Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, February 07, 1920, Image 3

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Nach Clemenckan Millerand. Arbeit da Losungswort drr kuen
sranzSslschen NkgZerung. Wesentlichknt nd Faktoren der auöwSr.
tigen Politik. Ein Pakt der knielligenten und honetten Leute.
SlhcinbabenS Leitsätze. Der KurS auf grader Linie. Verschiedene
OrientierungSMglichkcitkn. Englands Anbiederung" mit dem
Blick aufö Gkschöft. Zwei Weggenossen. Der Schweiß der Arbeit
, , vor den
Zt Posaunen welche George! Cle
menceau, den äußersten Exponenten der
Gewaltpolitik, wie sie sich in den der
schiedenea Friedensvertragen betätigl,
bereit! in die Aräkidentsckast der Iran
Ivsischen Republik hineingeblasm hatten,
waren aus einen saiiqenon qilmmt.
Aber ei muh sich erst herausstellen, ob in
dem plötzlichen Sturz deö Organisa
iorj fcc3 Siegcö" eine neue WillenSrich
lung de! französischen Volkes zu Tage
getreten ist, oder ob Machenschaften eiset
süchtiger und ob der Häufung der Macht
fülle besorgter Politiker ihn veranlaßt
haben. Clemenceau selbst hat sriiher
einmal gesagt, daß er keinen einzigen
wahren Freund habe. Er hat auch den
Sieg, welchen er unlängst bei den Depui,
tiertenwahlen errungen, so glänzend die
ser öuszerlich erschien, als Pyrrhussieg"
bezeichnet, und die Ereignisse, welche in
keiner Niederlage bei der Präsident
Mstswahl kulminierten, haben ihm
öiecht gegeben. Ob nach der Entamtung
nun auch der persönliche Einfluß Cle
menceauS uf die Ausgestaltung der Ee
schicke feines eigenen Landes und auf
,dtt der Weltpolitik verschwinden wird,
muh ali mindestens zweifelhafter Posten
in die große Zukunftsrechnung eingestellt
werden. Die Erbschaft, welche er hin
terlassen, wird zunächst von der eurg
däischen Politik tibernommen weiden
müssen, und von ihrer Liquidierung wird
liich die Weltauslandpolitik berührt
werden. Die Erbschaft ClemenceauS ist
der Kampf; hat doch selbst den Frie
den, welchem seine starke Hand vor allen
den anderen daS Siegel der Gewalt auf
gedrückt hat, als eine. Fortsetzung deS
Krieges mit anderen Mitteln bezeichnet.
Sie europäische Politik wird in der nach
ften Zeit bestimmt werden durch den
pamps der verschiedenen Richtungen um
die Aueführung der Eewaltverträge, wie
sir von der Pariser FriedenIkonferenz
festgestellt worden sind. Die europäische
Page wird je nach der Richtung, welche In
hiesem Kampf obsiegt, bestimmt werden.
Der Sieg derjenigen, welche die Frieden
M ihrer Einheit aufrechterhalten wollen,
wurde Europa ruinieren. D Möglich
seit einer Rekcmstruktion liegt in der
urchsetzunz der Auffassung, daß die
Verträge undurchführbar, unpraktisch
nd für Europa verhängnisvoll smd.1!!
Kird ein Kampf zwischen dem, nur mit
der weiteren Geltung der Machtpolitik,
die den Friede diktiert hak, durchzusüh
tenden politischen LormachtHerrfchaftk
Bedanken und der. durch den Ausgleich
der wirtschaftlichen Interessen möglichen
Betätigung der Idee vom dauernde
Frieden sein. ES wird ein Kampf sein
hmischea den zufälligen' Ansprüche deS
i ationaliftischen Imperialismus und den
Kzotwendigkeite der wirtschaftlichen
Interessengemeinschaft.
, In der französische Deputlertenkam.
wer hakn die Maulhelden und die
Eieren! deS Stationalismuö und deS Im ,
Die Zukunft der ' .
dmijchen Ailjenlchajt.
von Krofessor Dr. willselm Vstwald.
(Possische Leitung. L5. Te. 1019.),
Bon allen Weihnachtszeiten der bald
siebzig Jahre, die hinter mir liegen, weiß
ich mich keiner trüberen zu erinnern.
Gelbst der, Schrecke und Schmerz um
unseren Zummttbruch, der im borigen
!ahr um Weihnachten noch frisch war,
hat nicht fa niederdrückend gewirkt wie
die Erkenntnis des letzten JahreS. der
sich heute auch der aufrichtigste Demo
jrot nicht verschließen kann. Denn die
trste Jahr deö, demokratischen Volks
paateS Deutschland hat gezeigt, wie ge
tking die siaatendildenden Kräfte del
deutschen VolkcS sind, oder wie wenig
die vorhandenen Kräfte nter den gegen
lvär.tigen Verhältnissen zur Wirksamkeit
gelangen können. Nicht weniger der
heerend als die Bedrückungen unserer
Feinde hat unter uns das grundver
lehrte Verhältnis gewirkt, auf welche!
die große Masse der Nation sich zu der
Arbeit, dieser maßgebenden Grund
läge aller Kultur, eingestellt hat. Ge.
schichtlich erklärlich, aber sachlich der
Üblich für uns innere wie äußere!
Dasein ist der Arbeitshaß. der leider
so verbreitet ist und don frevelhaften
Volkverderbern immer wieder genährt
teilt,. Wahrlich: Will heute der Deutsche
seinen bedeutsamsten Feind kennen, so
braucht er bloß aufzupassen, wer ihm
seine Arbeit verleiden will: dort sieht er.
Denn Arbeit ist die einzig Quelle aller
Werte bis zum höchsten hinauf, und da
her gibt e! im Himmel und auf Erden
keinen anderen Weg, der nS au! der
Tiefe wieder aufwärt! führen kann, al!
den der Arbeit. Mehr al! jede andere
Zelt im Jahr ist die Weihnachtszeit ge
eignet, solche Betrachtungen anzustellen,
denn die uraltnatürlich Quelle diese!
Feste! ist die Wintersonnenwende, ken
Zeit, wo die Allerhalterin und AlXtroste
ein Sonne nnl am kärgsten scheint und
die Nacht ihtt ängste Henschaft libt.
