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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Feb. 3, 1898)
Somilngsgaff. )t,!zrgan;z !!!. Bcili.gcznm Ncbrnska Utaatö Anzcigcr. Na. -!7. Sott'. 8-nt fi):int ant VUt'tt ;a:a r.'n 'iata !.:f':ite: . 68 war einige Minuten nach zwölf Uhr Mittag?, ol? Werner von Pahlen mit trockenem Halse und einem rasenden Kopfschmerz richtiger gesagt Brumm schüdkl erwachte. Mechanisch drückte tx aus die Klingel, die feinen Timer hkrbeirufen sollte. Im anderen im mer mußten noch ein paar glaschen Ehampagner vom Abend vorher stehen e? war zwar nicht seine ewohnbeii. gleich beim Aufstehen mit dem Trinken anzufangen, aber bei seinem heutigen Katzenjammerzuftand mußte er erst etmaZ zu sich nehmen, um sich wieder einigermaßen menschlich zu suhlen. Vahlen vernahm noch das entfernte käuten der Hotelglocke, dann lehnte er ftch wieder in die Kissen zurück, um nachzudenken. biZ Franz kommen würde. Laß' sehen! Hatte er so nett ge träumt? Oder war ihm gestern Abend wirklich ein so sabelhasteZ Glück in den Echooß gefallen? Hatte er in dcr That im Kasino von Monte Carlo eine so große Summe gewonnen? Ach. eS war gewiß nur ein Traum! Er, sonst der größte Pechvogel, konnte nie solches (lück haben! In dieser berüchtigten Spielhölle gewann man nicht so leicht Haufen Golde?. Hatte er nicht fein ganzes Geld bis auf den letzten Heller verloren? Und die dierzigtaufend Mark obendrein, die er sich von Bankier Mel ferS nach und nach geliehen, feit er sich an diesem verd Ort befand? Und daS ganze Unheil fand in so kurzer Zeit in kaum zwei Wochen statt! Erst gestern noch hatte er zu feinem treuen Dien'r Franz, bevor er ausging, gesagt: daS Beste für ihn sei, sich eine Kugel durch den Kopf zu jagen! Ach, er konnte nie wieder feinem Bater unter die Augen treten! Ter würde ihm nimmer verzeihen Donnerwetter noch 'mal, wo bleibt denn dieser Schlin gel Franz? Wieder drückte er auf die Glocke, dieS mal aber energisch. ,R rein!" schrie er laut und ärger lich. alS eS an die Thür des Nebenzim merS klopfte. Wie noch nicht aufgestanden, Du alter Faulpelz?" hörte er die Stimme feines Freundes Erkch von Below fragen. .Ach Du bist es. Erich! Verzeih', in zwei Minuten komme ich hinein! Dort im Kübel steht noch Champagner. Trink' ein Glas! Laß' Dir aber erst von einem der Kellner etwas Eis drin gml Dieser vermaledeite Kerl, der Franz. hat sich trotz meine? mehrfachen Klingeln? noch nicht 'blicken lassen!" Ungenirt und ohne weitere Umstünde zu machen, öffnete Below die Thür zum Schlafzimmer und trat in dasselbe ein. .Vor Allem muß ich Dir zu Deinem Glück gratuliren, alter Junge," be gann er. .Glück! Was meinst Du damit?" fragte Pahlen, mit dem einen Auge aus seinem eingeseiften Gesicht den Freund anblinzelnd. .WaS ich meine? Sag' mal, bist Du gestern wirklich so maßlos betrunken gewesen, um nicht mehr zu wissen, daß Du hunderttausend Francs gewonnen haft? Freilich. Du warft ja in solchem Zustand, daß Franz und ich Dich wie ein kleines Kind zu Bett bringen muß ten!" .Hunderttau" stammelte Pahlen verblüfft und ich ich glaubte, eS fei ein Traum gewesen!" .Noch nie in meinem Leben habe ich gesehen, daß Jemand solches Glück hatte," fuhr Below fort. Eine ganze halbe Stunde lang hast Du kaum ein einziges Mal verloren, trotzdem Du fast die ganze Zeit mit