde das Teiiictwegen aufrich tig bedauern." entgcgnete er mit einer ganz leisen Nuance von Spott, aber unter zwei Uebeln soll man doch das kleinere wählen. Tas größere Uebel wäre Z in diesem Fall für mich, wenn ich die Stunden aufgeben müsite, denn ich glaube nicht, daß ich sobald Ersatz fände." .Bist Tu denn so sehr darauf ange wiesen?" fragte der jkammerherr ein wenig ungeduldig und indignirt. Graf Tictrich entgcgnete ernst: Tu kennst Papas Verhältnisse. Ich halte es für meine Pflicht, ihm zu Hilse z tom men, so viel in nicine Kräften sieht." Ter Kammcrhcrr rüusperte sicb und spielte mit seiner Monolleschnur. .Ist denn das so wesentlich, was Tir der Mensch, der Börncr, bezahlt?" fragte er geringschäßig. .Hundertfünfzig Mark monatlich." .Hm, allerdings, da ist keine Ba gatelle." , Der Kanimerhcrr versank in ein stummes Nachdenken. Plöglich ließ er einen Seufzer hören, wie Jemand, der sich nach längerem, innerem Kampfe einen nicht eben angenehmen Entschluß abgerungen hat. .Ich werde Tir einen Vorschlag machen, Tictrich." sagte er. seine Hand auf den Arm des Schwagers legend. .Ich zahle Tir monatlich, sagen wir, hundert Mark, wenn Tu Tich verpflich tcst, Teine Privatstundcn bei dem Hof Wagenfabrikanten, sowie überhaupt das Unterrichtertheilen und dergleichen auf zugeben." Graf Dietrich richtete sich auf und sah bei dem Schein der Etraßenlater nen seinem Schwager staunend in 's Gesicht. .Deine Freigebigkeit überrascht mich. " sagte er mit einem Anflug von Spott. .Zwingst Tu mich nicht. Tir das Geld vorzuschießen? Wenn Tu einmal in der Lage dazu bist, wirst Tu es mir selbstverständlich zurückzahlen." Ein bitteres Lächeln zuckte um des jungen Grafen Mundwinkel. .Ich bedaure." erwiderte er. .ich kann nicht Perpflichtungen auf mich nehmen, von denen ich nicht weiß, ob ich ihnen sobald genügen kann." Ter Kammerhcrr machte eine auf fahrende Bewegung und stieß ärgerlich heraus: .Nun. dann schenke ich Tir das Geld eben, was bleibt mir denn weiter übrig. Tu stellst mich ja in unleidlicher Weise bloß vor dem Dingsda, dem Plebejer. Ich kann doch nicht zugeben, daß mein Schwager bei den Kindern meines Wagenbauers den Hofmeister spielt." Ein zorniger Blig schoß aus den Augen des jungen Grafen. Er ballte die Fäuste im Stillen, während bittere Gedanken in ihin aufstiegen. Damals, als es sich darum gehandelt hatte, eine Bitte seines greisen Schwiegervaters zu erfüllen und für die wirkliche Ehre der Familie ein Opfer zu bringen, damals hatte der Kaininerhcrr kaltherzig und egoistisch seine Hilfe versagt. Jet, wo seine Eitelkeit im Spiele war, erklärte er sich um eines Borurthcils willen zur Zahlung bereit. Ich danke," sagte er laut, kühl, ablehnend. Ich halte es für ehren haftcr, mich für eine anständige Thätig kcit bczahlcn zu lassen, als ein Ge schenk, ein Almosen anzunehmen." Ter Kamnierherr war im ersten Augenblick sprachlos. Er starrte seinem Schwager ganz fassungslos in 'S Ge ficht. Endlich machte sich sein Erstaunen in dem Ausruf Luft: Ich begreife Tich nicht. Dietrich. Bon mir, von Tci nein Schwager, weisest Du das Geld zurück und von dem fremden Menschen, von diesem Plebejer, nimmst Tu es an ! Tas verstehe ich einfach nicht." Schaudernd schlug er die Hände zu famnien. ,Tn übersiehst." erwiderte