Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 27, 1919, Image 8

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Aus der Wmut
Von Hermann
' Cr bietet keine Lberwultigmden
Szenerien, ' jener - Strich Erde am
unteren Neckar, darin der alte Götz
von Berlichmgm nnst ,sel Wesen
trieb. . Wie zwei landllche Gejchwl
feer. emander itt Gesicht und Sinnes
art auftallend ähnlich, wandeln die
beiden Flüßchen Kocher und Jagst
out vielaewundenem Pfade der
fchwäbijchen HauptwaZserader zu. bei.
nahe möchte man sagen Hand in
Hemd", denn fast parallel ist ihr
Lauf und stellenweise kommen sie
sich b!s auf ein kleines halbes Stund
chcn, nahe. -Und wo sie hinaustreten
ins Neckartal,' dort unterhalb der
blühenden ' Handelsstadt Hcilbronn
bei dem Soolbade Jagstseld, da dehn!
eS sich in behäbiger . Breite, irnD
Rebengelande ziehen , sich empor an
den sanft geschwungenen Talrändcrn.
Ländlich.idyllifch, das ist das Ge.
präge, das auf der ganzen Land
jckiaft ruht, wenn man sie heute mit
genügsamer Gegenwartsfreude be
trachtet. Lenkt man freilich von
dieser Gegenwart den Blick zurück
In die Vergangenheit, läßt man sich
don den alten Schlosern und Bur
gen, von Kirchen und Klöstern,
welche ' die ' Ufer begleiten, , ihre Er
mnerungen aus den Tagen erzählen,
da sie, noch um Jahrhunderte jünger
waren, so beginnt sich um die land
Iiche Idylle ein geheimnisvoller
Schleier zu weben, zu dem die Ge
schichte die Kette und die Sage den
Einschlag liefert.
Eine Gestalt, in der sich Licht und
Schatten dieser Romantik so recht
augenfällig ausprägt, ist der Ritter
Götz fcorf Berlichingen. Stark, kühn,
ein Meister im Wasfenhandwerk wie
kaum einer neben ihm, voll Mannes
stolz und ungezügelter Freiheitsliebe,.
"! ;. I ' r. , : . r
. ..
.."1?
tr& t,
X ' ' -
j ' ' , ,. ! t
' ' .' -
I ' . i. , m j. , ; ,5 ' : '
'f .' l . ' -V-
-. 1. Jt' ' - - m - ' : ' .i .. .- s, . . i . . --.r-"ii -rv - : ' - . , lar -'t'-.j- - 1
- .;;' . - - " .'-;.v- f i , i
' i x . - i
f'sv . '" ""-,' 's"! " .' '
.v" ' . 1 : -"'5. ' ' ' j
S -r , . r- : : - ' ' 1
?. . 1 " i ' 1 ' '"''i- ' ! ' ' '' ' i
5 - u rs ;rt . J
1 '.-Li.V 5K- w JV- -- W - - '-c uJ. ,, "M. - , - -fr. - .'4 -f1! - , f4k
f
- ? rs -z K , u -'"iS-'a ,Ä
. ,--!:-(r . , , . . ,
' V- i . - .r !.VL 1 - ' ':' k.t.a.$ yk : y 3
. . w w - . . , : ' '4
j . .' ' ' . r I
.-v -?i . -; ' ' t, V
tiÄv ' . i? ' : ' ' 4
;t, f, , " V-r -7 K
v .r M..' - - -jL- K .
' . . lVi'"'-.: :
, , - ' n -1 ' - t 1
-W-Tv , 7f ' . e; , :
J;k- - ..V .v.; WV ,
1 44rffc
WMMZ
iilv " rfy I sir n
MM..M
i. : FWM ÄÄlr:r1
-i-n,-. V X. r f I . ' .m.-MAi&
ft--t zv, . --.
I '- Vix ' ' ! V-'r- -s--.- -t J .-."
4 - ' 3r j w ;? . - '
. --tflilV- - :
II ti ' ' ä.'.'- .i-r? V -.'i.-.'-.-r.j
bi.,;.. ; - . fwe-r, .'.ft ..w Miim ?lsAw.it-J.. !. -.-J
. . Rest des StammschlosseZ in Berlichingen.
ooii biderbem Freimut und offener
Herzlichkeil gegen den Freund, war
er gleichzeitig doch ein gewalttätiger
Geselle, und in seiner Fehdelust stets
gneigt, bei jedem Handel sein gutes
Schwert in die Wagschale zu werfen.
