Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 05, 1919, Image 2

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Kriegsgefangener aus Qx&xattax
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?age0,tcy
(l l. üortsey'.li'g.)
Tonnerstag. 6. November 1913. Ich
'an "ne große Zahl von Bekannten
von Gibraltar und Handforth hier, die
mich in .alle möglichen Schiebcrgchnin
isse tiniyeihtcn, mittelst deren man sich
tot Leben hier ertraglich gestalten kann.
Chn Zweifel ist dies das beste Im,
niertencamp nicht nur von England,
sondern auch wohl Japan vielleicht
ausgenommen von allen kriegsühr?n
den Ländern. Man darf dabei ober
nicht vergessen, daß es für vierhundert
Lutte bestimmt ist. welche Geld beschen
und für welche die uns gefangen bat
tende Bourgeois-Regierunq ein gewisses
Klasscnmitgefühl hegt. Selbstocrftäud
lich wird dieses Mufterinstitut alsdann
den neutralen Regierungs-Kommifsio
ncn. welch angeblich die Gefangmenla
ger inspizieren, ein Gegenstand der Be
wunderung. El wird dabei vollständig
vergessen, dsh in England sich gegenwär
iig 43,000 ebenso bemitleidenswert
und schuldlose Zwilgefangene befinden,
die ganz anders untergebracht und be
Handels werden.
Bis auf jede Einzelheit ist alles hier
auf das beste geordnet, ich erhalte sofort
drei Pfund ausbezahlt, den wöchentlichen
Betrag, welchen wir verausgaben dar
se und der sicher siir alle nur möglichen
Bedürfnisse mehr als genügend ist.
Tas Privrlegiertencam? war früher ein
großartiges VergnügunMtablissemenk
gewesen, besteht daher aus zwei guten
Gebäuden, außerordentlich große Säle,
welche als Speisthalle und Vergnu
gungZraume dienen; ferner auZ den neu
angebauten Hütten, dem Platz mit den
Zelten und etwa! Garten. Direkt ert
der Lüste gelegen, mit prächtigem Aus
blick auf daä Meer, die Bucht und das
Eiätüche Douglas. Diel letztere war
vor dem Krieg ein Seebad, da ganz de
sonders von der fenseits des Meeres
armes liegenden Provinz aus park be
sucht wurde.
Die ganze Insel Man lebte aus
schließlich von diesem Fremdenverkehr,
und eS herrscht natürlich infolge des
Krieges uud des völligen Ausbleibens
der Fremden eine große Misere, welcher
die Regierung durch Notstandsmaßn
gekn entgegen zu wirken sucht. Die Insel,
mit kaum 55,000 BtShnern hat ihre
vollständig gefonderlt und fast imafc
hängige Regierung, eigene Verfassung,
qztrcnnte Steuer- und Zollserhältnissc.
stkbft eigenes Papiergeld. Sie wird von
einem Gouverneur verwaltet, den die
Krone ernennt, und dem ei hoher Rat
von neu Mitgliedern und das Haus,
der 24 Keys (llsterhaus) mit gesetzge
dend Macht zur Seite stehen. Gesetze
haöm nur dann Gültigkeit, wenn sie
vom Tynkvsldhüzek verkündet worden
sind, w das seit unvordekZUche Zeiten
Sitte ist. Man ficht es den, Einwoh
ern auf den ersten Blick s. daß die
seihe. nicht nur während Jahrhundert
te, sondern Jahrtausenden von dem
?estkande getrennt waren und einen von
den heutigen Angelsachsen vollständig
versckiedenea Tyxus Darstellen. Wahr
scheintich käme sie ursprünglich von
dem Sorben. Schottlands, denn das
Masz-Jdis-m, welches von einem klei
nen Teil der Landbevölkerung noch ge
svrscheu wird, hat gewisse Ae'hnlichkcitea
mit dem Gaelikchen des schottischen
Hochlandes. Auch die Pflanzenwelt und
Fauna weises Varietäten auf, welch?
nur hier zu finden sind, die interessant
teste derselben die Manzkatje ohne
Schweif. Zu allen Zeiten war die Insel
der Hauptstiz des TchmuggelhaudelI.
welcher erst, als England das Freihan-del-System
angenommen hatte, gegen
standslos wurde. '0 '
Freitag. 7. November Auf der
großen Gallerte des Speisesaales sind
alle möglichen Geschäftsbuden errichtet,
ein deutscher Tailleur sihn Schneider zu
nenne, wore beleidigend) mit acht Ge
Hilfen, großen Tuchoorräten. welcher Be
ßelkung aus Maßarbeit annimmt, Uhr
macher. Schuhslicker, ein kleiner Buch
Handel, ferner zwei großartige Friseur
Salons, der eine die .Teutsche Haar-pNege-AnftgK'.
htigienisch und anjisep
tisch, mit drei Gehilfen, welcher gutvon
Teutschen besucht wird; ein anderer, der
sich Pariser Friseursalon" nennt, mit
nur Eksaß-Lothringern als Coiskeuren,
der besonders die Oesterreich, Türken
lmd Sklaven zu Kunden hat.
Vier der im Friseursalon beschäftigten
Elsasser, welche mir gegenüber franzö
fisch? Sympathien heuchelten, hatte an
die Ligue Alsacienne-Lorraine nach
Lendon geschrieben, daß man sich um
ihre Freilassung bemühen sollt. Ich
glaube, ti wird ihnen gelingen, doch
kann e ihnen auch blühen, daß sie als
dann mit dem nächste Schiff nach
Frankreich geschiitt und dort unter das
Militär gesteckt werden'.'
Tz meine Kleider durch die lange e
faggknschaft ziemlich verwahrlost wa
reg. so ließ ich st Vurch den .Tailleur'
abholen. In einigen Stunden waren
sie gereinigt, gebügelt und ich fast zum
Stutzer geworden. Ein Unternehmer
hat einen gros,e Kinema etabliert, jn
weichern zweimal die Woche Vorltellun
g?n gegeben werden. An der Lager
ifmle, welche sich im oberen Camp be
l'd?t, bnätigen sich über fünfzig Lehrer.
