Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 29, 1919, Peace Edition, Image 22

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Nonmn in zwei Bänden von Fritz Manthncr.
(1L Fortsetzung). '
Van Tennis hatte mit gekreuzten
Armen zugehört.
Ich finde Ihre Argumente nicht
ganz logisch. lieber.Herr Kollege. Be
wiesen ist die Zeit, des Mordes eben
auch nur so so. Ist nun etwas an der
Aussage des Kutschers, so spräche es
eben dafür, daß der Mord schon am
Sonntag Abend . .
.Aber. Herr Rechtsanwalt. der Pole
ist den ganzen Sonntag bis fünf Uhr
in Gesellschaft seiner Genossen gewesen.
Hätte der Mord also schon am Sonn
tag stattgefunden, so hätte ihn doch der
Pole nicht begangen
.Das nehme ich eben an, Herr Kol
lege, daß der Pole unschuldig ist."
.Ganz nach elieoen, Herr Rechts'
anmalt. Sie werden das in Ihrem
Plaidoyer näher ausführen. '
Van Tenius bedauerte schon, daß
das Gespräch eine scharfe Wendung
nahm. Er lenkte ein.
Sie waren so freundlich, Herr Kol
lege, mir jetzt fchon den Zwischenfall
mit dem Kutscher mitzutheilen. Ich
will mich dankbar beweisen und Ihnen
saaen. d?K iS in meinem Plaidoyer
sicherlich auf diesen Kutscher zurückkam
men werde. Wenn Sie diese Fährte
jetzt gänzlich verlassen, werde ich das
für meinen Polen auszunützen suchen."
Dem Rechtsanwalt stand derSchweiß
auf der Stirn. Aber er konnte nicht
anders. Er mußte der Behörde helfen.
Ironisch aber gemüthlich antwortete
der Richter:
Sie hätten Staatsanwalt werden
sollen. Herr Rechtsanwalt."
.Als ob Staat und Recht Gegensätze
wären!"
Der 'Kutscher hat sich erst am
Sonnabend um 5 Uhr gemeldet. Zer
pen ist vorher, am Tonnerstag begra
den worden. Wir konnten den Kut
scher also nicht gut unmittelbar nach
der That zur Leiche führen."
Wer Sie konnten die JdentitäiZer
pens mit dem Unbekannten des Kut
schers durch Photographien feststellen."
'-Das tonnen wir noch thun, Herr
Rechtsanwalt. Und damit Sie in Jh
rem Plaidoyer den Sieg über unsere
armen und unwissenden Beamten nicht
zu leicht haben, soll eö auch noch gesche
hen Eigentlich war das wieder sehr
patent von Ihnen. Wo kneipen Sie
jetzt?"...
Am Dienstag wurde der Kutscher
nach dem Kriminalgericht gerufen.
ES wurden ihm zwei Photographien
vorgelegt. Auf der einen war Zerpen
abgebildet, wie er in feinem kurzen
Schlaftock von persischem Muster in
einem Polsterstuhl saß. ein Buch in der
rechten Hand, eine Eigarette in der lin
ken. Sein Gesicht hatte einen Aus
druck, als ob er eben ein lyrisches Ge
dicht gelesen hätte und es mit Rührung
nachempfände.
Die andere Photographie war nach
ker Leiche gemacht worden. So wie
man Zerpen, ohne Rock und ohne Stie
fel, nach vierundzwanzigstündigem Re
gen im ausgeweichten Boden gefunden
hatte, so hatte ihn ein Amateur-Photo-graph
aufgenommen, der Mitarbeiter
eines Familienblaites.
.Der KAtscher beguckte sich Um Bil
der lange und aufmerksam.
.Nee hören Se." sagte er endlich,
da werde ick den Preis nich verdienen.
Hier wo er mit dem Maskenanzug da
sitzt, is er ibm allenfalls ähnlich. Be
sonders derTchnurrbart. DerSchnurr
bart is et. Aber sonst. Na. ick bin
ein ehrlicher Mann.
a
o ne Jlatze
kann der Herr jarnich jehabt haben,
und ausgesehen hat er janz anders.
Nee da is nischt los. Der Schnurrbart
is et. aber weiter nischt. Und hier die
Wasserleiche, die is er janz jewiß nich.
Meiner is um zwanzig Jahre jünger.
Und überhaupt. Ick habe mir geirrt.
Nehmen Sie's man ja nich übel!"
Siebentes Kapitel. '
' Schon wenige Tage nach der officiel
ken Uebernahme der Bertheidigunz ent
deckte van Tenius ' zu seiner eigenen
Ueberraschung, daß er seine alte Si
cherheit so ziemlich wiedergewonnen
hatte. Kaum vierzehn Tage hatte er
feine große statistische Arbeit über Be
triebsunfälle und Berufskrankheiten der
Arbeite? liegen lassen. Jetst konnte er
wieder rüstig darangehen und über fei
ner Aufgabe die, schreckliche Unterbre
chung vergessen. Aber auch vor Ge
richt, und selbst, wenn er sich vorberei
tend mit seinem Polen beschäftigte, der
gaß er häufig seinen persönlichen An
theil an dem Verbrechen. Er hatte es
übe? sich vermocht, die Bertheidigiinz
von seinem besseren Wissen oder semer
höheren Pslicht oder seinem Gewissen,
oder wie das Ding hieß, zu trennen.
