Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 05, 1919, Image 6

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Das Fräulein.
Noman
, (14. Fortsetzung.)
'Sie lächelt; in wenig galt doZ
neben der Gutmuihigkeit. die r zeigt,
. auch der Unbehilflichkeit.
Nein, Herr Lund, wie ' sollte ich
das. Ich gehöre hier auf diesen Platz
und überdies mach: ich mir nichts
,uS Festlichkeiten."
Ja," er lachte übe? das ganze,
breite Gesicht. .Das ist nun mein
Fall machen sich euch nichts dar
aus. So 'ne stille, nette Häuslichkeit,
ja. daS ist was andere?. Sie lesen da,
ich mag mir so gerne vorlesen lassen.
Das müssen Sie gar zu hübsch kön
nen, Fräulein Line solch 'ne weiche
Stimme, wie Ihre!" Und er faßte
lnach ihrer Hand und streichelte sie.
Ja, daß Sie daZ Landleben so gerne
mögen das hat mich nun ganz für
Sie eingenommen! Ich will meine
' letzten Jahre, es können noch immer
' gute sein, Frälein Line, nicht in der
'Stadt sein auf dem Lande wird
man älter, ist gesunder. Sehen Sie
wohl." Sie hatte ihm dieHand ent
zogen, sie auf die ifchkante stützend.
Wir sprechen noch einmal darüber
es ist mir Ernst damit, mit demLand
leben und und noch sonst was.
Wir sprechen schon wieder darüber."
f Dann ging er langsam hinaus.
1 Schlafen werden Sie wohl lange
' noch nicht könne geht erst los '
Tischmusik, dann Tanz "
; , .Ich habe mein Buch."
.Und für etwaZ SüßeZ will ich
schon sorgen! Schicke ich selber hinauf,
ja, das versteht sich doch nein,
nein, keine Umstände. Wahrhaftig,
wen Sie so freundlich aussehen, das
' macht mir das alte Herz ordentlich
wieder jung."
Nein, sie trug wirklich kein Verlan
gen, dort unten zu sein in dem hellen
Glänze, unter den lustig schwatzenden
Menschen! Wenn man sie nur hier
oben unbehelligt ließ bei den beiden
kleinen, anhänglichen Mädchen
aber, das würde naturgemäß auch
schon sein Ende finden. Wenn sie oft
am Fenster stand, das Gesicht gegen
die Scheiben, gepreßt, hatte sie in
Bild vor Augen: sich felber wieder
durch dir Straßen irrend, auf'Z Neue
heimathlos in der großen Welt!
Die letzten Nachzügler, freiwillige
nd unfreiwillige, stellten sich ein, Da
men, denen die Erregung nicht mehr
in den lächelnden Mienen zu lesen
war, welche sie im Hause beim War
'tat auf die unpünktliche Schneiderin
ohne Zurückhaltung hatten austoben
lassen, Herren, die sich von einem klei
,nen Diner, bei dem die Gesellschaft
eine pikante gewesen, losgerissen. An
de, die es für besonders fein hielten,
überall die Letzten zu sein.
Die Arbeit des Händefchüttelns, des
Zulächelns und Freudedersicherns sür
,den Hausherrn und die Hausfrau war
nun überwunden, nun kamen die an
deren Aufgaben. Herr Johann Kon
?ad hatte sich, unbemerkt wieder unter
die Gruppen begeben, nur Einem war
fein Verschwinden aufgefallen sei
em Sohne.
.Nun, Papa auf einem kleinen
Umwege wieder in die Salons ge
langt?" ,
Ein Zug von Verlegenheit huschte
über das runde Gesicht.
.Sie ist hundertmal hübscher n
ihrem einfachen schwarzen Fähnchen,
als alle die geputzten und angemalten
Damen hier," sagte er. trotzig werdend
' .und mir mir tausendmal lie
ber! Und das das werde ich wohl
bald auch beweisen mein Junge,
ohne Umstände! Ach habe es gelernt,
durch Dick und Dünn zu gehen. Und
es gibt Sachen, in die läßt sich der
Alte heute noch nicht einsprechen."
.Aha!" Nur dies eine Wort stieß
der jüngere Lund aus, dann gab er
daS Zeichen, zu Tiscke zu gehen.
' An zahllosen kleinen Tischen speiste
man' in dem großen Musikfaal. in
dem Wintergarten, in der Rokokko
bibliothek. wo die Bücher hinter ver-
,schnörkelten Schrankthüren verborgen
waren und von der.en Vorsprüngen
allerlei Miniaturbüsten des klassischen
und modernen Gelehrten- nd Poe
tenvolkes herabblicklen. Eine Zigeu
nerkapelle spielte dazu ihre feurigen
, Weisen. Die Tafeln schimmerten
im Silberglanz, das schönste Porzel
lan und Glas schmückte sie, Blumen
überall, in den kostbaren Aufsätzen,
neben den Tellern, verstreut auf dem
seidenen Tischtuch.