T:es!lbe wir ußerordentlich zahlreich,
twmknllich von Seeleuten und Handwer
ra besucht. Die Lkhrgeqenstände er
sieeckn sich aus sä? olle Fächer, moderne
T?rzchkN. Ottbographie und ramma
!;!, Stenographie. Naturwissknsch,i't,
!!bst auf Tpeziallaber wie Automobil
teZigik..Shem!e. uchsührun und Han
litorreseondenz. Nationalökonomie, so,
.... .., tvf..f';t. ,i ,K
ffif sie H tfviiiMi'ij turn liiiiiinii
Jnsenieur. '
Tnimal die Wsä haben r -Sih
!"!,z d'M Abendessen großes z.iicrt
f-: Ct:ß?:. mit Ssiosortriiz:. SW
xtnb der InjeL Wcrn. j,'-
eines Amerikaners. -
i"
Zeit zu Zeit auch Kammermusik oder
Birtuosenabende. wie kürzlich den des
belgischen Violinisten öugen d Vanc
leur.
Für sonstige Unterhaltung sorgen ein
gutes Theater, der bereits wähnte Ki
nema und abendliche Vortrage, meist
über Literatur und Philosophie. Wir
haben ,in gusgezeichnetes, geheutej
Schwimmbad, sowie eine genügende An
zahl Badewannen.
Sehr wenige Gefangene erhalten
hier Besuche von ihren in England de
kindlichen Anverwandten und Bekann
ten. Die Insel ist eben zu weit und die
Reise zu beschwerlich. Einige haben
Frauen und Kinder auf der Insel selbst
i Boarding'Häusern untergebracht, und
können dieselben alle vierzehn Tage ein
mal sehen. Man hatte im Interesse der
Bewohner der Insel sowie der Pensionen
und Hotels, die beinahe sämtlich leer
stehen, die Regierung in London ersucht.
rdie ganze Insel einfach als ein Gesang
nis zu erklären und mnerhalo der Wien
zcn derselben die Gefangenen sich frei
bewegen zu lassen, sich selbst in Pensio
neg und Hotels einzuquartieren und ihre
Familien nach dort kommen zu lassen.
Der Plan zerschlug , sich an den Hetze
reien der .Daily Mail", welche behaup
tete, daß 40.000 wehrlose Gesängen,
auf einer Insel im Meere eine Lebens
gefahr für Großbritannien darstellten!
Natürlich ist das Trinkgeldmesen in
dem Privilegiertenlager besonders zinge
rissen. Es befinden sich eben eine An
zahl icher Leute hier. z. B. Direktor
Gutmann von der Dresdener Bank, der
frühere Gouverneur von Kamerun, die
Direktoren der Mannesmann'Röhrenge
sellschaft. des Norddeutschen Llohd so
wie Professoren, Advokaten. Aerzte, da
runter der bedeutende Augcnspezialist
Dr. Breuer von London. Der Rest eine
sehr gemischte Gesellschaft: Chauffeurs,
Handlungscommis. Zuhälter. Börsen
jobber, .Teutsche" mit ungepflegtem
blondem Germanenbart und stets langer
Pfeife im Munde, alles, was zwölf
Shilling seihst erschwingen oder von der
Frau, den Eltern, der Geliebten erzwin
gen kann. Ferner muß man bedenken,
daß nicht alle dieser Insassen die enthu
siastifchen jungen Leute sind, welche dis
zum 4. August zu taufende nach
Teutzchland zurückkehrten, sondern auch
eine An.za.hl Drückeberger, welche zurück
bliebe, welche ihre Loyalität für Eng
land .in Ezemption papers" betonten,
welche versuchten, sich noch rasch natura
kisicren zu lassen, also kein wirkliches
Bild des Deutschtum?.
Merkwürdig, trotzdem sie von den
Engländer gefangen gehalten werden,
suche einige der Teutsche in der Kon
dersation nur deren Sprache zs tauber
welschen. Vielleicht hoffen sie, dadurch
dem inen oder anderen zu iniponieren,
welcher sie für inen Engländer halten
würde. Wir baden nämlich fünf oder
secks geborene Engländer hier im Lager,
teils solche, die von deutsche Eltern ab
stammen, teils solche, die in Deutschland
studiert hatten und bei Ausbruch des
Krieges deutscher Sympathien verdächtig
waren, ;
Am Ende des großen SpeisesaaleS
befindet sich eine den ganzen Tag stark
besuchte Wiener Cafe-Bar, an dem an
dern Ende des Raumes die Bier-Bar.
welche auch Aufträge auf Flaschenweine
für die Mahlzeiten annimmt.
Das hiesige Privilegierten Camp ist
das einzize Lager in ganz Großbritan
nie, in welchem den Gefangenen Wein
und Bier erlaubt sind, und zwar von
dem ersteren täglich ine kleine Flasche
Nierfteincr oder Wedoc, zu einem Shil
ling, bei ziemlich guter Qualität, ferner
drei Flaschen Bier. Wir haben einige,
die z-ehn bis zwölf Flaschen Wii den
Abend trinken, manchmal werden sie da
bei wischt, wie gestern in ungarischer
Graf, und sofort zur Strafe nach
Knockaloe geschickt. Dgl letzte ist n
sei Sibirien, es flößt uns als Straf
ndrohuvg inen heilsamen Schrecke
ein. Zu Feiertage dürsen wir auch
bessere Weine bestellen, jedoch keinen
Champagner, was ich vollständig ge
rechtfertigt finde, denn dazu sind die
Zeiten zu ernst. Die Beköstigung dieser
vierhundert Privilegierten ist von einem
Restaurateur übernommen, welcher un
icr der Kontrolle des Küchenkomitees
Iie Legende vom Fogelnesk.