Das Bild, das Goethe in seinem
Gotz von Berlichingen" von dem
Helden mit der eisernen Hand ge
zeichnet hat und das durch den
gewaltigen Eindruck dieses Dramas
dem' ganzen deutschen ? Volke so
geläufig gewordm ist,, daß es ein
Jahrhundert lang kaum jemand ein
fiel, an seiner uneingeschränkten
Gültigkeit ; zu rütteln, ' daß ' noch
Rlickert, im Jahre 1861 sang:
Mann mit der eisernen Hand! Du
hast in verworrenen Zeiten
Tie nachdrücklich gebraucht, diese die
. eiserne Handl
SleiS gimt Schutze Bedrängter, dem
Recht z?lm Schirm und der Frei
' heil:
Hätten wir heute wie Du Männer mit
eiserner Hand,
Scanner von eisernem Sinn, bereit zum
Kampf M die Freiheit,
5mnpf für die Ehre des BolkS, Kampf
mit der eisernen Hand!"
Dieses Bild ist .nicht falsch im
vollen Sinne des Wortes, aber es
'
Jf r I ' .
'i
.-1.'
i i L.C.V, 'i't
s''?'j
'.V :--. i"
V'
, rn--' ' IU'-
SrnizZang b Kloster 'Cchönthal.
ist doch euch nic5t ganz wahr. Es
soll damit kein Stein auf den tavss
rm Rittn geworfen werden. Man
f jyrwrPIJ
; . i
;,': :
- ';
Y!
I ' . X
EötZ
von Verlirhingens.
Krhünlrber.
muß ihn verstehen und beurteilen
aus seiner Zeit heraus, und diese
Zeit war eine eiserne, nicht geschaffen
für sorgfältig bedächtiges Abwägen
von Recht und Unrecht, keine Zekt
für das Ideal der Maria, das diese
Göbens kleinem Sohne Karl als
Richtschnur vorhält: Leb Tu ein
mal aus Deinem Schloß als ein
frommer christlicher Ritter Noch
war das Fehderecht, trotz Kaiser
Wlax und Landfrieden, anerkannter
und vielgeübter Brauch, und wer
nicht Ambos sein wollte, der mußte
Hammer sein.
Indessen, wir wollen hier nicht
über den alten Ritter Götz zu Ge
richt sitzen, wir wollen vielmehr den
Orten einen kurzen Besuch abstatten,
wo seine Heimat war, da er noch
unter den Lebenden weilte, den
tätten, die durch die Verknüpfung
mit seinem Namen ein Stück seines
Ruhmes als ihr Erbteil behalten
haben.
Wandern wir von Mockmuhl, das
heute eine Station der Bahnlinie
HeilbronN'Würzburg ist. auf der den
vielfachen Krümmungen der Jagst
sich anschmiegenden Landstraße tat
aufwärts, so sehen wir uns nach zwei
bis drei Stunden Wegs ganz um
ringt von .Berlichingenschen Erin
nerungen. Ta liegen nahe bet
einander Berlichingen, Jagsthaufen
und Schönthal, die Wiege, ' der
Hauptsitz und die Grabstätte des Ge
schlechts. Unten m dein etwas über
1000 Einwohnern zahlenden Pfarr
dorfe Berlichingen, gegen Jagst
Haufen hin, stehen heute noch die
Reste der Stammburg derer von Ver
uchingen. Sie war emst ein so
genanntes Wasserschloß", d. h. ein
Schloß, das mit einem wasser
gefüllten Graben umgeben war.
Nach den erhaltenen Anzeichen muß
sie einst einen gewaltigen Umfang
gehabt und reichlich Wohnräume ge
boten haben, denn es hausten darin
noch im 13. Jahrhundert, ehe Jagst
Haufen der Hauptsitz der Familie
wurde, die , Mitglieder verschiedener
Zweige des Stammes. Heute jedoch
steht von der ganzen Burg nur tfech
ein drei Stockwerk hohes, türm
ähnliches Gebäude, das einst einen
Flügel des Herrenhauses bildete.
