Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 27, 1919, Image 7

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Die WiH0llter der Sieger.
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' Ich habe gestern auf meinem Kaffee
yaulplatz eine kleine Reise um die Erde
unternommen. Ich hab ferne Gegen
den besucht, die uns nun durch Jahre
fremder, entfernter warin als einmal
d! australischen Inseln und Sibirien:
Frankreich und England. Man kann
leider vorläufig noch immer nur auf
!seinem Kaffcehausplatz hingelangen.
Oder dielmehr: Es sind diel Neiscge.
- Lenden, die nun selbst,' da wir nicht zu
ihnen können, mit uns durch Boten und
gedruckte illustrierte Briefe verkehren,
nicht durch Meldungen über brutale
griedensdiktatur.
Die ganze Reise hat bloß eine Stunde
gedauert, aber es war eine sehr an,
gende, sehr amüsante und dabei lehrreiche
und vor allem bequeme Fahrt, ohne den
ug ver ldcynellzugsiokomotive, ohne
PaKschereret. ohne durch den Valuten,
kurS zum finanziellen Ruin gedrängt
zu werden. Eine Fahrt vor allem durch
,die Abenteuer der Erotik, durch parW
'irnem, seidenweich gepolsterte Boudoir,
durch Theaterlogen und Seebadküsten,
' Ich habe eine Stunde lang in den
französischen illustrierten Zeitschriften
geblättert. Die diir tige Bilderausstel,
jlung des ,Le Rire" und der .Assiette au
Veurre' waren durch Jahre, fcit meiner
Jugenv. die , pikanteste und unterhal,
, lernte Katscebauszerstreuuna. die voll
tischen Satiren Caran d'Acheö und die
graziösen phantasiereichen Willettes Ija
j n mir diele ercignisarme asseehauS
j abend gefüllt und belebt. Bis her Kell
ner, um nicht von den Gasten gelyncht
zu werden oder die Polizei auf den HalS
zu bekommen, die dekolletierten icokot
itn, die Modelle des Quartier Latin
und die Pariser Bar und Theaterge,
i scllschaft nach Hause mitnahm. Gestern
isrnd nun wieder die Pariser Ansichts
karten einer frohen Welt, die niemals
von einem Gemüseschnitzel gehört zu ha
n scheint, in meine Hände gekommen.
Die Zeitschriften und ihre Modelle ha,
den durch den Krieg nicht gelitten, sind
nickt einmal abgemagert, ur einige
Zeichner fehle. Aber ihr Nachwuchs ist
gut geraten.
Freilich, such diese Ansichtskarten der
Pariser Lebewelt und der pikantesten
Interieurs wurden im Kriege mobil,,
siert, sie mußten ihren Humor vatrio,
tisch pointieren, für daS Vaterland und
gegen die ffclnde Echrapnelle knd'Ma
fchinengewehre spitzer Pointen abfeuern.
Are, n. . " . ix. ...
oer sie qaoen, lvie wj aus einigen zu,
fällig wahrend iti Krieges hergeweh
ten JUainmem ersah, diese aufgczwun,
,gcne Aufgabe nie dadurch füllt, dak
sie Marschall Fach mit Sieges begeiste
rung auf einem Bienrugel reproduzier'
ten und sich damit ergötzten, im Blut
mttt jil taitcn Wiirsi wükr,nk VinS f?ri.
I. -. . Q ... IV VW .V
sxi! ev . c
uc, in vca iiuinniii ten .age. oer u
turlosigkcit und des Hasses zeigten sie
ander VadeanpaUcn, andere Meerkü,
ften, operierten sie mit AmorS Pfeilen
und nicht mit Blausäure und Kanonen.
Sewig, sie verspotteten die Deutschen.
Aber immer mit ironischem Witz, sie
ttzleuderten kein? Witzblatt-Mordwaffcn
y wn Hmdenburg, sondern persiflierten
itWulWt Erotik, deutsches Philisterium.
' e kiegesallee. Kik" setzten dort fort.
- t9 der Simplizissimus' aufgehört
litte, um Schulter an Schulter mit der
egreichen Armee, mit den Blaujacken
: ,nd mit den Unterseebooten und mit der
' ',itn Berta zu kämpfen. Für .Le
r-''ire war die dicke Berta nie etwas
jidereö, als ein Weib, nie eine Kanone.
fh Weib, dak er in einem Badekostüm,
(nl den Stoffmangel Frankreichs Über
Isvieb, darstellte. Auf jeder Seite eine
icke oder dünne Berta. Auch während
f,3 Krieges.
Zyie ' , humoristischen Zeitschriften
' 'Richten sich also nicht allzu auffällig
' .Fizugruppieren. Die Pariser Demi
,ondaine , badet, ebenso kostümarm wie
zn Jahre 1314, als ihr die Kriegspro
z'Smation die Amateurphotsgraphen
.,gmobilisierte. auch die Mode der
l'z chwimmkostüme hat sich nicht geändert.
.;hS Wesentlich ist die möglichst sichtbar
I:
u niiccujume lvipersigur geo.ieoen,
if 9sf (nllTrflll her IRnii.9 nS 0f,.-
t " .tVtV. HtIV VW""
.. 4si tltrlv it.f.-flVnXl 4MrtA itMi.
fu kr "t Ulfuut, nuuj tuiiiic
?nd die tragikomischen Erlebnisse der
'.luStiere, die einst Barbier mit so klu
im Verständnis für ihr Gefühlsleben
florierte, höchst beliebt und seine Schü
verstehen es wie er, in die Physiogno
i tjA der Katzen und Dackeln, der Affen
- Iß Vögel Schmerz und Freude. Erwar
na, und Enttäuschung hineinzulegen.
oä) immer werden erotische Szenen,
iendezvouSabenteuer und andere Mensch
zllichkeika durch die zahme Zoologie dar
gestellt. DaS Kasernenhof und Kom
. ?mifzleben, die groben KolonelS. der mili
.Zläirsche, rothosige, an Flüchen. und an
, .ere ordinären Eksjasen reiche Humor
gegenwärtig von der Sieges, und Ju,
sFc!fanfare weggeblasen. Er könnte leicht
'-?lz antimilitaristische Demonstration ver
i'chtigt werden, obgleich die Kasernenhof
P-r ackereien, die Nvheiten. von Remonten
, I .-foilm nirgends mondäner, schöngeisti
. ,qer und durch Esprit gemildert illustriert
Iverden. Nirgends da! bissige, zahne
'fletschende Wutgebekl der blutroten Sim
! iplizisstmusdogge. Nur die Attacke eineS
'Z entzückenden zahnlosen Seidenpintschers.