Der Eremit HHo stand in der Einöde
und betete zu Gott. Es war Sturm,
und fein langer Bart und seine verfilz
ten . Haare umslatterten ihn, wie dik
windzerzausten Grasbüfchel auf der
Krone einer alten Ruine. Dennoch strich
er das Haar nicht aus den Augen oder
steckte den Bart in den Gürtel, denn er
hielt seine Arme zum Gebet erhoben.
Schon vor Sonnenaufgang hatte er seine
verschrumpelten, haarigen Arme zum
Himmel emporgehoben, ebenso nermüd
lich. wie ein Baum feine Zweigt dort
hinaufltr?!Zt, und tr beabsichtigte so bis
zum Abend stehen zu bleiben. Denn er
hatte um kine große Sache zu bitten.
Er war ein Mann, der vieles durch
die Bosheit der Z2e!t erduldet hatte. Er
selbst hatt, auch verfolgt und geplagt,
nd Verfolgungen und P!?en von a
kern macen m.hr auf sein Tcil gekom
lüen, al sein Herz ertraaen konnte. Ta
z kk"hi.iaij auf die groke H.".?e, grub
sich am Flukuser eint HoHe sint würd.'
in? heiligst Mami. dessen Äii'kN an Äst
in Thksil einest wurden.
T.'r t?r:mit Hatte stand am Fluft
on Ir. Kya
f. Cirtf
V.
c' es
steht, je drei Tische haben ihren tigenen
Kellner, fast alles gelernte und sehr
flinke Burschen mit einem ganz hervor
ragenden Oberkellner an der Spitze,
welcher jahrelang in Paris und Lon
don gearbeitet hatte. Viele, die drau
ßen ganz unbeachtet waren, spielen hier
die Protzen, bestellen ErtraDinerS für
vier oder fünf Eingeladene oder Ertra
speisen für sich selbst, so daß sie drei
viertel der Zeit unserer Kellner für sich
w Anspruch nehmen. Da si für nichts
anderes Interesse haben als Essen, Trin
ken, Quatschen und Prahlen, so kommt
ihnen die Pein der Gefangenschaft kaum
zum Bewußtsein.
Ich höre der Unterhaltung meiner
Mitgefangenen zu. Draußen ist die der
Franzosen gewöhnlich oberflächlich, aber
witzig, die der Engländer stets banal
und ohne wirkliche Ueberzeugung. T
der Teutschen an den Ncbentischen.
Wiederkauen von Buchphrasen, wenig
selbständiges eigenes Denken. Erst
glaubt man, es fei tief und gründlich.
wenn man hört: Ja, vom ethischen
Standpunkte . . ., theoretisch mögen Sie
ja recht haben . . d Dichter der
Swrm- und Trangperiode . . ,", mei
stens jedoch sehr interessant und hochin
tellektuell. Summa summarum: Man bekommt
Hochachtung vor denselben als Nation
sowohl als Individuen.
Man ließ bei Tische ZeichnungUisten
herumgehen, um für die kommenden
Weihnachten durch eine Christbaumbe
jchming den unbemittelten Gefangenen
eine Freude zu bereiten, einem jeden
derselben sechs Pence Taschengeld und
ein gutes Abendessen zu geben, sowie
ihre Speisesäle für die Feiertage zu
schmücken. Es fiel mir auf, daß von
unseren vierhundert Privilegierten acht
zig überhaupt nicht zeichneten. Miede
rum ein Beweis der geringeren Soli
daritat unter den Bemittelten. Nur der
Arme fühlt für den Armen. Wir ha
ben ein Order-Büra mit einem Clerk
und drei Gehilfen, durch welches wir
alle nur möglichen Gegenstände, entwe
der in der Stadt oder selbst von London
bestellen können. Ich habe zum Beispiel
eine Blumenvafe, sowie die regelmäßige
tägliche Zusendung von frischgeschnitte
ncn Blumen aus diese Weise besorgen
lassen. Außerdem befindet sich im La
g'r eine große .Apotheke", in der man
olle mit Ausnahme von Medikamenten
kaufen kann, also Hosenträger, Zigaret
ten. Mized.Pickkes .Petroleumösen. Un
terhosen, Qrangen, Streichhölzer und
Wurst. .
Wie in allen Lagern haben wir eine
kleine Bibliothek, die von dem Dr. War-kel-Komitee
und der Religionsgemein
schast der Quäker gestiftet wurde. Buch
die Heilsarmee bekümmert sich ernsthaft
uin das Wobk der Gefangenen. Das
religiöse Gefühl und der Sozialismus.
für viele ist dieser auch eine Religion
wirken also viel stärker als die poli
tikche Zusammengehörigkeit.
TaS Leben ist hie? erträglich? wenn
man sich des Gedankens der Gefangen
schaft entschlagen kann, sogar ziemlich
angenehm. Der don uns gewählte Ober
kapiiän. Herr Halder. ein ganz brillanter
Wann, früherer bayerischer Offizier,
leitet die gesamte Verwaltung für uns.
Er ist ein strikter Tisziplinarier, aber
gerade das muß fein mit diesen Hono
rgtioren, welche gewöhnt sind, oder
auch nicht gewöhnt, und gerade solche
sind die schlimmsten, sich bedienen zu
lassen, spät aufzuftebn. alles ihren eige
nen Wünschen unterzuordnen.
Für Kost und LogiS zahlt jeder 12
Shilling die Woche.- Wer statt einer
Hütte mit zwei oder drei Zimmergenos
sen, für sich allein ein Zelt bewohnen
will, zahlt dafür ein Psund. Das letz
tere ist mir zu kalt, obwohl ich von
verschiedenen die Versicherung erhalte,
daß das ein Vorurteil sei, denn diese
Zelte haben doppelte Leinenwändk mit
einer Lustschicht dazwischen und sollen
sich mittelst eines Peiroleumheizers viel
rascher erwärmen. Sie werden meistens
von JLgerianern, Tolfloianern und
Jreinatur-Menschen, vog denen eS hier
wimmelt, bewohnt. Auch unsers Die
ner. welche die Reinigung, Bettmachen,'
Stiefelwichsen und sonstige Arbeiten
eines .Mädchen, für alles' besorgen,
schlafen zu je drei in denselben. Unsere
von Selma 5agerlsf.'
user draußen vor seiner Höhle und
sprach das große Gebet seines Lebens.