halbgeschlossenen Augen spieltest!" Ja, jetzt entsinne ich mich. Ich sagte noch zu Franz. ich müsse dem der zweifelten Zustand durch eine Kugel in den Kvpf ein Ende machen. Da meinte er, er habe tausend Mark, die er ganz gern riökiren würde, wenn ich die Schießerei nur noch einen Tag aufschien den und mein Glück nochmals versuchen wollte. Erich, ich muß wahrlich furcht' bar betrunken gewesen sein, daß daß ich e? fertig brachte, sein Geld anzu nehmen!" .Ja, daS warst Du auch! Aber es Kar dennoch eine famose Idee von ihm! WaS willst Du nun beginnen?" .WaS ich beginnen will? Nun das. waS ich von allem Anfang an Hütte thun sollen. AlS ich zu spielen anfing. ' that ich eS nach einem fein auSgeklügel ten System. Wie ein kluger Rechner verfuhr ich dabei. Und das Ende? Ich war ruinirt, wie jede Berechnung den jenigen, der fpekulirt, schließlich zu Schanden macht. Da? Glück läßt sich von keinem System überlisten! ES lächelt nur dem, der sich kofüber in den Strudel stürzt! Ich werde Franz einen Theil deS Gewinnes abgeben, dann Melfers feine vierzigtausend Mark zah len, und wenn dann Alles in Ordnung ist, fange ich noch 'mal an und stürze mich jetzt, da daS Glück mir gnüdig ge. sinnt zu fein scheint. Hals über Kopf hinein in den Taumel, bis unser Ur laub zu Ende ist! Hurrah. ich will doch 'mal sehen, ob ich nicht bis dahin die Bank sprengen kann! Aber jetzt wollen wir erst einmal in den Speifcsaal und frühstücken!" .Haben Sie Franz. meinen Diener, nicht gesehen?" fragte Lieutenant von Pahlen den Kellner, als sie beim Kaffee faßen. Dieser hatte Franz fortgehen sehen. Er war im Auftrage seines Herrn nach Nizza gereift, wie er sagte. .Nach Nizza?" schrie Pahlen. wie eleltristrt von seinem Stuhl emporsprin gend. ES war so. Franz war frühzeitig mit einem Wagen nach dem Bahnhof gefahren, um den Frllh.Expreßzug recht zeitig zu erreichen. Er hatte nicht viel Gepäck bei sich nur einen Koffer und einige Packete. Pahlen hörte schon längst nicht mehr. waS der Kellner sagte. Wie toll rannte er aus dem Speisesaal und stürzte die Treppe hinauf in seine Zimmer. In allen Schubladen, in seinen Koffern, den Taschen seiner sämmtlichen Klei duvgSftttcke und allen möglichen und unmöglichen Verstecken suchte er nach den Banknoten und dem Gold, da? Franz in Sicherheit hatte bringen sollen. Aber er fand nicht die geringste Summe. Doch nicht genug damit, vermißte er auch feine sämmtlichen Werthsachen, Uhr und Kette. Brillant nadel, Diamant: ing alles war fort, sogar seine geliebte Meerschaumpfeife uttd der Revolver. An die Unehrlichkeit seines treueu Diener? Franz zu glauben, da? dünkte ihn ganz unmöglich. Mit wilder Haft stürmte er in das Zimmer desselben, um jeden Winkel zu durchsuchen. Aber auch hier dasselbe Resultat! Nun wußte er. woran er war. E? erwies ftch als klar, daß Franz ein gemeiner Dieb war! ES ist unglaublich! Während all' dieser langen acht Jahre ist der Kerl die Ehrlichkeit selber gewesen! Ich hätte darauf geschworen, daß eS keine treuere, ehrlichere Haut gäbe als Franz." fuhr Pahlen fchwermüthig fort. Da? ist der härteste Schlag, der mich treffen konnte mein letzter Strohhalm, an den ich mich wie ein Ertrinkender klam meite. Erich, Du kannst mir die Liebe anthun und mein Begrübniß bezahlen. Laß mir einen Leichenftcin setzen und sag' meiner Mutter " Below fuhr grob