Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 26, 1919, Image 2

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Dlircb Maclit zuiu Tickt.
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Streiflichter auf daö Berlin unserer Tage.
(?crllcr Lokal n,eger.)
fflrnn man Geräusch und Ue-be a'S
ziemlich identische Begrisfe auffasse
will. bann muh man die Art und Weise,
wie hier die sogenannte .yerbitfaison"
iiifcstfr: hat. ali geradezu priuisJj t
klären. An geräuschvoller LedenZbetät,
gung. wie wir sie ja aus der Glanzzeit
Berlins in den Tagen, da die Blätter
vergilben und fallen, gewöhnt sind,
fehlt es heute wirtlich nicht. Tie üblich
Aukmachung der Herbstsaison kennzeich
net'sich ja immer schon zuerst auf der
Straße. Ein Aufschwung zu atemloser
Arbeit und sichtlich fröhlicher Laune.
Ein Plus von polternden, schwer bela
denen Lastwagen und von sausenden,
heulenden Autos mit geschäftigen oder
Zreuzvergnügten Menschen. Tie Stimme
tot Straße im Anschwellen'. Hinter
lledem freilich der ernste starke .npulS
des Schaffens und PlanenZ, uns in den
Winker hinein die Segnungen einer nim
inet ruhenden Werktätigkeit und die
wärmenden Strahlen der Lebensfreude
zu tragen. Wenn man bloß die Ober
fläche betrachtet, so sonnte man wohl
glauben heute vor dem gleichen Bilde
zu stehen. DaZ Straßenlcben und
.Lärmen in Berlin ist zur Zeit ein ganz
absonderlich starkes. Was die Kraft
wagen anbetrifft, so macht sich ihre Fülle
allerdings nicht' bloß durch den Lärm,
' iv'-i in t;"! Merem Grade tatet) den
teuflischen Gestank bemerkbar, der in
seinem wolkenartigen Allsbruch die
Borstellung wachruft, als kamen diese
Fahrzeuge wirklich aus den Tiefen der
Hölle an die Oberwelt. Gar mancher
wünscht sie dann auf den Rückweg!
Ober der neulich stattgehabte Vergaser
Wettbewerb wirklich für uns eine Erlo
sang von diesem qesundhetiZgefahrlichen
öffentlichen Skandal, der die Gefahren
leS verschmutzten Berlins noch unter
streicht, bringen wird, bleibt mit Span
ttintg abzuwarten. . Aber im ganzen
bietet doch ebe das Antlitz des Straßen
leben? ganz unzweifelhaft jetzt schon
wieder etwas mefir vom dem Bilde der
früheren Zeit. Man sieht auch bereit?
an dem Mittelvunkte des Verkehrs we
seitlich mehr Leute das ist ja im
Hinblick auf die wirtschaftlichen Verhält
niffe eigentlich verwunderlich die ehe
gewisse Sorgfalt in tozua. auf den önße
int Menschen zeigen. Nicht alles Kriegs
o:winnler" und erfolgreiche Schieber!
ha, man erblickt sogar auch wieder ganz
schmucke Uniformen, die doch hoffentlich
r-cht egenredolutionäre Beängstigung
in den Herzen der radikalen feinde aller
aefetzlichen Autorität erwecken werden.
Ist nicht auch bie Sprache unserer An
zeigknspalten und der buntbekleideten
Anschlagsäulen solch ein lärmender Weck
rif der kommenden' Saison" alten
Stils?!
.... ' .. . . M ; ' : .
- Aber Lärm und Leben an sich sind doch
nicht gleichbedeutende Begriffe in dem
Sinne, daß man den Grad uud die Be
deutung Parker und fruchtbarer Lebens
legungen einer großen Gemeinschaft le
diglich ach dem Spektakel, der verübt
wird bemessen kann. Auch nicht nach
dem Spektakel im übertragenen Sinne:
Aufforderung zum Tanze auf dem Par
kette des : Lebensgenusses, des Kunst
aenusses hoher und niedriger Klasse. Re
klame-Schausteüung, Lockung in bunter
Art ... die Hauptsache bleibt doch immer
das Was und Wie der Wirklichkeit. Wie
pcht es nun d a m i t heute? Man kann
n der Tatsache nicht vorübergehen, daß
in diesem äußeren Bilde von Regsamkeit,
des Berliner Lebens, ins Nahmen des
großen ,Friedes"Elends doch t, t w a s
Tröstliches für die Beurteilung deS Wirk
liehen liegt. Zeiche von Zähigkeit, von
Mut und Unternehmungslust kann man
herauslesen. Sehen wir mal ganz ab
ton dem gegenwärtigen Vergnügung?
leben, das aber doch auch nicht bloß
ekelerregende Bilder der Geschmacklosig
leit oder Sittenverrohung bietet. Wie
gt sich'J doch in Kunst. Wissenschaft, ja
selbst in der fast ganz m Schlummer ge
funkenen Geselligkeit. Man fragt sich
manchmal mit leisem, aber nicht ärger
lichem Erstaunen, wenn wieder das eine
bitt andere seit der Friedenszeit fast
Vergessene den Kopf hervorsteckt: Ja.
ist denn das wirklich das .verelendende"
Berlin, um das wir so oft klagen?! Ist
lle, waS wir da erleben, ein Krank
heitssymptom. fieberhafter Pulsschlag,
Ekstase eines . abnormen Geisteszu
Pandes?..
