Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, March 06, 1920, Image 7

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    5.stNkyr vm? xnoiüf
We ä
Von Ht'.K Won ,lßellentWn.
i .'' , ...
tfronhucdjsfl der dcntschen Negkerung am 27 .Juli 1014. Londons
Anregung zur Vermittlung zwischen Wie und Petersburg angenom.
men. Direkte Besprechung zwischen Oesterreich und Nußlaiid vorge
schlagen. Wien von Berlin von der BcrmirtlungSaktion in Kenntni
gesetzt. Erste Anregung zn Kaiserdepeschen. Serbiens Antwort.
Nußland trifft weitere MobilmachuugS-Maßregcln.
II.
Die M!te Phase bet Ereignisse, welche
zum europäischen Krieg führen sollten,
und die Verhandlungen, welche ihn nicht
zu verhllten vermochten und, je nach der
Auffassung, auch nicht verhüten wollten,
umfaßt eine Zeitspanne von nur vier
Tagen, vom 24. biö zum 27. Juli 1914.
Die den Gegenstand dieser Besprechung
bildende, don der deutschen Regierung der
IfsentlichteSammlung: .Die deutschen
Dokumente zum Kriegsausbruch" umfaßt
140 Aktenstücke (No. 139-278) au dem
amtlichen Verkchr dee maßgebenden
Stellen in Berlin mit der diplomati,
schen Vertretung im Ausland und mit
dem Kaiser auf dessen Nordlandfahrt.
Tag erste Dokument knüpft an die Note
Wiens an Belgrad und an die erwar
, tete Kriegserklärung Oesterreich-Ungarns
an Serbien an und ist vom deutschen,
Staatssekretär de Auswärtigen an den
Botschafter unter dem 24. Juli (Doku
ment 142) gerichtet, und lautet: ,
ES wSre un ixUnschl, wenn Kriegs
klrng an Serbien aus direliem Weg und
Rieht durch unter Gklandischast folgt. Un
ser kiandpunkt muh (ein, dasj Auseinander
icöuni mit Leibten intern österreichischu
. gatilQt ngelenenlie sei, in bis uns ebenso,
wenig wie anderen In Einmischung zustande,
db wir dcSbnld daher sSr Lolaiisiermig de
tuntliltS eintreten. Erst wenn Nubland sich
einmischen sollte, würden wir in klikl hin
inbezoge. KriegsnIIörimg durch unser
Vesndast würd aber in der Oessenlttch.
seit, namentlich bei dem mit diplomatischen
Gebräuchen nicht verlmulcn Publikum, , n
icin erweck,, alt hätten wir in den Krieg
Kim." ' ',,
Da! letzte Dokument aus vicftm
Ze.traum per vier Tage, vom Reichs
kanzler an den Botschafter in London
vom 27. Juli (D. 278), hat folgenden
LZortlaut:
In de von Sir Ei.ward reg gewünsch,
ten Zinne haben wir ermililuZkgSverluch rn
Wien so!) eingeteilet. Außer dieser eng
'tischen Anregung haben wir überdies Brak
Verchlold ötterr.ung. kluölandminisier) auch
en Wunsch eawnow aus direkt Aussprache
11 Wien unir Breitet.'
Kennzeichnend für den Gang der Ent
ivicllung sind zudem die folgenden vier
Dokumente, welche das Prärien zum
Kriegsausbruch anzeigen: (
1. Der deutsche) Gesandte in Belgrad au
tat (33erlinet) Auswärtige mt vom Zt.
Lull! Die MUitärS fordern kalegorisch tit
Ablehnung der Sst,rr.ung,) Slot und Krieg.
lt Mobilisierung ist bereits in vollem Wange
!D. 158.)
2. Der (deutsche) Bolschaster in Wien
in da (berliner) uSwörtig Amt vom
11. Juli: Man bat hier beschlossen, morgen,
Meilen übermorgen, tlizielle riegserlia
. ng (an Eerdien) a laflm,' hauvlsSchlich.
im jedem JntervenitvnSversuch den Boden m
inUiehen. (2. 257.) . ,
3. 1er Generalkonsul in Warschau an
Sa uSwSrlige mt-do St. Juli 1914:
All Truppe sind auS den Manövern zurück
Heruten worden: viel Jnsanlert, außerdem
Ulanen aus dem Brest abnbos lieblich
ach Lublin und omel ver.adeni wSdreiu,
er ganzen Nach! aus der teMMioaSl
Koaussee verkehren hundert von Sttilitaraulo
iiobUen. dieser fwd keine eservilten in
teruscn.
4. Der SleichSkanzler an den Boischat
Kr in Petersburg vom 28. Juli: Wie be
,tS ein Telegramm unter No. 12 angedeutet,
würden vorbereitende militärische lvlabnahmen
AublandS, di irgendwie in Exive gegen
, halt, UNS zu Vegaimabregeln zrnin
,en, die in der Mobilisierung der rme, de
sieben Müllen, da uns FranireichS erpilich.
hingen gegenüber Siuszland Ia dclannl sin.
&ir können ich oniiclimen. dvk Rublund
einen selchen uropüilchcn Krieg ntlelieln
ill... . ,
In diesen Dokumenten stellt sich der
Sang der Entwicklung der Verhältnisse.
,um Kriegsausbruch in feiner zweiten
Phase dar. AuS dem Aktenmaterial die
j'er vier Tage giebt sich folgendes:
1. Die Auffassung der deutschen
SZegierung. daß der österreichisch'serbilche
Zwist eine lediglich interne Angelegen
heit zwischen diesen zwei Ländern bilde,
in welche sich einzumischen keinem an
der zustänve. hat sich durchzusetzen nicht
rmocht.
2. Die Streitfrage zwischen
Oesterreich und Serbien erweitert sich zu
einer üstttinch-tufsischen Angelegenheit
und dadurch zu einem europäischen
Problem.
3. Die Auffassung de Dreivn
tande, daß solchem Problem gegenüber
die internationale Vermittlung am Platz
fei. setz sich, der Stellungnahme in erster
Linie Englands entsprechend, durch. ,
4. Deutschland sieht sich gezwun
gen, seine Standpunkt der Nichtver
mittlMg aufzugebe und erklärt sich zur
Teilnahme aa dn Lmvittlungi-Aktion
bereit.
5. Während diese VermlMungS
Lerhandlunge im Gange sind, bereitet
Oesterreich die Kriegserklärung a Ser
dien und Rußland die ollgemeine Mobil,
achung, welche de Krieg bedeutet, vor.
C. Die Wiener Regierung hat bis
zum 27. Juli immer noch geglaubt, durch
eine schnelle Kriegserklärung an Serbien
jede Jnterventioriöverfuch anderer den
Loden entziehen zu tönneu.
