Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 26, 1919, Image 7

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Vedcutsmne 2eden zuv 'Mev dös Ereignisses. - .
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. Köln. 12. Juni. -'
In strmbewcgtcr ernster Zeit hat tot
rheinische Metropole ihre Universität er
halten, die nunmehr erneut ihre Hallen
ölsnen wird. Da Werk ist letzten En
' deö dem Kriege und den durch .ihn her
vorgerufenen Serhällnissen zu danken;
sie haben beschleunigt und zur Tat wer.
den lassen, was seit einem Jahrhundert
von manchem Kölner erstrebt wurde. 61
ist zu hoffen, das, die berufenen Körper,
schaften nunmehr auch allcS aufbieten,
das Werk den Bedürfnissen und seiner
Eigenart entsprechend auf und ousju
bauen, damit e! zum Wohle Kölns, dc
Äaterlandes und weit darüber Hinaul
stgenbringend wirke. Da Versprechen
dazu wurde von den berufenen stellen,
bei der heutigen Feier feierlichst abge.
geben.
Der Zierliche Anlaß zur Eröffnung'
der Universität vereinigte heule vormit
tag um 11 Uhr im großen Saale" bei
GürzenichS eine große festliche er.,
fammlung, bestehend au den Vertretern ;
der Behörden, bor allem der städtischen
verschalten, au den Professoren und .
fri........ ' .'- K!N, ftnrfi Mmlfrt-
wfc ;im1övi v"i-?-""5
frühern Studenten und zahlreickn Pür
gern und Bürgerinnen. , Der hohen Be
deutung der Stunde entsprechend war
dem Festakt ein feierlicher Nahmen gcge
den.. Der Festsaal prangt; in Ötiin
und Fahnenschmuck, und zwischen den
Festansprachen wickelte, sich, das musila
lischt Programm ab. Mitwirkende wa
ren der Chor der Konzert - Gesellschaft,
der Kölner Männergcsangverein. daö
Städtische Orchester unter Leitung dc
Generalmusikdirektor! Abendroth, der
Domknabenchor mit Professor Schulte
' an der Spitze und Professor Franke an
w rm?i hrnt Norkvicl au den
Meistersingern nahm Oberbürgermeister '
Adenauer das Wort, um m seinen Aus
führüngen der Stunde die Weihe zu gc
ttn. Er Zagte u. o.: ,
WaZ ein Jahrhundert hindurch gei
ftige Führer Kölns erstrebt und er
wünscht haben, es ist geworden: Die
Mma. rnater coloniensia ist aus hun
dcrtjähriger Ruhe neu erstanden. Alrna
Hinter coloninnsis! Ein halbes Jahr,
tausend Geschichte entrsllt das Wort'
unsrer Seele. Ein geschichtlicher Tag!,
Dankbar preisen wir die gütige Fügung,'
ni ftfiourblfli bat. eine solch ehr.
M-l!. fvtl-t-,-s4,U M.M.m rnfthnf
Ivuroigr tüiftiu;ui nimm, "i'"-
lem Leben entgegenzusühren. Große
Verganaenheit verpflichtet! Sie ver
pflichtet zum Streben und gleich großer,
Zukunft. Zukunft! Dunkel lind schwarz
liegt die Zukunft vor uns. Trotzdem
- wir brauchen nicht zu verzagen ,
' wir haben eine Zukunft, wir glauben an,
das deutsche Volk; es wird geläutert her,
vorgehe . an diesem Fegefeuer, Volt.
. Kraft und sEcsundheit wird es. seinen ,
Platz unter, den Völker ,dc. ErdbaM
wieder einnehmen. An dem' Werke der
Genesung unsers Volkes mitzuarbeiten,
da! ist die nächste hohe Aufgabe der Uni.'
- persität Köln. Da! Wert der, innern
Läuterung soll sie fördern in Gemein
schast mit ihren Schwestern durch Pflege
der wahren Wissenschaft und Weisheit,
- der wahren Freiheit und Gesittung.
Aber darüber hinaus fällt der Univers,
tät Köln noch eine besondere Aufgabe
zu. Wie auch der FriedenSvcrtrag au!
sehen mag, hier am Rhein, an der alten
Völierstraße werden während der nach
' sie Jahrzehnte die deutsche Kultur und
'die Aultüren der westlichen Demokratien
zusammenstoßen. Wenn ihre Versöh.
nung nicht gelingt, wenn die europäi
' sehen Völker nicht lernen, über der 6e
...i; Mükirn iffr CFiipnnrf dslS
i ,i;ujLiik(l riAU1f.MIg l.w- .0v..-.,
1 C'V. ..ia.H:;U.n Oitftnr stl.m.insiim
x europäischen Kultur Gemeinsame
tfl
f
!Ji
kennen und zu pj legen, wenn es
! h.i.A iittiii-.H ffnnK!Vfii!
iJl tyUMltyl, VM."f v.,....,'.
f die Völker wieder zu einigen, wenn-
I diesem - Wege nicht nem neuen
.fege unter den europäischen Völkern
.egebeugt wird, dann ist Europas Vor '
Acht ln der Welt dauernd verloren. .
i hohe Werk dauernder Völlerversöh
";ng und Völlcrgemeinschaft.zum Heile
Uropas zu fördern, sei die besondere,'
'i,fgabe der Universität Köln, der Uni
' je sitat in der westlichen deutschen Groß.
dt. die mitten in den Aufeinanbttprall
r verschiedenen Kultur hineingestellt
' Deutsches Wesen soll die Universität
iln den deutschen Stämmen am Rhein
qalten; wahre deutsche Art soll sie auch.
sin Auslande zeigen und vermitteln.
1 "'d von diesem in beide Teile fördern
- ;H Austausch da Gute seiner Kultur
pfangen und deck deutschen Volke zu
- . hren. Vor allem aber soll sie- da!
