Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 20, 1919, Image 7

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    i
i
l
'V
A'
T
(
t u
i , , .. . j , ?rg5
Wie die Franzosen
. Tcntschland terrorisieren.
Die Absetzung 1kS OberbürgermkisterS von Wiesbaden.
. - - - und Gewaltakte.
W l e b a d e n, 5. Nov. Oberbürger
Meister Glässing hat heute friih, beglei
Ut von einem französischen Gendarmen,
die Stadt verlassen. Er bcgiebt sich zu
nächst nach Tarmstadt. Zur Verabschie
dung hatten sich Magistrat und Staat!
verordnete eingcfunden, auch Führer der
politischen Parteien waren erschienen, die
die Versicherung abgaben, in den Bemü
hungen um feine Wiedereinschung nicht
ruhen zu wollen. Auf der Straße berei
tete dem Scheidenden die Menge herzliche
Ovationen.
Die Absetzung und Ausweisung bei
Oberbürgermeisters Glässing ist eine der
unerhörtesten Gewaltakte, die die Fran
zosen in den 10 Monaten der Besetzung
sich haben zu schulden kommen lassen. In
der Bevölkerung herrscht die tiefste Em
pörung darüber, daß man der 6tadt in
so schwerer Zeit diesen tüchtigen Vermal
tungsbeamten kurzer Hand genommen
hat. Die Begründung der französischen
-.Verfügung, daß der Oberbürgermeister
L. - ä&r L L V I IHWtf
j mt öcquiD an ver lcnitqien oyienver
sorgung trage und sein Amt nicht gut
ausgefüllt habe, löst bei aller Entrüstung
- allseitig nur Gelächter aus. Diese Aner
kennung seiner Verdienste um die Stadt
fällt nämlich zusammen mit der m der
legten Stadtverordnetensitzung öffentlich
und unter einmütiger Zustimmung aller
Parteien Geheimrat Glässing erteilten
Anerkennung, die dir Stadtverordneten
dorsteher in folgende Schlußworte faßte:
Wenn insbesondere Ihnen, mein hoch
" verehrter Herr Oberbürgermeister, e3
nicht beschicken war, Ihre reichen Gaben,
Ihren Borausblick und Ihre Tatkraft
darauf zu verwenden, unserer Vaterstadt
neue Bahnen einer aufsteigenden Ent
lviamng zu meiien uno zu tonen, 1.0 wer
den Sie in der Chronik unserer Stadt
doch als der Mann dastehen, der in den
Zeiten ger bittersten Not, die Wiesbaden
je erlebt hat, uni allen ein leuchtende?
Borbild der unerschütterlichsten Vater
landöliebe und "' Pflichttreue bis zum
Aeußersten gewesen ist. Nennt man die
bestert Namen, so wird auch der Ihre ge
nannt."
Die Zufriedenheit der Bevölkerung mit
der Amtsführung deS Oberbürgermei
fierS drückte sich auch seinerzeit n dem
ftr..i.... v... r.:n..t!r, rn..i.i
, 41IUI.UUC UCl UgmUi;mUUUUUJU
bei der Berliner Regierung auS, ihm den
Stallen N,ittunasKkäs,d?nten fntt u
übertragen. , 5
Dek Vorwurf der schlechten Kohlenver
sorgung, den die Franzosen in ihrer Bcr,
legenlje.it um triftigere Gründe erheben,
fällt vollkommen in sich zusammen. Die
Kohlennot ist eine Erscheinung, die sich
in allen Städten im besetzten wie Km un
besetzten Gebiet zeigt. Außerdem ist sie
gerade hier Hoch nicht so kraß bemerkbar
aeworden roie in den meisten anderen'
Städten. - " -
1 Die Maßnahme der Ausweisung tu
Itn der AmtSentsctzung zeigt das politi
sche Motiv nur zu deutlich. Die Fran
zosen wollen eben hier noch vor der Ra
tifizierung deS Friedens mit alle ihnen
-,'mbeauemen PersönNchkeiten aufräumen.
ilnd Oberbürgermeister Glaessing ist in
.Vufl korrekten, aber nie herausfor
I .. 1 . c :
g in sueryaucn, oas von vcrrnngi
.Vertretung der deutschen Interessen
1 Schritt abwich, ihnen kein ange
.Jer Beamter gewesen. Sie haben ei
Immt herrteftfn nK spin SvplIinTMt
v0,.., -ry I'"'- 1. 1 ' " iJ
!:t Ausrufung der .Rheinischen Re
Jf" selbst den Rcgierungsbeamien
f Hörbild und Beispiel gab, daß er
ist Pineau gegenüber damals r
' " . als Deutscher habe er mit einem
Jeter der französischen Autorität
;lbie Frage de- Republik nicht zu
nbeln, daß er die Einladung zu
Siegesfeiern höflich aber bestimmt
- , rnte, und daß er schließlich allen
;"dten und offenen FranzösierungS,
i l'öumgen wit starkem Willen entge
Mt So handelte er in Sachen der
f Ult des LsndeStheaterS und bei den
Vnem französischen Konsortium be
nen wiederholten Anträgen auf
Gachtug deS ganzen Kurbetriebe!.
, Franzosen wissen es genau, daß in
J Fragen mit dem Oberbürgermei
i nicht zu paktieren, und daß nach
'-!? Abschiebung der stärkste Wider,
beseitigt war. ES ist allgemein
I t geworden, daß er in diesem
fn Kampf. 4er von ftanzösiscker
; lmit größtem Raffinement geführt
fmmer wieder bestrebt war zuletzt
.xchrch die Veranstaltung der deut
$ Festwoche" mit Hilfe aller loka
'Mittel die Vorherrschaft, deutscher
W und Kultur auf unserem exponier
1 Posten zu sickern. Oberst Pineau
ANoch kurz vor seiner Abberufung auf
'Gesellschaft sich zu mehreren, deut
!nszclm Stunden
lebend im Sarge.
nschwester.'die Segraben wer
-j Ja sollte, litt an Vergiftung.
