Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, August 02, 1919, Image 2

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Tägliche Omaha TriSSe
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Suropmscbe
VsstNÄcbricbten.
ttiildciwnrgs MncKtritt.
sine Abschiedslundgchllug an die Trupcn.
Berlin, 23. Juni. Gcncralfcld.
marschall von Hindenvurg hat ncich einer
Meldung des Wolfffchcu Telegraphen
Büros a den Reichspräsidenten fol
ßtiid Trahtung aus ttoldcrz gerichtet:
Herr Reichspräsident; ,iKuf mein
schreiben vom 1. 5. '19 haben Sie mir
Zustimmung dazu erteilt, daß ich mich
ach Utttercichnung M Friedens in das
Privatleben zuruchjitche. Ich lege daher
üunuuhr de Oberbefehl nieder. Dem
preußischen Herru Kriegsmikister hat
ich eine Abschrift dieses Telegramms zu
gehen lassen, Gez. d. Hindenburg.
y ' t
An seine Truppen hat der Gcnergl
feldmarschag folgende Abschiedslundge
düng gerichtet: Soldaten? Ich habe mich
seinerzeit der Regierung gegenüber da
hin ausgesprochen, daß ich als Soldat
den ehrendLllcn Untergang einem schmäh
lichc Frieden vorzuhcn muß. Diese
Ertlärung big ich Euch schuldig. Nach
dem ich schon früher auin Absicht tuvd
getan hatte, nach erfolgter Frie.denscnt
scheidung wieder in den Ruhestand zu
rückzutreten, lege ich nunmehr den Ober
befchl nieder. Ich gedenke bei meinem
Scheiden vor allem bewegten Herzens der
langen Zahre, i denen ich drei lönig
lichen und kaiserlichen Kriegsherre die
nen durste. Zeiten stiller, unermüdlicher
Friedensarbeit, stolzen Ausstieges, gro
her Siege und zähen Ausharrens stehen
mir dabei vor Augen. Ich gedenk aber
auch mit tiefem Schmerz der traurigen
Tage des Zusammenbruchs unseres A
Urlaubes. Tie hingebend Treue und
das Vertraue, mit denen Offizin, Un
teroffiziere und Mannschaften neben mir
standen, war mix ein Lichtblick in dieser
namenlos schweren Zeit. Dafür gebührt
Such alle, darunter nicht zuletzt den
Freiwilligenvcrbänden, dir unentwegt
die WacKt an der Ostfront hielten, mein
unauslöschlicher Tank. Mit diesem
Tank verbinde ich aber noch eine Bitte
für die Zukunft: Wie der einzelne bei
sich öber die Ereignisse der letzten Tage
denkt, ist seine Cache. Für sein Han
deln darf es aber nur eine Richtschnur
geben, das Wohl des Vaterlandes Noch
sieht unser Bolksstamm in schwerer Ge
fahr. Tie Möglichkeit, die innere Bube
zu wahren und zu fruchtbringender Ar
beit zu gelangen, hängt wesentlich von
der Festigkeit unserer Wehrmacht ss.
Diese Festigkeit zu erhalten, ist daher im
sere erste Pflicht. Die persönlichen An
sckiauungen, so schwer es Euch auch sal
len mag, müssen zurückgestellt werden.
, Dur durch einmütige Arbeit tan es mit
Gottes Hilfe jelingen, unser srmes deut-
Sje Sunrn" turn
1940.
Welche Folge englische Mensche,
sreunde" von iJljrcr Blockade erhoff?.
(lud der .Pohemia".)
Eiaer der Hauptzournzliftcn der
oichcliffe - Presse veröffentlicht in der
englischen Zeitschrift .Eomnwn Sense"
einen Artikel Die Hunnen von ls40
auf Grund einer Unterredung mit einer
meoiziiiifchen Autorität.
Hervorzuheben sind folgende Aus
sützrungcn: Wenn deutsche Eltern heute schlecht
ernährt oder unterernährt over halbver
hungert sind oder durch die tausend und
einen unheimlichen, sogenannten Nah
runasersstzmittel. mit rtnen sie sich jetzt
erhalten, vergifte? werden, h wird ihre
Nachkommenschaft dementsprechend min
derartiges Erzeugnis sein. Sie wird
in weitem Maße allen möglichen Varie
täten erblicher Leiden unterworfen sein.
Sie wird in geringern Maße wider?
st-uldssahig fein gcge die Ansteckung
durch Tuberiulose. Sie ist möglicher
se verkrüppelt, mißbildet oder im
Wachstum nurnormal. Eö ist gewiß,
daß lein noch so reichliches Hanteln,
Keulenschwingen oder Kasernenhofdrill,
kein noch so ergiebiges Anwenden der
Gymnastik in den so gerühmten deut
sche Turnvereilien die Arme und efeine
von Kindern gerade recken kann, die von
schl.cht ernährten Eiter stammen, oder
flcS rotes Blut ia ihre blutarmen
Adern zu pumpen vermag oder auf gn
dcre Weise die dauernden Sparen ab
, äserg kann, die die Natnr ihren man
Schäften Konstitutionen eingegraben hat.
