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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Jan. 11, 1900)
r LäR. ' i-- in Todesritt. Auf mehreren meiner Reisen in Süd amerila so erzählte der Malter Byam begleitete mich als Führer ein alter Indianer, deflen Zuverläisiglelt ich in mancher ttefahr kennen gelernt hatte. EineS ZagcS führte unS die Jagd auf wilde Rinder an da Ufer de! JluffeS Guatilhi. welcher seiner schreck lichen Bewohnerschaft wegen in übel stcm Rufe steht: in seinen Fluthen Hausen nämlich eine Menge Alligatoren, jene gefräßigen Rieseneidechsen, deren Panzer für Pfeil. Lanze und Kugel undurchdringlich sind. Tie Eingeborenen erzählten uns merkwürdige Tinge von der Kcschicklich keit dieser plumpe.1 Thiere, Rinder und Pferde, welche um zu trinken zum Wasser kommen, plötzlich hervor schiebend an der Nase zu packen und sie zum Fraße mit sich hinabzuziehen. Auch Jose, mein indianischer Krie er. wußte über ein Zusammentreffen mit einem jener Ungeheuer eltsamcs zu berichten. Ton jorgb", gann der Alte mit feierlichem Ernste, in der Nähe dieser Stelle, an welcher wir jebt unser Nachtlager aufgeschlagen, besaß ich einft einen Rancho und eine Rinder hrerde. Aber, o wie die. 'chöne und kräftige Stiere und Kühe raubten mir diese gierigen Ungethüme, die Alliga torcn! Besonders einer derselben, ein riesiges Thier, welches ohne Zweifel seine Behausung im Flusse der meini gen zunächst besaß, that mir so viel Schaden, daß ich beschloß, mich feiner zu entledigen. An einem Tage, nach einem eben wieder verübten Raube dcS Alligators am Fluffe entlang reitend, bemerkte ich den Gegner ganz nahe dem Ufer. Mein ' Zorn flammte auf: und obwohl ich keine Waffen trug doch welche Waffen ver mögen etwas gegen ein solches Ge schöpf? galoppirte ich hinzu, erhob den Lasso und warf ihn nach dem Feinde. Ich hatte gut gezielt: die Schlinge schloß sich um den Hals deS Thieres, und ich durfte hoffen, indem ich den Gaul wandte und fortsprengte, den verhaßten Räuber zu erwürgen und an das Ufer zu schleppen. Aber was geschah! TaS Roß war zu schwach. Ein Ruck des Unthieres an dem Lasso mein Pferd stürzte in die Knie!" Und indem eS sich kraftlos und zitternd erhob, ohne den Sporen mehr gehorchen zu" können, die ich in seine Flanken stieß, wurde es von dem davonschwimmcilden Alligator mit hin fortgerissen, dem Flusse zu in die Strömung hinein und hinab mit den Fluthen, die das voranjagende Un geheuer nun pfeilschnell theilte. Nun wißt Ihr. Ton Giorgio, daß unsere Wurfriemen mit dem Sattel knöpfe stets fest verknüpft sind. Wäre es mir geglückt, noch nahe dem Lande ben Knoten am Sattel zu lösen, so wäre der Lasso zwar verloren gewesen, ich und mein Pferd aber gerettet. Aber in der Haft gelang es mir nicht, uns zu befreien. Ich machte unaufhörlich neue Anstrengungen' den Riemen zu lösen, aber vergeblich! Ich wurde weiter und weiter in den brausenden Strom mit fortgezogen.