Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, October 06, 1919, Image 3

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TiiMie Cmosji Tribun?, Äontaff, len 23. Ckpimlet 1919.
H"""fX-HfH
Das Heipatsjahv. ijij
l t
v- Roman turn Fkdkk
I, fcHlä
F , 1
f4. Forisetung.Z
Nach den Zwillingen erschienen
lk' drei Mädchen auf dem Plane:
i'cnc&ikte rosig und frisch, noch mit
'l'acksischzöpschcn, drall und strotzend
vor iscsundkclt, ober die sonst so
iidcrmütia blitzenden Auam ein klein
wenig verschleiert; sie hatte Angst,
daß noch eine vaterliche Etrafpre
digt nachkommen würde. Trudchen
Palm hatte sich über die heim
tückisch applizierte Erdbeere gctrö
stet. Cie war bereits am frühen
Morgen tadellos angekleidet, in
frisch gewaschener Heller Bluse, die
die Form eines gut sitzenden Kor
scttZ verriet, englischem Tuchkleide
und gelben Ctieselchen. Auf ihrer
Stirn kräuselten sich die Söckchen,
und die spitzen Nägclchcn ihrer Fin
ger waren rosig blank poliert. DaS
ganze kokette kleine Personchen
slrahite "und atmete eine appetitliche
Sauberkeit aus. Sie war die Her
zonsfrcundin Vencdiktcs und pfleg,
ic seit Jahren einige Sommermo
nate in Hohen Kraatz zu verleben.
Ihre Mutter stammte aus einem
verarmten' adligen Halise, und das
tröstete die gute Baronin Über daö
IreUndschaftwerhältniS BenedikteS
zu dein Apothekertöchterchen, dgS sie
sonst nicht okne weiteres gutgehei
'fecn haben würde.
Tie dritte im Kleeblatt war Misz.
Nelly Mtlioit, zweiundzwauzigial).
riß und ebenfalls daS' was Tübingen
unter, einem niedlichen Käfer" ver
stand, gie war seit einem Jahre
'im Hause und sollte Aenedikte rn
fprünglich MoreS kehren", aber
jchon llach zweiwochentlicher U3c
kanntlchast "hatten die beiden Maö
chen Schwesternschaft getrunken und
sich ewige Treue geschworen, auch
über den Tod hinaus". Indessen
übte das ernstere Wesen NellyS im
merhin. wenn auch mir im allgemei.
en, einen so guten Einslnsz aus
Aenedikte aus, dab Herr und Frau
von Tübingen auf eine Aeltere und
Würdigere", an die man nafänglich
gedacht hatte, verzichteten und die f lei
ne Engländerin behielten.
tixa Teupen war not 1 eines ho
he Alters immer einer der ersten
am Frühstückttische. Tee Greis war
von einer erstaunlichen Frische und
Elastizität. Er hatte schon vor ge
gen zwanzig Jahren die diploma
tischen Dienste quittiert und mit dem
Orden auch noch den Titel Exzellenz
als Pflaster für den Ruhestand auf
den Weg bekommen. Aber et mach
te keinen Mbrauch von seiner (?
.zclienz", sondern lief sich nach
wie vor. Herr Gras" anreden. Er
war ein zierlicher kleiner Herr mit
einem Nokokoschrnirrbärtchen, jchnee
weis; und zu scharfen Spitzen gedreht,
sowie einem kurz gehaltenen, grünlich
schimmernden Backenbart, der in der
Mitte der Wangen nach englischer Sit
te schnurgerade, abrasiert war. Tas
noch volle graiiweisie Haar war sehr
sorgfältig gescheitelt und über die
Ohren zurückgcbürstet, und eöcnso
'sorgfältig war die Kleidung des
(,'afcn: taubengraue Beinkleider,
?s)e Piquöweste und ein Morgen
l'ctt aus türkisch gemustertem
jsf, aus dessen Tasche der Zipfel
i j es seidenen Sacktuchs hcrvorlugte.
'lizu trug er um den steife wei
in Halskragcn einen flott gcbunde.
? h Schlips.
- lieber der Ankömmlinge wurde zu
chst von den Hunden begrübt
" !.? stürmisch von Cäsar, Lord und
ohrchen, und in bedeutend gcmcsie
c ' und vornehmerer Weise von
'tt). viom sprang namum nur
5 seinein Zkorbe, ,, strich rasch m,t
licm Cchnüffelnäkchen über Klei
'säum, Hosenrand oder Stiefelspit
l. versuchte mit dein Schwanz
uncnt zu wedeln und kehrte so
in, in dein Bewußtsein, dab es
einer solchen, Anitrengung nicht
me, in sein Körbchen zurück, wo
sich wieder zusammenringelte.