Wir wisse, daß alsdann die Nacht
wirtlich am längsten geherrscht ' hat.,
Schon am Neujahr sagen wir erfreut:
tölwa! länger ist der Tag doch schon
geworden, und don dann ab geht e!
immer schneller aufwärt!. Wa! die
Natur ungesragt tdringt, Hx$$ wiz 1
Erfolg gesetzt.
t i,
perZaliömuS inen Zirku! aufgeführt.
LSon Daudet,' der , Sohn del großen
Alphonfe. und Prinz Murat. auch Tra
ger eine geschichtlichen Namen, haben
nach dem Haupt de neue Ministerprä.
sidenten, Alcrandre Millerand, bereits
bei dessen erstem Erscheinen vor der
Volksvertretung gestochen. . Die Waffe,
welche sie geschwungen, ist die der Ver
leumdung und der Verhetzung. Mille
rand aber hat ihnen, ein Wort zugerufen,
welche in aam ?krankre!ck in, Mik,?.
hall finden muß, oder das Land ist ver.
loren. Er hat die Notwendigkeit der
Arbeit als die Borbedingung einer Wi.
deraufrlchtung Frankreichs festaestellt.
Nur unter Aufbringung und mit der
ciangung lamlllcher in Betracht kam
menden und zur Verfügung stehenden
Kräfte wird die Welt wieder eingerenkt
werden !onne.n.Auch die Weltausland.
poNtik wird aus die Semeinsamkeit der
Arbeit eingestellt werden müssen.
In der Auslandpoliiik eine Staates
stellen sich dessen Bestrebungen und An,
sprüche betreffs seiner Stellung im in
ternationalen politischen .Leben und be
treff seiner Beteiligung am weltwirt
schaftlijen Getriebe dar.
ES fragt sich nun, in wie weit oder
ob überhaupt Deutschland heute imstande
ist. eine auswärtige Politik zu treiben.
Graf Brockdorff-Rantzau, ein sehr der
ständige Mann., welcher wohl noch ein.
mal zum Wort und dann zur Tat kn.
men wird, hatte, als er bei der Ueber,
nähme der Leitung deS deutschen Au,
wältigen AmtS sein Programm entwik
kelle, noch erklärt,, er wolle auf ine
aktive Auslandpolitik nicht verzichten;
damals aber befand "auch er sich noch in
der Illusion der .Vierzehn Punkte'. Der
Staatefekretär a. D. Conrad Haußmann
(Deutscher Demokrat) hat in einer gro.
ßen Rede über .Demokratische Ausland.
Politik" in der 107. Sitzung der Natio
nalversammlung vom 14. Oktober 1913
folgendes ausgeführt: .
Die auZdSnIae Storni Mn w
sZakwre: doa der Macht eine Staates und
von ,e,ne myeiiiei,. stetige und einsich.
tigen Wtlka. Tie Möcht bti Etaate in
Deutschland ist Ultltit hlt CbnmntM tth
dieser Faktor kann die ouwrtige Politik Ie
bet nicht bestimmen. Um l wichtiger ntrd
der ,wit Faktor, der stetige, einheitliche
Will. Diel Iletlae. wbetttich iille war
ta den letzten SO Jahren in Deutschland lei
er i orvande. u so nieb müsscu wir
u diese Ersabnm, lernen und versuchen,
einzuosle. Parteibader und eigmwchiig,
Ynteresienpelltik tolliea dem ukland gegen
üb nicht meb ol bbiU, de Deutschtum
geboten werden, k scheint mir nötig zu sein,
ei paar Wort darüber sprechen, eiche
die kUnstla, autwörtla alilik
seinkcmn. Dies, Volitlk ist mablo schwer.
z:r stn Ovie der Polll anderer, nd e
kann nur fchltttireis dersucht und erreicht wer
den. da wir Mein tüftlest In t niniim
der Welt werden. ES ist heute nicht dienlich,
unser Hossniingen zu plädieren, und auch
nicht, unsere eslikchlungen auszumalen, der
weil, dl Gegner Slsentlich behaupteil, unset
auch an unserem Volke erhoffen? . Von
meiner ländlichen Einsamkeit aus kann
ich es nicht wagen, eine allgemeine Ant
kort auf diese Frage geben zu wollen,
nur in dem .Gebiete, das mir durch ein
langes Menschenalter bekannt ist, in dem
der Wissenschaft, halte ich mich zu einem
Urteil berechtigt, und hier kann ich aus
voller Ueberzeugung sagen: Wir dürfen
hoffen.
Sor allen Dingen deshalb, weil hier
don einem Arbeitehaß überall nicht die
Rede ist. Wa! beim Fabrikarbeiter sich
nicht oft entwickelte und außerdem durch
eine kurzsichtige Parteipolitik vielfach zer
stört wurde, wa e! zu keimen begann:
da! ArbeitSglück. ist bei den Angehörigen
der Wissenschaft die Regel und steigt um
s hoher, je wertvoller die Leistung wird.
So hat die Heimkehr au! dem Felde und
die Befreiung von der Last de! Krieges
vielfach einen Arbeitshunger ausgelöst,
der sich in der Ueberfüllung unserer wis
senschaftlichen Anstalten und dem An
schwellen der wissenschaftlichen Produk
tion kräftigst geltend macht. In allen
Schrkftleitungen unserer Wissenschaft,
lichen Zeitschriften häufen sich die Arbe!
ten, die wegen Papiermangel! nicht ge
druckt werden können, und auch da!
Ausland beginnt trotz der jahrelangen
Hetze wieder die gewohnten Organe der
Mitteilung aufzusuchen.
