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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (March 25, 1897)
A A ' P'-".'''. '";f&'""P- . ?'Ä A s;s'!T""" ?,,,ch,,,.,M M 1 "tKMrv!w,- V1 r 'Si. ., tfk'dti ( i vas alte Reiter-Pistol. rÄme seltsame Geschichte. Bon Martin Beck. 1- sonnige, kräftigende Tage wann f vrt, die ich vor zehn Jahren in den HerbftFerien auf dem Landgute M am einer meiner Freunde vtklebte Wir verbrachten die Zeit, wie ti solche junge, sorglose Jahre mit sich bringen. Dann und Kann unternahmen ir einen rüstigen uSflug in' Gebirge. Bon freien, gewaltigen Höhen erfreuten ir un, gern de bunten, prächtigen anviazasUbilvel lies unter un. Dal zeigte so eigenartige Färbungen, wie sie nur der deutsche Herbst hervor zuzaubern vermag. Von den rbthlichen Porphyrfelsen unsere fturmumttehten Berge zogen sich die bunten Wälder in die Thäler nieder, in schillernd rother und rothbrauner Laubsärbung. Nur die Tannen blickten mit ihrem treuen Grun au dem fterbenSmüden Wipfel, meer empor. Da wogte und zitterte und entblößte dabei vereimelt schwane Aeste wie ge, rungene starre Arme. Und die Sonne übergoldete es mit kühlem Glänze. Und der Wind sang seine alten Lieder in die Tiefe. Da klang so seltsam, so weh müthig und sehnsüchtig, al weine der Wald heimlich in tiefster Seele, al klage er sich selbst sein Leid in einer Sprache, die nur er verficht. ' E war so schön auf den Bergen, Aber doch stiegen wir nur selten zu ihnen hinauf. Die meiste Zeit brach ten wir mit der Jagd zu. Die betrieben wir leidenschaftlich, E aab ko viel Hochwild in den Wal dem und Birkhühner, und weiter oben bei den Bergen in versteckten Fichten, aldunaen auch einige Auerwild, Manchem stattlichen Hirsch und Rehbock zuliebe gingen wir unvenronen am dämmernden, kalten Morgen und am nebeliaen Abend nach irgend einem laukcktiaen Stand. Der weibbärtige GuttfKrster betrach tete die Kavitalstücke seine wohlgeheg, ten WildstandeS. die wir unermüdlichen jungen Nimrode wegge,qos,en anen, mit saurer Freude und lobte die Weid mannkünfte der beiden Heißsporne recht ironisch, wenn wir ihn stolz vor unsere kurze und bunte, aber meisten werthe volle Strecke führten. Heute, wo ein verständigere Jäger Blut in meinen Adern rinnt, bewun der ick die Nachsicht de guten Man ne. Lange schon ist er in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Und ich denke mit Webmuth an den treuherzv gen Forstmann zurück, wenn mir unter den Geweihen in meiner Stube eine der prächtigen Exemplare au jenen Tagen in die Augen fällt, Seine aufrichtige Freude hatte bet . , ... . : ml :w x ne aoer an uns junge vuvu bei den Sübneriaaden auf den weitge dehnten Feldern. Dabei hielt er un immer straff an der Leine. Und wn Heften' un aern gefallen. Denn -X. -f imaITImi feit MrtA rtrt 11t AM 4, uiuiiujmu ivuuuu it a- M.fl U.II.UI.. immun um. idocuo cm uu .ncuuuu, er aukschwirrte. , drickelte un gewaltig in den Zkinaern. Aber ein Blick oder ein wav nend erhobener Arm genügten, um un folgsam zu machen. Wir rou?n dann schon: .Ruhig auftre,chen las, tot. nickt blind in' Voll hineinschie, tun !". wenn er' auch nicht iedeZmal sagte. Und wenn dann gegen Abend mindesten ein Hundert von Hühnern voll war, schrieb er gorner ,azmuw lnd seiner weisen Anleitung zu gute, Und da mit Reckt. den Hühner