s. . v tu : f'ici
ie um urnnc uno jucncouie iumvn
Im Großpapa die Hand, der seine
, keltochter mit einem ernsten und
i senden Blicke mafz. woraus diese
zerknirscht tat, rot wurde und
1 Kovt lenkte.
Ja ja, Tikte. sagte der alte Herr,
chäme dich nur, das schadet gar
chtsl Tu mit nun batd achtzehn
.ihre, und in diesem Alter sind an
e deinesgleichen schon Hofdamen,
im bitte ich dich, was würde deine
Milbige Herrin sagen, wenn marf
l) bei Hose erzählen wollte, du
Attest einer schlummeruden Jungfrau
limlich eine grobe dicke Erdbeere
den Mund gesteckt I Glaubst du
im, das würde dein Ansehen er
ht haben? Ich bin überzeugt, selbst
Lakaien hallen sich über dich lu
gemacht und auch der Portier
urde dich viel weniger respektvoll
"jrüßt haben als sonst. Nein, lie
1 Tikte. man muß immer die Te
frszu wahren wissen. Was man
'jonft als mutwilligen Streich auf.
n könnte,' gewinnt 'ei andres
Italien, wenn es sich um eine junge
mic von Welt landest. Unrein
d)e willst du .sein? Wenigstens
,t du dir Mühe geben, eine sol-
; ';
',
do Zobeltitz.
- " . . M . M. M . -
TTtTTTTtTT TTT TT F W ? 'I" V
che zu werden. Ich bin überzeugt.
Misz Milton ist sehr böse über diese
Unart gewesen, denn in England
gibt e? . derlei Borsalle gar nicht
Nicht wahr, liebe Mib Milton?"
Mik Milton errötete nun eben
falls und begnügte sich, mit dem
Kopse zu nicken. Zum guten Glück
trafen jetzt auch die Eltern ein, sonst
hätte Graf Teupen seine Rede wahr
scheinlich . wieder aufgenommen. So
aber lenkte das Interesse, das Herr
und ffrau von Tübingen der
Schmückuna der Veranda zuwandten,
auch die Gedanken des Großvaters
ab,' der mit den andern auf die
Freitreppe hinaustrat. Zu den an
dern geborten natürlich auch die
Hunde, Cosy selbstverständlich aus
dem Arm der Frau Eleonore, der
Einzigen, die diese zart organisierte
Tierseele von Grund aus verstand.
Auf der Veranda waren CtuppS
und zwei Tienitmadchen damit be
schäftigt, die groszen weiszen Sän
len mit Girlanden zu umwinden.
Sehr hübsch," sagte Tübingen
und nickte befriedigt. Mehr ist gar
nicht nötig. Ich höre, dad die
Sänger im Torfe dem jungen Herr
Baron 'bei seiner Ankunft em Stand
chen bringen wollen. ILas will ich
nicht, Niedecke: sage eS den Leuten,
natürlich so daß sie sich für ihren
guten Willen nicht noch gekränkt
fühlen. Ich mochte nur kein unnö
tiges Aufsehen haben: daS kann ich
nicht leiden. Tie Girlanden genn
gcir. Ist die Posttasche noch nicht
da?"
i Sie mich jeden Augenblick koin
men Herr Baron," erwiderte Nie
decke.
9a schön da wollen wir in
Ruhe frühstücken I Bernd und Dieter,
wenn ihr hübschartig seid, könnt
ihr ciicnt Bruder von der Station
abholen."
Beide Jungen erhoben ein Jubel
geschrei.
Papa sagte Dietrich, ob mir
der Max wohl eine Löwenhaut mit
bringt? Versprochen hat er es mir."
Und mir TW Elefautenzahn,?
fügte Bernd hinzu. Aber ich
glaube nicht, daß er Wort hätt.
Groszpapa meint, die Afrikareisenden
schnurrten alle."
Schnurren habe ich keinesfalls
gesagt, mein Junge," erwiderte
Graf Telipen, während man' fr
seitig am Frühstückstische Platz
nahm. , Aber allerdings, die Asri
kareisendett übertreiben kern,' und
nicht nur diese, sondern überhaupt
alle Reisenden. , Tas liegt so in ih
rer Natur." : v
.Gerstäcker auch?" fragte Dieter.
Ja, Großpapa?"
.Ein biszchen ja, ein Bißchen
iiärd er wohl auch übertreiben."
. Groszpapa, in dem Buche von
Gerstäcker," begann Bernd wieder,
das du uns zum Lesen gegeben
hast, kommt eine prachtvolle Ge
schichte vor von einem Indianer,
der aus einer Reibe lebendiaer 5Zro
kodile über den ftliisj gegangen ist
aus ihren Nucken, ohne dasz sie
ihn gelusien haben.
gerne wissen, ob das
ßUrtiir,r tu.
Ich möchte
wahr ist.
WiUliVl V K VUi
Es waren vielleicht zahme Kro
kodile," warf Tübingen ein.
Nein ganz wilde," entgegnete
Bernd. Der Indianer wurde
verfolgt, aber den andern haben fie
totgebissen! Großpapa, das ist doch
merkwürdig, dak sie gerade den In
dianer nicht gebissen haben!"