, 7. Deutschland findet sich bereits
mi' einem Versagen der Möglichkeit vor.
den österreichilch'serbische Konflikt Iota
lisere zu können ob. und eist auf die
aiii itmairtn miliiatilcbrn Makznah
, men Rußland, die den europäischen
i Krieg entfachen müßte, entstkbende Not
enoigkeit. entsprechende Segenmaß
zegem zu treffen, hin.
i 0 '
Man muß die Bewertung des Resul
tat der Entwicktuna zum KriegSauS
bruq während des Zeitraums der vier
Tage ,u Ende de, Monat Juli 1214
auf Grund de unmchr vorliegenden
deutfck Vktematerial einftelk nter
den Gesichtspunkt: einmal de! Ein
druck, welche die serbische Antwort auf
die osterreichisch'UNgarifche Eerajewo
Note hervorgerufen; dann die sich im
MMWMMM
mer deutlicher dokumentierende Stil
lungnahme Englands den weitere Ent
wicklungkmLglichkeiten gegenüber; drit
ten der nunmehr bereits betriebenen
Vorbereitungen seitens Nußland für
den europäischen Krieg. Diese drei Fak
toren haben augenscheinlich den Front
Wechsel mit bestimmt, welchen die Berli
ner Regierung, entsprechend de ein
gang angeführten Schreiben de
Reichskanzlers von Bethmann Lollweg
an den deutschen Botschafter in London,
Fürst Lichnowkkq, am 27. Juli. 11.50
abends, dem Hauptelegraphenamt in
Berlin übermittelt, vorgenommen hat.
Dieser Frontwechsel bestand darin, daß'
man die Idee der Nichtintervention fal
len ließ und selbst eine Vermittlung
aktion in Wien einleitete. Er wurde
vorgenommen in der Erkennini, daß
eine Lokalisterung dr Lsierreichisch'serbi
schen Konflikts , gier den obwaltenden
Umständen nicht mehr möglich und die
Gefahr , eineS europäischen Kriege! so
nahe gerückt war, dj$ in Versuch, diesen
durch eine Vermittlungkaltion zu der
hüten, geboten schien. Die erste Mög
lichkeit war nicht zum mindesten durch
die .Langsamkeit, mit welcher der Re
gierungsapparat in ,d habsburgischen
Doppclmonarchie arbeitete, beseitigt Vor
den. Der Umstand, daß sich Wien stet
mit Budapest' in Einvernehmen zu
setzen hatte, bevor die Entscheidung ae
troffen werde tonnte, ließ den psycho
logischen Moment, in welchem die Nach
Wirkung der Mordtat von Serajewo noch
lebendig rar, unbenutzt vorübergehen.
Heißt es 1och in einem Telegramm des
Reichskanzler an den Kaiser vom 27.
Juli (D. 2), Oesterreich, schiene erst,
am 12. August in kriegerische Aktion
eintreten zu wollen. . - i
Wag die serbische Antwort auf die
österreichisch ungarische Scrafewq-Note
anbetrifft, so ist derunmiitelbare Ein
druck, welchen sie in den deutschen maf
gebenden Kreisen hervorrief,, bemerkenö
wert. Man war in Berlin augenschein,
Iidj etwaö nervös geworden, den der
deutsche Reichskanzler instruierte am 27..
Juli (D. 246) den Botschafter in Wien,
den Text der Antwortnote .umgehend'
zu drahten. Auch diefe Verzögerung
stellt, fall sie nicht gar öon Wien beab
fichtigt war. um einem etwaigen Front
Wechsel Berlin vorzubeugen, ine un
erklärliche HinauSzichung dar'. Als dann
der irbetene Sext am 27. Füll, nachmit
tag, in Berlin eingetroffen (D. 271)
und dem Kaiser LbermitteU worde war.
machte dieser folgende Randbemerkung:
'J&utt brillant Leistung für eine Fn
von bls 48 Stunden. Da ist mehr
als man erwarten konnte,; Ein großer
moralische! Erfolg für Wien, und Giesl
(der österreichische , Gesanpr. , der nach
der Empfangnahme der. serbischen Note
am 25. Juli Belgrad unverzüglich per
lassen hatte, weil die Antwort al unbe
friedigt betrachtet wurde) hätte ruhig in
Belgrad bleiben lollens Daraufhin hätte
ich niemalz Mobilmachung befohlen.
(D. 191.) -
Die neue Phase der Entwicklung der
Verhältnisse zum Kriegsausbruch, der,
Eintritt Deutschlands , in die Vermitt
lun'Zaktion wird eingeleitet durch das
Telegramm de deutschen Reichskanzler
an den deutschen Botschafter in Wien,
don Tfchierschky, vom 27. Juli. (D.
277. 1150 abend zum Berlin
Haupttelegraphcnamt, dort abgefertigt
28. Juli 12.45 morgens, auf der Bot
fchaft in Wien angekommen 5.30 mor
gen).
Diese Dokument sei. seiner Wichtig,
seit entsprechend, hier im Wortlaut wie
dergegeben. E lautet: ,,
77. ' , ." '
Ter Reichskanzler an den Botschafter
in Wien.
lelegram leg
erlin, den 27, Juli 1914.
Clr 9. Greg liefe mich otbt lomimn
. nd das mich, E. du. chlleind zu
bberuuitei, , ,.
Tr serbische SeschottztrSg hab ihm
, soeben den WsrtlaiU der lerblschen nt
kor, aus di öslecrcichisch Holt übn
wilielt. Auj derselben aeh her, das,
korbten de österreichisä yUernan
in einem Umwnge ntgegrngetommen sei,
tvl, tt (3 nicinalt für möglich gebalie
habe: di aus einen Punkt, der Zeit
ahm österreichischer eamler ag d
ferichtlichen Uniersucdungen, habe Ker
ie tatsächlich in alle eingewilligt, da
von lbm verlangt worden sei. ft sei
klar, daß diese achgiediakeit Kerbien
lediglich auf einen Druck
vn t,r?u, ,uck,
sliite sei.
