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About Nebraska Staats-Anzeiger. (Lincoln, Nebraska) 1880-1901 | View Entire Issue (Oct. 17, 1895)
wenn der Sturm kommt. As dem Tchmdischkn von 0. A, P a l rn t. Zwei junge, schöne Menschen waren 5, welche des Lebens Frllhlingssonne beschien, von keiner Wolke beschattet; bisher hatte nur Eines ihnen Sorge ge macht: Der Zweisel, ob sie einst ein--ander angehören dürften. Doch seit jenem Abend, wo ste warm und mit heftig klopfendem Herzen, ein gehüllt in helles Pelzwerk vom Kopfe ins zur Zeh, nach dem Balle in Konsul Müllers Porflur stand und ihren lücher lich kleinen Gummischuh feststampfte, und er, stolz und strahlend, frische Lebenslust in seinen dunklen Augen, herantrat und die Boa um ihren Hals legte mit einem: Noch einmal, gute Nacht, Fräulein Amalie !" und sie zum Wagen geleitete und sich tief, tief über ihre kleine Hand beugte; seitdem war für Beide ihr Dasein eine jubelnde Lust, Und weshalb sollte es nicht so sein? Sie war so jung, nur neunzehn Jahre, so schön, so kernfrisch, und wuchs in einem Heime auf, das vielleicht nicht gerade reich war, wo aber Vaters großes 'Bürgermeister Gehalt ausreichte, eine angenehme Eleganz zu entfalten, wo Friede und liebevolles Wohlwollen dem Verhältniß aller Familienglieder zu ein ander ihren Stempel aufprägten. Und stattlich und schön war auch er. ein junger Kaufmann mit glänzendem Gefchaft. das zwar noch nicht so fest m gründet war, aber doch die besten Aus sichten hatte. Die Werbung selbst, eine Woche spä ter, daheim im Salon, die Unterredung mit Vater, der erklärte, daß Amalie ein armes Mädchen sei, welches Nichts von daheim zu erwarten hätte," und natürlich darauf die Antwort erhielt. daß sie doch Gustav Hallberg zum reichsten Mann auf Erden machen würde;" all das ging wie von selbst. und so wartete man denn, bis Amalie ihr zwanzigstes Jahr vollendet, denn eher wollte Mama sie nicht von sich lassen, eher würde die Aussteuer nicht fertig werden und des Großhändler Hallbergs neues Haus. Doch während dessen durchlebten sie in Gedanken ihr Leben, wie es sich im neuen Hause gestalten sollte. Gustav würde strebsam arbeiten, selbstverständ lich. Und sie, sie würde des Hauses kleiner onnennrayl werden ! Sie würde dafür sorgen, daß die richtige Sorte Sherry in die Karaffe gefüllt würde, daß die Pantoffeln le reit ständen, und die Einladungen für die Freunde nicht mit einander in Kol lision geriethcn. Und dann würde sie Musik machen. Sie konnte ja vier Walzer und zwei Polka und eine ganze Sonate wirklich recht gut. Sie würde schon zu thun bekommen, die Kleine. Viel weiter durste eine wirklich feine ffrau ihr Wirksamkeit nicht ausdehnen. Oh, was man sich lustig machte über diese Emanzipationsideen von der Selb ständigkeit der Frau in Stellung und Erwerb. Oh, wie man über Cousine Ellen lachte, die nach dem Tode ihrer Eltern im Hause" war, und beim Frühstück, zu dem sie immer zu spat kam, auf höchst unweibliche Art die Butterbrote hinunterschlang, um noch zu rechter Zeit zur Buchhaltungsschule zu kommen, wo sie die Mittel zu gewm nen hoffte, in Zukunft für sich selbst zu sorgen und nicht mehr ihrem Onkel zur Last zu fallen. Wenn Ellen in Amaliens abgelegten Schuhen, in einem Mantel, der vor drei Jahren Mode gewesen, die Ufer straße hinabeilte, geschah es wohl bis weilen, daß sie ihr Köpschen mit dem