- Ader warum sprangt Ihr nicht vom Pferde?" rief ich. von der Erzählung lebhaft erregt. Die, übrigen Ungethüme, welche jetzt von allen Seiten herbcischwammen, hätten mich sofort erfaßt. Auf dem Gaule, welcher prächtig schwamm. Hütte .ich mich immer noch retten können Ich versuchte, mit dem Tolche den dicken Lasso zu durchschneiden, aber rnch das gelang nicht; das Eisen besaß zwar eine Spitze, jedoch keine scharse Schneide. O Herr, wir waren dem Untergang geweiht ohne Rettung .... Wir wurden weiter geschleppt und weiter, flußab, flußab! O. welch' ein Ritt! Bald geriethen wir auf seichte Stellen, welche mit Kieseln und schnei dendem Gerölle bedeckt waren; dann wieder stürzten wir jählings in ein tiefes Loch, und das Wasser schlug über uns zusammen. Blutend, mit Schaum bedeckt, welcher mir Nase und Ohren verstopfte, wurden wir an dem ver wünschten Riemen von dem Thiere wei tergczcrrt. Und .dann, Sennor. eine halbe Meile unterhalb tag der Wasser sag Dieser Gedanke sträubte mir das Haar. Wären wir bis zu dem Ab ' stürz gelangt, so wäre ich in der Tiefe zerschmettert worden, ohne gebeichtet zu haben! ...... Schon wurden wir durch die tru dcl"gcschleift. welche oberhalb des Fal les seine Nähe bezeichnn und wo dunkle Felsblöcke hier und da über die reißende Fluth ragen. Meine Seele Gott be fechtend, starrte ich aus die quirlenden Waffer da..'., was war das? Wir hielten einen Moment, der Riemen spannte sich über einen scharf wie eine ' Klinge aus dem Waffer aufstrebenden Steingrat das Ungeheuer riß vor- tnäxtS da ein Ruck ein Riß 0 Ton Ecorgio, ich stürzte hintenüber, der Fclsblock-hatte den Lasso zerrieben, zerschnitten: wie waren gerettet!" ' ' Und der Alligator?" fragte ich, der Erzählung deS Alten fast athemloS fol gend. Der Indianer lächelte listig. Nachdem wir mit Mühe." fuhr er ' fort über das Felsgeröll der Wirbel uns'nach dem Ufer hindurchgearbeitet, kehrte ich in meinen Rancho zurück und erzählte daS Abenteuer den Meinen, die mich schaumbedeckt in den Hos reiten jähen. Schon nach wenigen Tagen erspähte ich aus Neue den tucki chen Feind. welchem meine Rinder zu wohl gefallen hatten, als daß er sie um jenes 2or kommnisseS willen dauernd hätte der lagen sollen. TaS Ungcthüm trug meinen Lasso wie ein Halsband. .Nun lud ich meine treffliche spanische Flinte mit zwei Kugeln, zog einen alten Sötcr aus dem Hundetraal und band ihn an einen Mahagonidaum. Nach, dem ich mich in dessen Nähe im Gebüsch versteckt halte, zog ich an einer Schnur, welche ich vorher um ein Bein des Hun des geschlungen hatte. DaS Thier de gann zu heulen. Ich hatte richtig ge rechnet. ES dauerte nicht lange, so kam der Alligator, der mich nicht be merkte, gemächlich auZ dem Flusse her vorgekrochen, um den Köter zu ergrei fcn. Ein Blitz ein Knall.. .. meine Kugel hatte fein Auge getroffen. die einzige Stelle, an welcher daS Un thier verwundbar ist. wofern es nicht auf dem Rücken liegt. Die nächste Nacht schlief ich vortreff lich, denn ich wußte, daß mein Feind mir nie wieder ein Rind rauben würde!" ?o mein Indianer. Club Eintracht. Residenz es John Ritsch. Esq.. Füft Ebene, nächst zu Banderbilts. Mir sein zwar in Prazeß of Muving. awwer ich hen mer fünftausend Lei terheads un Envelops mit Füft Ebene druff Printe loffe un die wern auf gejust. Mister Editer! Es war noch ehe tcr, daß ich vun Jhst NeuZZork weggemuvt sein, daß ich die Eidie gekriegt hen, en neie Verein ze schtarte. Des iS nämlich bei mir toos Merkwör diges. Anncre Lcit, die müffe sich oft e Jahr lang besinne un dann fällt ihnc noch nix ei un mir kimme oft die beste un geistreichste Ge danke ganz vun sei wer un so ze sage im Schlof. So war des mit seimigem neie deitsche Berein. Da lern ich ganz vun seltner druff ge kimme. Der Eöß. wo e geborener Neidhammel