Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, December 03, 1919, Image 2

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    asr.
1 glicht Omsha Tribüne.
fj
ilits cnglicijer
i ' Kriegsgejangenjcijast.
Eindrücke und Erlebnisse.
. - ' " --"
Von Hans Asch.
Gegen die Liigen und Skandalgeschich
tcn der Engländer, welche diese während
des ganzen Krieges über die dngcblich
isrbarische , Behandlung der englischen
Hefangeneil in Deutschland zu Werbt
zveclen verbreitet haben, ist von deut
scher Seite sicherlich viel entgegnet und
richtiggestellt worden; ober wai nützen
alle Lcrsichnuuzen, wenn man nicht
gleichzeitig eine scharfe Gegenpille zu
vergeben hat! Jetzt endlich können wir
es, wenn auch zu spät, aber wir wollen
-riii!, wenigstens moralisch in den Augen
der Welt chifertigcn! Jetzt kommen
die deutschen Gefangenen aus ZcindeZ
land zurück,' und es ist deren Pflicht,
nun ihrerseits zu berichten, wie sie von
den Engländern und Verbündeten be
handelt werden sind. ES konnte viel'
leicht endlich dazu fuhren, den Acemchcn
die Augea zu öffnen und , ihnen Eng
land! wahren Charakter zuneigen.
Seit einigen Wochen bin ich wieder
ki. Dmikchlard, nachden ich die ganzen
ricgsjahrk hindurch zurrst in Singa
ko un b.inn in Australien in eng
lischer Gesangenschast gchayea wurde.
Gleich ging'! mit einen: Ueberzrifs los:
sie holten meine Kameraden und mich
auf hoher See tn einem neutralen
Schiff herunter, waZ natürlich gegen je
reg Völlerrecht verstieß. Oft haben
wir im Lager nach dem Lese der Sei
jung, in der fast täglich die furchterli,
chen Begebenheiten auö den Gefangenen'
lagern in Deaifchland berichtet wurden,
efagt, daß diese Geschichte., gelogm
der mindestens stark übertrieben fein
wußten. Betrachteten wir dke Schaue?
geschichten ei. rak genau, so fanden wir
zu jeder ein Gegenstück au unserer ei
jene Ersahrung, immer konnten wir
den Schilderungen deutscher Wacht
rnannschaftsübergriffe. wenn sie über
Haupt glaubwürdig genug erschienen, ei?
entsprechendes Beispiel englisches Be
Handlung entgegenhalten, von dem wir
dann selbst übten, daß eZ wirklich bor
gefallen war!
Ich habr jahrelang in Australien i
einem englischen Lager sitze. Nüssen,
und weitz, wie eZ eingerichtet, verwanzt
nd dreckig war, wie knapp der Raum
bemessen war, sowohl innerhalb der
Baracken als auch auf dem Platz, den
wir außerhalb zur Verfügung hatten,
unj, jetzt habe ich daZ deutsche Lager
in Holzminden a. d. Wcser. daZ die
'Hauptzielscheibe englischer Lügen ewe
sen genau besichtigt, und ich kann
sagen, dtt e! daS australische Lager bei
Sydney weit in den Schatte stellt.
Jeder einzelne hatte im Holzminden
Lag etwa den dreifachen Platz wie wir
rrn Kängaruhlande, die Baracken sind
geschlossen und mit großen Fenstern der
seh, während die unsrigen dorne ganz
ffe warm und daher gegen schlechte;
iütitc und den dort außerordentlich
:cr! tretenden Staub mt sehr zwei
eloafie Schutz boten. Die Baracken
in HolMlnden waren Mt gekaut und
roch heute in gutem Zustand, während
jsi. dort drüben ur mangelhaft zusam
tnknaeschlogen wäre, so daß die Bret
ler sich bald zogen und der Wind schon
ach ewige Monaten durch die.Ritzen
pfiff! ueber die Behandlung der e
fangen durch die deutschen Behörden
habe ich hier wirklich allfeitig nur Gu
tti gehört, suh möchte saaen zu Gutes!)
während wir von den Engländern le
wußt gemein und Niederträchtig dehnn
delt wurden. Ich will hier einige Tinge
erzählen und durchaus sachlich bleiben.
Solange wir in farbigen Kolonien
waren, ließe nnS die Engländer von
farbigen, Soldaten bewachen; die
Mchmach. die wir hierin empfanden,
fjntUn sie kalt berechnet. In Neuguinea
ließen sie für nichtige Vergehen Deut,
sche auspeitschen und Eingeborene zu
schauen! Sie. sperrt zwanzig biL
dreißig Man in Stacheldrahwmzäü
ungen, die so eng waren, daß die
Zahl gerade darin siehe konnte, ' und
dielte sie dort, mit bewaffneten Sol
daten umgeben, dierundzwanzig bis
dreißig Stunden! Sie banden Deut
sche an eine Pfahl und peitfchicn den
Selößerleöles ans "Jelrogräd.
i; s:" ; Vori EugenZs Sknsnswna.
Ich verließ Petrograd am 4. Juli
ach einem Aufurthalt von sechs Jahs.
Wa ich in den letzten Monaten nicht
jwr mit angesehen, sonder selbst mit
lebt Haie, das spottet jeder Beschrei
b irrig. Ich sage miterlebt, da ich alS
Hausftau großenteils selbst für die leib
liche Bedürfnisse zu sorge hatte; und
daS war ei Herkulesarbeit. Man sin
bet nämlich zurzeit Z Petersburg kein
Dienstmädchen, daS damit inoerftanden
wäre, nur den geringste Einkauf zu be
sorgen; mit Recht geben sie alS Grund
an. daß es zu schwierig wäre. etwaS EfV
bareZ zu finden. "
Wir bekamen wöchentlich ungefähr
fünfzig Scheit Holz, a Nährmitteln. je
nachdem man zur ersten, zweiten, drit
tc der gar vierten Kategorie gekörte,
von einem halben Pfund bii z einem
Sechzehnte! täglich.' Monatlich wurde
ausgeteilt für die Person etwa ein
?sund Hering, ei viertel Pfund Son
enblumenöl, ein achtel Pfund Zucker
lir.d Salz oder irgendein grtrockneter.
gesalzener Fisch. Die erste Kategorie'
Ukm am meisten, zu iZr gehörte Vxt
Arbeiter und die Note Garde, die vikte
Kategorie aber, die sogenannte Lour
geois, erhielten beinahe nichts! ES kam
auch zuweilen vor. daß niemand, tsal
erhielt, eul dem einfache Grund, weis
ichtS da war. In letzter ?eit kam auch
viel Hundeflcifch auf den Markt ,u fie
pe Rubel des Pfund.