Boldatenmißhandlungen alS Lustspiel.
,Zoda Siodg'Schnurren. Parfümiert.'!
-'Ulitärstall. Das muh jetzt alleS durch
?t Pariser Babys, durch Koketten, durch
mische kleinbürgerliche Frauen der Pa,
ser Provinz, indezente Atelierbesuche.
i,rch Lüfte der Cchlafzimmeralkoven
Ersetzt werden. Im Grunde Maupassant,
ind SteinkN'Tradition.
: Ein fettleibiger illustrierter Oktavband
gt auf meinem Tisch. Das alte, gute
faiS tout". Eine Pelemelt. Ein
knle Aller'. Ein BasarauZverkauf.
H beginnt patriotisch mit der Berherr
Dietrich ftein.
lichung eines Kriegshelden, durch dcss.n
Porträt, wie aus den lektea SieaeStaaen
der .Woche", bereichert. daS Mittclstllck
oeieyreno, va Juvliaum Bon Uutchot
tes wllrdiaend. der Ausllana leickit un,
ierhaltend. etwas parodistisch gebeizt: e
jour de vingt Minute', eine Satire auf
oen Acyiiiunvenlag.
Die englische Äcitschriftenliteratur ist
pompo,er, geviegener, loiiver, reicher aus,
gestattet. Dekorative, sckwe Brack!,in.
lagen in den,überlebensgrofzen Blattern
oer onoon vuvoi. isngi,cyer vteichlum.
Sie ist mit Vornehmheit 'imprägniert.
Die sranzösiscken wnd nalisckei, ?lllu
stratoren ickildern eine Welt, in der ti
ewig sonniag in, aver ein engilicyer
onniag; ver fianzolicye gelerlag il
heiter, übermütig, ein Feiertag in Cham
Pagnerlaune. Der englische etwas steifer,'
nobler, gemessener. Etwa BorUeaux.
Jagdfeste auf englischen Landgütern.
.ollviulige, yoye Banvys auf noch ho
berem eixllisckem Vollblut, bockrote Ni
queure und die Hundemeute, ein Nadel,
von Windspielen, die sich im Schloßhof
tummeln. Bilder, die in ihrer ritterli
chen Würde, in ihrer Festrcgie, welche sie
vorneyme Harmonie wahrt, wie histori
sche Dekorationen wirken. Aus der ttM
sten Seite eine Photographie .Season','
M,eu,cyaslSieoe aus der Themse. Re
aattensvort. Lickt. Luft. Sonne. Siai,ne.
Und dann FuKball und TenniSmatcb,
nackte, trainierte, brgungebrannte Arme
und Beine. Wir sind iner besten Ge
sellschaft von Menschen, die ihren ?ag
zu mcyis anoerem ais zur hygienischen
Verwertung ebraucken. "tfher inln.
von .hnen handsome. Dann aber, zu
Aieiynacyten, oerchwanden die Sport
feste, die Parforcejagden,, die lustigen
halsfreien Tennishemdcn, die faitgrünen
Fuszballwiesenterrains. Da wurden die
Leiiicyrislen sentimental. Kindlicher,
himmelblauer Friede, sanfte Jugend
glückseligkeit kehrte ein. der Tannenduft
eines engii,cyen hriltmas mit futzem
Pudding und Mistletoe-Schcrzen drang
zu uns. Jeve, iz.ottageyauz ein Kinder.
ParadieS. Neick aarniert mit vbantaki!.
fchen Märchenmustern wie orientalische
naereien, uno 2.epp,cue, vurlywtrlt von
bunten, schweren Farbenbändern.
Die .London News", die icb eNern
sah, haben kei,ne Ruderregatten, keine
pomrupen ,n Zri cher Meerluftbriese.
keine Season-Tbemiesabrten., ' k,
ben daS Motto: .Aictoy Day' auf ihr
Titelblatt geschrieben.' Eine Militärfeier,
eine Defilierung der Militärstiefel) der
allgemeinen WeyrpkUcht und des Sieg:i
im freien England. Triumphsahn.n
über den Geschäftsfirmen der City.
Triumphpforten in den Straßen, Ehren.
Trkbiinen, Ehrenzelte für daS Königs
paar, die Admirale ,und Marschalle.
London im Siegesjubel. Die Alliierten
vesiiieren. Aus zcvem Bild desilkeren sie.
reis um ieoe siarue, oie einen
Plag M i:onvon und einen in der eng
kisckien Gcsckicbte bat. Ein? Unr fnn,
farenblasenden und trommelschlagenden
patriotischen Feste mit Raketenfsuerwn
ken deS Rubels, mit ?illum!nnf,nn,n
Triumphes, mit einer Bxgeisterung. die
unbedingt in Unordnung geraten würde,
waren die Londoner Nolicemen tiirät ,
einet eisernen Kordonmauer verwachsen,
m i Zveieranen. nmm j nhiirum m
Alliierten defilieren. Marlneure, Ma
rineure. Marineure. Marlneure. Mari
neu, Amerikaner. Amerikaner. Ameri
koner. die Siamesen. die Australn,,?
die Schottländer in ihren Operetten
rocken, die italienischen Bersagliere, die
japanische Infanterie, die Chinefen....
Und. erdrückt von Sieges-Emblemen. zu
gedeckt beinahe von Fahnentüchern: War,
schall Foch. der Sieger. AuS jeder Na
gelspitze und auS dem Ohrläppchen wächst
gewissermaßen ein Blumenarranaement.