kurzgeschnittenen braunen Haare, dem Stumpfnäschen und dem häßlichen grauen Barett, zu den Fenstern ihres Heims zurückwendete und ihre braunen, lebhaften Augen durch die Scheiben blicken liefe. Richtig, dort im Salon neben dem Aquarium stand Gustav, den Arm um Amaliens Taille gelegt; sie lachten munter, und einmal sah sie deutlich, daß Amalie dabei auf die Straße zeigte, aus sie selbst. Da fuhr ein kleiner, zerschlissener Handschuh hastig über die braunen Augen, die Füße beschleunigten ihren Takt, und aufmerk samer denn je lauschte Ellen nachher den Worten des alten Buchhalters Holm: .Sehen Sie. das Wichtigste ist, tß man sogleich ordentlich die Posten aus dem Tagebuche in das richtige Konto des Riskontro einträgt !" Oh, wenn sie doch bald nicht mehr das Gnadenbrot zu esjen brauchte ! Doch eigentlich konnte man ihnen ja gar keinen Vormurf machen, daß sie über ihre kleine Cousine lachten. Unbe streitbar sah sie etwas sonderbar aus mit ihren Schülerinnenmanieren noch bei jweinndzwanzig Jahren, ihrem kur zen, gestuften, dunkelbraunen Haar und ihren eigenthümlichen Toiletten. Arme Eklen, ihr Vater war nur Lern deskanzlift mit zweitausend Kronen Ge halt gewesen, und die Brüder hatten immer guten Appetit gehabt, so daß zu Schmuck und Putz nicht viel übrigge blieben. Langsam wendete Hallberg seinen Blick von der Straße ab und heftete ihn mit liebevollem, bewunderndem Aus druck auf die herrliche Gestalt seiner Braut und ihr entzückendes Profil, in m sich der sein gemeißelte, griechische Gesichtstqpus mit den blauen Augen , und dem reichen, hellen Haar so wun derdar anmulhig vereinte. Jbr seid einander nicht gerade ahn lich, Ihr pvunncn.' htxft Tu nicht?' meinte leicht spottend die überglückliche Braut. j Jahrgang 16. Da kam der Sturm. Wer ohne Kapital ein Geschäft grün- den will, muß auf Hilfe und Unter- stützung freundlicher Menschen der trauen. Da ist es denn am natürlich sten, daß man dort um Hilfe bittet, wo man des Gegendienstes bedarf. So stützten drei oder vier unternehmende junge Männer einander. Was sollen sie thun? Die Reichen, die selbst solcher Hilfe nicht bedürfen, die sind immer verhindert. Mitunter geht es den unternehmen den jungen Männern gut; sie haben Glück, sie werden Herren, bekommen dicke Geldtaschen und harte Herzen, hel- en Keinein und la en der Welt ihren Lauf. Und dann ist ja kein Schade geschehen. Mitunter geht es allen drei oder vier betriebsamen jungen Männern, die ein ander geholfen", schlecht, und dann ist ja auch kein Unrecht geschehen. Doch mitunter arbeiten sich auch einer oder zwei empor, das Glück ist ihnen hold, sie werden nach und nach solide und sehen die Zukunft in rosigem Lichte, während es plötzlich bergab geht mit den Freunden, die in ihrem Fall uner bittlich den mit sich ziehen, wenn er allein stand, der jetzt das Glück an Bord hatte. Das ist hart. So schien es auch Gustav Hallberg. als er sich eines Tages, beinalie auf halbem Wege zu den ersten Hundert- tausend" und drei Monate vor der Hoch- zeit, dank seinen Freunden, die weniger Glück gehabt, ruinirt sah. Wo sollte er Trost suchen, wenn nicht bei seiner Braut? Und sie betrog ihn auch nicht in diesem Augenblick der Noth und Sorge. Er war arm: wohlan, so wollte sie die Armuth theilen. Doch er war vielleicht noch mehr als arm. Vielleicht wurde Onkel" selbst, als Bürgermeister, die traurige Pflicht haben, seinen