'.7.
i -Berlin.
2. Nov. . Ein Chauffeur
t Waisenilmilanosiommiiiio jano,
'tt gestern morgen mit einem Kraft
' tn durch de Grunemald fuhr, am
?e zwischen Nikolassee und dem
j ßcn Stern eine etwa 23 Jahre alte
nkenschwester regungslos unter einem
iine liegend auf. Er brachte sie tn
!-'m Wagen nach der Feuerwache der
Ztion Grunemald, wo man sie nach
'j Hllbertus-Allce zum ' Gcmeindearzt
zportierte. Dieser stellte den Tod
vihrscheinlich infolge Morphiumver
ing fest, woraus man sie nach der
eichall schasste und dort einsargte.
vormittag schickte die Grunewal
i 3lijfi einen Wachtmeister nach der
Halle, der möglichst die Person
. der Unbekannten ermitteln sollte.
I man den Sarg geösfnet hatte, be
t, w rr r t r. 1 ?fP! S. . W
Schikane
schen Herren wörtlich geäußert; Ihr
Oberbürgermeister ist doch der einzige
Beamte, der sich wie ein Franzose de
nommen hat. Er ist ein guter Da
triot."
Die stadtischen Bechörden haben sich
ebenso wie die staatlichen immer die
größe Mühe gegeben, ein friedliches Ar
beitsverhältniS zu der BesatzungSarme
herzustellen und zu erhalten. Aber aus
französischer Seite scheint die immer
verlängerte Dauer deS Krik''iistande
eine wachsende Nervosität zu erzeugen,
die sich jetzt häufig schon zur Brutalität
steigert. AI natürliche Folge entwl
ekeln sich in der Bevölkerung, der bisher
jeder Nationalhak fremd war, Em
( pfindungcn gegenüber den Franzosen,
' die einer künftigen Aussöhnung der ÄZöl
ker die größten Hindernisse in den Weg
legen wenden. . .
- , Französische Schikane.
,. Wie sbaden, 3. Nov. Die von der
Stadtverwaltung auf, dem Gelände deZ
eHemaligen EzerzierplatzeS mit einem
Kostenaufwande von 200.00k) Mark an
gelegten Schrebergärten müssen auf Bc
fehl der französischen Behörde sofort be
seitigt werden, da sie angeblich den Platz
benützen will. Mehrere hundert kleine
Familien verlieren dadurch die Gelegen
heit billiger Eemüseversorgung.
Erzwungene Verschwendung.
Berlin, 4. Nov. Die .' Tägliche
Rundschau" berichtet: Die französischen
Bekiördcn verlangten von dem Bürger
meisieramt Ludwigshafen binnen 48
Stunden die Erklärung, daß die Stadt
Verwaltung bereit fei, sür zwei Batail
lone Kasernen zu bauen, andernfalls
würden die 2000 Mann Besatzungstrup
pen in Bürgerquartieren untergebracht
werden. Die Stadtverwaltung mußte
sich schweren Herzens entschließen, dem
rücksichtslosen Verlangen Folge zu lci
sien. Ihr Vorschlag, die Kasernen so zu
bauen, daß sie später als Schulen be
nutzt werden könnten, )vurde von den
Franzosen verworfen. Die, Kosten der
Besahung, die bisher schon sechs Millio
nen Mark erreichen, drohen für die Ge
meinde zur Zatastrophe zu werden. '
Zusammenstöße ans drm Aachener
Westbahnhof.
Haag, 4. Nov. Laatste NieuweS
melden aus Brüssel, daß eS auf dem
Aachener Westbahnhof zu bedauerlichen
Zusammenstößen gekommen ist. Kom
munistische Arbeiter haben dort einen
Zug mit belgischen Urlaubern beschossen,
auch eine französische Wache und fran
Fösische , Truppen wurden angegriffen.
Zwei der Beteiligten sind geötet. Auf
dem Bahnhof herrschte starke Panik. -. ,
Ausschreitungc zweier Franzosen in
Berlin.
" Berlins 11 Nov. Ein pcwlick
Vorfall bat sich heute nacht um 12 Udr
in der Wilhelmstraße zugetragen. Dort
belästigten die , beiden Chauffeure des
Generals Dupont. deS Vorsitzenden der
lzicsigen französischen Militärmission,
eine Dame, bedrohten einen ihr zu Hilfe
eilenden Pailanten mit ihren Revolvern
und sehten ihrer Verhaftung durch eine
Streife der Sicherheitspolizei Wider!
stand mit der Waffe entgegen. Die bei
den betrunkenen Chauffeure wurven
schließlich verhafte!
Die beiden Chauffeure deS Genera
Dupont, die Soldaten Henri Melion und
AndrS Ferröol, hatten am Sonnlag
nachmittag einen Strcifzug durch er
schiedene Lokale der Friedrichsiadt unter
nommen. Kurz nach Mitternacht kamen
sie in vollständig belruÄencm Zustande,
durch die Wilhelmsiraße, nachdem sie ,
letzt eine Bar in der Behrenstraße besucht
hatten. In der Wilhelmsiraße belästig
ten sie eine Dame durch Redensarten,
vertraten ihr den Weg., und belästigten sie
in schwerer, unsittlicher Weise. Der
Bankbeamte HanS Krasack.'der diesen
Vorfall beobachtete, eilte der Dame zu
Hilfe und forderte die Soldaten auf, die
Belästigungen einzustellen. DieS hatte
zur Folge, daß die beiden Betrunkenen
ihre Diensirevolver hervorholten und d,n
Bankbeamten zu erschießen drohten. In
diesem Augenblick erschien eine Streife
der Gruppe 3 der Berliner Sicherheit;
Polizei und forderte die Soldaten auf,
ihr zu folgen. Die betrunkenen Fran
zosen bedrohten nun auch die Polizisten
mit ihren Revolvern und mußten schließ
lich mit Gewalt entwaffnet werden. Sie
wurden nach der Hausvogteiwach der
Sicherheitspolizei eingeliefert und fan
den dort Gelegenheit, ihren Rausch aus
zuschlafen.. Heute früh wurden die Ez
zehnten unker Beifügung eineö Berichts
dr französischen Mllitärmission überge .