Lieutenant von Wonken ließ sich
von Fräulein von 24 die Heldentha
ten ihrer Ahnen, die sie in den Kreuz
zügen verrichtet hatten, schildern -und
seine Augen suchten die schöne
Cousine". Sie war die hübscheste von
Allen, und eS war sicherlich, daß sie
so gar nicht am Hofmachen Gefallen
fand, wie man sagte. L-ah bisher
war wohl roch nicht der Rechte g:lom
inen! Und er trank zum Gedächtniß
der Ahnen und auf Erfüllung seiner
Ahnungen", wobei daS mittelalterliche
Fräulein hoffn,ngsfreudig rröthete.
Toetor Bruno Hallsberz hatte auf
all' seine Versuche, einen Gesprächs
fuff für seine kleine Nachbarin zu sin
df, selten mehr. alZ ein schuchlernt!
,a" und .Nein" erhalten nun
aonnk er sich ei kleine Erholung.
Ziti In Ori'.l park jfi em Lila
"' i
von E. SScln.
zurück Ebbäs Köpfchen, die zart
Schulter, dn schimmernden Nacken.
wußte 3 nun, hinter ihr stehend
hatte er den zarten, goldenen Flaum
tief hinab über den Rücken leuchten
sehen die perlmutierweisze Haut
.Der Himmel bewahre mich, flüsterte
er einmal, so daß seine Nachbarin
ganz rstaunt aufsah. Was waren
das für tolle Gedanken, die sich da bei
ihm eindrängen wollten? Er war doch
sonst ein so ruhiger, überlegener
Mensch gewesen. Aber das wußte er
jetzt, daß er daran war. einen Men
schen zu beneiden Konrad Lund.
Nicht um seinen Reichthum, nicht um
die aufdringliche Liebenswürdigkeit
seiner Gäste aber darum, daß er
der Gebieter dieses schönen Weibes
war. ' Ah und von Konrad Lund
ging die Sage, daß er jeder anderen
Frau mehr huldige, als ihr. Ja.
gute Geister und sein eigener, kühler
Beistand mochten ihn bewahren, daß
er nicht am heutigen Abend die schone
Nire Ebba dort unter den Palmen
des Treibhauses allein fand, dann
dann wußte er. würden seine Lippen
diesen Hals gesucht haben.
Konrad Lund pries seiner Nachba-
rin, einer Dame, der die Iah gestat
teten. daß sie sich den kulinarischen Ge
nüssen zuwandte, ein Gericht an
und dachte an seinen Bater. Im
Grunde wäre es ihm ja gleich gewesen.
,wenn der Alte noch einmal eine Thor-
heit beginge und das Ehezoch auf steh
nähme ob für eine Wittwe Lund
eine Rente ausgesetzt wurde, das fiel
ja gar nicht in s Gewicht. ' Nur dieses
verteufelt hübsche Fräulein, nur das
nicht! Es würde eine Art von lebenden
Vorwurfs gegen ihn und seine Erobe
rungSkunst sein.
.Oho. Papachen, wozu sind Sohne
da. als daß sie die Dummheiten ihrer
Läter verhüten!"
Der alte General hatte die Haus
frau schon zum dritten Male mit i-
ner Marschall Niel-Rose verglichen
die Blume mit dem militärischen
Beigeschmack". das war das Höchste
für ihn. Sie lächelte genau noch so
liebenswürdig, als das rste Mal.
Was war s doch so dumm, wenn
man das Leben langweilig nannte,
ihr's hatte Inhalt bekommen sie
mußte über die Menschen mit der
iraurigenPhilofophie staunen, sie rück
ten ihr fern.
- m
Line Arabin hob das dunkle Haupt
und blickte nach dem Nebenzimmer hin.
Kaum hatte die Kleine zu schlafen be
gönnen nun fchien sie schon wieder
wach zu sein. Ein leiser, , klagender
Laut. Sie flog hinüber und sah in
die angstvoll aufblickenden Augen, in
ein fieberheißes Gesicht. Henny war
kränk, kein Zweifel' Sie fühlte Hände
und Stirn.
.Schmerzt Dich was, mein Lieb
ling?" .Der Hals und es ist so heiß!
Ach, hören Sie nur, Fräulein, i wie
schön sie da unten spielen! Ich möchte
zusehen die Mama war auch schön
ach, der Hals! Und ich bin so dur
srifl!" Sie netzte die spröden Lippen und
öffnete die Thür nach dem Zimmer
der alten Wärterin die mußte sich.
darauf verstehen, was hier zu thun
sei. Es war dunkel; natürlich auch
drüben bei der Jungfer. Die saßen
in Küche und Domestikenzimmer, die
Taselreste erwartend. Wenn sie die
Verantwortung allein auf sich nahm
das Kind rang mit dem Athem.
.Sprich nicht, Henny, ich helf
Dir "
Aber wie? Nein, sie durfte nicht zö
gern sie wollte die Mutier nicht er
schrecken, nicht Konrad Lunds blasir
tcs Gesicht hier oben sehen. Den
Äroßvater?'
Mein Gott, nein! Ein Arzt!"
Sie huschte in den, ersten Stock hin-
ab, der keuchende Ton drang hinter
ihr her, sie wußte nicht, war's Wirk-
lichkeit oder war er ihr noch im
Ohr.
Kein Mensch hier, die Thürm wa
ren offen, der hell Lichtqlanz drang
herauf. Bon unten Musik, das Ge
räusch vieler Menschenstimmen. Nur
scheu wagte sie sich vorwärts.