Unser Ritter Götz ist nicht in Ber
lichingen, sondern in Jagsthaufen
geboren worden, und zwar m Jahre
1489 als der jüngste von, seines
Vaters Kilian von Berlichingen sünf
Söhnen; in dem auf altem Römer
boden stehendem Schlosse, das heute
noch erhalten ist, hat, er, wenn auch
mit großen Unterbrechungen, in
seinen ersten Jugend und Mannes
jähren seine Heimat gehabt., .
Das alte Schloß" zu Jagsthaufen
birgt das Wahrzeichen des Ritters
Götz, feine eiserne Hand, die er sich
von seinem leider dem Namen nach
nicht , bekannten Wasfenschmiede an
fertigen ließ, als ihm seine eigene
Rechte im Jahre 1504 vor Landshut
durch einen Schuß zerschmettert war
den war.
. Dieses Meisterwerk der Plattner
kunst war geraume Zeit nach des
Ritters Tode durch Bererbüng in
die Familie Hornstein und nach Wien
gekommen. Im Jahre ,1783 aber
gelang , es Franziska geb. Reichs
gräfin von Hadik, die einen Ber
lichingen geheiratet hatte, das kost
bare Kleinod in ihren Besitz und da
mit wieder in den ber Familie Ber
lichingen zu bringen. Sie ließ die
öand samt einem dazu gehörigen
ötanunbuche 1793 nach dem Schlosse
Jagsthausen . schaffen und dem da
selbst residierenden Grafen Soseph
von Berlichingen übergeben. 'Dieser
traf die Bestimmung, daß sie von
nun an für immerwährende Zeiten
als gemeinsames Eigentum der Ge
samtfamilie in dem Archiv des
Schlosses Jagsthaufen aufbewahrt
werden soll. Leider ist ihr ein
kleines Mißgeschick widerfahren.
zrrrtti-istt-ry . IU" 'rv - wy: vj
fc .7- ' f.7..-ej. yr-..- , .-4 '' ;i
K i ' i T - - "t f ..: '.. ,i . " 'I' (',..! , V ' 's. .; i
5 . .. ; ' ' ';.-,, T-.J'f; :'' ;
L'V-r1 ' ' V ' ' 1
s". .:''vV-,5; : ' .V ', !
i. ; ,' ' . , . "-,. -r- r-.;.
V ' i)K,r, ,:- V;V':: -'4'i- w-'a.'-'-
f;r.:-:z.,;.S:?c.:iS;;Z, ' , --.-iV" I
V- 4.. i . - 'V- -.-,,( k' ' i i!
Ir Ml.7v JLvii?jr- - - !
t y'-v .X'i'j -i. 'K i - i '.'Vi. 3
L'''V-'v' v;avi,J,-r ; J
Vj-. t,'-j ' r.!"t .JX- f.--t-'-w' Js?i" t '..vr,l
RvS-f-s' f si ütfX-' y,V -'s '-
MkAv' &&-hfA y-V ?
Wdfiy1 i$rskp&:4
Mch SK-
wiSr, i is' T?--'-'r--;.vtvVVi'S
:r:f 'WA
l' i SMYMM i
MiAMD Fr
MÄ- i.
F MMM '
ty 'e- - ? . !
! , c;
V, . 'U
! ' y1-. rvf'-"' ' '
N !
, MM?! i
fc-,-.,v - ' ,
S 4, 1 .'' 2
1 ".?"--'-. v ,
2 . , ? V,. -",-.V7,.
V t L ' ' '1 J '
, ' VV . v 4 " I
-w I
t . . " V f . v-. -
' f
! - V; , - -vji " :
' - h - i
' in K?
,....: Lwi . ;
)
--.T!- t;;
X: j Tjffiflfpi6jfl
,, 3
Kloster Schoenlhal bei Jagst. Begräbnis der Eoetz von Berlichingen.
