Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 18, 1919, Image 2

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    T-.fy.'i'.'.wi
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RmeriKas MnkesscbÜld.
Das Sonnenbcld.
r
. ,1
Von K. K. Fon Wessettiyitt.
li.
Haltung Preusien-TentschlandS de Bkrfinigtk Ltaätkn gegenlibkr
in drn kritischcn Phasen der amkrikanischxn Mffchichtf, Während
des UnabhängigkeitökrikgkS nnd in der Revolution. ?as friede
rizianische Zeitalter nnd die Bereinigten Ttaaten, Innere An
samniknhSnge zwischen den Ereignisse d den Zchlachtfcldcrn der
Alte und der Neuen Welt. Vin? geschichtliche Wirklichkeit und
eine geschichtliche Whrheit.
iZchluß.)
Tee Werfasscr der 93iofchii "Onr
T)eht ta Franco" hat in deren erstem
li'd mit dem Lübl der aefiickiMctien
Tatsachen die Stellungnahme Frank,
ich! dkn iier. vstaaten von Ämcrika
gegenüber in den verschiedenen kritischen
Phasen der omerikanisö,eii Geschichte
durchleuchtet. Der Schinn frirot. wie
der unter Zugrunvelegung mtücher
Dokumente und der gelchichtlichtn ve
Zündung, ine Erörterung der Beziekun.
gen. wie sie, in den gleichen kritischen
Aeitlauftm. zwischen den Ver. Staciteg
und Preußen-Teutschland bestanden Ha
ien. El heißt da: .
Unsere jüngsten Feinde während der
Revolution.
Ta die Ratifizierung de! Allianzver
t'ageZ mit Frankreich vorherrschend eine
Gefuhlsfrage geworden ist. so laßt unS,
nach Recht und Billigkeit und grade
in dieser vielsagenden Stunde, uns er
inner an die Haltung unserer jüngsten
Feinde un! gegenüber während der Ncvo
lution ino an die Bezichungen. toi sie
zwischen unk ki! 1914 bestanden hakn,
und der Verfasser erkühnt sich zu der
BcKauptung, daß diese Schuld eine grö
ße ist. als die Durchschnittsauffaisung
annimmt.
Hätte Rußland im Jahre 1778 ein
Bündnis mit England geschlossen, so
hatten russisch" Truppen oir gegen die
amerikanischen Patrioten aufgebotene
Streitmacht derartig angeschwellt, daß
das Resultat des Kampfes wahrscheinlich
ein vcischltdenes geworden wäre. Der
Einfluß, welchen Preußen in dpfer Ne
.. Ziehung ausgeübt hat, stellt ein Kapitel
der Gtschichte dar, melchek der Nehr,hl
irer Studicreudcn verschlossen ist. Wäre
es nicht um die riesigen Bcltechungsgel
der. welche Fiiecrirli der Große, laut Be
zeugung britischer Autoritäten, an Graf
Panin, den Premier Ktbarms der
Großen, bezahlt hat. gewesen, so würde
Rußland Ennland in dessen Ringen mit
den Kolonien eint Beihilfe geleistet hg
bcn, welche sich als entscheidend hätte
erweisen können. öS lag im Interesse
felaiibs, sich, wenn irgend möglich, bö.S
Bündnis mit Rußland zu sichern und
Frankreich, wie in Sieberjährige
Krieg, in Icbniale Komvliiationc' zu
verstricken. Im Jcihre 1778 lane irif
iije Gründe für die Erwartung dcs
Aibruchs von Feindseligkeiten in
Europa vor. Die Andaucr des Krieges
verlieh einem Bündnis mit Nußland er
höhte Pedeutung, und mährend die Hol-
länder an Katharina unter der begrün
tung, daß England mit Holland aus
schließlich wegen dessen bewaffiieter Neu
tralität gebrockien hätte, apdellierten. bot
die englische Reeücrung als Preis für
eine Konvention Minolta an. (Die we
gen ihrcS Handels im Mittelmeer wich
jige und viel umstrittene kleinere Insel
der Balkaren, welche damals von den
Engländern erobert worden war, im
Frieden von AmienS. J802, aber den
Spaniern zurückgegeben wurde.)
Im Jahre 1778 trat die englische Re
gierung an Katharina durch Sir James
Harris mit der Einladung zu einem
Schutz und TrutzbündniS heran. Aber
Sie Opposition des russischen Premiers,
Nikolai Jwanowitsch Graf Panin, wel
cher von Friedrich dem Großen bcein
s'ußt war, verhinderte jede ülnnüdrrunz
Mischen England und Rußland, und
Katharina erklärte sich für außerstandt,
sich England gegen Frankreich anzuschlie
ßen, solange d'e englische Regierung sich
picht dazu verpflichtete, sie gegen die
Türken ja unterstützen.
.Die preußische Partei in St. Peters
burg unter Führung PaninZ," schreibt
Arthur Haffall. M. in 1 he Bn
" lance of Power", 1715-1789 (Seite
838, New Ant, The Macmillan Es..
1307), .hat ihren Schlußtriumph er
Tungen, und alle Chancen eines anglo
russischen Bündnisses sind, für den
Augenblick wenigstens, geschwunden....
"Seit dem Jahr 1764 ist Panin das
-Haupt der ' preußische Partei in der
'russische ' Hauptstadt und hat doS
Tündr.iS mit Preußen den Grund
"sinn der Politik Katharinas ge
bildet.... Friedrich der Große
..i . .. rr . : 1 viA k k .
- . '3 m m " " - -f - - i
Bestechung Pankns, Ka tba
ring in der Treue n dem be
stehenden politische System
gehalten und dazu beigetrn
.gen, daß die rullifch Hilf!'
lkistunganSnglandwahrend
des amerikanischen Kampfe
verhindertwurde." (Seite MI.)