Walter sind Aerzte in der Ee-
scllscha t?"
Ein halb unwilliger Blick streifte
sie.' der älteste Diener des Hauses
wußte die Trüffeln en sersiette" zu
würdigen er trug eine Schüssel,
auf der drei blieben waren, zurück
und wollte sie ,ich referviren.
.Mehrere" sagt! er lim.
.So rufen, Sie unbemerkt einen,
öTr.s fiebert, ich bin ce oral.
Walter fetzte seine Schüssel binter
die antike Antinonsbüste, welche auf
einem Testament stand, und überlest
dann er, dck de? Hausarzt, der alte
Sanitätsrath. es ihm nie verzeilM
würde, wenn er ihm die Freuden die
ses auserwählten Soupers Pore
. r . V . V V. . Ti
jo rttiqwy er na? zu ccm jungen.
Wenn es ober blinde? Lärm ist,
Fräulein.-auf Ihr: Verantwortung,
Herr Eonful nimmt es streng, wenn
feire Gäste derana?rt werden.
Sie duschte die Treppe wieder hin
aus. dort stand sie wartend. Di leise
klagendeKinderflimme drang von oben
herab in die Pause, welche die Musik
machte.
Nun folgte dem Diener eine Ge
statt, ein Her? im Gesellschaftsanzuge.
dem Jener eine hmaufdeutende Betet
gung machte, dann eilte er leichtfüßig
di Stufen empor von hier hatte
sie ihn kürzlich gesehen und d Thrä
nen waren ihr in's Auge gedrungen
. Dr. Hallsberg.
.Ah. Sie hier im Hause?"
fragte er erstaunt, einen Schritt zu
rückweichend, und dann, als müsse er
sich erst besser von der Thatsache über
zeugen: .Wie kommen Sie nur hier
her, Fräulein von Arabin?" t , .
Sie warf den Kops zurück.
.DaS ist doch völlig gleichgiltig
ich bin hier und möchte Sie bitten,
nach dem kleinen Mädchen zu
sehen"
Ohne eine weitere Entgegnung
folgte er ihr an das Bettchen.
Mit erschreckten Augen sah ihn das
Kind an, erst Lines Zuspruch beru
higte es. AIS Bruno den Kopf wie
der hob, las sie in seinen Mienen, daß
er besorgt sei.
.Die arme Muttor sagte er un
sicher. Da stand Line kerzengerade,
herrisch, neben ihm.
.Sie soll Nicht qestort werden
lassen Sie das Fest ruhig seinen
Fortgang nehmen ich werde sorgen
und wachen bestimmen Si nur!"
.So lange nicht besondere Gefahr
ist," murmelte er nachgiebig.
Ihre schlanken Finge? hielten den
geschnitzten Knauf deS BettchenZ um
faßt. .So viele haben Tonern gemacht,
solch' große Kosten sind aufgewendet
wer wollte verantworten, da ein
jähes Ende zu machen? Ein krankes
Kind. daS kommt so oft vor " sie
sprach wie mit sich selber, herbe, halb
laut und dann neigte sie sich zu
Henny: .Brav sein, mein Kind, mor
gen gibt'S Blumen und Früchte
nicht weinen, morgen erzählen wir
auch Geschichten: der Herr Doetor
meint's gut:"
Sie trua EiS herbe,, rdellie cam
pen und stellte sie in den Schatten,
hob Lonny' schlafend auS den Kissen
und brachte sie in ihr Zimmer hinüber,
sie dort zu betten. Dr. Bruno
kritzelte mit Bleistift n dem Arveit-
tisch der Kinder ein Recept.
.Es mun schnell belorgt werden
wird das gehen in dem Trubel da
unten?"
Es soll gehen!"
Wie ein Schatten glitt sie dieTreppe
hinab.
Er nahm emen Stuhl und fetzte
sich an das Bett, die Umschläge zu
mach:, welche die Fieberhitze mildern
sollten. Wie ine Genugthuung war's
ihm, für Ebbas Kind hier zu sorgen.
Das kleine, schmale Gesicht hatte auch
nicht einen Zug von der schonen Mut- ;
ter sonderbar. Er sah Jene von
unten an der blitzenden Tafel, unter
den Klängen der berauschenden, erre-
genden Musik. Ob ihn wohl Jemand
vermissen würde? Kaum seine kleine
Nachbarin.
Wa!ter. der Erfahrene, hatte ihm
zugeblinzelt: j
.Wenn gefragt werden oul, lagt i
ich. der Herr Doctor ist zu einem Pa-:
tienten erufen daß es hier ist.
braucht vor morgen früh ja Keiner zu
wissen."
Sonderbar. Ebba hatte ihm noch
nie ihre Kinder gezeigt, sehr selten
auch von ihnen gesprochen. Und nun
fand er sie in Line Arabins Hut
in diesem Hause, siel
Dies ernste, schwarze Mädchen, das
eine Zeit lang in seinen Gedanken ge-
Wesen war. das er in die Beichte Mit
ingeschlossen, die er Ebba abgelegt.
Aber -wie ein leiser Groll stieg . s
jetzt in ihm gegen Ebba auf. Warum
hatte sie Jacqueline Aradlns seme
Natur, ihren Werth nicht 'besser er-
kannt hatte sie keine Empfindung
dafür?
