Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, January 03, 1920, Image 2

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Üaurn mehr als zwei Mona! sind
--,.-, seitdem daSVerk' Luftschiff
Bodenste" der Deutschen Luftschiss'
fahrts'GefcUschaft seine erste stürmn
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Inder Ste,ergnidel ies Luftschiffs'
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x pttßte Fhrl en FneörichShafe ' rmch
Bnli? uikternahm, und trotz der Un
gunft'der Witterung in ftchs Stunden
glatt tuhführte. Dam!Z war wohl
bei alle Teilnehmer der Wunsch wach
? worden, daß eZ diesem Schiff vergönnt
ein möge, recht bald alj erstes die
SchrcrNk.n zu durchbrechen, die Haß und
Krtezi Mit cherner Hmd um Deutsch
land geschmiedet hiiren. Daß dies aber
noch vor dem nächste Frühiahr möglich
. .sein werde, darcm dachte wohl niemand.'
Inzwischen ist auZ dem Sommer eben
erst Herbst geworden, die .Bodens" hat
ihr erstes halbeZ Hundert regelmäßiger
Fahrten zurückgelegt, und 2000 Fahr
gäste sicher an ihr Ziel getrage,' und
f$o..V4 dieser Wunsch sich trsnÄhaft
schnell und glücklich ' derwirMchU I
kühner Fechrt ist daS Lllftfchisf über
Deutschlands GuM hineiUsgchikmt.
über Land nd Meer, bis dorthin, wo auf
. graulen: Felsen daS stolze Etoclholm
k az de kalten Wassna deS WälarseeS
ragt. erstenmal, solang, die Erde
helil. Haben Menschen vermocht, an ein
- und demselbm Tg in Berlin, in Ctoifr
Ho:...' , ,.Ä wieder in Lerlia z sei!
LnU EtockHelm Berlin in 17
SK - ,! Wahrlich, der 8. Oktob iö
ein wirLkch historischer Tag in In Äut
iuw'Kiqit der ganzen MenschheL!
Denen, die an d Wunderfahrt teil
ehmeu durften, schien sie fg k:cht nd
einfach, so selbstverständlich wn ti all
tägücheS Beginnen. Und doch fc sie
in grLtz? Wagnis als die meiste
ahnten. Für Schweden ist d Oktober
lereitZ eine Jahreszeit.' in der Stör
.mit undurchdringliche Nebettagc ab
Wechsel, nd d KSH hereinbrechende
Winternechr dk Orientierung erschwert.
, Dazu Mi w Stockholm jede schilpende
, ; Halle, und S w natSrlich mnSglich,
.ZdaZ groge Lustschisf im FM der,
achten zu lasse. Ab auch ei kurze
Landung, komlie bei dem MangeZ cm ge
schulte Personal derhÄngnisvoll wev
G.. &.tTf.n ?t-
.cti, vtm VWtHWiUimi HKjl .Vl
k date gZ nie einen ?ZevveKn eseke
.hatte nd dir tückischen ZufäLe nicht
?NNI? KN titt P.itfff(fif?ffmrtMti
'euch bei ruhigem Weiter ausgesetzt ist.
I Trc) drestr Bedenken hatte die Tmg
l sich entschlossen, die Fahrt och in diese
.Kerbst z derschtn, um möglichst früh
eüig Eched für die im -lomttlenden
'S geplante Verbindung zu in
kressieren. und lch, um den Beweis ,n
iriLzzs,. daß die .Bodens? selbst, bei
'ungünstiger Witterung imstande ist, dm
.Lerkrhr zwischen den -päischk
j jSsi$iS2btea sicher ju vermitteln. EZ
war ein kühn Versuch. Mr gelang.
San, Deutschland soll! - sich : deff
I Zreuen! .
UrsprllSZÜch wer d 7. OÄoSe, si
! it Fahrt vorgesehen.. Wer am Lsr
tage setzt plShlich ein WitierungSum
schlag; ein. DaS Barometer fiel um S
mm. und ein Wepfturm brauste in
Windstärke 9 über ganz Skandinavien
dahin. Auch für den 8. lauteten die Aus
sichten wenig günstig. Thorshavn mcl
dete bereis Windstärke S. Immerhin
lonr't Mi einer dorübergshende Be
ruhigung gerechnet werden. So gab Di
reltör Eckentt, der für die Vorbereitun
gen w Stockholm weilte, funlentelegra
xhisch den Befehl zum Aufstieg sür .en
nächsten Morgen, i Es war noch Nacht.
die Berliner Mste vom Bureau der
LamburAmerika-Linie ,km Auto hin
cuZ nach Staaken eilten'. Um nämlich
die ganze Fahrt an demselben Tage toll
enden zu tonnen, war der Aufstieg auf
fcsfij sechs Uh morgen bestimmt wor
w.i. Um ö Uhr erhob sich auch schon
d.-r leichte, pahlgrsue Körper der Bo
denstt' in den dämmernd?n Morgen. An
Bord fanden sich 23 Fahrgüste, mei
(t'.ni Schweden, darunter mehrere Ver
. treter Stockholmer Llatier. ' Ei n
durckdringlichkr Hikl verhinderte zu
nächst jk:a A,.ZöliZ. In der sonst so
behagii'ökit Kabin war eS empfindlich
kalt, doch dampfender Mokka und fturi
ti Zlor.wein nwämten bah Vi
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Die Vstseefahrt der Vodensee".,
Von Dr. Hermann Vreuer, Verlln.
nehmet, und die Stimmung wurde fröh'
lich zuversichtlich. Nach 29 Minuten
kam bereit die Kunde: .Stettin über
flogen! Ei war S Uhr. Da klärte sich
der .Tag. Aul Wottenschleiern oriisjfe
die langgestreckte Waldküste UsedomI
herauf, ßm und endlos stieg die See
zum Horizont. Man sah ihre schwere
Dünung sich heben und senkn, da das
Luftschiff ziemlich tief flog. Bisweilen
drang die Sonne durch und warf einen
schwarzen Fischschatten auf die slim
mernden Wasser. Wie ein Delphin jagte
und sprang er über Wellenberge unt
täler.. In stummer Ergriffenheit der
l-T-i. L. 3 r.iif . - - , , . r,. . .
pigie nioi. om itiijami tjajaujptu von
sicherer Höhe. Gegen acht Uhr löste sich
die Felsenlüsie BornholmS , aus Dunst
und Nebel. In zehn Minuten war die
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Holm.
ganz Insel LSerflogen, ine halbe.