iS, der is nachher in der Stadt erumgclaafc un Hot gesagt, er hätt mer die Eidie zu derer Eidie ge gewwe un er Hot es pruve wolle bei daß er schun vor nein bis fiwwe Jahr gesagt hätt, mer hätte net genug deitsche Vereine un es müßte noch mehr ge schtart wern. Des sein natürlich lauter Lüge vum Eöß. Ich verdien de Kredit for de neie Verein un sunscht Niemand. Es Hot mer Müh un Triets genug ge loscht, die Sach in de Gang ze bringe un ich denk es is net mehr wie Recht. daß ich vun der Eintracht" zum Prcsi dent gelekt werd. Eigentlich hätt die Beamtcwahl schun gestern fei solle, awwer well, mer sein net dcrzu gekimme. Es is nämlich in der gestrige Mie tung, wo Alles Hot gefixt wern solle, e Feit üwwer de Name ausgebroche. Ich war for Eintracht"." Aipwer da war so e fekenhändiqer Fatzke Domini da. wo emol in der lätin Schul draus in Deutschland war, der hot e Moschen gemacht, daß mer'S Harmonie" mache. Er Hot gesagt, Harmonie wär dessel- bige wie Eintracht. Mister Editer, des war mei Tschäns! Ich sein uffgcstanne un hen en Spietsch gemacht, wo ich noch heint for den iffort vun meim Lewe konsider. Tschentclmen." hen ich gesagt, Tschentelmcn, der geehrte Herr Vor redner. vun dem ma üwwrigens aller Hand dumme Sache verzählt wege schun in der Jail acsotze hawwe un .wo so- gar e Rumor geht, er wär emol for e Affts nommäted worn, was alleenig schun pruve thät, daß er nix nutz is, der fekenhändige Herr Vorredner Hot gesagt, Harmonie" hätt dieselbige Wciniinn tnic (Jintrslsfit". ?Z t8 lim mich poleit ze erpresse, e däm Lei UN biseits is es nct .wohr. Harmonie is was, wo mit Mjusik ze thun Hot, e Instrument, wo aufgezoge werd, un Eitracht is des. wo mir hawwe wolle un wo die deitsche Vereine derbei pras pern un gedeihe. Mir wolle eitrüchtige Deitsche sei, wie schun der Göthe ge sagt Hot, Mer wolle sei e einig Volk vun Loaedrüdcr" un mer wolle pruve. daß kci Zwiespalt un kei Haß un kci Neid un kei Mißgunst unner uns is, un deswegc diklär ich zetz an dem Schpatt, daß. wann die Moschen vun ..Harmonie" statt Eitracht" dorchgcht. daß ich da augenblicklich austret un nix mehr dermit ze thun habe un en annere Verein schtart, wo mei Mo schen gekärried werd, un üwwrigens mach ich die Moschen. daß Jeder, der for Harmonie is. bei Fors aus dem Lokal entfernt werd." Jed hätte Sie emol ehe solle, was da for e Horrüh losgegange is! Die Eittächtige fein gege die Harmonische losgegange un es war werklich schön. Die Eiträchtige hawwe fünf un die Harmonische siwwe Verwundete gchatt. Die Harmonische sein antet Bar vun die Eiträchtige umzingelt worn. un die Ersatztruppe, wo ixt Harmonische aus geschickt hawwe, lern bis jetz noch net zerickgekimme. UewwrigenS. Mister Editer. könne Sie bei den Gelegeheit wieder sehe, wie bei unS Teitfche doch immer alles fricd lich un gemüthlich abgeht. Wann des Eirische oder AmörikänS gewefe wärn, da Hätt'S Mord un Todtschlag gegewwe. Bei unS Teitsche geht immer AlleS in Liebe un Güte ab. Mit Rigards Iours- John Ritsch. Esq. Ter Piet. wo for Harmonie" war," Hot. wie ich grad hör. e Früktschcr of the Skoll gekriegt. Tie annere Ver letzunge sein-leichterer Art. Awwer paffe Sie auf, Mister Editer. m i r. unser Partei, mir setze eS dorch. daß mir die Eitracht heiße un daß vun Har monie gar kei Red sei kann. Tie Rauferei üwwer de Name vun unserm Verein war nämlich