,,tzesenZverwandte aller- europäischen
- -''iltur zeigen; sie soll zeigen, daß zwi
l- Lien allen europäischen Völkern schließ
f doch viel mehr des Gemeinsamen
!y.ti Trennenden ist. Dem wirklichen
Verbund, dem Fortschritt der Völker
ein höhern Stuse der Entwicklung
: . dienen, sei ihr heiliger Beruf! Der
- 'dner stattete dann allen, die an dem
V'V'V mitgeholfen haben. Dank ab,
Sektor, i,em Abgeordneten Meerfelk,
y Fraktionsvorschenden der Köl
; .' Stadtverordneten Lersammkng.
önnig, Falk und Sollmann, dem der
irdenen Ehrenbürger Gustav v. Mt
üen, der den ersten Schritt mög
- ht hat, der Staatsregierung, Von
e letztern sagte er, daß sie alles Unrecht
:edcr gutgemacht, was wir ihr nicht
'rgessen werden. Besonderer Dank, so
zrte der Oberbürgermeister us, ist zu
den der Stadtverordnetenversamm
, ' ng. In dieser niederdrückenden, tröst
i tn Seit hat sie Glauben an die Zu
' nft gehabt und die groß Aufgab er
nnt. die der Universität Köln gestellt
y. Sie hat im festen Vertrauen auf
' Zukunft unsrer Stadt und unser!
'.ölte! sich nicht vor den finanziellen
, ,sten der Universität gescheut. Den Be.
'.!uß wird noch die spate Nachwelt rüh ,
ea. Wenn Slks das. va sonst nsrk
it geschaffen hat, dahi gesunken Ist !n
!,itt ud Moder, diese Werk wird
jultt lebe als ein Zeiche idealen
innc! und seiner Kraft bewußten Bur
gertumö, geschaffen in der schwersten
Zelt des deutschen Volke!. '
Jetzt ist unsre Tat getan. Wir haben
unsre Aufgabe gelöst: , Die Universität
Köln lebt nunmehr ihr eigene! Leben.
In Ihre Hand, meine verehrten Kom
Millionen, in der Hand der Professoren
und Studenten, ist jetzt ihr Schicksal ge
legt. Empfangen Sie da! Kleinod, da!
wir Ihnen anvertrauen, mit Ehrfurcht
vor feiner Vergangenheit, mit Vertrauen
ln seine Zukunft ', empfangen Sie e! mit
der ganzen Hingebung begeisterungsfä
higer, ideal gesinnter Herzen. Ein Ge
löbni! nie schwindender Liebe, nie er
müdender Arbeit und Sorge für die
Universität Köln 'sei für Sie und für
uns der Spruch, den ich im Namen der
gesamten Bürgerschaft spreche:
Vivat, floreat, crescat
alrria matcr Coloniensis!
Tik Wünsche der Stadtverordneten.
Sanlkaisrat Stadtverordneter Schulte
sprach für die Stadtverordneten Ver
sammlung: '' '
c, Nicht unier günstigen Anzeichen tre
ten wir an pierSchwelle diese! großen
Aufbues. Ob die Zeit die richtige war,
in, der wir Zugriffen, das mag die Zu
kunft, lehren, ein freudige! enrpe dierri
ist oft dct Schlüssel zu großen Taten,
-wenn auch die Aussichten nicht rosig er
scheinen. So bauen wir un! denn auf
auS Kleinem. Dabei gereicht un! zu
besonderem ' Verdienst.- daß, je-Heiner
unsre Mittel, desto fühlbarer die Lasten
sind, die auf unS ruhen. Damit aber
wächst uns wie von selbst das Recht.
Hoffnungen zu knüpfen und Erwar
tungen auszusprechen, fo wie es üblich
ist, wenn ein neuer Weltenbürger an's
Licht geboren oder auS der Tause geho.
den wird. Wenn schon unsre schier ,
unerschöpflichen Mittel, die so flügge
geworden, wie kaum zuvor, es erlau
den, wenn schon. Zeit und Rat
lommt dann nur keinen , rudi
mentären Ansatz von dem, was
man Universität nennt, sondern die
M,agna et liberal i tiniversitas
literarum et scientiarum! Kaum
eine Wissenschaft, hat in den letzten
Jahrzehnten solche Fortschritte nach In
halt und Technil zu verzeichnen, wie die
medizinische. Heute wird' sie dadukch
besonders ausgezeichnet, daß sie der
eigentliche Grundstein ist, auf dem - da
neue Gebäude aufgegliedert werden soll,
und wenn wir neben unsern bereits be
stehenden Instituten und Krankenhaus
bauten , in da? monumentale Gebäude
der . Handets.Hochschule Einzug halten,
so muh darin ein Hinweis auf eine ge
wisse', geistige Verwandtschaft aller
Zweige deS Hochschulwesens gefunden
werden.-kennzeichnend den Geist dek Neu
zeit. Mit der sozialst Abteilung ist
bereits d-Ueberleitung zur philosophi
schen'. Fakultät gegebe. Wer , möchte
ihrer entbehren?, , In, den, weiten Räu,
ch' philosophischen WUenS und For.
schens gebührt, ein besonderer Ehrenplatz
der Literatur und Poesie.' ' Die KcktZ.
Wissenschaft gehört unzertrennlich - zum
Bunde, und mit Ungeduld erwartet
schon eine Schar eifriger Scholaren auf
das Zeichen, da die verriegelten Pforte
aufspringen. Ob eine engere Verbindung
der Universitqt mit den Instituten für
Kunst, eine Wiedererfassung der srtes
liberales, der freien Künste, nach An,
logie der früheren artistischen Fakultä
ten erstrebenswert ist, mag zukünftigen
Beratungen anheimgegeben werden. An
die Theologie scheint man in Köln oder
.Berlin am wenigsten gedacht zu haben.,
Warum sollte , nicht, wenn kS möglich
war, eine Universität auf eine theologi
sche und philosophische Fakultät zu be
schränken, auch einmal eine entgegenge
setzte Kombination möglich sein? Die
Theologie ist als die Vermittlerin des
Gottesgedankens und der Lehre von
Gott die erste unter den Wissenschasten.