Und nun begreife ich das überlebensgroße
vormar oe, zmailes: es konnte sonst
die meterhohen Amerikaner und Neger
nicht in einem einiaermaken der Wirk.
lichkeit entsvreckienden MaKsiab unter.
bringen, f Die patriotische Regie d.r'
MZ.r.s. izt ..iic i.ttii.
wity-oi-jit ii uiiuuc(itciiq, ,
In den alücklicken 2aa?n des ZVrkm.
denverkehrS und der Weltreisen sah ich
in .La Sie Parisienne" die Zeichnung:
Baedeier.Passagiere lausen keuchend, mit
Koffer bevackt. im Kreise um den Nrem
densührer. Er ist alS Zirkuödresseur
charakterisiert und feine Peitsche faust er,
barmungslss auf die müden, abgehetzten
VeranüaunaSrcisenden. die den ,ur Ma
negearbeit' verurteilten Hunden gleichen,
oenen man Tanzubungen beibringen will..
Darunter stand: .Levovaae einulair-.
Weder Paris noch London biete heuer
Sujets zu solchen Fiemdenfatiren, eS
düxfte sich dort nun kaum ein Baedeker
leiaen. obaleicki die Krleassckiff blok
'Freudensalven abfeuern. Aber dennoch
erinnern mich die durch die Londoner
Vlralze getriebenen, sudelnden Sieger
an die unter Veitsckenknallen keuckiende
Vergnügung . Reisegesellschaft n die
drenierte Jittuszooiogie. .
', Würden.
Der neue Direktor eineS Gymnasiums
n der Provinz gekst durch die Straßen
des Städtchens und blelöt an einem
Neubau ftchcn. auf dessen oberem Ge
riiste ein Maurer arbeitet. Wegen der
Gefzhr des Herabfallens von Steinen
ruft der Mann dem Untenstehenden zu:
Hedas Saht Se om de Halde!'
Der durch diesen Anruf .seiner
Würde gekränkte Schulmonarch ruft
wieder hinaus: .
.Elaubcn Sie 'mal, mein Lieber.
Ich bm der neue Gqmnasialdirektor
Professor -Dr. theol. et phik. . .
.So!? Na. dann künnt St jvoH
n Ski up de Kopp verdrägen?'
Der schlau Händler.
Ueber daS Ueberwiege der englische
CJ Lt. 4 m '
insllyr mcioer vie ,A.elegrascN'om
Vaanie": Seit Unterick,nuna del ZMas.
senstillstandeS sind aus England Ware
im Wert von kecknebn Milllonkn' gsnk
Sterling (dreihundertzwanzig Millionen
vritvenkmarl) nacy LZeutschland auege.
sui?r, rooroen, mao.ru vie engliicye in
fuhr auS Deutschland sich auf 217,000
viunv Vierung (vier Millionen drei
hundertsünfzigtausend FricdenZmary
.
Schwarze Franzosen morden.
Einen tragischen AuSgang nahm, wie
auS Kelperbach gedrahtet wird, ein
Ausflug junge, Kaufleute auS Frank
furt a. M. AlS die Gesellschaft einen
von sazwarzen Franzolen besetzten
Schuppen passierte, krachte ei Schuß.
uno , der luzayrtge ausmann Birn
baun, sank tot zu Boden. Die Käme
radm wollten die Leiche mitnehmen,
wurden. aber daran durch die Schwarzen
gehindert. Erst mit Hilfe französischer
ksizlere konnte der Tote nach ffrank
furt gebracht werden. Die von seinen
vreunoen erikallele Anzeige wurde von
ven sranzo ischen Behörden abgelehnt.
Erst nach längeren Verhandlungen und
eyrenwortticyer Bersichcrung. sich jeder
cil vcn iranzv , lven cooroen ZU AUS
. '. i 5, i ' f r r . m ,
sagen zur Verfügung zu stellen, wurden
die jungen Leute nach Frankfurt ent
lassen. Die Leiche wurde freigegeben
und in Begleitunq -eines französischen
Offiziers nach Frankfurt a. Main
übergeführt. '
End? deS ÄuSnahmezustandeS in
Bayern.
Durch Verordnung des Gcsamtmini
steriums in München wurde die Aus
Hebung des über Bayern verhängten
Kri,egszustandes",mit Wirkung vom 1.
Dezember 1919 ausgesprochen. Gleich
zeitig wird die vollziehende Gewalt von
den Militärbehörden wieder in die HÄde
der Alvllverwaltung übergehen. Dle
Aenderung der außerordentlichen -Maß
nahmen zum Schutze des Freistaates
Bayern, die uf Grund bayerischer
Gesetze erlassen worden waren, ist mit
Rücksicht auf die Reichsverfassung not
wendig geworden. Die bisherigen Be
fugnisse der Bezirkspolizcibehördett zur
Verfügung von Aufenthaltsbeschränkun
gen gehen auf besondere Beauftragte
über. Die Ucberwachung der Presse
wird künftig vom Ministerium des In
nern unmittelbar geleitet werden. Ueber
das Versammlungswesen, den Druck und
die Verbreitung von Plakaten und Flug
blättern sowie über den Schutz der Ei
fenbahnbetriebe werden die besonderen
Beauftragten neue Anordnungen ergehen
lassen,,
Prügeltaktik für die Pfälzer.
Ein Schüler des Gymnasiums in Pir
masens hatte die Frau des dortigen fran
zöstschett KontrolloffizierS auf dem Bür
gersteig versehentlich angestoßen. Der
Kontrolloffizier verlangte für dieses
Verbrechen schwere Genugtuung und
tatsachlich erhielt er von seiner vorge
setzten Behörde folgendes Schreiben: .An
den Herrn Hauptmann Coulon, Bezirks
kontrolleur von Pirmafens. Anbei folgt
daS dortige schreiben vom 23. Okto
der zurück. Im Falle der Wiederholung
haben Euer Hochwohlgcboren nur im
Gesicht des jungen Mannes, der Ihre
Frau stößt, Ihren Stock zu zerbrechen
uno ven weiter ver velciiigien unter
ricyisannan unoerzugiicy vor oas sran
zösifche Kreisgericht ftellm zu lassen.