Er bat Gott, derselbe möchte den Tag
des Gerichtes 'über diese böse Welt her
kinbrechen lassen. Er rief nach den po
saunenblasenden Engeln, die den Schluß
der Gewaltherrschaft der Cünde ver
kündigen sollten. Er rief nach den Wo
gen des Alutmeeres, das die Ungerech
ten ertränken sollte. Er schrie nach der
Pest, feil die Kirchhöfe mit Bergen von
Leichen füllen sollte.
' Rings um ihn war öde Heide. Aber
ein kleine? Stück weiter hinauf am Fluß
uftr stand ein alter W.'ivenbaum mit
kurzem Stamm, der oben zu einem gro
ßen kopfuriigen nollen anschwoll, von
dem aus neue, frischgrü Zweigdüschcl
auSwuchsen, Jeden Hrk's! wnrve er die
st frischen Jahreölck,ößl!i?ze durch k
Bewohner d r brennholiarme Gci,ens
berai,bi. Jeden 7! riiötint linste des
Baui r.:at. aeich-neidige ckwfjlina.:
üs, tiiit) ci' frmiich: ii Zncn h'A man
fs? flatiitn i:n5 hin i;r,5 hnschioingen,
fl!;troif Haar und Bart den Sremittii
SW.o umflatterten.
."v
111
t.
Bellen sind flul und werden von dem
Unternehmer, ebenso wie die Bettücher
und Decken gelieferti alles andere da
gegen, Stühle. Tische, Schränke, inner,
Ausstattung, mllssen wir selber kaufen.
' Zweimal täglich ist Zahlung und
zwar bei Beginn des Mittagsmahles
und Abendmahles, wenn wir an unseren
Tischen sitzen, so daß wir uns nicht in
Reih und Glied auszustellen haben.
Wer, ohne krank zu sein, bei dem Appell
ausbleibt, zahlt sechs Pence Strafe,
welche dem Untcrstützungttomitk zu
fließen. In dem oberen Lager dagegen
müssen, wie zu Knockaloe. die Leute sich
aus dem Cpazierplatz in Reih und Glied
ausstellen. Kommt einer dort eine Mi
nu!e zu spät, sa zahlt er nicht wie des
uns einfach seinen Supcnct. sondern er
muß drei Tage Zwangsarbeit leisten.
Für die Kosten der Bedienung ver
Hütte und des Spelsesaales zahlen wir
einen Shilling wöchentlich, doch iiberbic
ten sich viele durch übermäßige Trink,
gelber, obwohl diese im Interesse der
weniger Bemittelten verboten sind. Wie
so vieles andere wird auch diese Maßre,
gel umgangen, ebenso wie jene betreffs
des täglichen Bier- und Aeinquantums,
Starke Trinker machen eben einfach aus
den Namen von Anti-Alkoholikern ihre
Eltrabestellungen. Unter den vierhun
dert Privilegierten befinde sich neunzig
Jsraeliten, nahezu dreißig Prozent.
Antisemiten, sowie Philosemiten kön
nen daraus ihnen genehme Folgerungen
ziehen. Auch einige nichtjüdische Juden,
die allerunangenehmstkn. Sich zu einer
unterdrückten Rasse zu bekennen, dazu
gehört Mut. Dieselbe zu verteugnen.
macht nur lächerlich, und ist bei dem so
ausgeprägten jüdischen Typus auch ganz
zivecklos. Höher geachtet, weil sie sich
vielleicht taufen ließen, werden sie des
halb doch nicht. Durch die jahrhunderte
lange Unterdrückung sehr feinfühlig und
empfindlich geworden, werden sie hier,
wo sie mit den Christen in steter Be
rührung sind und denselben durch ihre
jüdischen Absonderlichkeiten mehr auf
fallen, geneigt, an inen latenten Anti
semitismus des Lagers zu glauben, doch
habe ich von einem solchen wenig be-
merkt. Mir sind die Juden durchaus
nicht ontipathisch und namentlich die
große Judengemeinde im vieren Camp
ungemcin inieressant. Ich gehe öfters
mit einem ihrer Kapitäne nach seiner
Kompagnie und finde es stets neu ko
misch. Vielleicht kommt es uns auch
nur. wie all.'i Ungewohnte, so komisch
vor. Heine behauptete, diese Komik sei
ihr Unglück.
In ihren Baracken ist noch weniger
Naum als im Knockaloe-Lager. An den
Wänden sind Bunks von Brettern gk'
zimmert, wo je drei Gefangene über ein,
ander schlafen. Ihr Gepäck müssen sie
tagsüber auf das Bett legen, um in der
Mitte der Baracke etwcks Platz zu schaf,
sen. Außen befindet sich ein asphaltier
ist Spazierplatz mit stark besuchtem Ca
fchaus. Ein ganz unglaublicher Unter
schied zwischen diesem oberen Lager und
dem Privilegierten Camp. Geld spielt
selbst dicr in der Gefangenschast die
Hauptrolle, und gerade der Umstand,
daß infolge des Besitzes don Geld vier
hundert Gefangene zweckentsprechend
versorgt sind, ist eine Berschärsung der
Verantwortlichkeit der Behörde, denn
er beweist die Möglichkeit der Verbesse
rung und zugleich deren Sorglosigkeit.
Für unseren Kommandanten sind die
Juden eine ganz unerschöpflickze Quelle
fauler Witze. Vor einigen Tagen kam
der Rabbiner zu ihm und beklagte sich:
er müsse, um seine Samstagprcdigten
vorzubereiten, die nötige Ruhe haben,
welche er in seiner Hütt, mit drei gnde
ren Personen zusammen wvhnknd, nicht
finden könne. Ob man ihm nicht eine
Hütte für ihn. allein anweisen tjinr.c
Kommandant:
Na. Sie sind doch Schochet, ,'ls Rab
bin verstehen Sie zu schlachten, murzen
Sie die drei Kerle ab, dann ist die
Sache erledigt. Aber aufgepaßt, es muß
rituell geschehen.
