Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Jan. 11, 1900)
Der erste Sdjnec. Humoll zki von freiem ooa schlicht. Wir hatten unserem Jungen zu Weibnackten einen Schlitten aeschenkt. und daS war eigentlich ein Unsinn, denn am WeibnachtsAdend hatten wir das reine FrühlingSwetter. eS war o warm, daß wir nach der Pescheerung am cffe nen Denker faßen. Ich hatte meiner Frau noch am Tage vor dem Fefte einzureden versucht, daß ein Schlitten augenblicklich ein Unsinn sei. gebrauchen tonnte ihn der Junge ja doch nicht, aber meine schönsten Worte waren zwecklos, sie scheiterten an der ständigen Entgegnung meiner Frau: .Aber er wünscht ihn sich doch so.- Dagegen ist nichts zu machen, gegen diesen triftigen Grund ist man macht loö. .er wünscht ihn sich so", folglich mußte er ihn haben, zumal der Junge unser einziges Kind ist. Die .einzigen" Kinder haben eS eigentlich herrlich, alle Sünden und Vergehen werden ihnen verziehen, und weil es eben daS einzige" ift. bekommt eS bei festlichen Gelegenheiten so viel geschenkt, daß eS auch für die fehlenden sechs Geschwister mehr als genug wäre. TaS hatten wir so recht bei dem Ge burtstage unseres Jungen im Sommer gesehen; waö hatte er da nicht Alles geschenkt bekommen von unS, den zärt lichen Eltern, und noch zärtlicheren Tan ten: von der Trompete, die Gott sei Dank nach der ersten halben Stunde so verbogen war, daß sie keinen Ton mehr von sich gab. bis zu einer Tut nerseuerwehr mit einer kleinen Dampf spritze, vor derem Strahl nichts im Hause sicher war, war Alles vorhanden, Alles, Alles. Alles, sogar ein bellender Hund aus Tuch. Dieser Hund bellte, sowie man den Gummiball zusammen drückte, den der Köter an einem Schlauche um den Hals trug, .nur einmal ordentlich drücken, dann bellt er," hatte mich der Händler auf der Friednchftrake versichert; zu spat de merkte ich, daß ich angeführt worden war. der Hund bellte nicht, wenn man den Gummiball zusammendrückte, son dem wenn man selbst mit dem Munde Wau-Wau" machte. Dann bellt schließlich Alles, selbst eine Litfaßsäule. Staunend hatten wir mit unserem Jungen den Geburtstagstisch betonn dert und ihn dann gefragt: Na, Ben gel, freust Du Dich nun wenigstens darüber, daß alle Menschen Demetwe gen so viel Geld ausgegeben haben?" Da hatte der Knirps von drei und einem halben Jahre mich mit seinen aroßen. blauen Augen angesehen und statt Danke" nur gesagt: ..Weiunachten bekomme im einen Slitten. und wenn eS schneet, dann fahre ich mit dem Slitten spazieren, nicht Papa?" Was vor ihm auf dem .Tische lag, hatte keinen Reiz mehr für ihn, ihn lockte nur da? Zukünftige, und der Schlitten" spielte fortan die Hauptrolle in seinem Leben. Wenn er des Mittags sein Fleisch nicht essen wollte, oder wenn er die Betzentoffeln" (Bratkartoffeln) liegen ließ, hieß es: Wer feinen Teller nicht leer ißt, kann keinen Schlitten bekom wen." Das half stets Wunder, viele Wochen hindurch, aber einmal verfehlte auch diese Redensart ihre Zauberwirkung: er sollte etwas' aufheben, das er im Zorn auf die Erde geworfen hatte. Er war in Güte nicht dazu zu be wegen. Gut, dann bekommst Du auch sei nen Schlitten." .Da sah der Bengel mich frech an und sagte: Ich will auch gar keinen haben, das hab' ich man immer so ge sagt. Na", sagte ich, es ist gut. daß ich das weiß, dann kann Wilhelm (unser Diener) den Schlitten ja gleich wieder zum Kaufmann bringen," und ich stand auf. anscheinend, um