', Ich brauch auf die Tatsache nicht hin,
zuweisen, daß Friedrich selbst von Eng
land angegangen wurde, um ihn zur
Entsendung von Truppen ach Amerika
zu veranlassen, und wir kennen feine
Antwort: .Und wenn mir Eng
land alle nur möglichen Mil
lionengebenwollte, sowllrde
ich Ihm auch nicht zwei klein,
Rotten meiner Truppen um
Segen die "Kolonien Verwen
duvg , u finden, zur Verfü
.Zung stellen. AuH kgnn d?n mir
eine Kewäh? f l!t seine Kürwürde in
Hannss icl't erwarten Er gab
Frankreich die fest KusicherNi,. dsß t!
, Um Ver Vin StitT rn2 ffriM! Mist
i. t: l ris ii u-' lI,v wv.iv. .
E?g?md Bjcht8 ? MchMH!?' "
Laßt un die Wahrheit wissen.
Soll die Wahrheit irgendeine Rolle
bei der ougeiiblicklichen Diskussion alter
Freundschcificn spielen, so stellt sich die
Notwendigkeit heraus, aus die Haltung
sowohl Frankreichs wie Preußens wäh
rend unseres Ringens um die Lebens
dauer als , einer Nation hinzuweisen.
Tos ist von vitaler Bedeutung, weil die
Absicht besteht, unS m Vollziehung
einer schwere und drückenden Bergel
tuug einer Ration gegenüber unter
dem durchsichtigen Pormand einer senti
mentalen Dankesschuld einer ande
r e n gegenüber zu verpslichten, einer Per
geltung, sg poreilig ersonnen und so un
barmherzig zur Anwendung gebracht,
daß eS unS wohlanfteht. einen Augen
blick zu pausieren, um über die mög
lichen Folgen nachzudenken:
Wir wissen schon auL der Diskussion
im Senat während dcS französisch-preu
bischen Krieges, um keine anderen Auto
ritäte anzusühren, daß beide,
England und Frankreich, die
Quotierung dir B on dS der
Union n ihren Börsen der
boten, während die Deut
scheu gegen ?e00,000.000
unserer Seturitäten gekauft
habe. lGlobe 'Congressional Record",
41. Kongreß, dritte Sitzung. Band II,
Seiten 933955 ) Elson sagd in sei
ncr .Geschichte der Bereinigten Staa,
ten". Sc te 77: .Es bereitet ein Ver
gnügen, sich mit unseren Beziehungen
zu Deut chland und Rußland während
des Krieges zu beschäftigen. Richt nur
war der Teutsche Bund in voller Sym?
pathie mit der Sache der Union, sondern
Tausende von Deutsch-Amerilanern (bet
Bindestrich bedeutete damals noch nicht
ein Abzeichen zweifacher Zugehörigkeit)
haben auch ihr Leben in der Vcrteidi
gung solcher Sache hingegeben. , Räch
Schluß der Bürgerkrieges übermittelten
die preußischen Abgeordneten, ihrer 260
an Zahl, am 28. April 1865 dem ameri
kanischen Gesandten in Berlin eine
Adresse, in welcher folgende Sprach ge
führt wurde:
.Unter uns lebend, sind Sie Zeuge
der von Herzen kommenden Sympathie
gewesen, welche unser- Brlk stets kür daS
dct Vereinigten Staaten während dessen
lange und schweren Konflikts gehegt
hat. Sie sind dessen gewahr geworden,
mit welchem Stolz und mit welcher
Freude Deutschland auf die Tausende
scin:r Söhne geblickt bat. welche sich in
diesem Kampf auf die Seite von Gesetz
und Recht gestellt haben. Sie haben die
Freude lebt, mit welcher die Siege der
Union hier begrüßt worden sind, und
gesehen, wie fest unser Vertrauen auf
den schließlich Triumph der großen
Sache der. Wiederaufrichtung der Union
in aller ihrer früheren Gröe. auch un-
ter Widerwärtigkeiten, gewesen ist.
William H. Seweird schrieb, als
Staatssekretär, am 1. Mai 13W an den
Vereinigten Staaten-Gesandten in Ber
Im: .Wollen Sie unverzug
lichdemKönigunddemBolke,
welcheunswährendderschwe
ren Prüfungen, die wir zu
bestehen gehabt haben in
h r l i ch r Wahrhaftigkeit
und großer Freundschaft be
bandelt haben, des fielen
guten Willen! der Vereinig
fen Staaten versichern."
Sind diese Dinge, welche ,ch aus einer
Fülle von Material zitiert habe, bedeut
sam? Es wird von uns verlangt, daß
wir eine Haltung der gewaltigsten Fol-
gen emem Problem gegenüber aus der
Grundlage einer angebliHen Dankes-
schuld einnehmen und Teilnehmer wer
den sollen an einem Vertrage zur Ver
hanguna einer wirtschaftlichen klave
i über eine Ration, um eine an
der zu schützen, welche 43 Jahre lang
zugestandenermaßen daraus gewartet
hat, seine Revanche zu sättige Re
vanche an einem Volk (nicht länger die
Kaiserliche Deutsche Regierung), welches
in jeder Krisis unserer Geschichte unser
Freund gewesen ist. Sollen wir blind-
ungs r diese grause Abrede der Sie
vanche eintreten? WenvdieS.dgnn
laßtkZunktununterirgtnd
einemanderenVorwandeals
dem eines DankeSbekennt
niffeS und laßt unS die Bedeutung
des FriedenLvertrageS und unsere Ver
antwortl'.chkeit in Verbindung mit die
sem erkennen. .Die diesen Ver
trag unterzeichnen, werde
daS Todesurteil für Willi
deutscher Männer.
Frauen und Kinder unter
schreiben', hat Gras Rantzau ge
sagt; .seit dem Krieg Hasen wir bereits
eine Million Tote verloren Opfer der
Blockade.'