Begnu sich Oesterreich nicht mit die
skr Slnirl, bkz,. erde dies Antwort
in !jiea nicht ol Grundlag sük sried
lick Unterhandlungen belrachtet. der
rve eurrreu aar zur legung von
Belgrad vor. da vollkommen webrlo da
'el. I kl ti volllomme iiat. da
Oelierrelch nur nach tue Borwand,
suche, um Eerbie erdrücken. In
Cerblen soll aber alsoan zwnd ge
trolseu erden und der russische Sin
- stufe flirt dem Vailan. Es sei Kar, dafe
' RuKland dem nicht aleichallltig uscden
könne und al In direkt Heraus
, sokderniia aiilla rntifl. Daran Klird
der iüxchierlichst Krieg entslei)!, den
Lurova temal getede habe, und ie
mand wisse, dohi ein solcher Krieg fuv
ren könne. 1
Wir däti un. so meint, der Mint.
sler. wiederholt und so noch es!e mit
htt Pille an Um vandi in Peter,
durg in Ski Sii
v,,itIl tu wrd. r
hab, diel, will et
gern ,nrsdrch und sich wSd
end der lerien wie snrurs au Siuk
land tugezoge. daß er sich u lehr ant
n'rr und I Irenig al idr keil
' pell, un wende er sich mit d Ute
an un. nttien Eins! in -Wien da
bin tue Veltana dringen, das, an
di uimoii tut etgrad ntiveder al
lenügend deiechi cbex aber al Ärund
ant kur Besvrrchunaen. $t fei über
' icual. dife tu ' uii'fTfT Hand kieae.
Ijti nllvreckiend Vslellne die
K,,ch u tletnue, nwb c deirach e
ai ein flut Oorbedeulun für die gu
tunft. leid
drai lsa, dar ua
ser, idtt lltR in
lli auf unsiu fltta
deien d yrt,d dar
gtf tchttt ii bad, M M ,
Ich fun den liulnifi um ersten Wal
derilinit. Er sprach mit grol ?rn't
Nd üm on ai tat Ht tttauateu
i
fu rwarfen, haH nrrfetem f Influft
i'lliiDf oae, I rag beizulegen.
t wird auch deut e! ltatemeiil" im
ivase os 5mn mache, vort
, n?n Gliindpuiilt , illu,drurk dringt,
af jed, stall l!H Ich der Uebeu
(a. ds, luli ieit doch och um
Kriege Ibffl, (rlt Mit den englilckc
eptbi'U td der triiilchen Uiiter,
IlUDung nicht mebr hü rechnen hüllen
da mal in dem tioraeken Qeslerreild
alle ieich tible, iUtat'ai rnlicken
, würd.
?achdein wir ei ine erigllschen on
sekeinoorschlog bqelebnt hübe,,, ist e uu
glich, auch diele nglilche Anregung
,mu abnweiien. Durch nie Ablehnung e
der Beruiitilunasaktion wltide wir don d
aanen toirli ihr' pi onlwaralton vnant
tvottlich geinacht und al di eigenilichen Ti
der um Krieg hingestellt weiden, tat
Würde auch unsere eigen LtcUung im Land
nnmoniich machen, w wir a! die zum Nri'ie
?zwungenen dallehe illslen. Unser ki
tuaiion ist um so schwieriger, al Serbien
ichkti,k scb wett nachgegeben hat. klir
iuntn daher di oll de ItermitUer nicht
abweisen nd mlisle den englischen schlag
dem wiener Nadinett uk, örwögimg unter,
breiten, mal London und Pari sortgeleyt
aus Pelerlurg imvtrten. Erbin, Gras
tvttchtoid licht über di, egl,lch N
gun, densa wt über Wunsch Herrn ba
tr,uv, mit ü'cn direU tu verhandeln.
Bthman Hllwg.
Au diesem Dokument geht hervor,
daß die deutsche Regierung den Zeit
Punkt zum Bremsen für gekommen
hielt, nachdem Oesterreich gegen Serbien
'genug erreicht habe. Ob und warum ,
va Deutschland zum Vorwurf gemacht
unk der damaligen Regierung als Schuld
m Kriege angerechnet wird, zu spät ge
Wesen, ob auch in diesem Fall 'der psy
chologische Moment verpaßt worden war,
wird au einer weiteren Betrachtung der
deutschen Dokumente dargelegt werden
können. ' ,5
Der österreichisch-ungarische Botschaf'
ter In Berlin hatte am, 27. Juli dem
Berliner Auswärtigen Amt folgendes
Memorandum zugestellt.' D. 268.)
' , 9(0. ?S.
Ter Lfterreichischungarische Botschas
i , ter an das Auswärtige Amt..
Uttttnoranbum.
irtt. den 27. Jult 1914.
Die k. serbisch Regierung hat es adgciehul,'
die Forderungen, weich wir zur daueruoc
Eicheruiig der don ihr debuuten viiainen
Jntereilen an sie Hellen raubten, zu erfüllen,
und I bewiese, da sie ihre lubveistve, aus
die stete Beunruhiguiig einiger unserer Meu
lündcr und deren schließlich üosiceiiimim am
dem Sejuge der Monarch gerichtete Bclire
vungcn nia willens si,szuacc,en. ijir
sind dadurch itt unserem Bedauern und Irur
gege unjerea Villen gezwunsen worden,
Seruien ourch die icharsli Mittel zu einer
gruiidiahlichen Aenderung sein bisbert,,en
scinolciige Haltung zu zwingen. Dab un
hirrbei aggrelkiv ,eabenze leineliegen un
dak ei ein Kill der Sctvswericidigung in,
wen wir un nach Jahren der Duldung eno.
lich n, schlicken, den groklerbischen liiile
reie auch mit dem Cchmerte eiitgcgenzuire
len. ist der l. deutschen Regierung ivoui bt
Jaiint
Hi gereicht un zur ausrichllgen Genug,
tuung, dah wir bei der t. deutschen lticgie
rung und bei dem ganze deutschen $ii!i
volle Verständnis daiur sinken, dab da
nach den Ergebtiislcn der Uniersnchuiig tu
Belgrad vorbereite und von dortigen Send,
itnaen auögcluqri liicntat von aralvo
unser Langma, rschopien mubte. und. das;
wir teht beitrevt sein mtislen, uns mit allen
Mitlein Garantten gegen die gortdaucr der
gegenwörtigcn unleidlichen ' Borkälinisse an
unterer südöiilichen ren zu verschasse.
Uit hoffen zuversichtlich, daß unsere e
Vorsieherde Auseiuandcrleiiung mit Serbien
zu keine weiteren omplUationcn Anin
glden wird, slir den Fall, al die ab
dennoch eintrete tollte, stellen wir mit
Daiiivarkcit seil, dab Deutschland in oft er
vrobter Treu seine Bundespllicht eingedenk
lein und un in einem uns ausgezwungenca
amvs gegen weg andere Gegner unter
(tüten wird. '
Diese Memorandum sieht noch voll
,ßiindig auj der ursprünglich für. da
Vorgehe festgelegten Idee, daß Serbien
al Werkzeug einer auf die Mattsetzung
Oesterreich abzielenden Politik Rub'
land beseitigt werden müsse.' ES ent
sprach dem Programm, einen Präventiv
krieg gegen Serviea zu führen, um einen
europäischen Krieg al unausbleibliche
.Folge de, serbischen Machenschaften al
Hilfsmittel der rufsischen Vernichtung
Politik Oesterreich gegenüber zu verhüten.