Stunde später bereits Schwedens Flach
kuste in Sicht. Aber noch nicht genug'
der Wunder! Zauberkräfte trugen nicht
nur das schiff über Land uni, Meer, sie
vermittelten auch Stimmen und Grüfzc
nach dem fernen Ziel, noch ehe der Vo
den Schwedens erreicht war. Von der.
Führerkabine aas wurde drahtlos mit de,;
Radiostation Vazholm in den. Schärens
dicht vor SiocZholm. nicht etwa gefunkt,
nein, telephonisch gesprochen, und die
Verständigung war überraschend klar.
Bald entspann sich ei reger Gedanken
usteusch zwischen dem Luftschiff vd
S!?ckholm, an dem, auch die Reisenden
teilnahmen. Wer hätte nutzt a die Der
.wirklichung Aller Märchenträuine 'xnkea
äffen! Weilte man überhaupt ikch twf
dieser eMmbelad! Erde? - Tief an
te dehnte sie sich, bald farbloZ von Wol.
ken umschattet, bald ausleuchtend in blei
chem. - verlonem Ssnrtenftrcchl. Hm
dun!! Insel schäumte weiße Brcm
dung, im Nebe! verlor sich Oelands lan
ger Düenftrand. g Uhr 15 wurde das
kst,rffche Kalmar 'Lberfloge. Dk
Luftschiff folgt dem Lauf der Küste.,
LZorüöergehend verschlechterte sich dai
Wett. Meine Aegenbse prasselten aus
den breiten Rücke der .Bodensce' her
ieder, wie ein flinker Segler hob nd
senkte sie sich im Winde, der n Flan
ke und Gestänge rüttelte, stieß aber un
entwegt rasch vorwärts. In das Brau
se dej Sturme mischte sich das dumpfe
Sriill der See. Aher niemand a
Leid fühlte sich unbehaglich. Jetzt dar
man ikber Schwedens Schärenwelt. Tau
sende Jselchen. Graniiklippen und Fel
smwirrsale erhoben sich schwarz ouö
weißem Schaum. Das Luftschiff bog
gegen Westen. Witte auS dunklen
Tannenwäldern blitzten gewundene Was
serader. weite ftikke Seen öffneten sich,
und 'zwischen ein Urwelt on Fels,
Wald und Wasser schwammen weiße Se
l dem Meere zu. Man war tn der
Mhe Stockholms. SSon grüßte Salt.
Mbsdn schmuckes Strandhotel, und
dor dsr uns steil aufragende Granit
wZnd. Zwischen ihnen die Arme deS
MlarfteS. die daS Häusergewirr einer
großen Ciadt umfangen. Scharf gegen
den Himmel die spitzen Turme von Rid
darholm und der Katharinenkirche. TS
Ziel war erreicht. Da unten breit.te
sich Stockholm. Es wurde ei Empfangs
wie damals, als der erste .Zeppelin'
über' daS ftesdeberauschte Berlin seine
Kreise zog. Tausende von Menschen
auf allen Dächern. Türmen, Felsen und
freien. Platzen. Tausendstimmiges Will
kommen und Tüchcnvinkn. Es war
halb 1 Uhr. Nun eine halbstündige
Schleifenfahrt über die königliche Stadt.
Wa3 war die berühmte Aussicht don
Katharinenhissen, was - der Rundblick
von Skanfen-gegen daS .Bild, das sich
wechselnd in Farbe und Beleuchtung
dem Äug boti 'Dazu der nicht enden
wollende Jubel d Massen. Punkt 1
Uhr senk sich die Sodensee'. Es wurde
eine rasche und leichte Landung, und die
schmucke Soldaten benahmen sich sehr
geschickt. Nun begann der Zudrang der
Menge. Der Kronprinz, mehrere Prin
gen deS schwedischen Königshauses, der,
deutsche Gesandte in Stockholm sowie
oll: hohe., Würdenträger der Hauptstadt
waren erschienen, um das Schiff und die
Kabine zu besichtigen, deren behagliche
Vor, eii ihre Bcwund- -'r.
Jubelnd empfing man die angekommenen
Fahrgäst.. die ihrer Begeisterung über
schwenglichen AuNuck verliehen. In
;;ffiifcjv. mußte Gepäck aus und einge
ladn-., die eu Reisenden sufaenom
men, ..nzin und Oel eingeholt werden,
und daS alle! geschah i 50 Minuten! Ge
nu 1 Uhr M nhsb sich das Schiff schon
wieder mit feinen neue FahrgäsieN in
die Lüfte, begleitet don den brausenden
Lbs' ..usen der Menci?. ,z.
nn alle Dächer und Plätze besetzt, und
der Jubel au der Tiefe übertönte selbst
daS Surren der Propreller. Bei leich
lJWZl. !ng jl in rsISe, Fahrt
Wlilmlee.