Was die 'Kunstfaison anbetrifft, so
braucht man ja bloß auf die gefüllte
Theater und Konzertsöle hinzuweisen
und auf ihre Eintrittspreise! Tas
geht wohl fall noch ü b e r die Friedens
zeit. Das Charakteristische dabei aber
ist nicht so sehr die Menge als der Wage,
mut der Kunst strebenden. Das gilt vor
allem für das Vühnenleben. Da weiden
die Fühler mutig ausgestreckt, um die
Empfänglichkeit der .neuen' Menschen
für das Alte zu prüfen. Im Zenit der
KabarettAera und der ungezügelten
Entfaltung selbst des Obszönen die
Aufwärmung alter Berliner Possenharm
losigkeit! Kecker und zahlreicher ober noch
regt sich das Neue und Neueste, selbst das
bis zur Uioerftändlichkeit Exzentrische,
daZ vielleicht jahrelang dem Publikum
des zensurierenden .Obrigkeitsstaates"
schämig versteckt gehalten wurde, vor die
Rampe. Ein,, ganz neues Heer von
Thcaterbesuckzern. bunt gemischt, scheint
aus der Erde gestampft zu sein. Publi
kui staunt und schwelgt h einer Atem
Zuft den faszinierender Ns.utartigkeit, und
Kritikus feiert Triumphe der scharf rict
tende oder in.modcrnste Begeisterung ge
tauchten J.der ...
Ist's in der bildenden Kunst anders?
In bezuz auf die M t n z e der Neupro
duktion vielleit. Ganz gewiß aber nicht
auf d.'n JTui.si markt. Kaum nahm
der Sommer Abschied, da kamen schon
die Einladungen zu allerlei Spezialaus
Pcllungen in den Kunsthandlungen, und
wer die Ziffern gelesen, die in den zu
Herbstbeginn einsetzenden großen Kunst
ouktiona genannt wurden, der mußte
über d i e s t i Lebenszeichen der Saison
in besonders lebhaftes Staunen ge
raten... Ausländer-Kunden! Kriegs
ccwlnnler! Familie Neureich"! Schlaue
Veimögensanlage! Sei dem so. Bleibt
doch aber die Tatsache der riesigen Le
bendigkeit eines, Marktes, der so ganz
fernsteht den Bedürfnissen, um dijheute
Tausende sorgen, seufzen und weinen.
Also zum mindesten ein Saisonkoriosum
interessanter Art.
Die Wissenschaft schließt sich von die
se'm Aufmarsch in der Saisoneröffnung
nicht aus. Ich habe dabei weniger den
akademischen GeistkSstaat im Sinn. Mir
schweben das .öffentliche VortragZpodium,
die Veranstaltungen in Konzert und
Theatersälen mit wissenschaftlichem und
kunstwissenschaftlichem Einschlag (wie jetzt
die demnächst beginnende volkstümliche
Kunstbelehrung im Opernhause), und vor
allem andern die Volkshochschulbewegung
vor. Auf allen den genannten Gebieten
regt es sich jetzt in Berlin in einer Stärke
und einem Umfange, wie wir sie lange
nicht triebt.
Ja, wir wollen wirklich nicht unter
dem . Druck des Jeitenwirrwarrs und
ElenSs ausschließlich nur alle Dinge
unter der Lupe der Vergrämten schauen!
Noch ist ein Volk nicht endgültig dem
Untergang geweiht das in solchen
Zeiten sich mit der Kraft des alten
deutschen Idealismus den Bestrebungen
einer auf weite Volksschichten wirkenden
Hebung des konkreten Wissens und gei
stigen Könnens hingibt. Freilich muß
eS dabei, wenn die heiße Arbeit richt
vergeblich fein soll, gelingen, sich der
unheiligen Kräfte zu erwehren, die teils
uns alle in wahnwitziger Verschwen
bung und Genußsucht zu ruinieren
ober mit brutalen Händen in blinder
Parteiwut immer wieder in das junge
Gefüge solcher geistigen Reorganisationen,
die mit Politik nichts zu schaffen haben,
störend hineinzngreifen trachten.
Wir haben unsere Humboldthochschule,
unsere Lefsmghochschule als die ersten
Kristallilationspunkte für die Lestrebun
gen, in des Wortes , wörtlichstem
Sinne Htmeinnutzige Institute.
Das von der ersten, Anstalt entworfene
Or?anisationsprogramm für die Volks
Hochschule der Groß-Berliner Gemeinden
bietet Nicht nur klarverständliche Gesichts
punkte für die Einrichtung, Gliederung
und innere Gestaltung des Volkshoch
fchulwesens, sonndern kennzeichnet mich
für jedermann im Volke, nicht bloß für
den zunftgemäßen Schulmann oder Ge
lehrten oder den einer wissenschaftlichen'
Laufbahn ' "zugewandten jugendlichen
Volksgenossen,' in überzeugender Weise,
wie sehr zum Wederaufbau unserer mit
Verwüstung bedrohte Geisteskultur eine
geistige Einheit der Nation in allen
ihren Schichten' unerbittliche Notwen
digkeit ist. .
Gebt euch die Hände, die ihr nicht ver
zweifeln wollt am Guten und Starken
und VcrnLnftiaen in unserem Volk: zu
friedlicher einmütiger Arbeit n allen den
Werken, die selbst in das finstere und
kalte Elend dieses Angstwinters ein hoff
rnrngsöolleS Lichl Zlt werfe vermögen!
Ein Weben und Werben macht sich
jetzt auch im Vereinslcben Berlins in
einem Wasie bemerkbar, wie wir eS fchon
feit langem nicht gesehen. Man hat oft,
nicht mit Unrecht, über die Berliner Ver
kinsmeierei gespöttelt. Aber wir wollen
gerade jetzt den Wert des Wiederauf
lebens in der Berliner Vereinstätigkeit,
selbst auf dem Felde der unscheinbarsten
geselligen Vereine soliden, familiären
Charakteis nicht unterschätzen. Wenn
man jetzt beobachtet, wie in diesen Krei
fe wieder Einladungen zu kleinen Ver
anstaltungen mit Kaffeetafel, Tanz uns
dergleichen in Schwung kommen, fo kann
man wohl darauf rechnen, daß um so
mehr und um fo weiterauch das normale,
menschlich begreifliche Sehnen der
Jugend nach Lebensfreude abrückt von
den wilden Runrnielplätzen tineg bachan
tischen, big zu den tiefsten Tiefen der
Frivolität herabgesunkenen nächtlichen
Genußlebens. Wer das Leben und Trei
ben in den Berliner Vereinen verschieden
per Art kennt, der weiß, daß von
gewissen Ausnahmen abgesehen in sei,
ner kleinbürgerliche Harmlosigkeit, in
feiner ganzen traditionell geworfenen
Genügsamkeit vielleicht noch daZ beste
Mittel liegt, jenen Stätten tollster Aus
fchweifung in breiten Volksschichten
einigermaßen daZ Wasser abzugraben.