Die Durchführung dieser Idee hing da
von ab, -daß e gelingen werde, da ser
bische Problem durch Isolierung zu lii
sen. Dies Plan war mißlungen. Die
MobilisierungS-Maßnahmen, die Rusz
land bereit unternahm, zeigte an, daß
man entschlossen war, über die Sera
jewg'Mordtat selbst zum europäischen
Kriege zu schreiten. Damit war da
JsolierungS-Programm, dessen Chancen
ans sich bereit geringe waren und durch
die Langsamkeit der Wiener Entschlüsse
und dementsprechenden Maßnahme noch
zweiselhaftcr geworden waren, erledigt. '
Auch England pellte nunmehr da o!
tuelle Interesse Rukland an der oker
reichisch-ferbischen Streitfrage auSdrllck
lich fest. Indem Hrey in dem, vom
deutschen Reichskanzler als Unterlage
für de Entschluß Deutschlands zur Bei
mittlungsaktion der Wiener Regierung
zu Kenntnis gebrachten GcfprLch de
britischen AuLIandministerö . mit dem
deutschen Botschafter in Londdn von dem
Entgegenkommen Serbien spricht, so
fordert die einen Vergleich mit heute
obwaltenden Verhältnissen herau. Da
damalige. Entgegenkommen Serbien
machte, nach Grey eigener Feststellung,
an der Forderung der Teilnahme öfter
reichischer Beamter an den gerichtlichen
Untersuchungen der Mordtat von Sera
jewo halt. Diese Forderung wurde zu
rückgewiesen, weil sie ejne Verletzung der
serbischen Souveränität bedeute. Da,
mal galt du Qkilctzung einer Souve
ränität Serbien schon al Grund für
die Entfesselung de europäischen Krie
g:s. Heute aber wird al selbstverständ
lich. ja al ein ganz außergewöhnliche
Zugeständnis an di Gesühle der Deut
schen und en die Notwendigkeit, de
Frieden zu fiabilisteren, ausposaunt,
wenn die Entente sich mit der Forderung
begnügt, bei' der Prozessterung der
Kriegsfrevler' don deutschem Gericht
durch eigene Vertreter ' teilzunehmen.
Etwa andere hatte auch Oesterreich
don Serbien nicht gefordttt , und doch
damit' die damalige Entrüstung si der
.Verletzung der serbische Souveräni
tät" hervorgerufen. Oefterre'ch beuand
auf seiner Forderung, wohl wissend,
daß sonst da Prozeßverfahren gegen die
Fllrstenmörder eine Farce fein müsse.
Darum mußte au dem österreichisch
serbischen Streit, der nicht zu lokalisic
n war, ein östernichisch-russischer Kon
flikt werden, welcher ein europäische
Problem, die Gefahr eine europäische
Kriege, herauf beschwor. Die serbische
Fraqe spitzte sich auf ein Kraftprobe
zwischen Dreibund und Dreiverband zu.
Da wird in ein Depesche de deut
schen Botschafter in London an da
Berliner LuSdärtis Lmt vom 27.
WtM
Juli (aufgegeben in London 8.8 nach
mittag, angekommen im Auswärtige
Amt 8.40 abend. Eingangsvermerk:
2. Juli vorm.) ausdrücklich festgestellt:
El heißt da:
Der Eindruck greift hier immer mehr
Platz, und da habe ich au meiner Un
tcrredung mit Sir Edward Grey deut
lich entnommen, daß die ganze serbische
Frage sich auf eine Kraftprobe zwischen
Dreibund und Dreiverband zuspitzt.
Sollte daher die Absicht Oesterreich, den
gegenwärtigen Anlaß zu benützen, um
Serbien niederzuwerfen (t, cruh
Senri; ie Sir Edward sich a
drückte), immer offenkundiger in Er
sch'einung treten, so wird England, des
sen bin ich gewiß, sich unbedingt auf
Seite Frankreich und Rußland stellen,
um zu zeigen, daß e nicht gewillt ist,
ine moralische oder gar , militärische
Niederlage seiner Gruppe zu dulden.
Kommt e unter diesen Umständen zum
Krieg, so werden wir England gege
un Haben. Denn die Empfindung, daß
der Krieg angestcht de weitgehenden
Entgegenkommens der serbischen Regie
rung sich hätte vermeiden lassen, wird für
die Haltung der britischen Regierung
von ausschlaggebender Bedeutung sein.
(D. 265.)
Die Situation am 27. 3uli' l914
war, de vorliegenden deutschen Doku
menten entsprechend, also folgende: Der
Versuch, die Austragung des Streite
zwischen Oesterreich-Ungarn und Ser
bien u lokalisieren, war gescheitert, und
zwar nicht nur an der deutlichen Ent
sch'ossenhcit Rußland zu einem Kriege
mit Oesterreich und eventuell auch mit
Deutschland, sondern auch aa der Hal
tung Englands, welches, ach der oben
angeführten Auskunft des Fürsten Lich
nowSkq. deS deutschen Botschafters i
London, unter den Eindruck geraten
war. daß eS auf eine .Kraftpro be zwi
schen dem Dreibund nd dem Dreivcr
banV abgesehen sei.
Wen die deutsche Regierung sich in
solchem kritischen Moment zur Teil
.nähme an einer VcrmiUlungS-Akticm
unter Zustimmung zu Borschlägen Eng
landS und ' ÄußlandS entschloß, so
konnte dieser Entschluß nur von der Ab
sicht und dem Willen, die Kraftprobe
zwischen Dreibund und Dreiverband zu
vermeiden, diktiert sein, wobei die Fragte
ob der Zeitpunkt nicht bereits zu spät,
immer noch offen gelassen worden. Je
denfalls wurde damals bereits mit 'Hoch
druck daran gearbeitet, die gesamte Ver
antwortung Deutschland aufzubürden.