Fürchten wir also nicht, auch ihr unsre
Tore weit zu offnen; ein aufgeklärtes
Zeitalter wie daS unsrige, das sich nicht
vor Dämonen und 'Teufeln fürchtet,
fürchtet sich auch vor Engeln nicht.- Nicht,
die geographische Lage, nicht Länge und
Breitegrade bestimmen den Ruf einer
Universität, sondern einzig die Jntensi
tät der geleisteten Arbeit, die sich in den
Lehrmeistern verkörpert; . die. Größe der.
Dozenten ist der Maßstab der Bedeu.
tung. Deutschland kann ven Wettbe
werd,, nach dieser Richtung mit allen
Völkern und Nationen aufnehmen. AuS
Duödez.Universitäten wie au! den größ
ten, -Instituten sind Männer hervorge
gangen die sich init den größten', der
Welt messen. .Ich kenne keine, um keine
zu vergessen. Wünschen dir nur, daß
auch unsrer Anstalt solche Größen ent
springen. DaS wird in um so größerm
Maßstabe der Fall sein, je weniger wir
nach der personellen Seite hin erbliche
vder verwandtschaftlich Qualitäten
züchten. Nur keine Jnzuchtl Schaffen
wir ein Institut, in, dem junge, frische
Kraft pulsiert, und geben nur unsrer
neuen Anstalt so. wie die alte ine demo
kratische freie Schöpfung der Bürger
schaft war, damit jenen demokratischen
Zug. der da! charakteristische Merkmal
dev neuanbrechenden Zeit ist. Und denn
dann auch nicht gerade Männer wie der
große Blbertu! und der noch größere
Aguinate auf den Lehrsillhlen sitzen, so
doch Männer wahrhaft groß nach Wille
und Tat und getrogen von dem Adel des,
Herzen? und ds Gesinnung. Schassen
wir so die große allgemeine Universitas.
die Allgemeinheit der Disziplinen inder
Allgemeinheit der Menschen - und
Meinungen, so haben wir ganze
Arbeit geleistet. Dann ist mir, als
leuchten von den Giebeln der alten
Kölner. Universität die Worte Horaz:
nan rnn&ii Tnoriar, nicht ganz werd'
Ich sterben. Mag dann 'die neue, dereinst
von Ihm sagen können: ulilimi f,rism
sT rriiAJ-l'aj sie dann mit ho
bm Scheitel die Gestirne berühi-en und
für unser gelikbies Köln ein neues, g'ou
zendeS Wahrzeichen fein in Jzhrhun
derten! - .
Eine Botschaft HaenischS. "' '
UnteistaatSsekretar im Ministerium
für Kunst. Wissenschaft und Volksbil
dung Dr. Becker:
Im Namen deS Ministerium für
Wissenschaft, Kunst und Volksbildung
begrüße ich die Metropole des Rheinlan
de an diesem bedeutungsvollen Tage.
'Mein Minister hatte bis zum letzten
Augenblick bestimmt damit gerechnet,
den Weiheakt der neuen Universität per
sönlich vornehmen zu können. ES hat
nicht sollen sein, und so hat rr sich ve
onügen müssen, seine Gefühle in einer
Botschaft niederzulegen, die ich mir zur
Verlesung zu bringen gestatte: '
melmm grgsztkn Vednun machn die
doli,i!i-n Berliulliiilie ti mir mimogtich. in
dlner Mitte z wkilen und mündlich da aus.
'rrchen. mt Ich nn diesem für öl, da
Rheinland lind Preußen gleIchi,cdcuIungSvvI
U-n läge ge,,, lagen möchte, ß u
mich mit begnügen, den Versammelten aal
dem Trt,twce nutiie berlickslen iÄrdp titib
wiiia"irfliic wcusen. ailüne die neu d
neuctltste iUiiet .fcoaMiiml, in Leben gec'
fen tu 2C(illd)lniiI und reuiini schwerst
steif, für Cinlund und usland ein Wahrzei
chen dailir sein, tat der deutsche Seist, aurn
beule Tkutsidland beste Teil, och ngebro
ütn und millcn sm . naiwiialen Trslmmekseld
kraslvoll am Werke wieder auszbaen
und vta m schassen. o gewiH die Wilse.
sckast inlernüllonni Ist. und so fi'bc eS gerade
eine dorncSme !Uisgabe Ihrer Köln Hoch
schute sein wird, über da Z'Iuk und die Ira
nn, dieser iehten Jahre binwea neue Brlik
len ach Söesi, schlagen M bclse. stf fiereifj
taun sie diese bölkerverbindcnde und völkerver
siknende Sinlgabe nur dann ersstllen, wenn sie
sestwnrzeU tui 'erboden unsrer denllen
H, ?imnlerde, Ao XIm mt eolontenii dars
sich UclS der warmherzigen Förderung durch
die breubiscke Ulcrlichisvcrwall,,na versichert
ballen, die immerdar dc Medaillen de final
lichoil ZiiiammenbnlteiiS de gaitten zu der
einigen missen wird rnit iiekedllstcr Psirge
der bercHlilicn Eigenart rbetnisten Wesen.
Prenhe bne da ,-Nbcinland würe eine Edel
I, le ohne rone, dg Rheinland ob drei
Hi wäre ein wm lycicurren im ascniirnmcrn
verurteilter Alt, Wir geknn sammen. um
wir ,dl,'i!e lammin, tn diele: Ginne gilt
wein (jcirn dem rlikinischen, dem preußischen.
dem deuljchen ttvln und keiner Hbschle.
Möge ihr wie dem engern und weitern Vaier
lande ein slol.k und gigcki'che 3kmsl bk
schade, sein trcrdem und allcdeml Im
Geiste bin ich bei, ?hnen,
Haenisch. iillusmwist.'