Man denke doch j nicht etwa, daß es sich
bei den gefährlichen Nachtlokalen neuester
Berliner Prägung nur um Orte handelt,
die im Zeichen der .Sektpulle' und deS
Fünfzig Mark Gänsebratens stehen!
Der Nachahmungstrieb, daS böse Beispiel
schaffen euch sehr populäre" Genußstät
ten relativ gleich gefährlichen, sittenver
rohender Art.
So kann die wiedererwachende Tätig
keit der unzählige Berliner Vereine und
Vereinchen, die im Rahmen von allerlei
mchtpolitische Bestrebungen Geselligkeit
und umor Pflege cfcf diesen aus
schließlich gewivmet sind, gerade unter
heutigen Verhältnisse erzieherisch wir
k. Es Wä wohl sogar recht, nützlich,
wenn alle, die e angeht, sich dieses
Stückchen wertvoller VereinZmission als
einen ungeschriebenen Statutenparagra
phen zu Herzen' nehmen wollten. Man
muß das Berliner Kleinleben, das in
timer als eine beharrliche Unterfirömung,.
von dem .Gekribbel und Gewibbel' (wie
Fonl sagt) des Weltftädtisch durch
dufteten ' Overflachenlebens unberührt,
dahingeslosleil ist, a?nau kenucn. um
GrafHttlliüg tinH die
Cin neu kiölfentllchiifl hl
vichi,eS lUcilnicii u der i'fii.tu
der verb'wMSvoüen T der iluln
(!&)(!). ri'iiiiiflt, eiUteuU Im Vli
der Hecderichcn eiiagrnKkiinolu
in grkwrg . iie etlimetuniKii
n du iiirulctstfiaft fenif Ujum,
bis Huri Huf von eeiiiing unter
dem lilel .iiui 5chr In der AeS
laujlci luauMiM.
Karl Graf von Hertling wurde, als
Graf Hertling Reichskanzler geworden
war, als persönlicher Adjutant seines
Vaters von der Front abberufen, und er
wurde so aus nächster Nähe Zeuge de,
schicksalsschweren Ereignisse, die das fol
gende Jahr ausfüllten.
Die erste. Erwähnung von Friedens
schritten findet sich noch der Darstellung
der .militärischen Ereignisse bei dem An
griffe auf Reims und dein Gegenstoß des
Feindes aus den Wäldern von Com
pidgne. Graf Hertling machte bei einem
Aufenthalle im Hauptquartier am 6.
August feinem Vater gegenüber von
feiner ersten Ausfassung der KrieBlage
lein Hehl. .Derselbe konnte mich inso
weit beruhigen,", erzählt er weiter .als
er mir erzählte, daß er. von schweren
Sorgen erfüllt, nicht verfehlt habe, mit
dem Kaiser Rücksprache zu nehme, und
daß er ihn für seinen Vorschlag geivvn
nen habe, den König von Spanien zur
Vermittlung des Friedens und der Mit
teilung der deutschen Bedingungen an
zugeben, st bald sich die militärische Lage
einigermaßckl gebessert .habe. Im übn
gen war die O. H. L. aufgefcroert, sich
in der nächsten Zeit in Spa einzüsin
den, eine offene Bilanz über das bishit
Erreichte zu ziehen und sich darüber zu
äußern, was möglicherweise noch zu er
zielen war. Was den Eindruck der Rück
schlüge an der Front auf O. H. L. be
trifft, so kennzeichnet cr sich durch fol
gmde Worte Ludendorsfs, von denen
u.ir der Reichskanzler berichtete: .Jimf
mal habe ich während des ganzen Welt
krieqes bisher die Truppen zurücknehmen
müssen, um am Ende den Fewd doch zu
schlagen.' Warum sollte mir das nicht
öuch ein sechstes Mal oelingenZ"
Vom 12. 14. August fanden im Ge
eialstausgebäude zu Spa die Verhand
kungen dit der O. H. L. (Oberste Heeres
Leitung) statt. Graf Hertling tritt der
Behauptung entgegen, daß in diesen die
O. H. L. den Kanzler mit dem größten
Ernste ausgefordert habe, an den Frie
dcnsschluh zu denken. Sein Vater habe
ihm während der Verhandlung!. von
ihrem Fortgang und nachher von ihrem
Ergebiüs beriebtei; danach ha, der Fall
umgekehrt. Nicht die O. H. L. richtete
eine ernste Aufforderung n meinem
Vater, fondern dieser li,ß sich über die
Militärische Lage unterrichten und ver
langte sodann von der O. H. L, freie
Hand, in dem ihm geeignet scheinenden
Moment Schritte für die, .HecLisllhrung
.des Friedens tun zu können.". Bei den
Besprechungen mit der O. H. L. .war
der Kaiser von d?m' Gedanken' der 's?--Nischen
Vermittlung abgekommen und
wollte nun durch die Königin von Hol
land der .Entente die deutschen Friedens
bcdingungen mitteilen lassen. Die O.