und Hasen.Jagden nahm auch der sonst vieldeschäsngte Bater meine Freunde theil. Im Uebrigm kümmerte er sich aber wenig um unser Thun und Treiben. Freund II lieft er un in Allem freien aus. Sein reichhaltiger Gewehrschrank and un vollständig zur Verfügung, An manchem Tag, da wir un zu müde zu neuen Zagdstrapazen oder zum Berg tteiaen füblten. veranstalteten wir in dem langgestreckten Obstgarten ein klei nel Scheibenschießen. Natürlich Frei, handschießen. Wir schaffe für unser Leben gern. Uebung macht ja oen Meister. Sie allein freilich macht nicht zum tüchtigen Schützen. Dazu gehört vor Allem ruhige Hand und scharfe uae. Und ein guter Schütze giebt nocb lanae mcht einen outen Jäger, Dabei drobirten ir die Gewehre aller Systeme durch, vom alten, derben ugelftutzm an bi zur feinsten Hahn lofmSeldftfpanner.DoPpelflinte. Selbst Revolver und Pistolen aller Art mußten sich über ihre Leistungsfähigkeit vor un ausweisen. , Eine Tage erfaßte auch der Vater meine Freunde Jntereffe an unseren Echießüdungm. und er that selbst einige Schüge mit ach der kleinen Scheide, die an einem Pfahl befestigt war. In Kurzem war auch er wie wir ganz Feuer unv giamme, je meor ugeln in die Nähe de Yentrum ein schlug und je weiter die Abstünde ge wühlt wurden. Unsere Vefichter glühten vor usw aunfl und der frischen Herbstluft. Wel. chn Mann bliebe ohl auch kühl und theikahm! an so fröhlichem Echützenftande - . .Ich muß doch einmal da alte Rn terpiftol versuchen, da in meinem Mufeumschrank sein Leben verträumt', meinte der alte Herr, al, er die txt schieden Waffen musterte, die wir aus dem Echießtisch liegen hatten. .Ge. lad ist e, noch. ' Zeit, dass der lte Schuft herauskommt, ehe da Ding verroste,!' Jahrgang 17. seinen via eums fflranl nannte er einen alterthümlichen, schön geschnitzten ichenlchrank von machtigem umfange, Der and in dem baumartigen, mit zahllosen Geweihen verzierten Hausflur und barg eine reiche Sammlung von aueryanv Seltenheiten. E i ein franzöft cheS Relterpiftol von .Anno Zwölf", erklärte mir mein Freund, al fein Bater bald darauf mit der alten Waffe zurückkam. 3 war wohl lange nicht in den Sonnenschein gekommen. Dicker Staub hatte sich überall angesetzt, und am Hahn und beim Feuerstein zeigte sich wirklich schon etwa Rost. Schnell war eS gesäubert, und nun es im Lichte glänzte, konnten wir eS genauer be trachten. . Hier ist an verschiedenen Stellen die kleine Krone mit dem T" eingeprägt, zum Zeichen, daß e in der Waffenfabrik zu Toulon hergestellt ist," und der alte Herr zeigte un die winzigen Fabrik marken auf dem starken Messingne schlage. .Und hier" er wie auf den armdicken Eichenschaft ist der Stempel mit dem . F., Empire France," Kaiserreich Frankreich, . und d?r Jahreszahl 1312 deutlich einge brannt." Wie ist das Piftol in Ihrem Besitz gekommen?" fragte ich, indem ich die gewichtige Waffe' von so massigem Ge füge, wie man heutzutage keine Hand feuerwaffe mehr baut, aufmerksam be sah und schon auf ein abenteuerliches Geschichtchen gespannt war. .Ich habe eS von meinem Vater. Und der erzählte mir, daß eS ihm in den Kriegsjahren damals von herum ziehenden Gesinde! verkauft worden ist. Wenn das alte Ding reden könnte! Es hat gewiß viel erlebt. Hier unter dem fflinnftein ist ein Name eingeritzt: Monsieur de Ehe.. .., aber eS