auf. .Nimm Dich zusammen. Werner! Sei ein Mann und raffe Dich auf. Laß' Deine Rech nung kommen, ich werde Dir daS Geld leihen, damit Du sie bezahlen kannst. Dann packen wir schleunigst unsere Koffer und heidi geht'S dem Ha lunken Franz heißt die Kanaille hinterher. Ich habe schon eine Depesche nach Nizza abgesandt. ES sollte mich gar nicht wundern, wenn die Polizei ihn bereits dingfest gemacht hätte, noch ehe wir Nizza erreichen!" Pahlen sann nach, und plötzlich packte ihn eine namenlose Wuth gegen seinen treulosen Diener. ES war doch die größte Gemeinheit und schwärzeste Un dankbarkeit, ihn seiner gefammten Habe zu berauben. Jawohl, mit Below'S Hülfe daS war doch ein zu treuer Freund wollte er den Halunken Franz verfolgen, und wenn er bis an's Ende der Welt gehen sollte! Weniger um deS Geldes willen, als um ihn für seine gemeine Niederträchtigkeit bestrafen zu lassen. DaS Ende aller Ueber legungen bestand darin, daß die beiden Freunde mit dem NachmittagSSchnkll zug nach Nizza reisten. All' die Fahrten und Touren, Unter nehmungen und Nachforschungen zu schildern, welche Pahlen und Below machten, würde zu weit führen. Manchmal glaubten sie schon ganz sicher, die Spur des Flüchtlings gefun den zu haben, aber immer wieder ging sie verloren. In Paris hielten sich die Freunde zwei Tage auf und verfolgten mit Hülfe eines Detektivs die frisch aufgetauchte Spur deS Spitzbulen. Aber auch hier fanden sie ihn nicht. Durch einen ganz merkwürdigen Zu fall trafen sie hier mit Pahlen'S Vater zusammen. DieS Zusammentreffen war um so seltsamer, als der ehr würdige Herr nie im Leben zuvor in dieser Stadt gewesen. Werner konnte sich gar nicht genug wundern, seinen Vater so plötzlich in der Stadt der Freude und der Vergnügungen anzu treffen, urd machte sich allerlei Ge danken über diese rätselhafte Begcg nung. Der alte Herr erfuhr bald die ganze Geschichte. Erst war er wüthend auf seinen Sohn und machte ihm bittere Vorwürfe wegen seines Leichtsinns; doch bald brachte Below eine Aussöhnung zwischen Vater und Sohn zu Stande. Darauf beschlossen sie, die Verfolgung aufzugeben und nach Hause zurückzu kehren. Below beglntete sie zum Bahnhof. Ich an Deiner Stelle." rieth er Wer ner, würde mir meinen Urlaub noch um eine Woche verlängern lassen. Diese aufregende Geschichte hat Dich ganz heruntergebracht. Ein paar Tage der Rube auf dem väterlichen Gute würden Dir sehr gut thun ! Ich werde Deine Wohnung schon in Ordnung bringen lassen!" Keine Spur der Verzweiflung oder der fieberhaften Erregung, in welcher er sich auf seiner Reise von Monte Carlo nach Paris befunden, war an Werner von Pahlen zu entdecken, als er in feiner Garnison nach dem noch um acht Tage verlängerten Urlaub eintraf. Mit der früheren Lebhaftigkeit und Elastizität sprang er au? dem Wagen und platzte mitten in die im Kasino versammelten Osfiziere hinein. ES war am Vormit tag, drei oder vier Kameraden saßen beim Frühstück, unter ihnen Below. Nach ten üblichen Begrüßungen und Fragen nach dem gegenseitigen Befinden ließ man sich zu einer Flasche Wein nieder, um die Wiederkehr Pahlen'S würdig zu feiern. Dann erhob sich die ser. um in fein Zimmer zu gehen. Al? er dasselbe betrat, sah er auf dem Tische ein .eingeschriebenes" Packet liegen. Dem Poststempel nach war eS in Monte Carlo an demselben Tage, wo er von dort