Und, wie da! die Forschungen zur
rationellen Wissenschaftsgeschichte al! ge.
fetzmäßig notwendig bewiesen haben:
Parallel mit der Arbeit in die Breit
geht e! in die Höhe. Die drei natur
wissenschaftlichen Nobelpreise, jene höchste
Aulzeichnung, welch die Wissenschaft
kennt, find heuer sämtlich an Deutsch
land gegangen, und den Sachkundigen ist
schon jetzt klar, daß auch da! nächste
Jahr wieder mindesten! eine Preis nach
Deutschland dringen wird. Während die
ganze übrige Welt über un hergefallen
war nd un! zu dem schwerste Kampf
gezwungen hatt, de je ein Volk durch
fechten' mußte, habe wir noch Energie
genug Ldrig behalten, um in der freien
wissenschaftlichen Arbeit mehr zu leisten
als all anderen. Völker aulammenat
Politik kerd sein, streit zwischen ihnen her.
borzurusm, , vuich! ich die edanke, die
ras Nanyau auigesprochen hat, sU, s, rich.
g ballen, dad auch der jehig Minist sich
zu ihnen wird bekennen können. ist, nicht
unser PolUtk. hinzuarbeiten us einen e.
ensah der ntentemücht der aus in,
solche zu spekulieren, schon deshalb nicht,
keil ich! I untauglichere Mllel IvZre.
(Zustimmung bei den Deutschen Demokraten.)
E werden Jntereslenkerschiedenheilen der geg.
nertschen taaten u den natürlichen er
schtedenhette wachsen, und wenn si r
wachsen nd, wird Deutschland sich demenigen
laate zuneigen können, mllise und ditrsen.
der den allgemeinen Interessen und darum
in den deutschen Interessen mehr dlmt. 0
handelt sich nicht um ein kpezialprogramm,
aber eine gewisse Richtung zu erkennen, wird
wohl in einig Jcit slir da Volk und die
anderen in edürknIS.
S.mK angesangen werden, dem Misiirauen
nlgegen,treten. muh ein, aufrichtige
Politik sich auch i, beltimmle Wollen bei
den jeweiligen Anlasse abheben. Deshalb
hab ich gcklinscht. dak in der Blockadesach,
ine bestimmt Haltung hätt, ausgesprochen
werden können, oiS e gestern der Fall e.
Wesen ist. Wir müssen bens bestimmt ab.
lehnen ein Politik dr Hinteraedankcn wie
die Taktik, gut Mini zum bösen Spiel ,u
machen. ts ist eht populär, da Wort am.
detta: .nie davon sprechen, immer daran
denken.' nach chvlerart dahin, au,iegen,
dah der. der don dem Stärkeren geschlagen
worden ist. sagt: ich will gröber werde,,, und
, wenn Ich gröber bin. dann werde ich Dir
in der gleichen Münze heimzahlen. Mit die
sem Gedankengang wird don den durch die
Wcltgelchichie widerlegten zornigen Politikern
gespielt. Weil er der primitivste tlt. hosst
man Ihn am leichteste der Bevölkerung fug,
gerieren zu können. Aber, ich bitte, unser
Volk nicht zu diesem Gedankengange zu der
fuhren. Legen Sie sich die ffrag vor: kann
Deutschland allein le einen Krieg liihren? Und
wenn nicht, aus welchen Bundesgenossen für
einen neuen' Weltkrieg soll e rechnen? Aus
Oesterreich? Aus Ruhland? Aus Japan? Da
ist alleZ eine Unmöglichkett und .würde nur
da Bund zwischen Amerika. England und
Frankreich zu einem absolut unlösbaren ma
chen. ES gibt andere Mittel und NrSlte ulj
Handgranaten, m sich den Anteil an dem Ein
skull aus die Well zurückzuerobern, aus den
Deutschland Anspruch hat, einen Anspruch, den
e nie allsgcbc, wird. (Tclir richtig! bet' de
Deutschen Demokraten,) Wir miisten dabei
zugleich eine europäisch Politik mitzumachen
bereit lein, eine Politik, welche' an der Aus
richiung Europa nach dieser ungeheuren
Selbstzcrsleischung ehrlich mitwirkt.
Unsere nächtten Ziele werden w I r t s ä a 1 1:
lich e lein müssen, und deshalb werden auch
die Mittel wirtschisliich sei. Man sprich, von
Weitpoliiik, ob man sie machen kann oder
nicht. iit müssen diele Frage ganz nüchlcr
und gar nicht resigniert betrachten, denn die
Welt braucht Teutschland Und Deutschland
MltcreSeit. Darum ist Deutschland wi, sedc
andere Volk, bet dem da gleiche zuirisst, ein
Weltvolk un sein Verkehr mit den anderen
unentbehrlich. .
Darau geht aber ei weitere hervor. Wir
werden wirtschaftlich und politisch immer rea
gieren auf die wirtschaftlich und politische
Haltung der anderen. Wenn auch unser Po
lilik zurückhaltend sein muh. so soll si nicht
passid lein, sondern korrcspektid sein: jede
Volk, jede feindlich Bolk, jeder Neutral,,
welch un Gdmpathi ntgegenbringen, sollen
wisse, dak wi un mit Sympathie reban
chieren werde vor allem dann, wenn dies
anderen Söller selbst Respekt dar unserem Un
glück haben. Dazu ist nötig, das, wir di
Würd unsere Unglück besitzen und nie gegen
di Demütigung unempfindlich werden, welch
n emzulu man vorhat. Wir wollen un
nicht ducken, wir wollen di Zähne zusammen
beißen, und wir wolle , erkennen, dalz wir in
t Verbesserung unserer gute Eigenschaften
noch in, apitalreserb besthen, di, wir nicht
ungenüVt lassm dürfen.
E kann lSlder kommen, al man denkt,
dob sich ein stiller Pakt mit dem honetten und
intelligente Teil der feindlichen Völker bildet,
dab sich ein öffentlich Verschwörung der an
ständige Leuie zur Herstellung sittlicher e
ziehungen der.HöIk und de Völkerrechts bil
det. sittlicher IS Bewalt, Besehl und JelleluknI.
Wir glaube und dürfe glauben an den Geist.
nommen. Jetzt, wo man einigermaßen
übersehen kann, wag die letzten fünf
Jabre insgesamt an wissenschaftlichen
Fortschritten gebracht haben, können wir
feststellen, daß auch, abgesehen von der
eben erwähnten außerordentlichen Ent
deckung (die etwa! weiter zurückliegt), die
erheblichste fchöpferische Leistung dieser
Zeit (durch welche nach der qualitativen
Analyse de! Lichts durch Newton end
lich dessen uantitativk Analyse mit allen
ihren unabsehbaren Folgen ermöglicht
wurde), auf deutschem Boden gewachsen
ist.