bcn. General Dupont hat ptenge Be
sirefung der beiden Chauffeure zugesagt.
merkte man zum größten Schrecken, daß
die angebliche Tote atmete. Der sofort
herbeigerufene Gemeindearzt erklärte,
daß er sich geirrt habe. Man brachte
da junge Mädchen, da 13 Stunden le
bend im Sarge gelegen hatte, nach dem
Lichterfelder KreiskrankenhaUse, wo e
noch immer bewußtlos daniederliegt. Sie
trägt unter der Schwesterntracht, weiße
Unterwäsche, gelbbraune . durchbrochene
Strümpfe und schwarze Handschuhe.
Am Halse der Zungen Dame bemerkte
der Arzt Strangulationsmarken und -
Blutungen. Allem Anschein nach liegt
ein Verbrechen vor.
E ist anzunehmen, daß eine sofortige
Untersuchung Klarheit darüber, verschaf
sen wird, wie eine derartig unheilvoller
.Irrtum' möglich sein konnte.
Später wurde festgestellt. , daß die
Krankenschwester Selbstmord verüben
wollte.
Gern auf dem Mist sich ergeh'n Rea
listen und Hühner; doch suchen diese
im Miste r,Z Korn, jene zum Korne
den Mist l
Tu rOpäiscbe Oost.
" ' Ä . , " - - :
GaSsuche mit der Wünschelrute.
Nachdem die Gasquelle in Neuen
flamme, die der Stadt Hamburg viele
Iah ungeheure Einnahmen brachte,
vollständig erloschen ist. läßt die Stadt
Verwaltung in ihrer GaSnot nach neuen
Gasquellen suchen. Bisher suchen drei
Rutengänger nach GaS, und zwar zwei
Hamburger Herren und die Gattin eine?
Aegierungsbaumeisterl. Sie haben un
abhängig von einander eine Stelle ganz
in der Nähe der alten, erloschenen GaZ
quelle bezeichnet, an der sich vermutlich
50 Mir. unter der Etde unter einer star
ken Blautonschicht eine Gasquelle befin
dcnsoll. Einer der Rutengänger hat
noch eine andere Stelle bei Bobcrg als
sehr ergiebige Erdölquelle bezeichnet. Die
Stadt Hamburg hat zunächst 300,000
Mark für Bohrungen neben der alten
Neuengammer Gasquelle bewilligt, die,
jetzt ausgeführt weiden.
Answcisuich des Oberbürgermeisters
Glässing.
Aus Wiesbaden wird der Frkf. Ztg.'
gemeldet:
' ! Die Absetzung Und Ausweisung des
Oberbürgermeisters Glässing ist eine der
unerhörtesten Gewaltaktioncn, die die
Franzosen in den zehn Monaten det Be
setzling sich haben zuschulden kommen
lassen. In der Bevölkerung herrscht die
ticsste Empörung darüber, daß man der
Stadt in so schwerer Zeit diesen tüchti
gen Verwaltungsbeamten kurzerhand ge
nommen hat. Die Begründung der fran
zösischen Verfügung, daß der Obcrbür
germeister Glässing die Schuld an der
schlechten Kohlenvcrsorgung trag: und
sein Amt nicht gut ausgefüllt habe, löst
bei aller Entrüstung allseitig nur Ge
lachter aus. Die Maßnahme der Aus
Weisung neben der Amtsentsetzung zeigt
ja das politische Motiv nur zu deutlich.
Die Franzosen wollen eben hier noch vor
der Ratifikation des Friedens mit allen
ihnen 'unbequemen Persönlichkeiten auf
räumen. Sie haben es dem Oberbürgcr,
meisicr Glässing nicht vergessen, daß
seine Festigkeit bei der Ausrufung der
rheinischen Republik selbst den Regie
rungsbeamten das Vorbild und Beispiel
gab. daß er Oberst Pineau gegenüber, da
malö erklärte, als Deutscher haue er mit
einem Vertreter der französischen Auto
rität über die Frage der Republik nicht
zu verhandeln, daß er die Einladungen
zu den Siegesfeiern höflichst aber be
stimmt ablehnte, und daß er schließlich
allen versteckten und offenen Französie
rungsbcstrebungen mit starkem Willen
entgegenkrat. Oberst Pineau hat noch
kurz vor seiner Abberufung auf einer
Gesellschaft sich zu mehreren deutschen
Herren wörtlich geäußert: Ihr Ober
bllrgermcister ist doch der einzige Becnnte
der sich wie ein Franzose benommen hat.
Er ist ein guter Pa!riot
Bismarck über seine Entlassung.
In dem Novcrnberhest der Deutschen
Rundschau' setzt Heinrich von Poschin
ger die Mitteilung seiner unveröffentli
chten Gespräche mit Bismarck fort. Ueber
seine Beziehungen zu Kaiser Wilhelm II.
sagte Bismarck: In den letzten Mona
ten vor meiner Entlassung hat in schlaf
losen Nächten die Frage mich unablässig
beschäftigt, ob ich unter ihm aushalten
könne. Meine Liebe zum Vajerlande
sagte mir, du'- darfst nicht gehen, du bist
der einzige, der diesem Willen noch das
Gleichgewicht zu halten vermag. Aber
duf der anderen Seite kannte ich die Gei
ftcsverfassung des Monarchen, die mir
die traurigsten Verwicklungen im Be
reiche der Möglichkeit erscheinen ließ. Der
Kaiser hat dann meinem Seelenkampfe
selbst ein Ende bereitet, indem er mich
wissen ließ, daß er mich nicht mehr haben
wolle. Ich akzeptierte diesen Stand
pu.nkt, wollte das Auseinandergchen aber
in einer würdigen Weise durchführen.