über da! Vorland zur See hinaus. Bald
nahm det Wind zu. M.cgenböen ver
schleierteq, Land und See. Allmählich
kläete eö sich auf, und bis zum Eingang
in den Kalmarsund, blieb die Fahrt
ruhig und schön. Dann aber kam da
Unwetter, dessen Nahen längst erwartet
war. Mit voller Wucht entlud es sich
über Südschwcden. Die Geschwindigkeit
mutzte bedeutend gemigt werden, und
mühsam bahnte sich das Luftschiff sei
n ,. Weg gegen den rasenden Sturm, der
es umfauchte, als wollte er es in Stücke
zerfetzen. Die See, urspünglich schwarz
durch Böen, wurde weiß von jagenden
Brechern, zwischen Wolken leuchtete der
Vollmond tagcshell, und bestrahlte daS
Meer, daS in weißem Gischt rauchte.
om geistige
Von Oskar
'.- Anikche'SeUuaa.) .' . --'
' Berlin, im November.
,Bum, dum! Meine Enthüllungen,
sind die allein richtigen. Fünfzig Pftn
nigs das Heft! Wollt ihr wisien, w:r
an kuerm Elend, euern Steuern, euer
Wucherpreisen schuld ist? Kauft mich!
Lest mich!'' .Der W?g zur Rettung
einzig und allei der StaatZbankrvtt!"
.Das Paradies auf Erden. Neue
kommünistische Monatsschrift. Sechzig
tausend Abonnenten!" .Die Schuld an
Deutschlands Zusammenbruch. Enthü!
lungen aus Hoflreiscn. Staunenswert,
erschütternd! So tönt es an den Stra
ßenecken und in den Sälen Berlins, wo
abgerissene ' Broschürenverläufer ihre
Hefte schwingen; Zg schwirrt es durch die
Gehirn wie die Bilder auf der Zap
pelleinwand eines Kinos; immer neue
Gestalten mit immer-neue Program
men tauche auf, eines immer veriüh
rerischer als die andern. Das geistige
Schicbertum. daZ in der Politik die Füh
rung hat. schwingt seinen Korybantcn
tanz, sucht 'mit immer neuem Rasseln
des Thyrsusstabes die Menge zu bctäu
ben." Und ich muß gestehen, daß ich von
einem gewissen Standpunkt aus Leute,
die bloß Zucker und Kaffee verschieben,
für minder übel halte, wenn man' sie
mit diesen , ander vergleicht, die zum
Teil daran schuld sind, daß eine große
Nation wie die unsrige in solches Un
glück gestürzt ist. Der geistige Hezenlef.
sel, den , daS revolutionäre Berlin dar
stellt, wird don poli5,schen Schieber ge
leitet, die seit nem Jahr: hier die
Oberhand habe, yachdem sie jahrelang
vorher auf andern Kulturzebieten .ge -schöbe'
.das heißt Ideen gefälscht ha
den. Das ' Kennzeichen des Schieber?
ZiSerhaspt liegt in der Verschleierung deS
Kernpunktes, um den es sich bei einem
Geschäft eigentlich handelt. Das aber
bringen die Jdeenschieber meisterhaft fer
tig. und auf diese Weise führen j,e
jahraus jahrein den geduldigen deut
schea Michel und insbesondere die sich
so klug dünkende Acichshauptstadt a der
Nase herum.
Man muß da eiwaZ aüf die geistigen
Eigentümlichkeiten dieser Hauptstadt der
Intelligenz eingehen. Diese sind frei
lich für den flüchtigen Beisenden, auch
für den, der nur in bestimmten Kreise
Berlins verkehrt, nicht so leicht zu erfzs
sen. . Der äußere Anschein Iiüßte jeden
zu der Meinung- verführen,' daß hier ein
MiitelpunU, Poliüscher Weisheit sei.
Die scharfe, kritische Art des Volk?s. die
unzweifelhafte Intelligenz in fast alle
Schichten, daS allseitige Bildungsstrede
uiircriiugki, oie aaujenung von oer ;o;i
tischen Begabung des Berlinertums.
Dazu kommt eine sehr vielseitige und ge
wandt geleitete Tagespresse die eine de
mokratischi Tonart selbst iil der ärgste
Reaktionszeit beibehalten hatte, und die
heute natürlich erst recht das große
Wort , führt. In der Durchführung
eines ziemlich unduldsamen Doktrinärs
muS der Freiheitsapostel und in der Be
Handlung der einzelne Fälle, die diesem
Doktrinarismus dienen, ist diese Presse
groß; sie versagt fast regelmäßig, wen
sie die großen Linien in der Volksent
Wicklung, wenn sie die historischen Wir!
lichkditen -in unserm Staatslcben fest,
lege soll. Es gehört einige Zeit daz'u
um in Berlin zu entdecken, daß mit we
nigen Ausnahme in der Arbeiterver
fammlung wie im Salon, . im Kaffee
Hause wie an der Straßenecke eine er
ftaunliche politisch: Unreise das große
Wort führt. Eine Unreife, die auS
tiefsten Gcsühlsrichtungen, auS fremde
Einflüsse und auS dem Mangel einer
großen poNtischea Ueberlieferung zu er
klären ist. Und auf dem Grunde der
Seelen hier stößt man fast überall auf
das Bedürfnis ach eine, Herrenkaste.
die sie regiert, gleichviel, wober diese
Kaste kommt, un, wie sie aussieht. Das
ist der grnndsatzliebe Unterschied in . den
geistigen Zügen Berlins einerseits üno
etwa denen von London und Paris an
derseitö, ein Unterschied, der sehr be
deutsame Folgerungen nach sich zieht.
Der zweite sehr wichtige Faktor für
die' Beurteilung Berlins sind die Ein
flüsfe, die beständig von de östlichen un
südöstlichen Grenzen her hier eindrin
aen. Berlin ist die groß: KoSmov,)liZ
des Ostens. Es zieht., alle , politischen
und kulturellen Hochstapler, alle Gauner
und Katilinarier deZ russischen ChaoS.
alle prebeniden Galizier mit der G?
wglt kittet Man?!?n on, Tos nüch
tcrne norddeutsch? Büraertum, der hier
und dz noch 'in alten Stammsißen sitzt,
wag sich dzg'qcn We5ren wie es will.