der Jün gere ruhig, .daß ich in dem einen Fall für die Leistung eine Gegenleistung biete, in dein anderen nicht." Aber dieses Argument machte wenig Eindruck auf den Höfling. Bedenke doch." rief er aufgeregt, bedenke doch Teine soziale Stellung ! Noblesse oblige ! Wenn man Graf ist, kann man nicht handeln wie ein be liebiger Schulze oder Müller. Dein Stand legt Tir doch Berpflichtungcn auf, Du hast das doch selbst gefühlt, als T Teine Rang verbargst und Tich bei dem Wagenbauer als simpler Re fcrcndar Buchenau einführtest." ' Tem jungen Grafen schoß das Blut in 's Gesicht. Tu irrst," entgegnetc er, nicht des halb habe ich meinen Grafcntikl ver leugnet, linil ich mich schämte, Unter richt zu crihcilen und Geld dafür in Einpfaug zu nehmen, soüdcr deshalb, weil ich ,!r'die Elianccn, Schüler zu finden, erleichtern wollte, weil ich den Leuten, ccücii ich meine Tiens!? an bot, vielleicht ein pcittlick.es Empfinden er froren N'v'.l'.e. vnd auch um dem ?cr vlieil. das man eventuell dein Grafen entgegengebracht haben würde, ans dem .' Scge zu gehen. Wenn mich iciue soziale Stellung als Angedoriger des Hochadcl; verhindern wurde, meiner Pflicht als Sohn zu genügen, so würde ich ja meinen Zitel als Last, als eine unleidliche Fefiel empfinden wüsten. Ich denke. Tafsüo, die Zeiten sind vor über, wo der Adel jeden Beruf außer dem eines Kriegers ober höheren Staats deamteu als fein.'r nicht würbig betrach tcte und das produktive Arbeiten dem Bürger überließ. Ich glaube, hoher als die Standc-chre fledt die rein mcnfch ?iche Ehre, und diese gebietet mir zu arbeiten und '!c!d zu verdienen, um meinen, alten Btcr fein herbes Geschick nach Möglichkeit z erleichtern. Tas ist meine Meinung, Zasfilo, nd da halt der Kutscher. Adieu! Besten Tank! Grüp,? Erika und die Kinder." Er war aus der Kutsche hinaus, noch cl.e der ttammerherr Zeit gefunden, sich von seiner Ucbcrraschung zn erholen und die eben Schorlen wunderbalen Ansichten geistig z verdauen. 5. Kapitel. Als sich Graf Tietrich am anderen Nachmittag z.im Unterrichten in das Hans bcS Hofwagenfabrikanten begab, empfing ihn dieser in feierlicher schwär zcr Kleidung. Auch seinen Orden, den Kroncnorden vierter Klasse, hatte er im Miniatursormat angelegt. Als Tictrich eintrat, machte Herr Börncr tiefe Bück linge !Nd fing an, fchr gewunden zu sprechen. .Es ist mir ei Bedürfniß. Herr Graf. Sie um Berzeihung zu dit ten. daß Sie bisher in meinem Hause nicht in der Ihrem Range entspreche den Weise aufgcuomme und ästimirt worden sind. Unsere Entschuldigung ist, daß wir nicht wußten, mit wem wir die hohe Ehre hatten. Zugleich, Herr Graf, gestatte ich mir Ihnen meinen untcrthänigstcn Tank dafür auszuspre chcn, daß Sie die Gnade haben und es nicht verschmähen, meinen Alfred zu unterrichten, den Sohn eines einfachen, bürgerlichen Hofmagcnfabrilantcn, und Sie könncn vcrsichcrt sein, daß wir auf's Tiefste durchdrungen sind von der hohen Ehre, die" Graf Tictrich, den der Wortschwall des Hcfmngcnfabrikantcn Anfangs förmlich bctäubt hatte, unterbrach hier etwas unwirsch. .Reden Sie doch nicht solch' dummes Zeug, Herr Börncr!" sagte er. Bon einer Ehre kann hier gar keine Rede sci. Ich untcrrichtc, weil ich eine Nebenbeschäftigung fuchc. die mir etwas Geld