Mi! einiger Ironie betrachtete er das
Walten der Gerechtigkeit, wie er es
täglich um sich sah, und hatte als Ju
rist die Uederzkugunz gewonnen, daß
der wahre Thäter nicht entdeckt werden
würde. Nur ab und zu fuhr es ihm
plötzlich wie das Anhauchen eines bösen
GeisieZ über die Stirn. Lei Tage oder
ta Nacht. Plötzlich, wie eine unbe
kannte Hand, die ihm drohte, mit
im Ende drohte.
2Dsl denn auch weiter? Tann kam
tUl tii Cr.it. , Sein persönliches Ich
III 1 Hl h !
a f t. !-
. lehrte kerm zum Allgemeinen und baute
unperlonlich weiter am Weltganzcn
vrr yalte sich vorgesetzt, ein bischen mit
zubauen, persönlich, lebendig, mit fei
nem Bewußtsein, zur Befriedigung
wenen? deiner Kraft, seiner Eiteb
keit? Das war der ganze Unterschied,
er lebendig mit seiner Eitelkeit da
bei war oder todt ohne Eitelkeit. so
ooer o, vie Uiatitr verbrauchte ihn.
Nur in einem Falle verspürte er das
Anhauchen des bösen Geistes wie eine
llual. Wenn er mit Marianne allein
sein mußte. Sonst sah er's fchon kom
men. daß er sich mit dem geehrten Ge
wissen abfinden würde. Er hatte eben
im Dränge der Umstände etwas Unge
setzliches begangen. Fast jeder Mensch
oegeyi einmal unae kran etwas llnae
setzliches. Fast jeder Mensch hat ein
mal in einer öffentlichen Anlage einen
luiyenzweig aogeriiien, aus greude
an der Blume, aus Liebe zu einer hüb
schen Begleiterin oder gar ganz gedan-
kenlos. Und die Parkwachter verfol-
gen o e:ne uebertretung fast niemals
Nun hatte er auch so etwas gethan, nur
leider eine That, die alle Parkwächter
alarmirte. Da mutz er freilich auspas.
scn. daß man ihn nicht erwischt. Und
so wird er mit einem Verbrecherbewußt-
sein herumlaufen, einige Zeit, recht
lange, sein ganzes Leben vielleicht.
llö er moralischer innig rst? Viel-
leicht doch wohl nicht. Er wird ge
nauer beobachten, und sollte er wirklich
unheilbar krank sein, dann ist ja immer
noch Zeit. Man muß sich mit seinem
Selbst auf einen vernünftigen Fuß siel
len. Ein Maurer, der vom Gerüst
fällt und dadurch gerettet wird, daß er
einem Andern auf den Rücken stürzt
und ihn so todtschlägt. Ja, so ein
Maurer ist also auch ein Todtschläger,
und wird die abscheuliche Geschichte
auch vergessen lernen, wird mit sich
zelbst fertig werden. Bei der Arbeit
vielleicht. Nur Schwindelanfälle wer-
den ihm als Mahnung bleiben.
Ja, wenn er aber m:t Marianne zu-
sammensem muß!?, empfand van Te
nius seine Lage als unerträglich schiver.
Vierzehn Tage lang war er einer beim-
lichen Zusammenkunft ausgewichen. Er
hatte keine Ausrede gebraucht. ' Mor
gen oder beute kann ich nicht, batte er
einfach gesagt. Und Marianne hatte
das hingenommen wie einen Regentag,
der Einen traurig stimmen kann, we
gen dessen man aber nicht zürnen darf.
Blindlings vertraute sie auf seine Liebe
und Treue. Aber nach vierzehn Ta
gen, als sie einmal allein waren, die
wenirenMinuten. während Ossendorffs
olljtuhl in s Speisezimmer gebracht
wurde, da fragte sie wieder und dieses
i'tal bittend, dringend:
Können wir uns morgen sehen?
Wieder hatte van Tenius auf den
läppen:
Ich kann nichts
Loslösen hätte er das arme Weib
von sich mögen, damit ihre Seele frei
ausginge, wenn es doch zum Schlimm-
sten käme. Aber auch er sehnte sich ja
nach dem Druck ihrer Hand, nach dem
lieben Blick ihrer Augen und so sagte er
fast wider Willen:
Wann?"
jj Um fünf Uhr im Schloßgarien."
t. 3$ werde da semr
Sie trafen sich an der gewohmen
Stelle; Marianne legt: ihren Arm in
seinen und ging zufrieden lächelnd ne
ben ihm her. Wie immer war es ihm
überlassen, den Weg zu wählen, nach
der Uhr zu sehen. Vorsicht zu üben,
Menschen auszuweickM. Sie wollte
nicht denken, wenn sie an seiner Seite
war. Zu sagen hatte sie nicht viel.
Kaum etwas zu fragen. Was ihn be
drückte, was ihn die Tage über verhin
dert hatte, ihrem Ruf zu folgen? Das
rqußte etwas Ernstes sein, aber seine
Sache war es, ob er mit ihr davon
sprechen wollte oder nicht. Cme die
ses Vertrauen wäre sie nicht glücklich
gewesen. :
Van Tenius, hielt ihren Arm fest und
machte nur von Zeit zu Zeit eine Be
merkung über eine Blume oder über ei
nen feltenen Strauch. Er war anders
wo mit feinen Gedanken. Dürfte er
denn die geliebte Frau noch berühren?
