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About Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926 | View Entire Issue (Oct. 6, 1919)
J .. TiiMie Cmosji Tribun?, Äontaff, len 23. Ckpimlet 1919. H"""fX-HfH Das Heipatsjahv. ijij l t v- Roman turn Fkdkk I, fcHlä F , 1 f4. Forisetung.Z Nach den Zwillingen erschienen lk' drei Mädchen auf dem Plane: i'cnc&ikte rosig und frisch, noch mit 'l'acksischzöpschcn, drall und strotzend vor iscsundkclt, ober die sonst so iidcrmütia blitzenden Auam ein klein wenig verschleiert; sie hatte Angst, daß noch eine vaterliche Etrafpre digt nachkommen würde. Trudchen Palm hatte sich über die heim tückisch applizierte Erdbeere gctrö stet. Cie war bereits am frühen Morgen tadellos angekleidet, in frisch gewaschener Heller Bluse, die die Form eines gut sitzenden Kor scttZ verriet, englischem Tuchkleide und gelben Ctieselchen. Auf ihrer Stirn kräuselten sich die Söckchen, und die spitzen Nägclchcn ihrer Fin ger waren rosig blank poliert. DaS ganze kokette kleine Personchen slrahite "und atmete eine appetitliche Sauberkeit aus. Sie war die Her zonsfrcundin Vencdiktcs und pfleg, ic seit Jahren einige Sommermo nate in Hohen Kraatz zu verleben. Ihre Mutter stammte aus einem verarmten' adligen Halise, und das tröstete die gute Baronin Über daö IreUndschaftwerhältniS BenedikteS zu dein Apothekertöchterchen, dgS sie sonst nicht okne weiteres gutgehei 'fecn haben würde. Tie dritte im Kleeblatt war Misz. Nelly Mtlioit, zweiundzwauzigial). riß und ebenfalls daS' was Tübingen unter, einem niedlichen Käfer" ver stand, gie war seit einem Jahre 'im Hause und sollte Aenedikte rn fprünglich MoreS kehren", aber jchon llach zweiwochentlicher U3c kanntlchast "hatten die beiden Maö chen Schwesternschaft getrunken und sich ewige Treue geschworen, auch über den Tod hinaus". Indessen übte das ernstere Wesen NellyS im merhin. wenn auch mir im allgemei. en, einen so guten Einslnsz aus Aenedikte aus, dab Herr und Frau von Tübingen auf eine Aeltere und Würdigere", an die man nafänglich gedacht hatte, verzichteten und die f lei ne Engländerin behielten. tixa Teupen war not 1 eines ho he Alters immer einer der ersten am Frühstückttische. Tee Greis war von einer erstaunlichen Frische und Elastizität. Er hatte schon vor ge gen zwanzig Jahren die diploma tischen Dienste quittiert und mit dem Orden auch noch den Titel Exzellenz als Pflaster für den Ruhestand auf den Weg bekommen. Aber et mach te keinen Mbrauch von seiner (? .zclienz", sondern lief sich nach wie vor. Herr Gras" anreden. Er war ein zierlicher kleiner Herr mit einem Nokokoschrnirrbärtchen, jchnee weis; und zu scharfen Spitzen gedreht, sowie einem kurz gehaltenen, grünlich schimmernden Backenbart, der in der Mitte der Wangen nach englischer Sit te schnurgerade, abrasiert war. Tas noch volle graiiweisie Haar war sehr sorgfältig gescheitelt und über die Ohren zurückgcbürstet, und eöcnso 'sorgfältig war die Kleidung des (,'afcn: taubengraue Beinkleider, ?s)e Piquöweste und ein Morgen l'ctt aus türkisch gemustertem jsf, aus dessen Tasche der Zipfel i j es seidenen Sacktuchs hcrvorlugte. 'lizu trug er um den steife wei in Halskragcn einen flott gcbunde. ? h Schlips. - lieber der Ankömmlinge wurde zu chst von den Hunden begrübt " !.? stürmisch von Cäsar, Lord und ohrchen, und in bedeutend gcmcsie c ' und vornehmerer Weise von 'tt). viom sprang namum nur 5 seinein Zkorbe, ,, strich rasch m,t licm Cchnüffelnäkchen über Klei 'säum, Hosenrand oder Stiefelspit l. versuchte mit dein Schwanz uncnt zu wedeln und kehrte so in, in dein Bewußtsein, dab es einer solchen, Anitrengung nicht me, in sein Körbchen zurück, wo sich wieder zusammenringelte. s. . v tu : f'ici ie um urnnc uno jucncouie iumvn Im Großpapa die Hand, der seine , keltochter mit einem ernsten und i senden Blicke