Es wird überschrien, Lbertölpel'. einfach
iiberranni von den Eindringlingei?. Es
gibt hier eine &iir. ia der 2u
Oft schien ,l,(rt wollte der Schaum
heraufspritzea und die empörte See den
kühnen Wunder-ogcl in die Tiefe ziehen.
E waren Bilder von furchtbarer Größe
und Wildheit. Lei Bornholm, da um
8 Uhr rrreicht wurde, besterte siq vai
Wetter etwa. Der Sturm ließ nach
uns vrcu e nacs -Norowen. 10 va wie
der tafii.n Fahlt ermöglicht wurde. AIS
das Luftschiff über Swinemllnde beut
scha Boden erreichte, konnte es seine ge
wohnte Geschwindigkeit von 120 Im in
der Stunde wieder aufnehmen. DaS
deutsche Flachland schlief im Vollmond
schein. Aber man hatte kei Auge mehr
dafür, aüzu mächtig lebte noch im Her
zen da! gewaltige Schauspiel der stürm
gepeitschten See. Um 11 Uhr wurde
Spandau erreicht, und eine Biertelstunde
später landete da! tapfere und glück
hafte Schiff in Staaken. Die Wunder
fahrt war beendet. Möge sie der Auf
takt sein zu neuen, größeren Wundern
der .Bodenlee" und ihrer späteren
Schwestern! Wer aber noch an Teutsch
land! Zäunst verzagen will, der sollte
beschämt 'der Begeisterung gedenken, '.ie
mit t,. Juöelru auS tausend Schwe
de-.ner,.. brach: ' TtMand!
Mysma.
sensart der Stadt liegende russisch:
Gesahr", die schon Jahrzeimt: alt ist, die
aber jetzt einem Hohepuntt zueilt. Jetzt,
im November 131!), leben in diesem Acr
lin, wo sozusagen um jedes Zimmer ge
kämpft wird, wo Lebensmittl, Raum,
Arbeitsgelegenheiten für die Einheimi
schen so knapp sind, gegen 70,000 Mus'
sen, den denen höchstens ein Zehntel ge
meldet -wird. Man mache sich sen Ein
fluß eines so zahlreichen, zum Teil aus
Fanatikern bestehenden BolksclementZ
auf die Bevölkerung klar. Aber die
Einheimischen? wird man frag.'n,
warum lassen sie denn diese schädlichen
Gäste und ihr politisches Gaukelspiel
aufkommen? Darauf gibt es eine sehr
einfache Antwort, die. so nüchtern sie
klingt, doch die reine Wahrheit enthält:
Der größie Teil des Bürgertums hatte
hier bisher überhaupt keine Zeit. Poli
iik zu treiben. Der solide, ehrliche Mi)
tclsiand, fccr, der den Ruf von Berlins
Intelligenz und Berlins Fleiß über die
ganze Welt getragen hatte, der hatte
immer derartig gearbeitet, daß ihm für
politische Betätigung keine Stunde Zeit
am Tage übrigbliebe Sonst hätte ja
auch Deutschland nicht diese Riesevent
Wicklung im Handel und i der Industrie
machen können, die vor dem Kriege un
ser Stolz und die Furcht der .. ander
war. Das muß man sich immer klar
machen, wen man bog der politischen
Schlaffheit bei Bürgertums redet. Ent
weder das eine, oder daS andere! Bei
des zugleich ist schwer möglich. Poli
ti! erfordert die ganze Zeit eineS gsn
zen Mannes. ' Sie hat in Frankreich
nd England besondere Klassen von Nur
Politiker herLorgebrgcht, deren Beruf
höchstens durch einen nichtssagenden Ti
tel oder durch eine Pfründe verdeckt war
In Teutschland gab eS diese Nur.Pali
tiker auch, unter den Arbeitern, höchst
selten unter de bürgerlichen Schichten.
Daß diese sich mehr als bisher an der
Politik beteiligen, ist eine Forderung,
über die wir olle einig sind. Wie daS
aber mit der geplante Wiederherstellung
von Deutschlands Handel und Industrie
zu vereinigen ist. ist eine Frage, die die
Zukunft noch lösen muß. , .
Nun mache man sich klar, wie auf der
Grundlage dieser eigentümlichen Beran
lagung das politische und geistige- Schie
bertum hier gedeiht. . Es gibt alles für
PoliUk .aus. was nich5 Politik ist. Es
wirft Werte auf den Markt, steigert sie
zu gewaltigen Schätzungen binaüf, und
hat mit ihnen keine andern Endibsichien
alö die Befriedigung seiner Eitelkeit und
die Ausbeutung der Dummheit. Es
setzt eine geistige Oberklasse auf drti
Thron, deren Orakel tnit einer tyranni
schen Hartnäckigkeit vor der armen heiß
hungrige Meng, die in dieser Zeit der
Verwirrung nicht aus noch ein weiß, an
gepriesen werden. Jg Berlin schwirrt
immer die Luft von. neuen Gedanken;
hier hat jedermann neue Pläne, hier
werden immerfort neue Bedürfnisse ent ,
deckt, voa denen selbstverständlich, die
sie ausbeuten wollen. Bon zehn Leu
ten, die hier von Politik sprechen, habe
sieben nur ihr Geschäft im Auge, da!
beweist jedes kleine TsgeIzriignis. Le
zeichnend war die Geschichte des soze
nannten Eulen-Berlags. bessert Unter
nehmet vor kurzem verhaftet und dem
Strafrichter zugeführt wurden. Sie
hatten sich anheischig gemacht, ein na
iionaleS Witzblatt, dessen Programm sie
veröffentlichten, zu gründen, und sie hat
ten darauf über 800g Bestellungen zu
Jahrespreile do 20 Mark gewonnen.