War er nicht friedlos geworden? Der
böse Geist hauchte ihm auf die Stirn
und eine unsichtbare Hand wollte sich
zwischen ihn und die Geliebte drängen.
Um fo fester preßte er ihren Arm. Er
wollte sie nicht verlieren. Um ihret
willen war eS ja geschehen, und um
ihretwillen, um sie zu behalten, um sie
zu beschützen, wollte er brutal feen
Kampf aufnehmen, sich behaupten ge
gen eine Welt, auch gegen einen bösen
Geist und eine unsichtbare Hand.
.Tu mußt Geduld mit mir haben."
sagte er endlich; es lastet etwas auf
mir."
.Kannst Tu es mir nicht saaen?"
.Nein."
' Niemals?"
.Nein. Bescheide wir uns. Wir
sind zwei Scherben aus gleichem Thon.
Zwei Scherben, die zu einander passen.
Bilden wir uns nicht ein. daß wir uns
zu etwas Ganzem verbinden können."
Sprich nicht so." sagte Marianne
uns bog ihre Hand herab, daß sie seine
Finzer berührte. Mein Leben magst
Tu mit einem Scherben vergleichen.
Aber Deines nicht. Von Dir sollst
Du so etwaS nicht sagen. Nicht 'nur,
weil eS mir weh thut. Es ist auch nicht
wahr!'
Van Tenius fuhr ihr dankbar und
schmeichelnd mit seiner linken Hand
über die ihre. Sie sagte noch leiser
und schüchterner!
,Du kennst mich immer noch nicht.
Mir kommt Zweifel immer
wie
Schwäche vor. Adlige Menschen, wie
Du. sollten nie zweifeln. Sieh. Ro
bert. ich bin ja dumm. Aber...
Schon vor dem Unglück war mir Wolf
gang oft fo... Er war zwar tüchtig in
seinem Beruf. Aber er zweifelte doch
eigentlich an der Nothwendigkeit von
alledem, von dem Militär und so. Und
sieh, darum bin ich ihm schon damals
fremd geworden. Weil er nicht eins
war mit seinem Beruf. Und darum
bin ich Dir so vertraut, weil Du selbst
willst, was Du . . . ja. weißt Du: das,
was Du willst, ist Dein eigener Wille.
Ich habe Dich lieb, gerade darum, weil
Du kein Scherben bist, wie . . . manche
r, i. , m
ÄNvere immer roarcn.
Van Tenius antwortete nicht gleich,
Seine Stimmung konnte er der Gelieb-
ien nickt verbergen. Nur über den
Grund konnte er täuschen. Und nicht
einmal Täuschung war es. wenn er sein
aanzes arbeitsames Leben überblickte
und sich dann unzufrieden nannte.
Wiedtr einmal tnählit tt ibr von
seiner Jugend, ober diesmal anders,
bitterer als sonst. Eine völlig Mittel-
lose Waise war er von seinem achten
Jahre an gewesen. Ganz und gar von
den Wohlthaten wohlhabender Ver.
wandten abdänaia. Man batte ihn
großmüthig nicht zu einem Handwerker
in die Lehre gegeben, man hatte ihn.
weil er ein begabte Kind war. siudi-
ren lassen; fünfzehn Jahre lang hatte
er Bettelbrod gegessen Sie hatten
ihn nicht kärelich ehalten die Der-
wandten. Aber täglich mußte er die
Unterstüduna bezahlen mit dem besten
Stolze seiner Seele. Liebe hatte er
heucheln müssen. Dankbarkeit. Achtung,
Zwölf Geburtstage hatte er sich merken
müssen. Zu jedem Geburtstag hatte er
einen schonen Brief schreiben müssen,
und zwölf auf einmal zu Weihnachten,
Niemals warf man ihm die Wobltha
ten drr. Man lobte ihn. aber gonner-
haft. Fünfzehn Jahre lang hatten
die Onkel und Vettern und wie erst
die Frauen, ihn mit ihrer Gönner-
hafiigkeit hineingetrieben in den Haß
gegen ererbten Reichthum, in den Haß
r- rrc.si t . - t
flcn iciDjr, gegen leine eigene un circa, .morgen oereoele er ei
Wahrheit, gegen sein knechtisches Wesen, nen Knecht, der zur Stadt mit zwei
Du wirst es kaum glauben, Ma-
fiftmi, .f . sk w. . . l
uuiii.i, ui jiui .juqic wui iufi
!t, da hab red das Programm meines
evens entworfen, nach dem y bis das Holz einem Backer für zwei Ta
heute gelebt habe. Vielleicht war eS 1er und sechs frische Sc.Ameln.
auch e,n Lehrer, dem -ich daS.Pro-
grimm verdanke. Ein armer trauri-
ger Mensch, der mich lieb hatte.. Er
hatte nichts zu verschenk:, als seine
Trauer. Zwölf Jahre war ich erst alt.
da nahm ich mir vor. undankbar zu
sein, die Gnadcn aller der Vettern und
Lasen hinzunehmen, meine Seele da-
für zu knechten, die Komödie dafür zu
spielen, weil ich war lernen wollte,
weil ich Hammer fein wollte und nich!