Der Großpapa versuchte, die Seit
samkeit . dieser Tatsache durch einen
glücklichen Zusall zu erklären. Er
galt in den Augen der Jungen sür
'allwissend; für ihn konnte die Welt
keine Geheimnisse haben. .Das hef
tige Aufklärungsbedürfnis der
Zwillinge brachte ihn häusig in Ver
legenheit. Sie forschten und frag
ten ihn aus, bis er schließlich keine
Antwort mehr geben konnte. Eines
Abends wollte Bernd wisien, ivas
die Sterne wären. Weltkörper,
mein Kind, wie unsre Erde." Aber
wie hängen sie denn da oben am
Himmel?" Sie bewegen sich im
leeren Raume." Was ist daö: der
leere Raum?" Die Unendlichkeit,
mein Junge." Aber Großpapa,
ich bitte dich, es muß doch alles ein
mal ein Ende haben, sonst hört es
ja nie auf, und das gibt es doch gar
nicht l" Die Unendlichkeit hört eben
uie auf, lieber Bernd." . .
Bernd öachtö nach und erwiderte
dann in unbestimmten Tone: Nein,
Großpapa, das kann ich nicht glau.
den. Ein Ende muß da sein. . .
Seit Mai sich der Expedition des
Doktor HaarhauS nach Usagara an
geschlossen hatte, bevorzugte Gras
Teupen die Kolonialpolitik. Ein
besonderes Steckenpserd mußte er
immer haben. Eine Zeitlang hat
te er sich zur Beruhigung seines
immer regsamen Geistes einer leb
hasten Sammlertätigkeit zu .wohltä
tigen Zwecken hingegeben. Mit
0i'.hrhastem Feuereifer sammelte er
so ziemlich alles, waS irgendwie nur
Verwendung finden konnte: Bries
marken und EisenbahnbillettS und
Korkpsropsen, die Stanniolhülle
der Weinslaschen, alte Zeitungen,
Zigarrenabschnitte und Knöpfe r
kurz hunderterlei wertloses Zeug,
das er in seinem Zimmer in einem
riesenhaften, noch aus dein vorigen
Jahrhunderte stammenden Schranke
sorgsältig geordnet aufbewahrte und
nach Ablauf eine? Jahres an die
Zentralstelle des roten Kreuzes
schickte. Da er nun neugierig war,
welches klingende Liesultat seine Be
mühungen um die Wohltätigkeit
eingebracht, so bat er um freundli
che Abschätzung des eingesandten
Materials. Und er erhielt umge
hend mit einem längeren Tankbriefe
die Nachricht, daß seine schätzenswer
ten Gaben dem ungefähren Betra'
ge von sieben Mark und fünfzig
Pfenningen gleichkämen. t Tasür
konnte man einein armen Waisen
knaben allerdings nur einen Arm
oder höchstens beide Beine beklei
den, aber nicht mehr . und das
ärgerte den Grafen, der noch fünf
Mark und zwanzig Pfennige für
die Fracht bezahlt hatte, fo sehr, daß
er das Sammeln aufgab.
Tie Kolonialpolitik interessierte
ihn mächtig.' Daö war ganz sein
Fall: ein Ztreuzzug gegen Sklaverei
und Heidentum und zugleich rine
Mehrung des Reichs. Er schnit
aus der Kreuz Zeitung'alle No
tizen und Artikel, die koloniale Fra
gen betraun, heraus und hob sie au
und studierte 'außerdem sämtliche
Atmn behandelnden ' Bucher, die er
in der Hausbibliothek vorfand. All
zuviel waren es N'.cht und auch nicht
die neneiten. Aber dein Grasen go
nüg(e zunächst das Vorhandene. EL
war da besonders ein Auch, in das
er sich mit großem Eiser versenkte:
Des Herrn A. Robert? Historie der
New-gefuiideiien Völcker Scveram
bes, welche einen Teil deö Tritten
feiten Landes, so man sonsten Afri
cani nennet, bewohnen, darinnen et
ncgantz ncwe und eigentliche Et
zchlilng von der Regierung, Sitten,
Gottcs-Tienst vnd Sprache dieser
oene Europaischcil Bolckern biß an
hero noch unbekannten Nation cnt
halten" ein Werk, von dem er
behauptete, daß es -ein Vorgänger
der Schilderungen Livingitones sei.
Hin und wieder verschrieb er sich
übrigens auch ein neueres Ncisewerk,
um Max bei seiner Rückkehr durch
seine Kenntnisse zu überraschen. Da
machte ihm Spaß und füllte seine
freie Zeit aus, die er im Uebermaß
besaß. Im Grunde genommen
grollte er der Regierung bitter, daß
sie ihm im besten Mannesalter" den
Lauspaß gegeben hatte, denn daß er
niemals eiil hervorragender Vev
trcter der Diplomatie, sondern ei
gentlich immer nur ein gewandter
Repräsentant gewesen war, wollte er
jelbMeritandlich nicht wahr wissen
Wie er in allen seinen Neigungen
für die. moderne Zeit wenig übrig
hatte, fo wurzelte er auch m seinen
staatsmännischen Anschauungen ganz
im Vergangenen und Uebcrlebten,
gcwiisermaßen im Hoston der Allon
ge. Tas ehrliche Maklertum dün5
te ihn ziemlich brutal, die Politische
Intrigue Mittel zum Zweck. Und
diese Vorliebe für die kleine Jntri
gue, die derzeitig der Grund für sei,
ne Verabschiedung gewesen war. bat
te er auch mit in den Ruhestand
übernommen. Er intriguierte noch
heute cm bißchen für den Haus
gebrauch", wie sein Schwiegersohn
meinte glatt lächelnd, handere:.
bcnd, " liebenswürdig und Phrasen
ausstreuend, wie eine Scribesche
?ustspielflgur.