In den Briefen, die ich während der
letzten Jahre mit einem schwedischen
Freunde gewechselt hatte, sprach dieser
sich sehr steptisch über die nächste Zukunft
der Wissenschaft au!. Der allgemeine
wirtschaftliche Niedergang, der dadurch
entstanden ist. daß der werktätigste Teil
der Menschheit fünf lange Jahre hin
durch keine produktive Arbeit geleistet
hat, muß nach seiner Ansicht auch die
allgemeine wissenschaftliche Produktion
drücken, die also gleichsam in LuxuS
oder Ueberschußprodukt sei, also bei all
gemeiner Knappheit nicht gedeihen könne.
Demgegenüber vertrat ich den Satz, daß
die Aisienfchaft gerade deshalb gedeihen
würde, weil sie da! sicherste' Mittel zur
Ueberwindung des gegenwärtigen Elends
ist. Haben wir denn nicht schon wäh
rend deS Krieges immer wieder erlebt,
daß sie, wie der Zauberer im Märchen,
da! bisher Unmögliche möglich machte?
Und wo wir Mißgeschick und Unglück
gehabt haben, ist eS da nicht überall der
Mangel an wirklicher Wissenschaft, näm
lich a rationeller Voraussicht künftiger
Dinge gewesen, waS unS in daS Unglück
geführt hatj "
' Allerdings haben diese Erlebnisse de
nen, die die Fähigkeit zum Lerne haben,
mit härtestem Hammer den Unterschied
zwischen Wirklichkeitswissenschaft und
Papierwissenschaft, oder kürzer, zwischen
Wissenschaft und Scholastik in da Be
wußtsein geklopft. Wir wußten nicht,
wie unheimlich die Scholastik auf dem
übcrfetten Boden Deutschlands in dem
letzten Menschenalter emporgewuchert
war.- Alle! da! erweist sich jetzt, wo die
harte Wirklichkeit alles niedertritt, wa!
nicht innert Lebenskraft betätigen kann,
als Unkraut, da! verdorren muß. damit
der Boden frei wird. Wie fo inanche!,
wat sich vorher al! Smma aller Kul
tur gebärdet hat, zeigt sich jetzt in seiner
Hohlheit, da e! nicht! aufzubringen ver
mag. WaS unserem Volk zum Aufstieg
belfen köiiule. Der Historismus und
PhilologiSmuk, von dem sich schon vor
einem McnschMlter Nietzschz mit Grau
.welcher, früh dtt spater, den tÄtdersland
der stuuipse Zelt bestegt'. Dazu brauche
wir In uwkrttg Politik, klar und wahr,
zusammenhaltend nd psychologisch. Di et
lietversasiung der deren Völker mud ehrlich
studiert werden, nd au dem Ergebn! diese
tudtum mub sich di Grundltni unsere
erhalten zum wesentlichen Teil ergeben und
anheben."
Da ist trefflich aufgeführt, aber aus
einen stillen Pakt der intelligenten Leute
und auf eine Verschwörung der anslän
digen eute zu warten, bedeutet eine
?rislbestimmuns von ganz nebelhafter
Unsicherheit, und ei gibt auch ganz ho
nette und intelligente Leute, welche, sich
auf den Wirklichkeitsboden stellend die
Gegenwartsverhaltnisse erwägend, zu
dem Befund kommen, dah die Sympa
thien keinen so auigiebigen Faktor bilden,
als die Notwendigkeit, wie sie sich auö
der Wirklichkeit giebt, und der Zwang
unter der Geltung der gegenwärtigen
. Verhältnisse. . Die deutsche Ausland
Politik wird längere Zeit noch sozusagen
sich in der Defensive verhalten müssen,
und auch in dieser Stellung muh der
Fechter di Schwächen des Gegners aus
zunutzen verstehen. Die sich unter der
Notwendigkeit der Gegenwart und dem
Zwang der Verhältnisse auf der anderen
Seite herausbildenden und immer deut
licher werdenven Interessengegensätze
werden als Faktor in Rechnung gestellt
werden müssen. Dah das deutsche Volk
aus der Vergangenheit lernen will, stellt
ja einen durchaus zu billigenden Ent
Muh dar, aber die Gegenwart 'fordert
ganz neue Methoden, und fiir die Zu
kunft sind ganz neue Leitsatze aufgestellt. '
Wenn die Welt heute noch, und grade
dort, wo Synzpathien mit Deutschland
und espckt vor seinem Unglück vorhan
den sind, kein rechtes Vertrauen in die
deutschen Zustände gewinnen kann, so
gilt das Mihtraue der Dsmr der be
stehenden VerlMmisse, und zwar nicht
dem guten Willens aber dem Leistung;
vermögen der heute in Deutschland Re
gierenden. , , ,
Auf diesen Punkt hat der Legations
sekrctär a. D. von Rheinbabcn in feinem
kürzlich erschienenen Buch , .Aktive
Außenpolitik (Gedanken für ein ouhen
politisches Arbeitsprogramm der Deut
schen Volkspartei) insofern hingewiesen,
als er die Tüchtigen und Fähigen, ganz
abgesehen von ihrer Partcizugehörig
keit, für , die' diplomatischen Au!
landposielr. fordert. Er will bie
Auslandpolitik Deutschlands unab
hängig von den Parteidoktrinen und
Parteikonstellationen, von den Hemm
Nissen parteipolitischer Eigenarten befreit
und von der Zufälligkeit der Schwan
kungen'der parteipolitischen Strömungen
losgelöst wissen. Er vertritt daS Gebot
der Notwendigkeit, ihr einen stetigen
Kurs zu verleihen undsie auf ein in,
grader Richtung laufende Linie zu stellen.
Der Verfasser des BucheS hat den In.
halt feines Programm in folgenden
Leitsätzen zusammengestellt: '
1. Nationale Erziehung zum PersiänZmiS
aunenvolitischer Fragen. f
2. Einstellung der Außenpolitik aus de,
Wiederaufbau unsere WirtschaslslebenS.
8. Witte sür Redisio de Friedensber
trage.
4. Sachgemäße und organisch, Reform de
uwSrNgcn Dienste. , ; , ;.
6. Förderun de Aufbaue unserer gc
samten l!ulandSbeziehunen mit dem Ziel
der Wiederherstellung deuischcr Zgellgcltung.