mafz. woraus diese zerknirscht tat, rot wurde und 1 Kovt lenkte. Ja ja, Tikte. sagte der alte Herr, chäme dich nur, das schadet gar chtsl Tu mit nun batd achtzehn .ihre, und in diesem Alter sind an e deinesgleichen schon Hofdamen, im bitte ich dich, was würde deine Milbige Herrin sagen, wenn marf l) bei Hose erzählen wollte, du Attest einer schlummeruden Jungfrau limlich eine grobe dicke Erdbeere den Mund gesteckt I Glaubst du im, das würde dein Ansehen er ht haben? Ich bin überzeugt, selbst Lakaien hallen sich über dich lu gemacht und auch der Portier urde dich viel weniger respektvoll "jrüßt haben als sonst. Nein, lie 1 Tikte. man muß immer die Te frszu wahren wissen. Was man 'jonft als mutwilligen Streich auf. n könnte,' gewinnt 'ei andres Italien, wenn es sich um eine junge mic von Welt landest. Unrein d)e willst du .sein? Wenigstens ,t du dir Mühe geben, eine sol- ; '; ', do Zobeltitz. - " . . M . M. M . - TTtTTTTtTT TTT TT F W ? 'I" V che zu werden. Ich bin überzeugt. Misz Milton ist sehr böse über diese Unart gewesen, denn in England gibt e? . derlei Borsalle gar nicht Nicht wahr, liebe Mib Milton?" Mik Milton errötete nun eben falls und begnügte sich, mit dem Kopse zu nicken. Zum guten Glück trafen jetzt auch die Eltern ein, sonst hätte Graf Teupen seine Rede wahr scheinlich . wieder aufgenommen. So aber lenkte das Interesse, das Herr und ffrau von Tübingen der Schmückuna der Veranda zuwandten, auch die Gedanken des Großvaters ab,' der mit den andern auf die Freitreppe hinaustrat. Zu den an dern geborten natürlich auch die Hunde, Cosy selbstverständlich aus dem Arm der Frau Eleonore, der Einzigen, die diese zart organisierte Tierseele von Grund aus verstand. Auf der Veranda waren CtuppS und zwei Tienitmadchen damit be schäftigt, die groszen weiszen Sän len mit Girlanden zu umwinden. Sehr hübsch," sagte Tübingen und nickte befriedigt. Mehr ist gar nicht nötig. Ich höre, dad die Sänger im Torfe dem jungen Herr Baron 'bei seiner Ankunft em Stand chen bringen wollen. ILas will ich nicht, Niedecke: sage eS den Leuten, natürlich so daß sie sich für ihren guten Willen nicht noch gekränkt fühlen. Ich mochte nur kein unnö tiges Aufsehen haben: daS kann ich nicht leiden. Tie Girlanden genn gcir. Ist die Posttasche noch nicht da?" i Sie mich jeden Augenblick koin men Herr Baron," erwiderte Nie decke. 9a schön da wollen wir in Ruhe frühstücken I Bernd und Dieter, wenn ihr hübschartig seid, könnt ihr ciicnt Bruder von der Station abholen." Beide Jungen erhoben ein Jubel geschrei. Papa sagte Dietrich, ob mir der Max wohl eine Löwenhaut mit bringt? Versprochen hat er es mir." Und mir TW Elefautenzahn,? fügte Bernd hinzu. Aber ich glaube nicht, daß er Wort hätt. Groszpapa meint, die Afrikareisenden schnurrten alle." Schnurren habe ich keinesfalls gesagt, mein Junge," erwiderte Graf Telipen, während man' fr seitig am Frühstückstische Platz nahm. , Aber allerdings, die Asri kareisendett übertreiben kern,' und nicht nur diese, sondern überhaupt alle Reisenden. , Tas liegt so in ih rer Natur." : v .Gerstäcker auch?" fragte Dieter. Ja, Großpapa?" .Ein biszchen ja, ein Bißchen iiärd er wohl auch übertreiben." . Groszpapa, in dem Buche von Gerstäcker," begann Bernd wieder, das du uns zum Lesen gegeben hast, kommt eine prachtvolle Ge schichte vor von einem Indianer, der aus einer Reibe lebendiaer 5Zro kodile über den ftliisj gegangen ist aus ihren Nucken, ohne dasz sie ihn gelusien haben. gerne wissen, ob das ßUrtiir,r tu. Ich möchte wahr ist. WiUliVl V K VUi Es waren vielleicht zahme Kro kodile," warf Tübingen ein. Nein ganz wilde," entgegnete Bernd. Der Indianer wurde verfolgt, aber den andern haben fie totgebissen! Großpapa, das ist doch merkwürdig, dak sie gerade den In dianer nicht gebissen haben!" Der Großpapa versuchte, die Seit samkeit . dieser Tatsache