Tie Ankunft der Postta che unter
brach die Frühstücksarbeit. Das
war immer ein Moment von einer
gewissen Feierlichkeit. Man hörte
draußen auf der Veranda den schwe
ren Stapsschritt des alten Inspektors
Bruhfe, der die Mappe brachte. Der
Wagen, der jeden Morgen mit den
plombierten Milchkannen nach der
Station fuhr, holte die Mappe auf
der Post ab. Dann wurde sie Brüh
se überliefert, wen er zum Mor
gcnrapport antrat, und Vruhse über
reichte sie wieder, auf der Veranda
wartend, dem alten Niedecke, der sie
mit seinem seinen Lächeln Teupen
scher , Abstammung und kurzer Ver
ncigung Tübingen Präsentierte.
Aller Augen ruhten aus der
schwarzen Ledcrtasche mit ihren ab
gescheuerten Ecken und ihrem runzlig
gewordenen Ucberzug. Tübingen
pslcgte dadurch die Spannung zu
verlängern, daß er die Mappe zuerst
mit langsamen Bewegungen vor sich
hinlegte Mtib dann in allen seinen
zahlreichen Taschen nach dem Schlüs
sei suchte. Und regelmäßig zand
ich dicicr Schlüssel erst in der letz
ten Tasche. Aber ehe der Baron
ausschloß, Pslcgte er die 'Mappe je
deömal noch genau' zu besichtigen,
wobei er nie zu bemerken unterließ:
Konnten uns auch 'mal bald eine
neue gönnen!" Tann erst wurde sie
geöffnet und ihr Inhalt dem Tages
licht übergebe. ,
(Forksktzung folgt). 1 ,
Verechtigter, Vorhalt.
Herr (der in älteres Mädchen aui
eiskaltem Wasser gezogen): .Aber,
mein Fräulein, wollen Sie Ihr Heil
nicht lieber auf weniger unangenehm
Art versuchen etwa to einem Hei
ratMermMlns' - - ,
!ZkikZkantt ans dm Kloster
' Bs Aalduin Griller.
Beim schwarzeil Kasse?, die Ziga
rcjtenschachtel vor fich, fitzen zwei
Freunde beisammen, der . öcovellifl
Und sein getreueslcr Anhänger und
Leser, der Professional und der
Amateur. ,
Heute komme ich doch hoffentlich
ungelegen?" fragte der Amateur.
Warum hoffentlich?"
Weil ich 'dabei gewöhnlich am
meisten profitiere."
Es wird gebeten deutlich zu
schreiben!"
Es gehört Ihr kindliches lScmüt
baiu, daß eic meinen Trick nicht
schon längst durchschaut haben. Ich
komme Ihnen ungelegen, wenn Jh.
nen etwas durch den Nopf geht. Ich
sehe Ihnen daS immer gleich an,
und mir ist gerade das sehr gele
gen." ,
Noch immer dunkel der Nede
Sinn!"
ES läßt Ihnen ja dann doch
keine Ruhe, bis Sie mir nicht haar
klein auseinandergesetzt haben, was
in Ihnen rumort. DaS ist mein
Prosit."
Sehr liebenswürdig, aber ich
glaube, der Epiejz ließe sich um
kehren. Vielleicht find Sie daimdas
Opfer, und ich bin es der profitiert.
Man macht sich eine Sache selbst
klarer, wenn man fie audspricht, fie
einer vorläufigen Kritik uiUerbrei
tet und sie unter Umständen ans ihre
Wirkungsmöglichkeit prüft. Sie ha
ben höchstens den Vorteil, die Sa
chen dann später, nicht mehr lesen zu
müssen."
Ich weise alle schnöden Verdäch
tigungen zurück. Sie sind geladen
schießen Sie los!"
Ich weiß nicht recht Sie sind
doch vielleicht zu früh gekommen,
und am Ende bleiben wir dann nach
der Exposition stecken."
Wir sind, gottlob, noch niemals
stecken geblieben. Also - heraus
mit Eurem Flederwi ch!"
Gut, versuchen wir's: Eine
schwerfällige geschlossene Kutsche
hält vor einem reizenden kleinen
Palais in der Avenue Villiers."
Avenue Villiers dort ha! ja
der Munkaesy gewohnt!"
Vielleicht nt sie mir darum zu
nächst eingefallen. Wenn Sie mich
aber immer so unterbrechen werden.
dann fehe ich nicht ab, wie ich mit
dem Tichtm weiterkommen soll." .
Ich vermumme bereits."