Die Herrschafte zogen es vor. als sie
die Dummen gefunden hatten, überhaupt
kein Vitzblatt herauszugeben und nur
die Bezugsgelder einzustecken. Eine be
achtenswerte Rolle' in diesem Hexensab
bat spielt das schreibende Schauspieler
tum. Die zwei MeistgenanntenULochen
schrifteN Berlins sind von einem ehe.
maligeg Sckauspie!ek und von ein-m
Theaterkritiker gegründet worsen. Die
Gewohnheiten, die ganz eigentümliche
Denkmeise der Bühne, ihre Sucht nach
Augenb'ickswirkunge werden damit in
die Kreise führender Journalisten über
tragen, die die Menge leiten und be
raten sollen. Nun bat diese Stadt ohne
hin eine verhängnisvolle Neigung zum
Ksmö'oiantentum. eme Ueberschuß von
Theatern, eine fälsche und übertriebene
Fernsicht in allem. waZ die Bretter an
geht. WaS bei diesen Leitern der öffent
lichen Meinung erst Spiel war. wird i
zweiter Linie Geschäft und in dritter
Politik. DaS Komösiantentum und dit
ausländischen Einflüsse sind dai B?
derblichste in dieser Art vo ' Berliner
in m.
Gemeinsam MiTftt lle dies, S45f6f
den Glaube unterlMen. dak Deutsch j
ilMielM
min .Berlin:
land bil zum Herbst ISIS, der unl die
.Befreiung" brachte, ein unter einem der
rotteten Regiment zurückgebliebene! Land
wer, daS auch in Kirchen, Schul und
Kunstangelegenheiten im höchste Grade
lesormoeouikiig war. A)en wen le
diesen Glauben nicht durchsetzen, so Hat
ia ibre tiane Ramschware, hie li a!
Ersatz anbieten, keinen Wert und würde
reinen Av,ag sinoen. Lleer PenimiS
rnul aeaenüber D!sck'and ermnm
Werten 'ist der helle Wahnsinn für jeden.
ver iic? erinnert, wie unser Land bil
um Sommer 1314 in allen Kultur.
Verkehrs- und Schulanaelkaknhkit, twn
ganz Europa bewundert wurde unv
uhftnti flf hnrftifMlrf: nsl k?z f,n,t
' " " .... I.VIIUf V- V jlllVl
qict eine geradezu verbrecherische Fal
fchung der öffentlichen Meinung statt.
Der ollgemeine Reformschwindel dieser
TherstteSGestalten tut so. als wären wir
ein kernfauleS Land gewesen, dem der
S!erlei,mimngfeldz!,g der ernVnt ein b
recyügtts urteil gesprochen Halte. Spa
tere Gcschlechtcr werden Mühe haben,
dielen WabnNnn iu begreifen. &trht
wie bei andern Gegenständen denkt man
mir grauer uns smerz varan. wie
verhängnisvoll eS geworden ist. daß der
Krieg unS so viel wertvolle! Menschen
Material geraubt , hat. Daß er unter
den Geistigen, unter Lehrern, Künst
lern. Univerütätsgclehrten un! sg man
che junge tüchtige Krast wegnahm, aus
d:e wu ?ur vie Juiunft zynen, yat
schwere Folgen gehabt. Ohne diese B.r,
illjlc ivarc icymcriuy eine ?ome ermir
rung der Geister eingetreten, wie die,
von der wir jetzt entsetzte Zuschauer sind.
Ohne diesen Äusfall hätten wir jetzt
nicyk iie,en ichavigen Ciiag, den .giv,
lfsationZIiteratell" auf der öffentlichen
Bü!ine. wo er leine tDÜtisifien fiinB
wurstsxiünge macht, ohne zum Politiker,
vkn gering,len erus zu haden. In sei
nem lesenswerten Werke Betrachtungen
eines Unvolitischen" aikkt TKm,Z
tionsliteratcn die grimmigste Satire aus;'
nonzucraien ve grmmgste Katre aus;
in dir Zeit, als er das Wer! schrieb, war
dieser ,noch nicht einmal durch die Re
volution und den Jusammcnbruch !f
die Höhe seiner Wirksamkeit gelangt. Bor
timn zioanzig Jahren wurde man. wenn
man durch 'die nächtliche Friedrichstraße
ging, an bestimmten Ecken von einer
Horde verdächtig aussehender Kerle an
geschrien: .Halte Sie die große
Schnauze!' Es war nur die zarte Auf
sorderung zum Bezug und zum An
kauf eines Skandalblattcs, genannt:
.Die große Schnauze". Seitdem haben
die Meinungen gewechselt, die Parteien,
die Verfassungen, bcr dZ ?!!,,
beständige war doch die große Schnauze;
oie it gcvueven.
. Neben diesen'dolitischen Schiebern, die
mit Voller Absicht ibr?n bursitin
Zielen zusteuern, haben wir noch eine An.
zayi piziw!op:,i,cyer darren, die an ir
aendci nebelbastks Nroaxsmm kn ,
sich gkmacht haben, die Reform unsers
ganzen uilurlevens knupsen, und die
sich ZUM Beillliel anflfif! rnmfifn hrm
darniederlieaenden 25euHIanS mit
Buddhismus, Spiritismus oder Okkul-
k'smus aus die Beine zu helfen. Diese
sind meist barmlos. kmmen Uftm
die öffentliche Bühne und werden nur
voa anver, veionderS gern von Aus
ländern mißbraucht, die unsre uberflüs-
siat Bildung ?i ukbrmffknk, SKiitc
Zügen für sich selbst ausmünzen. ' Maa
muß sich bei allem dem damit trösten,
daß es' im Jakre 1843 na allen 5Rf
richten in Berlin kaum anders zugegan-
gen tl. Aucy vamsls Zcho,sen eine Un
menae neuer Taaekieitunakn nn Mn.
chenschrifte sowie Witzblätter wie Pilze
auS der Erde und verkündeten geräufch
voll neue WelterlöfungIprogramme.