abreiste, aufgegeben worden. Die Handschrift auf der Adresse dünkte ihn alS seines Freundes Below. Etwas verwundert schickte er sich an, daS Packet zu öffnen. Ader wer beschreibt sein Erstaunen, alS er den Inhalt desselben erblickte! Er machte ihn faft starr vor Verwunderung! Sorg faltig in Papier und Watte eingepackt, lagen da ganz friedlich Uhr und Kette, Brillantnadel und Tiamantring, Meer schaumpfeife und Revolver und last, not loast ein Packchen fran zöftfche Banknoten und ein paar Rollen GoldeS nebeneinander. .Ja, war er denn bei Sinnen oder äffte ihn ein toller Spuk? Vor seinen verwirrten Blicken lagen in der That die hunderttausend Francs, die er an jenem Abend in Monte Carlo gewon nen, mitsammt den sämmtlichen Werth fachen, die ihm gestohlen worden waren ! Jetzt wandte er sich erschreckt um, da Jemand ohne das übliche Anklopfen das Zimmer betrat. Er traute seinen Augen kaum dort vor ihm in ehrerbietiger Hal tung stand Franz. .Bitte um Entschuldigung, Herr Lieutenant, ich wußte nicht, daß der Herr Lieutenant schon angekommen feien !" sagte dieser Mensch mit so un erschütterlicher Ruhe, daß Pahlen ganz verdutzt dreiblickte. .Du hier Du Halunke! Was soll das heißen?" fragte er hastig, sobald er sich soweit von seinem Schreck erholt, um sprechen zu können. .Weißt Du, daß ich Dich eine ganze Woche lang der folgt habe?" .Ich hörte es. Aber Sie ließen mich trotzdem in Monte Carlo zurück, Herr Lieutenant." 'Was? Wie? Bist Du verrückt? Nun, meiner Treu" Es ist Alles in Ordnung, alter Junge." ertönte da plötzlich Below'S Stimme. Ich werde Dir gleich das ganze Geheimniß entschleiern." Der junge Offizier ließ sich gemüth lich in einen Stuhl fallen, schlug die Beine übereinander und zündete sich ge mächlich eine Cigarre an. Dann steckte er die Hände in die Taschen, winkte Franz, daS Zimmer zu verlassen, und begann seine Erzählung. Sie war ziemlich kurz, aber sie be--wieS klar und deutlich, daß ein Freund im Interesse eine anderen viel mehr Klugheit und Vorsicht anwenden könne, als in seinem eigenen. Denn Erich von Below hatte ein paar Jahre zuvor mehr als die Hälfte seines Vermögens in Monte Carlo verloren. Er war da durch fast zur Verzweiflung getrieben morden und wollte seinen liebsten Freund vor einem ähnlichen Schicksal bewahren. Pahlen erfuhr jetzt, daß die tausend Mark, die Franz ihm ge liehen, diesem gar nicht gehörten, son dern von Erich stammten. Der treue Franz hatte diesem ein Wink über die verzweifelte Stimmung seines Herrn gegeben. Voller Angst, der Freund könne einen verzweifelten Schritt thun, hatte er heimlich an Pahlen'S Vater ge schrieben und Geld von diesem erbeten. DaS war auch eingetroffen. Nun hatte Below mit Hülfe Franzen's eine kleine Komödie in Scene gesetzt, und der letz tere gab also seine angeblichen Erspar niffe" hin. um seinen Herrn an einer verzweifelten That zu hindern. In zwischen hatte Below versucht. Pahlen zur Abreise von Monte Carlo zu bewe gen. Der wollte hiervon aber nichts hören. Die unverhoffte Wendung, welche Pahlen'S Pech am grünen Tisch erfuhr, ließ einen Plan in Below'S Haupt reifen, den er sogleich ausführte. Der angebliche Diebftahl" deS treuen Franz war nur eine schlau erdachte List, um Pahlen von Monte Carlo fortzu locken. Die Kellner im Hotel waren bestochen, die Polizei auch vorher von Below über den