Da stand das ernste Mädchen wie
der vor ihm, mit wogender Brust, ei-
nen Hauch von Kalte strömten ihre
Kleider aus. auf ihren Wangen
brannte die Räthe.
Mein Gott, Sie werden doch nicht
selber gegangen sein?" ntf er auS,
wahrhaftig, da hatte ich
Es ist da, das ist die Hauptsache."
gab sie schnell athmend zurück. Und
sie hatte ,a wieder Wtqi. Ihre Fin
ger berührten sich, die ihren waren
kühl, seine brannten: als das Kind
dann still., mit halbgeschlossenen Li
dern da lag. sagte Lines tiefe Stim-
me: .Sie dürfen mir d Pflege über
lassen, ich werde zuverlässig sein
überdies sind Sie ja im Hause."
Er sah ihr ruhiges Gesicht an.
Hinunter wollte sie ihn schicken, zwi
schen all' die lachenden Menschen. Sie
mu'ie idn w:r:iich mt un:eriaa7M,
ihn und seinen Beruf
Ich werde bleiben!'
Si sagte nichts, schob inen Stuhl
für sich an das Fußend des Bettes
lnd blick:: von da her unverwandt
auf dos Gesicht Hennys. Der Arzt
schien nicht mehr für sie da zu lein.
Von unten herauf klar gen die urgari
schen Weisen, eine schwüle Luft kam
gezogen, ein Gemisch von Blumenduft,
Parfüm, Essensgeruch, Wärme, und
drang durch die Thürritzen hinein in
die Mansardenzimmer. .
(Fzk...nz folgk.)
? u m i a. .Nun. wie smd
kj ----- - .... .
t?
mit Ihrer neuen i-w$aiT" zur
den?" , i il keine Hälft,
die i A:ie!"
' - - . ,
Tögticlse Omaha Tribuns ,
VEEEGGEXSEGT
ZZer Zajcvjchrcckcr.
Skizze von Ferd. Grüner.
EETEETEWLEWXW
Der Förster vom Bischof und der
Kreibau' sind sich spinnereind,
Am,, der Kreuzbaucr vor seinem
AnweM tehi. dem uattuchcn, weit,
lausigen Bauernhotc, der mit semern
roten Licgcldache jon Dün mmein
zwischen dein (üniu der Obslliäume
hervorleuchtet, und der Förster vor
üdergcht, dann pafft der erstere aus
seiner kurzen, silberbeschlagenen
Pieise so angelegentlich ins Blaue,
als wollte er all öie 2iyriaöen Uiiik
kcn, die in der klaren Bergwjt jpie
len, mit den Rauchwolken vermch
ten. Der Jäger aver zieht seinen
grauen, mit (Äambart geschmückten
kilzhut noch tiefer in die gevräuMe
tirn und pjeift nachdrücklichst sei?
nem Waldmann, den er mit verjchie
denen Kosenamen wie :Bersli!ter
Hausköter, schaust, daß d' her
lomnist!" traktiert.
Ueber des Bauers glattrasiertes,
listiges Gesicht zieht dann ein eige
lies Lächeln, wenn er dem &ort
mann nachschaut, unö die grauen
Aeuglein blinzeln schier bvöyait.
Mit langen, schlürfenden Schritten
mnfchreitet er das Haus, unweit
dessen sich ein steinernes jtrcuz er
hebt, von welchem der Hoj seinen
Spanien hat.
An den großen Obstgarten, dessen
Fruchtreichtum dem Bauer alljähr
lich ein schönes Sümmchen ein
bringt, schließen sich, durch einen
Zaun getrennt, wohl eine Viertel
iruiroe tanz und breit die Felder des
Krcuzbaucrn air. Es ist ein frucht
bares Acker und Wiefcnland, der
Roggen blüht trefflich, auch der Ha
fer ist prächtig in die Halme ge
schössen und die leise im Winde sich
schaukelnden A ehren verheißen reich
liche Frucht.
Manchmal stößt der Bauer im
Weitergehen emen überraschten
Psljf aui und schaut sich scheu nach
allen Seiten um. Int-bejoirdere un
terzieht er jene Richtung, wo der
bischöfliche Wald beginnt er ist
kaum jünfzig Schritte von seinem
Anwesen einer scharfen Muste
rung. Taucht dort keiner von den
verhaßten Jägern auf, so kehrt er
mit zchlurjendcn, aber hastigen
Schritten ins Haus zurück.
Bon der Schlaflammer der Mag
de aus beobachtet er dann noch län
gere Zeit den Waldrand.
Ein paar Tage darauf sit dann
Jürgen Flor meist bei; einem kost
lichen Braten. - der mit dünnen
öpeckstucklein durchsetzt und in eine!
braune, appetitreizcnde Sauce ge
bettet, dem Hasenbraten wie ein Ei j
dem andern ähnelt. . Mit vollen
Backen, aber langsam, wie ein rich
tiger Gourmand, kaut der Bauer
hie und da mit der Zunge schnal!
zend unö durch einen Schluck, des
kühlen, ersnichenden Motes, den er
aus seinen Äepfcln gewinnt, sich
stärkend. Nach dieser Herremnahl
zeit setzt er sich auf die Bank rück
warts am Hause, und wonneglän
zenden Auges mißt sein Blick die
zartblätterigen Kohlköpse, etwas wie
Dankbarkeit liegt dann.