nor e Art vun Teftvote for de Stuhl. Tie Ei trachtsleut warn for mich als President un die Annere for der lahme Schlapp bärrelTick. wo zu erer gewisse Pra minenz gekimme iS, feit daß er dorch Tammany de Zitty Kanträkt ge kriegt Hot. Awwer ich sag Jhne. Mister Editer. die Eitracht siegt, un wann jedem Ein zelne vun der HarmonieParty die Kolonöt gekräckt wern sollt. Jhne deS Nämliche wünschend, noch emol Der Obige. Esq. Bier Nadeln. In den vornehmen Kreisen der pol Nischen Emigranten in Paris machte einst eine Brosche der Gräsin R. viel von sich reden. Von zwanzig Brillan ten umgeben, sah man auf dem tief blauen Grunde eines Edelsteines, der mit einem Glase überdeckt war.vier ver bogene, halb verrostete, messingene Stecknadeln, wie zu einem Stern zu sammengefügt. Mit diesem Schmucke hatte eS folgende .Bewandtniß: Der Gatte der Gräsin hatte vor Jahren in feiner Heimath im Verdachte gestanden, verderbliche Politik getrieben zu haben. und wurde in einer Nacht ohne weiteres Verhör von Polnelbcamten seiner Fa milie entrissen. Man brachte ihn nach einer der fern liegenden Festungen und warf ihn dort in ein feuchtes, dunkles Gefängniß. Tage, Wochen Monate vergingen, ohne daß ein Richter ihn zur Rechenschaft zog. Der Unglück liche sah sich jeder Hülfe beraubt. In Todtenstille und Dunkelheit gleichsam begraben, fühlte er nicht nur seine Kräfte schwinden, auch sein Geist vev wirrte sich eine namenlose Angst er griff ihn; er zitterte nicht mehr vor sei nen Richtern, er zitterte vor sich selbst In der Erkenntniß dieser Gefahr war sein Sinnen und Trachten darauf at richtet, irgend etwas zu finden, das ihn der doppelten Qual des Müßig- und Alleinseins entriß und vor Irrsinn zu bewahren vermochte. Vier Stecknadeln, die zufällig in feinem Rock gewesen wa ren, hatten sich den Blicken seiner Pei niger entzogen. Sie sollten feinem Geiste zur Rettung dienen. Er warf die Nadeln auf die Erde seine? düsteren Kerkers und bemühte sich, sie wieder aufzufinden. Als er sie nach mühe vollem Suchen endlich wieder gefunden hatte, wiederholte er dasselbe Spiel im mer und immer wieder von Neuem Tagelang sitzend, knieend und mit den Händen herumtastend, gelang es ihm, die absichtlich ausgeworfenen Nadeln zu sammeln. Dieses furchtbare und doch so wohlthätige Spiel dauerte sechs Jahre! Da endlich öffnete ein großes politisches Ereigniß plötzlich den Kerker des Gefangenen. Der Graf hatte die Nadeln gerade wieder von Neuem aus gestreut, er wollte aber sein Gefängniß nicht verlassen, ohne sie, die ihn vor Verzweiflung und Irrsinn bewahrt hat ten, mit sich zu nehmen. In der herein strömenden Tageshelle fand er sie schnell. Als er feiner Gattin diese traurige Ge schichte erzählte, griff sie mit heiligem Eifer nach diesen Nadeln. Diese mes singenen einfachen Stecknadeln, sechs furchtbare Jahre hindurch ausgestreut und immer wieder gefunden, waren ihr zur Reliquie geworden: sie ließ sie in einem Rahmen von Brillanten, der Tausende von Franken gekostet, fassen und trug sie nun als ungleich höheren Schatz fortan auf ihrer Brust. Wie Jugendsünden belohnt werden Professor v. Pettenkofer. der berühmte Münchener Epidemiologe, er zählte dieser Tage ein reizendes Ee fchichtchen, wie er die erste königliche Ansprache erlitt". Als ich. ein simp ler Bub vom Lande," so ungefähr er zählte der greise Gelehrte, vom Donau