Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, September 02, 1919, Image 6

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Tägliche Omaha Tribüne,
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Roman in zwei Bände doa Fritz Mauthucr.
(14. Fortfctzunk.)
Dem RechiSanwalt war e lamm
fi thun, festzustellen, um weicht
Stunde Twardki in der, entscheidenden
Nacht fortgewesen sei. Wieder be
kathschlagten die Polen und einigten
sich, dem guten Advokaten Alle zu sa
gen, wa sie wußten, sxn ganzen
Sonntag haoe er ncd oerumaetrleben,
natürlich drüben bei der Schlumpe.
Gerade mit Sonnenuntergang fei er
nach Hause gekommen, etwa ange
trunken, nicht sehr, und habe sich von
ihm, dem Dolmetscher, Geld aukoor
" tskn wollen. Natürlich nix gekriegt.
Dann habe er sich aus ett.gerzgrfen,
wo er mit Dem da drüben schlafe. Gut.
Da habe er geschlafen wie ein Sack.
wie ein nchttger deutscher Sa. Mit,
len in der Nacht habe er sich dann fort,
esSIichen und stt am Montag item,
lich pünktlich zur Llrbeit gekommen,
bet nah wie eine MauZ und müde wie
ein Jagdhund. Um welche Stunde er
sich sortgeschltchen habe?
Darüber konnten die Polen sich nich
einigen. Aber nach dem Merkzeichen
von Twardki'kSchlafkameraden muß
,1 so in da zwei Stunden nach Mit,
ternacht gewesen sein. Denn ,fcie
Loyska. welche sonst so !i Mitterna
ihr ftarkel Schnarchen habe, sei schon
iig,r Zk geweien.
' Van Tenius dankte seinen polnischen
Freunden, versprach sein .Bestes für
den Twardki zu thun und nächsten
Sonnte womöglich wieder zu kom
men. Bevor er die Colonie derließ,
suchte er die Kantine auf. eine elende
Holzbaracke, in der kein Plätzchen frei
war. Es roch nach schlechtem Brannt
wein und Kienholz. Hier woll er
Näheres über die Kohlengöre aus Frie
denau erfahren. Es wäre ihm aber
beinahe schlecht bekommen; auch hier
waren Criminalbeamte gewesen, man
schrie ihn von allen Selten Cnminal
entaeaen, und auch der intelligente 39e
.sitzer zuckte die Achseln und wollte
nichis wissen.
Bon einem der Holztische klangen
grobe Worte herüber, und der Rechts-
anwalt sah em, daß er heute nichts wei
ter erreichen konnte.
Auf einem langen Umweve 'über
Steglitz 'und Friedenau, an einem
Felde vorüber, des er lange betrachtete.
kehrte er nach Berlin zurück, aus dem
Wege, den er damals bei Nacht gegan-
gen war. Er hätte niemals geglaubt.
daß er die Stelle wiedererkennen Kur
de. Und er schwankie keim'Aucien-
blick. Dort auf dem Acker muhte der
arme Teils o Uhr gefunden haben.
Neuntes Kapitell
Einige Tage später ging bau Te
nius zum Untersuchungsrichter, um
sich persönlich abermals eine Unterre
dung mit Twardki bewilligen zu las
sen. Dr. Zierrot hatte nichts dagegen,
aber er war verstimmt. ' Die Untersu
chung in der Mordsache von Westend,
die so einfach zu .liegen schien, konnte
nicht abgeschlossen werden, weil wirk
lich Anzeichen dafür vorlagen, daß der
Vole Beziehungen zu einer Weibsper
son in Friedenau unterhielt und daß
tiefe mit dem Versetzen oder Ausfin
den der Uhr etwas zu thun hatte. Sie
muß! herbeigeschafft werden. Und
Twardki blieb verstockt.
Liebster College," sagte bau Te
ius, ich möch!e Ihnen helfen. Auch
ich suche der Person auf die Spur zu
kommen. Ich bin meines Polen so
sicher, daß ich weiß, sie wird eine Ent
lastungszeugm sein; ich werde Ihnen
also auf der Stelle Meldung machen,
wenn ich etwas Bestimmtes weis; oder
toerm ich mir von Ihren Beamten Hilfe
versprechen kann."
k Dr. Zierrot lächelte überlegen. '
Ihn Hilfe nehme ich natürlich mit
Dank an. Aber mit der Unschuld des
ritterlichen, Wasserpolaken ist es Essig.
Sehen Sie sich einmal die goldene Uhr
an! Ich habe sie von Sachverständigen
prüfen lassen. Man hat allerdings
den Versuch gemacht, sie für gefunden
uszugeben. Sehr raffinirt sogar.
Man hat sie erst mit Lehm beschmutzt
nd den Lehm dann sauber abgewischt.
So sauber, daß der Trödler, der sie
laufte, die Spuren gar nicht bemerkt
k?at. Aber da, zwischen den kleinen
Brillante der Initialen sitzt er fest;
Löerzeugen Sie. sich einmal selbst."
' Der Untersuchungsrichter hatte die
Kleine goldene Uhr aus einem Schub
Zach seines Schreibtisches genommen
nd reichte sie dem Nechtsanwalt hin
Der. Van Tenius lehnte ab. -
I Sie sind doch nicht etwa eklig?"