Jene Gräfin Franziska ließ die!dem unruhigen Blute! Sechzehn
eiserne Hand durch den Wiener . Hos j Jahre lang, behauptet Götz in seiner
rat Chr. Mechel zerlegen und sowohl Selbstbiographie, durfte er die Mar
in ihrer natürlichen Größe als auch kng seiner Burg Hornberg nicht
in jedem Teil des inneren Mechams
mus abzeichnen. Beim Wieder
zusammensetzen über brachte Mechel
eine leichte Unordnung in die Glie
der ein Finger ward und blieb
steif. 1
Eine halbe Stunde oberhalb Ber
lichingen liegt das Kloster Schonthal
mit seiner prächtigen Kirche, die den
berühmten Abt Benediktus Knüttel
(f 1791), den angeblichen Erfinder
der Knüttelverse", zum Erbauer
bat. Der Stifter des Klosters,
Ritter - Wolfram von Bebenburg,
batte einst um die Mitte des 1
Jahrhunderts von einem Engelhard
von Berlichingen Grund und Boden
für den Bau des Klosters unentgelt
lich erhalten unter der einzigen Be
dingung, daß, so ost einer von Ber
lichingen mit Tod abginge, Abt und
Konvent verpflichtet sein sollten, den
Toten mit einem Viergespann ob
holen zu lassen; dann, wenn der
Leichnam vor der Klosterpsorte an
käme, ihn prozessionsweise in die
Kirche zu geleiten, die gewöhnlichen
Excauien halten zu lassen und endlich
im Krenzgange des Klosters, der für
immerwährende Zeiten der Familie
von Berlichingen als Erbbegräbnis
überwiesen werde, feierlichst bcizu
seyen. : v -
In den Frieden der "speciosa
vullis", wie im alten Mönchslatein
Schönthal heißt, ward auch der alte
Held gebracht, als er, ein 82jähriger
Greis, auf seiner Burg Hornberg
draußen am Neckartale das Zeitliche
gesegnet halte.
Götz batte diese Burg im Jahre
1517 selbst käuflich erworben; hier
'T- -A
ivfc ,', ; j F" " ,,-'-,it.1l;4 t i
f-r i , , ; .?
j I tijmß- , !?f
i. J
e ' l-z -je-. js i
h -P? . x&Z
- '
Hornberg am Neckar.'
ivar sein ständiger Wohnsitz in den
letzten drei Jahrzehnten seines
Lebens, hier schrieb er jene originelle
Selbstbiographie, die, wenn sie auch
keine ganz reine Gefchichtsquelle ist,
doch za den bedeutsamsten Denk
malen der mittelalterlichen Kultur
geschichte gehört. .Hier saß er dle
Jahre erzwungener Ruhe ab, als er
1530 zu Augsburg die harte Urfehde
hatte beschwören müssen, die ihm
vom Schwäbischen Bunde nach seiner
Beteiligung am Ausstände ' der
Bauern auferlegt worden war. Ein
grausam Los für den Necken mit
i . ..,',??.'...
j"- .- - L.j ,JLfV.f-,'j
'"x"
i Jf ?A
'. . ' ' i .i ''lrib
r'1' ':-. ;'y I "'h'-'at
f.f'-y;' 'yf I
t't'vi I
f- - A i ;. ' . j 'V-
s . . --A A k ' l',- .
4
'ß'w ti ;-pti 4
vk v' - Am
(Jf .-Cf, Vi
kw-p t u. t " '" 'S
r;r i I ' " ; i 3
t'5- , , - . t ' v -
"v" ' , " 4
?-''. ' j" V "i '-r'- V5"-
f;'V"Vv v' -,.-r--';'i
1 t . ' - - ,
k trr --tv-.'. i
r. r v " .' 1
h 1 . . , ' Ji
..r :4
ä'O j
rf.:Ä
fi '. L ü'' TM- . 9 B I-?
tt?'-- - 53 i
- . v ; , jsr
v;:.'i ? ' , u"s
.- ! -??W!.w 1'
- ja . 'i . W
.rL-; "jkJ
. , - 1 -(P
, . 't.' ' ' , t-iT'i vy "
r . - t"- st- ;",
t""- v.??!. y-M) t'-'wSff
i. -i,.. . .TL - --f V,v . ,
n-' w. ,i aV.V
., '
SSdui" r
A'A
überschreiten, kein Pferd besteigen, und
selbst dann, wenn er innerhalb seiner
Hofmarkung blieb, sollte er abends
wieder auf die Burg zurückkehren.
Horiibeeg ist heute, nachdem es oft
den Besitzer gewechselt, Eigentum der
Familie von Gcmmingen.