H..L. erklärte sich mit dem Wunsche deS
Kanzlers einverstanden. In - meinen
Aufzeichnungen jener Tage find ich die
Bemerkung, daß sich die O. H. L. offen
bar nicht mehr viel von der ,Zortjetzung
des Krieges verspricht. Tas Eingeständ
nis des verlorenen Krieges hat sie in
den Besprechngen mit dem -Kaiser und
meinem Vater nicht gemacht. Tie
Kriegttage spiegelte sich dem Kanzler
vielmehr nach den erhaltenen Auskünften
derart wieder, deß cr zwar die Weiser
führung des Krieges für zwecklos halten
mußte, daß 'er es aber für unerläßlich
ansah, das Abflauen und das endliche
Stillsteheil der feindlichen Offensive ab
zuwarten. Denn es war inleuchtcnd,
daß ein Friedensschritt gänzlich erfolg
los bleiben mußte, solange der Gegner
im Lcrwärtsschiic war und hoffen
konnte, die deutschen Linien an einer
Stelle vollkommen zu durchbrechen und
damit eine Katastrophe für Unsere Ar
mecn herbeizuführen. Die O. H. L. rech
nete übrigens auch selbst damit, daß die
sortgesetzten Angriffe dem Feinde der
artige blutige Opfer kosten würden, daß
der Augenblick des Stillstandes der Of
fensive nicht allzu ferne sein werde. Und
sie war überzeugt einen Durchbruch des
Gegners verhindern zu können, inwieweit
die deutschen Reserven durch die heftigen
Kämpfe dahingeschmolzen, waren, blieb
unausgesprochen." '
Am 8. September sprach dann die
O. H. L. dem Reichskanzler durch den
Obersie V. Winterfeldt plötzlich den
Wunsch aus, ihn wieder im Großen
Hauptquartier zu fehen. Graf Hertling
schickte Herrn v. Hintze, de er ersuchte,
ihn möglichst 'eingehend iibcr die militä
tische Lage zu' unterrichten. .Zu diesem
Ende hatte mich mein Vater beauftragt,
eine Reihe militärischer Fragen zusam
menzustellen, um deren klare Beantwor
tung die O. H. L. gebeten werden sollte.
Herr v. Hin'e kam nach zwei Tagen wie
der, meldete, daß die O. H. L. besorgt
geworden sei und an die Reich'leitung
das Ersuchen kickte, baldigst an die Her
deiführung deS Friedens zu denken. Tie
ausgestellte Fragen militärischer Natur
waren wie aus Nachstehendem ersichtlich'
beantwortet. Ich gebe die Fragen und
die mit Bleistift von Herrn v. Hintze
beigefügten Antworten ' der Reihenfolge
'ach wieder:
diesen Gedanken richtig zu würdigen.
Nichts ist in dem Kampfe, dem jetzt jeder
Mensch mit normalem Anstandsstcfühl
gegen .dir ins Ungemessene wachsende
, Roheit und Zügellosigkeit kämpfen muh,
zu gering, um der Beachtung wert zu
sein. Je mehr Mensche erkennen kernen,
wie der E i n 1 1 n t, auch der Geringste,
mit erstarkendem Pflichtgefühl auf das
Ganze wirken kann, um so eher könne
wir der Gefahr entrinne, im Mass
wakm ,u verfumrkeo "
AersttSttrcMiig.
1. Wieviel kampffähige Divisionen
flehen als Reserven hinter der Front zur
Verfügung? Antwort: Aevdert . sich
jeden Tag: einige Divisionen aufgelöst
zur Auffüllung der andern.
2. Lasse sich größere oder geringe
Gegenstöße an strategisch wichtigen
Punkten,"ln die der Gegner eingedrungen
ist. mit Aussicht aus.Srsolg durchsuch
ren? Antwoxt: Größere Osfensiven
ausgeschlossen, Gegenstöße aber möglich.
I. Kann heute ein Linie angegeben
werden, die unter allen Umständen, even
tuell durch Gegenangriffe, gehalten
wird? Antwort: Grundgedanke, wir
bleiben stehen, wo wir sind. -
i. Wie steht es mit den Reserven
Kriegsmaterial (Geschützen, Munition,
Qualität derselben)? Ist mit einer
dauernden Unterlegenheit an KrieaSma
terial (TanM dem Feinde gegenüvcr zu
ebnen? Antwort: Tanks tauen wir
kaum; sonst aber genügend Artillerie und
Munition. ,
-5. Wie ist die Verpflegung der Trup
pen? Wie wird sie sich in den kommen
den Monaten gestalten? Antwort:
Wird besser werden. Leidet der
Kampfwert der Truppe unter unzurei
chend Verpflegung. Antwort: Ja.
Wie steht es mit Bekleidung und
Ausrüstung Antwort: Genügend.
Es fehlen Kariosfeln.
6. Ist es möglich, von den im Osten
flehenden Divisionen eine Anzahl nach
dem Westen zu transportieren, bezm.
auszutauschen? .Antwort: Hängt da
von ab. ob wir Ukraine halten müssen
oder nicht. Die Armee braucht sie noch
für Fleisch und Pfcrdeversorgung. Wal
dom,(der Staatssekretär des Kriegser
nährungsamtes) braucht sie auch, daher:
Ukraine muß besetzt bleiben.
7. Lage an der italienischen Front.
Zustand der österreichischen Armee?
Antwort: Schlecht. Ist mit Äner ita
iienischen Osfensii zu rechnen? Ant
wort: Nein.
8. Mazedonien., Wie viele deutsche
Divisionen stehen dort? Antwort:
Eine halbe. Wie ist die Kampfkraft
der bulgarische Armee heute zU bewer
ien? Antwort: Jetzt besser. Steht
in Angriff der Calonikiarmee bevor?
Antwort: Ja. ein kleiner."