Der Inhalt dieser, mit solcher Nutz,
anwendung auf den Friedensdertrag von
Versailles zum Abschluß kommenden
Broschüre soll nun. wie bereits in der
Einleitung zum ersten Artikel im vor
wöchentlichen SonntagSblatt an dieser
Stelle in Aussicht gestellt worden ist.
dadurch eine Erweiterung erhalten, daß
die betreffenden geschichtliche Ereignisse
auf dem tukvpäischen und dem amerikc
Nischen Kontinent in ihren inneren Be
Ziehungen dargelegt werden. In große
Umrissen solle die Wechselivirkungc
der Ereigniile auf ui?o untereinander
e?ertert de?. Der EiAflni. wkV,A
in erster Linie die friederizianisch Zeit
aus die Reuschasfung und auf die Ent
Wicklung der Verhältnisse auch in der
neuen Welt auegeübt hat, und die sich
aus diesem Einfluß ergebende Be
zichungni zwischen dem neuen staatlichen
Glbilde der Vertinigte Staaten von
Amerika und den europäischen Mächten
sollen, wie folgt, skizziert werden:
TaS friederizianisch Zeitalter schließt
den großen Kamps um die' Wellvor
macht zwischen England und Frankreich.
so!?ie den Niedergang des Romanen
tumi und de Aufstieg deß Germanen
tumS in sich. Von Friedrich dem Großen
an datieren die Gründung der Groß
macht Preußen, der Beginn des Ringens
zwischen Preußen und Oesterreich um
die Vormacht in Deutschland, daS Er
wachen bei neudeutschen GcdankcnS an
den äußeren Erfolgen auf den Stilacht'
feldcrn des Siebenjährigen Krieges gegen
eine fast erdrückende Ucbermacht und
besonders Frankreich gegenüber. und die
innere Vertiefung deß deutschen Den
kenS. - Der Kampf zwischen England
und Frankreich wurde auf drei Konti
nenten und auf dem Atlantischen Ozean
geführt und endete mit der Vertreibung
Frankreichs vom amerikanische Lden.
Die Konsolidierung der britischen Hccr
schaft in Nordamerika war aber die Bor
bedingung für die Errichtung bei neuen
staatliche . Gebildes der Vereinigten
Staaten von Amerika, und jene Kon
solidierung, der Sieg Englands siber
Frankreich in Amerika und auf dem
Ozean, ' war nur dadurch ermöglicht
worden, daß Friedrich von Preußen die
französische Wehrmacht in Europa fest
und sie dadurch fern hielt von jeder
Möglichkeit, sich an dem Kolonialkrieg
gegen England in Amerika zu beteiligen.
DaS Ergebnis deZ Krieges d'k Sieben
Jahre war nicht nur epochemachend für
die Zukunft des Preußen staateSund die
Entwicklung de? deutschen Gedankens.
Roßbach und Leuthcn bedeuten nicht nur
Marksteüie der europäischen Geschichte.
Mitten in der friederizianischen Zeit, in
welcher der Siebenjährige Krieg im
Grunde nur eine heroische Episode dar
stellte, und von dieser Zeit unlösbar
steht auch der amerikanische Unabhängig
keitskrieg. Die historischen Anekdoten von der
persönlichen Freundschaft Friedrichs des
Großen für die Vereinigten Staaten
sind früher bei festlichen Gelegenheiten
ausgewärmt worden. Daß er den
Durchzug der Hessen, welche als briti
fches Kanonenfutter nach Amerika ver
scknfft werden sollten, durch fein Land
verboten, einem Steubcn die Fahrt üb
daS Meer erlaubt, die Unabhängigkeit
der Vereinigten Staaten von Amerika
als Erster anerkannt und den' Freund-
chafts- und HandelZvertrag' mit der
ungen unabhängigen Macht abgeschlos
en hat. daS mögen kleine Geschenke be-
deuten, deren pietätvoll gepflczte Erinne-
en yc:t, daS mögen kleine Ge,
chenke bedeuten, deren pietätvoll pe-
xflcgte Erinnerung lange Zeit zur
Erhaltung der. heute verblichenen,
Frevndschafi bkiaetrogen h.,t. Dies Pik
tät soll gar nicht zu nahe geireten wer
den mit der Frage, ob das Verhalten
des damaligen KöiiigS von Preußen den
Sess:n gegenüber wehr durch die Vor
liebe für die, um die Herstellung ihrer
Selbständigkeit kämpfenden Amerikaner,
als durch die Absicht, die Engländer zu
ärgern, bestimmt worden ist. Man kann
auch ouS diesem Verhalte des Preußen
königö ebensowenig eine Dankesschuld
auf der Seite Amerikas konstruieren,
wie dies Frankreich gegenüber gerecht
fertigt ist. Man braucht auch nicht zu
fragen, ob der Freundschaftsrertrag
wirklich von irgendeinem greifbaren
Vorteil für eines der beiden Lander und
für daS gegenseitige Verhältnis zwischen
den beiden Völkern gewesen ist. Man
.ttß konstatieren, daß der Vertrag daS.
waS etwa von ihm erwartet worden
war. in dieser unserer Zeit deS Großen
Krieges gewiß nicht gehalten hat. Aber
die Bedeutung der Zeit und deS WirkenS
Friedrich deS Großen auch für die Er
richtung und die Entwicklung der Ver
einigten Staaten von Amerika ist unter
ganz andere, höhere, meil wcltgefchicht
liche Gesichtspunkte zu rücken.
Politisch und kulturell sieht der
Kriegsschauplatz deS MachtringenS in
Nordamerika, auf welchem zunächst
Frankreich feinm kanadisch-missifsippi
schen Kolonialbesitz an England verlor,
Nordamerika vorläufig großbritisch und
der nördliche Atlantische Ozean ein eng
ZischeS Büiuenmeer wurde und sich dann
ein ganz unabhängiges Staatswesen mit
ungeheurer Eigenkrast und beschränk
ten Zukunftsmöglichkeiten erhob, mit den
Schlachtfelder deZ Siebenjährigen Krie
ges in enger Verbindung. Denn auf
diesen Schlachtfeldern, mit dessen Blut
die politische Geschichte deZ achtzehnten
Jahrhunderts geschrieben ist. hat sich die
Verschiebung der weltgeschichtlichen Su
pnmatie von den romanischen nach den
germanischen Völkern vollzogen. In die
Erbschaft, welche zunächst die Engländer
und die Deutschen antraten, wurpen die
Amerikaner mit eingeschlossen. , Ihnen
wurde dadurch dkl. Weg der Entwicklung
geöffnet und d?e Zukunft gesichert.