Das Palais ist ein Schmuckkäst
chen im blühenden Stil der Hoch
renalsmnce. Ein imposanter, gold
betreßter Portier ..."
Halt! Bei der blühenden Hoch
renalssancs hatten Vie sich schon em
bischen aufhalten dürfen. So ein
Palais schildert mau doch! Ich habe
eine Schwache für die Hochrenais
fance." .
Ein imposanter, goldbetreßter
Portier mit Dreispitz und Silber
stab öffnet, sich tief verneigend, dm
Wagenschlag. Zwei Damen steigen
aus, betreten das prunkvolle Stte
genhaus und schreiten dann durch
die zu beiden Seiten spalierbildcnde
Dienerschaft die Treppe empor."
Schön, aber sagen Sie mal,
waruin lassen Si? die Geschichte in
Frankreich spielen?"
In einem Salon, einem wahren
Wunderwerk der angewandten
Kunzt, lasicn S:e sich nieder. Möbel
aus nilgrüner Seide, 'das geschnitzte
Holzwerk reich und . echt vergoldet
So lasse ich mir's gefallen!"
. . aemusterte blauseidene Tave
ten. ein tiefroter, den Fiißbodcn
vollständig deckender Teppich, vor
einem aus einer Causeuse und zwei
Miniatursautcuils gebildeten Etab
issenicnt ein mächtiges Eisbarfell,
und : . .."
Ein wenig bunt finden Sie
Nicht??
und alle dieie scheinbar auscin
anderstrcbcnden Farben mit künst
eriichein Gcschmaa zu wundervolle?
Harmonie zusammengestimmt."
Ach so! Ich bitte tausendmal
unl Entschuldigung!"
An den Wanden kostbare Ge
mälde guter moderner Meisler."
Jetzt .keine Hiebe mehr zu:
suujci
Die zwei Damen bildeten einen
cltsamen Kontrast zu der heiteren.
glanzvollen Umgebung. Tie junge
re von ihnen war mit völligem
Verzicht auf irgend eine weltliche
Wirkung mit wahrhaft klösterlicher
Askese gekleidet. Sie trug ein
chlechlsitzcndeS graues Tuchkleid, das
auch nicht eine Ahnung des Schatze
an Schönheit der Formen dieser ju
gendlich stattlichen Gestalt vcrmit
elts." -
.Schade!"
.Eine ebenfalls schlechtsitzende, wie
mit der Holzhacke zugeschnittene
graue Tuchjacke verhüllte den Ober
orper - "
Und verfehlte somit völlig ihren
Zweck. Hier wäre das geistvolle
Aper?u einzuschalten, daß nicht dazu
weibliche Toilette erfunden ward.
um weibliche Schönheit zu verhül
cn."
Ein unförmlicher, abgeschmackter
Htit machte es fast unmöglich, da?
jugendliche Gesicht auSzunehmen.
Die junge Dame setzte sich beschci
den auf die Kante eines Sessels,
hielt die Auci.cn niedergeschlagen und
harrte der Dinge, die da kommen
sollten.
Sie scheinen weniger neugierig
gewesen zu sein als ich,
' Tie altere Dame war ebenfalls
einfach gekleidet, aber doch fchon mit
einiger Eleganz: immerhin war
aus threnk Gehaben zu entnehmen,
daß es eine Art dienender Stellung
sei, die sie einnahm."
Höre mich an, Diane," begann
die altere Dame.
Diane blickte erstaunt auf,
Du wunderst dich, daß ich ganz
unvermittelt du zu dir sage? Ich
erfülle einen Befehl, und ich muß
alle Befehle buchstäblich ersiillen.
Wenige Worte werden alles ans
klären. Der Augenblick ist da, wo
du alles erfahren mußt. Du bist
ein Kind der Liebe. Deine Mutter
starb, als du sechs Jahre alt warft.
Dein Vater kein Mensch tennt
ihn. Tu hast keine Verwandten: du
stehst allein auf der Welt, abc? dein
Vater hat fürstlich gesorgt für' deine
Mutter und für dich. Nach dem
Tode deiner Mutter übernahm Gras
Vig!'y, offenbar ein Freund deines
Vaters, die Vormundschaft über dich.
Er ist Soldat, jetzt Oberst in AI
gier. Er ließ dich in ein Kloster
bringen, wo du bleiben solltest, bis
du eigcnbercchtigt würdest. Die Me
thode war ein wenig bequem, aber
ein Sotdat kann sich nicht viel um
die Erziehung eineS MädchenS küm
uicrn." . '
Diane nickte.
Ein Gutes hat cö vielleicht ge
habt," suhr die ältere , Dame fort,
dein Vermögen hat sich Zeither ver
doppelt. Seit heute bist du eigen
berechtigt. Tu bist hier Herrin!"
Diane erhob sich.
Tas alles gehört mir?!"
Alle! Tas HauS und die Mit
tel, es standesgemäß zu führen.
Draußen harrt die Dienerschaft dei
nes Winkes gewärtig, im Stalle
stehen die edelsten Pjerde, in , der
Remise die Equipage zur beliebigen
Auswahl.