Ich werde dafür sorgen, daß die Ber
3f 1 tt . ..fl . 1 . . . L
urteilung eine äußerst strenge fein wird.
Gezeichnet (Name), Französisch Rhein
axmee, Kontrolleur der Pfalz."
Abwanderung deutscher Hölzer.
Aus Dresden wird gemeldet: Seit
einigen Tagen werden ungeheure Men
gen deutscher Nutz und Bauhölzer nach'
dem Auslande, vor allem nach Böhmen,
ausgeführt. Der Fachausschuh für holz
Verarbeitende Industrien in Dresden hat
sich an den, Landessorstmeister gewendet
mit der Bitte, beider Rcichsregierung
schleunigst gegen die wilde Ausfuhr vor
ftellig zu werden, und fchlägt vor, einen
Valutaaufschlag aus den Preis zugun
ften des Staates zu machen, um den An
reiz zur Ausfuhr zu beseitigen.
So macht man heute Geld!
tir lese, In der .Arbeiter'Zeitung'
folgend wahre Geschichte": Ein Pra
er Kaufmann erlegte bei einer Prager
Bank L00.000 tschechische Kronen, 'iit
der Bescheinigung hierher fuhr er nach
Wien, wo er.die Auszahlung Prag um
den dreifachen Betrag, also mit 600.000
Kronen verkaufte. Hier hat er dann um
diefen Betrag Schmukgegenstände ge
kauft, sie nach Prag gebracht und dort
mit einem Schaden von 200.000 Kronen
verkauft, dafür- aber 400.000 tschechische
Kronen bekommen. Diesm Betrag hat
sogleich wieder in der Prager Bank
deponiert, ist sofort nach Wien gesay
ren und hier die Prager Auszahlung
neuerlich jetzt um den Betrag von 1.
200.000 Kronen, sage eine Million
zwelmalhunderttausend Kronen verlaust.
Nachdem er wieder um obige Betrag
Schmuck gekauft hatte, begab sich neu
erdingi nach der Tschecho-Slowakei, wo
er die Effekten mit Schaden von 300.000
Kronen an de Mann brachte. Die er
haltenen 900.000 tschechischen Kronen
deponierte er abermals bei einer böhmi
fchen Bank und erhielt in Wien dafür
fage und schreib zwei Millionen sieben
hunderttausend Kronen Für diese
Summe hat er sich zwei große Häuser
angekauft., Wie kann nun dieser Staat
bet solchen Verhältnissen weiter bestehen!
T Verwalter von Danzig.
Die enaliscben Blätter bestätiaen die
vield. wonach Sir ltt. Tower ,um
einstweilige Verwaltet dir yreistadt
anzig vi, zur rnennung ine Ober,
lomm,ai vurm ven luoikeround er
annt wird. Tower ist 1800 geboren
uno yar eine lange diplomatische Laus
vayn Linier sicy. vi ihn Übe, Non tan
tinopcl, Madrid. Kopenhagen, Berlin,
Waiyinglon, Peiing, Bangkok. München,
Meziko 1911 nach Buenos Aire, führte.
ayrcnv ve, Wellkriege, k,at er n Ar
gentinien die englische Sache mit große,
dcyarfe vertreten, r hat tn Hcwekbrg
siuvierr uno sprilyr sueßend
Steuereinnahme deS Reiches.
Die vorläufige Feststellung der Reichs
einnahmen au Zöllen. Steuern und Ge
bühren, sowie an Kriegsabgaben 1916
und vom Absatz von Naliseifen für daS
erste Viertel deS Rechnungsjahre 1919
liegt vor. Das GcsamterträaniS der an
die Reichskasse abzuführenden Beträge
beläuft sich danach auf 1,526,445,772
Mark. Im einzelnen brachten u. a:
di Zfle . . , 01,389,510
di Tabaksteuer . . , , 4,117,609
di, iarsllesteuer .... 67,450,578
der nrikaSaiifickilia mr lttiarcven .
(tciierulllilliaf itueuanlHe . . 80.E14 87
di, ckcrslk,, 80,505,330
vic j.netueuti nmi neuecflanfl.
bgttbe von teler . , , , ,
die 6tiesrqttenfietnpI .. . .
die Slögabe vom Personknbkrlobr
di Abgabe vom GiUerverlehr .
die Kc,l)lesteu,r . , .
di rbschallljsleu . . . . .
83,518,808
657,289
4(1,859,111
23,323,45
147,613,191
10,680,400
6,145,3(1
810,138,020
170,011,707
di Vesivstkner . . . . . ,
di riegK,iba,!ben 1018 . , ,
vie umiamicuer
die mit den Pnki und Teleara
pgengevuyrcn tu ryclieiiden
die Kricgsabgvben 191(j I '
Moichsm'gnbcn
87,140,000
1 20,451,774
rie nttaememen Slvanven vom
bsutz dsn aliseiskn. . . .
701,818
Warnung vor dem Chemiestudinm der
Frauen.
Der Verein deutscher Chemikerinnen
berossentlicht in der .Zeitschrift für ange
wandte Chemie' vt.m 11. November eine
Warnung vor der Wahl des Chemikerin
nen-Berufs. Es heißt darin u. g.: Für
die nächsten Jahre erscheint es ganz aus
geschlossen, daß die deutsche chemische In
dustrie in der Lage wäre, alle jetzt studie
rriiocr .uemilkk auszuneymen. cgiur
gemäß werden alle Chemiker. ' die am
icriege teilgenommen haben ,nd dies
dürfte eine nicht geringe Äabl sein
bei der Neubesetzung von Stellen zuerst
verucksichtigt. Hierzu kommt noch, dak
die ZUermendungsmoglichkeiten der Cbc
mikerinnen in der Industrie sehr be
grenzt sind. Darum hält es der Verein
deutscher Chemikerinnen für seine Pflicht.
heute, da man mehr denn ie die Berufs
Wahl sowohl vom volkswirtschaftlichen
als auch vom hygienischen und psychischen
Standpunkt aus treffen muß. von dem
L,yemieftudium der Frauen dringend ab
zuraten. " "
Vemaffnung Ut Berliner Postämter.