Dieser Rabbiner. Tr. Silberst:!n. ist
übrigens eine ganz hervorragende, hoch
gebildete Persönlichkeit. Man bitte ihm
seine Freilassung älS Geistlicher avgebs
ten. Er zieht jcdoch vor, mit sein?n
Glaubensgenossen daS Elend der Gsan
gcnschaft zu teilen.
(3rti8tui!( laifli.i
Das Bachstelzenpaar. das sein, Ntft
hoch oben aus dem Stamm der Wejde.
mitten in den htrautspriekenden Zwei
gen zu bauen Pflegte, hatt, gerade n
diesem Tage mit seinem Bauunter
nehmen zu beginnen versucht. Aber
unter den hefligpcitschende Zweigen
sanden die Vögel tcint Ruhe. Cit käme
mit Binsenhalmen und Wurzelsgsern
nd überwinterte Graehalmen angeflo
gen aber sie mußten underrichteter Sachs
wicker umkehren. Gerade da bemerkte
sie den alten Hatto. der Gott anrief,
daß der Sturm noch siebenmal beslias
werden möchte, auf daß da Nest d
l!öjiU)H fortgelegt und das Ablernest
verwüstet würvk.
ZZatr'.ich kann jetzt ivn Ltcndcr be
streifen, wie mit Moos tewqtf.-it ui.d
vertrocknn und vcriäirumpeit und trau
und menichknunäknlich ein solch alter
, eiyktroimsk qu-srk.n konnte. 2m
, Hau, fjfc, so fitoff uf kr 2tit
t fci'ji kih et fall einem Tote!!'
j lck-iip:! f!':J n man sah ur an etwas
Kleinem, G'aned,n in der Tieie r:r
Augenböhlen. daß noch Leben In Ihm
war. Und dii verkürzten Muskeln des
Körper? gaben Ihm keine, Rundung, fon
dern der emporgestreckt bloß, Arm lt
stand nur au tinigen dünnen Schien
deinen, die mit verschrumpelter, hartge
wordener, borkartiger Haut bekleidet wa
nn. Er trug einen alten, sestanschlie
ßtnden. schwarzen Mantel. Er war von
itx Sonne draunverbrannt und schwarz
Von Schmutz. Nur sein Haar und Bart
waren hell, Infolge der Wirkung von
Regen und Sonnenschein, sodaß sie die
selbe grüngraue Farbe bekommen, hatten,
wie die untere Seite der Weldenbliitter.
Die Vögel, die umherflogen und einen
Ncstplatz suchten, hiklten den Eremiten
Hatt, für Ine zweite alte Weide, die
in ihrem Himmelsstreben durch die Axt
gehemmt war und der srühcren so ahn
lich sah. Sie umkreisten ihn viele Walk,
flogen fort und kamen wieder, merkten
sich den Weg zu Ihm, lvrechncten seine
Lage in Hinsicht aus Raubvögel nd
Stürme, fanden ihn zwar recht unvor
teilhast, aber entscbkossen sich doch für
Ihn. wegen der Rah des Flusses und
der Grasbüschel zum Vorratshaus und
Materialspeicher. Einer von ihnen schofj
pscilschnell in seine ausgestreckt Hand
hinab und legtt dort seine Wurzelfaser
nieder.
Es war eine Pause im Sturm ewae
treten, sodaß die Wurzelfase, richt so
gleich aus der Hand fortgerissen wurde:
aber In dem Gebet de Eremiten trat
keine Pause ein.
.Möchte der Herr, bald kommen und
dies, Welt des Verderbens vernichten,
sodaß dit Menschen nicht noch mehr
Sünde auf sich zu sammeln vermöge!
Möcbte er die Ungeborenen von dem Le
ben erlösen! Für die Lebenden gibt es
keine andere Rettuna."
Da begann der Sturm wieder, und
die kleine Wurzelfaser flatterte auö der
große, knotigen Hand deS Eremiten
fort. Abcr die Böaek kamen wieder und
versuchten die Grundpfeiler deS neuen
Htims kcilartig Zwischen die Jinqcr hin
einzutreiben. Plötzlich legte sich ein
plumper und schmutziger Daumen über
die Halme und dielt sie scft. und vier
Finger wölbten sich über der Handfläche,
sodaß eine stille Nische entstand, in der
man bauen konnte. Aber der Eremit
fuhr in seinem Gebete fort.
Herr, wo lind die ffeuerwoiken. die
Sodom vernichteten? Wann öffnest du
die Quellen des Himmels, die die Arche
bis zum Gipscl des Ararat emporhoben ?
Ist der Kelch deiner Geduld noch nicht
ersck'öpst und dik Schalen deiner Gnade
leer? Herr, wann kommst du auS dei
nem berstenden Himmel?"
Und dem Eremiten Hatto erschienen
Ficberphantssleen vom Tage des Ge-
ricbts. Das Feld erbebte und der Hin,
mel lichte-. Unter dem roten Schein sah
cr stwarze Wolken fliegender Vögel, die
über das fteld dabiniiürmten. und eine
Schar brüllend und schreiend flüchtender
Tiere. Aber lcichzeitig während seine
Seele von diesen Feucrerscheinungen er
füllt war, heneinn sein Augk dem Flug
der kleinen Vöaes zu folgen, die blitz
schnell bervprlchoffen und wieder zurück
imd mit einem kleinen Piep der Besrie
digung einey neuen Halm lg das Nest
turnen.