Noch manches andere Bauwerk
steht in der , Gegend, an das sich
Götzens Name für alle Zeiten ge
heftet hat. Berühmt ist jener
Götzenturm" zu Heilbronn, darin
der Ritter nach der von Goethe aus
genommenen Volkssage Jahre lang
in dunkler Kerkerhast geschmachtet
haben soll. Zum Glück wissen wir
aus der eigenen Versicherung des
Gefangenen, daß er nur eine Nacht
darin zugebracht hat. Die geschichk
lichen Ereignisse aber, die Götz in
jenen Heilbronner' Turm gebracht
haben, leiten uns hinüber zu dem
Götzenturm" zu Möckmühl, dem
heute noch hochaufragenden Berg
sried ; der alten Stadtbürg. Tort
saß unser Ritter in der Eigenschatt
eines herzoglich württembergischen
Amtsmanns, als jener Kampf zwi
schen Herzog Ulrich von Württem
berg und dein Schwäbischen Bunde
ausbrach, der den unglücklichen, aus
Hauffs Lichteiistein" bekannten Für
sten auf geraume Zeit um Thron
und Land brachte. Bei Neckarsulm,
einen schwachen Tagemarsch entfernt,
stand das siegreiche - Vundesheer,
Götz aber war entschlossen, sich nicht
aus der Mausfalle nehmen zu
lassen," wenn nicht die Stadt, w
doch die Feste seinem Herrn zu be
Häupten. . Zwei Fähnlein bayrischer
Knechts rückten vom . Neckarsulmer
Hauptlager heran, die Stadt ergab
sich sofort, Götz aber hielt tapfer
aus, bis endlich Mangel an Lebens
mittöln und Kriegsbedarf ihn zu
einem verzweifelten Entschlüsse trie
ben. In der Nacht vom 10. auf den
11. Mai 1519 unternahm er mit
etwa 80 Mann einen Ausfall, ward
aber hierbei verwundet und mit der
Mehrzahl feiner Kriegsleute gefan
gen genommen. ' So geschah's, daß
er in jene Hast zu Heilbronn geriet,
aus der er sich erst 1522 um die
Summe von 2000 Goldgulden aus.
löste.
Gemeine Kerle.
McTavish und zwei ihm befreun
dete Engländer fuhren gemeinsam
auf den See hinaus, um. zu fischen.
Es wurde ausgemacht, daß derje
nige, der den ersten Fisch herauf
bringen würde, die beiden nachher
im Wirtshaus traktieren müsse." Ta
McTavish als der beste Fischer : der
Gegend bekannt war. verspotteten
die beiden Engländer . ihil mit dtr
wiederholten Versicherung, et habe
bereits so gut wie verloren.
, .Und wissen Sie,, was die beiden
gemeinen Kerle taten?" fragte Mac
Tarnsh cmen Bekannten, dem er die
Sache erzählte. , Jeder von beiden
hatte einen guten Fang an der An
gel. und keiner zog die Angelschnur
auf." -
Ja, dann haben 'Sie also tat
sächlich verloren und mußten trak
tiren, wie ?" fragte der Bekannte.
O uein," antwortete der Schotte
mit schlauer Miene. Ich hatte über
Haupt keinen Köder an meine Angel
getan." . .
Wenn man jemanden nicht aus
nützen kann ist er ein Egoist. .
Kie Maske.
Ekizz von Friedrich Seb recht.
Er war neu in der Stadt, und als
eine Dämonie es wollte, daß er ain
ersten Abend daS Theater au suchte.
verliebte er sich über Erwarten
schnell in die undurchdringlichen Au
gen von' Madame Henriette. Unbe
dingt cdelgebogeneö Profil stand be
rückend gegen einen schwarzgewellten
Berg schimmernden Haares. Die
Rolle war nicht grob, wurde indessen
durch diesen Kopf zur Bedeutung
aeboben. Eisersucht wirkte Wun
der, als ein kugelrunder Herr neben
ihm sette beringte Tatzen faltete,
wie wenn er beten wollte, und an
dächtig flüsterte: Weiß Gott, sie
sieht heute wieder einmal brillant
aus!" Dieses Wieder einmal"
war nicht ohne Tragik., Seine Phan
tasie begann zu siebern. Koste es.
was es wolle, er musste gewinnen.
Zwar hütete er diese X!icbe wie ein
kostbares . Heiligtum, Indiskretion
eines solchen unerfüllten Gesühles
konnte sich rächen Nauhreis auf
Märzknospen. Auch fürchtete er, aus
schwebenden Einbildungen gestürzt
zu werden, . etwa dasz einer heim
tückisch zwinkernd ihm bedeuten kön
ne, er komme zu spät der kugel
runde andächtige. Herr sei bereits
mitten im Glück. Schließlich fühlte
er sich, ein Verlobter Oberjekreiär, zu
Redlichkeit und Treue verpflichtet:
ein Abschweifeil vom Pfad der Tu
gend in Gedanken war gleichsam
nur in Parenthese gesetzt. Tagegen
war es angenehm, von einer holden,
wenn auch fernen Möglichkeit zu
träumen. Und so schob er einen
Angriff mit dem seine EinbilduiigS
kraft bereits waghalsig fpielte, von!