einbringt. Für den Aufwand an Zeit und Mühe, die ich Ihrem Sohn widme, bezahlen Sie mich. Weiteren Tank sind Sie mir nicht schuldig. Daß ich zufällig Graf Buchenau heiße, davon haben weder Sie noch Ihr Schn einen Bortheil." Ter Hofwagenfabrikant hatte das Gefühl, als wäre er plöglich mit einem Eimer kalten Wassers begossen worden. Aber. Herr Graf." wollte er pro tcstiren. Toch Graf Dietrich ließ ihn nicht aus rede. Wollen Sie mir einen Gefallen er weisen, Herr Börncr?" fragte er sehr ernst. .Mit dcm größten Vergnügen, Herr Graf. Der Herr Graf haben nur zu befehlen." Graf Tictrich lächelte. Also dann bitte ich Sie, Herr Bär ner, vergessen Sie den Grafen und las sen Sie es bei dem Referendar wie bis her. Eine Hauslchrerstellung ist doch immerhin eine bescheidene, und wen i ich mich ihrer auch keineswegs schäme. . so paßt der Grafcntltel doch nicht recht dazu, wenigstens nicht nach den allge mein üblichen, sozialen Anschauungen." Ter Hofwagkiifabrikant machte ein etwas enttäuschtes Gesicht. Aber thut mir leid, Herr Gra Herr Referendar. Ich dachte doch, Ehre wem Ehre gebührt, und der Titel kommt Ihnen doch nun einmal zu." Graf Tictrich runzelte feine Stirn und sah etwas ärgerlich drein. Und nun neigte er sich hinüber zu dem ihm Gegenüberstehenden und sagte: Kön nen Sie sich denn nicht in meine Lage hineinversetzen, Herr Börncr? Es muß mich ja doch selbstverständlich peinlich berühren, wenn Sie mich immer daran erinnern, daß meine Berhaltnisse mich zwingen, des Erwerbs wegen eine Thä tigkeit auszuüben, die ja an und für sich ehrenvoll, aber doch nicht das Ge wohnliche ist für einen jungen Manu meiner Herkunft nd sozialen Stellung. So. Und nun bitte, schicken Sie mir Ihren Soh, damit wir mit dem Unter richt beginnen." Herr Börncr zeigte eine etwas ver blüffte Mi'.'nc. Aber er zögerte och. Etwas kleinlaut sagte er : .Ich wollte Sie noch bitten, Herr Herr Refcrcn dar, wenn Sie uns nachher die Ehre schenken wollten. zi Abcndbrod unser Gast zu sein" Graf Tietrich überlegte nicht lange und entgegnetc lächelnd: .Recht gern. Herr Börncr. ?ldcr Sie müssen mir versprechen, daß -ie mich nicht anders behandeln werden als bisher." Gewiß doch, Herr Referendar." be eilte sich der Hofwgcnfabrikant zu ver sichern. .Freilich" ein vergnügtes Grinsen zog das Gesicht des Sprechen den in die Breite wenn mir manch mal im Gespräch doch der .Herr Graf' herausrutschen sollte, dann müssen Sie's mir nicht übel nehmen." Alfred Börncr erwies sich heute wäh rcnd der Unterrichtsstunden zerstreuter als sonst. Ja, es kam vor. daß er zu antworten vergaß und seinen ilnn gegenüdeisilzende Hauslehrer mit osfc ein Munde anstarrte, als habe er plötzlich eine bei ihm nie wahrgcnom mene Eigenschaft entdeckt. Zu dem Abendessen waren besondere Anstrengungen gemacht worden. Tas sah Graf Tictrich auf den ersten Blick. Anstatt oer cinfachen Flasche Bicr, die sonst auf dein Abendtisch der Familie Börner üblich waren. zicrt.'N fiel je Weinflaschen die Tasel, und zwar war ti eine cuscrlcfene Rheiniremmarke, die die Etiketten nfwiescn. Es schien, als ob Herr Börncr eine Art Festmahl siir den heutigen Abend geplant habe z Ehren seines Grasen-Hauslehrer. Und in ter ai ;-;.e iu,t wmsn c;n eitlen Hosirciiiabrikanten geleitet, ja, er