är'ef Dr. Zierrot lachend und gab die
schriftliche Erlaubniß zuni Besuche
iTwardli's.
j Doch zweimal ncch mußie bin Te
r.'us den Polen in seiner Zelle aufsu
eben, bevor Twardki zugab, die unse
Zige Uhr nicht ftlbst gefunden, sondern
ten seiner Freundin, geschenkt bekom
men zu haben. Nennen wollte er sie
stock) immer nicht. Ein Mädel dürfe
man nicht verrathen. Und nun kam es
endlich heraus, wcöhalb Twardki so
icharrlich schwieg:
Ja, gnädiger Herr, wenn Sie schon
fz viel wissen, und wann ich fortgegan
gen und wann ich wiedergekommen bin,
und Sie zeigen mich an. und es kommt
UZt heraus, so will ich es Ihnen I.
fAt s?q?zr. DaS weiß ich jetzt schon,
l.(;JKK?3tt! liW'5'N fcfff. Atts
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sie ist ein oan,' nicklSnukia? Sii.
Lovska bat Reckt, tmt Eckkumv,.
Aber so viel lieb und gut ist sie zu mir.
. rtvi . . . ' ...
CU3, Maria uno ;joer, lajrtctutchi ,u,,gr lic vurrinan
lieb hab ich sie. Und wenn ick nickt rr. setzten die Gläser an und tranken
die beiden Kinder hätte und die Frau,
und wenn es keine Sünde wäre, nach
Amerika, wahrhaftigen Gott nach
Amerika gleich hinüber Lber's Was
ser. Mssen Sie, trotzdem man auf
der Reise beinahe stirbt. Also ein
ordentliches Mädel ist sie nicht. Und
damals am Sonntag hat sie mir Al-
les abgenommen und hat noch mehr
Geld haben wollen. Ich weiß qar
nicht wozu. Naschen thut sie. Und
den ganzen Nachmittag warcn wir un
terwegs. Dann hat sie nach Hause
müssen. Wegen ihrer Stiefmutter, hat
sie gesagt. Vor der hat sie manchmal
Angst. Manchmal auch nicht. Und
nach Mitternacht hab ich wiederkom
inen sollen. Na und wie ich gekommen
bin, hat sie mich schon erwartet, und
trotzdem ein Wetter gekommen ist, ha!
sie gesagt, wir müssen Erdappel holen
gehen. Zwei Säcke hat sie mitgenom-
men, kleine' Säcke, wirklich, gnädiger
Herr, kleine Säcke. Ich hab mir ge
dacht, hol s der Teufel, werden mch!
ihre Erdappel sein, aber ich hab sie so
Ichreaiiq Neb. Und da sind wir aus
der Landstraße gegangen bis zu einem
Feld und dann hinüber zu einem Bau
ern, wo Masse Erdappel in der Erde
vergraben liegen. Sie geht immer
bloßfüßig. Und da ist sie auf dem
Felde an der Uhr hängen geblieben
mit dem Fuß; und hat sie aufgehoben
und hat sie mir gesenkt. Gut is sie.
Dann haben wir die Erdappel holen
wollen, aber ein Hund hat gebellt, und
das Wetter is losgegangen, und da
habe ich nicht wollen. Gezankt haben
w:r uns. und das ist Alles. Jetzt,
gnädiger Herr, wissen Sie, das kann
ich nicht, das Mädel anzeigen. Die
draußen, die mit mir zufammenwoh-
nen, die würden Alles erfahren und es
im Herbst meiner Alten zu Hause er- i
zählen. Aber daraus mach' ich mir
'nen Teufel was, nur das Mädel, das
zeig' ich nicht an!"
Der Pole hatte alle diese Mittbei-
lungen mit leiser Stimme gemacht und
von Zeit zu Zeit nach der Thür ge-
lauert, ob kein Beamter horchte. .
Van Tenius war froh, den Mann
endlich zum Sprechen gebrach! zu ha-
beu. Er gab ihm sein Wort, bis auf
Weiteres auf. das Zeugniß des Mädels
zu verzichten. Er wolle die Geschichte
genau überlegen und zusehen, ob man
die Wahrheit nicht ohne die .! den
Erdäpfelsäcke erzählen könnte. Dann
wäre ja das Mädel, die Kohlenqöre,
außer Gefahr.
Twardki kratzte sich den Kopf.
Nee. nee, gnädiger Herr. Haben
Sie es einmal versprochen, so bleibt's
auch dabei. Geklatscht wird nicht,
Wissen Sie, wenn das mit den Säcken
auch fortbleibt, und wenn ich auch vor
meiner Alten keine Angst habe, missen
Sie. sie ist
eine gar zu arge
Schlumpe."
Und der Pole
fing bitterlich zu
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weinen an.
Am Sonntag nach dieser Unterhal-
wng fuhr van Tenius wieder vor Ti-
che in die Albeiterkolonie. Er nahm
diesmal keine Einladung an. zablie
aber wieder eine Flasche Kornbrannt-
wein und bat. d Kohlengore. wenn
sie sich wieder im Grunewalde leben
liefe?, dabin Zu verliändiaen. da der
Advokat des TwardN sie gern sprechen
möchte.