Die Oberpostdirektion Berlin hat an
verichiedene Postämter die Anregung er-
geycn lauen, zum fechntje des Amtes ge
gen vlökliche Ueberrumveluna durck,
fanden Vorsorge zu treffen. Hierzu
errayren vie P. P. . an zuständiger
r L.-t -. n f '
Vieue: isa vanveil iicy um eine Anre,
auna und keinen Bekebl. Die MaK
nähme hat die freiwillige Teilnahme
ver eamien uno ves Perionals zur
VorausseKuna. - Es soll kein W?kir
oder Truvve iearündet werden. Berlin
folgt hinin dem Beispiele Dresdens,
wo oereilZ ähnliche Äcgßizaymen getrof
fen sind.
..
Heimkehr der ersten Gefangenen auS
Aegypten.
Wie die Neickiszentrslstelle für Kriegs
Und 5!ivilaefanciene mittelt. ist der st-.
Heimkchrtransport aus Aegyptln mit
oem ampser .isuivicmai m Bruns
büttelkoog angelangt. An Bord befan
den fick 228 Ökkiziere. und iwar 2n von'
der Armee, 8 von der Marine, 113 von
ver ostasrilaniichen C?chütztruppe, 22
Sanitätsoffiziere. Unter den Mann
schatten, die .Guldiemal" mitbrabte.
sind. 157 von der Armee, 215 von der
Manne, vu von ver ostasrikanischen
Schutztruppe und 5 Mann Sanitäts.
Personal. ' Außerdem sind mit der
.GUldiemat' VM Äiv linterNierte zurück
gekehrt. Der Dampser Christian
eoe - wuroe mir vem zwetteip Heim
kehrtransvort aus Aeanvten am 18. No.
vember .in der Elbe erwartet.
Die Papiernot.
Nach luverlässiaer ' Mitteilung wird
der Reichskommissär fürie Kohlender
teiiung bereits tn den allernächsten Ta
ae,l anaewielen werden, den eitunas
druckpapierfabrlkanien monatlich eine
Mindestmenge Kohle beschleunigt zur
Zersugung zu stellen. Außerdem ist dar
auf Kinaewiesen worden, dak bei der Be
förderung des ZeitungspapierS von der
savrik zum Verleger trotz ver angeord
neten Verkehrsamt keine Stockung ein
tritt. Auch eine Reihe anderer Maß
nahmen ist aetroffm worden, um soweit
Wie möglich den Papierbedarf der Presse
zu oeaen. Wegen oylenmangelS find,
wie aus Dortmund gemeldet wird, samt
liche westdeutschen Papierfabriken ft 1 II.
gelegt worden. Die Lieferung von
Jettungspapier mußte eingestellt werden.
Tie Mitkämpfer von Zirmuide lS
eugen.
W. T. B. äibt bekannt: Uns lea.
ner behaupten, deutscht Truppen hätten
am Tage der Erstürmung voy Di?
muiden (10. November 1914 nachmit
tags) im Westen der Stadt, nahe de,
Äser, auf einer aufgeschütteten Straße
Vierzig sraniösisckie Marinesiisilier oii
Deckung gegen das feindliche Feuer auf
.fl .ti L C (. i . r n. .
peiicui, ivayreno oi vemicye Avieiiung
hinter de EtraKenbLsZiuna versteckt ae
Wesen sei. Ferner bätten die Deutscken
am folgenden Tage (11. November 1914)
bei Tagesanbruch französische Gefangene
gezwungen, dort, wo die Eisenbahn am
Kirchhof von Dizmuiden vbeisührt.
Schützengräben aufzuwerfen. Mitkam
Pser, die als Zeugen etwa zur Sache
bekunde können, werde aebeten. tbre
Angade zunächst schriftlich der Kom
Mission Schllcking, Berlin, rtnj'Al
..1.1 w. . a . r t c . '
vlrqi"siroVe v, tinzujenoen.
Freiwillige statt Kriegsgefangener.
In einer von den freien Gewerkschaf,
ten einberufenen stark besuchten Ler
fammlung in Köln erklärte der Referent
Muth, daß augenblicklich in Nordfrank
reich 250,000 deutsche Gefangene beim
Atteverausvau veschastigt sete. EI
wurde 'eine Entschließung angenommen,
die besagt: Da die Gefangenen nicht
vor Eintreffen de! Ersatzes aul Deutsch,
land freigelassen werden, so erkläre die
deutsche Arbeiterschaft sich bereit, die
Kriegsaefangenen durch freie Arbeiter
abzulösen und tatkräftig am Wieder,
aufbau de! zerstörten Frankreich mitzu.
arbeiten, mt Erklärung soll alsbald
der Berliner Regierung, der deutschen
Waffenstillftandskommission Düsseldorf
und dem Reichskommissär in Koblenz
zwecks Weiterlcituna an die alliierten
Mächte, an Marschall Foch und an die
hohz ommtsston für die besetzten Ge,
viere zugeneui werven.
Ter AbftimmungStermi i Schle?,
wtg.
Der Kopenhagener englische Gesandte
und Vorsitzende der Internationalen
Schleswig-Organisation Marlina er
t1'2k . ! m - 1 ... 1 . . tn v i"t . . M
irnuc einem eriruer ,von ..Poiliiren .,
vag vie veiven engiizcheg Ossiziere, die
lurzilcy nach fflensbura ackommen wa,
reri, nicht im Auftrage der Kommission
handelten, sondern vermutlich von Köln
aus ihre Befehle erhalten hätten in der
Ätcinung, daß die Ratifikation des Frie
densvertrages am 11. November erfolgen
werde. Auch die Kommission hatte ih
ren Kriegsschiffen den Befehl gegeben.
an vielem Tage nach Nordschleswig zu
fahren, als Im letzten Augenblick alles
umgeworfen wurde., Die Ratifikation
wurde nun für den 80. November er
wartet, so daß die Abstimmung in der
ersten Zone, etwa zwischen Weihnachten
uno Neuiayr ersoigen wurde.
xt drei Delegierten der internatio
nalen Kommission, der norwegische De-
partemcntschef Harberg. der englische
Hauptmann Cuffe und der französisch
dänische Hauptmann Hjelmfeldt.'die seit
einigen Tagen tn Flensburg wetten, um
nocy einige, tur die uebcrsiedluna du
Kommission notwendigen Boerbereitun,
ijni ju ,rei,efl, yaoen iic zur urmm?