ist sehr durch den Gebrauch verwischt. Man kann eS nicht mehr entziffern. Nun will ich'S aber 'mal losfeuern, knallt wie eine kleine Kanone." Der Schuß aus der weiten Höhlung deS kurzen, stämmigen Rohres löste einen tüchtigen Donner in der ruhigen Herbstluft. ES klang wie ein dumpfer Ausschre, aus tief und lange erschlos, fener Brust, bebend don einem Baum stamm zum andern irrend. Fast trau rig grollte eS dann noch ein Weilchen nach an den Gebäuden hinter uns und im öden Park. Wir versuchten Jeder die alte Waffe, und sie that getreu ihre Schuldigkeit. .ES verträgt schon eine kernige La dung bemerkte der alte Herr, indem er eS prüfend untersuchte. .Ich will doch einmal seine Kraft auf die , Probe kellen." Kaum aber hatte er eS auf das Aeußerfte geladen, so rief ihn sein In, spektor hinweg, da der Thierarzt wegen eine verwundeten Pferdes soeben ein getroffen war. Wir ließen unS m un, serem Scheibenschießen jedoch nicht eher stören, als dis die sonne yimer ven Tannenwipfeln mit rithlichem Glänze ,ur ülte ging. In er folgen Racvt wachte ,co nach kurzem Schlafe auf. Gewöhnlich pflegte ich sofort beim Niederlegen in 'eften Schlaf zu versauen. Busmal mochte ich aber wohl noch gar nicht lanae schlafen habe, trotzdem ei hier Eine war, daß um zeyn uyr Alle; aus dem Gute zur Ruhe ging. Der Morgen schien noch sehr fern zu ein. ES war eine peconnnere ero nacht. Jetzt hörte ich durch da Heulen de Windes hindurch den yalvveiwegten Schlag der Thurmuhr draußen vom Hofe. Zwölsmal. E war Mitter, nacht. Der Sturm ließ sonderbare Tone in der Ferne erwachen. Sein Klagen klang verhalten, gepreßt und stöhnend an die schwanen Fenster. Al ob Hun derte trauriger Stimmen erschütternd ihr Herzeleid erzählen, voll, tiefsten Wehe, durch Mark und Bein schnei dend, tönte e draußen durch die Aeste. Schluchzende Wesen schienen um das Hau zu schweben. Sie rüttelten an den Fenstern, um Einlaß bittend in er greifenden Tönen. Dann entfernten sie sich langsam und kummervoll, um gleich wieder zurückzukehren und sich auf dem Dache niederzulaffen, daß es zit terte. Und nun nesen sie mit unsagbar wehmüthigen Lauten in die dunkle Nacht hinauk. Und au weiter gerne, vom Walde her, schienen ankere, kiderfüllte Wesen -is antworten, von gleichem Schmerz bewegt, gleich trostlos, ver lasten, gramvoll, entsetzt. Die ganze Luft bebte davon. Eimelm nagende Wesen hatten sich in den großen Saal geschlichen, der an meine Eqiasstuoe pictz. mi vier Stirme irrte sie a den hohen Wön den umher, al suchte sie einen Aus gang. Und dann kamen sie wie tastend an meine Thür und legten sich flehend und wimmernd davor, al bäten sie. Beilage zum Nebraka EtaatS'Anzeiger. ihnen zu öffnen. Sie wollten herein zu mir. Sie suchten Erbarmen, So war mir zumuthe, al ich auf die seit amen Töne lauschte, die draußen, ring um mich, in der Herbftnacht lebendig geworden waren. Eine eigen, thümliche Traurigkeit ergriff meine Seele., Und in dem ernsten Sinnen besann ich mich mit einem Male, daß ich vor dem Erwachen einen ganz merkwür digen Traum gehabt hatte. Wie war e nur gewesen? Ganz deutlich stand er plötzlich wieder vor meinem inneren Auge. Ich befand mich auf einem Schlacht felde mitten in einsamer Nacht. Ueberall war geisterhaste Stille. Schwarze, formlose Haufen bedeckten hier und da den Erdboden. Leichen