6. Umwandlung de heule Völkerbund ge
nannte Bunde der Sieger' in einen wirk
lichen Völkerbund.
Freiherr von Rheinbaben ist ein durch.
sen wendete, nachdem er ihn mit heißem
Bemühen durchaus studiert hatte, sieht
jetzt d Ende aller Tage und die Herr
schaft der Barbarei gekommen, bloß weil
ihre eigene Herrschaft, die der Nation
fo schweren Schaden gebracht hat. in
Gefahr sieht. Denn man braucht sich
nur zu fragen: Welche Kreise unseres
Kolkes haben sich während unserer schwe
ren Zeit bewährt, und welche haben ver
sagt? An ihren Früchten sollt ihr sie
erkennen.
Wenn bei dieser Gelegenheit ein alteö
und schweres Versäumnis gut gemacht
würde, daS uns unermeßlichen Schaden
gebracht hat, so wäre es ein gutes Weih
nachtsgeschenk. Es ist das die Anerkm
nung der neueren technischen Wisscnschaf
ten als gleichberechtigt mit den alten. An
den Universitäten waren öie drei allen
Techniken, Theologie, Jurisprudenz, Me
dizin, die ja sämtlich angewandte, nicht
reine ZZisienscbiften sind, herkömmlich
die oberen" Fakultäten. Die gewalti
gen Kulturleistungen, welche, die neuen
Techniken, Ingenieur und Maschinen
Wesen, angewandte Chemie, Elcktrotech
nik betätigt haben, würden ihnen einen
mindestens gleichen Platz sichern können,
wenn nicht wirklichkcitsblinde Traditio
nen sich in den Weg gestellt hätten. Mit
leuchtenden Augen gehen unsere Jungen
durch da! deutsche Museum von Meister
werken der Naturwissenschaft und Tech
nik in München, wenn ihnen ein glück
liches Geschick solches vergönnt. Hier
ist es, wo unser Bolk feine Kraft zum
Aufstieg holen wird; nicht au! verstaub
ten Pergamenten.
Wir Deutsche sind daS Wissenschaft
lichste Volk der Erde. Und da die Wis
fcnschaft , von allen Leistungen, durch
welche die Menschheit ihren Aufstieg au!
dumpfer Tierheit bewirkt hat. daS höchste
ist. fo sind wir dazu bestimmt, der
Menschheit, al! Führer auf ihrem Wege
zu dienen. Daran können, weder äußere
politische Schicksale etwas ändern noch
die inneren politisch'wirtschaftlichen Kin
derkrankheiten, die wir eben durchmachen,
so schwer sie sind. Umzubringen sind
wir nicht, weder von äußeren Feinden
noch' von den eigenen Torheiten, denn
w'l,r haben da! Mittel sogar gegen diese:
eben die Wissenschaft.
Sin sterbendes ?olk. Infolge der
SrippkEpidemie sollen die Eskimos so
dezimiert sein, daß mit einem völligen
Aussterbe dieser Stämme gerechnet wer
den muß. H Jorschiingsreisende melden,
daß in manchen Städten 50 Prozent und
darüber kchorbe,. find. -
au paatSmännisch denkender Politiker.
Aber seine obigen Leitsätze sind doch
stark von del Gedanken Blässe angekrän
kelt und von der angegrauten Theorie
verschleiert. Er warnt in seinen weite
ren Ausführungen vor einer fogenann
ten antieiiglischen Lkontinentalpolitik,
wie überhaupt vor jedem anderen hoch
tönenden Programm, wie Ostorientie
rung, Westorientierung, ausschließlicher
Völkerbundspolitik oder wie sie sonst alle
heißen mögen". Er stellt indessen an
einer anderen Stelle fest,, dah .ohne ein
wirtschaftliche Zusammengehen Deutsch
landS,und Rußland beide Reicht Objekte
des angelsächsischen Kapitalismus bleiben
werden und auf den Wiederaufbau ihrer
Wirtschaft verzichten milssen". Da ist
gewiß eine Orientierung", und zwar
die nach Osten.
Ein Teil der deutschen Presse wirft
anläßlich der . kurzlichen diplomatischen
Neuerncnnungen der deutschen Regierung
vor, daß sie den KurS ihrer Ausland
Politik in das britischpolitische Fahr
Wasser steuere", eine Politik der Anleh
nung an England betreibe. . Selbst solche
politische Antipoden wie Graf Ernst zu
Reventlow von der Deutschen Tages
Zeitung" und Dr. Georg Bernhard von
der Vosstschcn Zeitung", neuerdings
einer der Hauptvertr:ter einer eurovai
schen Koiltinentalpolitik", von weicher
Freiherr von Rantzau nichts wissen will,
stimmen in der Kritik der angeblichen
pro-englischen R.'gierungspolitik überein.
Wenn solche Politik damit begründet
wird, daß Deutschland gezwungen sei,
sich in der Zukunft an England anzu
lehnen, weil Amerika sich so gleichglll
tig" verhalte, so bekundet diese Darstel
lung von neuem, dah man in Berlin
über die hiesige Stimmung vollständig
im Unklaren ist. Denn die Gleichgul
tigkeit" besteht 'durchaus nicht Deutsch
land allein gegenüber,' sie erstreckt sich auf
das gesamte Gebiet der auswärtigen Be
Ziehungen Insoweit, als der Wunsch und
der Wille sich geltend macht, sich aus der
Aenjiiickuiig'mit den Verhältnissen und
Strntiglcikcn der alten Welt herauszu
ziehen. Sollte die deutsche Auslandpoli
tik auf eine Anbiederung der Briten
mit ihrem Blick fürs Geschäft' wirklich
reagieren, sö dürfte eö nach den Ersah
Hingen der Vergangenheit, von welchen
de Deutschen doch lernen wollen, min
destens zweifelhaft erscheinen, ob die
deutsche Auslandpolitik, damit in die rich
tige gradlinige Richtung eingestellt sein"
würde. ','
Die wahre Absicht Englands, auch in
Hinblick aufs Geschäft geht aus den Be
siimmungcn des Zusatzprotokolls, wel
ches die Deutschen vorm, Friedensschluß
haben unterzeichnen müssen, hervor. Die
Bedeutung dieser Bestimmungen ist noch
nicht hinlänglich gewürdigt worden. Sie
stellen gewiß nicht lediglich eine Strafe
oder eine Gutmachung für die Versen
k.ing der deutschen .Flotte bei Scapa
Flom dar. Die war den Engländern
anläßlich des SIreitz um die Verteilung
der betreffenden Schiffe unter den Ge
nossen .des Bundes gelegen gekommen,
hatte ihnen indessen auch die Gelegen
hcit giwährt, mit neuen Ansprüchen her
vorzutreten, um ihre Absicht, Deutschland
wirtschaftlich im Außenhandel zu er
drosseln, durchzuführen und daneben
auch uf Kosten der Anderen Geschäfte,
zu machcn. Durch die Auslieferung der
Bagger. Trockendocks, Schwimmlrähne
und Schlepper, sollte einmal die deutsche
Schiffahrt lahmgelegt und dann das eng
Die rote Frmee.