... l Cf , . r. rr... r".
rung lyrer Ausgabe mit dem Staats-
kommissär Dr. Köster in Verbindung
gesetzt. Herr Harberg bearbeitet das
Preß , und Teleqraphenwesen. Herr
E,usse die militärischen Angelegenheiten.
In ven nächsten Tagen werden d e De
legierten auch Tondern. Apenrade. Son
-derburg und Hadersleben besuchen, um
Unterkunftsraume für die Besatzungs
truppen (es handelt sich voraussichtlich
um etwa fünfzig Mann für zede Stadt)
zu .suchen.
' , ...
' .' , ' :i ' 'r : '
Die Sicherheit in Hamburg.
Was in einem Monat in einer Stadt
wie Hamburg an Diebstähle. Räube
reien, Unterschlagungen und Schwindel
verübt wird, kommt nur zu einem, oe
ringen Teil zur Kenntnis der Oeffent
lichkeit. insbesondre dürfte in den
Seiten der Papierknappheit der vozhan
vene Plag in der Tagespresse gar nicht
ausreichen, um alle die Diebstähle usw..
die täglich geschehen aufzunehmen. Seit
geraumer Zeit beschränkt sich die Presse
varaur, nur die bedeutendsten Berfehlun,
gen (kleinere nur, soweit die Begleitum
lande das Publikum interessieren) der
Oeffentlichkeit mitzuteilen. Wenn wir
aus dem Monat Oktober 1919 eine Zu
sammenstellung dessen bringen, was die
V. ?r. unter -Diebstahlen und dergleichen
in dieser Zeit mitgeteilt baben. so kann
ver veser überzeugt sein, daß die Iah
len tn Wirklichleit. wenigstens bei den
D,ebstahlen, verdoppelt werden müssen.
Einbrechern siel nach unseren Notizen
allein tut weit Über 2i Million Mark n
die Hände, während Schwindler es ver
standen, sich rund 556,000 Mark, also
.uoer eine valve 'jJiiUion, zu eraaunern.
) gefährlichsten Sorte unter den
Langfingern, den Straßenräubern, sie
len 249,759 Mark in die Hände, wäb
rend die Gilde derer, die durch Unter
fchlagungen reich werden wollen, .ur"
163,400 Mark sich aneigneten. Damit
haben diese Genosse nu, nach unseren
Aufzeichnungen insgesamt über dreiund
einviertel Millionen erbeutet, gewiß in
.beruhigendes' Zeichen für HamburaS
Sicherheit. , .
Frei
Meinung für Offiziere
ver,
boten.
In Mecklenburg bat die freie Meinuna
freien Spielraum, und sie wird an der
sozialistischen Regierung und ihren Or
anen in Versammlungen und in der
Presse so unbarmherzig geübt, daß man
sich erstaunt fragt, ob eS wirklich Män
ner auf Ministersesseln sind, die sich von
der Kytik moralisch so blutig verprü
geln lassen. ES wird nicht etwa mit
feingeistiaen Sticheleien, mit Wid und
Ironie auf sie losgeschlagen 'und gefto,
chen; die mecklenburgische Derbheit äu
ßert ihre Meinung anders. Nur den
Offizieren ist eine freie Meinung nicht
gestattet, nicht einmal eine Kritik an ei
nem fozialdemokratischen Blatte. Diel
hat wieder einmal ein Offizier der
Schweriner Sicherheitswehr erfahren.
Er erlaubte sich eine Kritik an Vem fo
zlaldemokratischm Blatt Da! freie
Wort . die einem Minister, bisheriacn
Redakteur bei fozialdemokratischen .Lü,
decker Volksboien". hinterbracht wurde..
De, Minister forgte für di Entlassung
deS Mannes aus der SicherheitSwehr. E!
handelt sich u.m inen Offizier, der i
vier Kriegsjahren fü, sein Baterland ge
kämpft und gelitten hatte. So wird in
Mecklenburg die freie Meinuna de im
Abhängigkeitsverhältnis zur Regierung
flehenden Militari verweijaltigt,
Ma LUingev '!-.
71 , Won HanS
Mit Mar Nlinger ist die deutsche
Kunst um einc ihrer ragendsten Gestalten
ärmer geworden, um einen Kiinstler, der
vas, was er bedeutet, ausschließlich 'es
ner Persönlichkeit zu , verdanken hat;
venn wenn er auch manche! von Böcklin
und den anderen Deutschrömern in sein
Werk herübergenommen hat, und wenn
auch von diesem Werk genug Fäden zu
venen yinubersuyren, die in gewissem
Sinne seine Erben geworden sind, näm
lich zu den Neuidealisten und Klaisi
z'sten vom Schlage Ludwig von '
mann! und Stucks, so kann man !hn
doch die en beiden Gruppen s wenig zu.
zählen wie irgend einer anderen, und die
Kunstgeschichte wird sich schon entschlio
ßen müssen für ihn, eine besondere Ru,
brik zu schaffen.