Am Schlüsse dieses Artikels wird eine
Erklärung der befragte Autorität wie-,
dergegeben. die folgendermaßen lautet:
.Ich gehe weit im Vorausblick von
Tüu!sch!ads Zukunft; ich spreche aus,
dsß nicht nur Zehntausend von un
p?bouuen Deutschen ki Leben physischer
Minderwertigkeit vorausbestimmt ist.
so gTwiß. als sei ihnen durch Rechts
versahre ein sslches Urteil zugesprochen,
sondern daß Tausende tsn noch nicht
erzeugten Teutschen, wenn ihre Zeit ae
kämmen sei wird, einem solche Schick
sal ins gesich schaue werde. Aachi
tiZ w'ro vielleicht die ewöhnüche Form
sein, in der der tauzliche Teutsche der
Nachkru?:?eriode engjiraffen werde
Mir. Ma nennt i Teutichlar.S die
Vich:tiS eine englische KraÄheit. Run
wohl, ti lang dazu UaiSitx daß sie
ikH JczcichnLnz i ZZuft noch i:sser
's In der Vergangenheit verdient; den
die britische Lloeksde ist in nß Stele
vZkantÄtttlich für Xtni'imuH f'pze
kriihrugsk!ot nd in'oladefas für die
Zsuekw'.rtanz!?. die deren Fi?ge sei
Werden
, (2 k'ird schwer Uüt, h d-r :
fi.;f Her Z,-.je? us "Qi'Ut ein D'nk-i-aS
(it aleickg !t?.r;::fi,!i'tf:t au5
l'.adij j.i mache, jcij das velst:h?nZk.
schcs Vaterland aus tiefster Ernicdri
gung wieder besseren Zeiten entgcgcnjii
führen. Lebt wohl, ich werde Euch nie
vergessen, gez. v. Hindenburg."
.
Wenn es noch etmaS geben kann, das
uns die Gestalt des Feldmarschalls von
Hindenburg. des getreuen Ekkchard des
deutschen Volkes, wie ihn der preussische
Kriegsminister gestern unter der einhelli
gen Zustimmung der Landesoerfamm
lung genannt hat, och ehrwürdiger ma
chcn kann als zuvor, so ist es die Erklä
rung, mit der er jetzt sein Wirken be-
schließt. Nur in ganz geringe Fällen
hat der Ruhm eines Feldherrn die
schließlich? Niederlage überdauert. Der
endgültige Ausgang war allzu oft auch
der Maßstab, den die Zeitgenossen und
die Geschichte anlegten. Bei Hinden
bürg ist es anders. Er ist uns im Un
glück nicht minder verehrungswürdig.
nicht flündcr groß erschienen, als in den
Tagen, da ihn der Sicgesjubel um
brauste. Mit sicherem Gefühl erkannte
das Bo!k den echten Kern, den großen
Charakter, die Reinheit der Gesinnung
dieses Mannes, der sich immer gleich und
immer treu blieb. Äuch in den siür
mischftes Revolutionstagen, in denen es
schien, als solle Mit S.tumpf und Stiel
ausgerottet werden, was zuvor hoch und
heilig gehalten wnrde, wagte sich der
Parteieiser kaum an die ragende Gestalt,
die unbeirrt ihres Weges ging und such
jetzt noch keine andere Gedanken
harte, 13 im allgemeinen Zusammen
bruch eittStclle zu schaffenas der sich
Geist und Geuoüt aufrichten könnten.
Sein Pflichtbewußtsein gab vielen Weg
und Richtung.. Hai den gänzüchen Zu
sammenbruch unser Wehrmacht verhin
dert. hat die Reste des Heeres erhobenen
Hauptes in du Heimat zurückkehre las
sen und de drohenden Zusammenstoß
der Eztremc von links nd rechts bisher
verhindert. Auch jetzt noch, wo er geht,
wo die Unterschrift unter den grausam
sie Friede dem Fünde die Möglichkeit
gibt, sich an de Männern zu vergreifen,
die für ihr Volk ihr bestes gaben, hat n
keinen anderen Gedanten. als den, wie
er seinem Volk, und sei es mit dem
Opfer seiner Person, neue ?köte und Ge
fahren ersparen und eine bessere Zukunft
sichern könne. Das würdige Abschieds
wort bildet den Schlußstein zu dem
Denkmal, das sich der große Kriegsheld
selbst gesetzt hat. Wir wissen, was wir
an ihm besaßen und unverlierbar be
sitzen werde: Ei Vorbild sittlicher
Größe, das uns aus dunklen Tagen hin
überleuchtet in eine bessere Zukunft.
Zerstörte Waxpcn.
Tk Wiener Nnentwegte" fällt
ach Tppeldler zum Opfer.
Die .Wlnische Zeitung" dom 14. Juni
schreibt: I Wien ist man gegenwärtig
eitrig darg, d Erinnerung o die ein
stige Btonarchie der Habsburger, soweit
sie in gllßerliche Symbolen sich kund
gibt, gus der Oesfentlichkeit auszumer
zen. Dex Anfang mit diesem etwas
spielerischen Tun machten die Tabaktra
fite i der Stadt. Die kleinen, meist
vo ältere Frauen geführte Lädchen
waren durch ti nettes, hellgelbes Schild
kenntlich gemacht, uf dem zwische den
Worten Tawk und Trafik der alte öfter
reichische Doppeladler in schwarzer Auf
malung zu sehe war. Nunmehr ist die
ses gefährliche Wappentier samt den
ebensowenig beliebten Buchstaben K. und
K. a dea meiste Geschäfte gelb über
pinselt oder mit braunem Packpapier zu
geklebt worde. ss daß die Bezieher nicht
mehr Gefahr lausen, die ihm ia klein
sten Mengen zugeteilte Zigaretten nd
Takake in einer laiserlichköniglichen Tra
fik einkaufen zu müsse. Ei etwas an
deres Verfahren haben die zahlreiche
ehemaliM Hoflieferanten nd Gasthän
sei gngewandt. um sich des Doppeladlers
über ihren Türe z entledigen. D es
sich hier meist um plastische Tarstellun
gen handelte, wurde das ' goldene,
schwarze oder auch bronzene Symbol
nicht etwa beseitig dazu sind die Wer
Kältnisse wohl och nickt scst genug
sonder in Tücher au! Sackleinwand ge
steckt, die vu bei jedem Windstoß sich
blähen nd den Eindruck erwecken, als
kämpfe das eingesperrte Tier unter der
Verfchnürung um seine Freiheit. Auch
in dem Lolkshaus em Franzensring. wo
die Republikaner jetzt ein Gesetz nach
dem ander gegen die bisherige Gesell
schaftsordnvng beschließe, ist die Zcr
störung uralter Symbole ag der Tages
ordnvng. Ueber dem Sitz deö Präside
te der Nationalversammlung im schö
eg Halbsondsaal befand sich bis vor
kurzem ein Doppeladler mit der Krone
nd den kaiserliche Jnsignien; obwohl
man für den wirksamen dekorativen
Schmuck keinerlei künstlerische Ersatz
hatte, wurde daS Wappen heruntergeholt;
ebenso wurdea alle anderen Adler, Wap
pen und sonstige an die Monarchie er
innernden Ziera!: in den Amtsräumen
des Parlaments beseitigt, damit auch
keine kleinste Krone den Keift der re
xubli'anischea Freiheit verletze. Ob dir
ser Bi!ökrs:urm bei den kunstlnisch wert
volle? Erinnerung bakmacke wird,
steht och nicht fest. Jedenfalls würde
der 23itr.sr, der auf d? gediegene
Schmuck seiger Laierstadt mit Recht ktokz
ist und t den zahlreikbeg bedeutende
Denkmälern Wiens ein Stück seiner eige
en glsrreiS?' Geschichte sieht, es weder
veMebea noch dulde, deß um republi
taisch Eitelkeit iklnrHsed a die ge
schichtlich gewccdenen Schäl? gelezt wird.