waren eS. todte Rosse, todte Männergestalten. Wie ein Heer von Gespenstern zogen die nücht lichen Wolken darüber hin. Selten nur brach ein schwacher Mond' und Ster nenschein an dünnen Stellen durch. Tann flog fahles Dämmerlicht grausig über die reglos hingestreckten Gestalten. Dann flimmerte e hier und da seltsam metallisch auf zerbrochene Waffen und umhergeschleuderten Helmen. Dann lad man weiße Todtengenchter narr zum Himmel emporblicken. Als der Mond wieder einmal einen grauen Wolkenschleier zerriß und bläu lichen Schimmer über das gräßlich stumme Schlachtfeld fließen ließ, sah ich in der Feme, am finsteren Waldrande, eine Gestalt sich inmitten der Todten bewegen. Ich wollte bin. Ader wie schrecklich langsam ging das! Meine Füße waren wie von Blei. Sie schienen wie von Gewalten festgehalten zu sein Die fremde Gestalt kauerte bei leder Leiche eine Zeitlang nieder. Ich verstand sofort ihr lichtscheues, teuflisches Trei, den. Sie beraubte die Todten. ES war eine Schlachtfeldhyäne. Ich wollte schreien. ES erdrückte mir bald die Brust. Aber kein Laut drang auS meinem geöffneten Munde. Und immer näher zu mir her huschte das entmenschte Wesen. ES schien mich nicht zu sehen. Und ich mußte seinem fanatischen Thun wie gelähmt zu schauen, trotzdem jeder Blutstropfen in mir aufschrie. Jetzt beugte sich der Leichenräuber zu einem todten Reiter nieder, der, den Kopf tief vornüberge beugt, mit dem Rücken an dem erschos senen Pferde lehnte. Das gespenstisch vorübergleitende Mondlicht beschien männliche, energi sche Züge, über die ein edler Frieden gebreitet war. Gierig bückte sich der Dieb zu der großen, schlaff nieoerhän genden Hand deS Gefallenen, die noch im Tode ein Piftol umspannt hielt. Er machte sich eine Weile daran zu schaffen. Gewiß hatte er einen Fin gerring an ihr entdeckt. Es machte ihm Mühe, ihn vom Finger zu lösen. Ich konnte dabei die thierischen Züge des Elenden erblicken. Und da mit solcher Deutlichkeit, daß ich sein Bild sofort klar zu zeichnen vermochte, war ein welle, schwammiges Gesicht mit rotbgesormten Linien, spitz vor, stehendem Kinn, das graue Bartstoppeln überzogen, und einem breitgezogenen, boSbaft grinsenden Mund, der in dicke, faltige Wangen verschwamm. Mit wahren erdrecheraugen blickte der Kerl immerfort lauernd um sich. ES war so ein niederer Ausdruck in seinem ganzen Gesicht ausgeprägt, daß man sich bei seinem ersten Anblick unwillkürlich sagte: der scheut vor Inner Echlechtig keit zurück. Und al ich daS noch dachte, da, S war entsetzlich regte sich der Todte. Er bewegte matt den Kops. Er öffnete die Augen, müde, große, dunkle Augen. Mit schmerzvollem Blick starrte er den gräßlichen Menschen an. dessen Raubgier ihn vom Scheintod er weckt hatte. Er murmelte ein paar unvekftänd liche, abgebrochene, französische Worte und hob einen Arm und versuchte sich aufzurichten. Ader nur einen Moment hatte ihn die menschliche Bestie, die vor ihm kauerte, angeglotzt. Je griff ne mit höhni cvem Lachen behend nach dem Piftol, daß sie vorhin aus seiner Hand herausgebrochen hatte, packte es am Rohr und versetzt dem vom Tod Erwachten mit dem schweren, mes fingbeschlagenen Kolben einige wuchtige Hiebe auf den bleichen Kopf. Ein dumpfer, erstickter Schrei erscholl. Ich rang und rang mit mir und er wachte und hörte daS