meine Drohung auszuführen; mit großen Augen sah er mir nach. Am Nachmittag kam mein Junge zu mir. Pappen, zeig' ihn mir 'mal." Ich saß bei der Arbeit und wußte nicht, was Nüter, so wird unser Bube frei nach Hanne Nüte genannt, wollte. Du, Papn, zeig' mich 'mal den Slitten." Ach so, das war's. Ich machte mein ernstestes Gesicht, in dem sich schwerer Kummer und die Be trübniß. einen so ungerathenen Sohn zu haben, aussprachen, und sagte dann mit wehmüthiger Stimme: Das geht nun leider nicht, Wilhelm hat den Schlitten heute Nachmittag fort gebracht." Feierliche Stille. Du, Pappen," klang es da wieder. .Nun?" Du Pappen, Wilhelm hat gesagt, das wäre gar nicht wahr." Einen Augenblick war ich unange nehm berührt, auf einer Lüge ertappt zu sein, dann sprach ich mit Nachdruck: Was Dein Vater sagt, ift immer wahr, auch wenn Wilhelm sagt, das es nicht wahr ift, das merke Dir, mein Sohn, und nun geh' hin und spiele! Das aber sage ich Dir im Voraus:- wenn Du mit Deiner Dampfspritze wieder Mamas Gartenhut begießt, damit die daran befindlichen Papierblumen ordentlich wachsen, giebt es Klaps; verstanden?" Etwas beleidigt zog mein Sohn und Erbe von bannen. Selbstverständlich war der Schlitten vom nächsten Tage an wieder sein Lieb, lingswunsch. eS verging kein Tag. an dem er nicht wenigstens dreimal sagte: .Und Weihnachten krieg' ich einen Schlitten nicht Papa? .Abwarten", lautete die Antwort. .Und wenn ich denn ein Slitten hab', denn fahr ich Slitten. ich Mama?" Und nun war der Schlitten da, ein leichtes, zierliches, dabei aber doch festes und solide geardeiteS Ding, ein Mei fterstück der modernen Baukunst. Der Jubel deS Jungen kannte keine Grenzen, er war so erfreut, daß er gar nicht daran dachte, sich sofort etwaS Neues zum Geburtstag zu wünschen. DaS that meinem väterlichen Herzen wohl. .Morgen fahre ich Slitten. ich Pajto?" .Gewiß", gab ich zur Antwort, .wenn morgen Schnee da ift." Langes Nachdenken. Und wenn kein Schnee da ift, fahre ich in der Stube Slitten. ich Mama?" Aber davon wollte selbst die zärtliche Mama nichts wissen, ihr Teppiche und ihre schön geölten Fußböden lagen ihr denn doch zu sehr am Herzen. ,DaS geht nicht, mein Liebling." gab sie zur Antwort, .Nüter fährt Schlitten, fo bald Schnee ift, und wenn Nüter ganz artig ift, schenkt Dein Papa Dir auch noch einen Zügel mit kleinen Schellen." .Das fällt Deinem Papa gar nicht ein. gao iq zur Aniwon (in Paren these sei es hier gleich bemerkt, daß der Junge, um Wilhelm, der darüber wahrscheinlich sehr erfreut gewesen sein wird, ordentlich einspannen zu können, den Zügel am nächsten Tage doch er hielt). Als der Herr Sohn am Weihnacht abend endlich schlafen ging, wollte er natürlich den Schlitten mit zu Bett nehmen; nach langen Unterhandlungen wurde ein Kompromiß dahin abge schloffen, daß an dem Schlitten ein Band befestigt wurde, das Herr Nüter während des Schlafens rn der Hand bt halten dürfte. Am nächsten Morgen, als der Junge Schlitten fahren wollte, war, so weit das Auge reichte, selbst mit Hülfe eines ausgezeichneten Fernglases, keine Schneeflocke zu entdecken. Kinder wollen mehr wissen, als die sieben Weisen von Athen zu beantwor ten vermöchten, und so sagte der Junge denn: Papa, warum hat es nicht gesneet? ' Eltern müssen stets so,, thun, als ob sie Alles wissen, und ss sagte ich denn: Das kommt, weil Du gestern Abend nicht artig zu Bett gegangen bist, da ist die