Tatcnsinn, Staat! bürgerlich!!, geistige
Befreiung deS Untertanentuml und die
Emanzipation deS Individuums, alle
die Regungen, durch welche daS ameri
kanische Voll groß geworden ist, sind
hervorgegangen auS der friederiziani
schen Zeit. Richt der Gewaltmensch
Napolöon, der Erzfeind deS Jndividua
liSmuS, hat in Europa Friedrich? Staat
zertreten können. Auch da! heutige Reue
Deutschland steift sich den Rücken an den
Ueberlieferungen der Zeit Friedrich deS
Großen. Und im amerikanischen Lru
derkampf zwischen Nord und Süd hat
sich, jenseits deZ Meere?, zum. Siege
durchgerungkn der friederrzianifche, ge
schichtibchimmknd Grundsatz, welchen
Lefsigg in feiner .Erziehung deß Wen
fchengeschlecki!'' erkannt, und festgelegt
hat: daß d Bahn, auf welcher das
Menschengeschlecht zu seiner Vollkom
vjrltfi lWi. NÄ
früher, der andere spater erst durch
laufe muß.
Jeder einzeln Mensch, und jede Volk
al ltinzclmltglied der großen Mensch
beiisfamikie
' Die'Schlesischen Kriege hatten nu. dal,
Präludium kommender weltgeschichtliche
Ereigniss gebildet. Diese weligeschicht
liche Ereignisse vollzogen sich unter
einer vollständigen Neuorientierung der
Gruppierung der Machte. Die bisherige
Weltlage war bestimmt gewesen durch
den Gegensatz zwischen England und
Frankreich auf der eine und den zwi
schen Oesterreich und Preußen auf der
anderen Seit. Der erstere führte zum
Ringen um die amerikanischen Kolonien,
der zweite zum, Siebenjährigen Kriege.
Beide standen im inneren pl,!lfdn und
militärische Zusammenhang und unter
dem Einsluß der Wechselwirkungen,
Seit Jahrhunderten hatte Frankreich in
allen Streitfragen auf der Seite der
G.gnex Oesterreichs gestanden, auch noch
bei dem Beutezug Friedrichs g.gen S.hle
sie und bei der Erwählung deS Witte t
dachet zum Kaiser Karl VII-, M die
Habsburger auS der Nachfolge zu per
drängen. England auf der anderen
Seite erblickte feit dem frühen Mittel
alter in Frankreich den Erdfeind. öS
war nur die logische Folge dieses Gegen
fatzes, daß England auf die Seite
Oesterreichs trat. Run aber nahm
Frankreich, vnter dem Einfluß der
Pompadour. eine vollständig neue Orien
tierunq feine, Politik vor. ES bildete
mit töksterreich die gegen Preußen ge
richtete .Kaunitzsche ttoalition". welcher
später Rußland, Schweden. Polen
Sachsen und Bayern beitreten. Eng
land aber stellte, sich auf die Seite
Preußens. Jedoch nur solange, als S
die preußischen Waffe und die Siege
Friedrichs für die Durchsetzung seiner
eigenen Pläne gebrauchen konnte. Die
hinderten die französische Macht daran,
sich im amerikanischen untz ostindischen
Kolonialkrieg vollständig zur Entfaltung
zu bringen. AIS England sein Ziel er
reicht hatte. Frankreich vom amerikani
schen Kontinent vertrieben und die bri
tische Herrschaft über See hergestellt war,
da ließ Englavdyde König von Preu
ßen im Stich und schien dadurch dessen
Untergang besiegeln zu sollen.
Ueber diese britische Politik hat König
Friedrich später geschrieben: .Man weiß,
daß ch ein verderblicher Gebrauch ge
wisicr Schurkereien in die Politik eilige
führt hat, der durch allgemeine Uebung
anerkannt ist. Wenn man von diesen
spricht, ist es angezeigt, die Worte, welche
man wählt, zu dämpfe. Aber seinem
Verbündete die Treue brechen. Kom
plotte gegen ihn schmieden, die kaum
ferne Feinde gegen ihn ersinnen konnten,
mit Leidenschaft an feinem Verderben
arbeiten, ihn verraten, verkaufen, meu
cheln fozufage solche Attentate,
solche schwarze, verabscheuungswert
Handlungen müssen in ihrer ganze
Scheußlichkeit gebrandmarkt werden, um
durch das Urteil, welche die Nachwelt
darüber fallen wird, diejenigen obzu
schrecken, welche sähig wären, dergleichen
zu begehen." -
Jenseits deS McereS. wo er mitgehol
fe hatte, die englische Vormacht zu er
richten und wo eine gleich Nichtsnutzig
kcit der britischen Politik, wie er sie er
fahren, zum Abfall der Kolonien und
zur Errichtung der unabhängigen und
selbständigen Vereinigten Dtaaten von
Amerika führte, sollte ihm der Rächer
erstehen. ' "
AuS den obige Ausführungen und
Feststellungen ergebe sich in geschicht
liche Wirklichkeit und eine geschichtliche
Wahrheit, welche auch für die Bcleuch
tung und die Beantwortung der Frage
der .Dynkekschuld' von Bedeutung sind.
1. Die Vereinigten Staaten von
Amerika haben bereits zur Zeit ihrer Er
richtung mitten in der großen Weltbe
wegung gestanden, in welcher sich die
Ausgestaltung der Beziehungen der Völ
ker untereinander vollzieht. DaS Axiom
von der .Isoliertheit' ist ein Phantom,
welches sich i dem gleichen Maßt ver
flüchtigen muß, in welchem dit Wechsel
beziehungen unter den verschiedenen Län
dern und den verschiedenen Kontinenten
tngere werden. Je enger die Beziehun
gen. um so weiterreichend die Wechsel
Wirkungen und umso größer die Mög
lichtest, daß sich die verschiedenen Jnter
essen aneinander reiben.