Und ich bin die Herrin! Wer
aber sind Siel?"
Deine Dienerin."
Meine Dienerin Und dennoch
ich bitte um weitere Aujklärung!"
Ich bin die Witwe eine? Haupt
mannes. Oberst Vignn hat mich mit
der Aufgabe betraut, dir das' Haus
einzurichten und dich auS dem Klo
ftcr zu holen."
Schön: aber fo spricht doch nicht
eine Dienerin mit ihrer Herrin!",
Und doch hast du über mich zu
beschien, und kannst mich behalten
oder wegschicken. Der Oberst besah!
mir, dich von Ansang an zu üu'.cn
und) mich von dir duzen zu lassen.
Es werde für deine gesellschaftliche
Stellung besser sein, wn ich gcwis
fermaßcn Mutterstelle bei dir ein
nähme. Man soll mich wenigstens
sür eine Verwandte halten. Jä, hei
ße Georgine Passn und werde olle
deine Befehls ersüllen. Willa du
mich fortschicken, Diane? Nun, da
ich" dich aus dem Kloster geholt, bifi
du frei. Schickst du mich fort?
Nein, Georgine, bleibe!"
Georgine küßte dankbar der Hcv
rin die Hand,
Eine fchr annehmbare Erposi
tion," geruhte hier der Amateur zu
bemerken. Der Anfang eröffnet
Perspektiven. Diane hat ihr ganzes
Leben im Kloster zugebraclt und
nun wird sie plötzlich und ganz un
vermittelt in den größten weltlichen
Luxus hineingestellt. Brillant: Jde.
Jetzt wird mir auch klar, warum
Sie die Geschichte nach Frankreich
verlegt haben. In Frankreich ver
trägt man schon etwas und weis!
em Gericht nicht zurück, weil es
vielleicht ein, wenig wildclt. Im
Gegenteil! Also nur ordentlich
ins Geschirr gelegt!" , .
Ich gedachte nicht ,
Tatatal Nur jetzt keine Schüch
tcrnhcit! Das Publikum erlaubt viel
mehr, als Sie glauben."
Zwischen dem Publikum und
dem Autor steht noch eine Instanz!"
Ich sehe fchon, ich werde nie auZ
Ihnen einen großen Dichter ma
chen? Was wollen Sie denn nun
eigentlich mit der Dame aus dem
zrloiter anfangen
Das ist so eine Sache l Ich muß
mich an oie psychologische Folgend)
tigkeit halten."
Bleiben Sie mir damit vom
Leibe Cie haben Spannung zu
wecken uno zu unterhalten.
Nichtig um ein großer Dich
ter zu werden!"
Spotten, Sie nur! Wenn ich das
konnte, was Sie tonnen, dann soll
ten Cie mal sehen, was ich daraus
zu machen wüßte! Erlauben Sie.
daß ich Ihnen ein wenig unter -die
Arme greise und für Sie weiter
dichte?"
.Bitte!"
Zunächst müssen wir das Frau
enzimmer schildern. Sie ist selbst
verständlich sehr schön?"
.Sehr!"
Wir wählen rote Haare?"
Ich- habe nichts 'dagegen."
Tun Sie's mir zuliebe. Ich ha
bc' immer eine kleine Schwäche für
roti ' Bestien" gehabt. Tie Augett
grün : meergrün und tief wie das
Meer.'
Rot daö Haar, grün die Augen
ein wenig bunki"
Aber künstlerisch zusammen
gestimmt! Tie Schöne erkundigt
sülz also vor alle Dingen, ob , das
Bad in Bereitschaft sei. Selbst
'verständlich.' antwortete 'dif'Twn
na.
Wa as? Cie werden doch die
Heldin jetzt nicht baden wollen?!"
fragte erschreckt det Novellist.
Natürlich will ich das! Diane
wird ans dem Dunkel plötzlich in
das helle Licht gerückt. Da muß sie
der Leser sehen, und das gleich or
deutlich. Er muß wissen, waö ' er
an ihr hat. Meine Methode zu dich
ten, sichert uns gleich mehrere Vor
teile. Wir kriegen Gelegenheit, ein
kllit rassiniertem LuxuS cingecichte
teö Badezimmer und dann, was aich
nicht zu verachten ist, ihre Schön
hcit zu schildern. Also:, daö Bade
zimmer schimmerte nur fo vom
Telft Porzellan. Tie Marmor
wanne war in'en Fußboden cinge
lassen. Mächtige Sp:egcl verhuw
dert fachte:, ."
glaube, wir könnten weitergc
hcn!"
Ein geräumiger, mit einem jun
kclnden Bolharateppich überdeckter
türkischer Tiwan lud zur Ruhe nach
gJiommenem Bade."
Jetzt wird Jhnei aber das Dich
ten behördlich eingestellt."
Ich bin auch schon fertig."
Schön. Gebadet hätten wir die
Dame aus dem Kloster nun was
sangen wir weiter mit ihr an?"
Tas ist Ihre Sache, teurer
Freund."