Schon am' 24. Juli meldete der deutsche
Botschafter dem Berliner Auswärtigen
Amt, die Stimmung in Paris gehe da
hin,, daß' die Entscheidung über Krieg
und Frieden jetzt wesentlich bei Berlin
liege. (D. 252. In einem der vielen
Gespräche zwischen dem. deutschen Bot,
schafter in London und dem britischen
Auslandffinister Sir Edward Grey
äußerte sich der letztere, am 27. Juli, da
hin, alle Welt sei davon überzeugt, daß
der Schlüssel der Lage in Berlin zu
suchen sei; .wolle Berlin "wirklich den
Frieden, so wäre eS,in der Lage, Oester
reich davon abzuhalten, eine, wie Grey
sich ausdrückte, tollkühne Politik zu trei
ben.' (D. 258.) Die . Propaganda,
Deutschland die Schuld am Kriege zu
zuschieben, hatte also bereits eingesetzt,
bevor e überhaupt zum Kriege, gekom,
men war, und schon zur Zeit, da die
deutsche Regierung ibre Bereitwilligkeit
zur Teilnahme an der VermirtlungS
Aktion unter Zustimmung zu den Vor
Wägen London und den Anregungen
Petersburgs auSfprach. ,,
Den ersten LermittlungSversuch-Bal
Ion ließ England unter dem Eindruck der
Lsterreichisch-ungarischen Note an Ser
bien am 24. Juli aufsteigen. Unter die
sem Datum berichtet der deutsche Bot
schafter in London über 'ein Gespräch
mit Grey, in welchem sich dieser folgen
dermaßen geäußert habe:
Di, Vesahr lnc irovlische Kriege sei.
M Oesterreich kerbischen ?oden betrete, in
nitchNe NSb, geruckt. Ti, Volgen ine kok
chen Kriege zu vier, er betont, auSdrück
iich die 8ah Vier und meint damit tftufi
land, OeIterreichUngarn. Leutschland und
Frankreich tSnaland le'Ws nd Italien waren
als noch aukor Velrachi geblieben) feien voll
komme unabsehbar. -Wie auch immer
di och verlauf. Uie s,
sicher, tat milch in ,
sich, SrschSpsung und Berar
mung Platz greise, Jnduftrt,
und Handel dratchlek und di
apttaikrast zerstört wrd.
NedolutionSre Dwgunn wt
im Jahre 88 nfdlg der dar
i,d,rltd (ffw r (tätig
keil urdk dt Bei, sein.
(Siel, damalig rothe, Ivan
tt) ist denn auch 1 wdrt
iich tngkkrass.) Wa Eir Edward
am meisten beklagt, nebe demSoa der Note,
ist dt kurze Befristung, di, den Krieg hei,
nah unvtimeldlich mach. Er sagt mir,
würd, bereit sei, mit un zusammen im
Sinn wer ffriltverlängerung in Wie vor,
sicllig zu werden, da sich dann vielleicht in
ueg finden laste. Er bat mich, diesen,
vrschlag ) Sevenz zu übermitteln. Fer
er gt r an, bab für den Fall in ge
sährlichen EpanniMg zwischen Rubland und
Oelierrelch, di vier rocht mittelbar betet
vgte Ptaate England. Deutschland. Frank
reich und Italien wische viubland uird
Oeslerreich'Ungarn di ivermllung üderneh
men sollten, uch diesen Vorschlag bat r
Mich. j,o. iku. zu utterbreUe. (D. 1&7.)
Deutschland lehnt, damal noch aus
dem Standpunkt der ZUchtinterveniion
stehend, jede Einwirkung aus Oesterreich
in dessen Streit mit Serbien ab, pellt
aber feine Bereitschaft, vorbehaltlich fei
ner Bllndnispflichten, fest, mit den an
deren Großmächten in eine Vermitt
lungS'Akti .. zwischen Oesterreich und
Rligland. sollte eine solche notwendig
oder wünschenswert werden, einzutretca
D. 13.). Da geschah schon am 22.
JuU. und zwar f deutscher Seite im
mer noch ia dr ?.-martung. daß Ruß
land au dem österreichisch-serbischen
gonflitt herausgehalten werde könne.
E folgte nun ei kurze LerstecksM
Zwisten Berlin und London; erstere
versteckt sich hinter feiner Bündniö
Pflicht Oesterreich grgenüber und letzte
re hinter seiner Freundschaft mit Ruß
land.
E wurde in Spiel und Gegenfpick
zwischen der deutschen Auffassung, welche
welche, die dtrreichilchlrdisch Streit
MW.
frage al eine nur die nxi Staate an
gehende und daher jede fremde Einmi
schung uuSschlitßende Angelegenheit dar
stelle, und dem britischen Drängen, diese
Frage z einer europäische zu erweitern
und sie der Entscheidung Europal zu
unterbreiten. Ja diesem Spiel und Ee
leniplei iu e ver vkiiliqen lpwma
ie gelungen, die deutsche au ihrer Po
sition Heraul zu manövrieren. Am 26.
Juli kam England mit dem Borschlag
einer in London abzuhaltende Bieter
Konferenz herau, welcher al eine Art
europäischer Areopsg gedacht war.
Der deutsche Botschaft in London be
richtete darüber unter dem Datum de
26. Ju.'i a da Auswärtige Amt in
Berlin: ,
'- Sto. 238.
Ter Botschafter in London an bo
Auswärtige Amt.
lelegramm tl. -
L , d o , den 2. Juli 101.
trnbe soeben 6 B. itcolson und Lik SB.
Tyrrell esprochen. Nach hier vorliegenden
iliachrichten siebt allgemein Ekibnulung ruf
kiloder itieservisien nicht bevor, solchem nur
partiell ModUtslctun fern unseren Grenze.
Beide Herren erblicken im itiorfchlage fett t.
Aren, vier Nimseien, z vier abzuhalten,
einzig jvioglichieit, allgemeinen Krieg zu ver.
meiden, und hosscn, dab hiribet gelingen
erde, Oesterreich voll wenugiuna zu der
tchaifen, da Serdien eh geneigt sein örde,
dem Druck der Möchte zu wexiien und ftch in
deren vereinten Willen zu fügen 1 den
Drohungen Oesterreich. Undedingt, orau
sesiina sei aber für gelingen der onscrenz
und für Erhaltung Friedens, datz olle mi
l,Iörifen kioegungen uninblielxn. Eei ecsl -serbische
Grenze überschritten l nSre alle
derioren, denn leine russisch,. Regierung
Kid, die dulden turnten tuid turn tinariss
Be Oesterreich zu schreiten geztoungen sein,
sie nicht ihrer etelluna bei den alla,
ttcn klir tilimcr erlusiig gehen nwlli,
Eir Ä. thrrell, der Eir E. Bren noch csiern
abend gesehen hat nd van dessen utickieii
genau unterrichtet ist, wie mich diedcrholl
und mit Nachdruck aus di vngedeur, , ih'iich
tigleit bin, das, di zur Erledigung der an
serenzfrage serbisches Gebiet nicht dcriiyrt
werde, da sonst all emuhungc vergeolich
und er FLeitlricg unobmenddar sei. Tie
in Vrrlin rhossle Lotaiisierung Iri onslili
sei volllommen unmöglich und müsse au der
praktischen olitii aucheiden. elSnge un
teiden. SrA, dem Kaiser bezw, dessen ie.
aiening un tucrirciern tm eretn mit str
. de uroxäilchen Frieden zu rcticn,
s seien die deutltenalilcben Bexiebunaea
slir immerwahrrnd, jeiten aus eine sichere
Grundlage gestellt. Be länge die nicht, 1 1
stcbe alle in ffrag.