traurige Heulen de Herbftfturme draußen. Und erst jetzt war mir der fürchterliche Traum ! wieder zum Bewußtsein gekommen. Da alte eiterpiftol von gestern ist j an dem Traum schuld.' sagte ich zu ! mit. stets suche ich mir bei jedem Traum den natürlichen äußeren Zu sammenhang heraus. Da Piftol. das ich im Traum erblickte, sah genau s au.' Aber ich hatte weder vor dem Ein schlafen, noch überhaupt nach unserem Scheibenschießen mehr an jenes Piftol gedacht. .E war doch ein recht eigener Traum," mußte ich mir gestehen, vatte ich von Scheiben cvieken oder Jagd geträumt, da? wäre begreiflich. ES ist merkwürdig, wie nebensächliche Dinge, mit denen die Seele tagsüber in oberflächliche Berührung kam, dann in der Nacht im Traumleben der Seele bedeutende Vorgänge sich abspielen lassen können " Da dröhnte ein donnernder Schuß unten im Hause durch den Frieden der Nacht. Mit einem Ruck fuhr ich auf und stürzte hinunter. Ueberall war plötzlich Leben aufgeschreckt worden. Die Hunde bellten wüthend auf dem Hofe. Verschiedene Stimmen riefen und schrieen durcheinander auf den Treppen und Gängen. Als ich die Treppe haftig hinabtaftete, trat unten mein Freund mit einem Licht in der Hand auf de Flur. Hier stand fein Vater, und vor ihm, gegen die Hausthür zu, lag ein fremder Mann in seinem Blute. .Dort sind sie hereingestiegen, die Einbrecher," sagte der alte Herr zu uns in höchster Erregung und wies auf ein gewaltsam geöffnetes Fenfter in der dunklen Hinterwand. ' Ich ' hörte ein verdächtiges Ge räusch, glaubte aber, eS sei im Hofe, und schlich vorsichtig hierher. Die Kerle waren aber hier. Der Eine entsprang durch das Fenfter, der Andere konnte nicht an mir vorbei und wollte nach der Hausthür. Auf mein Haltrufen hörte natürlich Kemer. Ich war ohne Waffe, weil ich mich erst hatte überzeugen wollen, was loS ist. Im rechten Augenblick be, .sann ich mich aber, daß ich gestern das alte Reiterpistol einstweilen nur schnell aus den Schrank hinausgelegt, hatte, um eS später einzuschließen. Mit einem Griff hatte ich'S. Und eS war Zeit. Denn die Thür war gut ver, schloffen, und jener Kerl sprang nun gegen mich loS. Ich schoß. Erbrach vor mir im Feuer lautlos zusammen, Aber baS Piftol ist dabei zersprungen Ich konnte mir nicht anders helfen. ES war äußerste Nothwehr." Er hielt noch ein geborstenes Stück vom Kolben deS alten Piftols in der and. Wir beugten uns über den Er, fchossenen nieder. Dessen eine Hand umklammerte ein gewichtiges Brech eisen. Die andere war krampfhaft au! der Brust geballt, au der noch immer Blut quoll. Mein Freund leuchtete ihm scharf vor das schrecklich verzerrte Gesicht. Un willkürlich fuhr ich zusammen, sobald ich e betrachtete. ES war genau da selbe Gesicht, wie es mir in meinem Traum erschienen war, da häßlich rohe Geflcht jener Schlachtseldhyäne. Hier war kein Zweisel: vor mir lag der Sohn jene Leichenräuber und Mörders. DaS alte Reiterpistol hatte zum letzten Mal seinen Dienst gethan, indem eS seinen ermordeten Herrn rächte. Unverbesserlich. Sie war ein ganz allerliebstes junge Frauchen, nur den Fehler hatte sie, daß fte eigenfinnig und eifersüchtig war. Hierdurch kam e zu manchem kleinen 3!tt, der bet ihr regelmäßig ein hn, girteS Kranksein zur Folge hatte. Er hieß Heinrich und war ein seelensguter Kerl, der Alle eber