, .-'t-,
.
nackten Körper Mit Stahlpeitschen! Ich
schaudere, ti niederzuschreiben, aber ci
muß heraut in die Oeffentlichkeit! Die
Engländer haben unsere Pakete, die wir
aus der Heimat erhielten, Des der. an
geblichen .Zensur" geplündert und un
fere Eßmaren, Rauchmaterial usm. fort
genommen. Sie haben in unserem La
C?r künstlich Verstimmung und Zank
unter unS selbst geschaffen und ange
stachelt, um dann, wenn e! zu Schlä
gcrcien kam. mit Bajonett und Schuß
Waffen dazwischenkommen, zu können.
Ein Soldat, der wegen der .Lusitania'
mit einem unserer Landsleute über den
Stacheldraht Zank heraufbeschwor, schoß
kaltblütig in daS Lager hinein und traf
einen anonen, der gänzlich unbeteiligt
war; dieser Soldat wurde einige Tagt
später, für seine. tapfere Tat' zum Un
terofsizier gemacht!
Die verheirateten Deutschen erhielten
endlich, nach jahrelanger Trennung, die
Erlaubnis, Besuche ihrer Frauen ?u
empfangen. Die Frauen mit Kindern
durften einmal in der Woche kommen,
die .Besuche' wurden hinter zwei Sta
cheldrahtzäunen gestattet: hinter dem ei
nen standen die Männer, hinter dem
andern die Frauen und in der Mitte
Soldaten mit aufgepflanztem Bajonett
Die Zaune waren weit genug ousein
ander, so büß sich die Ehcleute nicht zur
Begrüßung die Hand reichen konnten.
Sie mußten englisch sprechen, und jede?
Wort wurde denäu gehört. Besuchszeit
war eine Stunde. Da geschah eS einmal,
daß ein kleiner Junge seine Vater beim.
Abschied gern noch umarmen wollte. Er
kroch unter dem Stacheldraht durch und
lief mit ausgebreiteten Aermchen über
die neutrale Zone". Sogleich hielt ihm
ein Posten das Bajonett entgegen, riß
ihn zurück und schleuderte ihn unter
wüste Flüchen in die Ecke, wo seine
Mutter stand. Spater, nach . langen
Beschwerden, wurde diese Umstände
besser.
Ein deutsches Ehepaar, da! gerade in
Sydney angekommen und dort ganz
fremd war gu Beginn des Krieges),
wurde folgendermaßen grennt: Der
Mann war zur Polizei' zwecks Meldung
gegangen. Er irnnfee vom Fleck we
verhaftet tmd ZnS Lager geschickt, ohne
feiner Fra, die in irgendelnkR Hotel
auf ihn wartete, auch nur ein "Wert"
Übe? feinen Verbleib zukommest lcffett
zu ,'dürfe. Während etwa drei Woche
dyrfte er richt schreiben, biS ihm dann
.Xu:? '..5,5 to4R
vi'.uuiu s;iiU4i.i ivmvc,. u'uu
do 150 Worten zu senden. Jnzwifchea 1
hatte seine zxrau in furchwarer unge
wißheit ih täglich erwartet. Ihre klei
nen Geldmittel wäre bereits am zwei
lest Tage erschöpft, und sie verdient sich
un etwai mit Kartoffelfchalen im Ho
tel. Niemand hal ihr. niemand ahm
sie auf. sie war ja eine Teutsche! 1 ...
kr anderer in, unserem Lager bekam
eincS TageS Nachricht feine Frau fei in
Sydney fchwer trankt. Er bat den
Kommandankn, hinfahre zu dürfen,
waS ihm .kurzerhand abgelehnt wurdet
Den nächsten Tag kam schlechtere Nach
richt, er bat wieder um, Wadturlaub,
die' Bewachung wollte er reichlich bezah
!en, aber wieder hielt er abschlägige
Bescheid. . Dann kam ei Telegramm,
seine Frau liege im Sterben und wün
sche dringlich, ihn och einmal zu sehen.
Wieder verweigerte der Kommandant ek
ihm, hinzufahren! Am nächsten Tage
war die arme deutsche Frau tot, jetzt
wurde dem geb.rochene Gatten der
Sang zur Beerdigung gestattet.
DaS sind Roheiten des Gemüts, w
sie wohl ihresgleichen suchen! Die Eng
länder. die für Kultur nd Menschen
rechte getsmpft habe wollen, haben sich
wieder t Lzrer ganzen Scheinheiligkeit
in d'efem Kriege gezeigt. Ueber G
fangmenSehandlung sollte sie 'künftig
besser schweige. Wir wissen, wa wir
unter ihnen zu erdulden hatten und wer
den alle? in unserer Macht tu, um der
Welt zu zeige, daß die Engländer sein
Recht habe, Klage zu führen über un
rechte, schlechte Behandlung ihre? Leute
, Deutschland. .. . - ..,
. Die elektrische Beleuchtung funktio
niertt sehr mangelhaft, daS heißt, regel
mäßig ging da Licht dann aus, wen
man es am wenigste wartete: Eine
Abend brannte das Licht von 8 biSIO
Uhr, dann wieder nur fünf Minuten,
ganz willkürlich, wie et dem betreffen
de Beamte der Elektrizitätsgefellschaft
paßte. Und iu Petersburg ist S im
Winter von 4 Uhr an fcho stockdunkel.