Gleichzeitige erhielt der Reichskanzler
einen Bericht des Obersten v. Winter
seist, der als Ergebnis einer Frontreise
nach Berlin mitbrachte: Die Lage an der
Front 'sei zufriedenstellend, die Stim
mung und Haltung der Truppe ausge
zeichnet. " . ' '
ES folgt die Darstellung der parlamen
iarischeu Verhandlungen im HauptauL
schuß und des Zusammenbruchs Bulga
rienö. ,So standen die Dinge," heißt eS
weiter, als am 23. September in der
Frühe Oberst v. Winterfeldt öch bei mei
mm Vater melden ljch und ihm mitteilte,
daß die O. H. L. zu der, Ansicht gekom
wen sei, daß eine Umbildung der Regie
rung oder ein Ausbau derselben auf brei
ierer Basis notwendig sei. Mein Vater
kam sofort.' nachdem Oberst v. Winter
feldt sein Zimmer verlassen hatte, zu mir
berein uns berichtete mir den plötzlichen
Wechsel in der politischen Anschauung
der O. H. L. Es überraschte mich natür
lich sehr, von ihm zu hören, daß sich die
O. H. L. von einem Tag zum andern
auf den Boden des Parlamentarismus
stellte, dessen Anhänger sie vordem nie
gewesen war. Nun stand es meinem
Vater außer Zweifel, daß dieser poli
tische Gesinnungswechsel der O. H. L.
entscheidend für ihn felbft fein werde."
GrafHertling entschloß sich, sofort nach
Spa zu reisen; schon vor ihm reiste Herr
& Hintze, der sich in den letzten Tage
sehr pessimistisch in Bezug auf die
Kriegslage geäußert hatte, dorthin ab.
Bei der Ankunft deS Reichskanzlers km
Hauptquartier ließ ;sich Herr' v. Hintze
melden. .Er hatte den Vormittag zu
einer langen Unterredung mit der O. H.
L. benutzt. DaS Gespräch zwischen ihm
und meinem Vater war kurz. Als e,
fortaing, kam dieser mit sehr ernstem
Aufdruck zu mir ins Zimmer und sagte:
.Das ist ja ganz furchtbar, die O. H. L.
verlangt, daß sobald als irgend mög
lich ein Friedensangebot bei der Enten:
gemacht wird. Hintze hat mit seinem
Pessimismus recht behalten.' - -
.Am andern Tage besprach mein Va
icr vormittags mit dem Kaiser wie
denim die Frage der Nachfolgerfchaft
im Kanzleramte; dieser konnte sich noch
nicht für den Prinzen Mar von Bade
entschließen. Während der Unterredung
betrat auf einmal Ludendorsf unangc
meldet das Zimmer und fragte sofort
im Tone größter Erregung: .Ist die
neue Regierung jetzt noch dicht gebi!
det?" worauf der Kaiser ziemlich barsch
wider: .Ich kann doch nicht zau.
bcrn!" - Taraufhin Ludendorsf: ,Ti
Regierung muß aber sofort gebildet wer
den. denn das Friedensangebot muß
noch heute heraus." Der Kaiser: .Das
hätte Sie mir vor 14 Tagen sage
sollen !' .
Am Nachmittag Ut letzten Tage ln
Spa erschienvgr der Abreifr des Reichs
kanzlerZ nach Berlin General Luve
dorff im Schlosse. .Mein Vater fracM
ihn. wie er sich die Zukunft vorstelle,
wenn uns die Entente auf ein Friedens
angebot Bedingung? pellen würde, die
schmachvoll und daher für Deutschland
unsnnchmbar wären, worauf tuZtn
dorsf ntwortete: .Dann müssen wir
eben weiter kampsen. Diese Antwort
erschien uns recht unlogisch. Denn wen
wir imstande waren, weiterzukämpfen,
so war ei doch auch nicht nötig, i die
fem militärisch so ungünstige Augen
blicke mit eine! Früdensangebot . zu
kommen." ' "
Mit einer Schilderung deS aus inner
politischen Gründen erfolgten Abschiedet
de, Neichttan.lers schlicht di Dorftkl.
lunz, -
Die nationäl-türstjsche, Wewegmig
in Wlorderaflen. '
(erlinn Lslal.ttlaek.)
Während sich in Paris Lloyd George
und Elemenceau über die Verteilung der
vorderasiatischen Beute nicht handelseinig
werden können, kommen aus der asiati
schen Türkei Nachrichten, die zeigen, daß
der von dem bekannten jungtiukischen
General Mustafa Kemal Pascha gegen
die Entente und die von dieser begün
stigte Konftantinopeler Regierung in
Asien organisierte Widerstand an Aus
dchnung erheblich zugenommen hat und
der Entente bei der Lösung der vorder
asiatischen Frage noch ernste Schwierig
leiten machen wird. Die Truppen Mu
stasa Kemal Pascha solle Koma an
der Anatolischen Bahn besetzt und die von
Konstantinopel auS dorthin bereits über
gesiedelten türkischen Regierungsbehörden
vertrieben haben, während bei Hodeida
am Roten Meer in englisches Lazarett
von eingeborenen Arabern überfallen
worden ist.
Die Bewegung Mustafa Kemal Pa
schas ist bekannt, unbekannt aber sind
ihre Organisation und ihre Ziele, und es
dürste interessant sein, etwas darüber zu
hören.