Heute erfuhr er nichis Neues über
Twardki: Nachmittaas konnte er bei
Ossendorffs desto mehr von der Noma-
denkultur dieser Polen erzählen. Er
hatte jetzt einen guten Einblick in ihre
wirthschaftlichen . Verhältnisse gcwon-
nen und dafür mteressirte sich auch
Ossendorfs. Van Tenius gab bei
Tisch fo viel Zahlen zum Besten, daß
die EstistZtante sich am Ende zu lang
weilen anfing und nachher einen ge
rneinsamen Spaziergang vorschlug.
Äcarianne bat verakbens ttthirhL
!e Geheimsprache zu reden. Van Te-
nius hatte sie nicht verstanden. Da
agte sie mit einer Empfindlichkeit, die
man an ihr bis dahin nicht gekannt
yalke:
.Wir werden wohl zu Hause bleiben
müssen. Ter Nechtsanwalt bat nur
noch seinen Polen im Kopf
t Weg wird Dir aut thun.'
sagte Ossendorff. Geh' nur mit der
Tante und dem Vetter; van Tenius
oleidt bei mir und wir erzählen uns
was. Etwas, was euch doch nicht
amüsiren würde. Und gemüthlich soll's
werden. Eine Flasche Mosel, von dem
guten aus Koblenz. Und zwei Gläser.
Nach meinem Zimmerl'
Ossendorff und van Tenius faßen
jc;n vcim uatiit, us vie vorigen
iSrcunve heremttaten, um Abschied zu
mhmen. Man trennt: sich für die
kurze Zeit unker Scherzen. Nur Ma-
ianne konnte ihre Nervosität nicht
verbergen. Sie strich ihrem Mann
aher als sonst über das Haar und
reichte dem Nechtsanwalt ängstlich und
kuz die Hemd.
Als Ossendorff und van TeniuS
allein waren, mußte der Rechtsanwalt
noch einmal beide Gläser füllen. Os-
jendorZs sagte:
.Es wird eine lange und intime Un-.
ierhadlung werden Ich muij. vorher
tot)1tn o6 Sie
Sind Sie eS?"
a-".c .
.Beleihen Sie.
mein Freund sind.
wenn ich trotzdem
ein kleines Mysterium vollziehen
möchte. Mit feierlicher Beschwörung!
Bei den Fratzen unserer Jugend, bei
den Nächten am Ufer des NheinS. bei
dem. was wir je geliebt haben: Bruder-
schift, Robert! Blutsbruderschaft!'
.Blutsbruderschaft!'' sagte van Te
' ernst und Ossendorff lachte.
I K:: s4.r.M&.. w:. w.. v t
aüi-
.Den Kuß und das Du wollen wir
uns natürlich schenken. Aber ich weiß,
jetzt werden Sie mir die Wahrheit sa-
gen. Und wenn Sie nicht dürfen, so
werden Sie an die Fratzen unserer
Jugend denken, und ich werde das Jh.
ren Augen ansehen. Also zur Sache!
Seit mehr als einem Monat geht
Zwischen Ihnen und meiner Frau et
was vor. Ruhig, Herr Bruder! Sie
sollen mir erst antworten, wenn ich
fertig bin. Meine gute Frau Anna
Maria ist mir nicht ganz gleichgültig,
Sie und mein Sohn Wölfi beschäfti
gen mich mitunter ein wenig. Ganz
einfach, ich bin in meine hübsche Frau
wahrscheinlich verliebt, und habe mei
nen Sohn ganz gern. Beides ist ja
wohl in der Ordnung. ' Ich bin ein
ganz gewöhnlicher Vatte und Vater.
Ossendorff schloß die Augen, preßte
den Mund zusammen und ballte die
Faust, um sich zu beherrschen; trotzdem
sH, langsam wachsend ein zerrissener.
heiserer Ton des Jammers aus seiner
eyie. Gewaltsam unterdrückte er
endlich sein Gefühl. Er schluckte nur
einmal auf. dann nahm sein Mund
wieder den gewohnten ironischen Aus
druck an und er sagte: .
Das war so ein Krampf. Unter
Brüdern genirt man sich nicht. Die
musikalische Lezleiwng zu , meinem
Text! Also tveiter! Warum sollen Sie
es nicht wissen? Wahnsinnig liebe ich
meine Frau, wahnsinnig liebe ich mei
nen Sohn. Ich könnte mich ruhig
selbst umbringen, um meinen Sohn zu
retten. Ohne Phrase. Aber" wie
der gurgelte etwas in seiner Kehle
ich könnte meinen Wölfi, meinen
Wölfi könnte ich mit dieser Hand ,
wenn ich. mir damit mein Weib, mein
Weib "
Und nun brach es loS. Nur ein
Schrei, ein langer, gellender Schrei,
furchtbar. Weiter nichts. Und die
Eesichtsmuskeln kloaen.
Van Tenius glaubte, Ossendorff
müßte in diesem Zucken sterben. Er
hielt ihm die Hände sest. Er redete
sinnlose Trossworie und blieb endlich
verlegen stehen, als Ossendorff ihn ge-
waltsam von sich stieß und keuchend
mit den Nägeln . in feiner inneren
Handfläche wühlte. Nach einigen Mi-
nuien verlangte er ein .Glas Wasser,
tränk. es aus. lächelte und sagte:
Es ist recht gut, daß wir Bruder
schaft getrunken haben. Sie begreifen.
van Tenius, dcch ich niemals auch nur
den Versuch gemacht habe, seit damals,
Anna Maria anzudeuten, daß meine
schäbigen Neste doch noch so etwas wie
ein Mensch sind. Ich habe mein
Weib niemals auch nur mit - einem
Blicke beleidigt. Ich bin überhaupt ein
höflicher Mensch. Und so frage ich
Sie ganz hoflich: was ist vor beiläufig
sechs Wochen zwischen Ihnen und mer-
ncr Frau vorgefallen? Es t etwas
. - t f t . .
vorgefallen, tie yaoen nen enoiicy ver
ständigt, oder Sie haben mit einander
gebrochen. Antwortm Sie
Meine Veziehunl'kn zu Ihrer Frau
haben im Laufe der letzten zwei Jahre
gar keineAenderung erfahren." ,
mgen:
Ich lüge nicht!'