Ambos. weil ich einmal als Mann an
ds:r Taiel des Lebens sitzen wollte.
an der geschmückten Tafel, nicht
m der Vedienstenstube. nicht auf.
wartend, nicht unter dem Tisch
. . - tr . f . . c l i".
vie roiamen zuzammeniuqeno. te
hohe Weisheit! Fünfzehn Jahre Be.
uxiuzi uno rmyer vei -i.il? niM!
itt v . fa r.i. r .."r 1
und jugendlich edel und fest, ich kann
es 3Mr beweisen durch Tagebuchlätter:
v . vi -i v c-kj Mm r . w 111
uno camais jagie jia? oer jrootj. kleine Kapital von zwanzig Talern
zahnge Junge und ich versichere Dich. b:aijlt tt in inert Altk.eiderladen ein
Maria ni". ich sagte mir's damals klar mit fn mirftm ffrfnf hr.fi -r n.-v
v"mii in.i wmic n kn Kleider auf dem eigenen Leibe be
gegen die andern Knechte, nicht gegen kg
den allgemeinen Ambos. sondern der - ,,, t . .,.. .....
stärkere Hammer gegen die andern
5 . 5. ,.ik.'!..
frnmmtr hi ui mirs, Uk!MÜn fc,6
Vu.m..i, ic iu rn.u usiuiuu, uug
irf rn.in rftft i.K I.i stl.f.,.,4.2
SsÄÄ? K
wenden wollte zu Gunsten meiner
Genossen, der Knechte und Bedienten!"
' '
Marianne wußte, daß sich dann. ge.
h. .i ?.!,., ' 4..V;..
it WiUVUU
vollendet hatte, feine Ledensschicksale
veränderten. Ein reicher Onk7l war
hn, x,nm,t ,nnrh,n nh
ohne Testament gestorben und dem neu,
gebackenen Doktor juris war eine Erb
schaft zugefallen. Eine Erbschaft, für
die er nicht dankbar zu sein brauchte.
Gerade genug, daß ein bescheidener ein
samer Mensch, ein Volksanwalt, von
den Zinsen beinahe leben konnte. Sie
erinnerte den Freund jetzt daran, daß
durch diesen Zufall doch Alles ausge-
glichen wäre, daß er nun sein Pro
gramm ausführen konnte.
Ban TeniuS lachte auf. .
.Ja wohl, ich kann mir e?e Stube
bezahlen und mein Essen und zu Weih-
nachten einen neuen Anzug. Ich brauche
auch weiter nichts. Und da mir nicht
Geld genug bleibt, um einem Armen
ein Stück Brod zu giben. so kann ich,
was man mich lernen lieh, den Armen
zur Verfügung stellen. Aber fünfzehn
Jahre habe ich lügen rnüssen, um das
zu erreichen, und zwölf Menschen, le
bmdige und todte, haben das Recht,
mich einen Lügner zu nennen."
(Fortsetzung folgt.)
DkehöhereTochter. Leh.
rerin: .Fräulein Susi. welche Ent.
deckung halten Sie für die größte und
wichtigste?" Gn scrschämt): Die
die Entdeckung des eigenen Herzens."
Gutauözelegt. .Tu hast
mir versprochen, einen 5ut zu kau
fen." .Ich dichte gar nicht daran."
.Bei Deiner Vergeßlichkeit ein
wahrer Segen, tef, Dir ine Frau mi
gutem Gedächtnis zur Seite steht!"
Der Ucbcr-Vröndcr. i
Skizze von Heinrich Wortes.
' "?
An einem regennassen Tage saß an
der verzwickten und lrumincn Ctrcitze
durch den Wald ein armer Schlucker
auf dem Wegstein. Es fror ihn in
dem dünnen Rock, und sein Magen
bellte. Da knarrten Räder. Keuch
end zog ein Bäuerlein seinen Hand
wagen iveiter, auf dem hochgetürmt
viele Bündel Holz schaukeiten,
Der Mann tastete erschöpft, und
der Schlucker sprach zu iinn: .Habt
Ihr nichts zu essen bei Euch"?
'Atm' antwortete oer Bauer, .aber
wenn Ihr mir die Last bis an mein
Haus schieben helft, so soll es auf ein
Abendbrot nicht antoininen." Damit
war der andere einverstanden und
stellte sich an das Hinterrad. Als sie
fn : : . . . . . . . . ...
cuuu uu vscyuuc wen wutui, zg ci
behutsam ein Bündel aus dem Stapel
uno warf es seitwärts in oen üifr
ben. Xit stelle mertte er ich genau
Nach einer Strecke wieder eins, und
so fort bis zum Waldesrande. Der
auer wendete ich und riet: ,Bi ,
ein tüchtiger Bursche, es zieht sich viel
dichter, oyne deine 'lrme steckte ich
wahrhastig noch im Lehm und wüßte
nicht heimzukommen."
Jetzt lag Torf und Anwesen vor
ihnen. Hurtig gings zum Tor hin
ein. oer oizwagen kam aus 0,e
Tenne, wie er war. Man sah ihm
nichts an. denn die fehlenden Bündel
waren aus der Mitte entfernt und dir
anderen um den Hohlraum gespreizt.
az Ärenoeisen munoele nicht
lchlecht. Tte Bauerin wartete mit
peckluchen auf. mit Brot und ae
räucherter Blutwurst, für jeden gab
es einen ansehnlichen Kornschnappö
und hinterher e'.mn Krug mit Braun
bier. Dankbar bot der Bauer dem
Helfer sogar Nachtquartier auf dem
Heuboden. Aber der blieb nicht. Er
habe noch dringende Geschäfte. Mitt
lerwene war es dunkel geworden. So
ging er um das Dorf herum, den
Weg zurück in den Wald hinein
Hier fummelte er die Bündel eins
nach dem andern, schleppte viele
Stunden lang und brachte sie endlich
zusammen. Auf dem Holz sitzend
und an einen Baum gelehnt schlief er
... 2 tf (in.. t , .
