Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 29, 1919, Image 7

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    TSMe Omaha Tribüne
f -!
Münchener Irttßlingsöilder.
(Zlnllche gtilung,)
Allzulange hat der Winter Heuer ge
tvährt, und seine Unbilden wurden noch
gesteigert durch die äußere und Innert
Not de Waterlande. Endlich im Laufe
M MaiZ, nachdem München schon eine
gut. Weilt von der Herrschaft der Räte
republik befreit Dar, hat der Lenz sich
entschlossen, seinett Einzug zu halten,
gerade all habe er sich gescheut, herein
zukommen, solange die rote Tyrannei
unter der MaSke bet Freiheit die Stadt
in threm Bann hielt. Desto freudiger
haben die Münchner den Nrühling be
örliszk, mit gleicher Wärme wie den Ein
Y
V 1
marsch der Negierungstruppen am An
fang des Monats. Ohne Scheu folgt
matt der Einladung der erwachenden
Natur und getraut sich wieder hinaus
ins Freie, nachdem man wochenlang wie
in einem GcsängniZ gelebt und nur die
1 Wltti!S!rtrt sUnnn tu Vtart nUr&Utn
' f .' . , ,', v ; . -' , - yr:v
.'.,,,, - , . t?-,rK?r
-ti r -"TM -1; rMVi j
' i 'V-,;:X! fris.rr ,
fvrCt' :s7,-s4Iim&ä 4i"- 1
- Y-!?WM
p F-Ar-w;: uiunbW? L i-aq?: '
V. t rA , , f , 4 .2 rl-f Hi n?f!'( fv, IV -i,
r. 1 ' ' i v . v ifr i nn 'm ' hfT rtf .t T1
.4 ' 1 f r 's II I , . fc'cu U R "
r , ir f v iüU") 'u Inify- u!L- "
v .. ! i - ifj ,f it "uhi't & --r:
s M. 4 -i lu f 'Wkii;? ijff i
55 .! ifi t': .r ;t7C4H'Im
fif , - . rj?-- ,- ''t s"! j-
, ito, :;. .- - M'ifTrr - 4
...... ?MT M 1 i . ..'l:,z i.V 1
' '.
1 - -. , n r rv - 7 4 f"V
r ' h s - V ' V t
" . ; . ' ' .
, ,rVIIVlHVimillt WUllb 111 Vtll 1U)11
-EitaßkN getan hatte. An sonnigen Tö
W J mb,L . i . v . c m
f ytn vfcitv jiuj ivifcvt i.vyuuB
i!it mit dichten Scharrn von Spazier
l ängern unter den Kastanien des Hof
J glrtcns, die ihre weißen und roten Ker
itn aufzustecken beginnen, füllen sich die
,, j Tische der Kaffeehäuser längs dek Ar
' laden, und auch der ferner gelegene
NlZMpbsnburgek Patk übt von neue
. seine? AttziehungZkrast, seit die Straßen
. ) bShNi Kidniiiigsmäßigem Dienst zu
titigekehtl sind. Tat Ist so recht ein
, Platz in stiller Erholung von dem un
; , ruhigen Getriebe einer politisch erreg,
te Großstadt, dieser weitläufige alte
) Waldpark mit seinen schattigen Psaden,
'i. frifiSen WiesettkläilieN und den blinken
1 de WSsseksviegeltt, trt denen sich selbst
gefällig dlk steinernen Götter und Nym
phen beschauen und Schwäne lautlos
Dahingleiten. In die Stille des Mai
J lonntagmorgens klingt nun bet Gesang
M i m. tn . r,. sL !. t . n i. . . : .
II , l'ci vgciivklk hinein, Die aus oen viui
litt wiidenden Baumkronen der Früh
H vingssonne. entgegenjubeln, und daS
"Ä rohe Lachen einiger Knaben, die auf der
!. f bewegten Wasserfläche dem Ruder
ifpört huldigen. Ein Sristökiatischer Ton
ZliN'gi'llilS aus der ganzen Umgebung
entgegen, in wohltüendem Gegensatz zu
,iift geräubollen Aufdringlichkeit oet
S AXinoiratte, die seil ANbrllch des der
gngenen Winters in der Stadt uns un
zifhsrlich mit Ihren Ankündigungen,
.ieuerungen und ' Verheißungen der
olgte. Man fühlt sich zurückversetzt in
alit Zeit, als die Wittelsbacher noch
,ivr Bayern yerrjcyten, oer Muncyner
'".lirget sich feinet königlich bahrischett
Pay' trfteule, morgens und abends
MUtl!ch in sein gewohntes Brau gmg.