.Ich bin nicht blind. Ich weiß. Zch
bin ein Krüppel, und die Straßendir
nen werden tugendhaft bei meinem
Anblick. Aber die Augen sind mir ge-
blieben. Van Tenius. feit zwei Iah-
n beobachte ich Sie beide. Seit zwei
Jahren sehen Sie einander heimlich,
Bis auf die Minute errathe ich dieZeit.
eit zwei Jahren flüstern Sie hier an
meinem Mische . womos . levestande
leien. Seit zwei Jahren! Ihr solltet
vorsichtiger sein. Ihr solltet 'rück-
sichtevoller sein. Ich könnte das der-
langen. Und dabei ward ihr ruhig.
Was ist jetzt geschehen?"
üan Tenms saß unschlüssig neben
dem ärmsten Manne und hatte die
Hand auf seine Schulter gelegt. Os-
fcndorff fuhr fort:
3$ hoffe, Sie halten was auf
mein uisort. agen eie mir d.e
Wahrheit, und ich schwöre Ihnen,
Anna Man soll weiter lit keinem
Blicke beleidigt, mit keinem Worte ge-
trankt werden!
(Fortsetzung folgt.)
- Redlich reittgebracht.
Toni: Du, Michel, der Hirsebauer,
der hat Dich mit der Kuh. die er Dir
unlängst verkauft hat, gehörig betro
gen!" Michel: .Dös macht nir! I
hab ibm gestern a Pferd verkauft, mit
dem is er tüchtig angefchmiert, da
hab ich's wieder redlich 'reingebracht''
Auf demkieimwea'evon
der Kneipe. Süffel: Bru
Bruder, jetzt sind wir im Mittel pu
Punkt der Welt!" Mermayer
.Wa warum denn?' Süffel:
Siehst Du denn nicht, wie sieb A
Alles um uns dreht?'
Frauenweisheit. Kauf-
mann: .Heute Nacht ist unsere Kasse
ausgeraubt worden " Frau:
Siehst Du, hättest Tu mir gestern
die hundert Mark für das Sommer
kleid gegeben. dnn wäre der Schaden
kleiner gewesen.'
Neues aus
7VT.M . ..x
viaMr'-lMö MUUUNue.
Tag Hemficber.
Von Dr. E. Bade.
Ueber der Wiese zittert daS San
licilgold, bis silbernen Strahlcnblü-
ten der Daijys leuchten aus dem faf
tigen Grün wie funkelnde Sterne,
und an den Blütcnährcn dcS Grases
hängen die Staubbeutel, voll von
Blütenstaub, weit hervor. Wenn
dann ein sanfter Wind leise über die
Wiese dahin zieht, so daß die Gräser
sich unter seinem Drucke senken und
hoben, wie die Wogen des nimmer
ruhenden Meeres, entführt der Wind
auf seinen leichten Fittichen ganze
Wolken dcZ gelben, winzigen Dlu,
tcnstaubcs. Wie ein goldschimmern,
der Rauch schwebt er in der Lust,
hoch hinauf ins Blaue hat ihn die
steigende Sonne gehoben, um ihn
die Schönheit der weiten Welt von
oben sehen zu lassen Im leichten
Hauch der Luft, ein schimmerndes
seines Pulver, leaeln oie Milliarden
liörnchen des Blutenstaubes, sie
sind kleine Montc,ols,eren, weil leocs
der kleinen Uornchcn zwei mit Lust
gefüllte Säckchcn hat, in denen sich
die Luft unter dem bmilui e der
Sonnenstrahlen mehr ermärinl als
die der Umgebung. Und dadurch
steigen sie schwindelnd hoch enipor
und kommen abends wieder herab.
Tie einsetzende Kühle zur Zeit der
untergehenden Sonne zivingt sie wie
der nieder, und wenn die ersten Tau
tropfen auf den Gräsern funkelnd
blitzen, haben sie ihre luftige NeiZe
beendet und sind wieder unten ange
kommen. Wieweit sie in dem son
nigen Acther, umflntct von Licht und
Licht und Wärme, geflogen find, wer
kann es sagen! Äicle von ihnen
werden auf diesem Zug zur Höhe
verschlagen, kommen nieder auf die
weite Waizerstachc der ee. ooer
eines der Sommergcwitter überfällt
sie inmitten ihres kühnen Fluges.
schlägt sie mit dem klatschenden 3i
gen zu ooen unu km uuhic
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wden Nasser eine gelbliche arbe
mit, und das Volk spricht dann vom
Lchwefel regen", der ans die sund
hafte Welt hernieder gegangen ist.