Strafe." Dann will ich nun ganz artig lein, dann giebt es morgen aber auch Tnee, nich Papa?" Am nächsten Morgen war natürlich auch kein Schnee da. Wieder wollte mein Junge dafür eine Erklärung haben. Ich erzählte ihm das Märchen von der Frau Holle. Warum hat Frau Holle denn ihr Bett heute Morgen nicht gemacht?" Frau Holle ist verreist," gab ich zur Antwort. Woher weißt Du das, Papa?" Ich habe heute Morgen einen Brief von ihr erhalten, sieh, hier ist er." und ich zeigte ihm eine alte Postkarte. Warum ist Frau Holle denn ver- reist?" Ja. wußte ich es? Ihr eines Kind ist trank, aber so bald sie wieder zurück ist, will sie ihr Bett machen, dann kann Nüter schön Schlitten fahren." Kommt sie bald wieder zurück?" Ich fah nach dem Kalender, es war der 20. Dezember; einmal mußte es doch Winter werden, so sagte ich denn: Gewiß, sie kommt bald zurück." Aber Frau Holle kam nicht. Ist das kleine Tint immer noch trank?" fragte mich der Junge nach ein paar Tagen. Leider, leider. Zagte ich, aber es wird nun bald wieder ganz gesund. Woche auf Woche ging dahin, und bald sehnte ich den ersten Schnee nicht weniger sehnsüchtig herbei als mein Junge, ich wußte keine Ausreden mehr, die ewigen Fragen: Pappen, giebt es morgen Snee? singen an, mich nervös zu machen. So kam der neben Februar heran; nie werde ich den Tag vergessen. Ich war am Abend vorher m einer Vereinssitzung gewesen und spät, sehr spät nach Hause gekommen. Ich lag noch im besten Schlummer, als ich davon erwachte, daß mich je mand an meinen Schnurrbarthaaren zog zu den angenehmsten Gefühlen der Welt gehört dies gerade nicht. Pappen, Pappen, wach doch auf." Vor mir stand mein kleiner Junge, so frisch und rosig, daß ich es nicht über mein Herz brachte, ihn wegen der Schmerzen, die er mir verursacht hatte, zu schelten. .Pappen, bist Du wach?" Ich gab ihm einen Kuß. Pappen, weißt Du was?" Nun?" .Pappen, es hat gesneet, Frau Holle ihr kleines Tind ift nun wieder ganz gesund, das is man schön, nich Papa? Nun tommt es nicht zum lieben Gott zu unserem tleinen Luischen, nicht Papa?" HanS Nüter machte ein ganz erstaun tes Gesicht, als ich ihm anstatt jeder Antwort noch einen Kuß gab. Pappen nun kann ich Slitten fah ren." .DaS versteht sich, ruf einmai Wil Helm, der soll gleich mit Dir im Garten spielen." .Erst muß ich zur Schule gehen, aber wenn ich dann zurückkomme, dann kann ich mit dem Slitten fahren. nich?" Mein Junge war kluger als ich. im Augenblick hatte ich eZ ganz vergeffen. daß er seit einem Vierteliahr den xin vergärten besuchte: jeden Morgen mar schirte er. die Füße in warmen Pelz stiefeln, die Hände in der Paletottasche vergraben, stolz zur Schule. Am ersten Tage hatte lch ihn selbst hmdegleitet. sür die Kinder der Nachbar chatt war sein erster Schulgang ein Ereigniß ge Wesen. Neugierig und verwundert hatten sie ihn angestarrt und ein Junge bat: .Nuter. nimm mich mit." Da drehte mein Sohn und Erbe sich stolz um und sagte: .TaS möchtest Tu wohl. waS?" und ging, ohne seine Spielkameraden eines weiteren BlickeS zu würdigen, von bannen. .Natürlich." sagte ich. .erst mußt Du zur Schule gehen, aber heute Mit tag fahren wir zusammen Schlitten Nun laß Papa aber noch einen Augen mia schlafen, Pappen ist nicht ganz wohl." Zärtlich und theilnehmend streichelte er mich mit seinen kleinen, weichen Hän den, und ich schämte mich, ohne recht zu wissen, warum. is icn endlich autuand und neu