)i al nach die weißblauen Fahnen in
Straßen der Hauptstadt flatterten.
I ht echte Münchner, der bhne seine Maß
r qt leben konnte, die Preußen nicht lci
N mschle und sm Fronleichnamstas
jkt seinem Konig und dem ganzen
j n her ,n der Prozession ging, yat die
en Fahnen, die feit November 1S13
J'l-a tt.i t... rn.hv.. ty.-.
x.'ua vcr cioenj uno von uuni
'enklichen Gebäuden wehten, nur tnit
sicrM Groll gesehen und ballte dazu
Föust im Sack: aber gerührt hat er
Nicht. Seit dem Einmarsch der Re
irungsttuppen ,st daS Not verschwun
k man sieht keine roten Flaggen und
L - ClC (. . I. . . k. - w f ' 1
i itc ivicn Akinvmvcn nityc, uno tu
I j t Mai seit sechs Monaten ,um
l senmal die weißblaue Fahne auf dem
y ve onigssaues geyinr woroen
find die ltbayrischen Farben wieder
hren ekommen. Der Nrüblinas
.ttt felbet kleidet sich an dem sonn!
Maimorgen In diese Farben, über
'grünenden und knospenden Wipfeln
iNymphknburger ParkS segeln blen
j weiße Wölkchn, vom frischen Wind
leben, durch den reinen blauen
y kr. Eine Gruppe von Soldaten der
T l. M I . 1 4. .. M ' . . . -
n ceiagung, mn esreiern vcr
ftliadt ant der Tyrannei deZ Bol
'Iknlums, schaut, am Rand des
Wasserbeckens vor der Garten
deS Schlosse! den Schwänen nd
k zu: auch sie tragen die bayrischen
1 ;en an der Armbinde, aber ein gelb
Oiierstreisen macht sie zugleich als
,che Truppen kenntlich, damit man
icht etwa füt Preußen und darum
l ansieht; denn, wie töricht es auch
imag. diele Münchner können et
! tktkagkn, daß auch Preußen an
Aiiderwersung der Räterepublik be
I wäre, und von gewissenlosen
tz wird vie tinwurzei:e Äönei
:j htm Nordd?utsckie und Ihre Art
itnum in vom, wen iweaen o?
Soldati, die ihre diensisleien
'n gemächlich mit einem Ga7,g
kea Nhuhenburger Park au
ach; eir.ea flutet; Cinirutt und.
von Fried. Nsack. ' ,
erfreuen ein militärische Herz durch
Aussehen und Haltung. Sie verleugnen
auch außer Dienst die soldatische Gchu
lung nicht und lassen sich nicht so gehen,
wie man ti (!rt haltet Jahr lang von
den Truppen der Republik von EiSnert
bit zu Lewint Herrschaft mit Mißfallen
ansehen mußte. Jeder Rest dort Zucht
und Ordnung war bei diesen tasdjroun'
den, nachlässig angezogen, in schlottriger
Haltung bummelten die bewaffneten
Wächter des neuen Freistaats durch die
Straßen, von militärischem Gruß vor
Offizieren war leine Rede mehr, die
me oen in , Pv,ie illnoen mn oen anven in ven zicyungslraiie oer
1 ,' ' 1 :." f ;,l.ü"JT " y " ' " '""-,'"' r
.v . 1 ' V' - f i -L f.;" .' 'v .. i ;. .
" ' ' : -; i
: - .. ; ' - .
'-t "' :fi ' v ' .... , " . . , t ' 5
- 'i 'T " - f , & -. ' 1 ' ; . , " ' ) '
,,'v ' . ,a , , t, '.',' ' l
: .w. ' : j .'i " W 1 n i ' ..
' . Tl ''v i" -'' '-i fl i--1' 3
. : , .. -,T !, . 1 'j. Vh-, v, -... yi-,. . t 4. ., , f 4 ...v- :. st'; fc r " ,k r
; " 'e l 1 . ,
1 i . ' : ' ; . l .. - w ' "t .: v V. 1 'i . f ' . !: . ' ;v
f ' . --
Polen standen mit den Handen in den
Marienplatz.
Tasche, das Geweht nachlässig umge
hangt, rauchend und schwatzend att den
Pforten der Kasernen und Ministerien.