Auch damals glaubte Leute, die noch
gestern in der Barbierstube tätig gewesen
mren, oder die Hunde kuriert hatten,
sich zur Politik berufen und singen an,
auf der öffentliche Bllbne ihren Schaum
Zu schlage. De .mißvergnügten Li-
teraten' gab eZ uch damals schon; die
zeitaenöinschen ffaifcblgff . ödtca ifi
dar. wie er mit der Kaffeemaschine und
der langen Tabakpfeife von Ort zu
Ort zieht und Revolution stiftet. Schon
damals gab eZ die kommunistischen Welt
Propheten, die selbst die Bibel für ihre
Hetzrede mißbrauchten, so wie eö der
durchzesallene Predigtamtskandidak Be
rends tat. Und schon damals bewiese
die gebildeten Kreise Berlin! ihre unge
heure politische Intelligenz, indem sie
diesen durchgefallenen Kandidaten im
Mai 1843 als Abgeordneten für die Na
tionalöersammlung sogarin zwei Ber
liner Wahlkreisen aufstellten.
' Wir könnte lachen über diese See
lenwanderung der Rummheit; leider ober
haben alle diese Torheiten, die ein: Mi
derheit am Strande der Spree treibt,
immer eine sehr ärgerliche Folge. Und
daS war 1843 genau fo wie heute. DzZ
stet! auf dem Sprunge liegende Miß
trauen der- Provinz gegen Berlin regt
sich und treibt allen denen Wasser auf
ihre Mühlen, hie mit Trennungs- und
Unaöhängigkeitsgklüsten ihre Verbrecher!
schen politischen Geschäfte machen. Auch
in regelmäßigen Zeiten hätte Berlin bei
uns nicht entfern! die Macht über die
Gemüter wie Paris und London in I5ren
Ländern. Und nun gar jetzt! Man
muß hören, mit welchem Achselzucken
jetzt im Osten und Weste gelegentlich
das Wort .Berli' ausgesprochen wird.
Das geistige Schiebertum. daS sich hier
breitmacht. treibt Schindluder mit dm
e'n?igen, was unS nach dem unglück
sel'nen Frieden geblieben ist. mit der
R'ichZeineik nd mit dem Glauben an
unsre Bolkskrakt. y
Skruhisend.
Tourist (atemlos): .Ist daS Pop
auto schon abgefahren?"
Hausknecht: .Grad, Sie könnaS noch
riech'!' ,
Scherzfrage.
Welche Ähnlichkeit ist zwischen eine
Gecken und einer Uhr?
Man zieht sie beide auf und läßt sie
laufen. .
TischgesprSH.
Er: .Mäzen Sie Anton Wildgan!
.Liebe'?'
Sie (errötend): .Aber Herr Doktor,
dku ötrrn kenn' ich ia aar nicht."
Acker .den AAoöt-Krieg
mtxlim taattm.) '
Herr v. Bethniann Hollweg sagte
au: Mir ist es. al b General Falken
hat) und such später die Oberste Hee
resleitung de Standpunkt vertreten ha
den, daß unsere Flotte mithelfen müßte,
damit wir den Krieg zu Ende bringen
tonnten." zvteyrsach wurde auch von an
derer' Seite zum Ausdruck gebracht, die
Oberste Heeresleitung habt die Ansicht
geyavl, te vedllne, um den Krieg sieg
reich zu beenden, der Unterstützung durch
die Flotte, im besondere der durch die
, U'Boote. ES ergeben sich zwei Fra
gen: i. wie dachte sich die Oberste Lee
reSleitung die Unterstützung durch die
Flotte, d. h. durch die Schlachtschiffe
nv eeuzer, und 2, wo konnte. wS
durfte sie von der Tätigkeit der U-Boote
im Handelskrieg erwarten?
ad 1: '25ie Oberste Heeresleitung
wußte Bescheid wissen a) welche Stärke
unsere Hochseeflotte hatte. ) welches die
Stärken der britischen, französischen und
der in der Ostsee versammelten russischen
Seemachtmittel waren. Sie mußte also
wissen, daß bei Beginn deS Krieges unS
zur Vcrsugung standen: 1 Million und
35,400 an fertigen und im Bau befind
lichen Kriegsschifsstonnen. den Enalän
dern 2 Millionen und 798,4(50 Tonnen
usw. Laßt man die sranzojischen und
russischen Streitkräfte außer Betracht, so
war also schon allein die britische. Flotte
mehr als doppelt so stark als die -deut
tche. Beachtet man ferner, daß die bri
tischen Großkampsschiffe im allgemeinen
Über weiter- tragende ' Geschütze und
höhere Geschwindigkeit alZ die unseren
verfügten, so wird man erkennen, daß
reine olsnung aus wesentliche Hilfe
durch- rnscre Hochseeflotte aufkommen
dürfte. Bor allem nicht, wenn ruhige
ucoeriegung waltete, die sagte: die Ena
länder werden eine Schlacht in der Nähe
der deut chen Ku ten vermeiden, denn iie
erreichen ohne eine solche ihren Zweck,
oie Aviperrung Veut chlands von Ueber
ht. Einmal mnr Wt firittfifi ftfnt
I . . ..... ...
so leichtfertig, sich in einen Kampf ein
zuiaen. am 31. cat INS vor dem
Skagerrak. Sie hat es bereut Es
kam nicht zu einer zweiten, Schlacht,
einerseits, weil die Engländer durch
Schaden klug geworden waren, und nicht
zum zweitenmal eine Unbesonnenheit be-gingen,-
andererseits, weil unsere Flotte
nicht mehr imstande war, einen aberma
ligen Waffcngang, der auch nur einigen
Erfolg versprach, zu wagen. Die Oberste
Heeresleitung durste somit bei sachge
mäßer Prüfung Nicht mit der Hilfe durch
die Hochseeflotte bei Niederringung dcS
Feindes rechnen. .