wirklichen Stand der Dinge informirt worden. Die ganze Geschichte hatte ein paar hundert Franc gekostet weiter nicht? welche der besorgte Vater nur zu gern bezahlt hatte, um den Sohn vor weiterem Leichtsinn zu bewahren. .Ich denke." sagte Below. .Du bist nun etwa? kaltblütiger geworden." Werner von Pahlen schaute den Freund eine Weile stumm an. Dann schloß er ihn. keines Worte? mächtig, in die Arme. Selbstverständlich war er mit allen Vorschlägen Erich'S einver standen. j?assions'!vildercr. Ban Zriedrich rrihcrrn von DinZIage, AlleS Verbotene reizt. Ader eS giebt wohl kaum eine gesetzwidrige Hand lung. die auS so verschiedenartigen Mo tiven erwächst und doch zu demselben Ziele hinftredt. wie daS Wildern. Ich gebrauche hier den AllgemeinauSdruck .Wildern". Denn dem PafsionSWil. derer, selbst dem verwegensten und kühnsten, liegt gar oft nichts ferner, als die Absicht, einen .Wilddiedftahl" zu begehen, d. h. fremdes Eigenthum zu eigenem Vortheile zu verwenden. Ten PafftonS Wilderern, jenen Frevlern, die nur durch die ungezügelte Jagdluft, durch die Sucht nach Jagdtrophäen. mitunter auch durch einen unwiderfteh lichen Zug etwa? entgleifter Romantik auf die abschüssige und gefahrvolle Bahn geriethen, ist eS gewiß zuzuschreiben, daß man in allen Völkern, in denen die Jagdpasfton von den Vorfahren ererbt wurde, stet? geneigt ist, den Wilddieb milder zu beurtheilen. Wenn schon Nerven und Sinne? organe de? Pürschjäger? in hohem Grade zur Spannung gelangen, während er im Waldschutze dem Hirsch, dem Bock, unhörbar faft zu nahen sucht, um wie viel größer mag die Erregung sein, wenn jeder Augenblick auch über Leben und Tod ja über die Ehre deS Schützen entscheiden kann. Auf Leben und Tod geht e? ja faft immer, wenn Wilderer und Förster sich begegnen in .Waldeinsamkeit". Wie gesagt ein Stück Romantik, mit Abenteuersucht gepaart und mit Jagdpasfton gemischt, führt nicht selten sogar solche Männer auf die Bahn des Wilderers, denen nichts ferner liegt, als die Erringung persönlicher Vor theile, Männer, an deren voller Ehren haftigkeit Niemand zweifeln würde, selbst wenn man ihr verwegenes Tret den ahnte. Denn gerade solche Män ner, die Beruf, Namen und Leben in Gefahr dringen, um in ihr Jagdbuch heimlich einen Zwölfer eintragen zu können oder ihre Geweihsammlung im günstigsten Falle um ein paar .Kapitale" zu vermehren, besitzen wohl immer eine Energie, einen persönlichen Muth und eine Entschlossenheit, die einer gerechteren Sache zugute kommen sollten, ja faft immer aber auch bei gerechteren Anläs sen ebenfalls zu Tage treten. Solche Wilderer im besten oder richtiger: wenigst schlechten Sinne rekrutiren sich auS allen Volksklassen. Die Lei denfchaft verleitet sogar den Forstmann gelegentlich, die eigene Kugel dem Stück Wild auf da, Blatt zu setzen, das von Rechtswegen unter dem Blei deS Jagd Herrn fallen sollte. Solch Wilderer trägt den Hirsch getreulich ein in die Schußliste unter dem Titel Wechsel wild", während er doch Stand und Wechsel genau kannte. Er läßt sich wohl gar daZ Geweih von seinem Herrn dcdiciren. Freilich in seinem Gewissen da ftüftert'S doch mitunter ganz leise: Wilderer!" Ader er macht sich nichts daraus hat er doch die Stangen! Nicht einmal die strenge Disciplin des SoldatenftandeS kann die Jagdpas sion ausrotten, und in der Nähe der Garnisonen