Vine Steigerung erfuhr daS häßlich
Bild noch, als die Räteregierung feit
Anfang April in München schaltete,
das Proletariat bewaffnete und allen
Richtproletariern abnahm, was sie noch
von Wehr und Waffe besitzen mochten.
Die unumschränkte Alleinherrschaft einer
einzigen Volksklasse übet alle andern
wurde In jene Wochen dem friedliches
Bürger täglich drohend, zum Bewußtseilt
gebrächt, wenn er auf den Straße den
Bassermannschen Gestalte begegnete,
die über ihrer Ärbeiterjoppe oder dem
bürgerlichen Rock ein halbeZ Dutzend
Pattonentaichen umgeschnallt, das V
wehr übet der Schultet und tvomoglii
noch eilt paa? Handgranaten ani Gürte
trugen und durch die rstt Atmbinde sich
als Herren dek Lage auswiese, deckn
blindlings zu gehorchen Klugheit und
Selbsterhaltungstrieb geboten. Solche
unheimlichen Gestalten sieht man jetzt
nicht mehr, sie sind spurlos verschwun
den , und an ihre Stelle getreten sind
die wohlgeordneten Scharen der Reichs
wehr, welche die alte Ueberlieferung mi
litärifchet Zucht Hochbalten. In Reih uttö
Glied stramm durch die Straßen ziehe,
ihre Vorgesetzten grüßen, aber auch die
soldatische Freudigkeit wieder in? Leb?
zurückrufen: denn in, diesen Maitagen
erklingt wieder militärische Musik in
München und froher Gesang marschie
render Abteilungen.
Es geht seitdem ,wie ein allgemeines
Aufatmen durch die bayrische Haupt
stadt, und angesichts der gegenwärtigen
Stimmung" drängt sick dtt Gedanke auf,
daß schon die Umwälzung vom 8. No
bemdek keineswegs den Wünschen und
Ueberzeugungen der Mehrheit Münchens
entsprach, sondern eine kecke UeberruMp
lung eines harmlosen Volkes durch eine
Minderheit war, die zufällig, wie ein
angesehener Gelehrter und Politiker sich
ausdrückte, die Waffen In der Hand
hatte. Man kann et daher verstehen,
daß jetzt, dä der beginnende Frühling
uns von der Gewaltherrschaft tussischct
Volksbetörer befreit hat, in manchen
bayrischen Köpfen die Hoffnung erwacht
Ist, tS möchte das vergangene Wintek
Halbjahr spurlos auS der Geschichte des
Landes gestrichen, werden und die alte
weißblaue Zeit zurückkehren, in der unter
dem Schatten der Liebfrauentürme ein
frohes und freies Leben sich regte, frei
allerdingt nur, soweit eS der Zen
trumspartei beliebte, aber doch Im gan
zen so genußfreudig, daß München In
der Außenwelt als ein wahres Capua
gal. In politischer Hinsicht sind solche
Hofsnungen wohl nur leer Träume,
aber die Frage, ob München In seiner
anziehenden Eigenart, wie sie sich vor
dem Kriege der Welt darstellte, nach der
Revolution wieder ausleben kann und
wird, diese Frage Ist nicht müßig. Wer
möchte sie jedoch jetzt zu beantworten
waaen?
Was die leiblichen Genüsse stigcht, so
ist München schon während des Krieges
von seiner Capuastellung immer tiefer
herabgesunken, selbst das heilige Ratio
nalgetränk hat an die Rot der Zeit
glauben müssen. Nach der gedanken und
vielleicht auch gewissenlosen Wirtschaft
der Räteregierung und nach den unS be
vorstellenden Friedensbedinaungen wird
der Münchner seinem Schöpser danken
können, wenn er bis zur Ernte notdllrf
t!g seinen Hungek zu stillen dermg.