2. Die zunehmende Möglichkeit,
daß die verschiedenen Interessen i eine
Gegensatz geraten, räumen mit der Gel
tung des altruistische TogmaS. daß die
Prinzipien deS Sittlichen abzuleiten
feien aus der Rücksicht auf die Jnter
essen der anderen, für die Ausgestaltung
der internationalen Lage und die Be
stimmung der Weltbeziehungen auf. Die
Gemeinsamkeit der Interesse bestimmt
di Freundschaften und die Feindschaften,
aber keine Dankesschuld. Begrifflich
schon schließt die Gemeinsamkeit der In
teresscn, deren Verfolgung z beiderseiti
gem Vorteil ist, den. Anspruch auf und
di Verpflichtung zum Dank auS.
Die Weltwohlfahrf und daS Mensch,
heitswohlseia. wird nur durch die AuS,
gleichung der Gegensatze nd die Er
weiterung der Interessengemeinschaft ge
fördert.
Von solcher Erweiterung hängt die
Dauer deS Frieden! und der Fortschritt
der Menschheitsgeschichte in die Reue
Zeit des allgemeinen guten Willens als
bestimmenden Faktors für die Aukgestal,
tung der Beziehungen unter den Völ
kern ab.
Mitgegangen mitgefangen.
.Hat die Dame nun den mutigen sun
ea Mang geheiratet, he? sie gul dem
asser gezogen'
,J bewahre der hat sich davonge
macht! Dafür hat sie aber einen ganz
Unschuldigen herangekriegt, der u zu
gesehen hat!'
Wlderspknch.
: .Ich höre, du haft deinen Qit
Hilfen fortgejagt?-
L: .Jawohl! Siehst du. erstens we,
der Kerl zu gar nichts t-t gebrauchen,
ch JUitlkÄ zKZLsMsi.' .
Irene g'nq mit schnellen Schritten
durch di Kistanienallee am Seeufer. I
der Hand hielt sie einen Ziiklamenstrauß,
den sie ganz zeitlich am Sorge ge
pflückt hatt, und ihr JungmädchengeZichi
mit den ei tvei,ig blassen Lippen und
dein hellblonden Haar über der steilen
Stirn trug bereits den Ausdruck freudi
gex Erwartung, den eS stets annahm,
wen der Giebel von MatliildcnS Haus,
ihrer , herrlichen, ' über alles geliebten
Freundin, zwischen den Bäumen sichtbar
wurde. i
Irene perlebte einen wundervollen
Sommer in dem kleinen Kurort m
See, und seoen Tag erwacht sie erfüllt
von demselben starken Glücksgesühl, DaS
Wetter war schön, der See war roman
tisch und lieblich zugleich, ihre Sommer
kleidet gefiele allgemein und sie bekam,
trotz der vielen Sonn, nicht die kleinste
Sommersprosse, man bebandelte sie
überall wie ein Erwachsene, und des'
Herr mit den goldenen Zähnen, der ibr
an der Table d'hete gegenübersaß und
des sonst eigentlich nicht scbr snmpilhisch
war, nannt sie stets anädlgei Frau
lein". Ai! MS war gewiß wichtig und
pr.genehm. doch daS Glück, dal große
Glück dieses Son!we:k, war idre Freund
schast mit Mathilde. Ja. sie durfte sick,
mit Recht Mathilden! Freundin nennen,
denn waS zwischen ihnen bestand. daS
war nicht saS fönst zwischen einer ver
bc!raten Frau und einem jungen Mäd
chen ii Gliche Verhältnis von herablassen
der Zärtlichkeit auf der einen und fchüch
leinet Bcwund.'rung auf der anderen
Seite, nein, eS war echte, aufrichtige
Freundschaft, wie sie nur zwischen
Gle!,bbkncht!gten möglich ist. daS fühlte
Irene mit innerster Gewißheit und daS
machte sie stolz und glücklich.
Schnell, wie in Sommerblüte, hitte
sich diese Freundschaft entwickelt. Irene
hatte Mathilde Radner. die Gatt! deS
BankdirektorS. wie sie noch om selben
Tage aus der Fre,ndenlisie festgestellt
hatte, auf dem Tennisplatz kennen ge
lernt, und die schlinke. brünette Dame,
die ihr gleich im ersten Aug'nlick so gut
gefiel, hztte sie aufgefordert, sie nach
Haufe zu begleiten. Vor dem Tor ter
Villa hatte Mathilde sie dann eingela
den. mit ihr den Tee zu trinken, und
damals hatte -Irene zum ersierstnal die
entzückende Villa, die von einer hohen
Steinmauer umschlossen war, betreten.
Auf der Terrasse, die auf den See hin
ausging, hatten sie den T yenonimen,
nnd Irene war bis zum Abend geblie
len, so sehr hatten sie sich in ihr erstes
Gespräch vertieft. Mathilde hatte n't
ihr ganz wie mit einer Gleichalterigen
geplaudert, hatte sie nicht wie einen Back
fisch behandelt, hatte nicht! Lehrhaftes,
Nlchik Herablassendes in ihrem Wesen
gehabt, sondern so zü ihr gesprochen, wie
man zu einem klugen Menschen spricht.
Un man schätzt. Nie war das überlegene
Lächeln auf ihre Lippen getreten, daS
sich andere verheiratet Frauen ziilesten.
wenn Irene das Gespräch in ernstere
Bahnen lenken wollte. Mathilde hatte
ihr inreressiert zugehört und selbst. alS
daS Gespräch auf Ehe und Liebe kam,
hatte sie Irene nicht mit einem Wihwort
abgefertigt und war ernst und lachlich
auf daS Thema einqeganaen. So hi,'re
Irene an diesem Nachmittag unendlich
v.el gelernt und erfahren. Voll Bewun
derung für die kluge Frau war sie am
Abend nach Hause gekommen.