-ad 2: WaS den U-Boot-Krieg angeht:
Wen die Meinung bestand, daß uns die
U-Boote den Sieg bescheren sollten, wa
rum veranlaßte die Oberste Heereslei
tung nicht die Bereitstellung der nöti
gen Mittel? An dieser StcIe wurde
fortgesetzt verkündet, daß das U-Boot,
das im Handelskrieg eingesetzt wird, ge
eignet fei, einen ausschlaggebenden Er
folg herbeizuführen.. Aber es wurde auch
immer wieder betont, daß die nötige
g r y ß e M e n a e' von U-Booten vor.
Handen sciij müsse. Der .Manchester
Guardian', man darf wohl sagen,
die aufrichtigste englische Zeitung
schrieb am 4 Juni 1918: .Im jetzigen
Krieg! hat uns die Tatsache gerettet,
daß ' die deutsche Marineverwaltung
nicht an daS U-Boot geglaubt hat und
selbst nach Beginn deS KrieaeS nicht
gleich 'die im U-Boot schlummernden
Möglichkeiten erkannte. Wir erhielten
oadurcy'Akik, unsere Abwehrmaßnah
wen auszubauen, je nachdem die Gesahr
muas. Wir mune damit rechnen, da
bei nächster Gelegenheit unS diese Gna
denfrift nichts gegeben wird. Wenn
Deutschland von Beginn an in der Lage
gewesen wäre, den U-Boot-Krieg In vol
ler Stärke zu führen, fo hätte England
infolge der groszere Schifssverlusie un.
terliegen müssen." Diese Sätze entspre
chen leider den Tatsachen. ES fehlte
unS die nötige .große Menge" don U
Booten, und eS wurde auch nicht dafür
gesorgt, daß wir sie erhielten.
Daß Tirpik vor dem Kriege nur
mit großem Widerstreben den U-Boot.
Bau betrieb, ist fattsam bekannt. Aber
auch im Lause deS Krieges taten er und
fein sezchsolger. v. Ea pelle, viel zu
wenig, um die Unterlassung - trüberer
Zeit auszugleichen. Fertige U-Boote
hatten wir bel Ausbruch deS KrieaeS
nur 27. ES wurden 1914 bei den Werf
ten n größeren U-Booten also nicht
solche mit geringem Aktionsradius, die
später von.de flandrischen Küste auS
benutzt wurden bis zur Nummer 62
bestellt und 1913 bis zu Nummer 104.
TaS war alles, waS Tirpik an grssze
ren Booten den Werften zu bauen auf
gab, den Werften, die daS Jielfache voN
ie Auftragen, d sie . erhalten baden.
damals hätten ausführen können, v. Ca
pelle erteilte im Mai 1916. nach der
Verabschiedung deS Herr v. Tirpid.
Austrag für Nummer 105 biS 157. Ins
gesamt hat Tirpitz wahrend seiner AmtS-
uhrung. als , 20 Monaten. 84 U
Boote vom sogenannten Za's-Typ da!
heißt von rund 800 Tonne Deplsce
ment mit zusammen 41,766 Ton
nen, und an kleine .UB' und .UC'
Booten 33.693 Tonnen bei den Werf
ten bestellt, also in Summa 50,4"5 Ton
nen. b. Capelle gab von März 19! bis
Juni 1917 ken Auftrag von insgesamt
100,800 Tonnen. Er erbrachte so den
Beweis, daß unsere Werften weit mehr
ziz leisten fähig waren, als Tirpitz ihnen
zugetraut hatte. Beihmann Hollmeg hat
dann auk Betreibe forschrittlicher Ab-
geordneten durchgesetzk, daß Capelli wei
tere 63,500 Tonnen ,m Juni 1917 und
93,936 Tonnen im Oktober 191? be-
stellte. Aber erst Im September 1913.
alZ Capelle außer Dienst geganzen war,
erfolgte der richtige Auftrag on die
Werften von feiten de! neuen ChefZ. de!
Admiral? Scheer. da! heißt: 333 U
Boote mit 224.2L0 Tonnen. Wie sehr
ich auch Herr v. Capelle noch aeaen den
Bau von U-Boote sträubte, geht auk
einer seiner Reden im Hauptausschuß
hervor, in der sich folgende Sätze finden:
Wai tollen wir später Mit llen den
U-Boote anfangen? Wie soll da!
Avancement der Offiziere sich geftal
ten? Wa, W mit dkg viele Leut i
nantS, die jetzt U'Boot'Komtnandanieli
sind, gemacht werden? EI muß do
auch hier, wie in ollen Dingen, ein ge! .
wisse! Maß innegehalten werden. Wi
habe un! schon im Reichsmarineami
mit der Frage beschäftigt, einen beson
deren Unterseeboothafcn einzurichten." !
Die Frage .I 2. .Wal durfte die O
H. von der Tätigkeit der U-Boote erwau
ten? ist folgendermaßen zu beantwort
ten: die O. H. wußte berechtigen, da
die Zahl unserer U-Boote sehr gerlnj
war. daß der Bau der U-Boote bußer.
ordentlich langsam fortgeschritten wa,
und auch in Zukunft Im Hinblick, auf dal
ständig mehr fehlende Material wen!,
befriedigend sein mühte, aß die Vorhang
denen U-Boote Infolge der Ueberanstrem
gung bald aS der Front gezogen wer,
den. daß die Angaben de! Aomiralstabj
bezüglich der versenkten Tonnen nur mit
starker Reserve hingenommen werde,
durften, daß die Abwehrmaßnahmen dn
Feinfee naturgemäß wachsen würden
daß die englische Flotte zweifelsohne im,
stände sein würde, falls wirklich kinm
Lebenkmittklnot auf den britischen In,
seln einträte, den unbedingt erfordeu
lichen Transporten sicheres Geleit zu g
be (unter Umständen wären dann Nah,
rungsmittcl auf Kriegsschifsen herang
schafft worden), und endlich, daß di
Amerikaner kraft ihrer industriellen Led
stungsfähigkeit und unerschöpslichei
Rohstoffe ganz abgesehen von ihre,,
militärischen Machtmitteln den Eng,
ländern bei Bekämpfung der. U-Boor'
Gefahr sehr wirkungsvolle Dienste leiste,
müßten. Wäre von der O. H. dies allel
bedacht worden, dann hätte sie, statt mij
übertriebenem Optimismus sich leicht
fertig auf das Gutachten deS Admiral
stab! zu verlassen, und auf daS von all,
deutschen Handelskreifen. die nicht 'mit.
der nötigen Objektivität die Bcrhält,
Nisse beurteilten, niemals damit gerecht
tret, daß die U-Boote mithelfe würden
den Krieg siegreich zu beenden.