durch einen glücklichen Zusall zu erklären. Er galt in den Augen der Jungen sür 'allwissend; für ihn konnte die Welt keine Geheimnisse haben. .Das hef tige Aufklärungsbedürfnis der Zwillinge brachte ihn häusig in Ver legenheit. Sie forschten und frag ten ihn aus, bis er schließlich keine Antwort mehr geben konnte. Eines Abends wollte Bernd wisien, ivas die Sterne wären. Weltkörper, mein Kind, wie unsre Erde." Aber wie hängen sie denn da oben am Himmel?" Sie bewegen sich im leeren Raume." Was ist daö: der leere Raum?" Die Unendlichkeit, mein Junge." Aber Großpapa, ich bitte dich, es muß doch alles ein mal ein Ende haben, sonst hört es ja nie auf, und das gibt es doch gar nicht l" Die Unendlichkeit hört eben uie auf, lieber Bernd." . . Bernd öachtö nach und erwiderte dann in unbestimmten Tone: Nein, Großpapa, das kann ich nicht glau. den. Ein Ende muß da sein. . . Seit Mai sich der Expedition des Doktor HaarhauS nach Usagara an geschlossen hatte, bevorzugte Gras Teupen die Kolonialpolitik. Ein besonderes Steckenpserd mußte er immer haben. Eine Zeitlang hat te er sich zur Beruhigung seines immer regsamen Geistes einer leb hasten Sammlertätigkeit zu .wohltä tigen Zwecken hingegeben. Mit 0i'.hrhastem Feuereifer sammelte er so ziemlich alles, waS irgendwie nur Verwendung finden konnte: Bries marken und EisenbahnbillettS und Korkpsropsen, die Stanniolhülle der Weinslaschen, alte Zeitungen, Zigarrenabschnitte und Knöpfe r kurz hunderterlei wertloses Zeug, das er in seinem Zimmer in einem riesenhaften, noch aus dein vorigen Jahrhunderte stammenden Schranke sorgsältig geordnet aufbewahrte und nach Ablauf eine? Jahres an die Zentralstelle des roten Kreuzes schickte. Da er nun neugierig war, welches klingende Liesultat seine Be mühungen um die Wohltätigkeit eingebracht, so bat er um freundli che Abschätzung des eingesandten Materials. Und er erhielt umge hend mit einem längeren Tankbriefe die Nachricht, daß seine schätzenswer ten Gaben dem ungefähren Betra' ge von sieben Mark und fünfzig Pfenningen gleichkämen. t Tasür konnte man einein armen Waisen knaben allerdings nur einen Arm oder höchstens beide Beine beklei den, aber nicht mehr . und das ärgerte den Grafen, der noch fünf Mark und zwanzig Pfennige für die Fracht bezahlt hatte, fo sehr, daß er das Sammeln aufgab. Tie Kolonialpolitik interessierte ihn mächtig.' Daö war ganz sein Fall: ein Ztreuzzug gegen Sklaverei und Heidentum und zugleich rine Mehrung des Reichs. Er schnit aus der Kreuz Zeitung'alle No tizen und Artikel, die koloniale Fra gen betraun, heraus und hob sie au und studierte 'außerdem sämtliche Atmn behandelnden ' Bucher, die er in der Hausbibliothek vorfand. All zuviel waren es N'.cht und auch nicht die neneiten. Aber dein Grasen go nüg(e zunächst das Vorhandene. EL war da besonders ein Auch, in das er sich mit großem Eiser versenkte: Des Herrn A. Robert? Historie der New-gefuiideiien Völcker Scveram bes, welche einen Teil deö Tritten feiten Landes, so man sonsten Afri cani nennet, bewohnen, darinnen et ncgantz ncwe und eigentliche Et zchlilng von der Regierung, Sitten, Gottcs-Tienst vnd Sprache dieser oene Europaischcil Bolckern biß an hero noch unbekannten Nation cnt halten" ein Werk, von dem er behauptete, daß es -ein Vorgänger der Schilderungen Livingitones sei. Hin und wieder verschrieb er sich übrigens auch ein neueres Ncisewerk, um Max bei seiner Rückkehr durch seine Kenntnisse zu überraschen. Da machte ihm Spaß und füllte seine freie Zeit aus, die er im Uebermaß besaß. Im Grunde genommen grollte er der Regierung bitter, daß sie ihm im besten Mannesalter" den Lauspaß gegeben hatte, denn daß er niemals eiil hervorragender Vev trcter der Diplomatie, sondern ei gentlich immer nur ein gewandter Repräsentant gewesen war, wollte er jelbMeritandlich nicht wahr wissen Wie er in