Ich möchte dringend davor warn,, an di,
Mögiichlelt der Lolaiislung auch fernerhin
zu glaube, und die gehorsämli. Bitt, aus.
sprechen, unsere Hn einzig und allein
von der Ziotwendigleit leite zu lallen, dem
deulschen Bolle einen ftntmjf zu ersvaren, bei
dem ti nicht zu gewinne und olle zu
verliere hat.
Sir S. Grey lehrt deut, abend zurück.
fit 4 n (.
Die fchließliche Annahme dieses Ver
mittlungs''VorschlageS nach fast krampf
haften Versuchen, de eigenen Nichtinter
veniionS-Standpunkt durchzusetzen, bil
det den Inhalt der oben angeführten
Dokumente 277 und 278. Der deutsche
Reichskanzler unterbreitet der Wiener
Regierung durch Vermittlung des dor
tigen deutschen BotschafterZ de engli
schen VermittlungSdorschlag zur Erwä
gung mit der Feststellung, daß die deut
sche Regierung die Rolle deS Vermitt
ler nicht länger abweise könne. Zu
gleich wird die britische Regierung durch
den deutsche Botschafter i Londo von
der Uebernahme der Vermittlerrolle zwi
sche Wieg nd Petersburg seitens
Deutschland mit der Benachrichtigung,
daß auch der Wunsch SasonowS (des
russische AuZlanhministers) ' :rtch einer
direkten Aussprache mit Wien dort un
terbreitct worden sei, in Kenntnis ge
fttzt.. '
Dieser russische Wunsch nach einer di
relte Aussprache mit Wien deutete die
.Vornahme eine Frontwechsels auch Pe
terLburgS gn. Die Unterredungen zwi
schen Sasonow und dem deutsche Bot
schafter Graf PourtalöS nahmen einen
weniger erregten Ton an. 2er russische
AuSlandminister stellt sein Schimpfen
auf Oesterreich ein: .Ich hege keinen Haß
gegen Oesterreich, aber Verachtung"
(D, 204) und sein Säbelgerassel: Wenn
Oesterreich versuchen sollte, Serbien zu
verschlingen, werden wir mit ihm Krieg
führen.' (D. 16.) Am 26. Juli mel
dete Graf Pourtalös a da Berliner
Auswärtige Amt (D. 217), er habe Sa
sonow viel ruhiger angetroffen. Es
läge, äußerte er. Rußland nichts ferner,
a! de Kriitz zu wünschen. Er sei de
reit, alle Mittel, durch welche der Krieg
verhütet werden , könnte, zu erschöpfen.
Man müsse ine Brücke finden. Jn
de Kreisen der Erhaltung de Frie
den geneigter, monarchistisch gesinnter
höherer Offiziere m der Umgebung de
Zaren sah Man l beste Mittel, den
Frieden zwischen de Großmächten zu
erhalten, daß sich der Deutsche Kaiser
persönlich in direkte ' telegraphische
Verbindung mit dem Zaren setze. Die
sc Telegramm müßte an da monarchi
stische Gefühl deS ,Zaren appellieren und
auf den schweren Stoß, welchen der
monarchistisch Gedanke durch den Mord
von Serajewo erlitten habe, sowie auf
die den Monarchien im Fall einer all
gemeinen europäischen Konflagration
drohenden Gefahren hinweisen. (D.
229.) Damit war zum ersten Mal die
Idee der Kaisertelegramme angeregt,
al die ultima ratio de Friedens nach
dem Versagen der diplomatischen Mit
tcl. Ein solches Telegramm war denn
auch bereits im Entwurf fertiggestellt
(D. 232), eS ist' aber nicht abgesandt
worden. Eine ' Randbemerkung des
Reichskanzler zu der PourtalSs-Depe
sche besagt: S. M. will einstweilen
keine Depesche an de Zaren schicken
In einer weiteren Depesche de Gra
sen PourtatS vom 26. Juli' D. 238)
ist zum erste Mal von der Idee einer
direkten Aussprache zwischen Wien und
Petersburg die Rede. Der deutscht Bot
schafter selbst hat eine solche Aussprache
angeregt. E wäre vielleicht der Ver
such zu mache, mit Oesterreich-Ungarn
unverzüglich Fühlung zu nehmen; zmi
schen Oesterreich und Rußland eine Ba
sis zu vereinbare. .Sasonow erklärte,
er wolle sofort im Sinne meine Vor
fchlag an den russischen Botschafter in
Wien telegraphieren. Ich habe Ein
druck, daß Casonom, vielleicht infolge
von Nachrichten au Pari und Lon
don,. etwa die Nerven verloren hat
und nach Auswegen sucht."
Dieser Wunsch Sasonow auf direkte
Aussprache mit Wie ist dann dem
Lsterreichisch-ungarischen .AuSlandmini
ster Grasen Berchtold! den oben mitge
teilte Depeschen a den deutsche Lot
schafter in Wien und London (D. 277
und 278) mitgeteilt worden.
Darnach hatte die Vermittlung
Aktiv zwei, Wege eingeschlagen. Sin
mal durch die Bereitschaft Berlin, die
Bermittlungörolle, den, Vorschlag Eng
land entsprechend, , anzunehmen und
zweiten durch eine in Vorschlag ge
brachte direkte Aussprache zwischen Pe
terLburg und Wien. Damit hatte die
deutsche Regierung ihren bisherigen
Standpunkt, daß der osterrcichisch-serbi
sche Zwist eine ausschließlich diese bei
den Länder angehend Angelegenheit sei.
ausgegeben, und die Auffassung, daß e
sich um eine europäische Frage Handel.
Iich durchgesetzt. Es galt nun nicht mehr,
den Konflikt zwischen Oesterreich-Un
garn und Serbien zu lokalisieren, so
der den uropaischen Krieg zu verhü
len. Damit war eine neue Phase der
Entwicklung, welche zur europäischen
Konslagratio und schließlich zum
Weltkrieg führen sollte, erösfnet.
:.
Für die Beantwortung der Frage,
ol, e Rußland mit seinem Frontwech
sel ernst gewesen war, ist die Betrach
tung der kriegerischen Vorbereitung
maßregeln, welche Rußland zu gleicher
Zeit betrieb, von Betutung. Hierüber
gebe die vorliegenden deutschen Doku,
mente zum Kriegsausbruch folgende
Aufschlüsse:
Am 25. Juli, berichtet dek deutsche
Botschafter in Petersburg dem Auswär
tigen Amt, r habenden. Eindruck, daß
man alle Vorbereitungen zur Mobil
machung gegen Oesterreich treffe. Die
Truppenübungen seien abgebroche, die
Regimenter in ihre Garnisonen zurück
befördert, die Kriegsschüler jetzt bereits,
anstatt wie sonst üblich erst im Herbst,
zu Offizieren befördert worden. (D.