Konkurs vorzunehmen? Auch das wollte sie tragen: der Freunde Achselzucken, Bedauern und Bemerkungen, sie wollte sie ohne Mur rcn tragen: sie wußk ja. daß jhrGustav ein ehrlicher Mann war. Sie würde lange, lange warten mlls- Icn, ehe er möglicherweise auf den min nen seines zerstörten Wohlstandes ihnen ein neues Heim bauen könnte? Gedilldia wollte ie des Taaes harren Lange Umarmung und große Familien, scene. Einen Monat später sandte sie ihm - den Ring zurück. Sie schrieb, daß sie es thäte mit gebrochenem Herzen und unter strömenden Thränen," doch ihre Eltern hätten sie beschworen, nicht durch grausamen Trotz ihrem Streben flir ihre Zukunft entgegenzuarbeiten Sie selbst wüßte ja. daß es ohi.e ihn für sie keine Zukunft auf Erden gäbe, kein Glück, keinen Frieden; aber hatte ie wohl eine Wahl ?" Gustav Hallberg glaubte anfangs fast, daß all' dieses zu viel sei sür einen Mann. Nichts war ibm geblieben, als der Sturm gekommen; Alles hatte er ihm geraubt: Vermögen, Zukunft, Glück und Braut. Wie ein Friedloser streifte er in den Straßen der Vorstadt umher, nachdem es dunkel geworden, und ängstlich wich er allen Freunden aus. Um der Gerechtigkeit willen muß man ihnen zuqcflehen. da sie ihm hier bei auf jede Weise seine Bemühungen erleichtern. Darum war er auch bei, nahe erschreckt, als er eines Abends spät von einer Bank in dem Stadtparke her begrüßt wurde mit einem eifrigen wuftav!" .Wer oh, Ellen verzeih Fräulein Holst...." Ach, Gustav, sei doch nicht schlecht Ich bin so traurig gewesen um leinet und Amaliens willen, a daZ bin ich. Ich habe ganz schrecklich geweint. .und Amal bat fie meinetwegen Thränen vergossen?" Furchtbar, Gustav, ganz entsetzlich; aber die Aermste, was sollte sie thun? Onkel und Tante waren ganz verlassen. Sie haben sie geradezu gezwungen." Und dann strömten die Thränen über Cousine Ellens Wangen, und kleine, fadenscheinige Handschuhe mußten eilig in dem alten Mantel nach dem Taschen tuche suchen. Leb wohl, Gustav! Jetzt sehen wir uns wohl nie wieder, denn ich soll jetzt fort auf eine Eomptoirftelle, aber ich werd immer an Dich denken, und ich bin garnicht darüber böse, daß Tu und Amalie manchmal über mich lachten. Gottseg...." Und dann kam wieder ein Thränen ström. Höre. Ellen, wie haltest Tu wohl gethan, wenn Tu an Amaliens Stelle gewesen?" .Ich?" Ja, gerade Tu!" Oh, Herr Gott, ich war' gewiß ge gorben, glaube ick. Ich hatte mich nie zwingen lassen. Ader Tu darfst nicht ; Sonntagsgast. Beilage $um Nebratta StaatS-Anzeiger. auf Amalie böse sein. Sie ist sy jung und weich. Ich bin ja bald dreiund zwanzig Jahr; schon alt, siehst Du, . ." Du bist eine liebe, kleine Närrin. Leb wohl, Ellen!" Leb wohl, Gustav! Oh, wie grüß lich, daß es so kommen sollte!" Alle sagten, Gustav Hallberg hätte einen schönen Konkurs" gemacht. Dies soll heißen, daß ein Jeder klar sehen konnte, er habe treu und ehrlich geh delt und sei ausschließlich durch Bürg schaftsverpflichtungen gestürzt worden. Und dann brachte er einen Akkord zu Stande, bei welchem ihm allerdings nichts übrig blieb, der ihn aber zum Wenigsten im Besitz eines ehrlichen Na mens ließ. So mußte er denn von vorn anfan gen, von der allerniedersten Stufe, draußen in der Vorstadt. Da stand der frühere elegante Ballkavalier selbst hin ter dem Tisch, und nach ein paar Iah ren war er gerade so weit gekommen, daß er bescheiden und anonym wegen