gierig zum Fenster hinaussah, war kein Schnee zu sehen, die Sonne, die hell und fröhlich schien, hatte ihn wieder ge- schmolzen, mein Garten sah aus wie eilte große Pfütze. Mir that mein Junge leid, aber auch ich sollte die Wahrheit des alten Wortes erfahren, daß die Eltern sich oft irn nöthig um ihre Kinder ängstigen; Hans Nüter kam glückstrahlend aus der Schule zurück. .Der Junge ift verständiger als ich dachte," sprach ich zu mir selber, er gewöhnt sich bei Zeiten daran, das Un abänderliche mit Würde zu tragen." ' Ich ging aus, um eine Besorgung zu. .machen, als ich um zwei Uhr zum Mittagessen heimkehrte, fand ich meine Frau allein. t Wo ift Nüter?" fragte ich. Er fährt mit Wilhelm Schlitten." lautete die Antwort. Ich glaubte nicht richtig verstanden zu haben. Er wollte so furchtbar gern." 'fuhr meine Frau fort, als sie mein erstaun tes Gesicht sah, Wilhelm und er sind mit dem Schlitten fort und suchen eine Stelle, wo noch Schnee liegt." Da können sie lange suchen." erwi derte ich. hätte ich das aber im Voraus gewußt, so hätte ich mich nicht fo damit beeilt, nach Haus zu kommen. Wann essen wir denn?" Es ift alles fertig." gab meine Frau zur Antwort, ich warte nur auf Minna, (unser Kindermädchen), ich habe sie hin-! geschickt, um Wilhelm zu sagen, daß er nach Haus kommt." Weißt Tu denn, wo Wilhelm ift." Nein," klang es etwas kleinlaut. Nun," sagte ich. irgendwo werden sie ja wohl gefunden werden, laß mich rufen, wenn es o weit ist." . Ich ging in mein Zimmer und war tete eine Viertelstunde nach der anderen, meine, schlechte Laune aber nahm von Minute zu Minute zu ein feuer speiender Krater war schließlich im Vergleich mit mir ein auf Eis' aeleatcr Eisblock. Um drei Uhr ging ich zu meiner Frau- ..Wir wollen jetzt essen, laß die Köchin bitte auftragen." Die Suppe war angebrannt, das Fleisch zähe, die Kartoffeln zerkocht. das Gemüse kalt; es war ein Götter- mahl. Und der Junge war immer noch nicht da. Schweigend saßen wir einander bei Tisch gegenüber. Hätten wir mitem ander gesprochen, so wäre es zu einem Streit gekommen; den wollten wir beide vermeiden. Wieder verrann eine Viertelstunde. Da ertönte auf der Diele ein Ge schrei, so schrill und gellend, als ob jemand bei lebendigem Leibe in Stücke geschnitten würde. Ada," sagte ich, nun ist er da." Das Geschrei nahm zu, es schwoll an zu einem Gebrüll, zu einem Geheul, daß es durch das ganze Haus gellte Ich erhob mich- von meinem Platze, meine Frau stand auch auf. Zornig trat sie mir entgegen: Du schlägst ihn nicht, hörst Du? Du schlägst ihn nicht, ich will es nicht haben." Ein wahrhaft teuflisches Gebrüll scholl zu uns hinüber; wir gingen beide hinaus. Der Länge wach auf der Erde lag unser Stolz und unsere Freude, an der rechten Hand zog Wilhelm, an der Lin ken Minna, der Schlitten, den Nüter mit einem Band um die Brust zog. folgte hintendrein. Ich trat näher: Du stehst sofort auf!" Ebenso gut hätte ich die Worte zu einem Todten, wie zu meinem Jungen sagen können. .Ich will Slitten fahren. Slitten will ich fahren!" Steh auf!" donnerte ich. Er rührte sich nicht. Da gab ich Wilhelm einen Wink, der küßte, wo der Rohrstock lag, und eine Minute später hielt ich das Marter inftrument in der Hand. Wie denken wir nun?" fragte ich. Ich will Slittcii fahren." Zunächst werde ich einmal mit Dir Schlitten fahren." sagte ich. und ich hob den Jungen von der Erde empor Gleich darauf aber