' ?eine Damen und Herren! Die' Ge
fühle des Ministers sind die Gefühle al
ler seiner Mitarbeiter, und ich darf Wohl
auch sagen, die der andern der preußi
schen Unterrichtsverwaltung unterstellten
Universitäten. Die ganze deutsche Gei
stigkeit ist sich bemüht, daß wir nicht'
nur mit den Waffen, sondern, daß wir
bor allem mit Ideen geschlagen sind,
und daß eS eines Neuausbaues unsers
ganzen geistigen ScinS bedarf. Wie einst
vor einem Jahrhundert einer unsrer
großen vaterländischen Dichter für Köln
die Worte sprach, so ist eS auch heute
wieder Wahrheit geworden:
öS Hegt da Vaterland zerrissen,
Tem Fremden last um flaute seis,
: S!nr deulscher Klaube, deutsch' cmiNen
Macht jeiiie Wunden wieder bctl,
, Wahrlich ein gutes Stuck deutscher
Glaube ist es, wenn in dieser schweren
Zeit, angesichts der drückenden Laste,
die, wir zu erwarten haben, eine Kauf
mäiinschaft .aus freier Initiative der
Wissenschaft ein neues würdiges Heim
erbaut. Deutscher laube ist es aber
auch, wenn die Staatsregierung aus
Sichrüng durch Kapitalien und Stif
tungen verzichtet und die neue Hochschule
lieber auf das feste Fundament der Op
ferbereitschaft und des gulturwillens
einer hochgesinnten Bevölkerung gründet.
Der deutsche Glaube, den wir brauche,
ist aber vor allem der Glaube an unS
selber. Wir müssen glauben lernen,
daß wir mehr sind, als der Bölkermisch
masch von Mitteleuropa, daß wir eine
einheitliche Nation sind, und daß wir
nur dann im Rate der Wölker wieder
etwas bedeuten, wenn wir unS selber
gesunde haben werden.
Dieser Glaube wird sich aber nur er
füllen, wenn er wurzelt in deutschem
Gewissen. Wir müssen zurück zu der
echt deutschen Menschheitskultur.. Wir
müssen wieder den harmonischen Zusam
menklang zwischen dem harten Ton in
tellektuellcr Forderung und dem wei
chen Klang persönlichen E'!:lenS ZU
finden wissen. Unser deutsches Gewissen
weist uns auf dielen Weg.' Wir müssen
vor allem wieder lernen, Mensch zu sein,
und zwar werden dabei die verschiedenen
deutschen Universitäten, je nachdem sie
Kleinstadt oder Sroßstadt-Universttaten
sind, in verschiedenem Sinne mitzuwir
kcn haben. Die Großstadtuniversität
, wie Köln wird ' den Gedanken ' des
Menschseins im Geiste der Gemeinschaft
der sozialen Betätigung uno der genos
senschastlichen Solidarität ihren Stu
denken durch ihr- bloßes Dasein kinhäm
mern. '
Als jüngste Schwester tritt die Uni
vusität in Köln in den Kreis der deut
schen Universitäten. Alle ihre Lorgän
gerinnen blicken auf ruhmreiche Trad!
tionen zurück nd namentlich Köln
wird den Glanz und die geistige Arbeit
der Nachbakuniversität Bonn immer lS
Ansporn vor Augen haben. Möge Köln
seiner Schwester würdig werden, möge
eö vor allem nicht in kleinlicher Rivali
tät, fondern in edelm geistigen Wett
eifer seiner rheinischen Nachbarin gegen
übertreten. Aus diesem Wetteifer zum
Guten und Großen wird für beide
Hochschulen ein Segen erwachsen. .Wie
die Handelsmetropole Köln einen jähr
hundertelangen Kampf geführt hat mit
der benachbarten Handelsstadt MUlheim,
und die sich doch beide schließlich in ge
meinsamer Wirtschaft zum Wohle des
Ganzen zusammengefunden haben, fo
mögen auch Bonn und Köln im Laufe
der Zeiten, wenn auch vielleicht nicht
einer verwaltungSlechnischen, so doch
einer idealen Eingemeindung entgegen
gehen. Die Tendenz unstrs geistige
Lebens drängt zur Synthese zum Zu
sammenschluß. Wir müssen wieder zum
Begriff einer deutschen Gcsamtbildung
kommen, die uns über die Cpezial'.sten
not der Vergangenheit und Bezenmart
hin-egfüh?t. und bet dieser Zusammen
arbeit müssen alle Hochschule mitwir
ken. nd gerade das Rheinland mit sei
ncr im Grunde einheitlichkn Kultur
wird dazu berufen sein, ganz im Geiste
Gustav v. Medissen die geistige Yre
duktivität Aachens, Lonnk und Kölns
zu einer groß?,,, echt deutshcn Kultur
synthcse iammenzufzsscn.
Der pänluflige.
Ei rnccherneö HauS in einer modrr
-' - tun JPtfldt.
Ein Mann, der sich tirol .Boodle"
errafft,
Hat sich in der Vorstadt ein Grundstück
' beschafft.
Hat stolz dann beschlossen, sammt seiner
Frau,
Darauf zu tzrrichten 'nen eigenen Bau.
'Das Ehepaar machte ssforsich daraq.
Zü prüfen fast jeglichen HäuserbaU
Plan.
"Es ward aus ein Blatt auch alsbald
abonniert,
In welchem der Bauten gar diel
tllusirirt,
Mit Türmen und Treppe und Fenstern
" mit .Bauch"
Und Tischen, antiken, und Bettstelle
auch. ,
Viel Villen besucht das iauluft'ge Paar
Und interviewt eine Anstreicherschaarr
Sie lasen Essays über Architektur.
Erwogen die Schnörkel, die Färb' und
. Glasur; ;
St wurden die Stunden bis tief in 1ie
Nacht ;
Mit Kostenberechnung Und Zeichnung
verbracht;
Wie Maßstab und Bleistift stand nichts
in der Huld
De bauwllt'gen Mann's mit de Esels
, - geduld; '
Kurz, Beide sich gönnten nicht Ruhe
noch Aast, - '
Wie Alle auch Ihr wenn v,n
Bautvut erfaßt.