ertragen konnte, 019 sqmouen uns Eigensinn. Sie hatte heute wieder geschmollt auS Eigensinn, .Und ich reise doch in' Bad!" hatte sie heftig erklärt. Du reift nicht!" kam eS energisch zurua. .Doch!" .Nein!" .Nun gerade!" Er war darob ohne den üblichen Ab schiedskuß in' Büreau gegangen und jetzt war es bereits halb zehn Uhr Abends geworden, und er war noch nicht nach Hause zurückgekehrt. DaS war stark. Wo bleibt er nur ? Er will Dich ärgern. Dir zeigen, daß Du nichts zu sagen haft. So denkt sie. und als eZ später sogar zehn Uhr gewor den war, da wurde sie noch unruhiger. Sollte ihm dielleicht etwas passirt sein ? Dieser Gedanke ließ ihr keine Ruhe. Oder sollte er gar untreu geworden sem'l Pfui, wie kannst Tu so schleckt don ihm denken! Und dock glaubte sie. in den letzten Tagen eine nie gewohnte Kälte entdeck! zu haben. Sollte er viel leicht doch untreu sein? Die Verführung ist ,u ob. Sckließlick sänat kie m einen an. Heinrich kam nicht. Sie iitterte vor Aufregung. Sie schalt sich etzt. daß sie geschmollt habe, dann aber brach wieder ihr unverbesserlicher Eigen sinn hervor. Sie. will ihn ftcasen, wenn ,.44. er wieder kommt. Ihr Heinrich hatte sich indessen ordentlich feftgekneipt und dachte erst nach Mitternacht daran, feine häuslichen Penaten amzu uchen. Am Biertische hatte er einen Plan ersonnen, der den Eigensinn seiner befferen Hälfte mit einem Schlage luriren sollte. Er fand sie noch wach. Ohne vi,n ihr Notiz zu nehmen, begab er ftch zur Ruhe, Sie schläft nicht vor Aufregung, sie kann nicht einschlafen. Hedwig, bist Du mir gut?" spricht sei ihr emrich im Traume, .ed, w,g, sei mir gus, bitte, bitte, einen Sie horcht auf und sichert vor Auf, regung. Also ist er ihr doch untreu ge, worden, dieser Elende? Pfui, wie ge, mein! Sie wirft sich in die Kiffen und weint, und Heinrich? Er hatte sie be, obachtet, er hatte gar nicht geträumt, sondern sich schlafend und träumend ge, stellt. Sie schwieg am anderen Morgen wider Erwarten Heinrich'S. Sie wollte weitere, stärkere Beweise seiner vermeint, lichen Untreue haben. Sie war selbst, verständlich wieder krank. Ihn rührte es nicht, er fragte sie nicht nach ihrem Be finden, und nun and eZ bei ihr fest, daß er sie nicht mehr liebe. Erst am Mittag fragte er, wie eS ihr ginge. .Schlecht." antwortete sie. .Ich glaube doch. Du mußt auf ei. nige Wochen in's Bad reisen; ich habe schon mit unserem Hausarzt gespro, cden." Sie trrute ihren Ohren nicht. Er wünschte es nun selbst, daß sie reifen solle, er, ver so energisch dagegen ge, prochen hatte's Was sollte das bedeu ten? ES mußte offenbar mit ihm etwas vorgefallen sein: er will sich ihrer au' längere Zeit entledigen, um ungestörter seinem Vergnügen und seiner Liebelei nachgehen zu können. So dachte sie am Abend war sie wieder gesund. Nun, wann Wirft Du reisen? fragte sie Heinrich. Ich weiß noch nicht," kam es zu ruck. Ich dächte doch, bald," sagte er an, scheinend gleichgültig. Wird es Dir denn auch allein gefal, len?" fragte sie gespannt. .Warum nicht?" entgegnete er kühl, Sage einmal, Heinrich, liebst Du mich denn noch?" fragte sie weiter. .Sonderbare Frage!" Ich bitte Dich, sag's mir." .Ich verstehe Dich nicht." Du thust so kühl, als ob Dich meine Abreise freut. .Gewiß freue ich mich darüber. macht Dir ja Vergnügen, in'S Bad zu reisen. Soll