Unö in der Wirtschaft unten hat
Peps, der Ochscnknecht vom &nmz
dauern, einmal mit der Faust auf
den Tisch geschlagen, daß die Glä
ser klirrten, unö dabei den anderen
Kiiechten spöttisch zugerufen: Ja,
mern Herr, das ii ein Herr, alle
Wochen haben wir Hasenbraten l"
.So?" riefen die anderen, und
woher hat er denn die Hasen, kom
men sie vielleicht selber zu euch, oder
fangt ihr sie
Ueber diese Anfragen erschrak
zwar der Knecht ein wenig, aber auf
gut Glück erwiderte er doch: .Meint
Ihr, daß der Kreuzbauer nicht Gelö
genug hat, um sich die Hasen selber
kaufen zu können? Jeden Tag
konnt er'e, wenn er s nur wollte!"
Taraufhin schwiegen die Buv
schen, aber der Förster, der im Ne
benstübchen saß und alles mit ange!
hört hatte, knurrte ingrimmig vor
sich hin: .Wart nur, Bürjcherl, Ihr
werd' nicht mehr lang Hasen . . .
essen! Einmal werd' ich den allen
Fuchs schon erwischen, unö dann
wird's was setzen."
Ter Jäger gab sich auch redlich
Mühe, Jürgen Flor beim Wildern
oder Wilddieben zu erwischen, aber
es gelang nicht. Stundenlang lag
er am Waldrands nächst dem kreuz
hose versteckt uno beobachtete das
Haus und die Uohlselder. Aber
nichts rührte sich in dem Hose und
auch d:e Häslein marschierten unge
hindert n.ich gesättigtem Schmause
aus dem Uohle nach Hause.
Endlich eine TagcZ winkte ihm
die lang ersehnte Gelegenheit,
Jürgen Flor aus frischer Tat zu er
tappen. Der lahme Zcllner Hans,
der im Torse Botengänge ' n lachte
unb überall hcrumschnüfselte, kam
in der Dämmerstunde, als der Jä
ger im Extrastüchcn sich eben , den
ersten Krug bestellt hatte, eilig zu
ihm gelaufen. '
I So. Herr Förster, jetzt könnt
Ihr den Kreuzbaucr bekommen,
't ist kaum it'an Minuten der, da
hab' ich vom Waldrand , drüben, wo
ich mir ein Paar Schwämme suchen
wollte, gesehen, wie der Kreuzbaucr
aanz heimlich auS seiner Hintertür
hervorkommt, sich überall umschaut I
uno oann Minen in o,e uiu.'ji:,,
von dem ersten Kohlfclde hincinspa
ziert. Dort kniet er nieder und
zieht etwas aus seiner Rocktasche
hervor. Es war eine Schlinge, ich
konnt's noch ganz gut wahrnehmen;
als er die beseitigt, schaute er wieder
vorsichtig um sich und rieb sich dann
vergnügt die Hände."
's soll ihm vergehen, das 'Ver
gnügcnl" knirschte der Förster; wart
Bürfcherl, in der Falle fange ich
dich! , Aber Ihr habt doch auch rich
tig gesehen?" wandte er sich erregt
dann an den Boten,
Dieser bejahte eifrig: WaS ich ge
sagt hab', hab' ich gesagt: ich hab's
ganz deutlich gesehen. Mit verbun
denen Augen sind' ich den Fleck."
Na, dann kommt I' sagte der
Jäger, dessen Gesicht in der Vor
ahnung des kommenden Genusses
leuchtete. Mit einem Zuge leerte er
das Glas, schwang das Gwchr über
die Schulter, stülpte den Hut aus
und hinaus ging es über Wiesen
und Aecker dem Walde zu, der in
einem weiten Bogen das Dorf um
säunite. Sie mußten einen beträcht
lichen Umweg machen, damit sie von
niemandem gesehen werden konnten
und der 5ireuzbaucr ungewarnt
blieb. Mehr als eine halbe Stun
de währte es, der lahme Zelliier
Hans, der zahllose Male über die
Wurzeln gestolpert und gefallen
war, ächzte schon leise, als sie end
lich den Waldrand gegenüber dem
Kreuzhofe erreichten. Zu ihrem
großen Leidwesen stieg säst gleich
zeitig die Mondessichel am nächtli
chen Himmel empor und die bleichen
Strahlen umspannten die stille
Landschaft mit mildem Silberschein.
Wohl oder übel mußten sie nun auf
dem Bauche die 50 Schritte breite
Strecke zwischen dem Waldrand und
dem Kohlselde zurücklegen. Unglück
seligerweise übersahen sie dabei den
schmalen, aber ziemlich tiefen Gra
den, der längs der Kohlfelder sich
hinzog, und kollerten hinein, wo sie
in ein eigentümliches Naß zu liegen
kamen. Mit unterdrückten Flüchen
arbeitete sich der Förster heraus,
während Zellner Hans mit ver
smiickiem Fuße winselnd darin lie
gen ' blieb. Wutschnaubend gebot
ihm der Jäger zu schweigen. Aber
erst die Drohung, daß cr ihn er
schießen werde, konnte seinem Besehl!
den notigen Nachdruck verschaffen.