eines Theilhabers annonciren konnte. Die entsetzlichen Frauenemancipa tionsideen, die unter Kaufleuten immer so lästig sind, hatten so fürchterliche Fortschritte gemacht, daß Dreiviertel der Antworten von weiblichen Personen ka men; Mädchen mit Locken und ohne Locken, mit Zöpfen und kurzhaarig, elc gante Damen aus der Hauptstadt und sehr einfache Mädchen, die vielleicht einen Monat in einer Dorfhandlung geholfen hatten. Doch Gustav Hallberg schob den gan zen Hausen von Briefen, Zeugnissen und Portraits zur Seite, um nur auf eine kleine Stumpsnase und ein Paar warme, kindliche Augen z starren, die ihm treuherzig beim Scheine der Comp toirlampe entgegenblicktcn. Er dachte daran, wie oft jene Augen voll Weh- muth und stillen Vorwurss geblickt. wenn er und Amalie über Cousine El- len sich lustig gemacht, und wie innig eine kleine Hand vor zwei Jahren die seine zum Abschied gedrückt. Um die schönen Zeugnisse, die dabei lagen, küm werte er sich gar nicht ; er schien mehr wie genug an der Photographie zu ha den, und am folgenden Sonntag fuhr er zu der Nachbarftadt, wo Cousine Ellen" in Merkurs Diensten arbeitete. Noch hat die Firma G. Hallberg sich leinen Gehilfen im Laden und aus dem Comptoin angeschafft, trotzdem wieder ein paar Jahre verstrichen sino und auch die Gefchaste so allmählich vorwärts ge hen. Doch das ist nicht nöthig, denn die junge Frau versteht es, im Geschäft zu helfen, und nach einem besseren Verkäu fer kann man suchen, einen besseren Kompagnon hätte die Firma Hallberg nie bekommen können. Mitunter, wenn die beiden Theilhaber der Firma dabei sind, in den Fächern zu ordnen, geht die immer noch junge und schöne Cou sine Amalie vorüber, doch sieht sie im mer nach der anderen Seite. Da ge schieht es wohl, daß Gustav, ebenso ent zückt, wie einstmals im Salon des BUr germeisters, ausbucht : Ihr seid einander doch sehr unahn lich, Ihr Cousinen! Und Ellen, die wohl versteht, wie Gustav es jetzt meint, sieht ganz un schuldig und einfältig auf und flüstert : Gewiß, die Amalie ist ja so entzückend süß und schön." Noch haben die Einkünfte es ihnen nicht erlaubt, mehr wie ein Mädchen zu halten, und da dieses Verschiedenes mit dem kleinen Junior der Firma zu thun hat, so kommt es whl vor, daß es in den drei kleinen Zimmern über dem Geschäft nicht gerade gemüthlich ist, wenn am Abend Herr und Frau beide vom Laden und Comptoir heraufkam men. Doch Ellen thut in Eile, was sie kann, um dem kleinen Heim ein freund- licheres Aussehen zu geben, und wenn dann die Lampe und das Feuer ange zündet sind, und der Theekessel auf dem Tische brodelt, kriecht sie in das Sofa hinauf, schmiegt ihr kleines Kraus köpschen in Gustavs Joppe und meint wohl: .Ach. liebes Männchen, dies hier ist ein anderes Leben, wie Tu eS Tir einst geträumt. Teine arme Frau hat j nicht Zeit, das Heim so nett und fein iu halten, wie sie möchte, und wie es sein louie. Ta umschlingt er sie mit zwei starken. ' kräftigen Armen und jubelt, den Mund noch voll Butterbrot: Toch ich weiß, daß sie fest steht und die Prob ausbält. wenn der Sturm kommt." Axt sin ?esirung. Prinzipal: .Tavidche. Tu haft heut' ausgelernt und bist wohlbeftalller Com mi.