Als -die Türkei vor einem Jahre unter
gleich demütigende Bedingungen wie
wir mit der Entente Waffenstillstand
schloß und in Konftantinopel an Stelle
der Jungtllrken die Opposition mit Da
mad Schcrif Pasche, an der Spitze znk
Regierung kam. befand sich Mustafa Ke
mal Pascha, einer der bekanntesten und
sähigsten junglürkischen Generale, als
Obcrkommandicrender einer türkischen
Armee in Armenien. Er weigerte sich,
die Waffen niederzulegen,' bezichtigte die
Konftantinopeler Regierung des Verrats
an der Türkei und an der Sache des
Jslam'und stellte sich an die Spitze einer
von ihm selbst hervorgerufenen nationa
Ien Bewegung zur Verteidigung Klein,
asicns. Ein Aufruf an die ihm unter
stehenden Truppen und die mohammeda
Nische Bevölkerung schilderte die dem
Lande und dem Islam drohende Gefahr
und forderte zum Widerstand gege die
Absichten der Entente und der Konstan
tinopeler Regierung auf.' Er fand be
geisterte Aufnahme und hatte zur Folge,
daß ein großer Teil der aus asten 'Ge
gcndcn der asiatischen Türkei stammenden
Truppen und Verwaltiingsbeamtcn auf
seine Seite traten. Auf die Weisung
der Konftantinopeler Regierung, die ihn
seiner Kommandos enthob, nach' Kon
stantinopel zurückzukehren, erklärte Mu
stasa Kemal Pascha den Sultan und des
sen Regierung für abgesetzt. Eine neue
Provisorische Regierung wurde für das
in seiner Hand befindliche Gebiet gcbil
det und übernahm die Verwaltung des
Landes. Prinz Abdurrhaman wurde
zum rechtmäßigen Sultan ausgerufen.,
Die Machtlosigkeit der Konstantinope
ler Regierung und die geringe Stärke der
in Lorderasien zur Verfügung stehenden
Ententctruppen, vor allen Dingen aber
die Erfahrung Mustafa Kemal Sa
schas, der unter weit schwierigeren Ver
Hältnissen zusammen mit Enver Bey in
nerhalb kurzer Zeit in Tripolis den
Kampf gegen die Italiener organisiert
und diesem bis zum Kriegsende ersolg
reich widerstanden hatte, führten zu
einem sehr schnellen Umsichgreifen' der
Bewegung. Aus allen Teilen der Türkei
strömten die Anhänger der Jungtürken
zu Kemal Pascha, und bereits mit Ein
tritt des FrühiahrZ war über ganz
Kleinasien von Kurdistan bis ans Mit
telmeer, ähnlich dem Komitatschiwesen
in Mazedonien, eine Orgagisation von
Banden geschaffen, die unter der Fllh
rung türkischer Offiziere die Gegend UN
sicher machten, feindliche Abteilungen
und Transporte überfielen, Bahnanla
gen zerstörten, Vertreter de Konstanti
nopeleL Regierung abfinge und den ge
samten Verkehr auL dem' Innern Anatc
limS nach Konftantinopel unterbanden.
Sie waren die Vorhut Kemal Paschas,
der roährcnd dessen in Armenien und
Kurdestan seine Truppen und die Ver
waltung deS Landes organisierte.
Die Hauptwiege der ganzen Beirre
gung wurden Armenien und Kurdistan,
wo es Kemal Pascha durch geschickte
Ausnutzung des zwischen Armeniern und
Kurden herrschende Hasses gelang, diese
vollständig für seine Sache zu gewinnen.
Die Kurdenchefs traten in der Besürch,
tung. bei einer Besetzung des Landes
durch die Entente in erster Linie für die
Armenieurgreuel zur Verantwortung ge
ogen zu' werden und dabei ihre von den
Armeniern geraukten Ländereie zu der
lieren, ausnahmslos auf seine Seite.
Auf Grund des dort noch herrschenden
Feudalsystems stellten sie cuS den ihnen
leibeigenen Bauern Kavallerie in der Art
der bekannte Hamidieregimenter auf,
die sich felbst beritten machten und klei
bettn, nur die Bewaffnung von Kemal
Pascha erhielten. Sie bildeten anfangs
in Gestalt von 22 Kavallerie-Divisionen
mit Maschinengewehren und auf Pferden
verladenen GcbirgsgMützc zusammen
mit einem freiwilligen Kavalleriekorpk
rson 3000 mohammedanischen Tscherkcs
sen auS dem Kaukasus den Grundstock
der Truppenmacht Kemal Paschas. Mit
ihr drang er von Kurdistan und do Ar
menischen Taurul au in Armenien und
Anotollen ein, daS innerhalb kurzer Zeit
mangels jede Widerstandes bis zum
Cilicischcn . und AntitauruS i seinem
Besitz war. Durch sofortige Einziehung
der Divisionen Malatia. SiwaS JoSgad.
Amasia. Kaifarije und Marasch wucbS
feine Truppenzahl auf Über 100.000
Mann, die durch die auS dem Kaukasus
feldzug im Lande noch befindliche De
poli ausgerüstet und bewaffnet wurden.
In der Hauptsache-Würde nur Kavallerie
mit Maschinengewehren aufgestellt. In
fanterle nur soweit, als sie zur festen
Besetzung bei Lande nötig war. Die
so geschafseIen Kavalleriekorpt sind gnl
diszipliniert und stehe unter dem Kom
manda bewährter jungtllrkischer Führer
wie Reauf und Hamdt Bei. Sie sind
in fünf Gruppen auf Armenien, Kaisa
rije, Nigde, Marasch und Diarbekr ver
teilt, von wo sie daö besetzte Gebiet ge
gen Unternehmungen der Entente, der
Aimenier oder der Konstantinopeler Re
gicrung sichern, öfters bis-an die Anato
lischt Bahn und in die Cilicische Eben
vorstoßen, und im Zusammenarbeiten
mit den im Land organisierte Bande
die dort befindliche Entcntetruppcn be
unruhigen. Um eine solchen Vorstoß
scheint eS sich auch bei der kürzlich ge
meldete Besetzung von Konia zu han
dein.
Gleichzeitig mit der Organisation der
Truppen ging die der Verwaltung des
Landes. Das Steuerwesen wurde neu
geregelt. daS in reichlichen Mengen im
Lande befindliche Gold eingezogen, die
Vcrpflcgungsvorräte festgestellt, die Be
lauung des Lande und die Lebensmit
ielverteilung organisiert.
; Trotzdem sieht (3 im Lande traurig
aus. ES leidet stark unter den Verhält
nissen. Wenn auch die eingezogenen
Mannschaften zur Bestellung der Felder
mit herangezogen wurden, so konnte doch
nur in Teil der Aecker bewirtschaftet
werden, und auch da ist die letzte Ernte
fo schlecht ansgesallen, daß unter der
Bevölkerung eine furchtbare Rot herrscht.