bat'.e sich sogar am Brrmiltag in seinem Komptoir eine kleine Äede aus gearbeitet, mit der er am Abend den Graten hatte feiern wollen. Aber nun bielt er es doch eingedenk seine den, Grafen gegebenen BklsprcchenZ für des ser. den einstudirten Toast zu unter drücken. Freilich, daß er sich hier und da in der Anrede vergaß und den Rese rendar, besonders wenn da scrvirende Tienslmädchen in, Zimmer weilte. Herr Graf" titulir'.. kam im Laufe des Abends wiederholt vor. Auch Frau Börner, eine so vernünftige Frau sie auch sonst war. konnte es sich nicht ver sagen, ihren Gast mit der an ihm neu entdeckten Titulatur zu nennen. Es lag doch etwas Berauschendes darin, das einen in den eigenen Augen hob und beglückte, einen Grafen an feinem Tische zn wissen. Unwillkürlich, ohne daß sie eS vielleicht beabsichtigte oder auch nur empfand, legte die Gattin des Hof wagenfabritantcn etwas besonders Bcr bindliches. ja. fast Ehrerbictigcs in ihre Mienen und in ihre Haltung, so oft sie au den jungen Grasen das Wort rich tete. Fräulein Franziska war die Ein zige. die mit dem Gast ganz in derselbe Weise plauderte wie sonst, und die ihn anch heute mit der bisher gebrauchten Anrede Herr Referendar" usuahins los bedachte, überhaupt in ihrem ganzen Berhnlten gegen den Referendar mit zartestem Takt vermied, die geringste Bcrändcrnng gegen sonst sichtbar er den zu lassen. C. Kapitel. Monate vergingen. Ter Frühling kam. Herr Börner vernachlüssigle neuerdings seine Sohn nd dessen Lehrer in einer ausfallenden Weise. Sehr selten einmal ereignete es sich, daß er das Unterrichtszimmer betrat und dann immer nur für ein paar kurze Minuten. Es lag jetzt überhaupt etwas Unruhiges. Hastiges, Nervöses in dem Wesen des Fabrikanten, das ihm früher nie eigen gewesen. Einmal kam er es war kurz vor Be endigung des Unterrichts freudig er regt in das Zimmer gestürmt. Sei Gesicht zeigte eine intensivere Nöthe als gewöhnlich, und seine Augen leuchteten in jenem feuchten Glänze, der von einer starken Gemüthsbewegung, aber auch ebenso gnt von der Einwirkung feuriger Getränke herrühren konnte. Er war sehr flott, fast dandhiiiäßig gekleidet. Ueber dem kurzen hellen Uederzieher trug er in einem Lcderfutteral eine Krimstecher größten Formats. Im Knopfloch steckte eine stark duftende Tuberose nd die in einem hellbraunen Handschuh bekleidete Rechte schwang ein zierliches Spazier stöckchen. Seine Zunge lallte ei wenig, während er aufgeregt hervorstieß : .Bit toria ! Habe heute sein abgeschnitten, Graf. Komme direkt aus Hoppeg.ilteu. Ich sge Ihnen, ein interessanteres Rennen habe ich nie gesehen. Es geht doch nichts über den Tnrf. Etwas Äu, regenderes. Packenderes nd Jnteressan. teres kann ich mir gar nicht vorstellen. Meinen Sie nicht anch, Herr Ref'ren dar?" Graf Tietrich lächelte über die unge wohnliche Begeisterung de Hofwage sabrikanten. .Ich habe nicht viel Interesse für den Sport übrig, Herr Börner," entgegnete er. Wirklich nicht? Tas ist schade! Aber hinausfahren müssen Sie doch einmal mit mir. Das müssen Sie sehe. Ich sage Ihnen, heute ivar's großartig. Im Preis von Kaulsdorf siegte der Outsider Husch, husch vom Blitz aus der Fee. Kennen Sie das Pferd, Herr Graf?" Nein, Herr Börner. Ich habe wenig Pferdebekanntschaften." So