moos nach München kam, in die könig liche Residenz, zu meinem Onkel, dem Hosapothcker, da zeigte er mir alle die hohen Herrschaften, die da täglich aus und eingingen, ritten und fuhren, er mahnte mich, hübsch artig zu sein, und schärfte mir vor Allem ein, bei Bcgeg nungen mit solchen Herrschaften mit der Mütze in der Hand stehen zu blei- den, bis sie vorüber seien, und ja nicht weiter zu gehen." Der Onkel war ein strenger Herr und der junge Pettenkofer that treulich, was der Onkel gebot. Da wollte er eines Tages eine in der Nähe der Residenz befindliche Brücke über schreiten, als von der anderen Seite König Ludwig I, zu Pferde daher kam. Der König stieg vor der Brücke ab er war nie ein großer Reiter vor dem Herrn. Trüben stand Pettenkofer, wie es ihm der Onkel eingeschärft hatte, um den König vorbei zu lassen. Der hatte allerlei an seinem Gaul zu ordnen und zu richten, und es dauerte diverse Mi nuten, bis er wieder im Sattel saß; Pettenkofer stand pflichtschuldigst noch immer an seinem Posten. Mau lass'. geh noch net weiter!" war die unerwartete Quittung dafür auS dem Munde dcS Königs. Pittcnkofer schlich geknickt nach Hause und meinte dann bei seinem Onkel, den hohen Herren scheine an dem Stehenbleiben doch nicht gar so viel gelegen zu sein. Der Onkel ließ daS natürlich nicht gelten und sagte: DaS macht nix!" Später hat dieser luftige Vorfall Pettenkofer noch eine Gnade eingetragen. Tenn anno 1803 gestaltete der König gegen seine sonstige Gewohnheit, und eist nachdem ihm Pettenkofer erzählt hatte, was einftens an der Brücke paffirt fei, daß dieser ein damals im Besitz des Königs befindliches, heute in der Pinakothek hängendes Bild von Ouaglio für sich photoraphire. Tem König hat die Reminiscenz viel Vergnügen bereitet. So sieht man." schloß Pettenkofer. daß Jugendsünden oft später belohnt werden Der Chapeau elaque." Der Bürgermeister von Tipfelhausen war ein sehr gestrenger Herr. Früher, als er sich noch mit der Anfertigung von wohlgerundeten Semmeln und fchönge drehten Kipfeln befaßt hatte, war er ja mit einem oder dem anderen der Hono ratioren des Städtchens noch auf einem mehr vertraulichen Fuße gestanden. Seitdem er aber von seinen Renten lebte und als Haupt der Bürgerschaft schaltete und waltete, hatte sich sein Stolz immer kühner emporgeschwungen und es gab eigentlich nur noch eine Person, die er halbwegs als ebenbürtig gelten ließ einen alten Landbaron nämlich, den einzigen Adeligen weit und breit in der Runde So kam es, daß der Bürgermeister auch heute beim Empfang des Fürsten, der sein kleines Ländchen bereiste, in einsamer Größe vor den anderen Ver tretern der Aemter und der Bürger schaft auf dem Bahnhofe stund. Dabei trug er einen gewaltigen Schlot in Form eines alten Landwehr Ezakos, während der Baron in tadellosem Frack mit dem üblichen Klapphut in seiner Nähe stand. Eigentlich war dem Stadtoberhaupt gar nicht recht wohl bei der Sache. Er hatte noch nie der gleichen mitgemacht und kannte die Hof sitten nicht. Da gab's denn keine andere Rettung, als krampfhaft nachzuahmen, was der Baron that, der das Alles na türlich aus dem ff verstand. Nun brauste der Hoszug herein. Der Baron nahm den Ehapcau claque vom Kopfe, klappte ihn zusammen und schob ihn unter den leicht gebeugten Arm. Seinen Riesenschlot herunter reißen, das kreischende, ächzende, ftör riqc