134.), Den nächsten Tag läßt der Reichs
kanzler de deutschen Botschafter in
London. Fürsten Lichnowsky, wissen, er
habe Nachrichten, daß in Rußland die
Einberufung mehrerer Reservejahrgänge
unmittelbar bevorstände, was einer Mo
bilmachung auch gegen Deutschland
glekommen würde. Bewahrheite sich
diese Nachricht, so sei Deutschland zur,
Ergreifung vo Gegenmaßregeln ge
zwungen. D. 199.) Am selbe Tag
telegraphiert PourtalöS aus Petersburg,
det dortige deutsche Militär-AttachS
bitte ihn, folgende Mitteilung dem Ge
neralstab zu übermitteln: Halte für
sicher, daß Mobilmachung für Kiew und
Odessa befohlen. Warschau und Mos
kau fraglich. Die anderen wohl noch
nicht." (D. 218.) Daraufh! drahtet
der Reichskanzler dem Grafen Prn'
WM in Petersburg, die militärische
Maßnahme Rußlands würden Deutsch
land z Gegenmaßregeln zwingen, wel
che nur in der Mobilmachung bestehen
konnte.. Das würde de Krieg, gegen.
Rußland und Frankreich angesichts der
gegenseitigen Verpflichtungen bedeuten
und müßte zum europäischen Kriege füh
ren, den Rußland doch nicht wollen
dürfte. (D. 219). Pourtalös auS Pe
tersburg an Auswärtiges Amt am 26,
Juli: Habe Herr Sasoom in Krei
sen hiesiger fremder Militär-AttachSS
verbreitete Ntchricht angeredet, wolwich
angeblich an mehrere russische Armee
korpS der Westgrenze MobilmachungS
ordn ergangen fei. Ich habe dabei auf
große Gefahr solcher Waßregcldie. leicht
Gegenmaßregeln hervorrufen könnte, hin
gewiesen. Minister erwiderte, er könne
mir garantieren, daß keinerlei Mobil
machungsordre ergangen, vielmehr im
Minifterrat beschlossen worde sei, mit
einer solchen zu warten, bis Oesterreich
, Ungarn feindliche Haltung gegen Ruß'
land einrlehme. Daß gewisse militä
rifche Vorbereitungen, um nicht über
rascht zu werden schon jetzt getroffen
würden, gab Herr Sasonow zu." (D.
230.) I
Am 27. Juli'trifft im Berliner Aus
wältigen Amt folgende Nachricht vom
deutscden Admiralsstab ein: Ein Agent
meldet: .Vom Gehilfen des Peters
Kurzer BezirkskommandoS ist mir fol
gende bekannt: Rußland mobilisiert im
stillen, um Serbien gegebenenfalls zu
unterstützen. In Petersburg waren vor
ca. 10 5agen aus dem Bezirkskorn
mando die Einberufungen für ca. 300,
000 Wann und 20,000 Offiziere fer
tig. Die Stimmung in, Militctrkreisen,
ist 'nicht für einen Krieg mit Deutsch
land, aber durchaus für einen Krieg
gegen Oesterreich." (D. 255.).
Im Verlauf des 27. Juli treffen fol.
gcnve weitere Meldungen im Berliner
Auswärtigen Amt , ein: Vom Verweser
de Konsulats Kowno (von, Eydtkuhnen
abgesandt): .Kowno ia Kriegszusiand
versetzt." (D. 264). Vom Botschafter
in Petersburg: .Militär-AttachS mel
det: .Schwedischer Konsul Riga be,
richtet: Düna-Mündung ist von Minen
gesperrt. Im Gebiet von Riga werden
alle Waggons entladen und der Mili
tärverwaltung zur Verfügung, gestellt."
(D. 274.) Vom Botschafter in PeterZ
bürg: Konsul in Kiew meldet, heute
nacht Artillerie in westlicher Richtung
abmarschiert. Kommandeur II. Kaval
lerie-Divisto nach Garnisonsort Dubno
abgereist." (D. 275.) Der Generalkon
sul in Warschau: ,Alle Truppen sind
auS den Manövern zurückberufen wor
den; viel Infanterie, außerdem Ulanen
auf dem Brest Bahnhof angeblich nach
Lublin und Kowel verladen; während
der ganzen Nacht auf der Brest-Li
towSker-Chaussce verkehren Hunderte von
Militärautomobilcn; bisher sind keine
Reserven einberufen." (D. 276.)
Fürst Lichnowsky telegraphiert soeben:
Ein,, alcichsall vom 27. ?! datierte De
Velche de deutschen Botschafter tn Peter,
bnra an da Berliner rcSrtia, Sm be
richt, llber ei elvritck. wele dr dr.
lii, deutsche MII,tir.Attach mit dem ruM
schen Ai'ieqZmInIter Scko'ninom aebab'
bat,. D, ?evescke (D. 812) tautet:
MililSr.Sltach meldet übn GcwrSch ml,
ftegminlsler: eakono hat tbn gebeten
mich liber militärische Lag, au'zullören. Tr
Kriegsminister ad mir kein Ebrenirort. dasz
noch keinerlei MobilmachungSordr, ergangen
sei. Vlö,iNg Bürden lediglich Vordere
timasmabnakmcn aitrotsen. kein Vfcrd an
gcboben. lein Reservist eingezogen. Kenn
Oesterreich serbisch Grenz Überschreitet, wer
den a,:s Oesterreich gerietet, WilttSrdezlrt,
Biere. Odessa. Moskau. Hasan mobilisiert. , Un
te teinen Umstiinden an deutscher Iran,
Warschau. Wilna. PeterSdmz. Man KSntche
dringend I rieben mit Teutschland, tkus
ein, grage. , welchem Rk ffiloMttna
churig argen Oesterreich, ckiseizucken und Hin
ei aus Tilomaten. krrack de Pliirt
ter au, da) tun det un Lüldtsuk!, fax
freundlich Ilbflchten zeig. oUt mich ZN
bilmachung Oesierrtich allein al seh
dedrMtch ansehen werde. LAinilter betont
nachdrlXkiichli nd wiederholt ifedlirliii nd
Wunsch nach Frieden. Halt, ElndrOkke grob
Rervosllüt nd Vesorgni. Hall Wunsch us
grtede, für aufrlchii, mtlltSrisch tmabtn
tnsoweU slir zulrllend. das, dollig, Mobil
achmi wohl nicht angeordnet, dorbereilerrd
Mabnahmen ab sehr weitgehend. Man ist
sicherlich bestredt, 8 zu gewinnen zn neue
BerhandlungkN und Iortfevung der üftun
am. ttlui derurlack,! innere l!,is, aber.
kknnbar fchwer, eiorgni. rundii, der
Ktiiiimiin! Hofsinina aus tcutlchland nd
Berntittlmig er. m.