I Na sehen Sie. ich hatte fünf hundert Mark gesetzt auf Huschhusch. Wissen Sie. wie viel gezahlt wurde?" Keine Ahnung. Herr Börner." Der Hofwagenfabrikant schlug in sei Nkm Enthusiasmus mit der flachen Hand auf den Tisch. .Zehnfaches Geld, Herr Graf ! Meine baaren fünftausend Mark säckelte ich ei. Tas läßt man sich doch gefallen, wie?" Allerdings. Aber leider pflegen auf dem grünen Rasen die Berluste häufiger zn sei als die Gewinne." Doch der Hofwagenfabrikant wehrte mit einer überlegene Handbewegung ab und schlug eine weinfrohe Lache auf. Verlieren ! So was gibt's nicht mehr, Graf! Ich habe jetzt immer die feinsten Tips. Und wissen Sie von wem?" Der 'Hofwagenfabrikant beugte sich über den Tisch, als habe er dem Lehrer seines Sohnes ein wichtiges Geheimniß anzuvertrauen. .Ich habe da nämlich." fuhr er ge schwätzig foil, eine famose Bekannt schaft geuiack't. Tie halt ich mir warm. Ter kennt' sich aus, sage ich Ihnen. Ein Sportsmann vom Scheitel bis zur Sohle. Kennt jeden Stall und jedes Pferd in Deutschland und England und Frankreich, ja. sogar i Amerika. Lieutenant Bare von Oetting. Kennen Sie ihn?" Graf Tietrich hatte eine auffahrende Bewearmg gemacht. Von Oetting, das war der Familienname feiner Mutter. Kennen Sie den Baron?" wieder holte der Hofwagenfabrikant. Ich glaube nicht," entgegnete der Gefragte nachdenklich. Ter Name ist mir zwar bekannt, aber die betreffende Persönlichkeit. Ist der Herr aktiver Osfizier?" Nein, außer Ticnsj. Jung ist cr ja freilich noch. Aber cs gcsicl ihm nicht mehr beim Kommiß. Zu viel Ticnst, sagte er zn mir und zu viel Tisziplin. Tas paßte ihm nicht mehr. Na, cr scheint's ja nicht nöthig zn haben. UebrigcnS, ein fideles Haus. Dabei Kavalier vom reinsten Wasser, den rniis fcn Sie einmal kennen lernen, Ref'ren darchen !" Es war ein paar Tage später, als Graf Tictrich, der sich auf dem Nach haufewcge befand, der Equipage des Hoswagcnsavrikantcn begegnete. Ter Wage war ein sogenannter Selbst fahr oder, wie cr im Berliner o!!Z rniüid anch genannt uha, ri;:: .iiiiiinr t:i !'?,:s, Uiwt.-.riuitfze!) ''i'!jl;it. Hc.r Bor:: thronte auf er tohtern Berdetsip. Sein hellgrauer (iilii:5.t llnch'.e'.e sch?n von Weiiei. Neben ihm siß ein ebenfalls elegant ge Ileidelcr Herr von noch jugendliche: Aussehen. In schnellsl Gangart rcllle die .Spinne" heran. Graf Tietrich er schrak heftig, und es war eine instinktive Bewegung, daß er sich abwandte und sich mit dem Rücken gegen die Straße an ein Echausensicr stellte. War das nicht sein Bruder Bcdo gewesen, der da neben Herrn Börner auf dem Kutschdock saß? Ab als er dann seinen Weg fort setzte, erschien ihm diese Möglichkeit doch völlig aiisacschlossei'. ES war nur ein fluchtig Blick gewesen, mit dem er den Begleit des Hosmagcnsabrikantci, ge streift hatte. Tie letzten Nachrichten, die er von seinem Bruder erhalten, waren von New Z)crk datirt gewesen, ii) Bodo hatte in seinem Brief auch nicht mit einer Silbe angedeutet, daß er nach Deutschland zurückzukehren gedenke. Ja, er hatte sich seinem Bat gegenüber schriftlich ausdrücklich verpflickrict. ohne feine des Vaters Einwilligung übn Haupt nicht wieder nach Teutschland z kommen. Nur unier dieser Bedingung hatte ihm sein Bat zur Ausmaude rnng d'eitaufend Mark bewilligt. Seit