Tem Fremdenverkehr, der in den Frie
denZjahre einer der Leiensnerve der
Stadt war, hat der Krieg an sich schon
schweren Abbruch getan, und die
Münchner selber haben mit ihrer eigen
sinnigen Voreingenommenheit g'ge das
Preußentum. insbesondere gegen die
Berliner, och daS ZersiSiuriasweik
vollende helfen, so daß man mit Ge
wißheit ennehmui darf, de Fremden
zu,, werde in den nächsten Jahren
r?cht spärlich ausfallen. Züdem haben
die Wirren dcr verschiedenen Umwal
junge diele, die. icht bnusliÄ die
Stadt gebunden sind, sondern nur
ihrem persönlichen Behagen hier leben
wollten, in die Flucht gejagt, und bevor
volle Sicherheit vor weitcrn politischen
Ucberraschungen geboten Ist, werden
solche Epikutäet kaum hierher gurückkeh
ren. auch wenn du Reisemöglichkeite
allmählich wieder günstiger werden soll
ten. Es könnte schon bald dazu kommen,
daß der eingefleischte Miinckner selbst
die zuwider" Berliner sehnsüchtig
zurückmiinscht wenn sie nur Geld her
einbringen.
Wie steht et nun um die höher An
zlchungskrafie der bayrischen Haupt
"73
w 1 .... i, ..: . sä
c7--r m
stadt, die nichts mit dem Fasching, den
Bierkellern und der bunten Mannig
faltigkeit der oberflächlichen Vergnügun
gen zu tun haben? Mit dem vielgestal
tige Inbegriff geistiger und künstleri
scher Werte, die Mllncheit seit mehr als
einem Jahrhundert zu einem auf dem
ganzen Erdenball geschätzten Sammel
und Ausgangspunkt kultureller Genüsse
und Anregungen gemacht haben? Auch
hierüber darf man eher trübe als rosige
Erwartungen hegen. Zwar fehlte- es
schon bor dem Kriege nicht cin ernsthaf
fen Kritiker in Münzen selbst, die
dek BcsotlZNlS Ausdruck gaben, die Kul
turpflege sei hier gerade ditrch den ge
waltige Fremdenverkehr unrettbar auf
eine abschüssige Bahn geraten, Indem der
Tanz umS goldene Kalb dabei zur
Hauptsache geworden sei und die alte
Gediegenheit des geistigen und künstle
rischen Lebens immer mehr der schnöden
Gewinnsucht zum Opfer falle. Aber es
ist doch sehr zweifelhaft, ob ein RückgaNg
deS Fremdenverkehrs zur Gesundung
führen kann tind ob nicht gerade die
Not zur Steigerung einer verwegene
Jagd nach dem Glück ohne Rücksicht auf
den Innern Wert künstlerirer Leistungen
beitragen wird. Anderseits hat Noch
jlln. als schon die Demokratie nd
der Sozialismus am Ruder waren, ein
Münchner Blatt seine Lesern , allen
Ernstes vorgehalten, wie unsinnig es
sei, durch Uebertreibung deS oberbayri
fchen HeimatstolzeS die Fremde zu bet
scheuchen, den die Stadt verdanke ihren
Glanz und Ruhm, die Fülle ihrer Schon
heit und Ihr geistiges Gewicht Nicht etwa
der eingesessenen Bevölkerung, sonder
bor allem den Fremden. Das abfällige
Uricil, welches der Zeitungsmann bei
diesem Anlaß über das eingeborene
Münchnertum abgab, soll hier nicht wie
dergegeben werden; eS Mag auch etwas
gar zu scharf gewefe sei. Aber noch
eint andre Einbuße Hai Münche erlit
ten. die für seine zukünftige Entwicklung
Bedenke reckitfertigt. Jedet Schritt
durch die verschlungeneu Wege deS früh
lingsgrünen Nymphenburger Parks mit
seinem großartigen Schloßbau des Spät
barocks. den in den Wassern sich spie
gelnden steinernen Göttern, den im
Waldesschatten berMten zierlichen Ro
kokonester erinnert uns daran, wie viel
die Hauptstadt ihrem Fürstenhaus der
dankt. Seit Jahrhunderten haben die
Wittelsbacher die Künste gepflegt, zu.
nächst allerdings auf den eigenen Le
bensgenuß bedacht, von den ersten Kö
nigen an jedoch mit dem bewußten Zweck,
der Öffentlichkeit Und dem Volke Schön
heit und Kultur zu schaffen. Mehr
noch als andre deutsche Residenzen ist
München eine Schöpfung seiner Fürsten.
Nun hat die von fremden Schwarmge!
siern eingeleitete Revolution den König
entthront und die Hofhaltungen 1er der
schiedenen Wittelsbacher Prinzen aus
München verscheucht; nicht wenige ha
den diese' Ge.oalttat als Undank mit tie
fer Bitterkeit empfunden. Trotzdem
scheint der Sturz dieses wie der ander
deutschen Throne unwiderruflich zu seirz,
und es mag dabei bleiben, wenn nur der
zur Herrlaft gelangte sogenannte
Volkswille die von den Fürsten geschaf
fenen Werte und Werke erhält und mit
gleicher Liebe weiter dflegt. Demokra
ti'N sind den Kuliuraufgaben der
Menschheit nic5t Immek günstig gewe
sen. die Herrschaft der Massen nie; six
bat et mehr zerstört als schafft.