In zutrenender Weile hat der
Bolksniund diesen" ans den Bluten
ausfallenden Staub, der die Be,
fruchtung der Pflanze besorgt, als
Blütenslaub bezeichnet. Beim bui
hendcn Grase werden die Staubbeu
tel von langen Fäden getragen. kom
men durch den leisesten Windstosz in
chwingenöe, pendelnde Bewegung
und entlassen, wie geschüttelte Streu
büchsen, den Blutenstaub in kleinen
Prisen gleich in w Lust. Ber ande
ren Pflanzen sammelt er sich beim
ÄussaUen aus den staubveutein erst
auf einem gegen Nässe geschützten
Platz in der Blute an, und erst wenn
die für seine Verbreitung geeignete
Umstände eingetreten, sind, wird er
vom Winde auf lustiger Reise davon
geführt. ,;
Ter Zweck dieser Luftreise besteht
in dem Aufsuchen der weiblichen
Narbe der Blüte, um sie zu befruch
ten, damit es zur Ausbildung des
Samens kommt. Es hängt also von
mancherlei Zujälligleiten ab. das; der
von dein launischm'Wind entführte
T'lütcnstaub auch wirklich ieinen
Zweck erreicht und auf die gerade be
lcgungsfähige Narbe einer gleichen
Blüte kommt. Gewissermaßen ist
solches immer nur ein Zufall, uno
um solche Zufälligkeiten nach Mög
lichkeit zu schassen, deshalb entwickeln
alle im Winde stäubenden Pslanzen
ungeheure Mengen von Blutenstaub
und verwenden auf die Ausbildung
desselben viele Nräfte. Der Bluten
staub, der bei den im Winde släu
benden Pflanzen in Form von Staub
hervorgebracht wird, erscheint bei an
deren Pflanzen in Form schinicriger.
klebriger Klümpchcn, als keulenarti
ger Nörper oder als eine krümelige
Masse, und zu den Pflanzen, die den
Vlütenstaub in der Weise ausbilden,
gehören die größten aller Pflanzen
familien, wie 10.000 Korbbliitlcr,
10,000 Orchideen, 500 röhrenblumi
ge, 4000 Kreuzblütler, 3000 Schmet
terlingsblütler. Tausende von Tol.
denpslanzen und noch viele, viele
andere. Bei allen diesen erfolgt die
Übertragung des Blüten, taubes
hauptsächlich durch Insekten, und alle
solche Pflanzen erzeugen bei weitem
nicht die Massen von Pollen oder
Blütenstaub, als die windblütigen
Gewächse, die etwa nur ein Zehnte!
den ersteren gegenüber ausmachen.
Mit dem bios.cn Äuge betrachtet
ist solch ein Pollenkorn zu winzig,
um überhaupt etwas an ihm sehen
zu können. Unter dem Vergröf;e
rungsglas indessen lassen sich bei den
im Winde stäubcnden Pflanzen an
dein einzelnen Staubkorn deutlich die
zwei mit Luft gefüllten Söckchen er-
kennen. Äonit besteht da? ganze U)e
bilde nur aus der Haut und etwas
darin einzoschlossenem . Schleim.
Ganz anders sind die Polleukörner
der nicht stäubenden Pflanzen ge
baut. Tie sind bei jeder Pflanzen-
gaktting anders gesonnt uns mü
anderen Verzierungen versehen. Sehr
oft sind sie kugelförmig, die Hallt
mit Stacheln' versehen oder mit Lei
sten geschmückt, die sich zu einem
Netz vereinigen oder LanZ'.trcnen
bilden. Auch regelmäßige aeometr:
schc Fizureik. Warzen. Körnchen.,
Zacken undkonstize jeme kulptu-.
ren sind der Haut aufgesetzt. Sie
dienen alle dazu, in den Haaren der
Insekten beim Blütcnbcsuch hangen
zu bleiben, um dann von diesen Tie
ren auf die Narbe einer anderen
Blüte abgelagert zu werden. Hat derj
Pollen dieses erreicht, ossnct sich
seine Haut an einer ganz bestimmten
Stelle und der Inhalt tritt als rasch
wachsender. Faden aus, um daS im
Innern des Fruchtknotens ruhende
vk aufzusuchen und ,ch mit diesem
zu verschmelzen. Hierdurch regt er
daS Ei zum Wachstum an
Ueber die chemische Beschaffenheit
des Blutenstaubes liegen erst verein
zelte Untersuchungen vor. Er enthält
von Stoffen, die den Infekten zur
Nahrung dienen, in der Trockensud,
stanz 16 bis 30 Prozent Eiweiß
stoffe, 1 bis 7 Prozent Stärke. 0 bis
lo Prozent Zucker, 3 biö 10 Prozent
jtt: der Aschengehalt t mciit nie
drig (3 bis U Prozent), die Asche
reich an Phosphoriaure und 5tali,
auch an Magnesia, aber arm ' an
Kalk. Neben diesen Stoffen kommt
besonders im Blutenstaub der
Windblütler ein starkes Gift für
empfindliche Personen vor Dieses
hat man ausgezogen und konnte so
leine Wirksamkeit genau nachweisen
und auf feiner Wirkung beruht der
Äusbruch des so vielfach gefürchteten
Heufiebcrs. auch als'Hciiasihnia oder
sommerkatarrh bekannt. Em Tropf
chen dcS ausgezogenen, anßrroröent,
lich verdünnten Gutes in die Augen
oder aus die Nascnschleimhaiit ge
bracht, erzeiigt rn diesen Organen
bald eine Schwellung, Nötung und
Niesen, sowie alle Beschwerden, die
ein Heufiedei kranker hat. Die fpe
Zifisch giftige Wirkung des in Frage
kommenden Blütenpollens ist an die
im Pollen vorhandenen Eiweihitoffe
gebunden, und so klein nun auch die
Polleiikörner sind, genügen bei ei
nem Durchschnittsmenschen vierzig
bis fünfzig von ihnen, bei empfind
lichen Personen aber schon zwei di-5
vier, um einen Heufieberanfall her
vorzurufen. . ,.