Statt dessen hat mich der Kaiser förmlich
hinausgeworfen.' ,
Ter Cchutztrnvve zum Abschied.'
" Anläßlich der Auflösung der Schutz
truppen hat der Reichskolonialminister
an die Schutztruppen folgenden Erlaß
gerichtet:
Im FriedenSvertrag haben unsere
Feinde die Abtretung der deutschen über
seeischcn Besitzungen erzwungen. Sie be
Häupten, daß Deutschland durch eine
grausame Behandlung feiner Eingebore
nen das Recht auf kolonisatorische Be
iätigung verwirkt habe, daß ihm die
Erziehung auf niedriger Stufe der Ent,
Wicklung stechender Völker nicht mehr an
vertraut werden könne. Sie lügen!
Der' glänzende Aufschwung Neu
Deutschlands in den letzten Friedens
jähren, der ohne die freudige Mitarbeit
der Farbigen unmöglich hätte erfolgen
können, widerlegt ihre Behauptungen.
Diese noch einmal auf daS Schärfste zu
rückzuweisen, erheischt Deutschlands,
Ehre. -
. Unter dem Druck der Verhältnisse
müssen die Schutztruppen ausgelöst wer
den. Den Abschied von jahrzehntelanger,'
ruhmreicher Tätigkeit in Kameruns dunk
len Wäldern, in Südwest dornigem
Busch und auf Ostafrika grünen Step
pen bedeutet diese Stunde.,
Wenn auch die harte Notwendigkeit
den Schutztruppen manchmal die Waffe
in die Hand zwang, um im Kampfe mit
einem oft grausamen und heimtückischen
Feinde da Land von der Geißel grau
der Sklaverei und dem Fluch finsteren
Aberglauben zu befreien, so lag ihre
Hauptausgabe doch auf anderem Gebiet.
In unermüdlicher FtiedenSarbeit, im
Wettbewerb mit Beamten. Kaufleuten,
Pflanzern und Missionären,- haben Of
fiziere, Unteroffiziere und Reiter hervor
ragend dazu beigetragen, daß den Ein
geborenen die Segnungen deutscher Kul
tur zugeführt wurden. '
Glänzend sind die Taten der Schluß
truppen im Weltkriege gewesen. Im
Buch der Geschichte ist eingetragen, wie
Deutschlands Söhne, fern der Heimat
auf verlorenem Posten, sich einer Ueber
Macht von Feinden erwehrten. Ewigen
Dank dei Vaterlandes gebührt den Hel
den. Dank such den deutschen Frauen,
die in selbstlosem Wirken um das Wohl
derkämpfenden Männer der eigenen bit.
tere Not nicht achteten. Dank schließlich
den treuen Farbigen, die. v.m da
schwarz-weitz'rote Banner geschart, kiebtt
den Heltentod starben, alS ihre deutschen
Führer verrieten. Sie lohnten die ihnen
erwiesenen Wohltaten und stete treue
Fürsorge.
Der Geist unserer Landlleute dort
draußen soll und wird unS den Mut und
die Zuversicht geben, daß deutsche Tüch
tigkeit und deutsche Kraft, daß die Liebe
zum Vaterlande und da Gefühl der
Pflicht uns auch au den gegenwärtigen
Nöten wieder heraus und mporführen
werden. Er verbürgt un. daß der stolze
Glanz und daS achtunggebietende Anse
hen deS deutschen NamenS in fernen
Erdteilen dereinst wieder in hellerem
Lichte erstrahlen wird. ,
Kein Platz für Landesverrat.
Die. sämtlichen politischen Parteien deö
Wahlkreise Köln-Aachen. ausgenommen
daS Zentrum, veröffentlichen, wie uns
unsere Mitarbeiter auS Elberfeld drahtet.,
eine Entschließung, in der erklärt wird,
daß sie an dem Entschluß keinen Zweifel
lassen, daß sie alle versteckten und offenen
Loslösungsbestrebungen -vom Reiche
schärfsten verurteilen. Die Anhänger
dieser Bestrebungen sollen klar darüber
sein, daß für sie in den Reihen der ge
nannten Parteien kein Platz sei. Sie
werden daher aufgefordert, aus der Par
tci anszirtreten '
Zurückgewiesener Empfang.
Den. Geist der Heimkehrer kennzeichnet
folgendes kleine Erlebnis auf dem Bahn
Hofe in Corbach-Waldeck: Auf dem
Bahnhof hatte sich zum Empfang von
sieben Heimkehrern außer den Angehöri
gen eine Anzahl Sozialdcmokraten mit
eiirer roten Fahne eingcfunden.Der Zug
läuft ein, die Hciinkehrer betreten den
Bahnsteig., Von den Sozialdcmokraten
will einer das Wort zur Begrüßung er
greifen, da tritt ihm ein Heimkehrer enj
gegen: Was wollt ihr mit dem roten
Lappen?' Wir wöllen euch begrüßen
und euch sagen, daij wir jetzt alle Brüder
sind,' sing der Sprecher der Empfangs
gruppe an. Ihr unsere Brüder?" rief
ihm der Heimkehrer zu, 'Vaterlandsver
räter seid ihr, elende Gesellen, aber nicht
uiiseresgleichen.' Komm, Vater,'
wandte er sich dann zu seinen Angehöri
gen, wir gehen heim, wir wollen mit der
Sippschaft nichts zu tun haben.' Lauter
Beifall belohnte ihn und verdutzt zogen
die Leute mit ihrer roten Fahne ab.