Nach Berichten eines nach vierjähriger Verschickung aus Sibirien ent
flohenen Deutfchrn.
Hels i n g f o r s , 15., Dezember.
Die Rote Armee im bolschewistischen
Rußland hat sich erst allmählich aus dem
von Kerenski geschaffenen Chaos gebil
ct. Die wild zusammengewürfelten
roten Garden, wie sie Ende 1917 und
Anfang 1918 in Rußland ihr Unwesen
trieben, ezistieren, jedenfalls im Innern
des Landes und in Sibirien, nicht mehr.
In Räterußland herrscht heute eiserne
Disziplin, es wird bedingungsloser Ge
horsam gefordert. Die Disziplinarstra
fen im alten Sinne sind abgeschafft,
heute wird, besonders im Felde, jedes
Vergehen , mit dem Tode bestraft. Die
Armee ist zwar nach alter Art in einzelne
Formotionen eingeteilt, deren Bestand
jedoch numerisch nicht feststeht.
Unser Gewährsmann hatte Gelegen
heit, einige Truppenteile des linken Flü
gels der Roten Osiarmee (sibirischer Vor
stoß im Herbst 1919) zu beobachten.
Die Zivilbevölkerung, die während der
bolschewistischen, Offensive in Massen
von Perm nach Tobolsk flüchtete, er
zählte die grauenerregendsten Dinge
über das Wüten der Roten Armee. Auch
die Weiße Armee,' die in jenem Gebiet
gänzlich demoralisiert war, hattr sich
durch zahlreiche Gewaltakte manches un
liebsame Denkmal gesetzt. Um so stärker
wirkte der ruhig besonnene Einzug der
Roten in Tobolsk. Die Soldaten mach
ten den Eindruck, als seien sie von einem
langwierigen Manöver heimgekehrt und
freuten sich, nun endlich .unter Dach zu
kommen. Sprach man sie an, fo ver
hielten sie sich anfangs mißtrauisch und
zurückhaltend, tauten aber allmählich
doch auf. Der geeignetste Verkehrston
mit ihnen war eine nicht zu dick aufge
tragene. gutmütige Gleichgültigkeit. Die
Befehlshaber gaben sich die größte Mühe,
ihre historische Bedeutung zur Schau zu
tragen. DaS wirkte bald lächerlich, bald
rührend, bald auch widerlich, je noch der
Persönlichkeit. Jcdein einzelnen in der
Roten Armee ist vor allen Dingen im
mer .proletarisches Selbstbewußtsein"
eingeimpft worden, und alle Soldaten
sind selbst von ihrem Heldentum ganz
durchdrungen. Was die gefangenen und
zurückgebliebenen weißen, Offiziere , an
langt, so wilrden sie sofern sie sich
nicht zur Wehr setzten registriert und
lische Geschäft gefördert werden. Bilden
!ich Infolge de Fehlen von Baggern
lntlefen, auf welchen größer Schiffe
festkommen, sodah sie geleichtert und ab
geschleppt werden müssen, s wird diese
Geschäst britische Schlepper zuge
schanzt werden. Müssen die Schiffe in
Dock gehen, so bieten sich di britischen
an. Größere fremd Schiff sollen von
der Fahrt nach de versandeten deutschen
Häfen abgehalten werden, und London
würde wieder der groß Umladehafen
werden, der e vor dem Aufblühen der
deutschen Schiffahrt gewesen ist. , Alleö
in die englische Tasche und nicht über
da Geschäft? Aber eö ist aus den aus
ländischen Reederkreisen, und auch au
amerikanischen, gegen diese beabsichtigte
Füllung der englischen Tasche auf Ko
sten aller anderen bereit entschieden
Stellung genommen worden. '
Die britische Grabschpolitik wird, wie
die französische Gewaltpolitik, immer
deutlicher.
Sollte sich der Zukunft Deutschland
kein anderer Weg öffnen al der der dri
tischen Anbiederung mit dem Auge aufö
Geschäft, so würde die deutsche Aus
landpolitik damit in 'eine Sackgasse ge
führt sein. Aber Freiherr von Rhein
baben gibt in den weiteren Auöfllhrun
gen seine erwähnten Buche noch ganz
andere MögNchkeiien zu. Er sagt:
In der kurze Uebersicht kiber unser er.
haltni zu den einzelnen fremden Ländern und
die Möglichkeiten, di, sich unserer ufjenvoltttk
dort bieten, habe ich besonderen Wert aus di
Unterstreichung der Tatsache gelegt, das, der
ffrieden don Versailles nicht da End einer
langen Unruhe der Welt bedeutet, sondern
vielmehr tnsolge seiner erkennung wichtig
Entwicklungstendenz der Völker und der Welk
überhaupt der Ansang einer Zeit weiterer Un
rast und' Konsliktsbildungen ist. Selbstver.
stündlich wollen und müssen wir den un
ausgezwungcnen Frieden don Versailles er
füllen, soweit er überhaupt rsallb ist: wir
wollen jedoch unablässig al Forderung de
ganzen deutschen Volke seine Rediston derlan
gen, da unter seiner Herrschast Deutschland
nicht kebenssühig ist. Die Möglichkeit solche
RcbiU zwingt aber gerade don der gkliden
UmgefKÄiiung unsere Verbültnisse zur Auhen
Welt ab . Di, um Deutschland herum neuge
schassenen Staaten haben infolge einer kiinst
lichen, au dem Haß unserer Feinde und n
.serer Machtlosigkeit herau entstandenen Ueber
spannung dcS Selbstbestimmungerechte tnlt er
lieblichen inneren Schwierigkeiten zu kämpsen;
manche' do ihnen werden auf der heutigen
1 imdlam! kkberhaupt nicht fortbestehen können.