Mich haben Sie nun aber glück
lich ganz aus dem Konzept ge
bracht." ' ,
Die Sache ist sehr einfach. Der
Roman ergibt sich von selbst. Tiane
hat bisher ihr ganzes Leben quäl
voll durchträumt, jetzt erwacht , sie,
sie hat im Gefängnis, im Dunkel,
in der Wüste wie Sie wollen
geschmachtet. Auf das geschmach
tet" kommt eS an. Nun tritt fie
hinaus auf die Oase, ins Licht, in
die" Freiheit! Ein - wahnsinniger
Durst erfüllt fie, der ungeheure Le
bcnsdurstl Da haben Sie einzuset
zen. Ein dankbareres Motiv , läßt
sich gar nicht denken!"
Es wird "sich nicht machen las
sen," erwiderte der Novellist nach
dcnklich.
Warum denn nicht?"
Gerade Ihre Phantasien ma
chen mir die Unbrauchbarkeit des
Motivs klar."
Erlauben Sie!"
Es würde an der Folgerichtig
keit fehlen."
Folgerichtig ist, daß man trinken
will, wenn man durstig ist. Sie wer
den aus Dianen eine großartige Le
bedame machen, die sich die Welt er
obert!" ' : -, '
Das werde, ich nicht. . Die Leute
in den Klostern verstehen auch lhr
Geschäft. Wenn sie einen Menschen
von Kindheit an bis zur Vollmh
rigkeit unter ihrem Einsluß gehab
haben, dann haben sie ihn auch
schon ganz für fich gewonnen."
Es kann doch aber auch psychow
gische Wandlungen geben?"
Die gibt eS, aber wahrscheinlv
chcr ist der umgekehrte Prozeß, daß
aus alternden Lcbedamcn fromme
Betschwestern werden.
Und ich habe mich so angestrengt
mit dem roten Haar, der prachtvol
len Figur, dem exquisiten Badozim
mer schade, schade."
Ich kam: Ihnen nicht helfen.
mein Teurer!
Und was gedenken Sie jetzt mit
der schonen Tiane zu tun?"
, Wir schicken sie inS Kloster zu
rück."
Das ist grausam!" -
Ich kann ihr auch nicht helfen.
UebrigcnS schicke nicht ich sie, sie
geht von selber. Sie verzichtet frev
willig auf alle weltliche Lust und
sehnt sich nach den Entzückungen der
Andacht zurück."
- Und ihr Vermögen?"
Vermacht sie jrommcn Stiftun
gen."
Der Amateur ging schwer
kränkt von danncn.
ge
Im Kefleuland:
Ta? Ctädtchcn Friedberg feiert seinen
sicbenliundertsten Geburtstag.
Von Tr. Wtlto Uhl
Keine Fahnen flattern floh aus
Sl'mmcrfenstern: ' keine Mdnncrge
smlgvercinc, Militärkapellen, Fest
redncr, Ehrcnjungfrauen und fpa
lierbildcnde Schulkinder sind ange
rieten, keine erlauchte THoycit cnt
schreitet elastischen Cchriws" dem
Auto, um auf dem alten Murktplotz
in markigen Worten des 70i)jährigen
cstchcns der Stadt Fnedberg und
ihrer unwandelbaren Anhänulichkeit
cn das angestammte Herrscherhaus
zu gedenken. . . .usw. usw.' ' Das ist
schade, janunerschade, denn zu einer
fo ehrwürdigen Jubilarin gehört nun
einmal slimmunaZförderndc? Fest-
klimbim. ' .
r Einzig der Himuiel, der auf die
neue Zeit noch nicht so recht einge
stellt zu sein scheint. Hat sich herrlich
al rüstet: blau-blcu uinzirlelt er die
Stadt wie daS drumherum auf und
absteigende schmückende Beiwerk.
Sonst ist's stille. Die typische Hef
senstadt geht ihren gar zi, geruhigen
Gang, und nur wenige Eingeweihte
wissen, um die Feftitunde: manche
l anderen
trüber
anderen haben, ohne sich ttgendwie
zu erregen, auch n ver Mi'
tung davon gelesen.
Fricdberg bleibt selbst an seinem
höchsten Festtage nur: . angenehme
T'urchgangsstaticn für rcvolutivnS
hcrrsckzastliche Autos nach dem schö
nen Nauheiin,
i Keine Girlanden, keine Fahnen.
Tie schwarz'rot.goldciie li,we se
u o ch et, und die schwarz w' iße.role
sinne fc net mehr eiiaushcige," so
erläuterte mir mein begeisterter Füh
:er, IS er mir auf niorgeiidlichem '
Gang die Bedeutung Friecvergs in
ten letztverslgssenen sieben Jahrhim
dcrten' so einleuchtend inS Gehirn
projicierte, als sei er ,selbst dabei
.'Wesen; unipsefsert allerdings von
au thentischen Hessengcschickten. ,
Bereits 1216 wird die Burg, aber
erst am U. August 1219 die Stadt,
Fricdberg (Wr.dburc, Vrcthcbcrch,
Fricdcbcrg) urkundlich erwähnt.