dem waren kann, fünfzehn Monate ver strichen. (S war ja nicht denkbar, daß Bodo von Neuem fein Wort gebrochen und alle Warnungen in den Wind ge schlagen hatte. Am andere Nachmittag erlebte Graf Tietrich eine Uckcrraschung. von der er im ersten Augenblick nicht wußte, ob er sie als eine srendige oder als eine Pein liche betracht.' sollte. Es war kurz vor dem Schluß des Unterrichts, als Herr Börncr, wieder von einem Rennen zu rückkchrcnd. eintrat. Ihm folgte ei stutzerhaft gekleideter junger Mann, fein Begleiter von gestern. Tictrich er kannte ihn auf den erstcn Blick und fuhr lebhaft von feinein Stuhle i die Höhe, aus weit gcöffnetc Augen fei nen Bruder anstarrend, der ebenfalls ein Zeichen starken Staunens nicht unterdrücken konnte. Ter Hofwagenfabrikant aber strahlte, nichtsahncnd, vor Stolz und Vergnü gcn. .Gestatte Sie." nahm er breitspu rig. sich in die Brust werfend, das Wort, gestatten Sic, meine Herren, daß ich Sie mit einander bekannt mache; mein Freund Herr Lieutenant Aaro von Oetting Herr Referendar. Graf von" Ter Name blieb ihm i der Kehle flecken, als cr sah, daß der Herr, bcn er mit vielem Selbstgefühl als feinen Frennd vorgestellt hatte, lächelnd, mit ausgestreckter Hand an den Hauslehrer seines Sohnes heran trat und ihn wie einen alten Bekannten begrüßte. .Na. Tictrich! Wie geht's? Tas nenn' ich aber eine Ucbcrraschung I Also Tu ertheilst jetzt Privatunterricht! Merkwürdiger Sport !" .Tie Herren kennen sich?" fiel Herr Börn erstaunt ein, .Na freilich," erwiderte der Lieute nant rasch,, noch ehe Tictrich, der scine Hand befangen und von widerstreiten den Empfindungen dnrchschanert in die seines Bruders gelegt hatte, ein Wort hervorzubringen vermochte. Wir sind alte Freunde, Graf Buchenau und ich. Eigentlich sind wir sogar verwandt. Nicht wahr, Tietrich? Schade, daß wir in letzter Zeit so ganz auseinander ge kommen sind !" Te Lieutenant sah seinem Bruder etwas spöttisch in's Gesicht. Tictrich ranz nach einer Antwort. Bodos cynische Art und Weise berührte ihn abstoßend. Ter Hoswagcnsabrikant schien dagegen nnf's Angenehmste über rascbt. Na, dann haben ja die Herren jetzt die beste Gelegenheit, wieder anznknüp fe," sagte cr und, dcn Lehrer seines Sohnes sanft am Arm fassend, forderte er auf: Kommen Sie, Ref'rcndar chcn! Ta müssen Sie uus heute schon noch cin bischcn die Ehre Ihrer Gesell fchaft schenken. Ich zeige Ihnen dcn Wcg. meine Herren." Er ging vorauf. Tictrich mußte wchl oder übel folgen, nm soniehr, als Bodo ihn untcrfasUc und ihm lächelnd in's Ohr wisperte: Na. alter Junge, bist ja ordentlich erschrocken, hoffentlich nur angenehm. Weißt T, ich war ja anch im erste Augenblick ganz baff. Wie geht's denn dcn Altcn? Na, wir spie chen uns noch nachher !" Den Damen gegenüber zeigte sich der ehemalige flotte Husarenlicuteiiant von seiner anziehendsten Seile. Er besaß eine außerordentliche gesellschaftliche Ge wandtheit. die ihn befähigte, jedem etwas Anoel'meS und Bcrbiudlichcs z sage und sich in jeder Gesellschaft schon nach wenigen Minuten heimisch zu fühlen. Tie Tarnen hörten seinen Schilderungen mit Interesse z.i. Er verglich die verschiedene Nationen hin sichtlich ihres Interesses sür den Pferde sport und für die Wettrennen. Dabei vergaß er nicht, hier