y,, ......l,. t;s;;; h.
fl" vi
Wer zu dieser ctranfheit eine er-
IvVi VL i it Vi'il kiLii'ii, ivi'y u ivu t'v-
...,. . . ..... .... ... y
5üatnr ihr Jeicrkieid angelegt hat.
wenn draufzen alles grünt und bliilsl
und die .'uft mild und warm ist.
Es stellt sich dann ein mehr oder we
niger starker ttatarrh der Augen, der
Nase und des Nachens mit imchro!
gendem ziehlkopf- und Lnftröhrenka
tarrh in Verbindung mit einem hef
tigen Aslhina ein. Taö Leiden mel
I V " i.. - .- ).. .....
det sich in seinem Vorstadium durch!
geiegemuazes uaen uns Rötung
der Augen, sowie durch leichte Nie-ö
anfülle beim Aufenthalt im Freien
schon ein bis zwei Wochen oorbcr an.
Außer den schon angeiuhrten Erschei
mingen verspürt der Kranke auch
noch Beschwerden un Zahnfleisch, im
hm'tcn und weichen Gaumen, im
Rachen und den oberen Luftwegen.
Im Anschluss, daran treten dann die
Aslhmaaiisällc auf und dazu komm!
noch bei 'manchen Personen am Vor
derarm und zwischen den Fingern
ein nefselsuchtartiger Ausschlag
Trotz des Namens Heuficber kommt
es doch mir selten vor. dag sich ic
bcrerschcinungeii einstellen, wohl
aber Kopfschmerz und Zieizbarkeit
und ein quälendes Gefühl von
Schwäche und Abgespanntheit. . Bei
einem ruyigeu Zuninerausentya!!
machen sich die Beschwerde kaum
bemerkbar, im Freien und beim Rei
sen können sie unter Umständen recht
unerträglich werden. Setzt regnen
schcs Wetter ein. so verschwindet sie
fast gänzlich, Heller Sonnenschein,
schwüle Temperatur und Landluft
verschlimmern sie, in der Stadt
macht sich die Krankheit weniger be
merkbar. Im Hochgebirge oder ans der
Hochsee, wo die Luft frei von Blu
tenstaub ist, tritt kein Hcusieber auf.
Aber nicht jeder kann hier leben.
Trotzdem können sich weniger emp
findliche Personen gegen die Krank
beit dadurch schlitzen, das; sie die
Naseoffnungen mit Bormelin oder
einer sonst indifferenten Salbe be
streichen, oder . fleißig Nase und
Augen mit lauem Wasser ausspülen.
Während der Grasblüte hält man
dann in der Nacht die Fenster des
Schlafzimmers abends , und nachts
geschlossen, da, wie schon gesagt, mit
Einbruch der Dämmerung der in den
höheren Luftschichten segelnde Blü
tenitaub sich auf die Erde herab
senkt. Man nimmt heute an. daß die An
läge zmil Heufieber durch eine zu
fällige Berührung mit ungewöhnlich
großen Mengen von Blutenstaub
eine Ueberempfindlichlcit der bctref
senden 5lörperstellen erzeugte und im
folgenden Jahre kommt dann das
Henfieber bei den so überempfindlich
gewordenen Personen in der geschil
derten Wei'e zum Auöbruch. Merk
würdiger Wei-e werden gerade Män
ner doppelt so oft als Frauen von
dcc Krankheit befallen.
A us ein Glas.
Ter Durst, mein lieber Freund.
''t
eine arge Plage
Und kann verbittern dir des Lebens
schönste Tage,
Trum halte dich an mich und laß
's wird dir frommen.
So du c-i irgend kannst, niemals
jum Durste kommt n. ;
Flltgkndk Erforschung $
i bradorb ?
Zum ersten Mol wird da rltselkjafte
Land von $Un (er exrkft.
Trotzdem wir das Rdeal eines
allzeit ' sicheren Flug-VerkchrS -wenigstens
bis zu dem Grade, wie
i1 Weltmecr-Verkehr mit den besten
Schiffen noch nicht erreicht ha
ben, und jede Woche der eine oder
c-ndere Boxfall uns zur Bescheiden
heit stimmen könnte, tauchen immer
zahlreichere Plane für proiilpte prak
tische Ausbeutung von Aeroplanen
und Lenkluftschiücn auf.
Eine solche praktische LluLmitzung,
zum Unterschied von der bloö sport
llchen, war bis in die jüngste Zeit
fast nur auf militärischem Gebiete
erfolgt, im Weltkriege. ES wurden
grohe Erfolge damit erzielt, und
Unfälle waren vcrhältnismäfzig sehr
jeltcn. Da fragt man sich natur
c.emäsz: Hat sich das Flugzeug im
Kriege so gut bewährt, sollte cS sich
im Frieden nicht noch besser bcwah
rcn können, wo der einzige Feind,
mit dem tan zu tun hat, die blin
den Naturclemcnte sind?