Die Unzufriedenheit unter der Landbe
völkerung AnatolienS ist deshalb groß,
stärker aber ist der Wille der dort süh
renden Männer mit Kemal Pascha an
der. Spitze durchzuhalten. Man hofft
durch Zufuhren aus Persien und dem
gctreidereichen Kurdistan aushalten zu
können.
Durch Vermittlung einiger bei ihm
befindlicher arabischer Offiziere und sei
nes Generalstabschefs, deö Oberstleut
nants Rufchdi Bei. sowie dank" seine
Ansehens, das er infolge feiner Tätig
keit in Tripolis bei den Argbern genießt,
.gelang es Mustafa Kemal Pascha. Ver
bindung mit dem Oberhaupt der Mun
tcsik-Araber, Adjemi Pascha im Jral
und mit dem bekannten Scheich Caid
Jdriß aufzunehmen, so die von ihm or-
'ganisierte Bewegung aus Arabien auszu
dehnen undF ihr einen vorwiegend reli
giöscn Anstrich zu geben.
k Adjemi Pascha hatte im Herbst 1S17
uf deutsch-türkifche Vereinbarung zur
Unterstützung der f. Zt. unter General
v. Falkcnhahn in Mesopotamien geplan
ten Unternehmung am unteren Euphrat
im Rücken der englischen Linien eine Be
wegung entfacht, deren Folge ernste.
'lang andauernde Unruhen in der Ge
gend von Samawa, Rumetha, Nehjef
.und Kerbel waren. "Mit deutschem
Golde hatt er sich eine Truppe von
6000 berittenen Arabern aufgestellt, die
mit deutschen Gewehren und Maschinen
gewehren ausgerüstet waren. Infolge der
türkischen Niederlagen am Euphrat und
Tidris im Frühjahr 1918 wurden die
Engländer dieser Unruhen bald Herr,
und Adjemi Pascha mußte sich mit' fei
nen Leuten in das Innere der arabischen
Wüste zurückziehen, von wo aus er seit
dem durch überraschende Ueberfälle' die
englischen Etappenftraßen unsicher macht,
englische Depots plündert und Postie
tungen angreift und sich auf diese Weise
mit Proviant und Munition versorgt.
Ansang diese? Jahres haben sich die bis
her englandfreundlichen- D'lcm Araber
unter ihren ScheichZ Ali Soliman. Har
dan. Reschid und Türki Adjemi Pascha
angeschlossen, diesen zum Herrn von Me
sopotamien und vom Irak Arabi aus
gerufen und sind ebenfalls in die Wüste
gezogen. ' Die Haltung des dritten,
mächtigen, hauptsächlich in der Tjesire
(oberes Mesopotamien zwischen Euphrat
und Tigris) sitzenden AraberstammeS.
der Schammar, ist unsicher. Auch sie
eigten fchon im Frühjahr stark zu Ad
jemi Pascha. Die Ursachen dieser Bew
gung liegen in der Beschlagnahme der
Ernten und der Erhöhung der Besitzsteuer
auf die Hälfte der Erträge seitens der
Engländer. Vor alle Dingen aber ist
Mißgunst, gegen den von den Eng
landern zum König von Arabien r
nannten Emir von Mekka, dessen Ein
setzung als Khalif ma befürchtet und
gegen den in ganz Arabien eine eifrige
Hetze Wege Verrats der ihm anvertrau
ten heiligen Stätten an die Ungläubigen
betrieben wird. . ,
Aus diesem Grunde hat sich auch der
im Hedja sitzende Scheich Said Jdriß.
bekannt durch feine jahrelangen Auf
ständ gegen die Türkei, gegen die ihm
früher verbündeten Engländer empört.
Er weigert sich al Scherif, den Emir
von Mekka, mit den, ihn seit dem Jahre
1912 infolg , dessen Zusammengehen
mit den Türken bittere Feindschaft der
bindet, als ihm llbergevrdnet und
eventuell als Khalif anzuerkennen. Im
Kampfe gegen di Engländer und den
Emir von Mekka wurde er zum Verbün
beten feines langjährige Feindes, de
,aus gleichen Gründen wie er gegen den
gleichen Feind im Jemea kämpfende
Jmani Jahja.
Ob zwischen, Ddllink Pascha. Said
Jdriß und deck Jmani Jahja unmittel.
dar Beziehungen bestehen, ist nicht be
kannt, aber Wohl anzunehmen.
Im Juli hat bei Maidin ein Zu
sommenkunft lZustafa Kemal Pascha
mit Vertretern Adjemi Pascha und Said
Jdriß stattgefunden. In ihr wurde
Richtlinien für gemeinsame Handeln
ausgegeben, vor allen Dingen aber Ziel,
festgelegt, deren Grundidee ist, die Be
wegung durch eifrig Propaganda un
icr der mohammedanischen Welt weiter
auszudehnen, sie vor allen Dingen auch
nach Afrika hinüber zu tragen, wohin
Kemal Pascha bereit Verbindung mit
dem ihm von früher bekannten Ober
. schlich der SenuLI in Tripolis ausae
nommen hat. In der Folge wurden mit
dem Oberscheich der Drusen im Haurai,
Jeiia Vcj et Atrasch und vcr vwi
der persischen Provinz Aserbndschan
Verträge abgeschlossen, wonach diese zu
nächst nur durch Getreidelicserungen an
Adjemi Pascha und Kemal Pascha d e
Bewegung unterstützen. Schließlich ae
lang e, Mustafa Kemal Pascha Mit der
Sowjctrcgierung Beziehungen derart
anzuknüpfen, daß diese ihn für de
Kampf g'gcn die Entente mit Geld.
Waffen und Munition versorgt.