und da eine Artig kcit einznflcchte. Ich mache Ihnen mein Kompliment, gnädigste Frau." sagte er einmal, von ein Eierspeise zum zweiten Mal neh mcnd. .Die Omelette ist deliziös. Ge wöhnlich verstehen die deutsche Damen nicht, Eierspeise schmackhaft zu bcrci tc. Ihre Omelette, gnädigste Frau, schmeckt, als wäre sic von einer Pariserin zubereitet." Ein anderes Mal wieder wandte er sich an Franziska, die ein gcfchmackvol leS weißes Ehcviotklcid trug, das mit ein fclbstgestickten Blumenbordüre garnirt war.. Gnädiges Fräulein tragen da eine entzückende Robe." fchwadronirle er. seine Augen bewundernd auf das er rötl'kiide junge Madchen richtend. In Deutschland sieht man so selten graziöse Kleider. Mit dem Kostüm da hätZe das gnädige Fräulein heute in Hcppe garlc Fnccie, gemacht." Tietrich v.w' sc!;c wortkarg. Er empfand die ganze Situation als höchst peinlich und unwürdig. Taß er gc zwiiiigen v.",r, seinen Bruder wenn anch nur süllschweiend zu verleugne, war fir seine ehrliche, wilhrhcitsliebendc ij;i:r eine M:tl. Dazu giiicn i!;::i v!:kc!!k i:u j;opf turn, und ihm wer ine !;r als unbehaglich z., Mulde, wahrend er sich mit der Frage tkschäjti,-,tk. trrvcn Bodo eigentlich lebte, und warum er sich bei dem Hos wagensabrikantei, unter einem falsche Namen eingesuhrt hatte. Materiell schien es ihm ja nicht übet z ergehen, denn er war tadellos, sogar ausfallend prunkvoll gekleidet. An feinen Fingern truz er zwei Brillantriuge und auch in seiner eleganten, bochinodernen ra watte funkelte ei echt Stein. Weniger aber befriedigte ihn kaö Wesen seine Bruders, der da große Wort führte, mit seinen Reisen und Erlebnissen renommirte und befangen plauderte, a! befände er sich in dcn geordnclstcn Verhältnissen und als Halle es nie einen dunklen Punkt in seine, Leben gegeben. Tabci mischte cr, wie Ticirich sehr wobt wahrnahm, in seinen Erzählungen Wahre und Erfundenes slrupcllo iuit einander und auch über scine Beziehn,, ge zu ihn, gab er eine Erklärung, die feiner schnell schöpferische Phantasie mehr Ehre machte, als seine, Respekt vor d Wahrheit. Wie erlöst athmete Tietrich auf. als endlich die Zeit gekommen war, wo er sich schicklicher Weise verabschieden konnte. Anch Bodo rüstete sich zum Gehen, obgleich ihn der Hofwagenfadri tant aufscrderte zu bleibe und och eine Raucnthalcr Berg" mit ihm z leeren. Ein andercs Mal. mein verehrter Herr Börner." tröstete er den Hcf wagcnfabrikanten. Sie werden begrei fcn. daß ich mich mit meinen, Better Tietrich noch ger ei wenig ausspre -' li ehe möchte. Wir Zwcl l eine Ewigkeit nicht gesehen. Auch Frau Börner sah man an. daß sie den liebenswürdigen jungen Mann, der so nett zn plaudern wußte, ungern schon gehen sah. Sie verfkhlte nicht, ihn anfzufordcrn, feine Besuch bald zu wiederhole, worauf der Lieutenant mit großem Wortschwall erwiderte: Sehr verbunden, meine gnädigste Frau. Man findet in Teutschland nicht oft o liebenswürdige, gastfreundliche Familien. Werde mir mit gütigster Er lanbniß gern die Ehre geben, mich ge legentlich nach dem Befinden der Ta men zu erkundige." Er schlug nach der ihn, noch von sei mr Offizierszcit her gebliebenen Ange wohnbeit die Hacken zusammen und küßte beide Tamcn galant die Hand. Traußen wollte er sich Tictrich gegen über