Bayerns BevSlkcNingszshl.
Das Ergebnis der Volkszählung in
Bayern hat 7.047.378 Einwohner erge
ben. davon 3,356,826 männliche und
3,690.553 , weibliche. Bayerns größte
Stadt München hat 621,929 Einwohner,
es folgt dann an zweiter Stelle Nürn
berg mit 347,080 und an dritter Stelle
Augsburg mit 154,149 Einwohnern.
Im Jahre 1910 wurden in Bayeren
6.887.291. in München 607.542. in
Nürnberg 832,051, in Augsburg ,143.
12? Einwohner gezählt.
Nesormkiiiematographentheater".
Ein städtisches Reformkinematogra
phentheater auf künstlerischer Basis rich
tet die Stadt Jena ein. in engster Ver
bindung mit der Volkshochschule. Thu
ringen und dem Landesamt für Ju
gcnd pflege. Der Zweck der Einrichtung
ist, daö Kino zur Volksbildung und be
sonders zur Jugendetziehung durch mu
stergllltige, geschmackvolle und belehrende
Vorführungen, verbunden mit Vortra
gen, zu verwenden und der gcgenwärti
ge Geschmacksverwirrung im Kinowesen
zn steuern. Als beratende Stelle soll ein
Ausschuß aus Wissenschaftlern. Künst
lern und Pädagogen gebildet werden.
Bekämpfung der Wohnungsnot.
" B r e m e n. Die HansaLloyd-Werke
haben den Schloßpark in Bcbaldsbrück
erworben und bauen zunächst 50 Häuser
für ihre Beamten und Arbeiter. Dieses
großzügige Unternehmen zur Linderung
der Wohnungsnot ist nicht nur segens
reich für die, denen es zugute kommt,
sondern auch vorbildlich für andere in
dustrielle Werke, die in der Lage sind, die"
Mittel flüssig zu machen und das Ge
lande zu finden für Bauten zum gleichen
Zweck. " . .
Kohlrnwuchcr in Prag.
Prag, 3. Nov. Der Sektionschef
im Finanzministerium, Jirak. ist wegen
Versuchs der Bestechung des Ministers
der auswärtigen Angelegenheiten verhaf
tet worden und im Zusammenhange da
mit auch der Oberdirektor der Tschechi
schen Präger Kreditbank, Tuma, und der
aus dem Krantzprozeß bekannte Wiener'
Dr. Freund.
Die. Kontrollabteilung deö Finanzmi
msteriumS hat bei einer Revision festge
stellt, daß die Prager Tschechische Agrar
bank große ungesetzliche Kohlengeschäste
betrieb. Infolgedessen wurde der Direk.
tor, ein Prokurist und ein Disponent der
genannten Bank verhaftet. Aehnliche Ge
schäfte trieben auch ädere tschechische
Banken. i
Teutsch argentinische Wirtschafts
Vereinigung.
Am 3. November fand unter Förde
rung de Schutzbundes deutscher Au
Wanderer' in Hamburg die Gründung
Versammlung der deutsch-argentinischen
WirtschaftZvereinigung statt. AuS allen
TeileZ deS Reiches waren Vertreter deut
scher Gruppen zusammengekommen, die
sich in Argentinien Zn nächster Zeit eine
neue Wirtschaftstätigkeit schaffen wol
len. Die Versammlung beschloß zur ge
meir.samen Sicherung und Förderung
der Wohlfahrt de einzelnen Deutschen in
Ärgentinien die Gründung der deutsch
argentinischen Wirtschafts Vereinigung.
Dieser Vereinigung haben sich bereits be''
deutende Exportgruppen. soweit sie an
der deutsch-argkntiNiscbtn Wirtschaft
Näherung interessiert sind, angeschlossen,
t Oberbürgermeister a. D. von'Hil
, deLheim. '
Oberbürgermeister a. D. Dr. Siruck
mann ist in HildeSheim im Alter von
83 Jahren gestorben. Seine politische
Laufbahn begann Dr. Struckmann 1869
al Vertreter Osnabrücks in der Han
noversche LandeSsynode, in d er für
freiheitliche Maßnahmen eintrat. 1875
wurde er Oberbürgermeister von Hilde!
heim, und 187S wurde er in Herren
hau 'berufen. 1907 wurde er Ehren
doktor der Universität Göttingen.
Teutscher Kulturverband in Böhmen.
Prag. Im Deutschen Hause fand
die Grllndungsversqmmlung eine Deut
!ech Kulturverbande sür, die Tschecho
lowakei statt, deS Nachfolgers dei Deut
chen Sckzulverein. Alle Gaue Böhmen,
Mähren und Schlesien waren zahlreich
ocrkreten. , Zum Obmann de Kultur
Verbandes wurde Einmütig Dr. Rudolf
Funke gewählt.
O-uellenwerk deS Großen Mneral
. stabes.
Der jetzt aufgelöste Große Generalstab
hat noch ein Werk vollendet, daS die
Grundlage für die Darstellung des Welt
kriege abgeben wird. In dem Verlage
von Hermann Sack, Berlin W. 85, wird
da au zwei Bänden bestehende Werk
erscheinen, das den Titel trägt: Die
Schlachten und Gefechte des großen Krie
ge 1914 bis 1918, Qucllcnwerk nach den
amtlichen Aufzeichnungen herausgegcben
vom Großen Generalstabe'; Preis bis
'zum Erscheine gbd. 3? M. Dieses
kleine Generalstabswert' bildet ' den
Vorläufer des vielleicht nach Jahzehntcn
erscheinenden amtlichen großen Werkes
über den Krieg. Das Werk bringt eine
zusammenhängende, zeitlich geordnete
Uebersicht aller Schlachten. . Gefechte.