Nicht nur für das Geschäft und
den Verkehr, sondern vor allem
auch für die wissenschaftliche For
schung erwartet man vom Airoplan
Tienst noch vielerlei große Dinge
schon . für die nächste Zukunft, ob
chon man schüchtern zugesteht, dasz
das Flugzeug immerhin weitere Ver
besscruugen vertragen . könnte.
Unter verschiedenen Acroplan
Flugplänen, deren Ausführung be
u'its während der letzten Woche in
die Wege geleitet wurde, ist der
nachstehende einer der interessante
sten, obwohl er nur cinci. privaten
Charakter trägt. Er betrifft die end
liche Erfor chung des Junent der
Halbinsel Labrador oder seiner bis
zum heutigen Tag dunkel" geblie
ocnen Teile mit utc-von Flugma
schinen. zunächst zi, einem iudustricl,
len Behufe, in? Expedition - ist
rur die erste von eiik'r ganzen
.'eihe in anderen Gegenden.
Diese gröhle Halbinsel von Nord
amerila (politisch gehört sie zu Neu
siliidland. hat aber bis jetzt grofzcn
teils eine wilde Eimiedler-Ekislenz
geführt) ist in manchen Beziehungen
a.,ch die merklcürdigste. Sie ist
von fast allen Seiten her lhr schwer
zugänglich, trotz der vielen engen
Buchten oder Fjords", welch? das
Eindringen in die innere Welt nur
och schwieriger gestalten, soweit sich
diese Hochklüftc überhaupt erstrecken.
Bon - manchen . Strichen im Innern
weis; man ungefähr ebenso viel, wie
von i der nächsten Umgegend M
Nordpols. Die Bemühungen von
e-nigen kühnen Forschern haben erst
ziemlich wenig Aufklärung gebracht
und dehnten sich me über das ganze
zerklüftete Land auö.
Indes find aber manche auffal
lci.de Tatsachen ermittelt ' worden.
Man ist längst davon abgeklmnlen.
ganz Labrador cls das oZe Stein
land" anzusehen . Von etlichen Tei
lrn weiß man allgemeinhin, daß sie
reich an Naturschätzen und Natur
schönheiten find. Ter südliche Teil
enthält viel Waldhänge, wo sich
wahrscheinlich Bauholz für geraume
Zeit in großen Mengen holen ta&t.
was in unsern Tagen von unge
wohnlicher Wichtigkeit ist. Eine
Gesellschaft von Holzindustriellen ist
ts auch, welche das Unternehmen
veranstaltet. Sie hat ihr Äugenmerk
euch auf die grotzartigen Gelegen
heiten zur Entwicklung von Wasser
lrasten in dem flüsse und sem,
reichen Labrador genchiet; einige
der größten Flüsse und Seen sind
niemals erforscht worden!
Von zwei Aeroplenm aus (Eur
titsche Doppeldecker, mit funken
telegraphischen und photographischen
Einrichtungen) wird die ganze For
schnngsardeit besorgt. AlleS in al
lem gehören 20 Personen zu. der
Partw. TaZ gesamte Geviet tmro
überflogen; und man erwartet, in
etwa sechs Wochen eine Arbeit zu
bewältigen, welche mit Kanoe und
zu Fuße .aber ohne Hilfe von Flug
zeug, fünf Jahre in Anspruch ge
rommen haben würde!
- Die Platform.
Sam und Nastus fuhren mit ein
ander in einer Jim EromCar einer
südlichen Eisenbahn nach einer
Pflanzung, um bei der Baumwoll
ernte zu helfen . Sie sprachen über
Politik, speziell über die bevorstehen
dc Ctaatöwahl. Nastus war ein ra
biater Parteigänger des Repräsen
tauten, der sich um Wiederwahl be
warb. '
Ja. ia" sagte Sam. , -Ich halte
ihn sa auch sür gut; aber seine
Platform gefällt mir nicht."
Platform, Platform!" wetterte
öiastus. Sage einmal, weißt du
nicht, daß die politischen Platformen
ganz so sind, wie die hier an den
Eisenbahnwagen? Tie sind nicht da
zu da, um darauf zu stehen, sondern
nur um darauf hereinzukommen,"
Jeder nach seinem Sinn wählt
seiner Freuden Ort; Der . No
senkäf - hier, und der Mistkä'er
dort.
pitntt Bilderstürmer.
Im Deladl wird jetzt der GarauS
gemacht. .
In Wien ist man gegenwärtig
eifrig daran, de Erinnerung an die
einstige Monarchie der Habsburger,
soweit sie in äußerlichen Symbolen
sich kundgibt, auö der Oeffentlich
leit auszumerzen. Den Anfang mit
diesem etwas spielerischen Tun mach
ten die Tabaktrafiken in der Stadt.
Die kleinen, meist von alteren
Frauen geführten Lädchcn waren
durch ein nettes, hellgelbes Schild
kenntlich gemacht, auf dem zwischen
den Worten Tabak und Trafik der
alte österreichische Doppeladler in
schwarzer Aufmachung zu sehen war.