allen seinen Neigungen für die. moderne Zeit wenig übrig hatte, fo wurzelte er auch m seinen staatsmännischen Anschauungen ganz im Vergangenen und Uebcrlebten, gcwiisermaßen im Hoston der Allon ge. Tas ehrliche Maklertum dün5 te ihn ziemlich brutal, die Politische Intrigue Mittel zum Zweck. Und diese Vorliebe für die kleine Jntri gue, die derzeitig der Grund für sei, ne Verabschiedung gewesen war. bat te er auch mit in den Ruhestand übernommen. Er intriguierte noch heute cm bißchen für den Haus gebrauch", wie sein Schwiegersohn meinte glatt lächelnd, handere:. bcnd, " liebenswürdig und Phrasen ausstreuend, wie eine Scribesche ?ustspielflgur. Tie Ankunft der Postta che unter brach die Frühstücksarbeit. Das war immer ein Moment von einer gewissen Feierlichkeit. Man hörte draußen auf der Veranda den schwe ren Stapsschritt des alten Inspektors Bruhfe, der die Mappe brachte. Der Wagen, der jeden Morgen mit den plombierten Milchkannen nach der Station fuhr, holte die Mappe auf der Post ab. Dann wurde sie Brüh se überliefert, wen er zum Mor gcnrapport antrat, und Vruhse über reichte sie wieder, auf der Veranda wartend, dem alten Niedecke, der sie mit seinem seinen Lächeln Teupen scher , Abstammung und kurzer Ver ncigung Tübingen Präsentierte. Aller Augen ruhten aus der schwarzen Ledcrtasche mit ihren ab gescheuerten Ecken und ihrem runzlig gewordenen Ucberzug. Tübingen pslcgte dadurch die Spannung zu verlängern, daß er die Mappe zuerst mit langsamen Bewegungen vor sich hinlegte Mtib dann in allen seinen zahlreichen Taschen nach dem Schlüs sei suchte. Und regelmäßig zand ich dicicr Schlüssel erst in der letz ten Tasche. Aber ehe der Baron ausschloß, Pslcgte er die 'Mappe je deömal noch genau' zu besichtigen, wobei er nie zu bemerken unterließ: Konnten uns auch 'mal bald eine neue gönnen!" Tann erst wurde sie geöffnet und ihr Inhalt dem Tages licht übergebe. , (Forksktzung folgt). 1 , Verechtigter, Vorhalt. Herr (der in älteres Mädchen aui eiskaltem Wasser gezogen): .Aber, mein Fräulein, wollen Sie Ihr Heil nicht lieber auf weniger unangenehm Art versuchen etwa to einem Hei ratMermMlns' - - , !ZkikZkantt ans dm Kloster ' Bs Aalduin Griller. Beim schwarzeil Kasse?, die Ziga rcjtenschachtel vor fich, fitzen zwei Freunde beisammen, der . öcovellifl Und sein getreueslcr Anhänger und Leser, der Professional und der Amateur. , Heute komme ich doch hoffentlich ungelegen?" fragte der Amateur. Warum hoffentlich?" Weil ich 'dabei gewöhnlich am meisten profitiere." Es wird gebeten deutlich zu schreiben!" Es gehört Ihr kindliches lScmüt baiu, daß eic meinen Trick nicht schon längst durchschaut haben. Ich komme Ihnen ungelegen, wenn Jh. nen etwas durch den Nopf geht. Ich sehe Ihnen daS immer gleich an, und mir ist gerade das sehr gele gen." , Noch immer dunkel der Nede Sinn!" ES läßt Ihnen ja dann doch keine Ruhe, bis Sie mir nicht haar klein auseinandergesetzt haben, was in Ihnen rumort. DaS ist mein Prosit." Sehr liebenswürdig, aber ich glaube, der Epiejz ließe sich um kehren. Vielleicht find Sie daimdas Opfer, und ich bin es der profitiert. Man macht sich eine Sache selbst klarer, wenn man fie audspricht, fie einer vorläufigen Kritik uiUerbrei tet und sie unter Umständen ans ihre Wirkungsmöglichkeit prüft. Sie ha ben höchstens den Vorteil, die Sa chen dann später, nicht mehr lesen zu müssen." Ich weise alle schnöden Verdäch tigungen zurück. Sie sind geladen schießen Sie los!" Ich weiß nicht recht Sie sind doch vielleicht zu früh gekommen, und am Ende bleiben wir dann nach der Exposition stecken." Wir sind, gottlob, noch niemals stecken geblieben. Also - heraus mit Eurem Flederwi ch!" Gut, versuchen wir's: Eine schwerfällige geschlossene Kutsche hält vor einem reizenden kleinen Palais in der Avenue Villiers." Avenue Villiers dort ha! ja der Munkaesy