Stunde zu Stunde, von Tag zu Tag
auf. ' Man gab Wochm nacheinander
das gleiche Stück und immer wie
der fand er sich im Parkett. Der
Vorhang verschleierte, ihm Ähnungen.
Er wechselte in tausend hin und her
wogenden Empfindungen. Schüch
tern wartete er am Bühnenausgang
und erhoffte die Gelegeicheit Lines,
günstigen Vorstoßes von den Ster
nen. Aber die Sterne schwiegen.
Viel Weibliches hastete vorüber:
zierliche flinke auf girrenden tanzen
den Füßchen; majestätisch gereiste:
dunkeläugig verträumte; hochmütige
Primadonnengesichter; dankbar durch
Lächeln 'jeden Blick quittierende A
fängerinnen, deren überlebhafte Ge
slikulation sich zunl Theater besann
te. Aber die eine, die Gesuchte ver
mißte er immer wieder in dem
Schwärm der . Schatteil, ; die dem
Bühnenausgang entschwebten und
nur eine Sekunde in dein gequälten
Licht einer trüben Straßenlaterii e
sich, fangen ließen. Der PerZonen
reichtum des Stückes . schien sein
Verhängnis zu werden. Das Un
glaubliche war wirklich: ver ver
mochte die Geliebte nicht zu unter
scheiden. Er wurde . schwermütig
Tagelang, wochmlang beharrte das
gleiche Stück. Auch der langmüti
geu blonden , Harmlosigkeit "seiner
Braut wurde die häufige Wiederkehr
einer seltsamen Abwesenheit, lind
Zerfahrenheit, dazu die' . stereotype
Ausrede, daß der Abend bereits be
jetzt s, allmählich unheimlich. Sie
erzwäng sich als Begleiterin in die
zehnte Vorstellung und wurde von
einer jähen Traurigkeit angefallen,
als sie erkennen mußte, wie seine
Augen die Schönheit von Madame
Henriette umfingen. Wortwechsel
führte zu tieserem Bruch, stärkte
aber 'auch seine Entschlossenheit, ein
unrühmliches Zaudern nunmehr zu
besiegen. '
Er schrieb, fest wie ein General,
ein feines Kartchen, dessen Worte er
feinschmeckerisch viele I!ale auf der
Zunge erprobte. Denn die 'Wahl
der Worte konnte, mußte hier ent
scheidend sein. Und so wurde ein
Text geschaffen, formvoll, aber nicht
äußerlich, ungesucht, indessen nicht
simpel, sieghaft, ohne arrogant zu
wirken.' Die Antwort blieb lange
aus. Er war nicht mehr er selbst.
Unruhe auf Unruhe . überrann ihn.