Mathilde hatte sie für den nächsten
Vormittag aufgefordert, mit ihr gemein,
sam zu baden und da lernte Irene auch
die Schönheit ihrer älteren Freundin be
wundern. Der Garten von MathildcnS
HauS ging bis zum See hinab und am
User lag 4m braungestrichene Bade
hütte. Als Irene nun Mathilde im
Badeanzug sah, hatte ihr Herz überhef
tig zu schlagen begonnen, so vollendet
sch'en ihr die schlanke und dennoch 't ft
Schönheit der jungen Frau, deren Arme
f.d Schultern von Sonne umslossen
waren. Irene schämte sich in diesem
Augenblick ihrel schmächtigen Madchen
lörptrS und wußte selbst nicht, wie rei
zend sie war. Doch MathildenS Augen
sahen sie freundlich an und das gab ibr
Rübe und Sicherheit. Tinn waren sie'
treif in den See hinaus geschwommen,
und die Kraft und die Sicherheit, mit
der Mathilde durch da! Wasser glitt,
hatten Irene mit neuer Beioundcrung
erfüllt.
An diesem Lormittag waren sie
Freundinnen geworden und von nun an
war Irene täglich gekommen. Sie hat
tcn täglich gemeinsam gebadet, zu zweit
weite Spaziergange unternommen und
lange, immer vertrautere Gespräche ge
führt. Frau Mathilde hatte in einem
dieser Gespräche angedeutet, daß gewisse
Erlebnisse deZ vergangenen WintcrS sie
dazu bestimmten, dc Sommer in voll
tändiger Zurückqczogenheit zu verbrin.
zen. Gestern hatte Irene nun ihn
iebzehnten Geburtstag gefeiert. Ma
thilde harte ihr ein reizendes Armband
gescbentt und sie am selben Abend. IS
sie Arm in Arm über den See in den
Sonnenuntergang sahe, gebeten, sie
.Du' zu nennen. .Wir sind tcch
Freundinnen." halte die jijnge Frau g?
sagt. Da war. ihr Irene mit Tranen
i den Augen an die Brust gesunken.
Mathilde hatt Ihr über daS Haar
striche und sie auf den Mund geküßt.
Jetzt ging Iren zu Mathilde, um ihr
für den gestrigen Nachmittag zu danken.
Den Zyklamenstrauß in d Hand, durch
schritt sie die Vorderzimmer de! Land
hause, öffnete die Schlafzimmertiir, in
da! sie da! Stubenmädchen gewiesen
hatte und blieb auf der Schwelle stehen.
Mathilde kehrt ihr den Rücken zu, sie
muftikte gerade den Inhalt ine! Ka
sien!. hob ein Kleid nach dem anderen
herau! und kiatte daj Eintreten Jrenenj
nicht bemerkt. Doch jetzt mußte sie sie
liören, sich umwende n ihr schöne!,
kluge! Gesicht ihr mit dem Ausdruck
kr'ödiger Ueborrafchuna zuwende, wie
es bisher PU! geicheyc war, wea
Irene die Freundin begrüßte. Doch öll:S
sei der! all
Nsvsllstte vsn Äesrg dröschet.
Mathilde wandte sich wohl im nächsten
Augenblicke um, doch ihr Gesicht erhellte
sich nicht, si, sagte nur zerstreut: Ach,
du bist e, Irene," kchrt, sich wieder dem
Kasten zu und hob eine andere Bluse
herauö. ,
WaS war da!? War Mathilde böse
auf sie? Sosort stiegen Jr.'ne die Trän.n
in di- Augen, doch sie beherrschte sich.
.Wal tust du da?' fragte sie mit stocken
der Stimme.
.Ich überlegt. Wal Ich heut abend
snzichcn soll." antwortete Maihilde, im
mer noch mit ihren Kleid-rn beschäftigt,
.Anziehen?" fragte Irene sehr über
rascht. .Wir wollte doch hcule.nach
mittag auf de Griinkogell"
Jetzt erst li'fc Mathilde die Kleider,
sah Irene an und sagte: .Nein, aus den
Grüiilogel werden wir heute nicht gehen.
Ich hab' nämlich ein Telegramm kkom
mcn." Sie zvg ein weißes Papier auö
dem Ausschnitt ihrer BIue und ein
eigentümliches Lächeln, wie eö Irene
noch nie on ihr gesehen hotte, lag auf
ihrem Gesich't. .Mein Mann kommt
teute abend! Er kommt auf drei Tage,
ei ist ihm endlich gelungen, sich frei zu
machen." Sie sah Irene au! strahlen
den Augen an. .Ich will mich sehr schön
für ihn machen." Ihre Hände wühlten
schon wieder zwischen Batist und Seide,
und Irene wc.r für sie nicht mehr da.
.Dein Mann!" flüstert Irene und
mußte sich an den Türpfosten lehnen.
Mathilden? Mann! Sie hatte nur sei
ten von ihm gesprochen und Zrene hatte
fast vergessen, daß er eine Rolle im Le
den der Freundin spielte. Welche Rolle
er spielte, das sah sie jetzt. Schon die
Hoffnung auf sein Kommen verwandelte
Mathilde, die keinen Blick mehr für sie
hatte, bewirkte, daß Irene ihr nick't mehr
war als irgendein beliebiges junges
Mädchen, mit dem man Tennis spielte,
nebe dem niLN über den See schivamm
eins das man nach Hause schielte, wenn
man seiner überdrüssig war. fjh, wie
Irene ihn hate. diesen Mann, der ';,
um ihre Freundschaft, die ihr ki,vaS Hi
liges war. zu zerstören: wie Irene sich
fe'lb't haßte, weil sie der ylieNen j?r,',u
so .reuiz war, und wie sie Mathilde
lsz!e, die so treulos war.