AS gesicherten bürgerlichen Verhält,
nissen kommend, hat er das seltene Glück
genossen, frühzeitig seinen wahren Beruf
zu erkennen und rhm nachgehen zu dür,
fen, und er hat feinen Weg zu'Ende
gehen können, ohne auf ihm andere .b
lenkungen und Hemnisse zu finden ul!
die, die in seiner Arbeit selbst begründet
lagen. Aber auch hier hat daS Schicksal
den Sechzehnjährigen begünstigt, als 3
ihn Karl Gussow finden ließ, dessen Un
terricht er erst ln Karlsruhe q der Aka,
demie und dann in Berlin genoß. In
der Schule Gussows, wohl des besten
Lehrers, dendie letzten Künstlergenera
tion-r gehabt hqbcn, bildete er die w
fehlbare Beherrschung der sichtbaren
Form und deS Handwerks auS, die allen
feinen Schöpfungen von den frühesten bis
zu den letzten ein besonderes Gepräge e
ben. . So empfing er die Anregungen,
die ihm längere Aufenthalte in Brüssel,
München, Paris und Rom, die ihm wie,
derhclte Reisen nach Griechenlands Und
Frankreich reichlich spendeten, auf dem
sicheren Grunde einer ausgeprägten Ei
genart und eines in jeder Beziehung zu
verlässigen Handwerks . ruhend. Seit
feinen frühesten Werken bis zu den letz
ten hat er sich in nichts geändert. Jede
Arbeit, fei es auch die nebensächlich sie
tragt bis in alle Einzelheiten hinein, bis
zu den Schriftzeichen der Künstlerin
schrift fein Gepräge, und es versch.gt
dabei nichts, ob er feinen Pinsel dem
Vorwurfe zuliebe einmal in weichen und
schwelgerischen Tönen sich ergehen ließ,
oder mit ihm das harte Lineament der
alten Meister neu belebte.
Der Eussow-Schüler Klinget begann
mit einem Gemälde, dem Staffeleihilde
Der Spaziergänger", aber den Haupt
ertrag seiner jungen Jahre bergen die
großen Radierungsfolgen, von denen in
den vier Jahren von 1873 bis 1882 nicht
weniger als sieben entstunden sind.' Sie
haben ihm das Postament des Ruhmes
geschaffen, aus dem der Maler. und der
Bildhauer weiter schaffen' konnten, sie
entholten auch in ihre? Eigenart, die sie
von illem ZeitgenössischetLund auch xtt
allem Künftigen trennt, die. gesamten
Grundbestandteile der Klingerschen
Kunst. Zwar war auch hier manches,
von allem Zeitgenössischen und auch vo
genden Folge neben manchen technischen
Einzelheiten, ein Anknüpfen an Frühe
res, an die Werke Goyas und anderer.
Aber die Ausgestaltung der ganzer! Fol.
gen wie der einzelnen Blätter 'war so
völlig persönlich, daß vereinzelte An
klänge an Künstler und Stüepochen
kaum noch etwas bedeuten wollen. Hier
offenbarte sich zum erstenmal die unfehl
bare Sicherheit der Formvorsiellung, die
unbedingte Klarheit der Formwiedergabe
und der unerschöpfliche Reichtum geisti
ger Durchdringung und Abwandlung ei
neS Stoffes. Aber es zeigte sich auch
hier bereits ?ine gewisse Kühle und Zu
rückHaltung gegenüber dem seelischen
Ausdruck, ein Ueberwiegen des For
malen.- -
Um 1882 setzt dann, die malerische
Tätigkeit Klingers ein mit fünfzig
Bkrlim CliriiiMell.
Standorte der Reichswehrtruppen,
Aus Berlin wird berichtet: DaS ,Hee
res-Berodnungsblatt erofsentlicht ine
Uebersicht der Untukunftsorte der
Reichswehrtruppen bis zur Bestimmung
von ffriedensstandorten für. das un
derttausendheer. Danach befin!7en sich in
Berlin, folgende Behörden und Truppen
per Reichswehr:
Jn Berlin: Reichswehrgruppenkom
mando I, Wehrkreiskommando III, zu
gleich Stab der Reichswehrbrigade 15,
Jnfanterieführu 3 und 13, Infanterie
regiment S und 29, Kavallerieregimenter
103 (eine Eskadron) und 115 (2. Eska
dron), Artmeriesuhrer 15, Leichtes Ar
tillerieregimuit 3 (III. Abteil.) und 15
(Stab. I. und h III. Abteil.). Pionier
Bataillon 15, Scheinwerferzug 115,
Brückentrain 45, Nachrichtenabteilung 3
und 15, Fernsprech-Abteil. 103 und 115,
Brieftaubenschlag 203 und 215. Horch
abteilung 803 und 315, Kraftfahrabtei
lung, Kraftfahr-Kompagnie 115 und
Kraftfahrwerkftattzug 315, Kraftfahr,
kolonn 229 und 30, Sanitätskompag
nie 15, Staffclstab 15, Feldkolonne 57
bis 60.
Jn der Umgegend von Berlin sind
untergebracht:
In Potsdam: , Rcichswehrbrigadestab
3. JnfanterieRegiment 5, Kavallerie
regiment 3 (zwei Eskadrons), Artillerie
führer 3. Leichte! Artilleriercgiment 8
(zwei Abteil.), Minmwerfer'Baterie 8,
Kraftfahrabteilung 3, i Kraftfahrkom
vagnie ' 103, Kraftfahrkolonnen 205,
206, Krastfahr-Werkstattzug 30. .
Jn Spandau: JnfanterieReg!ment
115 (2. und 4. Bataillon). Pionier-Ba
talloa 8, BeluchtungStrupp 3, Brücken
,
Friedeberger.
: Wandbildern für eine Steglitzer Villa
di; big auf ein Drittel verschollen sind
Nichts ist so bezeichnend für Klinger, alt
daß er, nach wenigen belanglosen Vorar,
beiten. seine malerische Tätigkeit mit ei,
ner monumental gedachten Leistung be,
gann. In den Bildern, die, ihren Mo.
tiven nach deutlich an Böcklin anknilpftn,
steht die Klingersche Malkuvst auf ihre,
höchsten Stufe. E! isl ein Reichtuin,
eine Weichheit, ein Glanz und eine Frei,
heit in diesen Gemälden, die sU in ihre,
besonderen Art den schönsten malerischeii
Schöpfungen dieser Zeit an die Seiti
stellen, und die umso höher zu werten
sind, alö die Bildes noch vor dem ersten
Pariser. Aufenthalt geschaffen wurden.