Und et dürfte sckiwtr. sehr scbwer sein,
auch wenn der beste Wille ant Werk geht,
die Siassen. deren Ziel in erster Reihe
die Befriedigung r leiblichen Bedllrf
n'ilse Ist. ss zu erziehen, daß Ihnen Bil
dung. Wissenschaft und Schönheit auch
nur gleichwertig wird mit der Sätti
gung det Magent und der körperlichen
Bequemlichkeit. Darum sind ernst Be
sorgnisse gerecktfertiqt. ob München klt
Hauptstadt det Boltsstaatet Bayern In
kultureller Hinsicht das alte schöne und
fruchtbare Heim für geistige und klinst
lerische Schaffenskunli bleiben wird. daS
ti unter seinen Fürsten geworden war.
' j
!?
Zwar haben die Geistarbeiter, wie daö
eugcprägte Wort der Revolution lau
tct, sich erstaunlich rasch in die neue Lag
gefunden und regen sich und rede ge
waltig seit , Monaten über Ziele und
Formen ihre? künftigen Wirkens; es
ind gewiß diele wohlmeinend und hr
Iche Idealisten darunter, die sogar im.
lande wären, Fortschritte anzubahnen,
aber danebw auch In Haufe, .dem eS
nur darauf ankommt, Im demokratischen
oder sozialisierten Staat den Brotkorb
nicht szu verlieren. Werden abek die
chön aiisgedachten Programm Bei
iändniS finden bei denen, die voll allem
it Begehrlichkeit dek Massen befriedigen
wollen, und werden in der Not der
kommende Jahre die Mittel vorhanden
fein, die für die Pflege deS Geistesleben
und der Schönheit unentbehrlich sind?
Die Verneinung der Frage liegt näher
als ihre Bejahung.
ES sind daher rechi trübe Gedanken,
die bei allem Frühlingssonnenschein durch
daS Herz ziehen. Es ist eint dielet un
treu geworden in den Schreckensjahrcn
deS Weltkrieges; nicht das Glück allein.
Auch die Fienschen in ihrer Schwäche
und ihrem Wankelmut. Treu geblieben
ist unk nur die Natur, die i strahlen
der Frühlingssonne sich mit neuem Le
be und junger Schönheitschmückt, trotz
allem Elend, daS die Mensche über
uni gebracht haben. Ihr lebensfrohes
Wiedererwache mag auch unS wieder
mit Mut und Hoffnung erfüllen. AIS
die welken Blätter im vorige Herbst
Zu Boden sänke nd nur noch die kah
len Stammt trübselig In die kalte, nebel
graue Luft ragten, brach dat alte
Deutschland zusammen, München ging
voran im Sturz. Heute quillt von
neuem frisches Leben auS den Stämmen,
die fest gewurzelt sind im deutschen
Boden, alles keimt und grünt Und blüht,
als wollte dit Natur vek Heimat uns
Beispiel Und Mahnung geben in den
traurigsten Tage unsrer Volksgeschichte.
Einem unsret Dichter hat det neue Lenz
In seiner Blütenfülle da zuversichtliche
Wort gegeben: Nun muh sich alles, alles
wenden! Sollen wir Menschen uns
van den Bäumen des Nymphenburger
Parks beschämen lassen?
Ucbcljpaltcrkicn.
Der Friedensvertrag.
1 Mark und 36
Pfennig kostet jenes Buch. -welches
auf den bravsten Ochsen
wirkt als wie das tote Tuch.
Viermalhundert Paragraphen
und dann 40 noch dazu
auf 221
großen Seiten findest du
als die Hymne der Vernichtung
: aufgehäuft. Eirl stärket MaNn,
wer in Ruhe dies Dichtung 1
lesen Und berdauen kann!
Mit dem .Ließe deinen Nächsten"
samt dem ganzen Hcil'gen Geist
wird das schöne Spiel getrieben,
das man Schindeludet heiß?.
Vicrmalhundert Drachenzähne
hat Ina damit ausgesät.
wehe, wenn vierhundertfältig
auf der böse Samen geht!