Ungethüm mit allem Kraftauf wänd zusammenquetschen und es dann unter den Arm pressen war bei dem Bürgermeister das Werk einer Minute. Gott fei Dank, die Hofsitte war geret- tct! Ter Fürst zeigte sich äußerst gnädig und bat die Herren, wegen des strömenden Regens nch zu bedecken Aha," bemerkte der Fürst, auf den Bürgermeister blickend, leutselig, fa- moscr Hut das!... Wohl allerncu ste Tipfclhaus'ncr Herbstmode?!" Sin Bcttelprivilegium Am 8. März 1603 unterzeichnete Jakob I. von England eine in der Ge- schichte wohl einzig dastehende Urkunde, in der er einem seiner Unterthanen das Recht verlieh, die öffentliche Unter stützung seiner Mitbürger in Anspruch zu nehmen. Es war dies John Stowe, ein bekannter Historiker der damaligen Zeit.' Er stand damals schon im acht zigstcn Lebensjahre Und befand sich in überaus kümmerlicher Lebenslage. Hierin Abhülfe zu schaffen und ihn, der sich um die englische Geschichtsschrei' bung sehr verdient gemacht, in würdi ger Weise zu unterstützen, wäre eigent lich Pflicht der Regierung oder des Königs gewesen: statt dessen fand man nur das Aushülfsmittel, dem Armen quasi eine Konzession zum Betteln zu ertheilen. In jenem merkwürdigen Dekret heißt es: zumal besagter John Stowe, unser lieber Unterthan, ein hochbetagter und würdiger Bürger unserer Stadt London, vierundfünfziq Jahre seines Lebens mit großer Mühe und ohne an anderen einträglichen Er- werd zu denken, darauf verwandt hat, einige gute und nützliche Bücher und Chroniken herauszugeben, die sowohl gegenwärtig als auch in der Zukunft dem allgemeinen Besten dienen. So haben wir uns entschlossen, ihm für seine Arbeiten, und um andere zu ähn lichen zu ermuthigen, ein Zeichen unse- rcr königlichen Huld zu geben und ihm hierdurch, unter unserem Groß-Slegel von England, die Erlaubniß zu geben, von unseren lieben Unterthanen Ge schenke und Unterstützungen entgegen zunehmen." Daß sich die königliche Huld" gerade in dieser Weise bethä tigte, wird wohl nicht sehr geeignet ge niesen fein, andere Leute zu ähnlichen Arbeiten" zu ermuthigen. Warum das Büebl g'weint hat. Aus Friedrichshafen wird dem Stutt- garter Deutschen Volksblatt berichtet: König Wilhelm von Württemberg hatte (sine WaTihra: in'ä ffishsnfc ftrirhriASs V)kiwttg ... wwr.vj (j . .vw Hasen verlegt. Auf feinen Spazier gängen begleiteten ihn zwei hübsche weiße Spitze. Eines Tages ging der König 'mit seiner Gemahlin und deren Hofdame durch die Straßen der Stadt und die Spitze tummelten sich lebhaft um die Herrschaften. Da gewahrte die Königin auf der Straße einen weinen- den Knaben. Mit landesmütterlichem Wohlwollen fragte sie den Knaben: Bübchen, warum weinst Tu ?" Keine Antwort, heftiges Schluchzen. Tie Hofdame legte sich in'S Mittel und fragte gleichfalls den Knaben: Kleiner, warum weinft Tu? Weißt Tu, die Königin fragt Tich, da muß man hübsch folgsam sein und Antwort geben!" Abermals heftiges Weinen uud keine Antwort. Nun will der König fclbft seine Kunst versuchen und wendet sich an den Knaben mit der Frage: Bücble, warum hculscht?" Jetzt faßt sich der Knabe ein Herz und platzt heraus: Deine Sauspitzer hent mir meine Hosa verrissa!" Hierauf große Heiterkeit beim Königs paar und sicherlich ist dem Knaben rei cher Ersatz geworden. Wat mie awersch all'nS kann wat st ich kann. Wien Nawersch, de pumm'lige Scho fter-Olsch, Tat is 'n