-aw.ich.be.mir:. Ztzr erster Ball. Von E. Rita. Gott sei Dank, der Tisch ist gedeckt ! Wie er glänzt und glitzert mit seiner Fülle von Silber und geschliffenem Glas, schneeigem Damast und goldgelb s?idenen Läufer. Purpurn sunkelt der Wein in den Karaffen, die Prismen der venetianischen Leuchter sende farbige Lichter, leise zitternd, umher, aus grü nen Blätter lugen neugierig rothman gige Pfirsiche, sich mit gelben Melonen und saftigen Trauben zu Verführer! schem Stillleben vereinigend. Wie die Marcchal-Niel-Rosen dusten und sich in ihrer üppigen Schönheit überall dazmi schen drängen ! Aus zwei Füllhörnern, die silberne Engel halten, quillen sie hervor, fallen über den Rand hinaus, verbreiten - sich über den ganzen Tisch. Sie schauen aus Servietten hervor, ver bergen sich in goldgelben Seidensalten, füllen unzählige kleine Vasen. Arme Rosen, wie werdet ihr morgen aus schen ! Geschädigte Dienstboten laufen die Teppich belegten Treppen auf und ab, hier eine Pflanze zurechtrückend, dort einen Shawl vortheilhaster drapi rend; fertig ist alles, es fehlt nur noch die letzte Hand, Im ersten Stock, nach hinten hinaus, ist es ganz still. Die gnädige Frau hat sich in ihr Allerheiligstcs zurückgezogen, um sich durch ein paar Stunden Schlaf auf die kommenden Strapazen borzube reiten, und da können wir ungestört einen Blick in das Ankleidezimmer wer fen. Da liegt, vorsichtig auf der Chaise longue ausgebreitet, das Ergebniß wochcnlanger Unruhe, schlafloser Nächte, unzähliger Anproben, an dem sich so viele Augen müde gesehen, so viele Hände matt genäht haben. Wie ein Märchen schimmert es uns entgegen Wellen von mcergrüner Seide, Wolken von Crepe de Chine". überrieselt von Silbersäden und Brüss ler Spitzen. Auf Tischchen und Stühlen ringsumher stehen und liegen hundert unentbehrliche Kleinigkeiten, von dem weißen Straußfächer, dem kostbarsten Spitzentaschentuch bis zu den zierlichen Schuhen aus meergrünem Leder. Doch horch, da nahen Schritte; die Thür öffnet sich und herein schaut zuerst ein Stumpfnäschen, dann ein Lockenköpf chen, bis zunächst das ganze vierjährige Dämchen mit weit aufgeriffenen Augen und ebensolchem Mäiilchm vor den Wundern, die hier ausgebreitet sind, fieht. um fchon ist das Alles, wie wunderschön! Sie kann sich nicht satt sehen und hat gar keine Eile, in die Kinderstube zurückzugehen. Sie hat sich heule o gelangweilt, in ihrem ganzen Leben hat sie sich noch nicht so gelang weilt wie heute. Das Kindermädchen ist vor zwei Stunde hinuiitergegan gen. es giebt heute so viel zu thun, da will ste doch ein wenig mithelfen und nebenbei die zwei flotten jungen Lohn diener, die heute unten ihr geschäftiges Wesen treiben, kennen lernen. Und Gretchen hat zuerst ganz geduldig mit ihren Puppe gespielt, dann Bilder bllchcr gesehen und Häuser gebaut, aber jetzt sängt es an, dämmerig zu werden, und da ist es gar zu einsam, so allein im Kinderzimmer. Sie steht und schaut Uno Ilyauk, alyemlos vor Bewunderung. Allmählich wird sie kühner und sährt mit der nicht allzureinen Patschhand über die schimmernde Seide. Jetzt hat sie die Schuhe entdeckt, die kleinen grü nen Schuhe. Sie sehen genau so aus, wie jene, auf die Tante Äolly immer Blumen malt. Das ist ein Gedanke! Malen kann Gretchen auch, und wie wird Mama sich freuen! Geschwind huscht sie in die Kinderstube zurück, ganz leise, damit Mama richt aufwacht, holt ihren Tuschkasten und beginnt das Werk. Bald ist der Schuh voll schöner rother, blauer, gelber und arüner Kieze; s' natürlich kommen ihr die Blumen nicht vor. aber das wird sckon kommen, wenn sie