legte ich ihn wie der hin; nein, wie sah der Bengel aus Hätte er nicht noch beständig geschrien. so hätte ich geglaubt, eine Ehocoladen puppe im Arm gehabt zu haben: er war braun von oben bis unten, sein Gesicht. seine Hände, seine blonden Haare wa ren braun, der aanu Junge war be spritzt, nein angestrichen mit einer flüs sigen Ehocolade. Und daS war mein Kind schaudernd wandte ich Mich ab. Eine Minute später lag er aber den noch, über dem väterlichen linken Knie, und er blieb da lange liegen. ,o, sagte ich enduch, .mein Junge, nun kannst Tu weiter Schlitten fahren." Ich dachte die Luft wäre ihm der gangen für alle Zeiten, aber laut brül lend, den Schlitten hinter sich her, ziehend, stürzte er zur Hausthür hin aus. Wie die wilde Jagd wir alle hinter ihm her. Nach wenigen Secunden war er ge fangen. Wir redeten mit Güte und mit Langmuth auf ihn ein; alles der gebens. .Liegt denn irgendwo Schnee?" fragte ich den Diener. Nirgends." gab er zur Antwort, wir haben in der Allee gespielt, da war es ganz entsetzlich schmutzig. Nüter saß aus dem Schlitten, den ich ziehen mußte, und wenn er hinunterfiel, drehte er sich immer ein paar Mal herum, ehe er wieder aufsfand." Und Herr Nüter brüllte, daß die Fensterscheiben klirrten. Aus der Küche kam ungcrufcn die Köchin, ein großes Stück Marzipan. seine höchste Wonne, in der Hand hal tend; es half nichts, er schrie weiter. Ta klingelte es an der Thur Wil Helm öffnete. Nehmen die Herrschaften Besuch an?". Es war ein junges Brautpaar, das auf der Visitcntour war. Verleugnen konnten wir uns ia nicht. so traten sie auf die Diele, und halb lachend, halb verlegen weihten wir sie in die Veranlassung dieser Familien fcene ein. Aber wer wird denn o unartig sein?" sagte die junge Braut freund lies). Komm, gieb Händchen." . Und ehe ich es verhindern konnte, hatte der Junge seine Chocoladenhand in den feinen, weißen Glacehandschuh gelegt. Mich rührte beinahe der Schlag, und ich stammelte Worte der Entschuld! gung. Jetzt waren der Zuschauer sieben ; wir alle umstanden Nütter, der auf sei nem Schlitten saß und ein Geheul aus ftieß, im Vergleich mit dem das be rühmte Sicgesgcschrei der Sioux-Jn diancr Todtcnstillc ist. Auf einmal war derJunge still, ganz mäuschenstill : noch sahen wir uns alle verwundert an, da sagte er ganz ruhig und gelassen: So, nun könnt Ihr alle weggehen." Und um des lieben Friedens Willen geschah nach feinen Worten: die Dienst- dotcn gingen an ihre Arbeit, wir führ ten unseren Besuch in das Wohnzimmer. Als das Brautpaar uns verlassen hatte, gingen wir wieder in das Eß zimmer und sahen dort zu unserein Er stauen den Jungen fein säuberlich ge waschen und von oben bis unten umgc zogen am Tisch sitzen und Mittag essen. Ich kannte meinen Herrn Sohn ; irgend etwas mußte sein Inneres be schäftigen, daß er mit einem Male so artig war, ein plötzlicher Einfall mußte ihm gekommen sein. Ich wollte ihn nicht fragen, er würde schon von selbst sprechen. . Und richtig, wir saßen noch keine Minute neben ihm, da sagt er: Pap--pen, ich will gar nicht mehr Slitten fahren, ich will nachher einen Snee mann bauen." Aer Junge, es liegt doch gar kein Schnee, fei doch nicht fo fürchterlich dumm," rief ich erregt. Da sah er mich groß an und sagte: Dann bau ich ohne Snee." Flehend blickte ich.zum Himmel em por. Da sah ich wie tausend und aber tausend Flocken herniedersielen und die Erde mit einem weißen Mantel