Die Fragen de Balkan und de, nahen
iDilent haben nach dem Zufammenbruch der
sie früher kauptfüchlich bestimmenden Groß
lächle Oes!?rreichUngarn und Rubland Ine
Ficgclung erfahren, di ich weniger al
eine ruhigen Dauerzustand gewährleistet. Da
ganze Lstproblem dkr Zukunslsentwifln
Rußlands harrt tut Lösung. Di ngltsche
Politik ist weder ihm gegenüber, noch gegen
über der Frage, inwieweit Deutschland, ,hr
miichiigller, heut niedergeschlagener Gegner,
wirtschaftlich lebensfähig zu erhalt, ' ist,
noch gegenüber der ZurLckKalwng der' Ver
einigt,!, Staaten fest orientiert. - Frank
reich geHl dem besiegten Erbfeind gegen
über in der Ausnutzung d vm Hilf leinet
lliierlen errungenen Siege? s wert, wi c
ihn, möglich scheint, und ist beherrscht don
grenzenlosem Mißtrauen gegenüber der Mög.
lichkeit.' dak da trotz Berstümmelun seiner
Grenzen an BedölkeruligSzahl fast doppelt so
stark Teu Ische Reich ie wieder erstarke und
der Uuqerechtigkckt d Ausnutzung de Sieges
mit Machtmittel begegnen könnte; nach der
Abkehr Amerika dem de Kampf Europa
sucht di französisch Aurjenpolitik in über
hstter, kmmpfbakker Art als Ersatz für de
rsnZntlantischen Rikktzslt Bundesgenossen auf
dem europäischen Koritlnerrt, ein Abwicklung,
die wiederum der englische, Politik Slillnb gibt,
einen von ihr selbst beherrschten WMerbund.
eventuell auch ohne Amerika, zu propagieren.
Die Eniwicklung der Dinge in der Union selbst
deutet aus enen ompromib in der Frage der
in die Etappe abgeschoben, um dort zum
Staatsdienst je nach dem Beruf
meistenteils aber zum Armeedienft, ge
zwungen zu werden. Sie hatten nur
dieses oder den Erschießungstod zu wäh
len. Auf diese Weise ist die Rote Ar,
mee im Laufe der Zeit so sehr von i
telligenten Kräften durchsetzt worden,
daß man sich einerseits über die sirate
aischen Erfolge nicht fo sehr, anderer
seits über daS Ausbleiben organisierter
Aufstände umsomehr wundert. Die nie
deren Dienstgrade, die während deS
obenerwähnten roten Vorstoßes geradezu
scharenweise auS der weihen Armee
überliefen, wurden zum Teil sofort zur
Verstärkung des Vormarsches herange
zogen, wogegen sie im allgemeinen nichts
einzuwenden hatten, wenn sie nicht all
zuweit vom jeweiligen Kriegsschauplatz
entfernt beheimatet waren, teils schickte
man solche auch in die Etappe in eine
Art Quarantäne". Die gefürchtet
Haussuchungen waren nicht allzu zahl,
reich. In mchen Fällen gaben sich die
roten Soldn sogar Mühe, Disziplin
und Gesetzlichkeit besonders herauszu
kehren. Der staatlichen Requisition un,
terlagen: Größere Lebensmittelvorräte
bei Privatpersonen, Gold und Silber
geld und sonstige größere Vorräte.
Pferde wurden teils zu zeitweillgcr Be
Nutzung herangezogen, teil! zwangsweise
gekauft. Daß bei allen diesen Maßnah
men Denunziationen und persönliche In
triguen eine große Rolle spielten, der
steht sich von selbst. Nachdem die rote
Macht in Tobolsk notdürftig auf die
Beine gestellt war, verließen die Okku,
pationstruppen zwecks kräftigerer Ver
folgunci. der Weißen die Stadt, und die
Militärbehörden wurden größtenteils
vurch zivile abgelöst.
Je mehr man sich don der Front ent
fcrnt, desto mehr tritt die Armee als
solche in den Hintergrund. Die Aus
riistung der Etappentruppen ist schlechter
als diejenige der Fronttruppen, befon
dcrS mangelt eS an Fußbekleidung. Die
russischen ,Sapogi" (nahe Stiefel) sind
meist durch niedriges, sehr starkes Schuh
werk mit Wickelgamaschen verdrängt,
vielfach amerikanisches Fabrikat. Im
Dienst herrscht auch hier strengste Die
Vorbehalt zu FrledenSbextriig aber trotz,
dem aus ein gewisse politische Deswttrels,
mnit tu uropa hin. Im fernen Ost steuert
da Gchiss der japanische Politik unt d
Flagge Ostasten den Ostasiaten' geschickt, aber
vorläufig noch einsam, seinen fti Ein, solch
WMag ist allo weit dadon entfernt, der
Menschheit wirklich egnunaen de, langer,
sehnten Frieden zu verleihen, i Mhilt für
di, deutsch, ubenpolitik die Forderung, jed
Möglichkett auizunntzen, die ükie Wieoeraus
richiung im reis der Völker derhetben kam,.