Nachts erwachte er wild und warf
sich, in Schweif; gebadet. Der
Wahn, daß er seinen Namen, seine
Beamtenehre an ein unkontrollier
bares, Abenteuer preisgegeben - habe,
wurde übermächtig. . Der Brillen
blick seines Direktors stach in sein
zerrüttetes Gewissm wie die Sonde
des Zahnarztes in den, morschen
Zahn. ;
Ta eines Tages, feine Hoffnung
lag schon im Sarge, kam unerwar
tete Erlösung. Ein schlichtes Kärt
chen ermutigte. Ex wurde ein
Wunder war geschehen zum Tee
erwartet. - Er zählte Stunden und
Minuten, schwankte. Straßen aus
und nieder, stand bereits eine Stun
de zitternd ' vor der verheißenden
Haustür, kehrte um, ging hinauf,
zögerte mutlos, klingelte plötzlich,
als ob es das Leben gälte. Der
schrille Ton einer alten Hausglocke
riß ihn zusammen. , Er spannte sich
fest in das Ereignisschwere des Au
genblicks. Er wurde eingeführt,
wartete lange, die Türe öffnete sich
endlich. Eine hohe gespitzte Dame
mit gründlich : entblühtem Gesicht
empfing ihn, weh und galant lä
chelnd. Er taumelte, wankte auf einen
verstaubten Pliischsefscl, erstarrte,
ftammelts zerhackte Dätze, suchte lRch,... gi c; .Schade, Hans! Ta mus;
MloDg an 0 er
Wer sich vor d Rivieraschlange
schlitzen wiö, tut gut, sich von Genua
aui nicht nach rechts zu wenden, son
dern nach lintt,. nicht nach der Ri
viera di Ponente, sondern nach der
Rioiera di Leoanie. Für die Kran
ken, die in dem herrlichen Klima die
sei Küstengegend Heilung cder wenig
s!cnö Linderung lyrer Leisen suchen,
soll eS j? ziemlich gleichgültig sein,
ob sie sich nun nach Westen zu in
San Remo, , Äordighera, Mentone,
Cannes, Nizza niederlassen, oder ob
sie gegen Sonnenaufgang in Nervi,
Rapaüo. Santa Margherita, 'Porto,
fino wohnen. Den einigermaßen, Ge
funden aber droht an der Rlviera vi
Ponente die große Schlange von
Monte Carlo, während ihnm cn der
Riviera di Levante keine - derartige
Versucherin in den Äeg tritt. Uno
im übrigen wie paradiesiich es auch
an dem Gestade der, Spielhölle fein
mag an landschaftlichem Reiz steht
es doch hinter d:r Gegend um Porto
fino herum w?it zurück. Hat man, von
Genua ausgehend, !!ervi streicht,
dann beginnt tine Scenerie, die ihres
gleichen nicht hat. Jede der kln.'N
oder' größeren Buchten schließt ein
Wunder auf, bald neue Fernblicke
über das blaue Meer hinweg nach den
steil abfallenden Felsen, zwischen de
nen immer wieder Palmenivipfel und
Lorbeergriin, Eypressen und Pi
nienhaine und die glühende , Pracht
tropischer - Blüten hervorleuchten, und
bald neue Blicke nach den jäh anstei
genden Bergen mit dem Silberschim-
Portofino an der
Flucht und fand sie erst, ' nachdem
er einige Tassen Tee hinunter gestürzt
hatte. Eitie alternde Frau sann, blickte
aus verblaßte Kranzschleifen. Ein sehr
müdes Lächeln wuchs und wurde
groß und schön.ertränkte in sich eine
turchibarg Lächerlichkeit. - Und in
tiefen Augen, die nicht gealtert wa
rat, stand der Schatten eines
Schmerzes, unvermeidlich und uner
bittlich wie der Tod.
Eine Caruso-Anckdote,
. AIS der berühmte Sänger Caruso
vor Jahren in Berlin sanierte, ent
stand an der Theaterkasse ein so !e
beiiLgefährliches Gedränge, dasz ein
alter Mann schwerverletzt nach Hause
gebracht werden mußte. ES konnte
das Bett nicht niehr verlassen, das
zu seinem Sterbebette werden sollte,
Ach," seufzte er, welch ein hartes
Geschick! Nun soll ich sterben, ohne
den göttlichen Caruso gehört zu ha
den!" Tränen rannen ihm in den
Bart. Seiner Tochter wollte das
Herz schier zerspringen vor Kum
mer. Kurz entschlossen machte sie
sich auf den Weg zu Caruso und be
schwor ihn, das; er ihrem unglückli
chen Vater den Todeskampf erleich
Q t : Die schlechte Geschäftslage
'ey' .
-' x - - .v , "'.-..,,, s
'äasn-ÄwWsAe ..ai,... WH-
- " f
, r -JL- .-r-W,
-- ------4 ?.i w..
Tyh '-r:---c:--m S5'4 ?3"Sy
mtä:
MWWMMchSK
KMMKAMM.'. rymj
-MWMMMtz :,ä-:-r - vt$?P.