gewohnt!" Vielleicht nt sie mir darum zu nächst eingefallen. Wenn Sie mich aber immer so unterbrechen werden. dann fehe ich nicht ab, wie ich mit dem Tichtm weiterkommen soll." . Ich vermumme bereits." Das Palais ist ein Schmuckkäst chen im blühenden Stil der Hoch renalsmnce. Ein imposanter, gold betreßter Portier ..." Halt! Bei der blühenden Hoch renalssancs hatten Vie sich schon em bischen aufhalten dürfen. So ein Palais schildert mau doch! Ich habe eine Schwache für die Hochrenais fance." . Ein imposanter, goldbetreßter Portier mit Dreispitz und Silber stab öffnet, sich tief verneigend, dm Wagenschlag. Zwei Damen steigen aus, betreten das prunkvolle Stte genhaus und schreiten dann durch die zu beiden Seiten spalierbildcnde Dienerschaft die Treppe empor." Schön, aber sagen Sie mal, waruin lassen Si? die Geschichte in Frankreich spielen?" In einem Salon, einem wahren Wunderwerk der angewandten Kunzt, lasicn S:e sich nieder. Möbel aus nilgrüner Seide, 'das geschnitzte Holzwerk reich und . echt vergoldet So lasse ich mir's gefallen!" . . aemusterte blauseidene Tave ten. ein tiefroter, den Fiißbodcn vollständig deckender Teppich, vor einem aus einer Causeuse und zwei Miniatursautcuils gebildeten Etab issenicnt ein mächtiges Eisbarfell, und : . .." Ein wenig bunt finden Sie Nicht?? und alle dieie scheinbar auscin anderstrcbcnden Farben mit künst eriichein Gcschmaa zu wundervolle? Harmonie zusammengestimmt." Ach so! Ich bitte tausendmal unl Entschuldigung!" An den Wanden kostbare Ge mälde guter moderner Meisler." Jetzt .keine Hiebe mehr zu: suujci Die zwei Damen bildeten einen cltsamen Kontrast zu der heiteren. glanzvollen Umgebung. Tie junge re von ihnen war mit völligem Verzicht auf irgend eine weltliche Wirkung mit wahrhaft klösterlicher Askese gekleidet. Sie trug ein chlechlsitzcndeS graues Tuchkleid, das auch nicht eine Ahnung des Schatze an Schönheit der Formen dieser ju gendlich stattlichen Gestalt vcrmit elts." - .Schade!" .Eine ebenfalls schlechtsitzende, wie mit der Holzhacke zugeschnittene graue Tuchjacke verhüllte den Ober orper - " Und verfehlte somit völlig ihren Zweck. Hier wäre das geistvolle Aper?u einzuschalten, daß nicht dazu weibliche Toilette erfunden ward. um weibliche Schönheit zu verhül cn." Ein unförmlicher, abgeschmackter Htit machte es fast unmöglich, da? jugendliche Gesicht auSzunehmen. Die junge Dame setzte sich beschci den auf die Kante eines Sessels, hielt die Auci.cn niedergeschlagen und harrte der Dinge, die da kommen sollten. Sie scheinen weniger neugierig gewesen zu sein als ich, ' Tie altere Dame war ebenfalls einfach gekleidet, aber doch fchon mit einiger Eleganz: immerhin war aus threnk Gehaben zu entnehmen, daß es eine Art dienender Stellung sei, die sie einnahm." Höre mich an, Diane," begann die altere Dame. Diane blickte erstaunt auf, Du wunderst dich, daß ich ganz unvermittelt du zu dir sage? Ich erfülle einen Befehl, und ich muß alle Befehle buchstäblich ersiillen. Wenige Worte werden alles ans klären. Der Augenblick ist da, wo du alles erfahren mußt. Du bist ein Kind der Liebe. Deine Mutter starb, als du sechs Jahre alt warft. Dein Vater kein Mensch tennt ihn. Tu hast keine Verwandten: du stehst allein auf der Welt, abc? dein Vater hat fürstlich gesorgt für' deine Mutter und für dich. Nach dem Tode deiner Mutter übernahm Gras Vig!'y, offenbar ein Freund deines Vaters, die Vormundschaft über dich. Er ist Soldat, jetzt Oberst in AI gier. Er ließ dich in ein Kloster bringen, wo du bleiben solltest, bis du eigcnbercchtigt würdest. Die Me thode war ein wenig bequem, aber ein Sotdat kann sich nicht viel um die Erziehung eineS MädchenS küm uicrn." . ' Diane nickte. Ein Gutes hat cö vielleicht ge habt," suhr die ältere , Dame fort, dein Vermögen hat sich Zeither ver doppelt. Seit heute bist du eigen berechtigt. Tu