Wir stehe, wt scheint, bor dem I
Kasttreten de brutalen Friedenswerke von
ersaille. Machen wir endlich da Wort vom
erlernen der entimenlalttät wahr, halte
wir allen Segnern. inSbesonder auch Frank
reich gegenüber, die deutsche Würd hoch, aber
zetgrn wir den harten Tatsachen entsprechend
auch den ehrliche Willen, da zu leisten, wa
wir zu leisten vermögen und mit de Fran
zosen wirischastlich u beiderseitigem ' Nutzen
zusammenzuarbeiten. Ein ausgesprochen ant!
englisch, Orientiemng der ubenpolitik ist zu
verwerfen: bei aller Ekepsi ist Raum kür die
Möglichkeit ,tn gewissen Zusammenwirkens,
auch mit diesem Wegner zu lassen. Beson
der Beachtung und besondere Förderung der
langen di Beziehungen zu Amerika und
Ruszland, d. y. zu den beide Grokzmcicht
(Rubland wird wieder werden), d im
offenen Gegensatz zu England, und Frankeich
ti ablehne, au dem Frieden in Fortsetz
ung des Kriege gegen un zu mache , und
von denen -die in sich innerlich von' de
europäischen Politik ihrer KrtegSbundesgenos
sen bereit getrennt hat. und aller Wahr
scheinlichkett nach un wirtschaftlich beiseit
will, die ander,, jetzt zwar noch beherrscht
vo Terror und Unvernunft, nach Durchdrln
gen de demokratischen. Sedaulen (ohn ih
wird auch dort nicht mehr regiert werdend
aller Wahrscheinlichkett nach da Zusammen
arbeiten mit' Deutschland begriib wird. Die
se Zusammenarbeiten wird ein LebenZnol
wendigkeit für Deutschland sein und vielleicht
sein ganze zukünftig Enwicklung w
nächst wirlschastlich. spater aber wohl auch
poltltsch ntscheidend beeinflussen. Di,
Forderung 1 nach dem Zusammenschluß d
deutschen EtSmme dürfen wir trotz de Frie'
den von St. Bermai nie au be Aug
verliere, und hab di Pflicht, ihr stete
Ausdruck zu geben. La grobe Werk d
deutschen Einigung mitsz noch einmal, diesmal
aus breiter Bast, vollbracht werden.
Die Sentimentalität muß au? der
deutschen Auslandpolitik ausgeschaltet
werden. ' Sie muß auf die Gradlinig
seit der Politik BiSmarcks zurückkehren.
Der Wille muß. in welcher äußeren Be
tätigungsform auch immer, einheitlich
und einsichtsvoll sein und die Fähigen
und die Tüchtigen müssen mit ihrer Lei
iung betrant werden. Da ihr äugen
blicklich die Macht, sich nach irgendeiner
Richtung durchzusetzen, fehlt, muß si
lernen, die sich bietenden Möglichkeiten
auszunutzen.
Mit dem Betonen der eigenen Tugend
haftigkeit wird nichts zu schaffen fein,
wenn auch ein folcheZ Betonen unter den
obwaltenden Verhältnissen erklärlich er
fcheint. Die Zukunftsmöglichkeiten wer
den Deutschland geboten werde auö den
Notwendigkeiten derGegenwart auch für
die anderen und don deren Erkenntnis
.der eigenen , wahren Zukunftikiiteressen.
? loicyen Llotwendlgknten und der
vorhandenen und sich noch ergeben
den Interessengemeinschaft entsprechend
wird Deutschland seine Außenpolitik
orientieren müssen.
DaS deutsche Volk muß deS klugen
Wo,teS deS Buchs der Bücher eingedenk
fei, welches der Sanftheit der Tauben
du Klugheir der Schlangen als Weg,
genossen an die Seite steift. Und eZ darf
die Wahrheit nicht vergessen, dah die
Götter vor den Erfolg den Schweiß der
Arbeit gefetzt haben. .
Ideale sind der ' Extrakt großer
Persönlichkeiten. , ,
ziplin. ' Dafür schwelgt der Soldat
außer Dienst umsomehr in seiner BÜr
gersteiheit. Er braucht nicht zu grüßen,
er hat überall Zutritt, er raucht und
spuckt wo er will, er nimmt nie seine
Mütze ab, höchstens in der Kirche, wenn
er überhaupt hingeht; er kleidet sich wie
er will, obwohl die Vorschrift auf Zi.
vil oder Uniform" lautet. Restaurants,
Theater, Kinos sind vom Militär über ,
schwemmt. Ueberall hat eS Vergünsti
gungen. In Theater und Kinos wer,
den fast täglich Gratisvorstellungen für
Soldaten gegeben. Außerdem hat jedes
Regiment seinen Ausschuß für Kultur
und Aufklärung", vielfach auch eine
eigene Schauspieltruppe, die big in da!
Frontgebiet vordringt. In Tobolsk
dauerte es nur eine Woche., bis die Wan
derbühne eintraf. Alle diese Kulturbe
strebungen, ft ernst sie auch gemeint fei
mögen, erreichen ihren Zweck jedoch nicht.
ES wird wenig Aufklärung erzielt, hin
gegen aber eine gewisse nervöse Vergnu
gungssucht in der '-Etappe großgezogen.
Ein ganz anderes Bild bietet aber die
Rote Armee in Gegenden, wa Lebens,
mittelnot herrscht. Besonders deutlich
kann man das in Petersburg beobachten. ,
Die Petersburger. Truppen sind die
schlechtesten der ganzen Armee. AuS
rüstung und Kost sind mangelhaft, ins
besondere ist die äußerste Frontlini
schlecht versorgt. ES fehlt an Muni
tion. Außer den Matrosen, die um ihr
Lebe kämpsen, möchte am liebsten je
der die Flinte fortwerfen. Nur di
Baschkiren gelten noch als zuverlässig.
Im vertraulichen' Gespräch bekundet je
dkr Soldat, und auch so mancher Kom,
mandeur. feine Unzufriedenheit und sei
ne Kriegsekel. Aber diese bedrückte ,
Stimmung lähmt auch wiederum de
Willen zu einem Aufstand. An eine
solchen ist in Petersburg nicht, zu de,
ken. Die au Todesfurcht, zum Teil
auch freiwillig, in die Armee eingetrete
nen intelligenten und strategisch geschul
ten Kräfte deS Landes werde bis zum
äußersten ausgenutzt. Die Disziplin ist
hier aber nur noch rein terroristisch und
hätte bei fortlaufenden Mißerfolgen ganz
versagt. . ,
Im Interesse der Wissenschaft.
Eine Anstalt für Mcercsforjchung wird
bei Kopenhagen errichtet werden, wofür
die dänische Regierung vom Reichstage
2j Millionen Kronen gefordert hat. Im
Anschluß'daran soll ein mecresdiologi
schei Laboratorium in k!üAand inj
Lehen gerufen fordci
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