Irene war sehr unglücklich in dieser
Stunde, doch sie war ejn starkes Mafien
und hielt sich im Zaum. Sie wemie
r.ickit. Sie gab Mathilde sogar Rat
fchläge. Ivllches Kleid gewählt werden
sollte, doch die Zunge Frau gelanezte zu
teinem Ontsäluß. Schon hatte sie den
ganzen Kasten ausgeräumt, schon hüif
ten sich auf Stühlen, auf dem Tisch und
auf dem Bett iie bunten und duftigen
Dinge, und noch war die Wahl u'it
getroffen noch wußte sie nicht, in wel
chem Kleide sie den Gatten, den sie durch
zwei Monate nicht geschen hatte, o:n
Bahnbof erwarten würde. Erschöpft
sezte sie sich endlich auf dos ?ett. Die
Sonne brannte durch das offene Fenster,
es war sehr heiß im Zimmer ge:vorden.
Wollen wir heute nicht baden gehen?"
fiazte Jiene.
Mathild? stimmte ?,u. Schlocigend
ginze sie in die Ladchütte, cnitleideien
sich und stiegen ins Wnsscr, SZ'wciküd
schwammen sie in den See hinauZ, ihre
bedanken gingen Wut ineinander. Mit
starken, kräftigen Stößen teilte Mathilde
daS .Waffer, Irene schwamm nicht on
ihrer Seite wie sonst. Sie l,atte sich rm''r
noch rechts gewendet und war allein In
mitten der tiefgrünen Flut, hr Herz
war sibwer und ihre Mäschentrauer
wünschte, daß eine übermächtige Gewalt
sie auf den Grund hmabzichen wcze,
dorthin, wo Frieden war. Doch ihr Slo--per
irar jung und ihre Jugend war stark,
sie stieg gesund wieder ans Land und
trct in die feuchten Fußsp'iren der
Freundin.
Sie standen auf dem kleinen Platz
zwischen der Badchiitte imd dem Wasser,
den man von der Villa nicht sehen kennte.
Mathilde heb die Arme en por, Wasser
tropfen unisprühten sie, dann ließ sie sich
in daZ niedrige Gras sinken. Wir
wollen ein Sonnenbad nehmen. Es ist
so schön hier," sagte sie.
Sie lagen in der Sonne. Mathilde
hatte die Augenlider, durch di das grelle
Sonnenlicht rötlich hindurckdrang ge
schlössen und dachte an den, der cm
Abend kommen Njirde. Irene sag durch
die Wimpern zu ihr hinüber nd fühlte,
wie fern sie dieser schönen Frai wir,
dij sich nach ihrem Gatten sehnte. Ter
würde am Abend kommen und uiirbe
ihr die Freund! nekmen. Der Gedanke
tat weh. Sie lagen lange in der Son e.
.Wird t! nicht zu heiß.?' fragte Ma 1
thiloe au! dem Halbschlaf.
Irene schreckte au! ihren Gedanken
puf. .Sie fühlte. d',ß die Sonne wie
heißer Stahl auf ihrem Körp:r lag,
fühlte, wie oie Hitze durch dc! dünne
Trikot drang und mit unzähligen schar
fe Spitze ta ihre Haut stieß, sie toußie;
daß e! notwendig war, sofort auS der
Sonn, zu gehen rnd die brennend Haut
zu kühlen, doch sie bezwäng den Schmerz.
Ein kühner, ein böser Gedanke war in
ihr aufgeflammt. Der Mann, der beute
abend kam, sollte ihr die Freundin nicht
nehmen. Irene, die die Gefahr deS
Sonnenbrände! kannte, warnte die
Freundin nicht, sie fagte: Aber ! ist
doch gar nicht heißl Wir können noch
rubiq bleiben.?
Wi ein: weiße Flamme umspielte die
Sonne die beiden Frauenkörper. Ma
thilde lag ui.d atmete ruhig und tief.
Ein oder zweimal richtete sie sich halb
auf, wobei sie mit einem leichten Schwin
del zu kämpfen hatte und fagte mit ge
sirlossenen Augen: .Ich glaube, wir
müssen gehe. Irene." Doch Irene zog
sie immer wieder neben sich zurück, zwang
sich zu einem Lachen und antwortete:
.Aber warum dmn. e! ist doch so schön
hier und wir wollen einmal tüchtig ab
brennen . Sie fühlte deibei wie sich Ihre
Haut unter der Sonne kräuselte und sie
litt bereit! groß Schmerzen, während
Mathilde mit ihrem dunklen Teint bis
jitzt nur da! sauft betäubende Wohlge
fübl d! weißen, heißen Lichtet genoß.
S laze unter de senkrechte
Strahlen, bis die Senne plötzlich hinter
einer Wolke verschwand. i Gewitter
war om Himmel aufgezogen. Kühler
W!,,o flog iibee die Frauen und weckte
sie aus ihrer Vktäubi,g. Sie stanren
.', rn.iiin (rfiini1nfnb slllf. fl kliNIINkrtt
III. IV. , g f I' - - i
ihnen vor de Augen, und Irene kühlte,
daß sie am ganzen Körper verbrann!
war. Mathilde empsai.d och nichts, si
halle nur ein wenig Kopsschmerzen,
Flüchtig reichte sie Jiene zum Abschie,
die Hand.
Die Erregung der Erwartungen un,
die verschiedenen A.iordnungen. die zum
Empsange des Hausherrn zu treffen ma
reu. licßcn sie tag'iibcr die ersten
Schmerzen oes Sonnenbrandes, den sie
erlitten hatte, nickt weiter beachtn,, doch
als sie am Abeud in ihrem lichten leid
auf dem kleinen Bahnhof stand, als der
Zug endlich einfuhr, als der ernste,
starke Mann. d.'N sie liebte, aus dem
Abteil sprang und sie fest in die Arme
schloß, da schrie sie vor Schmerz auf.