Nun glaubten gefunden sie, was ihnen
' paßt'. . '
Der Architekt lächelt und sagt dank:
.Ich dScht'.
Daß ich 'nen Entwurf hab', de, Ihnen
grad', recht;
Jim! Sechshundertdreißig und sieben
dem Herrn! '
Di Plan, Sir, ich weiß eö, den neh.
men Sie gern
Es war 25X100 das .Lot";
In der Birdnest Street wollte wohnen
er flott.
Man sgt'. dort sei schön es wie im
Paradies. . - '
Darum Eden City" die Vorstadt auch
. , hieß. , , , , '
Und als der Manit dachte, daß endlich
ti fleckt.
Zum Baumeister' geht er, sagt: .Herr
Architekt,
Ich ?.cb' Ihnen Winke, nicht schaden
kannis. traun! ' 1 "
Betreffs meines Hauses, daS S i e sollen
dau'n.
Die Front'Halt kann' nennen geräumig
, man kanm,' ' ;
Jedoch es soll scheinen, als wär' W
viel Kaum; ,,".''..
Sie werden verstehen. Sir. als Architekt,
Ich will nicht den Raum, nur ge
räum'gen Effekt. v
Hier mSch? ich 'tuen Winkel, eS liegt mir
diel d'ran. : ' ,
Wo man, sich hinstreckend, ein Buch lesen
kan;
Das Drawing'Rooin groß, sei originell:
Drei BayMindows hab' tS, sei auS
nehmend hell;
Und 8hnlich es leuchtet dies Ihnen
doch ein?
Sollt' auch, wie ich denke, daS Dining
Noom sein.
Mit Säulen verziert und dabei eine
Nifch'.
In der man bequem könnte rauchen nach
Tisch.
Ein Bibliothcksaal tut not sicherlich,
Ich hab' ihn markiert hier, seh'n Sie,
durch den Strich;
Ein Bett sei bek Strich hier? Nicht doch.
. lieber Mann,
Der Strich deutet kla'rlich ein Oberlicht
, an; .
Au Stanford Whitt'' Villa stammt
diese Idee, '
Ich war einst sein' Gast dort, sie liegt
an der See, :
Doch sollt' in dem Saa! auch grad'
- fällt eS mir ein , . '
Ein Winkel, ein lauschiger, angebracht
sein. '
Die Schlafzimmer hab' ich Nicht weiter
skizziert.
In den, Punkt sind Sie am End'
informiert,
Ich leg' nicht besond'nS Gewicht auf
den Styl,
Nur will ich sie luftig und Raum drin
sehr viel;
Und merken Sie, Sir, noch das Eine
sich fein:
Sie müssen allfammt auf der Sonnen
'seit'ein.
Ztt Turm foll, versteh' Sie, samt
, Türe und Dach
Doch seh'n Sie in ..einen Notizen bloS
nach,
Und dann noch ein Wort, verehrie
Herren Kollegen, das ich mir erlauben
darf, als Universitätslehrer zu Ihnen
,u sprechen.- Wenn es in neuerer Zeit
selbstverständlich geworden ist, daß die
Wissenschaft keine Magd der Kirche mehr
ist. sa ist sie aber auch ganz ewig keine
Magd des Staates und noch viel wen!
ger die Magd irqendwelcher ' Parteien
oder Interesse. Erhalten Sie sich der
Oeffentlichkeit und auch dem Staate und
der Negierung gegenüber den eckten deut
schen Proteltgeift deutscher Wissenschaft.
Eine starke Universität im starken Staat.
Mit diesem Wahlspruch erkläre ich na
men der preußischen Negierung die Uni
k'ksität Köln für eröffnet. QU0d felix
Xuitum lit! '
Deutsche Mnbrung
- und FinanMirtschntt.
(irtifUi Leiiung'.Z!
In der Deutsche Gesellschaft zu
Kitt 1014 sprach Direktor Oskar Was
sermann von der Deutschen Bank über
die deutsche Währung und die finan
ziellen Aüssichten Deutschlands. Er gab
ine Uebersicht über die niedergehende
Entwicklung des Standes der deutschen
Währung im Verlaufe des Kriege und
die hierfür bestimmenden mannigfaltigen
Ursachen. Im Anschluß hieran warf
rr dattn die Frage nach der Gestaltung
der Zukunft auf und betonte gegenüber
der vielfach vertretenen Ansicht, daß
Nicht anderes als der Slaatsbankerott
daö Ende fein werde, daß dies unbe
dingt abzulehnen sei. denn ein Staats
bankerott wäre schlimmer als ein Ver
brechen, er wäre eine Riefendummheit,
weil er die Auflösung des Reiche da'
durch bedeuten würde, daß er die In
teressen de Reiche und der Bundes
staaten in einen unlösbaren Gegensatz
bringen müßte. Aber auch für die deutsche
Währung, würde der Siaatsbankrott
berhaagnisvoll fein. Dazu führte der
Vortragende ungefähr folgende aus:
Alles Geld, wa wir haben, ist
Staatsgeld, fe. h. Anspruch an daö
Reich, genau wie es die Kriegsankeihen
find. Die , Darlehnskassenscheine sind
gedeckt duph Ausleihungen gegen
Pfand, in der Hauptsache an Bundes
staaten. Kommunen und Sparkassen,
und aö Pfand besteht wieder in
Kriegsanleihen, BundeSstaatenanleihen
oder Kommünakanleiöen. Die Reichs
Banknoten finden ihre Deckung zum
weitaus größten Teil in Reichsschatz
wechseln. (Die Warenbeleihungen der
Darlehnskassen spielen im Verhältnis
zur Gesamtsumme des Umlaufs ebenso
wenig eine Rolle wie die Golddeckung
der Reichsbank.) Wie kann das Ver
trauen zum Gelde, das nur eine For
derung gegen, das Reich und feine Glie
der darstellt, gehoben werden, wenn die
ftr Schuldner seine Verpflichtungen
nicht erfüllt? Wir müssen und können
uns ander helfen, denn wir haben ein
SelbstheilungÄnittel. da unk der Ge
fahr jedes. Staatsbankroti überheben
müßte, in der Entwertung unsrer Wäh
runa. Wenn die Reichsmark auf etwa