Die Mehrzahl dieser, auf die russt
sche Mobilmachungs.Maßnahmk sich
ziehenden amtlichen Welsunge ist
zwar bereits in dem deutschen Weiß
buch" enthalten, sie sind indessen noch
einmal im Zusammenhang mit der Ent
Wicklung der Allnemeinlage angeführt
worden, eil sie sich wie ein roter Fa
oen, welcher auf den Kriegsausbruch
hinauslauft, durch 'alle die Verharcd
lungen hindurchzieht.
Die rufstsche GeneralMoöilmachung
ist dann der Krieg gewesen.
(Ei weiterer Artikel folgt.)
, Kriittk jfijw
V n m
TaS Haar als Barometer bet Gen
sundheit.
Nur wenig ist bisher der Zusammen
hang beachtet worden, der zwischen dem
Haar deS Menschen und seiner Gesund
hcit besteht. Auf diese Zusammenhäng,
weist ein englischer Arzt hin und be
spricht dabei auch zugleich die Erschei
nnng deS plötzlichen GrauwerdenS, die
bei den schweren seelischen Erschütterun
gen deS Krieges besonders häufig aufge
treten ist. Daß jemand über Nacht
grau wird", erscheint unS als eine Re
denSart. die nur in sehr seltenen Fälk
sich bewahrheitet. Aber in den letzten
Jahren ist S verhältnismäßig häufig
vorgekommen, daß Männer und Frauen
im besten Alter nach einer plötzlichen
starken seelischen Erregung der Schnee
deS GrcisenalterS auf ihrem och jungen
Haupt trugen. Sehr diel mehr Men
schen sind während der letzten fünf
Jahr grau geworden als etwa in dem
Jricdenslusirum, das vorausging. Nicht
immer kommt diese vorzeitige Mahnung
des Alters plötzlich, sondern der Ergrau
ungsprozeß kann auch sehr langsam vo
, sich geben; man vermag dafür leine be
sonderen Gründe anzugeben. ES ist
der Kriegsjammer, der den Menschen di
ursprüngliche Farbe ihre HaareS ge
raubt hat.' Ja. man hat sogar auS der
Not eine Tugend gemacht., Viele Frauen
tragen diese weiße Krone des Leidens,
die ihnen der Krieg aufs Haupt gefetzt
bat. mit Stolz, und Friseure versichern,
daß es sogar Frauen gibt, die sich das
Haar grau färben lassen. Ganz junge
Damen, Damen noch unter ,80", erzählte
ein Haarkünstler der Londoner guten
Gesellschaft, sind in den letzten Jahren
grau geworden. Diese Dame lehnen
es ab. ein Färbemittel ' zu gebrauchen,
sondern sie ziehen es vor, mit dieser in
teressanten Haarfarbe zu erscheinen, und
früf Tlrtm.n fittVi Krtn m.vlvntti-
w.tjv mw.v, iiiwvii vyuk, V Ittk..t4t,r
dig es klingt, Nachahmerinnen unter den
Frauen mit blondem und dunklem Haar,
die daS eigenartige Grau künstlich ihren
Frisuren verleihen." Nun hat man aber
jetzt deS öfteren die- Beobachtung ge
macht, daß Menschen, die plötzlich grau
geworden sind, diese graue Farbe deS
HaareS wieder verlieren können. Eine
Dame zum Beispiel, deren Haar bei d
Nachricht vom Tode ihres junge Soh
neS auf dem Schlachtfeld ergraut war,
verlor durch eine Krankheit den größte
Teil ihres Haares. AIS sie dann wieder
gesund wurde und daS Haar wuchs, be
fand sie sich allmählich im Besitz deS
schönen braunen Haares, daS sie früher
besessen. , Bei Soldaten, die infolge von
Eranatschock" grau geworden find,
nimmt das Haar wieder die frühere
Färbung gn, wenn sie ins Zivilleben
zurückkehren und von der Nervenerfchüt
terung, die sie erlitten haben, geheilt
sinV. Bei nervösen Menschen, die viel
an Kopfschmerzen leiden, treten graue
Streifen oder Flecken im Haar auf,
und wenn der Kopfschmerz verschwin
det, so hört auch dies teilweis Grau
färbung wieder auf. ' Solche, graue
Stellen können direkt als Anzeichen da
für gelten, daß ein Nervöser an schwe
rem Kopfschmerz leidet. Auf diese Weise
wird daS Haar wirklich zum Barometer
der Gesundheit. Aber in einem weite
ren Sinne kann man überhaupt 8'
dem Zustand deL HaareS Schlüsse aus
den Gesundheitszustand deS Mensche
ziehen.
Tie letztjahrige Ausgrabungen
am Tom zu Fulda. Die Ausgrabun
gen. welche für die Geschichte ' sowie
Kunstgeschichte von großer Bedeutung
sind, haben östlich deS heutin Baues zu
sehr ersreulichen Fortschritten geführt.
Von dem unter dem zweiten Abt Bau
gulf (779803) östlich der ersten, von
dem hl. Bonifatius und Stuttmus er
richteten Kirche, ist der äußere Krei!
bogen der Ostapsts der Karvlingische
Basi'ik. freigelegt. Vom nördlichen oder
südlichen Ceitcneingang des heutigen
DomeS ist der Ueberrest dieses Bauteiles
aus dem Ende deS 8. Jahrhundert?
scharf zu erkennen. Die freigelegte
Anlagen dieser Zeit werden unterschnit
ten von den regelrechten Grundlinie
dreier Raume, deren Estrich wohl erhal
ten ist. Da diese Räume die Mauer
der 701 begonnenen großen Basilika un
tcrschneen. so müssen sie älter' als die'
selbst s,!n; sie sind i?eiartch in die Grün
dungs-eit dc! Klosters Fulda selbst ju
verweise' und szchörea zum ersten vvn
dem hl. VonifaliuZ und SturmiuS er
richteten Kloster. Auf dem ffußbode
dieser Räume sind auch jene ersten Ful
da Benediktiner einhergemandelf. deren
Namen jetzt unter der Zahl der Hciligea
genannt werden
Harre nicht auf defsr Zeiten;
Thor! du harrst in Ewigkeiten;
WaS du harrst, ist eitel Dunst;
Aber aus dem Schlack der Zeiten
Sich c LcbenS Gold der!.
War vo je die schöne Stt i"V'
I