Man kann müsstet wrsratt kein
ien, wen ir.3 jurückz?
mwn
Tie neue deutsche Ostgrenze.
Berlin. L4. Juni.
Nach der dem endgültigcn Friedens
Vertrage beigelegten amtlichen Karte sind
am Birlauf der Ostgrcnze Deutschlands
die nachstehenden Aenderungen vorgc
nommcn worden'
Tie Ostgrenze setzt an der Ostsee an
der Piasnitz-Nicderung ein, läuft durch
dc Zarnowitzer See und erreicht sud
westlich von Warschkau die poninlerisch
westprcußische Grenze, der sie bis West
lich Adl.-Briesen. südwestlich von Bü
tow, folgt. Bog hier geht die Grenze
nach Südostcn, so daß Gr.-Pcterkau.
Steinfort, Neuguth und Eamphol bei
Deutschland bleiben, Kclpin und Konar
zin n Polen fallen. Dem Flußlauf der
Brahe nach Osten folgend, wird die im
ersten Bertrage festgelegte Gren nörd
lich vo Ksnitz erreicht. Niefewanz
bleibt bei Deutschland. Konitz fällt an
Polen. Südlich Konitz verfolgt die
Grenzlinie eine andere Richtung, derart,
daß die Bahnlinie Konitz, Flatow. Kro,
jankc, Schneidemühl bei Deutschland
bleibt. Tie Grenze überschreitet die
Bahnlinie bei Jcnznick südlich Konitz
und verläuft so, daß die Orte Grunau,
Böck, Battrow. Czistowo und Er.-Butzig
bei Deutschland bleiben und der Nitzo
Fluh und später die bisherige West-pieußisck-posenscht
Grenze bis zum Wa
kunter See westlich Stahlen die Grenze
bildet. Bon hier zieht sich die Grenze
in gerader südwestlich gerichteter Linie
nach der Einmündung der 5!üddow in
die Netze nördlich llsch, das an Polen
fällt. Sie folgt dann der Netze bis zur
brandenburgischen Grenze südlich Kreuz,
wobei Czarniiau und Filehne an Polen
sallcn, und schließt sich im weiteren Bcr
lauf ach Sude dem ersten Beitrags
cntwurf an bis zu dem Punkt, wo die
schlesische Grenze östlich Ulberödors er
reicht wird. Sie folgt nunmehr der al
ten posen-schlesischen Grenze derart, daß
der schlesische Ziesel nordöstlich vo
Tschirnau und die ganze Bahnlinie
Lisss-N.witsch an Polen fällt. Im
übrigen 'bleiben die schlesische Kreise
Guhrau und Militfch bei Deutschland.
Bei dem Orte Bogdaj westlich Adelnan
greift die Grenze wieder in schlesifchcs
Gebiet ein dergestalt, dafc die Orte Mob
zcnowe, Johannisdors. Konradau, Tsche
schcn. Riefken. Ryppine, Schreibersdorf.
Gr,-Koscl. Schleife und Kunzendorf an
Pole fallen, während N?u-Mittelwalde
und Gc.-Wartenberg bei Teutschland
bleiben. Desgleichen bleiben bei Teutscb
land die Orte Reesewitz, Talbcrsdorf.
Kaulwih, Lorzendorf. Strelitz, Eckers
darf, Schwirz. während Kunzendors.
Trembotsckau, Reichtkal an Pole fallen.
Südlich Schwirz folgt die Grenze des
oberfchlesischey Gebietes der alten, im
ersten Vertrage festgelegten Linie.
Aufmarsch gcgeu Frankfurt.
Frankfurt a. M 23. Juni.
Ich wohnte dem Vormarsch der nörd
lich voa Frankfurt angesammelte fron
zösischen Truppen bei. Einzelne standen
in bedrohlicher Nahe von Frantsurt in
Rödelsheim, wo noch heute abend um
i V7 Uhr Quartier gemacht wurde, da
heute abend dort bereits 500 Wann
untergebracht werden sollten. Aber bald
darauf kam der Gcgenbeschl, und es
wurde zum Rückmarsch geblasen.
In den engen Straße stauten sich
mindestens fünfzig Tanks, Panzerautos
rasselten durch die holperigen Straßen,
und in langen Ketten zogen Autos mit
französischer Infanterie vorbei, bedient
von Tonkinesea. Flieger warfen fran
zösische Zeitungen ab. die schon die Mel
dung von der Bereitwilligkeit Deutsch
land! zur Unterzeichnung des Friedens
Vertrages enthielten und mit Jubel be
grüßt wurden. Vielfach hörte man aus
Ltanone Salut schießen.