bist hier Herrin!" Diane erhob sich. Tas alles gehört mir?!" Alle! Tas HauS und die Mit tel, es standesgemäß zu führen. Draußen harrt die Dienerschaft dei nes Winkes gewärtig, im Stalle stehen die edelsten Pjerde, in , der Remise die Equipage zur beliebigen Auswahl. Und ich bin die Herrin! Wer aber sind Siel?" Deine Dienerin." Meine Dienerin Und dennoch ich bitte um weitere Aujklärung!" Ich bin die Witwe eine? Haupt mannes. Oberst Vignn hat mich mit der Aufgabe betraut, dir das' Haus einzurichten und dich auS dem Klo ftcr zu holen." Schön: aber fo spricht doch nicht eine Dienerin mit ihrer Herrin!", Und doch hast du über mich zu beschien, und kannst mich behalten oder wegschicken. Der Oberst besah! mir, dich von Ansang an zu üu'.cn und) mich von dir duzen zu lassen. Es werde für deine gesellschaftliche Stellung besser sein, wn ich gcwis fermaßcn Mutterstelle bei dir ein nähme. Man soll mich wenigstens sür eine Verwandte halten. Jä, hei ße Georgine Passn und werde olle deine Befehls ersüllen. Willa du mich fortschicken, Diane? Nun, da ich" dich aus dem Kloster geholt, bifi du frei. Schickst du mich fort? Nein, Georgine, bleibe!" Georgine küßte dankbar der Hcv rin die Hand, Eine fchr annehmbare Erposi tion," geruhte hier der Amateur zu bemerken. Der Anfang eröffnet Perspektiven. Diane hat ihr ganzes Leben im Kloster zugebraclt und nun wird sie plötzlich und ganz un vermittelt in den größten weltlichen Luxus hineingestellt. Brillant: Jde. Jetzt wird mir auch klar, warum Sie die Geschichte nach Frankreich verlegt haben. In Frankreich ver trägt man schon etwas und weis! em Gericht nicht zurück, weil es vielleicht ein, wenig wildclt. Im Gegenteil! Also nur ordentlich ins Geschirr gelegt!" , . Ich gedachte nicht , Tatatal Nur jetzt keine Schüch tcrnhcit! Das Publikum erlaubt viel mehr, als Sie glauben." Zwischen dem Publikum und dem Autor steht noch eine Instanz!" Ich sehe fchon, ich werde nie auZ Ihnen einen großen Dichter ma chen? Was wollen Sie denn nun eigentlich mit der Dame aus dem zrloiter anfangen Das ist so eine Sache l Ich muß mich an oie psychologische Folgend) tigkeit halten." Bleiben Sie mir damit vom Leibe Cie haben Spannung zu wecken uno zu unterhalten. Nichtig um ein großer Dich ter zu werden!" Spotten, Sie nur! Wenn ich das konnte, was Sie tonnen, dann soll ten Cie mal sehen, was ich daraus zu machen wüßte! Erlauben Sie. daß ich Ihnen ein wenig unter -die Arme greise und für Sie weiter dichte?" .Bitte!" Zunächst müssen wir das Frau enzimmer schildern. Sie ist selbst verständlich sehr schön?" .Sehr!" Wir wählen rote Haare?" Ich- habe nichts 'dagegen." Tun Sie's mir zuliebe. Ich ha bc' immer eine kleine Schwäche für roti ' Bestien" gehabt. Tie Augett grün : meergrün und tief wie das Meer.' Rot daö Haar, grün die Augen ein wenig bunki" Aber künstlerisch zusammen gestimmt! Tie Schöne erkundigt sülz also vor alle Dingen, ob , das Bad in Bereitschaft sei. Selbst 'verständlich.' antwortete 'dif'Twn na. Wa as? Cie werden doch die Heldin jetzt nicht baden wollen?!" fragte erschreckt det Novellist. Natürlich will ich das! Diane wird ans dem Dunkel plötzlich in das helle Licht gerückt. Da muß sie der Leser sehen, und das gleich or deutlich. Er muß wissen, waö ' er an ihr hat. Meine Methode zu dich ten, sichert uns gleich mehrere Vor teile. Wir kriegen Gelegenheit, ein kllit rassiniertem LuxuS cingecichte teö Badezimmer und dann, was aich nicht zu verachten ist, ihre Schön hcit zu schildern. Also:, daö Bade zimmer schimmerte nur fo vom Telft Porzellan. Tie Marmor wanne war in'en Fußboden cinge lassen. Mächtige Sp:egcl verhuw dert fachte:, ." glaube, wir könnten weitergc hcn!" Ein geräumiger, mit einem jun kclnden Bolharateppich überdeckter türkischer Tiwan lud zur Ruhe nach gJiommenem Bade." Jetzt wird Jhnei aber das Dich ten behördlich