Kerzen gab eS keine, höchstens in de
Kirche konnte ma kleine, dünne
WachAichtche sehen. Petroleum erhiel
te"wir, wen wir überhaupt welches er
hielten, ein Pfund pro Person monat
lich, und diese? erst nach tagelangem
Suche. Petroleum hatte wir nicht
nur ' zur Beleuchtung notig. sonder
auch, um mit kleinen Oefea die Zimmer
etwa? z erwärme, d, wie gesagt,
großer Holzmangel herrschte. So kam
rS. daß wir der Kälte ege sehr häu
sig gezwungen weren, unS lm Winter
mantel z Bett zu legen.
Unlängst la ich i einer Zeitung, daß
ma in Petrograd och sehr gut ge
kleidete Mensche sieht. Ich sah keine,,
oder nr fe.hr wem, da die Leute, die
gute Wäsche, oder Kleider besaßen. - sie
gege etwaS EsibareS mtauschtea - an
solche Leute, die früher einmal nicht im
Besitze einet HemdeS annj Ma trifft
auf de Märkte Dame, de beste
Kreise angehörend, die ihre Sache
seilbiete. Wen ma aber gute Klei-
Völkerbund und Mleltpolitik.
' ' QitiM ii.) '
, Bei den zahlreichen Beurteilungen,
die . der Eintritt der Schweiz in den
Völkerbund bisher gefunden hat, wurde,
soweit die Betrachtungen mehr politi
sche al wirtschaftliche Argumente be
rllckstchligtea. in allem auf die Aufgabe
unserer durch Jahrhunderte bewährte
Neutralitätspolitik abgestellt. Diese IZi?
spitzung.der Frage ist vollkommen be
rechtigt. Für uyS handelt eS sich tat
fächlich in erster Linie darum, ob wir
weiter den Machtstreitigkeiten der Welt
gegenüber neutral bleiben der ob wir
in Zukunft in dem Getriebe der, Welt.
Politik ein kleines Rädchen bilden wol
len. Nicht so klar wie die Fragestellung
war aber meist die Argumentation. Mit
wenigen Ausnahmen 'wurden nur die
sozusagen -negativen Aenderungen für
unser Land hervorgehoben: Die Schweiz
verliert diese! ein jenes Recht, sie kom
me durch de Zwang der wirtschasili
chen KriegsteilnahMe mit der einen oder
andern Mächtegruppe in 'Konflikt, die
wirtschaftlichen Beziehungen' der Schweiz
würden bei einem Eintritt in den Bot
kerbund noch mehr geschädigt usm. Viel
zu wenig tritTbd allen Betrachtungen
die aktive Mitarbeit in dem Völkerbünde
in den Vordergrund und vdch ist dieS,
wenn man denÄLlkerbund als zukunfls
reiches Gebilde überhaupt ansehen will,
daS entscheidende Moments
Entstehuag5gkschich!e ud Fassung
d:S BundesvertraaL tragen an dicser
falschen Einstellung "die Hauptschuld.
Der Völkerbund, der ach dem Streben
aller derer, die für, seine Errichtung
schon durch Jahrzehnte hindurch ge
kämpft haben, lne Weltrcgierung durch
Arbeitsgemkinfchaft , gleichberechtigter
Nationen werden sollte, ist durch den
Gang der, eLschichtlichea , Notwendigkeit
zu einer. einfachen Gegenleitigkeits-Ber
sicherung der siegreichen Mohmächte-ie
worden. Dieser Charakter deS Bündel
ist nur fo weit eingeschränkt. als die
leitenden Staatsmänner der Stimmung
ihrer eigenen Völker gkaubten . nach
gebe zu müsse.! Man gewährte dabei
möglichst wenig und legte deshalb zur
Vermeidung unbequemer Opposition de
kriegführende Kleinstaaten jid den
Neutralen für den Eintritt die Lcdm
gungen unveränderterVertragsannahmk
auf. , .. .
Die derfchiedeneg. Sprecher, die ' im
Name des Bundesrates im Eintritt
der Schweiz in den Bünd befürworte
te, haben' diesen gmndfählichen Man
ge! del Bölkerbundes. daS Fehlen fedeö
pofitive' Programms,' die Bestim
münzen ; der ArbeiterfHutzgefetzgebung
sind zu unklar zugegeben. Auch dem
Bundesrate ist der Wo!ker?und nur ei
Versuch. , künstig? Kriezf -zu vermeiden
nd für alle andern Aklfgabcn ur -ia
Kahme, der seinc Jnhaü erst' och
erhall soll. . Professor Hub?r hat ia
einem Lostrage diefe Unklsrheit gewis
sermaßen.äls einen -Wrzug bezeichnet
und darauf hingewiefen, daß ein klarer
Sertrogsinbalt so lange unmöglich ist.
als die , Oeffentlichkeit der beteiligten
Staaten "für weitergehende Aufgaben
och nicht reif ist. Dieser Ausfassung
kann man deitrcten.
v Dr Eintritt in den Völkerbund bringt
Zedem Staate ein Verminderung seiner
Souveränität, oder, wew wir die Sa
che mit einem deutschen Worte bezeich
nen wollen, eine Beschränkung feiner'
der besitzt,' sa wird man' sich hüten, sie
auf der Straße zu tragen. Besonders
abends oder nachts; den schon manchem
ist es gar übel gegangen. Es passiert
nämlich täglich, daß den Leuten ihre
PaletotS, : ja sogar Schuhe auf der
Straße weggenommen werden. Auch
war ma nie vor Ueberfällen und Haus
suchungea sicher. So kam es, daß in
den meisten Häusern, die zwei Eingänge
besaßen, der eine Eingang mit Brettern
vernagelt war. Auch ist in jedem Hofe
eine Glocke angebracht, um bei Ueber
fälle die Hausbewohner zu warnen.