Der Rückmarsch auö den heute früh
besetzten Nachbarorte Frankfurts geht
rasch und geordnet donstatten. Ma sah
Radfshr!slonnen und Wotorfahrer den
Taunusorten zustreben, mit Feldblumen
geschmückt. Jeder schie endlich froh zu
sein, diesem enffetz!ick)ll Kriege entron
en zu sein. Unter der deutschen Be
dölkerung hörte man einige Rufe, wie
Kaput". Die Haltung der Iranzosen
war durchaus anständig.
Nach einer offizielle Meldung des
Frankfurter Polizeipräsidenten hat War
schall Foch dem sranzösischen Oberkom
mando in Mainz die Annahme der Frie
densbedinFUNgen durch die deutsche Re
gierung' mitgeteilt und ferner angeord
net, daß der Vormarsch nach Frankfurt
eingestellt werde.
Tie Ttimmvng im Osten.
AreSlau. W. Juni.
Die Meldung von der Unterzeichnung
des FricdensvertragkZ kam der oberschlc
sisch? Arbeiterschaft Zaum meH, über
raschend, da die Unabhängigen, die ia
den HauptarbeiisMtr, Olxr'chlesienS
sehr stark sind, bereits seit Woche dieses
Eraebnis propagiere. Im Bürgertum
Oterschlesicns herrscht dagegen tiefe
Trauer, mau wirft der Regierung und
Parlameniömchrbnt vor, daß sie den
Schlesiern gegenüber nur Trostworte
ohne hinreichende Rückenstärkung übrig
katte. Tiefe Erlennwis trägt nicht da;
bei. das Vertrauen des Bürzztumt i
die deutsch Regierung zu stärken und
weite Kreise, die sich dem an der Grenze
lauernde Feind gegenübersehe, sehe
sich in einer verzweifelten Lage. Die
oberschlesischk Presse, besonders in den
am meisten gefährdete südlicken Bezir
ken. legt sich eine gewisse Reserve uf.
m den bevorstehende Ereignisse nd
der zu erwartenden Besetzung durch die
Alliierten r.'ufct vorzugreifen. Es hat
ein, starke Nervesiiät i der Bedölteruna,
Platz gegrissen und der Abzug vieler Fa
mi!:k cv.t den am ehesten bedrehien Ge
i:!e bat bereits kmöchtzt,
Bfldenl gieichStreue.
Kkllfuhe. 25. Juni.
Der Staatspräsident Geib richtet im
Namen des badischen Staatsministeriums
einen Aufruf an das badische Volk,
worin eS u. a. heißt: Der der deutschen
Republik aufgezwungene Friede ist ein
unerhörter Verstoß gegen die Gedanken
der Völkerverständigung, deS Rechtes und'
des Wilsonprogramms. Politisch und
wirtschaftlich fiud die Folgen für uns
furchtbar. Die Zukunft wird lehren,
daß dieser Friede, trotz des besten Wil
lens, geschlossene Verträge zu halten,
die Kraft unseres Volles übersteigt. Die
Zeit muß komme, da eine vom Geist der
Kriegshetze befreite Welt zu einem ge
rechten Urteil fähig fein wird. Dann
wird man erkennen, welches Unrecht un
tcr Bruch feierlicher Zusagen dem deut
scken Volk zugefügt wurde. Mit besön
dcum Schmerz erfüllt uns das Schicksal
der Stadt Kchl und des Brückentopsge
bictcs. Wir kzoffen zuversichtlich, daß
bald durch Vereinbarungen über die
Handhabung des Besatzungsrcchtes die
Lage der badischcn Bevölkerung erleich
tert und ihr freier Verkehr mit dem
Deutschen Reiche zugestanden wird. Wir
stehen unentwegt zu diesen am härtesten
geprüfte unserer Brüder. Der Wille,
trotz allem eine neue deutsche Zukunft
zu schaffen, mutz uns erfüllen,. Rettung
kann nur werden, wenn jeder in tremsier
Pflichterfüllung seine Arbeit leistet und
so mit ganzer Kraft dem Vaterland
dient. Nur dann ist ein Volk verloren,
wen es sich selbst aufgibt. Nur durch
unsere Arbeit schaffen wir uns eine neue
Zukunft."
Tas erprcAk TchuldgeständuiS,
Kopenhagen. Z. Juni.
Unter dem Titel: .Die große Schuld
frage!" schreibt Poltfilrn" u. a,: ,M
wird wohl kaum von einer Seite bcslrit
ten werden, daß der Umstand, daß
Deutschland sich im Fricdensvertrag für
den Schuldigen erklärt hat, gar nichts
beweist. Die Deutschen sind weder mehr
noch weniger schuldig, weil es ihnen nicht
gelungen ist, die sogenannten Ehrenpara
graphen zu streichen. DaS allgemeine
RechtsgcfüHl i ollen Ländern wird
sagen, daß ein erzwungenes Geständnis
keinen Wert bat. Ein Prozeß, der auf
Grundlage von Akten aus den Archive
der Allßenministerien Europas und von
Zeugenaussagen von Persönlichkeiten, die
zu dieser Zeit den Ereignissen nahcsian
den. auf die Feststellung der Schuldsrage
hinauslanfen soll, würde einen riefen
haften Umsang erhalten. Ob dies
Prozeß zur Lestrafung von irgend je
mand führen kann, ist stark umstritten
selbst in den Entcntkländern. wo man
erklärt, daß mag, solange mag einen Zu
stand aufrechterhält. her dem Staat das
Recht gibt. Kriege zu erklären, densenigeg,
der einen Krieg entfacht, wohl moralisch
verurteilen, aber nicht bestrafen kann."