ein. Drittel ihres frühern Wertes gesun
ten. ist, wag beißt das anders, als daß
malt im Volke glaubt, Reich, Bundes
staaten und Kommunen, die. für ihren
LaushaU jährlich 24 Milliarden ge
brauchen könnten nicht mehr als etwa
8 Milliarden in altem Gelde aufbrin
n. Diese 8 Milliarden, nach früherem
Maßstabe cemessen,' ond die' heute 24
Milliarde ausmachen, bedeuten, wenn
man Deutschlands Bevölkerung mit rund
60 Millionen annimmt. 40 Mark auf
den Kopf. , Wenn man nun weiter an
nimmt, daß der Arbeitsfähige im
Durchschnitt für 3 Personen zu sorgen
hat. so hätte ' das ' Arbeitseinkommen
durchschnittlich IM Mark für ' den
Staatshaushalt zu leisten. Wenn man
bedenkt, daß die Löhne Heu in ihrer
untersten Grenze mehr als 300 Mark
betragen, durchschnittlich aber weit HL
her sind, so ist diese Steueraufkommen,
wenn auch für den einzelnen eine sehr
starke Belastung, doch erreichbar, frei
lich nur durch ein Steuersystem, da
alle BevölkerungSkreise erfaßt. Selbst
verständlich wird das höhere Einkom
men und der Besitz scharf herangezogen
werden müssen, aber allein können sie
die Lasten nicht tragen. Macht man
jede nennenswerte Kpitalbildung oder
Kzpitalvermchrung unmö.vich, so hin
dert man die Wiedererjtarkung und
Ausdehnung unsers Handels und unfe
rer Industrie und un;er?Zl.: dadurch
die Lebensbedingung unsrer Wirtschaft.
Es gehört wenig Weisheit dazu, um zu
begreifen, daß 1000 Mark in einer
Hand wertvoller sind und auch für die
Allgemeinheit mehr schassen können als
je 1 Mark in 1 Taschen. Man hat
nun ein Verführen vorgeschlagen. daS
außerordentlich glücklich zu fein scheint
und deS eingehendsten Studiums wert
ist: die ReicbsarbeitZstunde. Jeder, der
feinen Unterhalt durch Arbeitseinkom
men erwirbt, soll eine Stunde am Tage
für das Reich arbeiten. Die denkbar
gerechteste .und - erträglichste Steuer.
Nach der letzten Berufszählung 1907
hatten wir allein an Lohnarbeitern in
Deutschland 18 Millionen. Und die
Steuer braucht sich nicht nur auf die
Lohnarbeiter zu beschränken. Nehmen
wir bei der Vorsicht halber an, daß
nach den tenitorialen Abtretungen im
ganzen nicht mehr al 18 Millionen
-zu erfassen sind und daß der Wert der
Arbeitsstunde durchschnittlich iy2 Mark
beträgt, so ergibt sich ei tägliche Auf
kommen von 27 Millionen oder jähr
lich 8.3 Milliarden. Eine Summe, ie
dem Relchsfinanzministee seine schweren
Sorgen lehr erleichtern würde. Freilich
nur so lange, al Löhne und Gehälter
in ungefähr jetziger Höhe bezahlt wer
den. Eine wesentliche Besserung unsrer
Sie sehen daraus ohne Mühe und Last
Die Sorte von Haus, Sir, die meinem
Sinn paßt.
Zweilausendfünfhundert mag fein dann
. der Preis.
Doch in sehr solides und stattliches sei'sl
Und hiermit ist die Sache abgethan;
Es hat gekauft der Baulust'ge den Plan,
Bald fertig das eigene' Haus ' man
erschaut,
Das ward auf sein Suburbatt Lot"
gebaut;
Und der .Suburban Residence", fllr
wahr!
Gleicht jede dieser Sorte auf ein Haar.
Im ersten Tchrkckcn.
' Prokurist: .Das Bankhau kreditiert
uns absolut nichts!"
Chef: .Woher kennen uns
dje?-
Wahrung würde aber einen Abbau die
ser Einkommen und damit einen Sie
erausfall zur notwendigen Folge haben,
der durch nicht anderes zu ersetzen wäre.
Das, was der Staat durch Abbau der
Gehälter seiner Beamten erspart, bietet
natürlich keinen Ausgleich. Die Staats
schulden bleiben ihrem Nennwerte nach
unverändert, zu ihrer Verzinsung und
Tilgung sind die gleichen Beträge nötig,
ob sie nun tn schlechtem oder besserem
Gelde bezahlt werden. Man wird sich
also fragen müssen, ob unter den un'
glücklichen Umständen, in die wir gera
ten sind, eine wesentliche Besserung uns
rer Währung überhaupt nützlich und
daher erwünscht ist. Die Verschlechte
rung hat aber 'in der Hauptsache die
kräftigsten Sckultern betroffen, die sich
wohl oder übel damit abfinden mußten.
In Preisen und Löhnen ist großenteils
schon der Ausgleich geschaffen. Welche
neue Unruhe würde eS aber in unser
ganze Wirtschaftsleben bringen, wenn
nun ein Abbau der meisten Arbeitsein
k?mmen einsetzen würde? Glaubt je
mand, daß Löhne, auch wenn die Le
benSmittel billiger weiden, von 20 oder
24 Mark auf die Hälfte oder weniger
herabgesetzt werden könnten, ohne daß
der Weg über endlose Streiks, wenn
nicht über blutige Köpfe gehe müßte?
Ginge die WährungSverschlechterung
auf Kosten der Geldbesitzer und Geld
gläubiger vor sich, so würd; eine Wäh
rungsocrbesserung allen Geldschuldnern
zur drückenden Last werden. Ein Bei
spiel: Ein Fahrradhändler nimmt bei
seinem Bankier einen Kredit von 100,
000 Mark aus und macht mit einer
Fahrradfabrik einen Abschluß auf 500
Räder zu 200 Mrk. Diese Fahrräder
haben bei heutigem Währungsstand !
nen Goldwert von etwa W.000 Mark.