Der Alte dacht, nicht daran, sich zu
rühren. Er statte das KeMde getan,
den ganzen Tan mit enri'orgestrecktcn
Händen auf derselben Stelle zu stehen
und zu beten, um auf diese Weise den
Herrn zur Erkärung zu zwingen. Je
krmattetcr sein Körper wurde, desto leb
bastere Erscheinungen erfüllten fein
Hirn. Er börte die Mauern der Städte
zusammenstürzen und die Menscbenwoh
niligen bersten. Schreiende, schrecker
füllte Msn'chenbauken rasten an Ihm
vorbei, und hinter ihnen sagten die En
sei der Rache und Vernichtung her. bohe
Gestalten mit sirenften, schönen Gcstch
tern, die silberne Rüstungen trugen, auf
schwarzen Pferden ritten und Geißeln
schwänzen, die aus weißen Blitzen ge
flockten waren.
Die kleinen Bachstelzen bauten ,und
zimmerten fleißig den ganzen Tag hin
durch und die Arbeit machte große Fort
schritte. Auf der hügeligen Heide mit
ihrem harten Grase und an diesem Fluh
mit seinem Schilf und seinen Binsen war
kein Mangel ar, Baumaterial.. Sie hat
ten weder Zeit zur Mittagsruhe noch zur
Adendmuße, Glühend vor Eifer und
Vergnügen fuhren sie aus und akz, und
bevor der Abend kam, waren sie nahezu
keim Dachfirst.
Aber bevor der Abend kam, hatte auch
der Eremit immer mehr seine Vufmcrk
sgmleit aus sie gerichtet. Er verfolgte sie
onf ihrem Fluge, er schimpfte aus sie.
wenn sie sich dumm denahmen. er itrgerte
sich, wenn der Wind Ihnen Schaden tat,
und ertrug es am wenigsten von ollem,
daß sie sich ruhten.
Ta sank die Sonne, nd die Vögel
gingen auf ihren bekannten Schlgsplätz'N
mitten Im Schilf zur Ruhe.
Wer am Abend über die Heidt hin
geht, muh sich niederbeugen, sodaß sein
Gesicht in gleiche Höhe mit den GraS
hügelchen kommt, und er wird ein wun
derbares Bild sich gegen den lichten Wk
sten abzeichnen sehen. Eulen mit gro
ßen, runden Schwingen lagen iiber das
Feld daher, unsichtbar sür denjenigen,
der aufrecht steht. Nattern ringeln sich
hervor, schnell und geschmeidig, die
schmalen Köpfe aus schwanartig geboge
nen Hälsen emporgehoben. Groß Krö
tkn kriechen träge weiter, Hase und
Ratten fliehen vor dem Raubtier, und der
FuchS springt hinter einer Fledermaus
her, die Mücken über den Fluß jagt. E
ist. als wenn jeder Graslsügel Leteg te
kommen hätte. Aber während all' des
sen schlafen die Vögelchen aus den sich
wiegenden Schilfhalmen. sicher vor allem
Bösen uf diesen Ruheplätzen, dik kein
Feind erreichen kann, ohn, daß daS
Wasser platschte oder da Schilf rauschte
und sie erweck!?. -
Als der Moraen kam, glaubten die
Bachstelzen zuerst, die Ereianisse vom
g.striaen Taae wären eik schöner Traum
Mth:n.
2i kawn die 'jiihiiig ssigesttllt
iitii f lösten ctiitt aus ihr Nist zu, aber
e war fort. 2ic jagten suchen auf dit
fc.ide !,!iig,,z uiid s'.iiffii gerade in die
Vuft f'1'pur, ii .n darnach anszüspäben.
Aber 'i wr keine 2put dbii einem Nest
oder Bauin iu leben. Schließlich setzten
sie sich uf ein paar Steint am Fluß
user und sannen, S!t wlxpltn mit dem
langen Cchweis und drehten den Kops.
Wo war Baum und Nest geblieben?
Abc kaum war d Sonne handbreit
über dtin Waldsaum am andern Fluß
user emporgestiegen, so kam ihr Baum
dahergewandert und stellte sich aus den
selben Platz, den ti m Zag, vorher ein
genommen hatte, aus. Er war ebenso
schwarz und knochig, wie damals, und
trug ihr Nest auf der Spitze von etwas,
waß ein trocken?, emporstehende, Zweig
sein mußte.
D begannen dit Bachstelzcn wieder
zu bauen, ohn weite, ilder die vielen
Wunder der Na!u, nachzugrübeln. '
Der Eremit Hatto, der die kleinen
Kinder von seiner Höhle fortjagte, in
dem er zu ihnen sagte, es wärt am
besten sür sit, wenn si niemal den Tag
ge ehen höiten, der voll Wut hinauk
stürzte, um übe die frohe, jungen
Leute Flüche hinauszuschleudern, die in
bewimpelten Booten den Fluß hinauf
gerudert kamen? r, vor essen wilden
Augen die Schäfer der Heide ihr Herden
bewachten, kehrte nicht um der Bögkin
willen ans Flußufer iurlick. Aber r
wußte, daß nicht nur jeder Buchstabe in
den heiligen Büchern seine verborgene
mystisch Bedeutung hat, sondern auch
alles, was Gott draußen In der Natur
geschehen läßt. Nun hatte er heraus
gesunden, was e bedeuten konnte, daß
die achstelzen in seiner Hand ihr Nest
bauten. Gott wollte, er sollte dort mit
emporgehobenen Armen betend flehen
bleiben, bi dies Vogel ihr Jungen
herangezogen hätten, und vermöchte er
die, dann würde er wohl erhört werden.
Abcr an diesem Tage sah er noch
schlimmere Visionen des letzten Gerichts
taae. Und dafür verfolgte er noch eif
riaer die Vögel mit seinen Blicken. Er
sah, daß das Nest bald vollendet sc!n
würde. Die kleinen Baumeister slatter
ten um dasselbe herum und besichtigten
es. Sie holten einige kleine Moosflech
tcn von der wirklichen Weide und klebten
sie oben fest; das sollte die Stelle des
Bewurfs oder des Anstrichs vertreten.