Zudem hielte der Reihe, ach, Tag und
Nacht, bki-zweiflündiger Ablösung, einer
auf der Straße und einer im Hofe
Wache waS k der herrschenden Kälte
nicht immer ein Vergnügen war. Tags
Übe? mußten , die Bewohner der Reihe
nach Schnee schaufeln oder sonstige
Frondienste leisten. Nur chie Frau, die
kleine Kinder hatte war do dieser Ar
beit befreit. . Ebenfalls der Reihe nach
wurden die Geschäftsinhaber auf . vier
bis fechs Voche nach entfernten Ort
fchaftc vcrfchicktum dort im Felde z
arbeiten oder für" die Truppen Schützen
gräbea herzustellen.
Die letzte Zeit wurde daZ Brot so
knapp. Jdai wir statt dcsse Hafer" be
kamen. Manche - buk nter Zutat
von etwaS Soda kleine Kuchen Lip
jofchki genannt; andere mahlten ihn und
lochten Suppe davon. Im Dezember
kostete das Pfund Hafer noch 2 Rubel,
im Februar fchon 20 Rubel. Ein P furch
Korn Rubel, da Pfund Zucker 180
bis 200 Rubel, ein Huhn 200 Rubel,
in Pfund Butter 200 Rubel, ei Hering
80 Rubel, eis El 78 Rubel usw.
Eine kleine Hilfe waren die allgemei
nen Speisestube. Dort bekam Man für
3.25 Rubel eine Teller Pferdefleisch
Linsen schwammen. Als zweite Speise
gab eS einen halben Hering oder eine
kleine Kartoffekkotclette, wobei zu be
merke ist, daß die Kartoffel nie g?
fchält waren. Hierzu ei achtel Pfund
Brot. Jeden L und 15 des MvnaiS
ruhte die Nährüittelkarien an der be
treffenden Speisestube abgestempelt wer
den, was auch wieder keine Kleinigkeit
war,- da meistens big 3000 Leute -war
ten mußten, bis die Reihe an sie kam.
Die Kinder erhielt zum Preise vo
zwei' Rubel 'zwei Löffel voll von kr
gendeiner Grütze oder Mehlbrei. Da die
-meiste Mensche nur über wemg Bar
Mittel verfugten, -so war. die Mahlzeit
l der Speisestube oft die Nahrung für
den ganze Tag. ' ., 1 .
Auf der Straße wird man häufig im
Fordeigehen angesprochen: Habe Sie
til ein Stüiitt Bt oisi IM f
UnabhZngigkkit. Der gleiche Borgang,
der für Einzelpersonen, Gemeinden und
kleinere Staaten bei der Bildung un
sere heutige össentlichea und private
Rechtes sich abspielte, beginnt eine
neuen Kreislauf, in de Beziehungr
der Staaten zu einander. Zuerst freie
vertragliche Bildung, dann infolge Feh
len! einer Zentralgewalt verunglückt
versuche zur Begründung inel tnter
nationalen Rechtes nd heute eine Böl
kergemeinschaft, deren Glieder nun die
Verpflichtung er Urfehde übernehmen
sollen. Findet sich die vsfentliche Mci
nung der einzelnen Staaten einmal mit
dem Zustand der staatlichen Beschrän
kung ab nd sie wird dies tun,
ebenso wie sich die freien Stände der
frühern Jahrhunderte mit der Ein
schrankung ihrer Rechte zuerst gezmun
gen. dann freiwillig einverstanden er
klärte dann wächst die Möglichkeit
heran, vo den rein negativen zu ak
tive Aufgabe liberzugehen. AuS dem
Bewußtsein, etwa? an Selbständigkeit
verloren z haben. mß bet Wunsch
entspringen, in dem Neuen Gebilde zu'
ig:ner Arbeit, Z kommen. ES muß
der jeder Nation ein neue? Pflichtbe
wußtscia. entstehen. , Wie wir den alS
VoLbiikgcr nicht anerkennen dürfen, der
von seinem Ciimmrechte keine Ge,
brauch macht, ebenso wenig kann eine
Nation vvlle Achtung im Völkerbünde
gkivinnen, die an den großen Problc
.men, die dieser Schöpfung gestellt sind,
rpcht vollen Anteil nimmt.
Die Umstellung in eine neue Ein
chätzung der auswärtige Politik ist
ür die Schweizer . außerordentlich
chmer. ES ist deshalb auch unbegrün
et, wenn auS der Erwägung, daß
der Völkerbund gewissermaßen eine über
den Weltball erweiterte Schweiz bilden
soll, ein Argument für den Beitritt
machen will.- Eine gewisse Sehnlich,
keit zwischen unserer Staatsauffassung
und dem Völkerbünde, der von der Lf
fentlichcn Meinung der ganzen Welt
als erftdenswerikS Ziel herbeigesehnt
"wurde, mag wohl bestehen. Der Geist,
der den heutigen Weltbund regiert, hat
mit unsern Idolen nicht zu tun. We
der stellt er )ie Nationen als Kultur
träger gleich, noch gesteht er ihnen gkei
che Nechte zu.' Seine Berfaffuna be
stellt eine Gewaltregierung, wie wir sie
kaum- je schlimmer kennen gelernt ha
den. Wenn wir für den Eintritt ftim
men, fo werde wir daS nur tu kön
nen, um unsere Stimme für die Re
Vision zur Geltung zu bringen.' Wir
müssen unS 'aber klar darüber fein, waS
hie Umstellung fük uns bedeutet. Sie
bedeutet nicht nur das Ende unserer
passiven Neutralität jeder Versuch,
wirtschaftliche und misitärischt, Neutra
lität zu teilen, ist ertöt Spiegelfechterei
, sondern der Eintritt führt uns auch
ritte in die Wclipolitik. Durch Jahr
Hunderte hatten wir daS billige Vergnü
gen, nnS . iibet die Streitigkeiten der
Kroßen lusiig zu machen, da und dort
zu kritisieren und schließlich immer fest
zustellen, daß unsere Politik eigentlich,
viel gescheiter und richtiger fei. Mit un
seur Mitgliedschaft 1 dem Völkerbünde
ist diese Absonderung vereinbar. ES
kann unk nicht mehr gleichgültig 'sein,
wenn ia Polen, in Canada oder sonst
wo in einem verlorenen Erdenwinkel na
kionale Streitfragen auftauchen. Die
Grundlagen unseres innerpMifchen Le
bins sind dadurch auf daS schwerste be
droht und die Gefahr, daß d Graben
sich wieder auftuc, ist immer da gege
WaS zu essen? Verwundert steht
ma. der Bettelnde ist ei früherer hoher
Offizier oder fonstigeS Mitglied der be
brühe oder Wassersuppe, in der einige
sten Petrograd Gesellschaft.