Schlosser, Löwenbändiger, S!is
kämvs'r, Dichter.
Tas Würzburger Cwdttk.eotcr schreibt
dem Berliner Tageblatt": Direktor
Willy Stuhtftld. der bekannte Förderer
junger Talente, bracktc. liebevoll iiisze
niert, das fünfaltige Lolksstück des öjier
reichischen Arbeiterdichtcrs Franz Löscr,
Die Herrgottsbrücke", zur erfolgreichen
Uraufführung. Der junge Tichtcr. ein
früherer Schlosser. Mterer Ringlämvfcr
und Löwenbändiger, wurde nach dem
zweiten und Schlußakt vom Publikum
lebhaft gefeiert. Lösers Gedichte er
scheinen demnächst im Eigenbrödlcr
Verlag, Berlin.
Ein neuer Not-Etat.'
W e i m a r, 19. Juni.
Ter Nationalversammlung ist ein
zweiter NotEtat zugegangen, der die
Regierung für weitere drei .Monate,
nämlich, für Juli, August und Sep
tember. ermächiigt, die laufenden Aus
gaben zu bestreikn. Dafür werden
sechs Milliarden gefordert, die im Wege
eines Kredits flüssig emacht werden
sollen. - Ferner r,,600,0:X Mark zwecks
Gewährung eines Darlehens an die
Eleltro-Werke A..G.. die diese Summe
zur Errichtung von Arbeiter und Ange
steLtenwohnullgc verwende soll. Zur
Gewährung von Kriegsteuerungszulagen
an Beamte und Lohnangestellte. an
Ruhegehaltsempsänger und Hinterblie
bene werden 400 Millionen gefordert,
zur Umwandlung oberirdischer Fern
sprechlittie i nterjrdische und zur
Auslegung neuer 5iabel zwölf Millionen
Mark.
Ter Bapst für die deutschen Mis
sinuare.,
K ö l , 20. Juni.
Wie die Internationale Telegrgpen
agentur" erfährt, hat der Papst dem
Kölner Kardinal von Hartman durch
den Kardinalstaatssekretär Gasparri mit
teilen lassen, daß er bereits bei der E
tente gege die Ausweisung der deutsche
Missionare auS de Kolonie Einspruch
erhöbe habe. Sollte der Einspruch nicht
beantwortet werden, so würde der Papst
ein anderes Arbeitsfeld sür die auege
wiesenen Missionare suchen.
Die Erzbischösc und Bischöfe der Nie
derlande haben ei Telegramm a Cle
meneeau gesandt, worin sie ihr Be
dauern darüber ausspreck, daß bet
Friede nsdertrag Bestimmung enthält,
die einer großen Anzahl deutscher Mis
sionre ibr Missionswerk unmöglich
inachen. Die Erzbischofe und Bischöfe
träte für das Recht der katholischen
Kirche ein. überall ungehindert de la
tholische Glaube zu verkünde.
Schlecht Kirschen essen ...
Ueber die ObstvkrhLIinisse in Lerlin
lesen Wir im Lokalanzeiger: Tie Kir
sche Haufen sich auf den Karre o
alle verkehrSreieben Punkte, und auch
in den Markthalle leuchtet von den
Obststanden das freurdkiche Rot zwischen
dem dürftige G..r der spärlichen
Gurken. Tcnn anderes Gemüse ist kaum
noch z sehen. Aber dief'r Kirschen reich
tu btdkutek tofmfig kaum kWS L'4',
Ans Atm..lllizl,rii.
' Kindkr?prisungcn.
W i , n . 20. Juni. In Wien gibt rS
feit dem Krieg ein erschreckende große
Z G unterernährter Kinder, deren kör
pe2)ti Befinden da Schlinimste für
den Nachwuchs der Ziveimillionenstadt
befürchten läßt. Ter Mangel besonders
an Milch, Eiern und Fettstoffen hat das
Wachstum der Kleinen so sehr beein
trächtigt. daß acht und neunjährige
Buben und Mädchen oft de Eindruck
von Fünf und Sechsjährigen machen.
Natürlich haben Stadt und Staat Mit
Hilfe dir Aerztcfchast olles versuch,, die.
den Verbesserungen fehlte eö jedoch an
den irsorderlichea Nahrungsmitteln, die
lange Zeit nicht zu erhalten wäre und
auch jetzt och recht knapp sind. Nun
mehr aber ist dein Kinderelend vo au
ßen Hilfe geworden. Tiß immer tröst,
loser lautenden Meldungen aus Wien
hatte das Mitleid der Amerikaner ge.
weckt, und in perblsifZerid kurzer Z,il
waren in de Vereinigten Staaten acht
hunderttausend Tollars aus freitvilligen
Spenden aufgebracht worden, die nun i
Form von Lebensmitteln verschiedener
Art für die Wiener Jugend eingetrosscn
sind. Die ersten Kindexspeisuiige ton,
ten in de Borortsbezirken Brigitten
und Meidling vorgenommen Heroen.
Tie Szenen, die in dc Volksküchen und
Kosthalle sich abspielen, waren für je
den Zuschauer erschütternd. Von alle
Seite stellte sich krankhast blasse, ia
ihrer Entwicklung furchtbar zurückgcblie,
bene Kinder ein, denen Hunger und Not
an den mageren Gcsicytern abzulesen
waren. Während die Mütter und son
stigen Begleiter der Jugend wegen Platz
mangels nicht in die Spciseräume ge,
lasse werden konnten, wurden, die Klei
nc von hilfreichen FranziLtanerinnen
und ander Pflegeschwestern a die be
reji stehenden Tische geführt und mit den
köstlichsten, so lange entbehrten Gerich
ten bewirtet. Die Amerikaner hatte
kondensierte Milch. Reis. Mehl. Fleisch.
Fett, Kakao und Zucker gesandt. Taöo
wurden am ersten Tag eine schmackhafte
Einlaufsuppe und Milchreis gespendet.