Dem deutschen Bolk hätte man z,
rechter Zeit reinen Wein einschenken fol,
lcn, ihm zum Beispiel sagen, waS Tir
pitz in seinen .Erinnerungen" - ii
einem Brief am 6. Februar 1915 -J
schrieb: .Das Schlimme bei der Aktiv,
mit den U-Booten ist, daß die Bersunu
pfung vor allem dadurch herbeigeführt
werden wird, daß wir jetzt nicht genuz -Boote
haben." Dann wäre es nie da
hin gekommen, daß, wie Bckhmang -Hollwcg
äußerte, .die weitesten Volks,
kreise" den U-Boot-Krieg forderten,
Aber. die Wahrheit wurde unterdrückt,
Auch 'den wenigen Rcichstagsabgeordne
ten, die Bescheid wußten, wurde de,
Mund verschlossen von den Köllegen;
und die Zeitungen, deren Vertreter di,
ungenügende Zahl unserer . U-Boot,
kannten, waren durch die Zensur ge
zwangen, stillzuschweigen. Nur ganz
vereinzelt gelang es einmal versteckt zwi,
schen den Zeilcil anzudeuten, wie el
stand. So wurde im Berliner Tage,
blatt' durch den stereotypen Satz: mal
vergesse nie. daß es vor allem auf di,..
Quantität der U-Boote ankommt," de,
Versuch gemacht, aufklärend zu wirken. '
darauf hinzuweisen, wie schwach zifsern,
mäßig unsere U-Boot-Wasse war. t
Wäre endlich dem deutschen Bolk ge,'
sagt worden, wie es um die Machtmittel
der Amerikaner stand, wären auf Befehl :
der Zensurgewaltigen statt Großspreche,
reien wahrheitsgemäße Angaben in de,
Presse veröffentlicht worden, wäre di,
Stimmung nicht künstlich gegen Amerik ,
aufgepeitscht worden, dann hätten .wei
teste Voüskreise" sicher nicht wie die All,
deutschen bei der aus Washington kom :,
wenden . Kriegserklärung herzerleichteri
gerufen: Na, wenn schon ein Feinlj
mehr!" . . Kapt. PersiuS..
Le Reich allernand.
... X
Man schreibt der .Köln. 5ita . Vi
der Oktobernummer der Zeiischrikt dk,
Allgemeinen Teutschen Sprachverein!
kschästigt sich ein Einsender mit der
Frage: Warum nennt Clemenceau v
seinen diplomatischen Noten das Deut
sche Reich .Le Reich allemand"? Er
kommt zu dem Schluk. es läae nickt blök
die Siegereitelkeit der Franzosen vor. di,
.kun.cymno oie Bezeichnung 'iepuvliqu,
nicht zugestehen wollen, wie die Leipzige,
Neuesten Nachrichten" gemeint hatten,'
sondern Deutschland solle aus seinkk l.
phabetischen Bevorzugung in der diplo.
matensprache (Allemagne) ebenso hin
ausgeworfen werden wie (Deutsch-) Oe
sterreich durch die Umbenennung Repu
blique autrichiene. An dieser Behauptung
Ist verschiedenes zu bemängeln: Bor
ollem kommt nach dem Abc lowokl Reicl
allemand wie RSpublique autrichiene ja
zsgar lepuonque allemaüde, vor der
amtlichen Bezeichnung strankreicks 9?A
Pulliquk francmse zu stehen: es liinnie
ilijo oomiiens NUiZ,icht auf die Bero.in
dete lEtatS UniS ufw.1 vorliegen.
Zweitens ist ia Deutschland nur ein k.
storischer, kein amtlich politischer Be .
griff: Reich allemand ist nichts alt ein,
Ziemlich unl'kbolksne Wit.d??aak,- bii
Ausdrucks Teutsches Reich, wobei Reich'
deshalb unüberslgt bleibt, weil empire"
nun einmal die Aormvung deS gkfii'ch
tetcn .KaileriZmus' erw?.?!,. Tnh
Teutschösterreich das Wort Növublique
zugewiesen dekam, das Deutschland ver
weizert wird, Ist ebenso wie die Ber
Weigerung deS Beiworts Deutsch meht
eine Mahnung sllr die Zukunft, als ein
Anerkenne ves eiieyensen: .Npubli.
aue autrickilenne'. da! fnfl hnhm
Republik!" und .Bereiniat tu b nirfit'mif
Deutschland!" Die Uebernahme Ui'
Wortes Reich In dit französische dip'o.
matischi Sprache ist viel weniger ein Akt
der Schlauheit cls ein solcher der Ver.
Ifgenheit gewesen: .empire" entsprach
nicht der republikanischen Versassimg
Deutschland!. .rSpubliauc' nickt tvir-n .
eigner amtlicher Bezeichnung; so nahm
ver tranzoiizcyk CkaakZicnter da! Work
.Reich", da! in Reichstag. NeichZknzlc,
usw. dem Franzose ebenso charakteri. Z
,!i,m sur ZLeutichwnb scheint, wie ttm
Divan". .Borte". .Sultan' fS w.
Türkei. . Damit soll Clemens,., fnn.
Mae Haltung Deutschland k
i.:'..... '"T...
uitiiva linjuivM
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