Eine Stunde verfloß und dann
die zweite; es wurde schon ziemlich
kühl und das Liegen in dem feuch
ten Grase sehr unangenehm, als
endlich ein fchüchternes Häslein und
dann ein zweiter aus dem Walde
sich hervorwagten und erst zag,
dann immer lecker an dem saftigen
jungen Kohle fich gütlich taten.
Dem Jager zuckte es m den Fin
gern, einem dieser Lampen eins auf
das Fell zu brennen, aber er mußte
sich bezähmen. Jetzt wurde im
Kreuzhofe ein Fenster hell und eini
ge Minuten später erschien der
5ireuzbaner vorsichtig auslugend in
der Tür. Mit funkelnden Augen
beobachtete ihn der Förster. Jürgen
Flor blieb zusammengeduckt in der
Hintertür stehen und horchte. Plötz
lich unterbrach ein ziemlich lautes
Geräusch die tiefe, nächtliche Stille;
ein Häslein zappelte in der Schiin
ge. Kaum hatte der Kreuzbauer
dies wahrgenommen, als er mit sei
nen langen Schritten mitten in die
Furchen des Kohlfeldes hineinstieg.
Schadenfroh lächelte der Förster,
uiiö er konnte sich fast nicht zurück
halten, einpor zu springen und auZ
zurufen: So, jetzt hab' ich dich!"
Er mußte noch warten, bis der Bau
cr dein Hasen den Kragen umdrehte
und ihn zu. sich nahm.
Doch was geschah da? Jürgen
zzlor befreite den Hasen sanst aus
seiner Schlinge, nahm ihn fest zwi
schen die Beine und bearbeitete des
fen rückwärtigen Körperteil mit sei
ner breiten Rechten ein paar Minu
ten lang. Da hast's, vermaledeiter
Kohldieb, glaubst vielleicht, daß ich
für dich den Kohl angebaut hab',
Vieh miserables?" Tann ließ
er ihn lausen.
Mit aufgerissenem Mund und Au
gen schaute der Förster halb erstarrt
öem seltsamen Schauspiele zu. Un
willkürlich hatte er dabei dsn Kopf
erhoben, so daß ihn der Bauer sah.
..'nen Abend. Herr Förster!" sagte
er gleichmütig. Ihr hättet auch
das Viechszeliq von meinem Kohl
abhalten können, 's macht mir sehr
viil" Schaden. Ich weiß nicht, ob
ich Euch nicht werd' eine Rechnung
dafür schreiben müssen. Im übri
gen gute Nacht und fallt nicht in
den Graben da. Herr Förster, 's ist
halt von wegen dem Geruch!
Tann wandte er fich dem Hause
zu. Ein unmerkliches Lächeln spiel
te um seine glattrasierten Kippen.
Beruhigend. Gattin:
l.Man hat mir erzählt, Eniil, die
cau vom u.cltor chimot ci eine
alte Flamme von Dir. Das ist doch
hofscntlich nicht wahr?"
Gatte: Gewiß jncht, mein Herz.
ich hatt? überhaupt nie eine alte
Flamme."
IIMMMHt
Ein Tag in Ungarns t
ZanMadt.
v
Grin terroristische Bclästiaun!
X gen in dem kommunistische j
Vuoapen.
triv
In der heroischen Gemütsverfas
sung eines Zeitungsmannes, der
zu Nutz und Frommen der Leser be
reit ist. furchtbaren Gefahren zu
trotzen, kam ich in der Hauptstadt deS
bolschewistischen Gemeinwesens Un
garn an.
Unter den Mitreisenden waren meh
rt, die mit der Bestimmtheit des
aus ganz sicherer Quelle Eingeweihten
................
!von blutigen Greueln zu Berichten
wußten, von denen wir einen Borge
schmack genossen, als wir hinter Ko
morn die , Beschießung des Zuges
durch die in Schußweite lagernden
Tschechen erwarteten, deren Opser
ziffernmäßig benannt wurden. Doch
scheint es, wie ich später in Ersah
runa brachte, dak niemals der Zug.
in dem man gerade fährt, sondern irn1
mer nur der voryergeyenve ober nach
folgende beschlossen wird.
' Und ähnliche Bewandtnis hat es
ohne Zweifel mit den terroristischen
Belästigungen, denen der bürgerlich
aussehende Ankömmling im Bahnhof
von Budapest ausgesetzt ist, den wir
gänzlich unbehelligt verließen, um in
den Sonntagsmorgen der tommuni
s'ifchen Kapitale einzugehen. Unser
erster Eindruck war hier ein für 8
Kronen gereichtes Gabelfrühstück, das
nach deutschen Begriffen lukullisch zu
nennen war und uns sogleich belehr
te. daß die ungarische Proletarier
publik schwerlich durch Hunger zu
entwaffnen ist. Das nach tapitalisii
schein Brauche angebotene Trinkgeld
wurde höflich zurückgewiesen, denn
der Kellner im gratis verstaatlichten
Kuvöhüz lebt von seinem Anteil an
den Einnahmen, von deren prozen
tualem Genusse nur der frühere Be
sitzer ausgeschlossen ist, dem als vor
maligem .Ausbeuter" die Rechte des
Proletariats vorenthalten sind.