Stelluugskämpfe und Fcrnflüge des gro
ßen Krieges, hie von deutschen Truppen
auf allen Teilen deS Weltkriegsschau
Platzes ausgeführt wurden, und zwar in
ihren amtlichen Benennungen, die viel
Zach von den bisher üblichen Bezeichnun
gen abweichen. Dabei sind die Truppen
körper bei jeder Gefechtshandlurtz angege
ben, bisweilen auch kleinste Verbände bis
zur Kompagnie herab, besonders bei klci
nen Gefechten und dort, wo deutsche
Truppen im Verbände verbündeter Heere
fochten. DaS Werk gibt somit eine Ue
bersicht über den gesamten Verlauf des
Krieges auf allen Kriegsschauplätzen
Eine Tichtergattin und mntter ge
ftorben. . "
In Eisenach starb die als Frauenbor
kämpfcrin bekannte Frau Professor Flex,
die Witw5 des vaterländischen DichterS
Dr. Rudolf Flex und Mutter deS gcfal
lenen Dichters Dr, Walter Flex.' '
Ter falsche Oberstabsarzt. ;
In einem Sanatorium zu Elsteröerg
wurde der Dresdener Juwelendicb feftge
nommen, der unter Namen eines Ober
stabsarztcs v. Hartmann im Sanato
rium in Loschwitz einer Berliner Dame
für 32,000 M. Brillanten und Schmuck
gegenstände raubte, nachdem er sie zuvor
mitMorphium betäubt hatte. Es han
delt' sich um einen Ingenieur Dahte auS
Nadeberg.
Franzosen erzwingen Kasernenbauten
LudwigZhasen , 4. November.
Ueber eine neue sranzösische Erpresser,
taktik, die alle bisherigen in den Schatte
stellt, wird von hier berichtet:
Das Bürgermeisteramt Ludwigshafcn
erhielt Ausgang der letzten Woche eine
Zustellung der französischen Besatzungs
behörde. binnen 48 Stunden eine Erlla
rung abzugeben, daß die Stadt Ludwigs
Hafen bereit ist, für zweiMataillone die
Kasernen zu bauen, ohne vorher die Ge
wißheit der Rückerstattung der Kosten
durch daS Reich zu haben. Sollte, nach
Ablauf der gesetzten Frist die Erklärung
nicht abgegeben sein, so würden die 2000
Mann, welche in Betracht kommen, in
Bürgerquartiercn untergebracht werden.
Die Stadtverwaltung Ludwigshasen hat'
sich schweren 'Herzens entschlossen, das
rücksichtslose Verlangen, wie es in dem
Ultimatum gestellt war, Folge zu leisten,
in der Hoffnung. daß.daS Reich in die
sem Falle tun wird, waS sich nur immer
tun läßt. Der Borschlag, die Kaserne
nach einem Plane zu bauen, der ihre
spätere Benutzung IS Schule -gestattet,
wurde von den Franzofen brüsk verwor
sen. Die Besatzung hat der Stadt Lud
wigshafen jetzt schon 6 Mill. M. Kosten
verursacht und sollten sich diese weiter so
wie bisher steigern, so müßten sie für die
Gemeinde schließlich katastrophal wirken.
Nebebltaten der Besatzunzstruppen.
Au Düsseldorf wird gemeldet: Äm
24. Oktober abends wurden Werkmeister
Otto und Joseph Wehr zwei, Brüder
auf der Heerdter Landstraße von zwei
belgischen Soldaten angehalten und nach
ihren Pässen gefragt. Als sie diese her
vorholen wollten, gaben die Belgier drei
Gewehrschüsse auf sie ab, wodurch die
beiden Brüder im Rücken getroffen und
schwer verletzt wurden.
Bei Saarbrücken wurde ein junge
Mädchen auf einem Spaziergang im
Walde von einem französischen Solda
ten überfallen, vergewaltigt und durch
Dolchstiche schwer verletzt seinem Schick
sal überlassen. Von Bergleuten aufge
funden, ist eS trotz allem, waS zu seiner
Rettung geschah, gestorben. Die franzö
sischen. Behörden suchen die Sache z
vertuschen.
KriegsteilnchmerBcriand der Stu
deuten.
Um durch Zusammenschluß die Wohl
fahrt der akademischen Kriegsteilnehmer
kräftiger und erfolgreicher -wahrnehmen
zu können, Hot sich nach dem Beispiel
von München und Würzburg ein Kriegs
teilnehmcr-Verband Berliner Stuben
ten (K. T. V.) gebildet. Au den be.
teiligten Kreisen wird un dazu ge
schrieben: , ' ' ' ,
Die Kriegsteilnehmer, vor allem die
von Anfang an in Feld gezogenen, ha
ben viele von ihren Kenntisse verloren
und sind daher, jetzt den Nichtkriegsteil
nehmer und den Studentinn gegen
über in großem Nachteil. Weitestgehende
Unterstützung und-' Erleichterung, um
da Verlorengegangene wieder einzubrin
gen. da Fehlende nachzuholen, ist daher
eine dringende Forderung. Dazu erschei
nen folgende Maßregeln als notwendig:
1) Inspiration vor NichtkrieZsteilneh
mein.
WÄI
Großer AWuinng ii
Handel mit DcntschlM
Deutsche HandelSvertketer kommen her, um Rohstoffe zu kaufen.
Guaranty Trust Company befürwortet langfristige Kredite.
de! mit Deutschland nimmt bedeutend zn. -
Washington. 1. Dez. Seit Ab
schluß deS Waffenstillstände, hat der
Handel der Vereinigten Staaten und
Großbritanniens mit Deutschland einen
bedeutenden Aufschwung genommen, wie
au einer heute veröffentlichten Statistik
deö Handelsdepartements hervorgeht.
Die Ausfuhr von hier nach Deutsch
land betrug in den ersten zehn Monaten
-des JahreS 552.420.095. ' Die Einfuhr
au! , Deutschland belief sich auf
Z4.914.787.