eingestellt." Ich bin auch schon fertig." Schön. Gebadet hätten wir die Dame aus dem Kloster nun was sangen wir weiter mit ihr an?" Tas ist Ihre Sache, teurer Freund." Mich haben Sie nun aber glück lich ganz aus dem Konzept ge bracht." ' , Die Sache ist sehr einfach. Der Roman ergibt sich von selbst. Tiane hat bisher ihr ganzes Leben quäl voll durchträumt, jetzt erwacht , sie, sie hat im Gefängnis, im Dunkel, in der Wüste wie Sie wollen geschmachtet. Auf das geschmach tet" kommt eS an. Nun tritt fie hinaus auf die Oase, ins Licht, in die" Freiheit! Ein - wahnsinniger Durst erfüllt fie, der ungeheure Le bcnsdurstl Da haben Sie einzuset zen. Ein dankbareres Motiv , läßt sich gar nicht denken!" Es wird "sich nicht machen las sen," erwiderte der Novellist nach dcnklich. Warum denn nicht?" Gerade Ihre Phantasien ma chen mir die Unbrauchbarkeit des Motivs klar." Erlauben Sie!" Es würde an der Folgerichtig keit fehlen." Folgerichtig ist, daß man trinken will, wenn man durstig ist. Sie wer den aus Dianen eine großartige Le bedame machen, die sich die Welt er obert!" ' : -, ' Das werde, ich nicht. . Die Leute in den Klostern verstehen auch lhr Geschäft. Wenn sie einen Menschen von Kindheit an bis zur Vollmh rigkeit unter ihrem Einsluß gehab haben, dann haben sie ihn auch schon ganz für fich gewonnen." Es kann doch aber auch psychow gische Wandlungen geben?" Die gibt eS, aber wahrscheinlv chcr ist der umgekehrte Prozeß, daß aus alternden Lcbedamcn fromme Betschwestern werden. Und ich habe mich so angestrengt mit dem roten Haar, der prachtvol len Figur, dem exquisiten Badozim mer schade, schade." Ich kam: Ihnen nicht helfen. mein Teurer! Und was gedenken Sie jetzt mit der schonen Tiane zu tun?" , Wir schicken sie inS Kloster zu rück." Das ist grausam!" - Ich kann ihr auch nicht helfen. UebrigcnS schicke nicht ich sie, sie geht von selber. Sie verzichtet frev willig auf alle weltliche Lust und sehnt sich nach den Entzückungen der Andacht zurück." - Und ihr Vermögen?" Vermacht sie jrommcn Stiftun gen." Der Amateur ging schwer kränkt von danncn. ge Im Kefleuland: Ta? Ctädtchcn Friedberg feiert seinen sicbenliundertsten Geburtstag. Von Tr. Wtlto Uhl Keine Fahnen flattern floh aus Sl'mmcrfenstern: ' keine Mdnncrge smlgvercinc, Militärkapellen, Fest redncr, Ehrcnjungfrauen und fpa lierbildcnde Schulkinder sind ange rieten, keine erlauchte THoycit cnt schreitet elastischen Cchriws" dem Auto, um auf dem alten Murktplotz in markigen Worten des 70i)jährigen cstchcns der Stadt Fnedberg und ihrer unwandelbaren Anhänulichkeit cn das angestammte Herrscherhaus zu gedenken. . . .usw. usw.' ' Das ist schade, janunerschade, denn zu einer fo ehrwürdigen Jubilarin gehört nun einmal slimmunaZförderndc? Fest- klimbim. ' . r Einzig der Himuiel, der auf die neue Zeit noch nicht so recht einge stellt zu sein scheint. Hat sich herrlich al rüstet: blau-blcu uinzirlelt er die Stadt wie daS drumherum auf und absteigende schmückende Beiwerk. Sonst ist's stille. Die typische Hef senstadt geht ihren gar zi, geruhigen Gang, und nur wenige Eingeweihte wissen, um die Feftitunde: manche l anderen trüber anderen haben, ohne sich ttgendwie zu erregen, auch n ver Mi' tung davon gelesen. Fricdberg bleibt selbst an seinem höchsten Festtage nur: . angenehme T'urchgangsstaticn für rcvolutivnS hcrrsckzastliche Autos nach dem schö nen Nauheiin, i Keine Girlanden, keine Fahnen. Tie schwarz'rot.goldciie li,we se u o ch et, und die schwarz w' iße.role sinne fc net mehr eiiaushcige," so erläuterte mir mein begeisterter Füh :er, IS er mir auf niorgeiidlichem ' Gang die Bedeutung Friecvergs in ten letztverslgssenen sieben Jahrhim dcrten' so einleuchtend inS Gehirn projicierte, als sei er ,selbst dabei .'Wesen; unipsefsert allerdings von au thentischen Hessengcschickten. , Bereits 1216 wird die