noch einmal über gemalt werden, so macht Tante Moll es auch. Die Klere vermehren sich, nicht nur auf dem Schuh, sondern auch aus ikio. caurx, Gefiqt und Han den der kleinen Künstlerin. Dann und wann führt sie den Pinsel in den Mund und wischt ihn aus dem Teppich ad, aus dem sie kauert; mit hochrothen Bäckchcn und glänzenden Augen malt sie weiter, und als endlich die Thür aus geht, bat sie aar keine 'At. von ihm I Arbeit auszusehen; und rust nur: Es ist noch nicht fertig. Mama, aber gleich, bitte, sieh' nicht her, es ist eine Ueber, raichung.' Mama ist sprachlos! In ihrem weißen Pudermantel und auige löftem Goldhaar sieht sie aus wie ein Engel, aber wie ein sehr erzürnter En gel. Nicht allzu sanit schiebt sie ret den bei Seite und Thränen, wirlliche Zhrankll des Acrgcrs füllen die schonen j viuunni ,!grn. i'irciajcn Miro jll 11 aeidiicki. ant t,tr ?trllr nh hnttnf.. jikachttuß' ü.u, T'!nd ick. e.M. f No. SS. weiß keinen Rath, selbst dir Köchin nicht, die eigens herausgeklingelt wird, weil sie sonst immer für alles Hülfe sin det. Die Schuhe sind hoffnungslos, unrettbar verloren, und es ist die höchste Zeit, mit der Toilette zu beginnen. Man dringt ein Paar Goldkäferschnhe herbei; wie geschmacklos sie zu den Sil berfäden aussehen! Zuletzt entschließt man sich seufzend zu einem Paar schwarzer Lackschuhe. Ach, sie sind all täglich und gewöhnlich, so ganz anders als die duffen, meergriimn Lederpan- töffelchen! Aber es hilft nichts! Oben liegt Gretchen im Bett und schluchzt. Warum war Mama nur so böse? Sie hat ihr doch nur eine Freude machen wollen! Es ist ganz dunkel. Sie lauscht auf das Rollen der vor fahrenden Equipagen, das Gewirr der Stimmen, die Klänge der Polonaise. Gretchen schluchzt lauter, sie kann gar nicht einschlafen! Und Mama hat ihr keinen Kuß gegeben, ach, hätte sie nur gesagt: Ich will es nicht wieder thun," da wäre ihr sicher verziehen worden! Doch nun ist es zu spät, und es ist zu traurig! Unten nimmt der Ball seinen glan zenden Verlauf. Man tanzt, kokettirt und amüsirt sich. Die Bewirthung ist vorzüglich, der Cotillon großartig, alle Welt ist entzückt. Die Wirthin scheint etwas erschöpft zu sein von ihren auf reibenden Pflichten, sie zieht sich in einen kleinen Salon zurück, der augenblicklich leer ist. Vorsichtig blickt sie nach allen Seiten, und als sie sich unbemerkt weife, zieht sie aus einem der Cotillonsträufe chen ein zusammengefaltetes Stück Pa pier. Soll sie die Botschaft lesen? Einen Augenblick schließt sie die Augen. Wen schädigt sie, wenn sie dem Dränge ihres Herzens folgt? Ihren Gatten doch nicht, den ernsten, stillen Gelehrten, der nur seiner Wissenschast lebt und für sie schon lange kein warmes Empfinden mehr hat. So hatte sie sich die Ehe nicht gedacht, als er vor einigen Jahren so treu und warm um sie warb. Wie schnell war seine Liebe erkaltet! Erkal tet? Wenn sie doch den Blick sehen würde, mit dem er immer wieder von der Arbeit zu dem lebensgroßen Bilde über seinem Schreibtisch aufsieht, dem Bilde seiner schönen, angebeteten Frau. Aber wenn er dann Abends nach Hause kommt, müde und abgespannt, mit seinen Gedanken noch halb bei der Ar beit, da hält sie seine Ruhe für Kälte, seine Erschöpfung für Gleichgültigkeit. Sie fährt mit der Hand über die bren nende Stirn. Könnte sie doch zu einem Entschluß kommen! Sie kann die all tägliche Einförmigkeit dieses liebelosen