Natürlich leiden die -Kinder fchreckllche
Not. Gemahlenes Kor mit Leinöl ge
icomaizr n eine Tiamtii. mt nur rn i
der bessergestellter Leute erhalten kön
nen. Auch backt man den Kinder kleine
Kuchen auS Kaffeesatz do Kornkaffee,
getrockneten und zermalzlene Sonnen !
blumenkerneund getrockneten Kartof
felschalen. Die! alle? wird zusamme
lt etwaS Wasser. Sacharin und Soda
zusammengemischt, jedoch ziemlich trok i
len, um dan im Bratofe gedörrt zu
werden. Nirgends sieht man Kinder ;
fpielcn oder lachen, zusammengekauert ,
sitzen sie auf einem Stein mit weitaus
gerissenen Augen und. Pieren ins Leere.
Hin und wieder bricht auch f La armes
Wesen zusammen. Am Tag vor meiner
Abreife fiel vor meinen Augen i
Junge am Newsky'Prospekt ia Kram
pfen und Zuckungen zusammen. Er
blieb, das Gesicht mit einem Tuch be
deckt, auf dem Boden liegen. biS ein
Krankenwagen ihn ins Hospital brachte,
wo er gewiß an Entkräftigung starb, da
die Spitäler selbst ur Lber äußerst we
nig Mittel verfügen.
-In? Innere Rußlands sst auS Man
gel s Heizmaterial der , Passsgierver
kehr oft zwei biS drei 'Wochen unter'
brachen. Nur zur finnische Grenze, die
2Z Kilometer von Petrograd entfernt,
ist, fahren die Züge häufiger. Dal
Traurige ist, daß Finnland. daS mit
Lebensmittela so überreich versorgt ist,
Petrograd absolut nicht gebe kann.
Wir reiste ,. B. um, 9 Uhr früh i
Petrograd ab, um nach verschiedenen,
auch körperlichen Untersuchungen um L
Uhr abendS in Finnland . eillzutreffc.
Die Rot Garde eskortiern uni alle zu
Fuß. bi vor die Mitte einer kleine
Brücke, d die Grenze zwischen Finn
land ud Rußland bildet, dort empfing
uni die Weiße Garde. . Nach einige 20
Schritten erreichte wir die kleine Grenz
siatio Nvjajoli', woselbst wir unS iZ
Schlaraffenland ierfetzt glaubten. Wir,
die wir unk nicht vorstellen konnten, daß
ei einen Platz auf der Erde gäbe, wo
ti Menfche sich satt esse könne, die
wir schon vergesse hatten, wie Weiß
brot aussieht, erZlickZe plötzlich ganze
Berge vo Küche und Sllßigkite. Ist
ek nicht entsetzlich, zu denken, daß i der
Entfernung vo einige Meter auf dn
ein Eeiik die Mensche vor Hunger
umfalle, wogegen die auf der ada
Mi.UMZuß l&üziz) ,
be. wo nationale Leidenschaften au
aerutieil werven. can rann iui oi
chi Falle nur hoffen, daß die Änerken
nung bei gegenseitigen guten Willen!
in unsern beiden Lagern dann stärk.
sei wird. alS die in den Kriegsjahren
der Fall war.
Probleme der Welipolitik werden
durch den Beitritt zum Völkerbunde
tnterne Staateaufgaben. Selbstvek
ständlich werden unS nicht alle Tiffe
rcnzen gleich tief berühren, in der einen
oder andern Weife werden wir aber zu
den Hauptfragen als Nation Stellung
Zu nehinen haben. Wenn auch an
Machtmitteln schwach, so sind wir doch
mit in der Weltregierung und unsere
Stellung wird in Zukunft wohl wem
ger durch unsere Größe und Bevölkc
runsgSzahl bestimmt werden, als durch
die geistigen Werte, die wir dem Ml.
kerbunde zu leisten vermögen. Dabei
werden' nicht allein die persönlichen
Qualitäten der.MLnc entscheide, die
dir Geschicke unseres Lande? z leiten
und vielleicht in , dem Rate deS Böller,
bundel zu vertreten haben, sondern vor
allem auch unser nationaler Wille. Ei
nen solchen Willen müssen wir bilden,
denn daS einzige, waS wir an großen
Nationalen Zielen vertreten, die Neu
tralität. Ist durch den Eintritt in den
Bölkerdund eben aufgegeben.' Nicht nur
die Großmächte, auch die kleinen Ctaa
te find nS in diese Hinsicht wesent.
lich überlegen. .Man mag Lber die
Machlpolitit der so verschiedenartigen
Glieder der Entente noch so scharf ur
teilen,, die Energie, mit der die kleinsten
Völkcr für ihre nationalen Ziele ein
getreten lind, wird doch immer einen
Höhepunkt staatliche SemeinsinneS be
deute. Unsere Stellung gegenüber die.
sen scharf geschlossenen Nationen ist m
so schwerer, als wir nicht für scharf um.