Mfe-; :
1 'JL' 'foZr S I. !' . Vi'sS - -.-7 . - ' -i V Jt -Jr't t
för&JQ z'Qk& ' k:i &ß-ktäv&Äh-,
Kytn&&
-xJss'X i . L','
MQMÄMxZMM
DMMMWMMVHK
WMZWMWKUH
r;'f$'rf&
1 - "5Ä5frr43' 'l' "'ÄA- -C,Fti C f , - -t'-iJvT1 I
rtxlAtaT Itfcai Jt-j. AtJuJejLSizx.i -.Tj -,(4
Eine zärtliche Gattin. " 4;v
y " Iji
7Wv'r:?tJV7''ltW
1 S ?--;-Zcm -.-.f..' f ., iH vv';-;a V"':' '.'.V.
' l
li. 8?c-fcrH 0 rr::te ( :
MpOKM-ftffMtz ,rmm y
V AAWv'Wi-, flis?
tchMWMMj : W 61
Ä , ,Hnfe''v& s t ' ß V
-V7 U: fif &r yS'S&kri h
i4 kw' tf-
s-if, r wWy:
t$t yMwx V
. t kV, r Mk iV
. u ffi - - - Yrsyr:- V
: y I mmjyh JX JÄYy
Vx.i ' j-i. M y Fl-
-.4TL Vl h --"r ' -.'i ti 4 yt i s
pr ''IWf A
. ',7 ,
,. J
;JÜ1 f4 'j',c
versprochene Reise nack Tirol zu machen."
Jlioicra öi fooMile.
wer der Olivenwaldungen oder den
seltsamen Häuierme.ssen. die sich k
der wlldbrand.ndkn Flut wie schütz
suchend an das gleich trotzigen Turm,
bauten zum Blau deS Himmels auf
ragende Gestein jcbmiegen. Neben den
wildromantischen - KusteneinschnMen
fehlt es aber auch nicht an südlichen
Idyllen, an Buch: mit weichen SLu
nien. wo Land und Meer plötzlich
sanster erscheinen, daS Grün üppiger
die Felsen bedeckt, freundliche ÄiUen
und stolze Landhäuser an Stelle der
Seeräubernester treten. Gin solch
köstliches Fleckchen Erde ist Portojino.
das unser Bild zeigt. Man bejucht
es von Santa .'nrgherita aus, das
man von G:nua mit einer Eisenbahn
fahrt von einer Stunde (auf der
Strecke Genua Nervt Rapallo
Ehiavari) erreicht. Ein Stündchen
wandern wir so behaglich an dein
klippenreichen Gestade dahin im Duft
der südlichen Vegetation, den trunke
nen Blick beständig nach dem mag!
schen blauen Glänze der Ferne gerich
tet, dann taucht üver Lärchenwald eint
zinnengekronie Burg vor uns auf und
unweit davon öfsnet sich eine stille,
kleine Bucht, von deren Ufer die wei
ßen Häuser so freundlich herüber
grüßen, als wollten sie zum Verwei
len einladen. Wir sind in Portofino
und wer der .Einladung folgt, der ist
noch tausendmal weiter .von, Monte
llarlo entfernt, als es nach der Land
karte den Anschein hat, denn in die
sem bescheidenen Oertchen leert sich
selbst ein mäßig gefülltes, Portcmon
naie nur sehr langsam. '
Rcviera di LevanteS.
tern möge. Der Sänger dess.'n
Herz nicht minder Geldes wert, ist
als seine Stimme, war tief gerührt
und versprach, der Bitte , des Mäd
l.,..0 ... U,MVn ' IV...... X.-
Ujtll WlJUl UJVIIUll. OlUlfl l'Ul.-
auf stand er am Bette des Cterbeik 5
den und saiig f'i köstlich, so glocke.y
rein, wie wohl noch nie zuvor; tf '
war wie Spharenmunk. Als er g.
endct hatte, tönte ein lautes Bri
vol Bravo! Ta capol" aus de,
Bette hervor. Caruso wandte si'
erstaunt dem Beptzer dieses kräft
gei: Organs zu und sah einen vk
Gesundheit strotzenden jungen Man'
im Bette liegen. Jener Greis hat.
sein ' Sterbebett für zweihundert
Mark zum Caruso-Konzert vermi','
tet . Und weim diese Geschieht
nicht wahr ist, dann ist sie doch ,g',-
erfundm. ;
öf;"':
Der Submissionswe r
Waschfrau (auf dem Rath aus
Herr Sekretär, in der Zeitung stehZ
das; die Wäsche für die Kinderklin?
auf dem Submissionsweg vergebe !
wird. Ich möchte die Wäsche ger5'.
übernehmen, aber ich lauie schon ein
ganze Stunde in der Stadt Henri! '
und kann den SubmiZsionsmog nici'.
finden."
.
erlaubt mir leider Nicht, mit Dir d'. 'it
ich also ganz allein reisen.
1
h
i