Jedoch wird ihm in den meisten
Fällen das Amt eines gegen festes
Gehalt angestellten Geschäftsführers
nicht versagt, und er braucht sich
dann nur noch mit seinen Berufs
genossen gewerkschaftlich zu organi
siercn, um in absehbarer Zeit in den
Proletarierstand einzumünden.
Im Nationalpalast.
Unser erster Gana war hinab zu
dem vielaerübmtcn und in der Tat
durch die Pracht oeö tanoiqastticyen
Bildes ikdes Lobes würdigen LZonau-
kai, wo die Bourgeoisie in dichter
Menge lustwandelte oder zu melancho
lischem Zwiegespräch auf den Prome
nadenstühleu saß, die lästernde Rede
änattlick vor dem Obr des Denunzian-
ten hütend, der wohl mehr in der
Phantasie des verstörten urgers als
in der Wirklichkeit überall lauert.
Bon den reizvoll bkweaten Höhen des
andern Ufers schaute die olze Hof-
bürg herüber, zetzt !tatlonalpaiast ge
nannt und ,uin Sik des Bolkskom-
missariats des Auswärtigen erwählt.
Als ich mit der ununtcrvroazen
vertebrenden Drabt tlldatm oben an
gelangt war und mich von dem wun-
oerbaren Älick aus die stadt DtX
Umgebung des Schlosses zuwandte.
fiel mir die Avwesenyelt ugenowei
ches militärischen Apparates auf.
Wenn die neuen Insassen der Hof-
bürg ihre Personen mit bewaffnetem
Sckuk umaeben. ko muk es in höchst
diskreter Weife geschehen. Jeden-
falls ist außer einigen herumlungern i
den Wachen nichts zu sehen, was
darauf schließen läßt, daß die Spitzen
der Proletarier Republik der xaüu
tärischen Obhut bedürften. Auch ist
der Zugang zu den Räumen, in de
nen der Volkskommissar mit einer
Legion von Beamten den Staatsze
fchäften obliegt, ohne andere Mühe zu
erreichen, als die der Orientierung in
der Unendlichkeit der ehemals könig
lichen Gemächer.
Der pfeifenrauchend Invalide der
ohne Zweifel schon unter Habsburg
als Türhüter gewaltet hat. macht
keine Schwierigkeit, den Fremdling
,in lassen. Die Diktatur des Pro
letariats scheint de Dolch im Ge
wände rncht zu furchten. .
Erheblich schwieriger freilich ist es,
den Volkskommissar selber, der neben
dem Aeußeren auch dem Kriegswesen
vorsteht und außerdem ver inienoe
Geist der aan,e 22kövfiae Regie
rung ist, in einer Pause seiner fiber
haften Geschastigkeit zum Jnierviem
festzuhalten, obwohl er durchaus vil
Iig und sogar begierig ist, sich der
Presse zu erschließen, der er von Hauö
aus selber angehört.
Beamte und Beamtinnen beiderlei
Geschlechts und unter ihnen mehrere
junge und hübsche Bolschewistinnen
lind mir bedienlich, die Zeit zu der
plaudern, bis eS zur Gewißheit wird,
daß Kun nicht mehr in der Burg zu
warten iii Sie olle sind übettkuate
Kommunisten, wenngleich unter den
fast durchweg 'mgendttchen Wkyiisen
der Vroletarierdiktatur manch einer
ist. htr vor kurzem noch unter habt
burgischer Herrschaft die Stufenleiter
der Bureoulratie zu erklimmen dach
te. Doch beeile man ncy niqi zu
sehr, sie der Charakterlosigkeit zu be
liAfin-n Ni,lmkkr ist nickt in be
streiten, daß ei großer Teil der bür
Änlichen JLzend UnzarnS. angeivi
W ton hn ttäulnis der Magna
ten und Plutokratenwirtschaft. bis
auf weiteres mit aufrichtiger Begei.
n,nitti den ftabnen deS KommumS
t'imis folgt, dessen idealische Züge noch
yitliy Huywinyv 7.ö
gen gestraft und daher dem unbe
schrankten Enthusiasmus dieler Ur
MiaTnfr inänalick find. Ob fttilich
&. i. h AMitt i tt i.rriiinninn i'.ii
im innersten Herzen daS Vertrauen
in die Wahrheit der neuen Lehre so
unbedingt ist. wi, man ti dem Frem
den gegenüber zur Schau trägt, daä
ist eine Frage, in deren AbgrUnde
wir nicht hinabzusteigen wagen. Der
kommunistische Glaube scheint eine
Herdenempfindung zu sein, deren
Wärme in dem Maß abnimmt, rn
dem der Bekennn sich auS dem Be
ich der Gesinnungsgenossen ent
fernt. Wir haben lenieus oer uroe
kinrk Temveraturstürze beobachtet
und merkwürdige Kompromisse zwi
schen Denken und Tun wayrgenom
men.
Strenge Alkoholverb.