Die Pariser Eindrücke scheinen mehr von
Seiten der großen französischen Monu
mentalmalerei gekommen zu fein; denn
unmittelbar nach der Rückkehr auö Pa
'' beginnt die Reihe der großen monu,
mentalen Figurendarstellungen, deren
Ausgang das Parisurteil von 1887 und
d.ren Endpunkt da Themttitzer Wand
bild von 1913 bezeichnet. ,'Jn diesen
Werken greift Klinger nach den höchsten
Kränzen. DaS grzße . monumental
W ndbild mit wenigen Figuren, wie e!
die großen Italiener und. Klinger näher,
stehend, der Franzose , Puvjs de Cha
vanneS geschaffen' hatten, sollte wieder
entstehen, und in der Tat atmen ille
diese Gemälde eine Großartigkeit der
Konzeption und der Form die ihreLglei,
chen sucht. Aber in ihnen kann sich die
Kühle, die schon aus en. Radierungsfol
gen stellenweise ecknet. xhensp wenig ver,
leugnen wie die Neigung zur Uebersülle
der Erfindung und zum. Ueberreichtum
der Beziehungen und so bleibt der Ge
nutz der Werke mehr auf daS Einzeln
beschränkt, als daß er sich ' ön die Ge
famtheit der Erscheinungen halten
könnte.
' ' Vom Parisurteil nimmt dann die
dritte Art der Klingerschen Bestätigung
ihren Ausgang, die bildhauerischs. Sie
jn der Folge diejenige gewesen, die
KlingerS Namen so hoch .emporgetragen
hat. und die tn dem Bewußtsein de,
Heutigen die Leistung deS Malers nd
selbst des Radierers überschattet. Werke
von höchster Großartigkeit der Gestal
jung wie die Beethovenfigur und das
Drama". Bildnisdu ten 1an irr Pra
auna und feinster Durchgeistigung. Ein
zelstatuen. von denen die schönste wohl
d'e Amphikriw aus der Berliner Natiö
nalgalerie ist. werden den 'Ruhm ihreS
Schöpfers für alle Zeiten verkünden. '
Man kann gegen die Radierungen
Klingers geltend machen, daß sie eige !
lich keine sind, sondern Federzeichnungen,
di in Kupfer übertragen worden sinv, .
und man wird von feinen Gemälden, so
weit es sich um die großen Wandbilder
handelt, sagen dürfen daß in ihnen die
Freude an der Emzelyeit uno an oer n
zählerischen Ausgestaltung nicht restlos
von dem strengen Lichte monumentaler
liNnttnnz!veisKeit aufgekehrt worden
sei Aber dem Bildhauer gegenuver ;?
muß man gelten lassen, 'daß hüGe ß
danke. Form und Stoff in seltener Voll
kommcnheit eins geworden sind. Klinger.
hat. wie jeder der großen Meister der
Bildhauerkunst, seine E!ngebungen oft !z
n-na aus dem Stein empfangen. W ;
Michelangelo, wie Rodin hat er Form
gedankt ettost, vie :m wcr gcvun -
chlummerten. uno es anoerr oawn auu,
nichts, daß er gelegentlich, vonver
Freude an der meisterhaften Sehen
fchunq des Handwerks und am schönen
I J . w n -i
Material und Technik veuimmen
Diese Werke, die an das Kuysthandwerk ;
streifen, werden vergehen; sie hätte auch j
ein anderer schaffen können. Die ande
xtr aber werden immer von dem Kunst
Uz sprechen, der Max Klinger hieß, und
der eine der stärksten, einheitlichsten und
reichsten Persönlichkeiten' der neuere
deutschen Kunst war. s ,e
train 3, Kraftfahrkompagnie 3, j
Kraftfahrwerkftattzug 3, Sanitatsksm
pagnie 3, Staffelstab 3.
In FranZfürt a. O.: -Jnfanterie-Re
giment 110, Artillcrieführer 5, Leichtes
Artillerie-Regiment 5 (1. Abteilung),
Nachrichten Abteilung 5, Fernsprechab
k ieilung 105, Horchabteilung 305. Kraft,
I U" . W 4 ftf .
sayravmiung .. t, rarisayrrompagnie
105, Kraftfahrkolonne 110,: Kraftfahr,
Werkstattzug 305. . . .. . j
Jn Küstrin: Nachrlchten-Kompagine
des Jnfanterie-Regiments 10, Ins,
Regt. 105. Leicht. Art.-Regt. 5 II.
Abteil.).
. Jn Perleberg: Kav.-Reqt. 103 (eine
Esk.); in Kottbus: Jnf.Regt. 30 (II.
Bail.); in Schwebt: Ka.:Regt. 15
(zwei Esk.); im Fürsienwalde: Ins.
Regt. 30 (1 Sa kl ). Kav.-Regt. 15 (eine
Esk.); in Raihenow, Kav.-Regt. 3
(eine Esk.); in Lübben: Jnf.-Ncgt. 30
(III. Batl.); in Brandenburg: Jnf.
Regt. 103 (I. und ZI. Batl.); in Neu
ruppin: Jnf..RegI. 103 (III. Batl.)z
in HaveKerg: Jnf.Nedt. 103 (IV.
Batl.); in Beeskow: Leicht. Art..Reat.
11? M. Abteil.); in-Zossen: JnfRegt.
113 (III. Batl.). Kav..Regt. 115 (zwei
Esk.). Leicht. Art.'Rcgt. 15 (j III
Abt.); in Prenzlau: Jnf..Rcgt. 115 I
Batl.; in Jüterbog: JnfRegt. 116.
Eine wichtige Ttcllung.
.... Nimmt Ihr Schwager ein
bedeutende Stellung ein im Parlament!'
.Gewiß. Er ist eS. der immer Schluß
der Debatte Beantrugt!"
Man kann gewisse Dinge säen, al)e,
nicht erzwingen, . .. .
Zugkraft ist oft nur ein Betvei!
sllr die Schwäche eine EtitckeS."