Gäulen karrte, ihn und die Lust mit
. ,, s,, N., - CTt 11 i 5. .
guiictyiiiui. jVUl (JluyiUU cca
Knechts bekam kr ab und verkaufte
Das war der erste Erfolg des be-
triedsamen Gesellen. Daran schlos
sen sich mehrere. Die zwei Taler ver-
wandte er zum Eriverd eines Fäß-
chens etwas anrüchiger Heringe am
Fifchmartt. die bei gesunden ustän-
den sechs aetostet hätten. Den Auf-
lösungsprozeß wußte er mit sorgli-
m Abwäschen und Präparieren
aufzuhalten oder doch zu verdecken,
Er behandelte die Anrüchigen mit
Salz. Essig und sonstiaen scharfen
Essenzen, bedeckte sie mit Lorbeer,
blättern und Zwiebeln, veränderte
j&re Gestalt und ihr Wesen und setzte
f!e im Umherziehen an h.,!bl:etruntenk
' '
Nachtvögel und anderes sreßaieriaes
Volk ab als Allerfeinste Telitaieß.
Mrftenhär nqe,
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Kompaanon dnaeaen nur noch die al-
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tiger Teilhabe in e , Schuhfa.
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ft.Sr führte die berühmten echten
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ylor. Er führte die berühmten echten
Pappsohlen ein, die jeder Käufer aerv
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öl Leder an ah und al o bezahlte.
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Funf ,zahce zeigten eine Million, eine
g'st unb Strasprozen. aus
dem lhn ein schlauer Advokat und
eine wohltätige Stiftung retteten.
Mit einer Million uno der Mitaifi
ging er demnächst in einen Hütten-
und Maschinenbetrieb als Direktor.
bewährte sich löblich, kürzte unter dem
Borwand magerer Zeitläufte die
hne um ern Biertel und gab die
Ware um 10 Prozent billiger her als
die Konkurrenz, so daß die Million
Gelegenheit fano, ein Junges um das
andere zu hecken.
Der groye Krieg brach aus und
brachte dem Tirettor schlaflose Nach,
te durch die schwierigen Berechn,
oen. ob er dem Staaie das in Auf-
trag gezeccne Kampfinaterml nur
zum dreifach zu hohen o!:cr doch des.
er zum vierfachen Preise ankreiden
müsse. Der Krieg ging verloren.
Elend zog ins .'and. D:e Menschen
schrien nach Brot. Sie verlangten,
die Reichen sollten nicht mehr zuviel
von den irdischen Gütern, die Armen
wenigjkens genug zum Atemholen ha
ben. Da bewährte sich unser Freund
erst. Würdevoll schritt er auf den
Plan und hielt eindringliche Reden.
Das wohler.oorbene persönliche Ei
gentum ist die Grundlage aller Kul.
tur, donnerte er. Wer on das Eigen
tum taste, werfe die Gesellschaft auf
den tiefsten Stand der Barbarei zu
rück. Nehme man dem Unterneh
merzeist das Erwerbsprinzip, so be
Volkere sich die Erde mit einer Herde
träger Tiere.
Mitten in , einer solchen Rede
errungene
rührte ihn der Schlag. An der Him,
melstllr geriet er in ein hestigeö Ge
dränge. Unzählige Erschlagene und
umgekommene Soldaten begehrten
Einlaß, dazu Prozessionen verHunger
sei Säuglinge und lotgewcinter Mut
ter. Er. der Gewaltige, war nich
mehr gewohnt, zu warten. Sah der
ächtlich auf das Gewimmelum ihn
und rief mit starker Stimme. Ein
langer Himmelslümmel trat herfür,
fragte ihn nach seinen Ansprüchen
und meinte, es s fraglich, ob über
Haupt Platz für Leute mit seinen
Verdiensten wäre. DaS gab Ausein
nndersetzungen. Der Himmelsbedie
te ließ sich jedoch nicht einschüchtern,
und als der Herr Direktor sich et
waö ,zu deutlich äußerte, erhielt er
von dem Langen einen Stoß, daß er
Hals über Kops durch die Wolken
abwärts sauste
In einem oben und unfreundlichen
Tale kam er zu sich. Im Talgrund.
mit Steinen besät, sproßte kein gru
ncs Hälmchen und hohe Felswände
starrten rings. Ein gräßlicher Auf-
enthalt, dem er sobald wie möglich zu
entrinnen versuchte. Vier Ausgänge
Hassten zwischen den Felsen. E
wollte den ersten passieren. Doch siehe
da, wer saß mitten im Wege? Der
Bauer von damals, mit dessen Holz
bündeln er seinen Aufstieg begonnen.
Das Holz verlangte der Bauer zu
rück. Den zweiten Pfad sperrten die
Nachtschwärmer, wiettn bleichen Ge
sichts Köpfe von präparierten Herin-
gen vor, hielten sich den Magen und
forderten ihre Gesundheit. Hunderte
blutende und zerrissene Füße streckten
sich aus dem dritten Äusgang hervor.
Sie gehörten den Käufern der echten
Pappsohlen an. Und am vierten
Wege standen Posten der Altkleider.