Sie holten das scinste Wollgra. und
da Bachstelzcnweidchen nahm Daunen
von seiner tigenen Brust und bekleidete
das Nest inwendige das war die Ein
richtunz und Möblierung.
Lauern, die fürchteten, die Gebete deS
Heidebewohners könnten vor Gottes
Thron verderbliche Macht besitzen, pfleg
ien ihm Brot und Milch zu bringen, um
seinen Zorn zu besänftigen. So kamen
sie auch ictzt und sanden ikrn unbeweglich
stehen, mit dem Vogelncsie in seiner
Hand.
.Seht, wie der fromme Mann die klel
nen Tiere liebt sagten sie und fürchte
ten sich nicht mehr vor ihm, sondern
hoben den Milchtopf zu seinem Munde
empor und steckten ihm das Brot zwi
fchen die Lippen. Als er gegessen und
getrunken hatte, trieb er die Menschen
mit bösen Worten fort, aber nun lachten
sie pur über seine Fliiche.
Sein Körper war seit langer Zeit der
'Diener seine Willen geworden. Mit
Hunger und Schlägen, mit tazelangem
Knieen und wochenlangem Wachen hatte
er ihn Gehorsam gelehrt. Nun hielten
eisenharte Muskeln seine Arme Tagt
und Wochen lang emporgestreckt, und als
das Bachstelzenweibchen auf den. Eiern
saß, und nicht mehr das Nest verließ,
suchte er seine Höhle auch während der
Nacht nicht auf. Er lernte es, Im Sit
zen zu schlafen, mit emporgest reckten Ar
wen. Unter den Freunden der Wüste
gibt es solche, die noch größere Dinge
vermögen.
Er gewöhnte sich an die beiden kleinen,
unruhigen Vogelaugen, die über den
Rand des Nestes zu ihm herabblickten.
Er achtete aus Regen und Hagel und
schützte daS Nest, so gut er konnte.
Da giebt das Weibchen eine! Tages
seine Wache auf. Beide Bachstelzen sitzen
uf dem Zstande de Nestes, wippen mit
dem Schweif und beratschlagen und sehen
herzlich zufrieden aus. obgleich dS ganze
Nest von ängstlichem Piepen erfüllt zu
sein scheint. Nach einer kleinen Weile
fliegen sie in wildester Mllckenjagd da
von. Dann werden Mücken aus Mücken fl'
sanaen und heimgetragen zu dem. was
gerade am schlimmsten piepst. Der
fromme Mann wird durch dieses Piep
sen in seinen Gebeten gestört.
Und langsam, langsam sinkt sein Arm
aus di Glieder herab, di fast die Fähig
keit verloren haben, sich zu rühren, und
seine kleinen Feueraugcn starren in das
Nest hinein.
Niemals hatte er etwaS sa hilflsS
Häßliches und ElendeS gesehen: kleine,
nackt, Körper mit einigen dünnen Tau
nen. kein Augen, kein Flugkraft;
eigentlich nur sechs große, schnappende
Mauler.
Das kam ihm so wunderlich vor, aber
sie gefielen ihm gnade so. toi sie wartn.
Ihren Vater und ihr Mutter hatt r
niemals von dem großen Untergänge
ausgenommen, aber ls er nun wieder
Gott anrief, um von ihm die Erlösung
der Welt durch Zerstörung zu begehren,
machte r Ine stumm Ausnahme siir
die sech Wehrlosen.
Als die Bauernsraue ihm nun Essen
brachten, dankt er ihnen nicht damit,
ihnen den Untergang ,u wünschen. T
er sür dir Kleinen dort oben notwendig
war. war froh, daß sie ihn nicht der
hungern liehen.
Bald begannt fech ninde Köpfchen
sich während de! ganzen Tage üb den
Rand de Neste zu ftncken. Der Arm
des alten Hatt sank immer öfter zu sei
nen Augen herab. Er sah di Federn
aus der roten Brust hervorstehen, dik
Bugen sich ijsfntn. di, Körpersormen si$
abrunden. Glücklich geben der Schön
heit. die di Natu, den kustdurcheilenden
Tieren geschenkt hat, entwickelten si sich
bald in ihrer Pracht.
Und während all' ditser Lorgänge
strömten di, Gebet, um di groß, Ver
nichtung immer zaghafter von den Lip
pen des alien Hatto. Er meinte, Got
le Veiheißung zu belitzen, daß sie ein
treten würde, wenn die jungen Vögel
flüM geworden. Run stand er
und suchte gleichsam ein, Ausflucht vor
&2,l !La!er. Tenn diese sechs Kieinen,
di, kr gchigt und b?!'chirmi hatte, konnte
er nicht pfcrn.
TaS war früher etwa ndere. lt
er nicht halte, wa sein Ige war. Die
Liede zu den Kleinen und Wehrlosen,
die t d Ausgab jede kleinen Kindes
gewordtn ist. di großen, gesährlichen
Menschen zu lehren, überkam ihn und
macht ihn zweifelhaft.
Er wollt bisweilen da ganz Neft in
den Fluß schleudern, denn er meinte, die
hätten t gut, dit ohn Iraner und
Sünde sterben könnten. Sollte er die
Kleinen nicht vor ikaubtjere und Kälte,
vor Hunger und den mannigfachen Heini
suchungen de Leben beioahicn dürfen I
Aber als so dachte, kam der Sperber
gerade auf das Nest hcraögesaust, um die
Zungen umzubringen. Da ngrifs Hatto
den Frechen mit seiner linken Hand,
schwang ihn über seinem Köpft herum
und schleuderte ihn mit der Kraft des
Zorne hinan In den Fluß.