Während der Monate, die die Lieferung
beansprucht, sei nun die Währung von
33 v. H. auf 50 v. H. gestiegen. Da
bedeutet, daß die im wirklichen Werte
unveränderte Ware statt 100.000 Mark
beim Verkaufe, wenn man den Handels
gewinn außer Betracht läßt, nur 66,000
Mark erbringen würde. Einen Nachlaß
wird die Fabrik nicht bewilligen köss
nen, weil sie den Verkaufspreis auf
Grund ihrer teuern Rohstoffeinkäufe
und der Löhne, die auf eine 33p'rozen
tige Währung eingestellt waren, kalku
lieren mußte, anderseits muß der Händ
ler unter dem Druck des inländischen
und ausländischen Wettbewerbs der
Aenderung der Währung Rechnung tra
gen und mit Verlust verkaufen. Seinem
Bankier schuldet r aber unverändert
100.000 Mark. DaS zeigt, wie Verlust
reich eine Besserung der Wahrung fein
kann. Ueberhaupt ist jede erheblichere
Schwankung der Währung, sei es Wer
Mechterung oder Verbesserung, für da
Eeschäfislebc von wsheil.
Wie steht es ober nun mit den Be
Ziehungen zum Auslande? Die B
schlechterung der Währung verteuert
alle Einfuhrwaren, das ist allgemein
bekannt, aber nur zum Teil richtig. Sis
verteuert sie nämlich nur insolange, al
die, Währung, im Auslande niedriger be
wertet wird, im Inland aber noch
ihre volle oder doch eine höhere Kauf
kraft besitzt. Ist .die Währung aber erst
im Jnlande ebenso entwertet wie im
Auslande, d. h. kommt die Entwertung
auch in den Inlandspreisen allgemein
zum Ausdruck, fo findet eine Verteu
rung der Einfuhr keineswegs mehr statt.
Wir können alle Einfuhrgüter nur mit
Arbeit oder Ware bezahlen. Jede Be
Zahlung durch Jnlandsgeld ist nur et
wa! Vorläufiges. Der AuslLnder hat
für Reichsmarknotcn keine Dauerver
Wendung und kann sie letzten Ende?
nur wieder zur Bezahlung von Waren
verwenden, die er aus Deutschland be
zieht, oder für Arbeit, die ihm in
Deutschland geleistet wird. ' Kaufen
wir z. B. von einem Ausländer einen
Gegenstand im Goldwerte von 33
Mark und müssen nach dem heutigen
Währungsstande dafür 100 Reichsmark
zahlen, so haben wir den Gegenstand
zu teuer gekauft, wenn es dem Auslän
ier möglich ist, mit diesen 100 Mark in
Deutschland etmaS zu erwerben und zu
bezahlen. waS mehr als 33'? Mark
Goldwert hat. Da sich inzwischen die
'Inlandspreise aber so eingestellt haben,
daß dies im allgemeinen nicht mehr
möglich ist, kann die Verteurung der
Einfuhr durch den niedrigen Wäh
rungskur.S, wenn sie überhaupt besteht,
nur ganz unwesentlich sein. . Weit we
fentlicher ist sie dadurch, daß der Aus
länder bet Verkäufen nach Deutschland
in seiner Preisstellung einem Weilern
Währungsrückgang Rechnung trägt, der
biS zur Bezahlung etwa eintreten könnte.
Der Schade, den die Volkswirtschaft er
leidet, beruht also auch hier weit weni
ger auf dem augenblicklichen Stande der
Währung als auf ihrer Unstttigkeit.
So gering der Einfluß der schlechten
Währung auf die Einfuhrpreise ist.
wenn sich erst der allgemeine Preisstand
im Inland der Währungsöerschlechle
rung angepaßt hat. so gering ist auch
der Einfluß auf die Ausfuhr. Es ist
also durchaus nicht richtig, daß niedrige
Währung unter allen Umständen die
Ausfuhr fördert. Vor dem Krieg wur
den in Oberschlesien den Bergarbeitern
für die Schicht im Durchschnitt 4,50
Mark Lohn bezahlt. Der Arbeiter sör
derte dabei durchschnittlich eine Tonne
pro Schicht. Heute beträgt der Schick,;
lohn durchschnittlich 13.50 Mark, also
das Dreifache, und da unsre Währung
auch im Ausland nur ein Drittel wer
tet, so wären wir jetzt .nicht weniger,
abe auch nicht mehr wettbewerbsfähig
als vor dem Kriegt wenn der Arbci
ter auch jetzt noch eine Tonne pro
Schicht fördern würde. DaS tut er aber
nicht; er fördert nur fünf Achtel Ton
nen. Da kommt natürlich nicht von"
der Währung, sondern von zu kurzer
Arbeitzze'.t und vom Streiken, und wird
sich hoffentlich auch wieder ändern. Aus
einen te(tt wesentlichen Vorteil der nied
rizen Währung muß aber doch hinge.
wiesen werden: Wenn sich Löhne und
Warenpreise auch, wie wir gescken h.i
ben. dem Währungsstande anpassen, sa
lebt doch im Bewußtsein der B.völke
rung noch auf lange Jahre hinaus die
Reichsmark a daS alte wertsollt Geld.
Da. wo e nicht nötig ist. fordert man
nicht immer den vollen, dem neuen Zu
stand Rechnung tragenden Preis, und
zumal in den Auögaben legt man sich
doch sehr häufig ln Erinnerung an den
alten Zahlwert deS Gelde Zuruckhal
tung auf. Dieser psychologische E,n
fluß ist in den zur Sußersten Sparsam
Zeit zwingenden Verhältnissen, die uns
der verlorene Krieg auferlegt, nicht Zl,
unterschätzen.
Die AnSgrabungk in Susa mt
das Buch Esther.