Händler, der ehemalige Kompagnon
und dessen Weib. Sie schwangen mit
furchtbarer Gebärde einen total ver-
motteten, unverkäuflichen Pelz und
drohten ihn damit zu ersticken.
Betrübt wandte der Eingeschlossene
sich. Ihn dllrslete entsetzlich nach all
dieser Qual. Schon glaubte er zu
verzweifeln da ging mitten in der
chauerlichkeit des Talgrundes ein
Plätschern an sein Ohr, er bückte sich
und o Wonne unter einem ver.
witterten Granitblock sprudelte ein
Helles Wässerlcin. Mit der hohlen
Hand kostete er. Wunder über Wun
der, es war ein Zarter und feiner
Säuerling von erlesenem Geickimack,
Satt trank er sich bis obenhin. Seim
-.tirn erglänzte, und die Augen wur
den freudig, Ging hin zu seineu
lauvinern und begann neue er
Handlungen. Dem Bauern machte e:
klar, daß er durch dieses Wasser die
Gicht in drei Tagen verlieren müsse,
bei den Ägenkran'en brauchte er
nicht viel mehr Mühe, die Fußleiden
den überzeugte er ' von der einzigen
Wirkung iclaer Saucrltngsbader.
selbst das gefährliche Paar mit dem
Pelz beschwor er, allerdings mit dem
Versprechen, ihm dauernd das Heil
waner zu liesern mit 33 Prozent Ra
batt.
mit
Ndersacher schleppten
Krüge und Gesäße herbei, er füllte
e cereitinlnq, und der Schwärm zog
ab, er war frei und Herr seiner Ent
chlusse.
Hoch reckte er die Arme gegen den
Himmel, und dröhnend scholl sein
Jubel: .Ihr wollt mich nicht auf.
nehmen? Wißt ihr. was ich jetzt tue?
Ich gehe und suche mir einen Sani
tatsrat, einen Geheimen Sanitatsrat,
und baur hier an dieser Quelle ein
Sanatorium, baue drei Prachthotels,
errichte Spielsäle, Tennisplatze,
Tanzböden und Konzertlokale, mache
Abschlüsse mit den Zeitungen zur
R:eenretlame, und bald wird sich ein
Gewimmel von Menschen in diesem
Tale tummeln, es wird das erste Bad
des Weltteils werden. Mein Gewinn
wird klingen, und groß wird der
Ruhm meines unsterblichen Geistes
ein!" '
Spanisches.
Im 18. Jahrhundert war an
deutschen Schulen Gottlicb Enders
jcldcrs .kurzgefaßte Kinder
geograxhie" (Brcslau 1759) viel
jach in Gebrauch. Die Wiedergabe
.3 Gelernten hatte genau nach den
Antworten im Buche zu erfolgen,
der Lehrer hielt sich streng an die
Fragen. Eine robe aus diesem
Lehrbuche", Spanien behandelnd,
möae hier folgen:
Wie sitcht Spanien auf der Land
karte aus?" Wie ein aus.
gebreitet Kalbfell."
Wie find die Einwohner be
schassen?" Scharfsinnig und bc
ständig, aber auch hofsahrtig und
saiil."
WaZ wird zu Salamanca für ein
Ort gezeigt?" Eine Höhle, dar
in der Tcusel Schule gehalten hat."
Ter wievielte Schüler ist alle
i,eit sein gewesen?" Der sie
deute.".
Welche Provinz wird Spaniens
skornkammer genannt?" An
daluiia." ...
Was müssen hier die Weiber
den Münneril für Ehre erweisen?"
Sie müssen ihnen bei Tische
aufwarten und eS ist viel, wenn
ihnen auf einem Teller etwaS zu
essen gereicht wird."
..Welches - ist daS berühmteste
Hospital der Welt?" TaS Ho.
Zvital zu Eompcflcll."
Wer dan sich liickt schämen, in
diesem Hoipitale zu wohnen?"
Kaiser, Könige und Fürsten
Das Forum.
Zwangloser
Gedankenaustausch
Vdinnenten.
der
Die Gewohnheit, die Redakteure
der Zeitungen mit Zuschriften aus
dem Leserkreise zu erfreuen, stammt
aus England, dem klassischen Lande
des Journalismus. Tort wird die
öffentliche Meinting von einigen
uerköpien gemacht, die sich st:de
mal, wenn sie ihr Leibblatt genossen
haben, an ihren Schreibtisch setzen,
um ein wutentbranntes '"Io the
Editor" vom Stapel lassen. Dieser
Brauch birgt gewisse Gefahren für
das öffentliche Leben: er fälscht nain
lich die öfscntliche Meinung, oder
vielmehr er laßt als of entliche Mei
nung erscheinen, was tatsächlich nur
die Ansicht von wenigen ist. Die
Leute, die diese Briefe an die Ne
daktlonen chicken, sind durchweg
Menschen, die nichts Vernünftiges zu
tun haben und obendrein mit einer
kolossalen Portion Dünkel behaftet
sind. Ta sie aber die Eingesandt
Spalten der Blätter beherrsck?en, so
glaubt die große Menge, die be
kanntlich in öffentlichen Dingen
selten oder nie eine eigene Anficht
hat, daß die anspruchsvollen Stil
Übungen der Einsender wirklich die
öfscntliche Meinung korrekt zum
Ausdruck bringen und machen die
dort vertretenen Ansichten prompt zu
den ihrigen.