Großbritannien exportierte in der Zeit
vom Waffenstillstand bis zum 1. Oktober
nach Deutschland Waren im Werte von
über 580.000,000. Es erhielt deutsche
Waren im Wcrte von $1.085,000.
Von den amerikanischen Exporten nach
Deutschland entfallen $20,663,521 auf
den Monat Oktober. Beamte des Han
delsdepartementS erklärten, daß Groß
britannien zwar den deutschen Handel im
Sturmlauf aufgenommen habe, die Wer
einigten ' Staaten den Engländern aber
rasch den Rang ablaufen.
Die amerikanische Ausfuhr nach Süd
amerika belief sich im Oktober auf
$39,296,045, gegen $17,431,621 im
gleichen Monat des Vorjahres. Argen
tinicn erhielt Waren . im Werte von
$13.874.154. fast dreimal so viel' wie im
Oktober 1918. Die Ausfuhr nach Bra
silien ist mit $12,279.000 fast um das
sechsfache seit Oktober 1918 gestiegen,
wahrend der Handel mit Chile um eine
Million zurückgegangen ist und nur noch
$3.049.293 betrug.
Die Einfuhr aul Südamerika nach
hier belief sich auf $68,287.021. Davon
entfallen $23,773,298 auf Argentinien.
$24,171,680; auf Brasilien und $5.818.
281 auf Chile.
Europa hat mit insgesamt $407,308,.
853 im Oktober den größten Teil der,
amerikanischen .Ausfuhr erhalten. Die
Importe waren am höchsten auS Asien.
Die RcichHauptftaVt
im NovcRlierschnec.
Große ' Störungen im Verkehr und
zwei Männer in der Nacht erfroren.
sBerlinn' Abendpost,. 12. Jlcb.)
"Nach einer kurzen nächtlichen Unter
brcchung nahm der Schnecfall heute mor
g:n seinen Fortgang Und brachte neue
Verkchrsschwierigkeitcn.Die , Berliner
Strpßenreinigung hat alle nur möglichen
Vorkehrungen getroffen, um die Straßen
von den Schneemasscn zu befreien. , Mit
Hilfe des Arbeitsnachweises ist es gelun
gen eine ausreichende Anzahl Arbeits
träft? heranzuziehen. ' Heute morgen
war ein Heer von etwa 4000 Mann
einschließlich der ' Angestellten ' der
städtischen Strahenreinigung tätig, um
die Hauptverkehrsstraßen zu säubern.
Schwierigkeiten bereitet die Frage,
wohin, , die , Schneemassen abgeladen,
werden, sollen. Da die Kanalisa
tionsverwaltung gegen das.Hincinschllt
ten des Schnees in die Kanalisations
schächte aus betriebstechnischen Gründen
Einspruch erhoben hat, soll der Schnee
in die Flußläufe geschüttet werden.
Wenn auch der Verkehr im großen und
ganzen noch aufrecht erhalten werden
kann, so treten doch allenthalben Störun
gen ein, von denen das Publikum em
pfindlich getroffen wird. Die Milchzu
suh? leidet schwer Die Ausrechterhal
tung deS Straßenbahnbetricbs in dem
bisherigen Umfang ist nur dadurch mög
2) Einrichtung von Zwischensemestern
und Repetitorien ausschließlich für
Kriegsteilnehmer.
3) Grundsätzliche Bevorzugung von
Kriegsteilnehmer bei der Zulassung zu
Seminaren. Uebungen und Instituten.
4) Prüfungserleichterungen durch Ent
lastung des Prüfungsstoffes von allem
iiberflüssigen, für die Praxis belanglosen
Beiwerk. ' '
Nicht zu vergessen ist die wirtschaftliche
Notlage der Studenten und besonders
der Kriegsteilnehmer unter ihnen. Bei
vielen smd durch Krieg und Revolution
im Elternhause Verhältnisse eingetreten,
die ihnen ein Zuendeführen ihrer,Stu
dien finanziell kaum gestatten. AIS be
rückssichtigungswürdige Forderungen
der studierenden Kriegsteilnehmer smd
zu erachten: Berücksichtigung bei Hono
rarerlasfen und Stipendien, Ermäßigung
der Gebühren für Auditorien und VibUo
thek, Fürsorge für Beschaffung billigerer
Bücher, dilliger Wohnungen und billiger
Beköstigung, weiterhin Vergünstigungen
dei Anstellung im staatlichen Dienst
wobei wieder .besonders die Kriegsbe
schädigten zu berücksichtigen wären.
Die Wahrnehmung aller dieser Inte
nstcn der studentischen Kriegsteilnehmer
macht sich der K. A. V. zur Aufgabe.
Ehrung gefallener Tanziger PHUo
logen.
Ter Tanziger Philologen-Verein ver
anstaltete am Samstag in der Aula de
Städt, Gymnasien eine eindrucksvolle
Feier. Es gilt da Jndcnken der im
Krieg gebliebenen Philologen zu ehren.
Die Feier war ursprünglich für die ganze
Provinz Westpreußen geplant, als Auf
takt zu einer letzten gemeinsamen Ta
gung. Doch war sie in diesem Umfange
wegen der schmierige Verhältnisse nicht
zustande gekommen. Der Danziger Ver
ein, der jetzt unter seinem alten Na
inen sämtliche PhilologndeZ zukünftigen
Freistaate umfaßt, hatte eZ sich aber
nicht nehmen lassen, die geplante Ver
anftaltung in seinem Rahmen abzuhal
ten. Ein gemischter Chor hatte sich zu
diesem Zwecke au den Angehörigen dei
Verein gebildet, und durch die freund
liche Mitwirkung mehrerer anderen Da
wen und Herren war sogar ein kleine
StrzZchorchester zustande gekomme
'
Ihr Wert betrug im Oktober $11?,
839,211.