vor Lachen ausschütten. Komische Leute, wie? Tiefer Hof Wagenfabrikant, ein lkig Kerl ! Hast Tn gesehen, Tictrich, wie die Frau Hof licferant vor Entzücken strahlte, als ich ihr den Handkuß applizirte? Damit kann man so 'ne Spießbürgcrfran rein schwindlich machen vor Vergnügen. Na, Schwamm drüber! Aber nun sage 'mal, was machen denn die Alten?" Tietrich runzelte seine Stirn nd auch im Ton seiner Stimme klang deut lich der Tadel heraus, der anch in der Bedeutung seiner Antwort lag: Papa arbeitet von früh bis Abends und Mama härmt und grämt sich noch immer." Bodo senkte sein Gesicht und erwiderte nichts. Freilich, tief tonnte der Ein druck nicht gewesen fein, den TictrichZ t Werte auf ihn hervorgebracht hatten, denn als gleich darauf fein Bruder die Frage an ihn richtete : Bist T schon lange ans Amerika zurück?" klang seine Erwiderung hell und munter und zeugte von dem alte Leichtsinn : .Von Aiiie rika? Ja. beide Rankes habe ich mich überhaupt nicht lange aufgehalten. Kanin 'n halbes Jahr. Tan ging ich nach England, von da nach Paris. Ich sage Tir, Paris. Tictrich. das ist 'ne Stadt!" Ter Sprechende ließ einen schnalzenden Laut hören. Ter reine Zucker! Einfach 'u Paradies! Ader theuer ! Ta liegt der Hund begraben. Ich konnte mich da nicht lange halten. Vor vier Wochen landete ich in Berlin." Tictrich runzelte die Stirn. Tu hast doch Papa mitgetheilt, daß T hier bist?" Tcr Er-Lieuienant lachte. Papa? Jh. wo werd' ich denn? Ter Alte glaubt mich sicherlich noch in Amerika." Tietrich blib sich! lind sah feinen Bruder bei dem hellen Schern einer Gliihlichtlatcrne in das Gesicht. Aber T hast Tich doch Papa gegen Über verpflichtet, vorläufig in Amerika zn bleiben." Bodo machte eine nachlässige Hand bewegung. Ein frivoles Lächeln ver zerrte seine hübschen, aber etwas verlebt aussehenden Züge. .Was verspricht man nicht Alles, wenn einem das Messer an der Kchle sitzt! Ich hasse die Aankces. Eine lang weilige, steislcinene Gesellschaft, die . nichts kann als arbeiten und Geld ver dienen. Tas rackert sich sein ganzes Leben lang, ewig auf der Jagd nach dein Tollar. Das Wort Vergnügen und Lebenslust scheint überhaupt nicht in ihrem Lexikon z stehen. Amerika kann mir gestohlen bleiben, das sage ich Dir." Sie setzten ihren Weg wieder fort, jeder eine Weile seinen Gedanken stumm nachhängend. .Was treibst T denn hier?" nahm Tietrich wieder das Wort. Tcr Gefragte zuckte mit dcn Achseln und lackitc dann laut auf. Vorläufig akklimatisire ich mich wie der. Ich besuche die Wettrennen und suche Fühlung mit Sportc kreise. Bcr lin hat sich in dcn legten Jahren sehr znm Vortheil vcrandcrt. Freilich. Pa ris ist's ja nicht nd wird's auch nie werden. Aber man amusirt sich ganz leidlich hier." Dietrich biß sich auf die Lippen. Ihn überlief es heiß und kalt, während er daran dachte, was wohl fei Vater empfinde würde, wenn er das Ge sprach hätte mit anhören können, cöa pfiff einen Gassenhauer vor sich hin. Ich meine, wrvon lebst Tu?" fragte Dietrich seine Bruder. Jlniluiii ich lebe? Herrgott ich sagte Dir ja sckio, ich besuche die Rennbah neu. Was glaubst T trohl. wie viel l ' Geld sich in Hoppcgarle nJ Karls borst verdiene laßt? Man trn:!; dcn Rummel nur versiebe, lind ich ver fii'; ü;. c!):r nu-i st." .r