Daseins nicht mehr ertragen. Umsonst suchte sie Zerstreuung in dem ewigen Einerlei der Bälle und Gesellschaften, die Gedanken wollen sich nicht betäuben lassen, die heißen, sündigen Gedanken. Ja, sündig, seitdem er in ihr Leben eingetreten, er, so jung, so schön, so ganz hingebende Bewunderung. Für ihn bedeutet ein Blick von ihr Seligkeit; er ist glücklich, wenn er in einem Winkel stehen und sie anschauen darf. Ja, sie will ihm folgen, dem schönen, jungen Geliebten, wohin er will, selbst in Noth und Elend. Alles will sie ihm opfern, Glanz und Wohlleben, gesellschaftliche Stellung und guten Namen. Mag die Welt sie ver urtheilen, mag alles von ihr zurückmei chen. sie will ihn lieben und glücklich machen und in seiner Liebe glücklich sein! Mit zitternden Händen beginnt sie den Zeltet zu entfalten, da bewegt sich die Portiere! Sie sährt zusammen. Ist es ihr Gatte? Oder schon er, der gekom men, sich seine Antwort zu holen? Sie lauscht athemlos! Da trippeln zwei rosige Füßchen über den Tcppich, zwei weiche Aermchcn schlingen sich um ihren Hals, ein thräncnnaffes Gesichtchcn schmiegt sich an ihre Wanae. und ein süßer, süner Mund flüstert: Ich will es nicht wieder thun, liebe Mama, Gretchen hat Dich so lieb, und kann gar nicht einschlafen". Sie reißt das Kind an sich, bedeckt ,s mit Kuffcn und mit einem Schlage wird ihr das entsetzliche unrecyl nar, va ie foeben dem ahnungs losen Geschöpschcn hat anthun wollen. Ihr Liebling, ihr süßes, kleines Mäd chen, die Tochter einer Abenteuerin, einer davongelaufenen, geschiedenen Frau! Welche Zukunst, welche zerstörte Jugend! Fast betäubt von der Wucht der auf sie einstürmenden Gcdanten blickt sie aus, da steht er vor ihr. Ungeduldig begehren seine Augen die Autwort auf seine Zeilen. Sie rafft sich aus, zieht ihr Kind an sich und giebt ihm das uneröffncte Billet zurück. 3u erst begreift er nicht, dann suhlt er, wie sich etwas kalt und schwer aus's Herz legt. Er hat verstanden. Ein Blick auf ihr chönes bleiche Aiitlik ieiat ivm. oan n,cr!s mci,r für ibn n rnnii ,ur inn JU i honen giebt, da sein erster Licdcslraum uuiiuuium Kl ; ; ..,. ........ iwtiwn it an Paare. Gretchen möchte auch tanzen, bitte Onkel, nur einmal!" Und er froh, dem bedrückenden Schweigen ein End zu machen, nimmt das kleine Barsüß. chen in den Arm, und hinein geht'S mitten in die Reihen der tanzenden Paare! Wie sie jubelnd heruinhüpft in ihrem weißen Nachthemdchcn, und als ihr Tänzer sie niedersetzt, drängen sich ganze Schaaren schwarzbefrackter Ritter um sie her, die alle mit der Tochter des Hauses tanzen wollen. Lange dauert die Freude zwar nicht, denn bald kommt Papa und macht dem Unfug ein Ende, wie er sagt. Er selbst trägt sie hinauf in ihr weißes Bettchen, und schon nach wenigen Minuten liegt sie in süßem Schlummer und ruht aus von ihrem ersten Ball. Unten tanzt man noch lange fort. Aber endlich ist der letzte Gast gegangen, die letzte Kerze gelöscht, und alles liegt in tiefer Ruhe. Nur oben, im Kinder zimmer, leuchtet noch ein matter Schein. Dort stehen die Gatten Hand in Hand und schauin in Liebe auf ihren kleinen Schutzengel. Sie hat ihm Alles gesagt, und als er ihr dann in's Auge geblickt, so tieftraurig und doch voll verzeihender Güte, da wußte sie, daß die alte Liebe nicht todt sei, und in ihr hat Schutz ge funden vor sich selbst. Au dem ZeemannelcbkN zu Lande, wird von der