In der amerikanischen Presse
lassen sich die Stimmen aus dein
Leserkreis schon seit Jahren recht laut
und deutlich vernehmen. Während
des Krieges klangen sie manchmal
tivas milstoucnd. Es gab da ver
nünftige Leute von gemäßigten An
ichten, die den Vorschlag machten,
die sämtlichen feindlichen Ausländer
zu köpfen. Solchen Beweisen 'klu
ger Mäßigung" und ..christlicher
Fcindcslicbc" standen jedoch auch
leußcrungen gegenüber, die start
radikal anmutete und in mancher
Hinsicht vielleicht etwaS zu weit gm
gen. zo zum Beispiel dürste der
Vorschlag, alle Personen, die ganz
oder teilweise deutscher Abkuuit sind,
zu rädern, zu vierteilen, in Cd zu
icden und dann aus ewig des
Landes zu verweisen, doch wohl bei
manchen aus Bedenken gestoßen ein
,rn deutichamerikaniichen Blätter'
ivalde gibt es vor allein ,,:rci :'.'en?
Yorker Zeitungen, die ilnm Lesern
mre spalten zum zivauaiaien c
daiikrnauvkaiisch zur ' Lcrsügung
Heilen. WaS Grammatik und Stil
anbelangt, so besteht auch in der Tat
die größte Zmangloiigkcit; mit oen
Gedunkelt indessen bapcrt es. Ta
werden alle möglichen lind umnög
lichen Theamata mit wenig Witz
und viel Behagen" von berutener"
Zeile behandelt. Wit Vorliebe learn
die Einsender sich höchst pompöse
Pieudonynie bet und unterzeichnen
ihre Stilübungen mit Namen wie
Vor popult. Tribun Plebis, Ey
celsior, Lueifcr, Eine vom Gral,
silio" und dergleichen. Es läßt sich
garnicht leugnen daß sich unter den
Beiträgen manchmal recht gute
machen finden: die sind aber mei
stens abgeschrieben: auf die Original
artilel paßt das Wort des Dichters:
Gctret'ner Quark
Wird brcil. nicht stark!"
Aber selbst unter diesen Skribcn
ten, bei denen Stupidität und Ein
bildung sich den Vorrang streitig
ntachen, gibt es wackere Leute, die
Humor und gesunden Menscheitvcr
stand besitzen, und die das, was sie
zu jagen haben, recht gut vorzubriii
gen verstehen. Ei ivlchcr weißer
Nabe lieferte vor kurzeul einen Bei
trag für eine New ?)orkc,r Zeitung,
die seit geraumer Zeit ihre Leser
tagtäglich mit mehreren Spalten
Orgiualbeitroge freiwilliger und
unbezahlter Mitarbeiter malträtiert.
Dieser Artikel verdient wirklich all
gemeine Verbreitung. Ec lautet wie
folgt:
Herr Redarteurl Wenn ich die
W. und W." -Spalten lese, denke ich
cft, ob die Uebcrschrijt Wie und Wac
die Leier denken, nicht lieber in
Kohlgarten umgeändert . werden
sollte. Solch einen schöner: Kohl,
garten wie diesen gibt es wohl kaum.
Wenn sich noch ein lateinisches Wort
dafür finden IleLe, wäre es noch
brsser, die Leser würden wunder was
davon decken. Hier wächst mancher
gute Kopf, den man einmachen kann,
und der dann später als Sauerkohl
l.usgcti!cht wird. Ter Berliner Kohl,
der in solchen Plätzen wie Trevtow
wächst, ist Qat nicht schlecht, der ver
treibt die Grillen, der Wissenschaft
liche Kohl lt sehr gut, den Iat
mancher nötig, der hannoversche und
buyrische Kohl scheinen letzten Winter
verfroren zu sein, die Leute müssen
neuen pflanzen. Ter Oldenburger
Kohl war etwaS spät gepflanzt,
komnit aber gut nach (Oldenburger
Art). Der Freimaurer-Kohl hätte
mir bald den Magen verdorben.
Ter oitpreuiüsche Kohl scheint Wur
mer zu haben. Ter jkohl: Wie der
Berliner lebt, schießt zu hoch, muß
abgeschnitten werden.
Ein guteö Kohlaericht ist garnicht
schlecht, auch wenn etwaS Dialekt alZ
Gewürz hinzukommt, aber nicht zu
viel. Wenn man aber zuviel aufge
wärmten Kohl mehrere Tage be-
komnit, dann wird er mir über, und
dan-.it eS den Lesern nicht über wird.
will ich ficse Koblgcschicbke lieber
veenöizen. Emcr von Bkelen.
Prteidlger der Kundert
füßrr. Ist nicht ist! nd ist andckerseit ein
grober Flieg. vertilget.
Kaum irgend ein anderes Infekt
ist mehr verschrien worden, als der
sogenannte Hundertsüßer, - söge
nannte, denn dieser Titel ist so falsch
wie fast alle?, wa? man jemals von
diesem Tiaren gesagt hat. ES hat
tatsächlich niemals solche Tiere von
hundert Beinen gegeben, und man
war bloS zu träge, sie zu zählen,
oder nahm sich vor lauter lächerlicher
Furcht keine Zeit dazu!
Bis in die jüngste Zeit war die
sen Geschöpfen auch niemals ein Fu
sprechet: erstanden, dessen Urteil von
irgendwelchem Gewicht hätte sei,,
könneil . Erst ncuerdingS hat sich ein
solcher gefunden, in der Person deS
Washingtoner Naturgclchrtcn Tr.