von Jägerbataillonen. die sich bekanntlich großen Theiles au? ge lernten Jägern zusammensetzen, werden wohl stets die Wildschutzdeamten in mondhellen Nächten ab und zu durch den harten Knall einer Büchse dahin gerufen werden, wo sie dann, nach lan gem Suchen den frischgeschossenen Dam oder Rothhirsch verendet finden, der Schaufeln deS Geweihe? beraubt. Die verfl Jäger!" murmelt dann wohl der Förster, während er den Schmeiß von der Stirn wischt, aber abfassen lassen die sich nicht, die sind zu gut bedient untereinander!" Er mag das kennen au? der eigenen Dienft Zeit. Selbst Offiziere ja solche, deren Ruhm später in die Blätter der Kriegs geschichte unauslöschlich eingetragen wurde, haben seinerzeit den Forftdeam ten die Köpfe heiß gemacht. Nicht ab fassen lassen!" heißt eS zwar da, denn die Epauletten stehen auf dem Spiel. Unter den königlichen Forftbeamten der Umgegend von Potsdam nennt man noch heute den Namen eincs damals jungen Offiziers, der vor langen Iah. ren auf eigene Faust mit unerhörter Ge wandtheit die Jagd in den Staatsfor sten ausübte, ohne jemals seines ge hcimgehaltencn Treiben? überführt wer den zu können. Freilich mehrfach war man ihm arg an der Führte, denn der Lieutenart nennen wir ihn von Schultze oder von Müller den Forst deamtcn nach Stand. Namen und BuZ sehen genau bekannt, durfte bei seinem Treiben auf keinerlei Schonung mehr rechnen, und e? fehlte eben nur nach alter Nürnberger Weisheit, die Haupt fache da? Abfassen. Ader der Lieu tenant war an Findigkeit und Schneid dcr ganzen königlichen Jägerei über". Und wie er'S machte? Hier nur ein paar Beispiele. EineS MainachmittagS eS begann schon zu dämmern hörte der Förster von Templin im Jagen 3 der PotS damer Forst in der Richtung auf den KieSkulenderg einen Schuß fallen. Er wußte, daß um diese Tageszeit auf einer dort befindlichen kleinen Wiesenniede rung die Rehe auszutreten pflegten, eilte in Begleitung eine? HülfZjägerZ dahin und kam gerade noch früh genug, um den seine? Gehörnes beraubten Bock, sicher auf das Blatt getroffen, am Wie senrande vorzufinden, zugleich aber aucl. den Wildschützen im Walde schattenartig verschwinden zu sehen. ES begann nun eine wilde Versal gung. Die Forstleute theilten sich, ein paar Waldardeiter schloffen sich ihnen an, und endlich .endlich haben wir ihn!" rief der Förster schon in den immer mehr sich verengenden KreiS der Verfolger hinein, als der Verfolgte sichtbar wurde und selbst in sein Ver derben zu rennen schien geraden WegS auf der Havel zu, die hier die Breite einer Viertelmeile hat. Jeder andere Ausweg war dem Gehetzten ab gesperrt und richtig schon hörte man ihn auch im Uferröhricht brechen, denn daS Rauschen deS aufspritzenden WasserS und dann war AlleS still. Ein rastloses Suchen begann. Er konnte nicht entkommen sein! Kähne wurden herbeigeholt. Hunde durch schnupperten den Röhricht nach allen Seiten. ES begann zu dunkeln. La ternen wurden angezündet, mit langen Stangen wurde daS tiefere Wasser von einem am Rohr liegenden Holzstoß auS untersucht. Keine Spur! Längst war die Nacht Herabgefunken, als man das Suchen aufgab. Der ist hin!" meinte der Förster. Schade um den tüchtigen Kerl, aber er hatte Recht, als er in's Waffer ging mit feinem Lieutenant wäre eS doch auSgewefen! Morgen in aller Frühe werden wir weiter suchen nach