be deckten. Ein Jubelschrei entrang sich meinen Lippen und ich glaubte, ich habe mich über ben ersten Schnee, der nun wirk lich liegen blieb, mehr gefreut als mein Junge, der nun mit seinem Schlitten wieder von bannen zog. Ich war dem Himmel dankbar, daß er mir nach den Leiden des heutigen Tages wenigstens die Bekanntschaft mit einem Schnee mann, der ohne Schnee erbaut war. ersparte. Wie hätte der Schneemann und last not least wie hätte woh! mein Junge ausgesehen? Darüber schweigt des Sängers Höflichkeit. Die Diamanten des wittwcrs. riminal Skizze von H. v. A. Herr Emmet Wall-Strcet war zu der Ansicht gekommen, daß die wunder vollen Brillant-Ohrringe, welche seine verstorbene Gattin besessen, als todtes Kapital ihren Beruf, zu glänzen, der fehlten. Frau WallStreet war eine überaus praktische Dame gewesen. Sie würde es nicht für pietätlos gehalten baben. wenn ibr Gemahl sich deS Schmuckes entäußerte, der nur schmerz liche Erinnerungen in ihm wachrief. Herr Emmet Wallstreet hatte sich die Frage vielfach und mit großem Ernste vorgelegt. Wer mochte eS ihm verdenken, daß er sie schließlich immer nachdrücklicher in der von ihm gewünsch ten Weise beantwortete? , Nicht als ob WallStreet etwa Geld gebraucht hätte. O nein, er war reich genug, um noch weit mehr Brillanten bei seinem übrigen Vermögen auf La aer halten zu können. Ader eS wäre zwecklos gewesen, und so gab der ein' same Wittwer in seinem engeren Be kanntenkreise seine Absicht kund, daß e sich für Geld und gute Worte von ben BcntonS zu trennen beabsichtige. Kurz darauf ließ sich der Aktien Makler Ouintie C. Cooper von William Straße bei ihm anmelden, betrachtete die werthvollen Steine und erklärte sich bereit, einen derselben für den Preis von 150(1 Dollars zu kaufen, voraus gesetzt, daß die Prüfung durch seinen Juwelier zufriedenstellend ausfalle, woran unter den obwaltenden Verhält nissen natürlich nicht zu zweifeln war. Wall-Strect kannte den Makler von Ansehen. Er wußte, daß seine Firma sich eines ausgezeichneten Rufes erfreue und nahm leinen Augenblick Anstand, ihm den kostbaren Stein gegen eine einfache Empfangsbescheinigung zu überlassen. TagS darauf kam Cooper wieder und sagte in großer Aufregung : ' Höchst mißliche Geschichte. Ihr Diamant ist fort, verschwunden aus dem Kassen schrank in meinem Bureau, ehe ich ihn noch einem Juwelier zeigen konnte. Die Sache cheint mir ein gar nicht zu lösen deS Räthsel. Keiner von meinen Leu ten hat die Kombination dieses Schran kes gekannt, außerdem möchte ich mich für die Ehrlichkeit eines jeden Einzel nen verbürgen. Leider bin ich aenö thigt. morgen nach England abzurei sen. Aufschub ist unmöglich, doch werde ich schon in sechs Wochen zurückgekehrt ein. Unter diesen Umstünden habe ich es für angezeigt gehalten, ete unver zuglich zu benachrichtigen." Tanke." erwiderte WallSteet und sah den Makler theilnahmsvoll an. Selbstverständlich leiste ich vollen Ersatz, falls der, Stein nicht gefunden wird. Ich bitte Sie nur. die Polizei zu benachrichtigen und Detektives an's Werk zu fetzen, natürlich auf meine Kosten, da ich in der unangenehmen Lage bin. Angesichts meiner bevorstc hcndcn Abreise nur wenig thun zu kön nen. Eins jedoch soll meinerseits sogleich geschehen; die Benachrichtigung der Deamantcnhändler und Pfandleiher Haben Sie die Güte, mir gefälligst den anderen Stern für einen Augenblick zu zngen, damit ich eine genaue Bcschrei bung anfertigen kann." Bereitwillig entsprach Wall Street dem Wunsche. Cooper machte rasch einige Notizen und gab den Ohrring dankend zurück. - Noch eins; ich möchte nicht, daß meine Leute von dem Tiebstabl hören. 