Am zweiten Tag gab es außer Suppe
köstliche schneeweiße Nockerln in Zwiebel
tunke. Der dritte Tag brachte sogax
Kakao und EtrcßelZuchcn. Die meisten
Kinder waren mit eiaene Schüsseln nd
Lösseln versehen; das Fehlende wurde
vo den Küchen geliefert. Da während
der Speisung der ersten Gruppen die
zweite und dritte schon in de Lokräu
mcn und Höfe warteten, ging daS Es
sen ziemlich progrsinmäßig-nüchjkrn vor
sich. Wahrend des Schmausens durfte
nicht viel geredet werden, dafür gäbe
die kleine Mäulchen sich dem ungewohn
te Genuß der schönen Leckerbissen um
so lettzastcr hin. Nicht wenige Kinder
freilich des richtigen Sattessens so ent
Whnt, daß sie das Vorgesetzte kaum he
wältiz? jonnten. Ab und ZU hörie
man auch leise Klage über die Cü
sigteit der Speise, da der Zucker für
manche etwas völlig Unbekanntes war.
Tie Menge der eingetroffen? Lebens
mittel wird eine Ausdehnung der Speise
aiistattcn auf alle einilndzwanzig Bezirke
Wiens ermöglichen, so daß täglich bis
60,000 Kinder auf diese Weise gesät
tigt werde könne.
Ziisnniuleiiliruch ,ines Wiener Bais
sicrs.
Wien. 2.1. Juni,
Das Ereignis der heutigen Börse bil
dete die Zahlungsstockung des Privat
spulanten Josef Hölzer, der mit etwa
2000 Stück Effekte k h Uhm enga
giert war und Verbindlichkeiten von über
zwei Millionen Kronen zu begleichen
nicht imstande war. Um über ein Ar
rangement verhandeln zu können, niußte
der Beginn der Börse von 11 Uhr auf
12.A Uhr verschoben werden. Das Er
gebnis der Verhandlungen war, daß die
Bänke und Bankfirmen sich einigten,
zum Zwecke der Regelung der notleidend
gewordene Geschäfte, die hauptsächlich
Alpine Wonian'.Staatsbahn- und Süd
bah-Aktien betrafen, dem Markte die
erforderlichen Effekten zu bestimmten
Höch,stkursen zur Acrfügung zu stellen.
Ali hierauf der Verkehr zur angebenen
Zeit erösfnet wurde, setzte sofort große
Deckungen ein. Alpine Montan-Aktien
zogen bis 840 Kr. an, da! bedeutet ge
gil Schluß der vorigen Woche eine Stei
gerung don 64 Kr., stiegen dann auf
808 nd schlössen um 109 Kr. höher als
am Sonnabend. Staatsbahn Aktie
eröffneten mit einer Befferung vo 20j
Kr. zu 82? und stiegen hierauf bis SiH
Kr. Auch sonst war die Kursbewegung
im Hinblick auf den Beschluß der Wei
marex Nationalversammlung beziiglich
der Annahme deS FriedenSvertragei, auf
de ruhigen Verlauf der gestrige kam
munistischen Trauerfeier und auf die
Besserung der Lsternichische Valuta in
Zürich nach ode gerichtet und die Ten
en, ausgesprochen fest.
wachs e Annehmlichkeiten zu unserer
Lebenshaltung. Immer noch da! hdb?'
Pfund 2 Mark! Darin liegt eine Folge
richtigkeit der Werderschen Obstzucht,
die man bewundern könnte. Titse Kir
schen werden icht sehr viel gekauft, denn
ma sieht ihnen vo weitem an, daß es
kein besonders ,füße! oder faftreichek
Oualitätsobst ist. sondern billige Mittel
forte, ausgezeichnet Lei durch ihr
frisches Kot. Aber cewd diese Art hätt
sich läge Zeit frisch und ma braucht
de Verkauf nicht zu Überstürzen! An
derS ist ti mit den Erdbeeren. Sie
fallen leicht dem Verderben anheim, und
diese Gefahr findet idre Aukdruck in
dem sinkende Preis. Sie sind heut für
5 Mark da! Pfun zu haben. Hält die
Hitze noch einige Tage a,?I werden die
mit weißer Farbe n die Wegenschilser
'pinselten Preise sich auch bit zu einer
iiii'-'ä'MV.ü Hebe, bciuntkrbk.uemcn,
Friedensliertrag moralisch ungültig.
Englische Nadikale txltwn ihn nicht als bkudcud ud mvUa m'ttt
für ftine Ncvijion kömpfk.
Die in dc ersten Monaten deS Kriege!
in England entstandene Union für demo
kratische Kontrolle i der sich die freiefte
pnd mutigsten Geister deS radikale und
sozialistischen Englands zusammcngcfun
den haben, nimmt zu dem Frieden Von
Versailles i folgender Weise Stellung:
.Die Zukunft des deutschen Voltes
auf Grund deS FriedensvertragcS ist die
eines Sklavcnvolkcs, das für seine be
waffnctcn Eroberer sronde inug, Nicht
auf diese Weise kann eine bessere Welt
au! dem Afchenhaufe der Vergangen
heit entstehen. Nicht auf diese Weise
kann man den Völkern eine Entschädi
gung bieten für die lange Qual dc!
Kriege!. Ein Sieg, dc, das Heil der
Demokratie i der Welt sicher sollte,
löst sich in einen Frieden uf, der einen
Verrat a der Demokratie darstellt.
Es ist möglich, daß die Deutschen,
zermürbt von der langen Tauer eines
mit allen Mitteln der Wissenschaft der
längcrten Hungers, der noch durch die
Blockade verstärkt wurde, keine andere
Wahl haben, als diesen Vertrag zu un
tcrzcichnen, dessen Ablchnung sie dazu
Ter Bankerott Teutsch , Oesterreichs.