lütt' prächtige Fru: So flictig un stündlich, so schier un so stur. So hartleem. so nett und so tru. Wo sorgt se, datt all'ns kriggt ümmer sin Recht In de Köök, in de Stuw un in 'n Stall, Wo löppt fe un treckt se de Hacken gau nah, Hett ehr Og'n und Ohr'n öwerall. Se kann schür'n un feg'n, ick segg Di. dat geiht. Se kann flicken und stopp'n un neih'n, Se kann kaken und bradcn und backen dorto. Wo kann sie sik kant'n un dreih'n; Se kann sik behelpen mit all'ns, wat kümmt, Se kann waschen und plätten ganz fix, Ok kann se bct'n sniedcrn un mokt för ehr Görn Dat Kleed un de Jack' un de Büx; Se kann rck'n un höllt Di de Groschens op'n Dukt, Se kann spor'n an Tüg un an Geld, Ehr Klccdcr un Höt' de driggt se so lang, Wenn Kasper, ehr Schofter, ok schellt. Se kann melken un bottern. dat ftciht ehr god an, Se fodert de Swien un de Köh, Se kann plant'n un scih'n, ehr Gord'n hatt Sick, Se lctt sik vcrdrecten keen Möh. Se kann's Morgens, Klock fief ut de Poosen rut fin n. Un keen Arbeitsdag durt ehr to lang, All'ns kann se verbiegen, de Hitt un de Hüll, . .. Se is ok förn'n Tüwcl nicht bang. Micn Nawersch de kann ok noch danzcn un spring n. Wo kann s' sik denn högen un frei'n, Se kann lachen und lutkchl. öwer't ganze Gesicht. Se kann sing'n un lustig juchhci'n. Mien Nawersch kann All'ns, wat se blots schall: Ob Vergnügen oder Arbeit un Pflicht, Se kann arbeit',, as 'n Peerd, se kann hungern un freer'n, Blots schwiegen, dat kann fe nich! K r ü f ch a n. ttünstlerabcrglauben. Eine drollige Mittheilung über Kunstlcraberglauben bringen Straß burger Blätter. Am Straßburger Stadt-Theater gab in den letzten Tagen der italienische Sänger Leone Fuma galli Gast - Vorstellungen. Fumagalli war kurz vor Beginn einer Vorstellung im Begriff, sich umzukleiden, da ver mißt er plötzlich ein Miniaturbildniß, das er stets auf der Brust bei sich zu tragen pflegte. Mit dem Rufe: Ich habe meinen Talisman verloren, ohne den ich nicht auftreten, nicht singen kann!" stürzt er zum Direktor. Dieser und mit ihm das gesammte Personal gerathen in nicht geringe Bestürzung, da man die Vorstellung im letzten Au genblick nicht mehr absagen konnte. Trotz gütlichen Zuredens blieb der Künstler dabei, daß ihm das Fehlen des Kleinods Unglück bringen, daß er daher unter keinen Umständen singen, lieber eine hohe Conventionalstrafe zah len werde. Die Noth war groß, flie gende Boten wurden nach allen Seiten, überallhin ausgesandt, wo Herr Fumi galli während des Tages sich kurze oder längere Zeit aufgehalten, in vcrschie dcne Gafthöfc. Cafes und sogar in's Rosenbad. Umsonst, der Talisman schien verschwunden. Da. im letzten Augenblick hatte Jemand den guten Einfall, noch einmal die abgelegte Gar derobe des Sängers gründlich zu durch- suchen, und siehe da, in einer Falte des Untcrfutters der Weste fand sich das vermißte Kleinod, und die Vorstellung wac.gercttet. Nicht mehr möglich. Mutter: Hast Du dem jungen Herrn Feldberg gesagt, er solle nicht öfter hierher kommen?" Tochter: Nein!" Mutter: Warum nicht? Tochter: Ich habe das nicht für nöthig gehalten, denn öfter kann er nicht mehr gut kommen, er kommt ja schon sieben Mal in der Woche." SelbstverstZndliche Annahme. Brautvater (Vater mehrerer Töchter. als ihm der Besuch des ersten Freiers, eines Weinhändlers, gemeldet wird, zu seiner Frau): Nun, hoffentlich wählt er den