grenzte Machtzielc eintreten. Unsct
Ziel muß Ausgleich wirtschaftlicher, Po
Mischer und nationaler Differenzen
sein. Die Formulierung nd Vertre
tung derartiger, auf - R'chtsprinzsdie
gegründeter Mittellinien ist aber immer
undankbarer gewesen als der Kampf um
Noch so berechtigte, aber greifbare
matrriclle Vorteile. Jede Vertretung
eines NechtsstandpunktcZ bedeutet in
dem Völkerbund gleichzeitige Partei
nähme und deshalb -ist die Beibehaltung
einer, wenn auch nur teilweisen Neu
tralität in dem Völkerbunde ein Wider,
fpruch in sich selbst. Seien wrr deshalb
ehrlich und sehen wir dem Probleme inS
Auge. Entweder wir bleib? neutral,
beharren auf Unserer durch Jahrhun
dcrte bewahtte. .Enthaltung von alle
Wirren det großen -Politik oder übet
wir tret in die große Organisation
in und Übernehmen dann mit allen Rech
ken auch alle Pflichte und Gefahren. '
Suk rein wirtschaftlichen Gründen
hat man. den Eintritt in den Völker
dmid dadurch schmackhaft machen wol.
len, daß ma für den Fall des Nicht
eintrittes uns Erschwerung der Lebens
bedingnngen in Aussicht stellt. ' Diese
viel erörterte Frage soll hier, soweit sie
die offizielle Stellung zu den andern
Staate anbelangt.' nicht besprochen
werden. Hinzuweisen ist aber auf die
völlige, durch die Wahl von Genf zum
Sitze des Völkerbundes bedingte Ae
derung unserer Einschätzung im . Aus
lande. Bisher kümmerten sich um uns
höchsten! unsere nächsten Nachbarn. Nur
wenige der großen ausländischen . Zei
tungen hatten eigene Körrespondenten
ia der Schweiz. Wir galten als dak
Land der steile Berge und guien Ho
tels. '' Was wir son)i trieben, war der
Außenwelt ziemlich gleichgiltig. und der
hohe Kang. verschiedener ausländischer
Vertretungen in Bern war nicht so sehr
durch unsere Bedeutung, als durch un
fere LaK im Zentrum Europas be
stimmt. Diese idyllischen Zustände sind
geschwunden. Genf wird zum . Mittel
punkte der Welt und Hunderte von Fe
dern werden schon auS Langerweile
nach allen Himmelsrichtungen melden,'
wie die öffentliche Meinung der Schweiz
die und jene Frage beurteilt. Darnach
werden wir in Zukunft eingeschätzt wer
de und darnach wird sich auch unser
wirtschaftlicher Berlchr mit dem AuS
lande richten. Ma braucht kein beson
eres Vertrauen in politische Boykotte
zu haben und wird doch zugeben miis
se, daß gerade bei unserer außemr
dentlich, starken wirtschaftliche AbhSn
gigkeit vom Auslande die politische Ein
glicderung in gespannten Zeitkäufen von
besonderer Bedeutung werden fanic Ei
nige ungünstige Berichte können unsern
Handel auf lange Zelt hinaus schwerer
schädigen. alS die ein staatliches Macht,
gcbot-einem neutrale - Staate gegen
über' je erreichen könnte. Bei einem
festen Willen, a der Neuordnung der
Welt tätigen Anteil zu nehme, ist frei
licb auch diefe Gefahr nicht zu hoch ein
ziifchätze. Die Sympathie, die wir
auf der eine Seite verlieren, werden
wir auf der andern Seite umso sicherer
wieder gewinnen.' Sympathie hat aber
nur der, der für seine Idee auch ein
tritt vnd deshalb kann für unk die
Frage auch nux kauten: Ganze Neutra
lität oder ganzer Völkerbund. . Die eine
oder andere Entscheidung dürfe wir
.hochtlhobene HaupteS' treffen, in
Eintntt mit halber Verantwortlichkeit
nimmt uns eine Eroßici! unfenr po
Wischen Ehrenrechte.
G!ür.
Tal junge Ehepaar saß kosend in der
Zimmerecke.Sag mir, Liebling," fragte
er, .hast du fcho eine Andere ge
küßt?' Die junge Fra blickte träume,
lisch vor sich hin:
Ich bia einmal mit einem juisgen
-Man Boot gefahren,' erzählte sie, .und
plötzlich stand er auf, schaukelte das
Boot wie wahnsinnig- hin und her und
sagte, ich müsse ihm entweder sofort einen
Kuß gebe der er würde unk leid er
tränk.'
.Und hast du ih gekühtZichzie der
Satte,
. ,B! ich ertrunken k' sagt die junge
Fra bis. - -
Jas Lnde der Militärarzt-.
liclien Lstademe m Memn.
. l . i
Ein Nachruf von
, Der allgemeine Entmilitärisierung ist
am ü Oktober nun auch die Kaiser
Wilhelms.Akademie für da Militär
ärztliche Vilduiigswcfen in Berlin zum
Opfer gefallen. Bon allen militärischen
Jnstitu'en dürft, sie gerade verhält
nismäßig am wenigsten den Geist deS
Militarismus gepflegt haben, denn feit
ihrer Gründung durch den GeneralstabS
arzt Soercke ist sie stets eine der vor.
nchmstc Pflanzstätten ürztlicher Wif
fcnschast gewesen.
Es ist kein Zusall. daß auS ihr Män
ner wie Virchgw. Helmholtz. Langenbeck.