Burg, aber erst am U. August 1219 die Stadt, Fricdberg (Wr.dburc, Vrcthcbcrch, Fricdcbcrg) urkundlich erwähnt. Günstige Verkehrsverhältnisse br'rn C,cn der Stadt raschen Aufschwung; sie wird die wehrhafteste deö Wet tcrauer Städtebundes", der mit ihr Frankfurt, Wctzlar und Gelnhaufcn zusammonschließt: sie konnte bis weit nach Norddeutschland hinein mit ih rem Recht ncugegründcte Städte be gaben, redete bei den ReichLtzcn ein gewichtiges Wort, sah bis 1582 zwölf deutsche Könige und Kaiser und ist, wie Frankfurt, in der Goldenen Bulle," ausdrücklich hervorgehoben. Gewaltig hat die Geschichte an den Mauern gerüttelt: andauernter Ha der zwischen Stadt und Burg, Wer psändung der Reichssteuern, Zusam inenbruch des StädtebundÄ, große Brände und zehrende Seuchen, Ver. drängung der einfliißreichm Fried berger Messe durch die Franklurter, dann Krieg und immer Wieder Krieg mit Stürmen, Plündern und Ver Heeren schlugen unheilbare Wuihdeil und drückten sie zu Baden. Doch ungebrochen schraubte sie sich kräftig empor, überwand die Zeit. Ter dicke Hesscnschädel siegte. Viel Unersetzliches ist zerstört und wegge schleppt morden, viel des Schönen ist geblieben.' Ueber allem thronend die Burg. Viele Jahrhunderte haben Arglos an ihr mitgebaui und von jedem zeigt sich noch unocrwischte Spur. Ein Konglomerat von Stilen überflutet unö in dieser Hohenstau f.nburg, die auf den Grundfesten ei :es großen Römerkastells fußt; tiefe Gräben, gezackte Vasaltfelsen, breite Mauern gaben ihr ficheri'n Schutz. Um den Adolfsturm drängen sich . Burgmannenhäuser, wappn gezierte Torc Kirche Wachthaus Brunnen und der verästelte Garten, der, von vorspringenden Altanen cus die sonntagstille Stadt dor.ur.s uuftut. Bald lassen wir den ' Zauber lvr . Burg, der ' spitzwcgischen Hmischen, des : verträumten Burghofes hinter uns. Auf der alten Breiten Straize" ttiht fich . Giebel an Gieb?l, fchmal emporgeängt: andere mit uncndli cher Ruhe breit aufsitzend eine Bunte Gesellschaft, die sich lyxt innig zusammenfand und trotz ihrer Ver schiedenheit prachtvoll geschlostcw da steht. Hinter ihr die Licbfrauen kirche, die als romanische Basilika begonnen wurde, später jedoch gotisch weiterwuchs.' Protestantismus hat ihr, nachdem das alte Chorgestühl entfernt war, eine spröde.Kühle auf drückt, fodaß dieser Typ der hessi schen Hallenkirche etwas nüchtern wirkt. Hinter dem, .Altar atcr steht das Wunder, daS versöhnt: vierzehn Meter hochgetrieben . ein gotisches Sakramentshäuschen von unerhörter Zärte der Steinmetzarbeit: schmieg samsteS Holz glaubt man zu sehen, fühlten die Hände nicht harten Stein. Durch Gewinkel und Geecke zum ehemaligen Ghetto und dem Juden bad: fünf Treppen führen unter die ErdZ und auf den Grund des 25 Meter tiefen VcunnenturmcS Rund faulen mit Kelchkapitälen und Plat tenprofilcn gemahnen an älteste Bau teile der Marienkirche. Uebcrgang vom romanischen zum gotischen Stil. Aus. der tropfenden Dunkelheit wieder zurück zum hellen Getriebe der Stadt. Ruhig geht ibr Leben. Harte Hcsscnköpw schubcn sich durch die Gassen, wassergescheitelte Jüng ling promenieren, Mädchen tragen stolz ihre weißen Kleid?r, Bürger sitzm in der Kirche und dann in der Kneipe. Man freu-, sich behaglich die scS schönen SonntagS. hat aber ganz vergessen, diesen Coniitag als jubeln den Feiertag au, den Kaünder zu lcn. ' . Keine Fahnen, keine Girli.noen. .. Ei n j u n g e r Schriftsteller .muß vor. allein zwei Tinge besitzen: viel Geduld und. viele Briesmarken.- Seine Erziehung. Geh' nur. Pepcrl. hol' dir betn? Kaufmann unten eine Orange im! ag , der Papa- wird s schon zah cn!" ' , Gib ihm doch 's Geld, du hast's ia!" ' , Loss'n nur. Jda. 's Schulden machen kann der Bub gar nicht früh gemig lernen." Lrum pruse, wer sich cwi.i bindet. Ob er die rickitiae oucki iindctl jTcr Wahn ist kurz, die Eh ist lang t i -.