Basel. 1. Juni. Tie Daist)
Mail" meldet aus Prag: Hier erwacht
man die völlige Zahlungseinstellung
Oesterreich! für Mitte Juli. Nach einem
Beschlusse der Alliierte, sollen dit Geld
vorreite der österreichisch ungarischen
Bank zwische den neuen Staate dcr
habsburgischen Monarchik aufgeteilt
werden, soweit sie nicht als Sicherheit
für die Entente dienen sollen.
Eine Sitzung dcr Vereinigung dcr
Wiener Banken hat in Besprechung de,
Friedensbedingungen einmütig der Auf
fassung Ausdruck gegeben, daß. wenn
dieser Vertrag ratifiziert werde würde,
der Staats , und Volksbankerptt in
Deuifch-Ocsterrcich unvermeidlich wäre.
Nirsenpreise für ?alil i Ungarn.
AuS Budapest wird gemeldet: Tie
Siäicregierung höhte die Preise siir
Tabakfabrikaie. Tanach kostet eine
Sport-Zigarette 40 Heller, eine Mem
phi 1 Krone, eine Nil 1 Krone 60 Hel
ler. Von den Zigarre kostet nunmehr
eine Trabuca 2 Kronen 60 Heller, eine
Birginier 1 Krone 50 Heller und eine
Britqnic 2 Kronen 60 Heller.
Keine Hsflichkeitssormkl mehr.
Auit Wien wird berichtet: Die staa!
lichen Aemter wurden durch die Staats
kanzlkj neuerdings eindringlich aufmerk
sg.1, gemacht, im amtliche Verkehr vo
den Höflichkeitsanreden, wie Hochwohl
geboren". .Wohlgeboren" oder von Er,
gcbenheitsausdlüch. wie ergcbenst",
untertänigst", .gehorsamst' usw. keinen
ölkbrauch mehr zu machen und nur jene
Höflichkeij-redensarten noch anzuwen
den. die zum gute Ton gehören. Die
Anwendung solch Höflichkeitssormeln
ist ou in Gesuchen der Beamte zu
Unterlassen, und z. A. auch nicht mehr
Hohes" Siaatsamt und dergleichen zu
schreiben.
Tie neuzeitlichk HeZrütsanzeizk.
Die Zeitung .Der Deutscht enthalt
in ihrer letztei; Nummer fügende An
zeige: Junger Witwer mit-el Appe
t't. sucht junge Dame von liebem Ge
müt. Mädel vom Lande mit Butier
nd Schinken würde ein trauliches Ehe
glück winken. Vorbanden sind Ausstreut'
und auch Moneten."
Budapest Hafenkau.
Budapest, 21. Juni. Der Lau
des Budapester Handelshafens im So
roksarer Tonauarm wurde bereits be
gönnen. Während die früheren Regie
runge nur auf dem Papier gebliebene
Pläne anfertigen ließen, hat die revol
tionäre Näteregierung de La bereits
tatsächlich begonnen, und viele Tausende
Erdarbeiter, Ingenieure und Bau"'i
ster sind dara tätig, Budapest zu einem
Zentrum deS Donauhande! und ver
kehr zu gestalten. Der ganze Bau wird
fünf bis sechs Jahre i Aspn,ch eh
men. TeS kleinere Hafenbaffin sswie
die obere Energieanlage ud die Schiff
fahrtkfchleuse solle aber noch Heuer fer
tiggesiellt werde. Zu Beginn deö Lch
sieg Wahres könne diese Anlage be
reits benützt weiden. Schiffe mit zwei
kinhalb Metern Tiefgang werde sodann
ungehindert vom Schwarzen Mee bis
hierher verkehre können. Außerdem
wird eine große Kraftanlage errichtet,
die jährlich vierzehn Millionen Kilo
wattstuuden Energie erzeuge und als
kohlensparender Faktor eine große Volks.
wirtschaftlieht Bedeutung haben wird.
Mit diese Arbeiten hangt der Plan
deS Donau-Theiß'KanalS eng zusam
men. Der alte Plan eineS Kanal! Bu
davcstSzolnok wurde fallen gelassen
und an dessen Stelle die Linie Budapest
Dunaharaßti Alsonemeti Bugyi
Sari AdacS Szahadßallas Fülöpß
ollaö Kiskunfelegyhaza-öongrad an
genommen. Diese Route ist wohl sän
er, doch wirtschaftlicher und billiger
als die erste. Bon Kiskiinfelkghhaza bi!
Szeged wird ein Zweigkanal gebaut, der
etwa 40.000 Kstaftraljoch Bwe bemas
ser wird. Die Kraftzentral wird S000
Pferdekräfte Wasserenergie erzeuge.
Auch der Tos,i.Theiß'Knal erfordert
eine Bauzeit vo acht bis zehn Jahre,
doch werden die Arbeiten noch Heuer be,
ginne. Die Ne5ierug deS Sioflusses
dürste ebenfalls I diesem Jahre beendet
und dadurch die HochwafserZefabr des
Plattensee beseitigt werden. Hier wer,
den 0s Pferdekräfte Wafletenergie
on nen. Endlich ist auch die Sntwässe,
rung der z'vikcbe Las und Tunaho
rcßü sich erstreckenden Sümpfe und i
WUdTiZek VJ'Mi A
verdammen könnte, ihre Kinder unter
ihre Auge sterben zu schen. Aber wir
sind überzeugt, daß ein solcher Friede
jede wahren Demokraten aufpeitschen
muß. unablässig an einer Revision zu
arbeiten. Ter Vertrag beweist, daß die
Aufrechterhaltung des nationalen Hasses,
die Fortsetzung imperialistischer jj.
ne und kurzsichtiger Rache och immer
die Ziele jener offiziellen Welt sind, die
durch keine Erfahrung klüger wird. Was
unS betrifft, so erkennen wir diesen Wer
trag i keiner Weise alö moralisch gültig
an und betrachten es als unsere Haupt
sächlichste Ausgabe, an seine Stelle einen
Frieden zu setzen, der den 14 Punkten
des Präsidenten Wilson und dea Best
....V e ..l . ss. Ml.' e.rt&
vunycii uiiu uiuuu uuti uuu jji.v..
wird.