Lcyden, Bchring, Nothnagcl ünd zahl
lose andere bedeutende Mediziner hervor
gingen; denn neben dem unmittelbaren
Zweck der Ausbildung von Aerzten für
daS Heer, machte sich die Anstalt zur
Aufgabt, ihren Zöglingen umfassende
medizinische Kenntnisse zu Übermitteln,
allen Fortschritten der Wissenschaften zu
folgen und fo stets auf der Höhe der Zeit
zu bleiben. , . '
Unmittelbare Veranlassung zu ihrer
Gründung waren die schlechten Ersah.,
rungen. die Dr. Eoercke bei der Kano!
nade von Valmy im Jahre 1792 gemockt
hatte. Goethe, der ihr bekanntlich bei
wohtite. hat ja in feiner .Campagne in
Frankreich' über die traurigen Zustände
des damaligen Militürsanitätwesens
.einiges mitgeteilt. '
' So . wurde iienn im Jahre NW für
die .Chirurgische Pcpiniere' wie die
Anstalt ursprünglich hieß, in Lehrplan
anfgcftelltder. den dem Fachunterricht
'auch die allgemeinen Wissenschaften bk
rüZsichtigte; feiner zog man außer Mi
litärärzts a!S Lehrer die Professoren
de! CoÜPKuirn rnsäioum und seit 181
die der Universität heran. Der vielleicht
größte Schüler der Anstalt. Rudolf Vik
chow, hat in Briefen n fcincn Vanr
uns ein owschsulichss Bild von dem Un
terricküSctrieö an der Pcpinicre gegedn.
Die Eleven mußten außer den Medizin!
sichert Fächern, die vorwiegend im Cha
riiökrankcnhause gelehrt wurden, Ma
thematik, Logik. Moral. Geographie.
Geschichte, französischt., und polnische
Sprache studieren, ur& sich durch kegel
mäßige Prüfungen sowie Aontrolle ihrer
Vrbciten über ihre Kenntnisse auswei
fen. Daneben sorgten öusgezeichnkte
Sammlungen, Laboratorien und tit
heute 'unerreicht , dastehende medizinische
Bibliothek für alle Ausbildungsmöglich
leiten- Ursprünglich waren sie mir be
schränkt, da die Anstalt in einem MictS
Haufe in der Taubenstraße untergebracht
war. Mit der Zunahme der Zahl der
Eleven und dem Anwachsen der Lehr
Mittel genügte die Räume nicht, Vfib
man nahm die Artillerickafern am
Kupfcrjraben hinzu, bis 1524 das große,
Gebäude , In der Fricdrichstraße, Ecke
Gcorgenstraße, bezogen wurde.
. .. Hier begann die Glanzzeit der nm
mehr .Fricdrich-Wilhelm-Jnftitut für
daS milüärärztticht VMuncMesen'
genormten Anstalt. Eine Reihe hervor
tagender Militärärzte, die die Organi
satioN ständig verbesserten, sowie ein
Lehrkörper, dem die bedeutendsten Un!
versitZtslehier angehörten, verschaffte
ihr eine weit Über Deutschlanl Gren
zea hinausgehenden Ruf. Mzt dem
Wachstum der Stadt.' dem Ausblühen
der Universität und dem Aufstitb Preu
Die
an
Ein Mitarbeiter der Köln. Zeitung'
schreibt in diesem Blatte: Wir habe
die Erinneruug an die Toten, die in de
vier Jahren für Deutschlands Lerteidi
gring gefallen sind, wie ein heiliges Bei
mächtnis zu Pflege. Wie groß auch die
Laste fein werden, die die Zukunft
Lber unS wälzt, von dieser Pflicht sind
wir ' niemals freizusprechen, ebensowe
nig von dem Kultus, den wir ihren.Ta
ten, widme muffen. Daran kann daS
unglückliche Ende de Krieges niemals
kkwat ändern. DaS deutsche Heer hat
während deS Kriege? Taten vollbracht,
die alles übertreffen, WaS eS während
seiner langen, ruhmvolle Geschichte ge
leistet hat. DaS ist am allerersten do
de Feinde selbst anerkannt worden.
Und brachen eine noch so dunkle Zu
kunft und noch sa viel Wirrnisse über
UNS herein,. waS deutsche Soldaten in
Polen, in Flandern, ia Rumänien, auf
dem Balkan, in Italien geleistet haben,
daö muh der Nachwelt stets als Muster
von Pflichttreue vorgehalten, muß vo
Geschlecht zu Geschlecht alS teures Eut
weiter liberliefert werden.
Da ist' es zu bedauern, daß eine Ein
Lichtung wie die deS geplanten Reichs
kriegsmuscum, vo dem während deS
Krieges fcho öfter die Rede war, aufge
geben zu fein scheint. Wenigsten? muß
man daS auS der Mitteilung schließen,
die die Nummer deS Militärwochen
blatte vom S. September brachte. . Mit
diesem Reichskriegsmuseum hätte daS
deutsche Volk und jeder Kriegsteilneh
mer eine bleibende Erinnerung a so
viel Ruhm und so vielUngliick gehabt.
Aber, wie jene Mitteilung besagt, zu
nächst weigerte sich da Rcichsfinanzmi
nifterium. Mittel für da Museum zur
Verfügung zu stelle. Tann wollt da
preußische Finanzministerium auch nicht
an die Sache heran, machte wegen der
Unterbringung Schwierigkeiten und
schob da Ganze auf da Reich ab. Wir
glaube schon, daß die unk jetzt regie
rtr.be Sozialdemokrate für in der,
iiae Museum weder Herz noch Geld
habe. Nicht jeder Deutsche wird so den
ke. Da Mililarwochenblatt wirft da
d bet Wiedergabe je Mitteilung mit
Recht die Frage auf, ob ! bei diesu
Verfahre der amtlich Stellen icht
m&fiÄ wÄllmärFch durch privat
Lnnneruna
-w ,
Dr. S. Mamlsck. '
ßen ging die im Dolksmund sie! olk
Pcpiniere bezeichnete Anstalt mit und
wurde allmählich zu einer -der besten
medizinische Akademie.