0 lange icy avweienv vm. itte, m struiren Sie daher den Detektive, er solle mit größter Diskretion Verfahren und bei einem Besuch ,n meinem Bu reau möglichst nicht verrathen, welchen Zweck er verfolgt. Sie selbst haben ja meine Empfangsbescheinigung, die Sie sur alle Fälle liehet stellt. Und nun bitte ich Sie tausend Mal um Ent schuldigung wegen der Mühe, .die i Ihnen zu meinem tiefen. Leidwesen der Ursachen muß." Damit ging er. Wall-Strcet begab sich nun unvcr züglich nach dem Polizei-Hauptquar tier. und Tom Keller, einer der ge schlcktestcn Detektives, wurde mit dem Falle betraut. In dem zu ebener Erde gelegenen Bureau des Maklers war nichts zu kr Mitteln. Es befanden sich dort zwei Geld schränke, beide so gestellt, daß sie von der Straße aus gesehen werden könn ten. Der Dieb gehörte also schwerlich zu den gewöhnlichen, er mußte vielmehr in der nächsten Nähe des Bcstohlenen gesucht werden. Daß von der Geschichte nichts ruchbar werden durste, machte natürlich weit schreie die Entdeckung riger. Nachdenklich suchte der Detektiv sei nen Auftraggeber auf, um das Gegen- stuck des verschwundenen Ohrringes in Augenschein zu nehmen. Wall Street holte den kostbaren Stein hervor und Keller hielt ihn prü send auf der flachen Hand, als er plötzlich einen Ruf der Ueberrafchung ausstieß. Dieses ist wirklich Ihr Ohrring?" Ja. warum?" Weil es kein Brillant ist. sondern werthloses Glas." W a a s! rief ganz blaß Wall Street. Wie wäre es möglich? Erst vor zwei Monaten habe ich den Stein bei dem alten Juwelier Carniser ab schätzen lassen." Trotzdem halte ich meine Behaup tung aufrecht. Gehen wir zu einem Sächverstandigen und lassen wir den sprechen." Der Detektive behielt Recht. Der Stein war falsch, dem echten Ohrring iu Form und Größe genau entsprechend. Hatte der Makler die Gelegenheit be nutzt, als er zum zweiten Male kam. den echten Stein gegen den werthlosen nachgemachten einzutauschen ? Dann war auch der andere Ohrring nicht gestohlen! Aber der Mann stand in hohem Ansehen. Er galt für reich u: u verkehrte in der besten Gesellschast. Was thun? Warten, bis Eoo: wiederkam. So oder so mußte sich dann das Räthsel lösen, wenigstens h weit er selbst in Frage kam. In hr Zwischenzeit aber hieß eS aufpassen, rb die echten Steine nicht irgendwo zu,?, Vorschein kamen. So vergingen einige Wochen. Ta gelangte eine AdendS über das Telephon nach dem Polizeihauptquai tier für den Detektive Tom Keller eine eilige Botschaft, die ihn nach dem Me tropolitan Opernhause berief. Tort fand er im Foyer Ungeduld: auf und abgehend Herrn Emmet Wal! Street. .Ich habe den Tiamanten gefunden und den Tieb dazu!" sagte dieser, zi,. ternd vor Erregung, zu dem Geheim Polizisten. .So! Wo?" In der achten Orchesterreihe. rechts. Folgen Sie mir." Als sie den Zuschauerraum betraten es wurde Rigoletto gegeben wurde auf der Bühne gerade das berühmte: Ha, wie trügerisch sind Weiberherzen" gesungen. Wallstreet reichte Tom Keller sein Opernglas und flüsterte: .Sehen Sie die Blondine in dem dritten Sitz von der Ecke, Reihe acht? Sie ist größer ' als der Mann links von ihr." Ich sehe! Die Blondine trägt die Obrrinae meiner Frau. Selbst die Fassung ist A die alte