Joseph CurtiZ, welcher in einer Ver
teidiguirg der Hundertfiißcr die
eigentlich Dreißigsüßer" hätten hei
ßen sollen - xi. a. schreibt:
Vor allem tit dieicL Tter nicht gif
tig; so lange man solches auch ge
glaubt hat, unter Gelehrten und
Es lit in Amerika nur ein
einziger dcglaugigter Fall von Ver
giftung" durch clnen Hundertfüßer
icinals berichtet worden; und selbst
diesen einen möchte ich noch bezwci
seilt.
Der Hergang, wie er erzählt wird.
war: Eine Frau ging nacht-Z mit
nackten Züßen durch ihr Zimmer,
trat zufällig ans einen Hundertfüßer
und wurde zwischen den Zehen ge
stachen. Dem Bist folgte eine Ent
zündung, und die Frau litt 3L.Stun
den lang ziemlich hestige Schmerzen.
Die Symptome hatten aber große
Aehnlichkcit mit denen, welche durch
den Stich einer gewöhnlichen Biene
cder einer Hornig hervorgebracht
werden, und ber Schmerz verlor sich
chne weitere Folgen. Auch wird mir
der Fall durch die Tatsache vcrdäch
tig. das; man schon Experimente mit
viel größeren Gattungen Hundert
süßer angestellt hat. und diese sich da
bei stetö ganz harmlos erwiesen. So
weit man iveiß, ist dieses Insekt nie
vtml ? tl.ih. .mA.-.. .....a. ..ft-a
n;ut uu.uit'iiii, uiiurui ut'lUUl UUlv
mögliche? um zu entivischen, ousge
nominen im Verlauf feiner Nah.
tungöjagd gegenüber Geschöpfen, de
Kit e-i gewachsen ist.
Andererseits haüc ich den Hundert
snßer als ein recht nützliches Tierchen
für die menschlichen Interessen be
funden. Er ist ein großer Fliege,,,
fäiiger und tötet noch viele andere
Jnsetien, welche zu den Plagen der
Menschheit gerechnet lverden. Wenn
er viele Fliegen um sich sieht, so
p siegt er eine Anzahl zu töten, ehe
er z,l fressen ansängt.- gleich als ob
er sich seine Mahlzeit erst verdienen
wollte. Auch ist er ein Feinschmecker;
statt seine Beute zu kauen .saugt er
nur die weichen Körperteile aus, und
läßt den Kopf, die Beine, die Flügel
u f. w. liegen. Er wagt sich mit
unter auch an Insekten, die größer
find, als er selber, und erlegt jie.
Während des TageS bleibt er ge
i'.'öhulict, unter TUrstufcn oder Fen
s.errahmen oder in irgendwelchen ge
eigneten Nien versteckt, nachts aber
geht er schneidig der Jagd nach.
Wenn er gepackt wird, vesuckü er
oft noch dadurch zu entkommen, daß
er seine in den Händen des Feinde?
befindlichen Beine abwirft und zu- i
ruckläßt: etwa ein Dutzend dieser tonh
er zu irgend einer Zeit entbehrenS,
und noch immer rasch davonhinken.'Vj' 7j
Und für die verlorenen Glieder
wächst allemal Ersal) nach.
l
.... .Wv vu. u U 6
Äelt, die amerikanischen Unteraat-.
L.i'in Aifmi iir irrn rtri . . -
tuugen gehören zu den. tüchtigsten.',
Jik Deutschland ist er unter iernt
Namen Tausendfüßler bekannt. i'i
-
Tiknstbotenkrisis in England.
r
Die Dienstbotenkrisis hält in Ena.'?' -
land mit größerer Schärfe an als in.'ü
Frankreich, trotzdem die Lage der eng. -'s
lischen Dienstboten günstiger ist. als
diejenige der französischen. In einer k.
Versammlung wurden die Forderun
aen der Dienstboten aufgestellt, welche !
sich wie folgt zusammenfassen lassen:
1. Die Dienstboten sollen ihrem so ,,
zialen Stande gemäß von den Arbei! 1
geberinnen Frau" oder Fräulci?--
. . v . r ,?n . r l 1 ."
mimen uicrucn; i. PaussraucV i
habxn nicht das Recht, den Lorna . '
men ihrer Dienstboten zu andern:''.!
3. Wenn eine Arbeitgeberin von einem .
Dienstboten Zeugnisse verlangt, so
soll sie selbst Aefcrenzen vorweisen '
können; 4. Die Dienstboten erhaltet:
eine Zusatzentschädigung für Arbeit,
die durch Besuche veranlaßt wurde;
5. Eine Hausfrau, welche abenos j
ausgeht und ihren Dienstboten ver -tv. '
anlaßt, auf ihre Rückkehr zu warten.
um ihr bei der Nachttoilette behilf.','
lich zu sein, soll wenigstens zwei'.!
Dienstboten halten, um denselben eine i. ' '
genügend lange Zeit deS Schlafes zu v
sichern. Ein Komitee von fechö j
Dienstboten wurde ernannt, um den'
definitiven Plan auszuarbeiten, weL
eher einer Versammlung von Haus. .
frauen zur Prüfung vorgelegt werde ' Z
soll. '
Unsere guten Taten sind wie
die Saat auf dem Felde; sie srndV;
nickt plötzlich fertig, sondern wachsen,
und reifen langsam; die besten am' '
lanaamsten.' ' '
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