ich Dich denn darin ftö renik" Wenn ich nun aber doch hier bleibe." bist doch krank." .Aber eS ist mir doch wieder besser." .so anell r Ach, Heinrich, sage mir, bist Du mir neu r Aber warum diese Frage? Ich der, stehe Dich nicht.' Heinrich, laß mich hier bleiben!" Nein. Du reisest." antwortete er ka tegorisch. .Und ich will nicht!" Du mußt!" Hahahal Nun gerade nicht!" Ist daS Dein letzt Wort?" .Mein letztes!" Er ging. Sein Plan dar aealückt. Er wußte, daß die Eiferfuchi seiner Frau noch gröger ist. als ihr Eigensinn, Er wollte sie aber auch ob, ihrer Eifer sucht strafen. Er schrieb einen Brief mn folgenden wenigen Worten: .Eifer. sucht vertreibt den Eigensinn." Diesen nes ecne er m ein r asarbene Cou vert und schrieb mit verstellter Hand eine eigene drene varaut. Er wukte. daß sein Frauchen, das er trotz ibreS Eigensinns liebte, den Brief bestimmt offnen und dann beschämt sein würde, Und fo kam es. , .Heinrich, ja verzeihe mir. ich war eifersüchtig," sagte sie ,u ihm, al er Abend nach Hause kam. .aber Du so kalt. ja. Du svrachg im Traume von einer Hedwig, und da dachte ich " Sei ruhig. ,nd. ich wrack absiebt lich von dieser unbekannten Hedwig: ich qilks ia gar nicht. :ch wollte Tick, eifersüchtig machen, um DeinenEigenfinn zu kuriren.' .Nun," sagte sie daraus triumphi rend. .da ich jetzt weiß, daß Du mir treu bist, so werbe ich doch reifen." Sie war eben unverbefferlich. ttt KritschiU,u, in In der ersten Hülste deS 16. Jabr Hunderts lebte zu Luzern an der Halden der luftige Fridli oder Fritschi. In seiner Jugendzeit machte er die Bur gunderkriege mit, später war er als Mitglied der Saftanzunft ein fideler Gesellschafter. Die luftigsten Schaünke wußte er anzuzetteln, und wo e hoch herging, that er mit. So wurde die Zunft schließlich nach ihrer Seele Fritschi. Zunft benannt. Seine letzt, willige Verfügung bestimmte, daß all jährlich am schmutzigen oder fetten Donnerstag (letzter Donnerstag In der Fastnacht) die Zunft einen Umzug durch die Stadt halten solle, die Musik voran und ein Mann von seiner Art und Ge stall hinterdrein, der an Bruder Fritschi' Statt au einem großen Po kal, s ein Erbstück Fritschi' sei. man niglich zu trinken geben solle, der ine guten Trunk begeh. Der Zug. au lauter geharnischten und bewaffnete Männern bestehend, solle an die Halden, wo Fritschi gelebt, hinausziehen zum Gedächtniß und von da zurück in die Zunftftude zu Spiel und Tanz. Und so würbe e gehalten di aus den heutigen Tag. Beim Hof (heutige Hofkirche) sammelte sich der Zug. Krie gerisch geschmückte Knaben vorau, ihm folgte die bewaffnete Jungmannschast, geführt vom Hauptmann mit dem Zunftbanner. Hoch zu Roß schlofft sich die Zünftigen an, alle in glänzender Rüstung. Dann kamen Pagen mit einem Weinfäßchen und dem Zunft Pokal, Fritschi'Kopf" genannt, der au Buchsholz kunstvoll gedrechselt und mit Silber beschlagen war. Au diesem Pokal erhielten alle Zuschauer ohne Unterschied deS Standes einen kräftigen Trunk, so fte solchen begehrten. Den Schluß bildete und bildet noch heute Bruder Fritschi mit seiner edlen Ge mahlin. beide zu Pferd und in den Far ben LuzernS (weiß und blau) gekleidet, umschwärmt von luftigen Spielleuten und jubelnden VolkSschaaren. Dieser verkörperte Prtn, Earnedak erlangte bald einen eidgenössischen Ruf. Der Luzerner