dem Er trunkenen, ich will inzwischen an das Bataillon schreiben!" Der Brief an daS Bataillon mit der Nachricht vom Ertrinken deS Lieutenants v. Schultze kam Mitternacht an. Mit Tagwerden stand ein Detachement unter Commando eines Offiziers bereit, um nach Templin zu marfchiren, die Was serleiche aufzufischen. Rechts um Bataillon marsch!" erschallte eben daS Commando, als sich im zweiten Stock de? Kasernenflügels ein Fenster öffnete. Wohin so früh. Franz?" Mein Gott Du bist nicht ertrun ken? Bataillon halt! Ich wollte eben Dich auffischen! Der Oberförster hat berichtet " Und Lieutenant v. Schulze lachte auf. Die Grauröcke werden wohl wie der meinen Doppelgänger gesehen haben, ich habe vorzüglich geschlafen, war gestern Abend bei Perponcher'Z zum Thee." Lieutenant v. Schultze trug bereits die Generalscpauletten, als er einem nahen Freunde mittheilte: Ich habe damals die ganze Sache beobachtet lag unier dem Floß, den Mund über Wasser zwischen zwei Baumftäm men, hatte das von den jungen Enten gelernt. Nur einmal, als ein Hund mir zu nahe kam. mußte ich ganz un tertauchcn. übrigens befand ich mich ganz wohl im Bade. Die Förster ließen mir selbst den Kahn zurück, mit dem ich nach dem Tornow ruderte, und den ich dann treiben ließ. In einem anderen Kahne fuhr ich zum Kiwitt". wurde auf dem raschen Marsche nach Hause hübsch warm, zog mich flink um und suchte zum Ueberflusse mein Alibi im Thee bei Perponcher'Z." Ein ander Mal traf die Meldung ein. der Lieutenant v. Schulz sei im Glie nicker Forst bei Ausübung der Jagd gesehen worden,' aber entflohen. Durch Besetzung der Glienicker Brücke fei ihm indessen die direkte Rückkehr abgeschnit. ten, und daS Bataillon werde ersucht Weiteres zu veranlassen". Zu der selben Zeit, als der Bataillonscom mandeur noch mit dem herbeigerufenen Adjutanten darüber berieth. waS zu thun fei. faß Lieutenant v. Schultze in voller Uniform in einer ersten Rang loge des Stadttheater? und unterhielt sich mit dcr Gemahlin seine? Coinman deurs. Dcr Doppelgänger fängt an, mir unangenehm zu wetten," äußerte er in dem am nächsten Morgen folgenden verhör. Daß oder der .Doppel gänger" in einem gerade dc? WegeS kommenden Leichenwagen an dcr Glie nicker Brücke die Blockade gebrochen das verschiez der Lieutenant. Tit Höklenburs vbarlons im ViuriNal,. TaS steirische Murthal ist von einem Kranz alter Burgen umsäumt. Eine der merkwürdigsten ift wohl CharlonS, die Frankendurg in der Bukerhöhlen an steil aiifteigender. schier unzugäng lichcr Felfcnwand. Karl der Große h.itte in heißer Schlacht die tapferen Sachsen geschlagen und reiche Beute ge macht. Die köstlichste Beute waren aber die schönen Töchter deS Sachsen sürften Wittigift. unschätzbar als ei sein. Diese kostbare Beute vertraute er der besonderen Obhut seine? GUnft lingS. de? Mundschenken Charlot von CharlonS an. Dieser entbrannte alS bald in Liede zu den herrlichen Jung fraucn und da Hildegard versprach, seine Gattin zu werden, wenn er ihnen zur Flucht verhalf. floh er mit den Schwestern bei Nacht und Nebel von seinen Getreuen und Mitverschwor'nen begleitet und gelangte nach unsäglichen Führlichkeiten längs deZ Bodens? durch daS Drauthal in das Wildroman tische Murthal, wo die gehetzten Flücht linge in der Nähe deS heutigen Tau fendach die Höhlen deS BuxerbergeS ent deckten, die ihnen