So sieht augenblicklich die nationale
Bewegung Mustafa Kemal Pc ,scha im
Türkisch-Asien. Au kleinen Anfangen
heraus hat sie sich im Laufe de Jahr e
nicht nur gehalten, sondern hat eine
Umfang angenommen, der
Entente bedenklich zu werden beginnt,
wie die Meldungen über die beabsichtigte
Besetzung Cilicicns und Armeniens
' frvmjnfifcne Truppen beweisen.
Ob die Bcweaung zu dem von ihren
Führern erstrebtem Ziele fuhren wird,
erscheint zweifelhaft, vielmehr wird die
Entente sicher ihrer mit der Zelt Herr
werden. Ebenso sicher aber ist auch,
daß die Bewegung noch Ausdehnungs.
,:;,t;f;frt TVTib.r. und daß es , ke .
in.vi. - i.!.
Entente noch schwere Kampfe. j if
Menschen und Geld kosten wird ehe sie
sich ihrer Beute in Asien wird freue
tönen. Wenn auch die einzelnen Führer .
mehr oder weniger ihre eigenen Absichten
und Ziele verfolgen, so e'nt sie doch der
ihnen gemeinsame Gedanke: Kamp ' m
und für das Khalifat und den Islam ,
Setze gegen skhVtizeri
ijes HötelstrsöNk','
Wie man der .Union Helvetia' '
.richtet, flackert die schweizer-feindl ehe
Bewegung in der französischen Holet
industrie an der Mittelmeerküste neuer
dingS wieder auf. wobei die Agüa ore
mit der Lüge operieren, man habe fran
zösische Berusskollegen aus der Schweiz
ausgewiesen. - Auch aus TeuMand
wird berichtet, daß es dort elnemSchwe,
zer unmöglich sei. in der Hotelbranche
eine" Stellung zu finden. - Uebernn
stimmende ettcnic au bhkw ;iai
daß et sozusagen aussichtslos Ze,, em
Einreisebewilligung nach England zu er
halten, das Arbeitsmimsierium verwe
aere solche, auch wenn feste Engagemenie
vorliegen. Nach berufttüchtigen Arbeit.
kräfte sei sowohl in England Wie auch
in Frankreich die Nachfrage groß. AUt
freundnachbarlichen Anstrengungen, die
Bemühungen der diplomatischen Bertre.
jungen und alle Aufklärungen und Zer
preuung falscher Gerüchte haben dem
nach nichts genutzt und es ist höchste ZeN.
daß ,u .Repressalien gegrisfen werde. ,,
. " j.
MmellWng
. n . f. 9 ft.T.MS titrt!R
kr iipij.
' Immer mehr wird die Schwel,
Osten und m ten, m vsuw
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den urntatjten. o" "'
lunenz. zu welcher sich der Brenne
k.m rtlntifirtr! nnlifiiat. V
neiiuucv un - -,
Gefahren, welche der durch Ober,
fahrende Orient-Ezpß sur die s'
zerischey Linie in sich birgt, komm ,
f.! unsrer Heit flflDN be '
auoj im u i-'-', i
ikte Umfahrung der Schweiz m.s
.w,- ':fii.a rc.n.fm.ä ni
ve. ll enoguiiic viia...- ,
Laufe der letzten Wochen zwlsche
...,tr. ,!rtMVf französischen s
Ui UWl, ".'',-, i ' .,.f
ri.:;r.rt isrtnnfS und Brivat' .
V ICIIIIUJIUW w - r , ,
Verwaltungen wegen der Wiedc
nähme eines internationalen. )i :
Deutschland führenden Schnell?;, 1 -kchrs
geführten Verhandlungen das. k
ndgültig sestgelegte Fahrplan 'eine :
Pari, und Ostende über Brusse.lRa. .
Rancy Strcchburg Karlsruhes
art nach Ulm-MüncheN'Salzbur.
verkehrenden Luzuspaares 2G3A ?
gesehen werden. L 3 soll zunächst
mal wöchentlich verkehren: Pari i
Sonntag. Dienstag nd Donne .
abends 7 Uhr 20 und die deutsch
niest Montag. Mittwoch und ,,l . .
durchlauft. Sem negenzug, - t
' ' i t itl- .JMa hri.
Wen um xa ,s..
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Xa Uil !iu(- ,
Ueber den Mitpunir oer u,,,
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Die es ajr.ncm müv i',''""" .
1 . . :i . V.. ffslt
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ern, 60B vm Jcit.l y
eintrittes des Friedenszustandes
. . . i... Ns,,SNNN
lovann von vcl iiusyM' ,
Aenderung dc, großen wternakoI
Durchgangsverkehrs.
cZttwnriink in M
IIHIVHIM " v )
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Für 100,000 M. Juwelen gesto.
hatte die Verkäuserin eines Juwelier!,
Kiel. Sie hatte auf der Rennbahn -Hamburg
die Bekanntschaft eineS'Jo
Bernhard gemacht, und unter ksse f i
fluh hatte sie sich zu der Tat verfii.. .y
lassen, nachdem sie jahrelang dem si j
schüft angestellt gewesen war und
vollste Vertrauen ihres Arbeitgebers
offen hatte. Mit d'en geraubten
.1.- ..V.l. t.l (Hü.. (Irfl .
lutit r , I ' n ' , -
Berlin, wo ti von ver eenaujuctut . t
Ortminnlttolhei bald erarissen wu
r
fnnh hri tfsm fffttlftl
,tflUtl Ul .,1 p... I'IMI ,,,,.,
der Juwelen dar,
Bernhard w
alaubhast zu machen, daß er an h
Rauh völlig unbeteiligt fei, und w'.l,
daraufhin vom Untersuchungsrichter t
der auf freie Fuß gesetzt. Die
minTnnniJ fifrt.ff hn l?rHfi Y
ltitw ifyv4)v vwvvvyv vhm( 4 j
Ut, überraschte ihn, als er den größe
Teil dek Juwelen auS einem V.i f U
holen wollte, verhaftete ihn aberi't I
und stellte da gestohlene Gut fürs 4
Eigentümer sicher, ,
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