Kieler Föhrde geschrieben: Ein Schiffs-Kapitän hatte nach jahre langen glücklichen Reisen sich endlich zur Ruhe gesetzt, sich nach eigenem Concept eine Behausung bauen lassen, die er stolz Villa Seemannsruhe" benannte, und wollte dort mit Muttern" in Frie den seinen Lebens-Abend genießen. Nun gings aber ihm, der auf den Planken eines alten Dreimasters so ruhig und sicher sich bewegte, wenn er am Land sich fortbewegen sollte, wie einer lah men Ente", und wenn er 'mal, nach seinem eigenen Ausdruck, alle Leim wand aufzog und dahinsegelte", blies seine Lunge bald wie ein Taifun." Deshalb hatte die Frau Kapitän, die es gern dem reichen Gutsnachbarn gleich that, auch leichtes Spiel, als sie den Vor schlag machte, Pferd und Wagen anzu schaffen. Ein netter Wagen war bald besorgt und der Ankauf eines Pferdes gelang dei Gelegenheit des Kieler Mark tes anscheinend noch IVfscr; denn der er standen Gaul sah prächtig aus und war billig. Den Grund der Billigkeit sollte der Käufer bald erfahren; der Gaul war nicht blos, wie der Roßtäuscher versichert hatte, ein Schnellläuser, fondern ein Durchbrenner. Die Frau hatte denn auch nach der ersten Ausfahrt, die trotz Verlustes einiger Gcschirrstücke durch das Eingreifen eines herzhaften Bauern knechtes noch glimpflich ablief, genug am Spazierenfahren. Der Kapitän aber klagte einem befreundeten Schiffer beim Glase Grog seine Noth und der wußte Rath. Junge", damit schob er seinen Priemen in die andere Backe, wir ma chen die nächste Ausfahrt zusammen, aber wir nehmen einen Anker mit. So geschah's. Ein Schiffsanker wurde mit einem starken Tau an dem Hinter theil des Wagens befestigt und in den Wagen gelegt. Anfangs liefe sich die Fahrt unserer beiden Freunde gut an, als aber eine Kette Hühner mit großem Geräusch vom Grabenrande aufflat terte, nahm der Gaul den Zaum zwi schen die Zähne und sauste davon, so daß es mit der Herrschaft des Rosselea kers aus war. Doch mit kraftiger Stimme kommandirteer: Ankerraus!" Einige Schritte weit schleifte der Anker nach, dann faß er fest. Ein BumS ! ein Krach! mit dem Vordertheil des Gefährtes raste der Gaul davon ; und ein Knäuel sich im Staube bewegender. Arme und Beine, sowie ein kräftiges Fluchen gab Kunde von dem Dasein und Lebendigsein der erfinderischen See leute. Ein paar Tage darauf aber lag nian in der Zeitung : Pferd billig zu verkaufen ." Lindern, und. Gouvernante: Sieb', mein Kind. die Antipoden sind unsere Gegenfüfeler oenn oie genen icvesmal erst schlafen, wenn wir schon aufstehen!" Die kleine Emma: Nicht wahr, Fräulein, da ist mein Bruder Fritz, der Student, auch ein Gegenfüfelcr?" Ter kleine Karl (in Gesellschaft): Siebst Tu, Papa, es ist ja gar nicht ivayr: Pater: Was denn, mein Engel?' Karl: Tu sagtest gestern, der Herr Braun (auf diesen deutend). Hütte ein Brett vor'm Kops." Die kleine Elsa (auf den Zopf eines Japanesen deutend) Mama, klingelt es, wenn man da dran zieht?" Söhnchen: Ach, Papa, hilf mir bei meinen Rechenaufgaben." Papa: Nein, das kann ich nicht versteh ich auch nicht." Söhnchen: .So. Pava. nun h. komme ich morgen Schläge, weil Tu nicht rechnen kannst." Ein guter tsund. Ich saa' Jbnen. mein, 9atn ist ein kluger Hund! Schieß' ich da neu. lich auf unserem Bach zwei Enten, die auf dem drüdcrn Ufer liege dlieden. YaDrr tiin' rfi nri Was macht meine Lad? Beide kann W ' r . , ?? ' ?N. Dringen rpT Ä.?', ?5