älteren Jahrgang!" Stoßimszn. Tante: Fritzchcn, Fritzchen. Euer Rohrftock sieht aber, stark gebraucht aus." Fritzchen kläglich): Ach. Tante ich werde eben sehr heftig erzogen!" err iegreiflich. Sie: Männchen, warum bist Du so traurig? Weil Du so viele Schulden hast?" Er: Nein, im Gegentheil, weil ich keine machen kann." Ikr kleine CTatienatöfcnem. Lehrer: Wenn die Ausgaben die Einnahmen überschreiten, wie nennt man das?" Pcpperl: Eine Sauwirthschaft, Herr Lehrer!" Zur Grtkcgraptzie. Hannele: Tu, Mutter, schreibt man Vater mit einem oder mit zwei t?" Mutter: Sei net so faul, Hannele, dieweil Te fragfcht, machst Te drei!" wink. Herr (sich mit einem Fräulein ein Rendez-vous gebend): Sie haben sich ja um eine halbe Stunde verspätet, mein Fräulein." Fräulein: Ich habe keine Uhr, und kaufen kann ich mir leider keine." Auch ein Spekulant. Was mackste jetzt? Ich bin Minenspekulqnt. Was? So ä Schnorrer spekulirt in Minen? Nl ja, wenn ich seh' Leut' heraus kommen mit freundliche Mienen, schnorr' ich se an; das is mei' Speku lation! Ein Feind der lalbizeit. Braut: Papa sagte heute, daß er die Hälfte unseres Unterhalts bcstreiten werde." Bräutigam: Ja. und die andere Hälfte wer bezahlt die?" Im Kaffeekränzchen. Wo ist denn Ihre liebe Kousine. Fräulein Fanny?" Sie hat einen bösen Mund." Ach. das wäre ja uns gar nicht auf gefallen." Modern. Was, mit der Ella verlobst Du Dich? Mit der war ich auch schon ver lobt." Na, ich bin nur neugierig, wer die einmal heirathcn wird!" An den Augen abzuseben. Frau: Na, Du scheinst ja heute schon wieder gehörig tief in's GlaS ge guckt zu haben." Mann: Nein, liebes Frauchen." Frau: ..Red' nicht, Du hast ja ganz verglaste Augen." röizegrcd. A: Die neue Poffe ist ja wohl gestern Abend vollständig durchgefallen?" B: Vollständig! Im dritten Akt schrie Jemand Feuer, aber kein Mensch aus dem Publikum wachte auf." Mißverständniß. Schutzmann: Ihre Papiere!'' Lcierkastcnmann: Hab kecne." Schutzmann: Dann müssen Sie mich begleiten." Leicrkastcnmann: Nu, bet kann ick. Was singen Sie denn am liebsten?" Falsch beurtheilt. Ich sag Dir, Dein Franz heirathet Tich nur wegen Deines Sparkassen buches. damit er seine Sckulden hnnfu len kann." ,.Tas giebt's nicht, der denkt gar nicht an's Schuldenbczahlen." Auf die Adresse kommt es an. Tochter: Er sagt, er liebt mich über alles in der Welt; er könne nicht leben ohne mich." Vater: Das sagen alle jungen Leute." Tochter: Aber nicht zu mir." UVir Schlimmer. A: Wie geht es Ihrer Frau?" B: Ihr Kopf macht ihm viel zu schaffend A: Leidet sie denn an Neuralgia?" R' T'nS nprnh nirM. r; a"i UUU ic Will wieder einmal einen neuen Hut haben!" Erkannt. Frau: Bei dem flVAt willst Du zur Jagd?" Mann: Jawohl, Tu willst doch fürmorgen einen Hasenbraten haben." Frau: Aber Friß, ausnahmsweise könntest Du doch einmal das. Dienst Mädchen schicken!" Ein Praktikus. Chef im einem iunnen Wntm w sich bei ihm um Stellung bewirbt): . EZ tbut mir liiS ; N,n ...t.: . iiy n.uc iim veryci rathete Leute an." Junger Mann: ..Und trmnim ich fragen darf?" Chef: Weil die an's Gehorchen ae wohnt sind." " während der Generalprobe. Regisseur: Sie. Bellmann. kom men Sie 'mal der? in k!?k ßx- wird eine Windbüchse gebraucht." t..?nn r"equi,lteur): E Wind buchs El Öerrieiks. Wie fmf i c;;. ich! Kann's nich vielleicht ecne Sar- m;i ist r , r ' Vlurlr-UHI. innt k t