Es war ihr. als sei ihr Körper eine
einzige Wunde, und selbst ocr Kuh, den
der Gatte auf ihre Lippen drückte, war
Oual. Ueberrascht lieh sie ihr Mail,,
Ids und sah erschreckt in ihr glühendes
Gesicht. Sie wollte ihn beruhigen und
sagte mit erzwungenem Lacken: ES
ist nichts, ich glaube, ich heule vor
mittag zu lange in der Sonne gelegen,
es wird vorübergehen."
Doch es ging nicht vorüber. Schon
auf dem Rachhausew.g nahmen die
Schmer,?,'N. die sie auf der ganzen Kör
peiobersläche fühlte, zu. und während
des Meiidesscnö, pal sie aus der Ter
rasie einnahmen und auf das sie sich so
sehr 0'frcut h Ute. , nuste sie ausstehen.
Sie konnte die Kleine? nicht länger am
Körper ertragen. Äuf ihrer Haut hat
ten sich iil'er.ill weiße Blasen gebildet;
eZ gab keine Stelle an ihr, die nicht
schmcr,'.!?. Sie mußte sich entkleiden
und zu Veit legni.- Der herbeigerufene
Virjt wnstatierte eine aueged.hnte und
ziemlich starle Verbrennung, erklärte
den Zusiano für völlig unbedenklich,
aber er konnte nicht helfen. Er verorb
i-eie Oeluinseblzge und Bettruhe, schalt
Mathilde wegen ihrer Ilürorsichtigkeit
aus und versprach i!.r. daß sie sn drei
Tagen tv!kd:r gesund iYui würde.
Seine Diagnose war richtig. Drei
Ta?e lag Mathilde in vll?e Lsinwand,
streifen pcbM im Bett und konnte kein
Glied rühren, ohne rasende Schmer.,
zu cmpfi!id.'N. Ihr Mann faß auf
einem Stuhl neben i,'.rn Bett iin'j
versucht s,e durch seine Berichte übkk
die neuesten Ereignisse in der Haupt
siadt über die böse Zeit hinmegzubrili'
gen Er durste sich nicht einmal auf
den Rand ihres Laders setzen, denn bei
der geringsten Erschiitterui'g ihre! i
gcri schrie Maihilde vor Schmerz aus.
Der Direktor trug sein Sü'.ckkal gefaßt
und suchte sie so g?,t als möglich zu
trösten, d?ch er koni'.te seinen Aufenthalt
unmöglich vnlänger.i. wichtige Ent
f.Ä.idupg. die zu treffen N7gr?nmach
ten seine Anwesenheit in der Stadt un
bedingt nötig, A'.Z e: am dritten Z-itf
Abschied nahm, verlor er einen Äugen
W'i feine Fassung und es Zückiz um
seinen Mund. Doch er bezwäng sich
sogleich :n5"gi!!,z aufrecht zur Tür.
Mathilde rief ihn mit leiser Stimme
zurück und" solang, als er neben dem
Bette stand, ihren Sel'.merz vergessend,
die Arme um ihn. zog ihn zu sich hinab
und küßte ihn lange und heiß. Einige
Augenblicke später ra'lelie der Wagen
mit ihm zum IH.ibnböf.
Am nächsten Tage war Mathilde W'
....s. . r Vft .
gquiiv, Hl.u ii'ituu tui fiui -i-mjc lil,V
ter tonnte sie d':n ersten Spaziergaß . "
unternehmen. Sie ging zu Irene. ,
Der Sustand des jungen Mädchlis'.
war nicht unbedeuüich. Die Sonne ,
strahlen halten ihre zarte Haut viel Itä t .
ker versengt, als Mathiloe verbran,
worden war, bedentlicher aber noch a$
die Verbrennung war die eigenlümliijr
Starrheit, in die sie gleich nach ihre.
Nachhauickommen gesunken war.
schreit! durch ihr verstörtes Ausseht'
und die dunkle Röte ihrcS Gesichtes
hatte sie die Mutter sogleich zu Bett a4
kracht, und dort war sie durch vie
Tage, ohne zu sprechen, ohne Nahrui,-.'.
zu sich zu nehmen, mit offenen Auge!'..'
die blicklos und starr blieben, stumM;
und wie gelähmt gelegen. Dcx Ar?,
erklärte es für die Wirkung eineS leich
ten Sonnenstiches, doch er selbst war sei
ner Sache nicht ganz sicher nd nich,
ohne Sorge. i'1
AIS aber Mathilde jetzt in ihr Zim'
mer trat, als Irene den iekanntei'.'j
Schritt und die geliebte Stimme hörte
da löste sich die Starrheit, die sie c.ey
r:.ti (..ii. :i m.i. rs.ii:
iuijmi ii.uic, um iiuciu xiiuic. i
junge Maschen wanole der greundin
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das schmale Gesicht zu, daS zwi
den Ki fen noch ganz kindlich tu,
lächelte und brach gleich darauf n v
kramffbflflfS. au dem tipfftm Innur
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hervorquellendes Weinen aus. Ma
thilde trat erschreckt an daS Bett undt
faßte ihre Hand.' Ta flüsterte Irene,?
diese Hand fest umklammernd: .55 r
jech! f
Und alS nun Mathilde auf Ui
blonde Mädchen hinabsah, verstand sie
alles, und e war ihr. als hätte sie 1
selbst alle Qualen und alle Kämpfe die-.' ('
sei unfertigen Seele erlebt. Sie hatt-:
Irene bisher stets wie eine Erwachsend
behandelt, jetzt strich sie iür leise iiber!
da! verwirrte, blonde Haar und sagte: t
.Tu Kind. Tu!" i
Die S?mmerfreundschaft war zu I
Ende. Acht Tage später reiste M.
thilde ihrem Gatten, dem der Arzt Sc: ,
luft verordnet hatte, in rin Nordseeba
nach, und als Irene wieder gesund war.,
saß ihr an Stelle de! Herrn mit btn
goldenen Zähnen ein junger Ingenieur i
an der Table d'hote gegenüber. Ihr r
Dtnlen und Fühlen ahm ein nu,
Richtung. , -.. i
' Von allen Leide Hl Mitkid n t
schwersten u zazen, ' j
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