Chronist Schilling er zählt, wie ein Mal Bruder Fritschi nach seinem Triumphzuge von Landleuten der Urkantone heimlich entführt worden sei, damit ihn die Luzerner bei ihnen wieder festlich auslösen müßten. Da geschah denn auch; in fröhlichen Festlich leiten wurde der Geraubte den Räu betn" wieder entrissen. Ein Gleiches ' thaten die Basler 158. welche die Mit eidgenoffen aus den Ländern gern zno einen gan Basel uff eine vaSnacht gehegt hätten", um ihnen ihre freundeidgenös fische Gesinnung recht glänzend zu zei gen. Daher ließen auch sie den Bruder Fritschi in Form eines mit Fritschi Maske vermummten Strohmanne heimlich bg nacht und Näbel" nach . Basel entführen und luden hernach die Luzerner mit den Urkantonen ein, den geraubten Zunftbruder wieder abzu holen. ES gab einen regen Notenwechsel zwischen den Räthen von Basel und Luzern. Gegen 150 Gäfte mit 13 Rathshenn aus Luzern und den innnn Ländern zogen dann wirklich gm Basel. AuS einem schönen Hause begrüßte der geraubte Bruder Fritschi seine Lands leute. Dann übergab der BaSln Bür germeifter den Gästen ihren LandSmann und Genossen. Mehrer Tage lang wech selten, bei freier Gastfreundschaft, fest liche Mahlzeiten mit Bällen und Spie len. Zum Abschied erhielt der befreite Fritschi einen Rock und ein Paar Hosen au.lündisch"Tuchmit. In der Zeit der französischen Re Volution kam durch die Stürme, die auch über die Jnnerschweiz hinfegten, der Fritschizug in Vergessenheit, bil er in den dreißiger Jahren wieder aufge nommen wurde. Jetzt hat er sein krie gerische Gepräge und Gepränge ver loren und ist mehr ein Maskenzug ge worden, der aber immer noch große Anziehungskraft auf Stadt und Land ausübt. Dieses Jahr sollte beson der großartig gehalten werde als Ein weihung de neuen Bahnhofe, der acht Millionen gekostet und schon seit dem letzten November eröffnet ist. Neben der Nordpolfahrt Nansen' sollte Kul wriilder aus Lappland und Skan dinavien entrollt werden, auf der an dem Seite Italien und Menelik und die Boeren in SüdAfrika u. f. w. In der Mitte der Kulturdilder steht Luzern. da internationale Stelldichein, in dessen neuem völkerverbindendem Bahnhof Nord und Süd sich treffen. Sammt liche Vereine der Stadt hatten ihre Mitwirkung zugesagt, im Ganzen 36 Vereine, 12 Mann zu Fuß, 20 Reiter. 3 Wagen und 8 Mufikcorp. lter Zf. Womit man sich früher in Vereinen beschäftigte, ergibt sich u. a. au den Protokollen der ArenZberqer .Bürger muße", die unlängst da 85. StiftungS en feierte. Am 18. Oktober 1313 beißt rt: Klagte Herr Nitzmann gegen Herrn Walcker, daß er während einer Balloti rung feine Nachtmütze aufgehabt habe, Letzterer aber erklärte, daß er wegen seiner ' Kränklichkeit nicht ohne Mütze erscheinen könne, weshalb von dem Vorsteher Kollegia beschlossen wurde, ,u ballotiren, nämlich ob Herr Walcker mit einer Schlafmütze erscheinen könne oder nicht. Sechszehn Wählende und 15 Nichtwählende entschieden die Wahl. - Am 5. Oktober 1821 heißt es: Auch wurde bei der Gesellschaft angefragt, ob fernerhin die Zeitungen sollen gehalten werden, so wurde geantwortet: da sie etzt nicht enthalten, könne für dieses Jahr ausbleiben!! venchnaxxt. Herr lärgerlich): .Sie müssen doch wissen, wo der Kellerschlüssel ist. Jean!' Diener: E ist beute noch kem Tropse Über meine Lippen gekommen, gnädiger Herr!"