geblieben; ich habe sie sofort " erkannt. Ein Irrthum ist nicht mög lich; denn neben ihr sitzt der Makler aus William Street, dieser elende Schurke, der vor drei Wochen nach Europa gereist sein will!" Hm. hm." machte der Detektive. Den Makler Ouintie C. Cooper kenne ich nicht, habe ihn meines Wissens auch nie gesehen; aber den da kenne ich: das ist einer der berüchtigsten Chicago Spitzbuben." Ich bin ganz sicher." fiel Wall Street ein. daß dieses der Mann ist. dem ich den Stein übergeben habe!" Nun, wir werden bald sehen, woran wir sind. Vielleicht hat Cooper einen Toppclgänger. Warten wir bis zu Ende des Aktes, um kein Aufsehen zu erregen. Blcibcn Sie einstweilen hier. Ich habe draußen einen von unseren Leuten gesehen, den will ich zur Sid) heit benachrichtigen. Das Paar ent- , geht uns nicht." Quintie Cooper" machte nicht viel Geschichten, als der zornbebende Wall Street und die beiden Detektives ihm gegenübcrtraten. Um so störrischer war seine Begleiterin, die im Polizei Hauptquartier, wohin das Pärchen ge schasst wurde, fürchterlich zu toben be gann. Aber es half ihr nichts, wenn sie auch schließlich allerdings mit bloßen Ohrläppchen entlassen werden mußte, da sie von dem eigentlichen Ursprung der Ohrringe augenscheinlich keine Ahnung gehabt hatte. Der Tiamantendieb war nun aller dings nicht mit dem Aktien Makler . Ouintie C. Cooper identisch. Als H dieser ans Europa zurückkehrte, zeigte sich aber, daß in der That eine erstaun- liche Aehnlichkeit zwischen ihm und einem gefährlichen Chicagoer Spitz buben bestand. Ans diese Aehnlichkeit und Cooper's Reise, von der er zufällig erfahren, hatte der Gauner feiuen ver wcgencn Plan gebaut, der ihm so ganz gelungen war. Hätte er von dem Kunstsinn des Herrn Emmet Wall- Street nicht eine so geringe Meinung gehabt, daß er ihm den Besuch einer italienischen Oper nicht zutraute, würde die Sache vielleicht niemals entdeckt worden sein. eo aber sitzt der PseudoCooper für einige Jahre unschädlich im Zuchthaus. Undank ist der Welt Loh. Ein alter Seemann erzählt dem Hann. Kur." folgende Schnurre: Ich war vor mehr als i0 Jahren Matrose auf einer Bark. Wir lagen in Cuxha den einige Zeit vor Anker und arbeite ten an der Reinigung und Ausrüstung unseres Schiffes. Der Kapitän war an Land gegangen. Es war nothwcn- big, einen schweren Anker von der Mitte des Schiffes nach dem Hintertbeil zu be- ördcrn. Der Steuermann und vier Matrosen konnten den Anker nur müh- am soriocmeqcn. uno vcsyatv rief der Steuermann dem Schiffskoch m: Du. Hein. foat mal'n bitten mit an." Ge wiß!. Wo fall dat Thier denn henn?" :t einem kräftigen Ruck, zum Erstau- nen Aller, nahm der Koch den Ankers auf die Schulter und schleppte ihn ach tcr! um dann wieder an seinen Koch topf zu gehen. AIs der Steuermann dem Kapitän von der Riescnleistung des Kochs er- zählte, ließ dieses den Kommandanten der Küche rufen, der angesichts der blanken Thaler, die in der Kajüte auf gezählt waren, auf eine Belohnung rechnen zu können glaubte. Du,Hein." begann der Kapitän, Du bist joa ein bannig fixen Kcerl, ömer ick kann Di nicht gedrukcn! Hier is Dien Lohn vör twee Monat. Nu mank, daß Du von Board kümmst. Wenn Tu mal wild wärst, schleift Du de Mannschaft alle Knokcn entwci! Adjüs micn guter Hein!" ' Falsch rekstanden. Tame (,um Bcrafübrer): ..Sind Sie nicht auch immer berauscht bei die ein herrlichen Anblick?" Führer: .Manchmal scho' "