Von ihre früheste Lehrern waren
die bedeutendste der Mediziner Huse
land, der Botaniker Link, der Philosoph
und Mathematiker Wolsf. der Chemiker
Eilhard Mitfcherlich. der Historiler
Prcuß, der Philosoph Karl Werder, der
Augknarzt A. v. Gr!.si. der Chirurg B.
v Langenbeck und der Chemiker A. W.
v. Hofmann.' Nacheinander haben dann
alle führenden Mitglieder der Berliner
medizinischen Fakultät alS Lehrer an der
Akademie gewirkt. Sie haben über ihr
besondere! Arbeitsgebiet jeweils am
Cti'.ungstage der Anstal.. den 2.
August, Festreden gehalten, die. seit dem
Jahre 1804 gesammelt, einen Ueberblick
über die Medizin im letzten Jahrhundert
geben.
Neben dem genilichen Unierricht lm
Hause selbst, an den wissenfchaftlMn
Anstalten. Kliniken und Krankenhäu
fern, wurde bereits von Anfan, an
durch Studienreifen die Ausbildung,
Pepins" gefördert; so wurden Vircholv
1846 nach Prag und Wien und andere,
besonder? befähigte Zöglinge iffd!
übrige Ausland geschickt.
In dem Maße aber, uie die Anstalt
selbst sowie ie heimatlichen Verhält,
' nisse wuchsen, bedürfte e! allerdings
nicht mehr -der Auslandsreisen, um' den
modernen Fortschvtten der Wissenschaft
zu folge. Wen auch mit diesem
Brauch nicht gebrochen wur'-e md .na
mcntlich zu kriegZchirurgischcn Studie
regelmäßig Abkommandierungen .statt
fanden,, so bot doch, seit der 1910 er
folgten Uebersikdelurg der unmchr
Kaiser Wilhelm , Aladimie ' genannten
wilitärärztlichen BildiiNgsanstolt in das
neue Haus in der Jnvalidenflrsße, das
Institut alle erdenkbaren Ausbildung!.
Möglichkeiten. - '. -
Der Imposante Bau. der an Zweck
Mäßigkeit nach jeder Ricbtung'hin de
höchsten Ansprüchen, genügt, birgt in
seinen Raume die reichhaltigst? und
iros-,arligsten Sammluigcn von Arznei
Mitteln,' Krankenpflegeartikeln, a'.'.ato
mischen PrSparcten. Bildern, Jnfnu,
menten, ferner Laboratorien ' und rot
allem eine Bücherei von eiwa'IOM
Bänden. - -A 1
Wein um ihretwillen, aber auch zur :f
Erhaltung und ständigen Nutzbarma j
chung des wertvollen wissen schaftlicheit j
Materials muß dringend daS Weiterbe
stehen der lostboren ivammlungen rn j
einer leicht zugänglichen Form gefordert
werden. .. . . . , . '
AlS daS neue Heim der Akademie am I
W. Juni 1510 eingeweiht. wurde, bezeich. '
nete der damalige Generalstabsarzt V. ...
Schierling . als dessen Aufgabe, .daß
hier, ein arbeits frohes und arwitskröf.
iigeZ Geschlecht herangezogen werden soll,
das in selbstlos?m. siir die Wiisenfckmst
begeistertem Forschen der ewlc.cn Wahr, i
heil naher und näher-zu kommen sucht.'., j
Dieses Ziel braucht auch unter den k
nunmehr veränderte Verhältnisse nies)..)
vuMgen zu erocn, uno m oitjerr
Sinne kann auch weiter die Jnfchrif
über dem Eingang der Akademie fc;
Leitstern bleiben: Der Wissenwl t
Der Nächstenliebe! Der Heimat!',
-T
t
den Weltkrieg .
Sammlungen den Bau deö Reichst
museumS zu verwirklichen.' Zuge''',
daß daS Reich in feiner jetzigen '
nicht die Mittel haben mag, um
kostspieligen Museumsbau aus fit
zu lassen. Aber deswegen darf die'
inneruna a die zablreickien ruhjrA
I Taten dieser schweren vier Jahre
I verloren eben, besondeez nickt in f
sicht auf daS kommende Geschleä.k
charakterlose Internationalismus
sich bemühen, diese Taten ngH K
zu verfälschen und die Errnnerurk,.-.
ran auS de Herzen der Jugend zi.
ßen. Wie kann akr je ein Volk hc. ' '
wieder' aufzuerstehen daS det Sri.
rung an feZn eigenen Ruhm sau
kalt gegenübersteht? Die Besieg!?. l
chen Denkmäler geradeso wie die
ger, wenn sie wie wir mit Ehren gc.
ten haben. Nach dem Kriege von j.j
wurde manche Denkmäler in DnC
land errichtet, die unS künstlerisch
gerade zur Ehre gereichen. Die
maler an den Kricz von 1914. iY
jetzt die Zeit noch nicht gekommen'
werd, hoffentlich besser sein. Befo .'
wir darin da Beispiel FrankrkichS.t'
sich auch nicht scheute, deq Besiegten U
1870 Denkmaler zu errichten. In C
Frankreich finden sich diese Denkmc
die zum Teil sehr schön sind (ei seiz
den Löwen von Bclfort rinnery.ß
mit dem Unglück zugleich de Ruh
ner tapferen Nation verkünden. S
wir nicht jetzt in, derselbe Lage?
haben die Helden, die Riga und
schau und Belgrad und Antwerpen f
oberte, die v die Dardanevea und
Jfoizzo erteidigten, keinen Anspruch i '
ciil stete Gedenke der Nachwelt? ' ' ;
Darum muß einmal für sie in Rei
kiicgsmuseum erstehen, wi auch sij, '
Denkmäler erstehe werden. Da gr
Bollsheer, da je auferstände ist. ' ?
Germania mlitterllche S?de zu schg.. '
verdient mindesien kenselbea Ruhm K.
die Legwne der roßen Arm, die'
er fränkisch Cäfar führte, und d
geisterhaft Schau In de Elyfäif '
fkelder der deutsche Dichter schildei
einem ersreisendt Gedicht .Räch.',
Hrscha1. - ' - - t
NÄ H die! Mk macbe t .
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