Nunmehr ist dieses gefährliche Wap
pentier samt den ebensowenig belieb
kn Buchstaben K. und it. an den
leisten Geschäften gelb überpinselt
oder mit braunem Packpapier zu
geklebt worden, fo daß die Bezieher
nicht mehr Gefahr laufen, die ihnen
in kleinsten Mengen zugeteilten Zi
gcrren und Tabake in einer kaiscr
llch-königlichcn Trafik einkaufen zu
müssen.
Ein cttvaS anderes Verfahren
haben die zahlreichen ehemaligen
Hoflieferanten und Gasthäuser ange
wandt, um sich deS Doppeladlers
über ihren Türen zu entledigen. Da
es sich hier meist um plastische Dar
stellungen handelte, wurde das gol
dcne, schwarze oder auch bronzene
Symbol nicht etwa beseitigt da
zu sind die Verhältnisse wohl noch
nicht sest genug sondern in Tü
chcr. aus Sackleinwand gesteckt, die
nun bei jedem Windstoß sich blähen
und den Eindruck erwecken, als käm
pfe das eingesperrte Tier unter der
Verschnürung um seine Freiheit.
Auch im Volkhaus am Fran .
zensring, wo die Republikaner jetzt
ein Gesetz nach dem anderen gegeil
die bisherige Gesellschaftsordnung
bcschliettcn, ist die Zerstörung ur
alter Symbole a der TagcSord
iiuug. Ueber dem Sitz des Präsi
l'.nten der Nationalvcrsainmlusig im
schönen Halbfondsaal befand sich bis
vor kurzem ein Doppeladler mit der
Krone und den kaiserlichen Jnfig
nicn; obwohl man für den wirksa
men dekorativen Schn;?! keinerlei
künstlerischen Ersatz hatte, wurde
das Wappen hcrunterg livlt: ebenso
wurden alle anderen Adler, Wappen
uud sonstige an die Moiarchie er
inncrnden Zicrrate in dön Anlts
räumen des Parlaments beseitigt,
damit auch keine kleinst- Krone den
Geist der republikanischen Freiheit ,
verletze. Ob dieser Bildersturin bet
den künstlerisch weallcrcn Erin
ncrungm Halt - ma t wird, steht
noch nicht fest.' Jed rfallö würde
der Wiener, der auf den gediegenen
Sckimuck seiner Vater't -dt mit Necht
stolz ist und in dm zahlreichen be
teutenden Tenkmälee.i Wiens ein
Clück seiner eigenen h:mUit Ge
schichte ficht, es weder verstehen noch
dulden, daß um rcpubUla..-.ticr Ei
tclkeiten willen Hano an die ge
schichtlich gewordenen Stütze gelegt
n.i? d.
TauthenoeyS Stickereien.
In München sammelt man jetzt
die Stickereien des kürzlich in Java
verstorbenen Dichters Maximilian
Tauthcndcy, der sich während se
ncr letzten Münchener Jahre cifric?
mit der Nadclkunst beschäftigt haUc
Diese Stickereien zeigen den gle-,
chen erotisch phantastisch farbigei'
Stil wie die Lyrik Tauthendeys.1
und fie beweisen die Einheit dieses
starken Persönlichkeit, die sich mit.
jedem Kunstmaterial gleich blieb
Dauthendey hatte eine ganze eigene,;
V- 'V s . a rri'.t:
HtLyiuuiii.-miue mu)iiu es vsxiu
kms. Er befaß einen großen Ctick'X
rahmen aus kostbarem Olivenholzl' ;
und arbeitete nur auf feinster indi! ;
scher Seide. Sein. Frau kädelt . .
ihm zahllose Nadeln mit kuntcrbuni "
ten Seidenfaden ein, und er warft i
dann die Nadeln, kurz zielend, in ?
das Seidentuch. So entstandeis.!'
Blumen und Tiere von bizarrste U
itt:rr: jr..:i . .... . ilt
uiumiuiuiicii, ovcr von gumcnocri
isazonyeir. sein mei nemüd war ! 5
em großer P au. arabesk in der
Kontur, blendend in der Pracht sei
ner ivarBMi. an tieni ur htri flT),i.
v. v. v.i. iv-ra ,
nntfl rtcnrfipitnf fmf
Die Freistadt 2min. OBcrBiir.r
germeister Bahn mb die erste om.t,t
gieue rnarung zur Freistadt Tan fi
zig ab. Er führte aus: Schwedens
Herzens fugen wir uns der EnM
scheidung. Wir wollen aber unvor?
mindert daS Deutschtum hchr - I
Stadt erhalten und am Aufbau des ' l
neuen Staats? enS mitdelien. bül
in dessen Ausgestaltung die Bevölh
irung icoe onoerak'ion vermeiden t
muß. im Vertrauen auf die Erklä.R!'
rung der Entente, die ' Freistadt
Danziz sei autonom und werde iiiJy
keinerlei Form zu Polen gehören. a :
Tie Zahl der unbesoldeten Stadt lli
räte soll auf vierzehn erhöht wer!,,
den. Tie drei freien Stellen sollen
von Arbeitervertretsrn besetzt wer-!,' '
den. DaS Wahlrecht soll ollgemein' k I
gleich nd direkt sein, auf Grund l )
läge der Verhältniswahl. Er bat i
am Schluß, durch Ruhe und Vefor
n'k-k
nenye,t,en Magistrat bei der (?r
füllung seiner schweren Pflicht ju
unterstützen. -
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