Der Volksausschuß der Union für dcmo
kratische Kontrolle:
Charles Rode Aurton. I. A. Hobso.
F. W. Pethik-Lawrcnce. I. Siamfay
Madongld. E. D. Morcl. R. C. Lam
hert. H. B. Lees Smith. Arthur Pon
sonby, Ethel Snowdcn, H. M. Swag
wick, Charles Trevelyan."
Rcdolutiousjchadcn an
Münchner Tcnkmölern
Strassenkampfe schonen Nornen und
Hildcbrandbrunnen nicht. Dichter
iNiZNumeute bleiben weit vom Schuß.
(iS dcr Komisch Sciluna".)
W ü ch e n , 13. Juni. Die Straßen
fämpfe vom Anfang des Monats Mai
haben nicht allein Opfer an Menschen
leben aus den Reihen der Kämpfer und
der unbeteiligten Bürgerschaft gefordert,
sondern haben auch an Baute und
Denkmälern Schäden angerichtet, die
glücklicherweise nicht so schwer auSgefal
len sind, wie ma beim Anhöre des
stundenlang währenden Gefchützfeuers
und MaschinengcwcrgilnatterZ bcsürch
te konnte. Uebel zugerichtet sind aller
dings die Gebäude des Arzberger Bier
kcllcrs in der Nymphenburger Straße,
wo Note Gardcn sich gegen die Regie
rungsiruppen verschanzt hatten, auch die
Scheiben des Glaspalastes und die gr,o
ße Spiegclfciister des Tictzschen Waren
Hauses am Bahnhofssla!z sowie einiger
anderer Geschäftshäuser sind mit dem
Glück der Räterepublik zum Teil in
Scheibe gegangen. Ebenso hat daS
Mauenoerk des ahegelegenen Justiz
Palastes, der einer roten Abteilung als
Festung gedient hatte, viele leicht Wun
den tchallen, und der Ball der Teutschen
Bank weist manchen Giwehrtreffer auf,
während die Maxburg gegenüber nur zer
fchossene Fenster auszuweisen hat. An
dem nahen Karlsplatz. wo sehr bitter ge
kämpft worden ist. hat dex von den Ke
bolutionären besetzte Turm der Evan,
gclischen Kirche ein paar tüchtige Mauer
löchcr von Geschütztrefscrn davongetra
gk. Bedauernswerter als die Beschä
digllng dieses geschmacklosen Gebäudes
ist das Schicksal des davor an dcr großen
Straßenbahnkreuzung gelegene KioLks,
dessen sämtliche Vcrlaufsläden völlig
ausgebrannt sind, und mehrerer in den
Anlage der Nachbarschaft zerstreuter
Denkmäler. So hat die schöne Bronze
figur des Brunnenbuberl von Gasteiger,
die unmittelbar hinter diesem Kiost steht,
sich der Geschosse nicht mit gleichem Glück
erwehre können, wie sie es seit Jahre
gegen den vo dem Faunskopf ausge
spienen Wasserstrahl tut. sie ist an Brust
und Schenkel durchlöchert. Ebenso ha
be gegenüber die germanischen Schick
salsgötiinnen n Nkhers Nornenbrun
nc dafür büßen müssen, daß sie ihr sa
genhaftes Gewerbe a dem belebtesten
Platz der Stadt treiben; sie sind alle drei,
obgleich sie von hartem Stein sind, an
verschiedenen Körperteilen verletzt und
verunstaltet worden. Zwische Lenbach
platz und Makimilianplatz habe verirrte
Geschosse die weibliche Gestalt de! Hilde,
brandsche Wonumentalbrunnens, welche
die heilsame Kraft de! Wasser! darstellt,
an verschiedenenTtellen ebenso verletzt wt
den mächtigen Stier, auf dem sie reitet;
sie würden beide, wenn nicht von Stein,
wohl ihr Lebe im Kampf um Mün
chens Befreiung eingebüßt habe. Auch
der kleine Dionysos-Knabe in den nahe
Anlage vor dem Palasthotel hat, ob
wohl in Sichtdeckung und nur eine ge
ringe Zielfläche bietend, daran glauben
müssen und krankt an einem Hü'ftschuß.
Dagegen sind an den Denkmälern der
Gelehrten Pcttenkofer und Liebig, sowie
der beiden Dichtersursten Goethe und
Schiller, die stumme Zuschauer der
Straßenkämpfe waren, die Geschosse der
Roten wie der Weiße ochtungvoll
vorbeigegangen. Auch der sogenannte
Harmlos, der vom künstlerischen' Stand
Punkt seinem Namen Ehre macht, hatte
da! unverdiente Glück, verschont zu blei
be. denn sein Etardort am Zugang zum
Englischen Gartcn ist weit vom Schuß.
Tyrol's Protest.
I n S b r u ck . 1. Mai. Rektor und
Senat der Universität Innsbruck be
schlössen, n alle Hochschulen det neutra,
len Auslandes einen Aufruf mit dem
Hinweis auf dea Widerspruch der Brcn
nergren mit WilfonS Programm zu
richten. Tie Hochschulen als Pflegestät.
ten von Recht. Ethik. Religion nd 8
schichte werden an die heiligt Pflicht
innert, ga? das Unrecht zu Protest:
un, da Theo! erleidet.
Znsrüh.
' Entschuldigen k!e, gnädiges szräii
lein, heiße Sie nicht Eulalia?"
, .?!. 1 lt im A öS I"
i