DaS Mittaasmahl, bestehend auS
Kuuve. ftleifch mit Gemüse lan zwei
fleischlosen Tagen Fisch oder Eier)
und Mehlspeise, zum Einheitspreis
von 11 Kronen und 40 'Heller schien
dem Deutschen reichlich und preis
wert, doch wurde er von Einheimi
schen belehrt, daß es für ungarische
Ansprüche, die während des ganzes''
Kriegs kaum eine Einschränkung zu
erleiden brauchten, nur gerade noch
erträglich sei. Um keinen Preis ist
freilich ein Tropfen Wein oder Bier
zu haben, denn das Alkoholvervot
wird mit unerbittlicher Strenge
durchgeführt und nur in dem infolge
der Wohnunasverordnungen mit dem
Schlafgemach vereinigten Eßzimmer
eines gastfreundlichen Privatyaus
wurde uns perlender Siebenbürger
mit dem melancholischen Trinkspruch
kredenzt, daß das Land, wo das
schone Gewächs gedeiht, der magyan
schen Nation wohl für immer verlo
ren sei.
Wenn man vom Essen und Trin
ken spricht, ist der Gedanke an das
Rauchen nicht fern. Im Gegensatz
zur ' Wiener Sitte, wo die der rd
nllnasmäkieii Berteiluna entzogene
Zigarette durch die Bermittlung der
Kellner und immerhin noch mit
einer Fiktion von Heimlichkeit unter
die Leute kommt, wird sie in Buda
Pest auf offener Straße unter dem
duldsamen Auge der Roten Garde
auscieboten. Allerdinas besteht be
gründete! Verdacht, daß die Röllchen
häufig ähnlich minderwertige Pro
dukte enthalten, wie sie der üppig
blühende 'Straßenhandel auch sonst
aufweist. '
Das gilt im besonderen von den
Zuckerwaren, durch deren massenhaf
ten Konsum sich daö Volk von Buda
peft als Borposten des Orients er
weist. Hier erfuhren wir auch aus
dem Wege der Anschauung, daß die
kommunistische Republik die .Ihrigen
für den Augenblick mit reichlichen
Geldmitteln versorgt. Wir sahen
mehr als einen halbwüchsigen Bur
schen im Proletariergewand mit der
Gebärde eines Millionärs seine vier
Kronen für eine kleine Dutt undefi
nierbarer Leckereien erlegen.
Die ehemaligen Haus und Fa
britbesitzer, Bankdirektoren und son
stiaen Varvenüs der Armut können
sich dergleichen Luxusausgaben nicht
leisten, daher es kaum der besonderen .
Verordnung bedürfte, die sie von dem j ,
Bezug von Leckerbissen aus der nu? i
für den Vroletarier geöffneten Koa-
ditorei Gerbaud, Stolz und Wonch
des Budapester FeinschmeckertumsH
gänzlich ausschließt. . i '
Am Abend emvfanden wir das Be i !
durfnis, uns aus dem. Ameisenhaufen ; 1 ;
der ungeheuren, doch vollkommen .
friedlich belebten Straßen zu be i
schaulicherem Aufenthalt zuruckzuzik k j
yen. Ä.yeaier rommi nicur in
Betracht, denn erstens ist es der ein- (
zige Ort in Budapest, wo nicht deutsch
gesprochen wird, uno zweitens vesteyt )
kaum eine wu&qt aus einen Plag
in den zu 80 Prozent dem Proletariat
dorbebaltenen Mufentembeln.
Die Kaffeebäuler aber schlicken u
9 Udr und so suchen wir eine ?,u
if..xi. 1 nf..ic... .ui:. ru. i
iuaji un uuuuu, jcgi nuyugci V9C-I
werkschastSkaus der Vroletarier. wo
man heute einen Geist umgehen sieht,
den man, ohne irgendeine beleidigen
de Absicht, al tragisches Schmocktum
bezeichnen könnte. Die gesamte Pres-
,e in loziauiier!, oie rrtlk tn der
krassesten Weise geknebelt, jeder Wi-,'
derspruch gegen die herrschenden Ge,!
walten verpönt.
Da aber schließlich auch der Jour-,
nalilt den Leib ernäbren muk un
das Martyrium nicht, jedermanns ,
Sache ist. so schreiben viele jetzt links. f ,
die früher rechts geschrieben haben.! 5
und der Kapitalismus wird übel zu-!
gerichtet in so manchem Blatte, daö', ,
ihm vordem blindlings ergeben war.! I 1
(L. Gold in der Frankfurter ! J
Zeitung vom 9. Mai.) 7 ', ',
.Sie wünschen?"- .Ach.j , !
Herr Redakteur, ich bin nun schon.
Zlevzeyn Wal verhandelt worden,
und jedesmal hat das sa einen lusti
gen Bericht gegeben tn Ihrem Blatt! j
co mocyl un nur anfragen, oo ini
wefif A? TfltwaÄ Ärtirt, triortnK
i.u utt. ..itt. uiiutufc tfctiykiii
wmtr ais alter Mitarbeiters
Am meisten überrascht eS uns.
wen uns eine verdiente Anerkennung
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Sobald ein Mensch mit siii
selbst zufrieden ist, hört er ouf, vor
wärt! zu streben und dasnt betritt er
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