Günstige Verkehrsverhältnisse br'rn
C,cn der Stadt raschen Aufschwung;
sie wird die wehrhafteste deö Wet
tcrauer Städtebundes", der mit ihr
Frankfurt, Wctzlar und Gelnhaufcn
zusammonschließt: sie konnte bis weit
nach Norddeutschland hinein mit ih
rem Recht ncugegründcte Städte be
gaben, redete bei den ReichLtzcn ein
gewichtiges Wort, sah bis 1582 zwölf
deutsche Könige und Kaiser und ist,
wie Frankfurt, in der Goldenen
Bulle," ausdrücklich hervorgehoben.
Gewaltig hat die Geschichte an den
Mauern gerüttelt: andauernter Ha
der zwischen Stadt und Burg, Wer
psändung der Reichssteuern, Zusam
inenbruch des StädtebundÄ, große
Brände und zehrende Seuchen, Ver.
drängung der einfliißreichm Fried
berger Messe durch die Franklurter,
dann Krieg und immer Wieder Krieg
mit Stürmen, Plündern und Ver
Heeren schlugen unheilbare Wuihdeil
und drückten sie zu Baden.
Doch ungebrochen schraubte sie sich
kräftig empor, überwand die Zeit.
Ter dicke Hesscnschädel siegte. Viel
Unersetzliches ist zerstört und wegge
schleppt morden, viel des Schönen
ist geblieben.' Ueber allem thronend
die Burg. Viele Jahrhunderte haben
Arglos an ihr mitgebaui und von
jedem zeigt sich noch unocrwischte
Spur. Ein Konglomerat von Stilen
überflutet unö in dieser Hohenstau
f.nburg, die auf den Grundfesten ei
:es großen Römerkastells fußt; tiefe
Gräben, gezackte Vasaltfelsen, breite
Mauern gaben ihr ficheri'n Schutz.
Um den Adolfsturm drängen sich .
Burgmannenhäuser, wappn gezierte
Torc Kirche Wachthaus Brunnen
und der verästelte Garten, der, von
vorspringenden Altanen cus die
sonntagstille Stadt dor.ur.s uuftut.
Bald lassen wir den ' Zauber lvr .
Burg, der ' spitzwcgischen Hmischen,
des : verträumten Burghofes hinter
uns. Auf der alten Breiten Straize"
ttiht fich . Giebel an Gieb?l, fchmal
emporgeängt: andere mit uncndli
cher Ruhe breit aufsitzend eine
Bunte Gesellschaft, die sich lyxt innig
zusammenfand und trotz ihrer Ver
schiedenheit prachtvoll geschlostcw da
steht. Hinter ihr die Licbfrauen
kirche, die als romanische Basilika
begonnen wurde, später jedoch gotisch
weiterwuchs.' Protestantismus hat
ihr, nachdem das alte Chorgestühl
entfernt war, eine spröde.Kühle auf
drückt, fodaß dieser Typ der hessi
schen Hallenkirche etwas nüchtern
wirkt. Hinter dem, .Altar atcr steht
das Wunder, daS versöhnt: vierzehn
Meter hochgetrieben . ein gotisches
Sakramentshäuschen von unerhörter
Zärte der Steinmetzarbeit: schmieg
samsteS Holz glaubt man zu sehen,
fühlten die Hände nicht harten Stein.
Durch Gewinkel und Geecke zum
ehemaligen Ghetto und dem Juden
bad: fünf Treppen führen unter die
ErdZ und auf den Grund des 25
Meter tiefen VcunnenturmcS Rund
faulen mit Kelchkapitälen und Plat
tenprofilcn gemahnen an älteste Bau
teile der Marienkirche. Uebcrgang
vom romanischen zum gotischen Stil.
Aus. der tropfenden Dunkelheit
wieder zurück zum hellen Getriebe
der Stadt. Ruhig geht ibr Leben.
Harte Hcsscnköpw schubcn sich durch
die Gassen, wassergescheitelte Jüng
ling promenieren, Mädchen tragen
stolz ihre weißen Kleid?r, Bürger
sitzm in der Kirche und dann in der
Kneipe. Man freu-, sich behaglich die
scS schönen SonntagS. hat aber ganz
vergessen, diesen Coniitag als jubeln
den Feiertag au, den Kaünder zu
lcn. ' .
Keine Fahnen, keine Girli.noen. ..
Ei n j u n g e r Schriftsteller .muß
vor. allein zwei Tinge besitzen: viel
Geduld und. viele Briesmarken.-
Seine Erziehung.
Geh' nur. Pepcrl. hol' dir betn?
Kaufmann unten eine Orange im!
ag , der Papa- wird s schon zah
cn!" ' ,
Gib ihm doch 's Geld, du hast's
ia!" ' ,
Loss'n nur. Jda. 's Schulden
machen kann der Bub gar nicht
früh gemig lernen."
Lrum pruse, wer sich cwi.i bindet.
Ob er die rickitiae oucki iindctl
jTcr Wahn ist kurz, die Eh ist lang
t
i -.