Der Tag kam, da die Kleinen flügge
waren. Eine von den Bachstelzcn arbei
tete drinnen im Neste, um die Jungen
aus den Rand hinauszustoßen, während
die andere herumflog und ihnen zeigte,
wie es sich machen ließ, wen sie nur den
Versuch wagten. Und als die Jungen
eigensinnig dabei beharrten. Lngstlich zu
sein, flogen di beiden Erwachsenen da
von und zeigten ihnen ihre allerschönstcn
Flugkünste. Mit den Schwingen auf
fahrend, flogen sie in ungleichen Krüm
mungen dahin, oder stiegen auch gerade
empor, wie Lerchen, oder hielten sich
ruhig, mit heftig wehenden Schwingen,
in der Luft.
Ta aber die Junge noch immer eigen
sinnig bleibe, kann t der Eremit Hatto
nicht unterlassen, sich in die Sache einzu
mischen. Er giebt ihnen eine behutsamen
Stoß mit v?m Finger, und dann ist alle
entschieden. Hinaus fliegen sie, flatternd
und unsicher, die Luft wie Fledermäuse
peitschend, sinken, aber erheben sich wie
der. begreifen, worin die Kanft besteht
und wenden sie an, um so bald wie mölZ
lich das Nest wieder zu eruickn. Die
Eltern kommen, stolz und jubelnd, wie
der zu ihnen herab, und der alte Hatto
lächelt.
Er hat in jedem Fall da Hauptsäch
lichste dabei getan.
Er grübelte nun im Ernst darüber,
ob es für den Herrn keinen Ausweg
geben könnte.
Vielleicht, wenn man alles in Betracht
zog, hielt Gott Vater diese Erde auf sei
ner rcchtcn Hand wie ein große Vogel
ncst, und vielleicht war er dahin gekom
men, Liebe zu hegen zu all denen, dic
darauf bauen und wohnen, zu allen
wehrlosen Kindern der Erde. Vielleicht
erbarmte er sich Ihrer, die er verheißen
hnllt iu dkrnlchten rt sich der Leide
bewohner der jungen Vögelchen erbarmte.
Sicherlich waren die Vögel de Erc
miten viel besser, als die Menschen des
Herrgotts, aber er begriff Wohl, daß
Gott Vatcr doch Herz für sie hatte.
Am nächsten Tage stand daS Vogelnest
leer, und die VitterZeit dcr Einsamkeit
lagerte sich über den Eremiten. Lang
sam sank sein Arm seitwärts nieder, und
ei war ihm, als wenn die ganze Natur
den Atem anhielt, um auf da Schmet
tem der Posaunen deS jüngsten Gerich
tes zu lauschen. Aber in demselben
Augenblick kamen alle Bachstelzen wieder
und setzten sich auf seinen Kops und
seine Schultern, denn sie hatten vor ihni
ja keine Furcht. Da fuhr ein Lichtstrahl
durch , das verwirrte Hirn des alten
Hatto. Er hatte ja den Arm gesenkt,
ihn jeden Tag gesenkt, um die Vsgel u
betrachten.
Und während er da mit all den sechs
Jungen, die ,hn umflatterten und um
spielten, stand, nickte er zufrieden jemand
zu, den er nicht sah.
.Du entschlüpfst," sagit er. .du knt
schlüpfst. Ich habe mein Wort nicht gc
halten, da brauchst du das dclnige auch
nicht zu halten.'
Und es war ihm. als wtnn der Boden
zu zittern aufhörte und als wenn der
Fluß sich in seinem Bette zu gemächliche,
Ruhe niederlegte.
Geplante Einziehung
ungar. Vanknsten.
Budapest. 12. Juni. Dit unga
rische Reichsregierung hat beschlossen,
mit Rücksicht aus den End dieses Iah
re eintretenden Ablauf de Privilegs
der Oesteneichisch'Ungarischen Bank di
stufenweise Einziehung der Banknoten
dnOesterreichisch-Ungarischen Bank be
reit zu beginnen. Im Sinne der Ver
ordnung werden zuerst die Banknoten
,u 5. 100. 1000 und 10.000 Kronen
au dem Verkehr zurückgezogen. Diese
Banknote können nach dem 30. Juni
1919 als Zahlungsmittel nicht mehr
benützi , werden; si werdkn jedoch bis
zum 31. August ISIS ohne jede Abzug
puf die im Umlauf bleibend, eitert
nd die in Verkehr u setzenden neuen
Geldsorten umgewechselt. Die Bank
noten zu 10 und 20 Kronen bleibn bis
8L Juli 1919 im Verkehr, und ihr Um
tausch dauert ebenfalls zwei Monatc.
lsg bi zum 80. September. Die iibri.
gen Noten der Oefterreichisch-Ungari
fchen Bank, nämlich die 1, 2, 25 und
200 Kronen, bleiben bi zum 81. Te
zember im Verkehr und können bi um
W. Februar 1920 umgetauscht tverdtn.
s5nh hiss ftabr? wtrde demnach in
Ungarn ausschließlich di Geldzeichen
der Ungarischen Räterepublik Umlauf
fähigkeit besitzen. Vorläufig Ist dik
Vorbereitung d 10 unv A) Kronen
Geldzeichen der Postsparkassen im Zu
ge. Tief Geldzeichen werden inner
halb einiger Wochen in Umlauf geseiit.
W,t r t5inziik,na bpr Sflantnoifn d,r
w y - r - --- - -' -
Oesterreichisch-Ungarifchen Bank HM
die Kontrolle der gewesenen Notenbank
ans dem Gebiete der ungarischen Räte-
republit ganz aus. und die Oesterrei,
chisch.Ungarische Bank wird bis vnde
diese Jahre in Liquidation treten.
loaft um Tag der Tilbkrhch;eit.
Btt an In Hend. In &rtub unk Dein,
Turchmai Ut Lild.rjuhr Hxtii.
tn nn be Himmel, Huld ,ur H'.
ll'ch kö'IIich t'I bn Uti-toze'f:
?d wtiikl. iu dem Lohne.
X-t ilUtH.o.ul
IfuQ i!l d (jjfc Sinus !ugkii.
Tium liumi.'i imimg um mit Mi:
1(4 aä .tue ilcl mumtit.
IttHitH mufc u 34 '11 (du:
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