ein willkommene? Versteck boten. Mühsam wurde die Felswand erklettert. In der Höhle sprudelte eine Quelle, deren Wasser noch heute fließt. Bald waren die Franken an der Arbeit, am Rande der größeren Höhle eine starke Burg zu bauen, während die zweite daneben liegende Höhle alS Stall dienen sollte Die Hohle ging durch den ganzen Bux bcrg. Man konnte Jahre lang einer Belagerung trotzen und Zufuhr und Hilfe haben. AlS Karl der Große, den Verrath feines Lieblings erfuhr, befahl er, den Frevler todt oder leben big mit den Sachsentöchtern vor ihm zu dringen. Nur durch Zufall wur den jedoch die befestigten Buzerhöhlen entdeckt und eS begann sofort deren Be lagerung aber die Belagerer muß ten unverrichteter Dinge abziehen : die Burg war uneinnehmbar. Karl der Große, der unterdessen die Kaiserwürde erlangt hatte, starb, ohne den Verrath seines einstmaligen Günstlings gerächt zu haben und die starken Nachkommen CharlonS hausten lange in der Höhlen bürg. Erst Margarethe Maultasch ge lang eS, die Burg einzunehmen und zu zerstören. Noch heute weilt der Blick deS Reisenden, der die Murthalbahn benützt, um auf die alte Tauernftraße zu gelangen, mit Staunen auf der Ruine der Höhlenburg CharlonS. Sei gröktks Glück. DaS größte Glück im Leben deS lor beergekrönten englischen Dichters Tenny son war seine Frau. In den eben er schienen!, von dem Sohne TennyonS herausgegebenen Memoiren, schreibt dieser über seine Mutter: Tennyson be kam ein Ideal von einer Fran. Sie war nicht geistreich, nicht amüsant, nicht ehrgeizig: sie war nur eineS: eine Frau, der das Glück ihres Mannes daS Höchste war im Leben. Tennyson schickte keine Zeile in Druck, bevor die Augen seiner Frau darauf geruht hatten, sie war sein erster Gedanke in jedem Leid, in jedem Glück. Mit dieser Frau kam alleS Schöne dieser Welt in daS Leben deS Dichters. Sein Stern war von nun an fortwährend im Aufsteigen begriffen. Seine Einnahmen wuchsen von Jahr zu Jahr in dem Maße, als feine Popula rität zunahm. Aus der Mabde Snnes gemiehd lichen Zachst. ES ist Sie unser Sachsen Ae ginderreicheZ Land, Mir sinn als Ginderfreinde Alliewerall begannd. Das Haus scheint auSgeschdorwen, Wenn'S gleene Volk d'rin fähld Um sie von frich bis AwendS Sich mancher Vader quäld. Sä gofden viele Miehs, Wie jcede Mutter weeß, Ae Schticker fächfe machen DaS Läwen ihr schon heeß. Dach scheen isd'S. wenn dä Aeldern Sich gönnen driewer frei'n.. Machd fchdadd und allerorden Dä Dankbargeed gedeih'! Dä deitschen Dichter sinn Sie Dän Gleenen hold gesinnd. Noch mancher würd besingen, Dä Mudder und ihr Gind." Poesie im Postdienfl. Die Deutsche Post Zeitung" theilt folgende heitere Geschichte mit: Bei dem Postamte in brück war einem Postgehülfen wegen Betriebsverseben? ein Verweis zugeschrieben worden. Der Gehülfe, dessen poetische Ader nie ge schlössen ift, erwiderte auf da? Schreiben: ,Tcm Kailcrlickkn Posiaml biiick Gehorsamst ylliick : r3 von rnii gcmachle Veriehen Itt im Z?nge des eschäfiz gcschchc ', Ich erkennt gehoisamü an. Poslgkhillfe inniin." Dieser launige Einfall schien dem Chef nicht sonderlich gefallen zu haben, denn der Gehülfe fand das Schriftstück am folgenden Morgen auf feinem Arbeit? latz vor mit folgender Verfügung: Vas 2ie da klneiboit ist v.ttavt : Tnuiv willen 2ie eine 'Kai! ', im'iig arbeiten 2t torrct tev 's oübireftot.