, ' . . :
Teutsch Vertreter kommen.
Trotz der Schwicr'.gkeitcn, . d'.e lütZ,
die Verzögerung der Ratifikation deö
Frieden entstehen, macht die Wiederaus
nähme deS Handels mit Deutschland gute
Fortschritte. Eine Delegation von Ver
trete'N der deutschen Handels und In
dustriewelt rüstet sich zu einer Reise nach
Amerika, um hier ihren Bedarf an Roh
flössen und Fertigware zu decken. Sie
haben ihre Paßanträge schon gestellt, da
sie erwarteten, daß der FriedenSvertrag
ratifiziert würde.
Die Deutschen krauchen hauptsächlich
Kupfer, und wenn sie größere Abschlüsse
machen, wird der flaue Kupfermarkt wie
der lebhaft werden. Eine vollständige
Wiederherstellung der HandelSbeziehun
gen dürste den amerikanischen Markt
kräftig in Schwung bringen. , - , '
Empfehle Kredite.
Die Tatsache, daß die Vereinigten
Staaten formell noch im Kriege mit
Deutschland sind, hat eine nachteilige
Wirkung auf die Wiedereröffnung der
Handelsbeziehungen, wie die Guaraniy
Trust Company gestern in ihrer Ueber
sicht über den Außenhandel darlegt. Die
Folge dieses Zustandes ist, wie in dem
Bericht ausgeführt wird, daß Unrast und
Wirren in den mitteleuropäischen Län
dem herrschen, die Produktion gelähmt
ist. Schadenersatzzahlungen verzögert
und die anderen Länder benachteiligt
werden.
In dem Bericht wird hervorgehoben,
daß die amerikanischen Exporteure den
europäischen Käufern da denkbar größte
Entgegenkommen erweisen sollen. Die
beste Hilfe sind, wie betont wird, weit
gehende und langfristige Kredite. Die
Banken seien bereit, derartige Kreditab
kommen zu finanzieren. - '
lich gewesen, daß die Hauptverkehrs
strecken dauernd mit Salzwagen befahren
werden. Auch die Schneepflüge sind in
der vergangenen Nacht wieder in Tätig
keit getreten. Die Gefahr einerwesent
lichen Einschränkung oder gar, Einstel'
lung deS Straßenverkehrs liegt zwar au
genblicklich nicht vor.
Der Omnibusverkehr wird gleichsallZ,
wenngleich unter vielen Schwierigkeiten
durch Vorspannen von drei Pserdcn vcr
den einzelnen Wagen, so gut es geht, vor
läufig aufrechterhalten. Dem Hochbahn
verkehr hat der Schneefall bisher ernstes
nicht anhaben können.
Opfer der Kälte sind zwei Männer
geworden, die gestern auf 'dem großen
Fabrikgrundstück in der Neuen köiiüv
' straße 19 aufgefunden wurden. Nach
ärztlichem Gutachten smd die Männer,
d wahrscheinlich Zn den freie Räu
men übernachten wollten, in der Nacht
zum Montag erfroren. Sie wurden
festgestellt als ein 60 Jahre alter aus
Kopenhagen gebürtiger Drcher Julius
Larsen und ein 43 Jährt alter Schläch
ter Paul Preußer, der' aus Rittwitz
stammt.
Ein selten vorkommender Unglücksfall
hat dem Droschkenkutscher Kaschaneff in
der verlängciten Koloniestraße das Le
ben gekostet. Am Dache seines StallcS
hatte sich über der Tür ein mehrere Ki
los schwerer Eiszapfen gebildet. AIS K.
gestern morgen barhäuptig den Stall
betreten wollte, stürzte der Eisklumpen
ab und verletzte ihn so schwer, am Kopf,
daß er wenige Stunden späterstarb.
Uelcrö Milliarden
für die Arbeitslosen.
Tiefe Riesensumme bisher allein von
Groß'Verli ausgezahlt.
Berlin. 80. Okt. In Großberlin
wurden bis zum 15. Oktober 132,000
Arbeitslose gezählt. Seit Beginn der
Zahlung der Arbeitslosenunterstützung
smd in den Großberliner Gemeinde
6,25 Milliarden Mark gezahlt worden.
f Kömmcrzicnrat Hardt.
Ter Seniorchef der großen Export,
firm Hardt & Co. gestorben. ,
Berlin. 7. Nov. Gestern abend ist
der Geh.- Kommerzienrat Engelbert
Hardt. der Seniorchef der großen Ex
Portfirma Hardt & Co., in seiner Woh
nung. Charlottenburg. UHIandstraße 9
11, am Herzschlag gestorben. Kom
merzienrat Hardt wclr einer der größte
Exporteure Deutschland und auch in
der amerikanischen Handelswelt de
kennt. :t , -j
Metz, öle sterbende SiSbt
DaZ .Metzer Neue Journal' schreibt
zn den Zuständen, die in der Stadt un
ter dem französischen Regiment Herr
schen: In Metz finde wir einen klein
lichen, gehässigen Polizeigeist. dem aller
wirtschaftlicher Weitblick abgeht, der die
Stadt mit einer chinesischen Mauer von
VerkehrZschwierigkciten. Beschränkungen
und kleinlichen, gehässigen Schikanen
schon über ein Jahr einmauert, der sie
geradezu zu einem großen Dorf herun
tergewirtschaftet hat. In Metz feiern
Handel und Verkehr. Gewerbe und Kauf
Mannschaft, Hausbesitzer und Arbeit?
leute aller Art. Alle sieht im Zeichen
einer sterbenden Stadt.'
So schlecht wie jetzt, waren die Leut'
noch nie!' sagte Adam im ParadieZ.
Am ärmsten sind die, die bloß riZ
smd. ' v 5 ,
. ttHfffcKf