Ueber, die Abfassungszeit des Bu
cheZ Esther waren bisher die Auffas
sungen geteilt. Während man eö teil
weise in die Zeit de KSnigS AntiochuS
IV. Epiphane (175164) und der da
maligen . religiösen Befolgungen der
Juden setzen will, ist man von anderer
Seite die Ansicht, daß? dieö reizvolle, in ;
den biblischen Kanon aufgenommene
Gcschichtenbuch bereits im 4. Jahrhun
dert v. Chr. entstanden fei. Für die er
stere Ansicht kann man sich darauf be .
rufen, daß daS bekanntlich auf die im
Esther-Buche geschilderten Ereignisse be
zügliche Pürimfest erst ungefähr um da
Jahr 100, v. Chr. als in Palästina ge
feiert nachweisbar ist. Nun haben' jc
doch die französischen Ausgrabungen in
Susa Ergebnisse zutage gefördert die
stark für die ältere Entstehungszeit des
Buches Esther in Gewicht fallen. Ueber
diese französischen Ausgrabungen ist
allerdings bisher nur eine kleine Notiz
erschienen, die Pillct im Jahre 1914
veröffentlicht hat.. Die Ergebnisse die
fer Grabungen hat nun Hermann Gun
kek. der ausgezeichnete altteftamentliche
Forscher, in verschiedenen Ver'öffent
lickmngen für die von ihm vertretene
Auffassung der Entstehung des Esther
buches im 4 Jahrhundert v. Chr. aus
gewertet. . ' ' ,
Nach einem Berichte in der neuesten
Seemannschen .Kunstchronik" über das
interessante Problem betont Gunkel be
sonders, daß der Erzähler des Buche
Esther in der Stadt Susa zu Hause ge
Wesen sei, daß dessen Nachrichten mit .
den Ausgrabungen wohl übereinstim-'
men, und daß der Verfasser im Paläste
von Susa gut Bescheid gewußt hat. -Weiterhin
wie Gunkel darauf hin, daß
der im 1. Kapitel des Esthcrbuches gc
nannte .Vitan" nichts anderes sei "als
d:r durch die französischen Ausgrgbun
gkn nachgewiesene persische Bau Apa
dana. , Eunkcl Ausführungen fcbn,,
nun eine mächtige Stütze dadurch erhal-'
ten. daß sich Roöert Koldewey. einer
der besten Kenner der Baukunst Pn- .
sienS und daS Zweiströmelandcs. in fei
nem Sinne über die baulichen Aehn
lichkeiten dc von den Franzosen auSge
grabenen Palastes von Susa mit den
im Buche, Esther geschilderten und er
kennbaren Äaulichteiten ausgesprochen ..
hat.' Koldewey hat im Nordosten des
Gral'iMgsgebietcS eine' .Apadana" und
im Süden tin .Chilani" feststellen kirn
nen.' Letzteres besteht aus zwei ungcheu
ren Fronttürmen mit einem verdreifach
ten Eingangsraum. Chilani bedeutet
.Tor des Königs' (Hohe Pforte). Alle
Szenen, die sich in dem Buche Esther an
oder vor dem Tore des Königs' ob.
spielen, sind hier zu lokalisieren. In
der Nkadana ober, die im Nordosien des
1 Pilletschen Planes von Koldewey er
Iannt worden ist, Besinnet licy ein isar,
ienhof, in dem sich Wohl das Volk bei
den im Estherbuch geschilderten Festlich
, leiten herumtrieb, während daS Staats
fest (Kap. 5) sich Wohl im Chilani er,
eignete. . ?
! Nach den Ausgrabungen muß der ge
samte Wohnpalast mit Unterabteilungen
eine zahllose Menge von Einzelräumlich
leiten enthalten haben, die um Höfe zu
Gruppen vereinigt waren und in denen
sich alle übrigen Ereignisse deS Buches
Esther abgespielt haben mögen. Ansge
graben sind jedoch diese Einzelröume
nocb nicht. Wichtig ist Koldeweys Fest
siellung; daß nur in Susa bisher gleich
'zeitig Chilani und Apadäna festgestellt
sind. Da weist allerdings darauf hin,
daß der Verfasser des BucheS Esther in
Susa gelebt, jedenfalls ab von diesem
Palaste außergewöhnliche Kennin! ge
habt haben mutz, während in Persepolis
oder Babylon die beiden typischen Bau
ten Chilani und Apadana nicht zu sin
den sind. Allem Anscheine nach ist als .
die Streitfrage über das Alter deS Bu
che Esther durch den Spate entfchie
den und feine Entstehung im 4. Jahr
hundert v. Chr. erwiesen,
Eine Berwaltungs. Akademie i
Berlin. Tie Mängel in der Aus
bildung deS deutschen Beamtentums will
ein Institut beseitigen, da jetzt in Bcr
lin errichtet wird, eine Berwaltungs
Akademie,' deren Grundlage die in Ber
lin bestehende Beamtenorganisation ist.
Tie verschiedenen Vereine, die die In
teressen der Beamten vertreten, haben
sich bereit erklärt, laufende Zuschüsse zur
Errichtung eineS Jortbildungsinstituts
zu geben, dessen Aufgabe es sein soll, in
enger Angliederung an die Prazis das
allgemeine Wissen zu vertiefen ,u?v
gründliche Kenntnisse für' Beruf und
Leben zu vermitteln. Tie weftntlichstcu
Lehrfächer sind: Staats 'oiirgttluüdk,
Volkswirtschaftslehre. Soziaolitik,
Statistik, Finanz und Stuermesen,
Staat! und Dcrwaltung?:ccht. Hin
delswissenschaft. Kommunalmissenschast
und Politik. Danebeu sollen auch Vor
lesungen abgehalten werdrn über Le
russkunde, Bkamlenpolitik. Beamten
recht, Etats, Kassen und Rechnung!
Wesen und schürflich . ix:zMm&it
Kurse, m
5.?' ,7?W ?5 :.K--lt,Tf'''?'-
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