Die Verfasser dieses Buches
, kriegen dann ein Honorar,
wie es wohl von dieser Güte
noch nie dagewesen war.
Berechtigtes Mißtrauen.
Frau A.j Mein Arzt rät mir. ich
sollte eine dreimonatliche Kllt in PfäferS
antreten, aber Ich traui ihm Nicht recht!
Frau B.: Warum denn nicht?
Frau A.t Äeil mein Arzt-gleichzeitig
mein Schwiegersohn ist!
. ' Erlauschtes,
's Miggel! ist ein herziges Blond
köpfchen von zwei Jahren. Immer gut
gelaunt, der Sonnenschein deS HauseS.
Besonders am Morgen will daS Plap
permLulche nicht still stehen,
s Allmsrgcntlich bringt 'S Rösi, die dkalle
Kindsmagd, 'S Miggeli, fein .hergetich
tct, dei Mutter zum trste Kuß. Den
zweiten bekommt stets nachhet der Vater
mit strahlende Kindesjreude dcrab
reicht. EitteS Morgens sagt die glücke
licht Mutter, wie immet: So, jetzt
geischt zuck Bappeli und gibfcht' Zhm eS
Mllndscheli."
.Bappeli schö Mlintschcli gä. RSst au
Äabe Munkscheli ga . . .!" meldrt mit
lachendem Auge gar wichtig 's herzige
Miggeli.
Warum nur 's Rösi , fortgeht, fragt
sich verwundert 's Miggeli.
Aus Berlin.
AIS ei Berliner Arbeiter gefragt
wurde, ob er nickit wieder die Arbeit
aufnehmen wolle, um sei Brot zu der
dienen, antwortete er:
.Watt. ich ürbceten?? Nee. ick koos
wir ' Maschincilieweht füt 0 Mark
und mach mir sclbständick!!"
Unabhängige."
Wie sich daS Gcsindel heute
Unabhängig nennt und preist
Die gemeine Gier und Beute.
DaS ist feinet Wesen! Geist.
Pack vom Scheitel bis zur Svhle,
Groß nur. waö betrifft da Maul
(Daß eS doch der Teufel hole!
Doch selbst dem siink'S allzufaul.)
Unabhängig vom Gewissen,
Unabhängig von der Scham,
Hundsgemein und hingerissen
Und nur dann nicht lendenlahm:
Gilt'! zu hetze und ZU hetzen,
Gute Arbeit zu vcrsau'n
Und ein solches Korps von Fratzen,
Will dat Rei der Zukunft frrn'n.
( uii.
I dein Entwurf des Friedensvertra
gez. dtt dca deutsche Dcltgieltc in
Versailles präsentiert worden ist, findet
sich neben den ungeheuerliche politischen,
wirtschaftlichen, finanzielle Zumutun
gen im 8. Abschnitt, de von Wiederher
stellung und Schadenersatz handelt, auch
ein kleine Kapitel Besonder Vestim
mungen", das, da t sich im wesentlichen
nur um Kunst handelt, bei det Agentur
Uedermittlung der Hauptzüge de In
sikumenteS unS vorenthalten worden ist.
ES lautet;
.AIS Wiedergutmachung füt die Zer
siorung der Bibliothek tn Löwen hat
Deutschland Handschriften, alte Bücher,
Drucke usw. nach Maßgabe der zerstörten
auszuliefern. Ferner hat Deutschland
o Belgien die jetzt in Berlin befind'
lichen Flügel det Altarbildes de, An
betung des Lamme von Hubert und
Jan da Eyck auszuliefern, dessen Mit
telstück sich jetzt in Gent befindet, und die
jetzt i Berlin und München befindliche
Flügel des Altarbildes des Abendmahls
von Dirk BoutS. dessen Mittclstllck der
Kirche von St. Petrus in Löwen gehört.
Deutschland hat binnen sechs Monaten
den Koran deS Kalifen Othman, früher
in Medina. an den König dek HedschaS
zurückzugeben und den Schädel des Sul
tant Mkwawa, früher in Ostafrika, an
die Regierung Sr. Britischen Majestät
zu erstatten.
.Die deutsche Regierung erstattet fer
ner der französischen Regierung gewisse
Schriftstücke, die. die deutschen Behörde
1870 weggenommen haben und Herr
Rauher gehören; ferner sind die wäh
rend deS Krieges von 18071 wegge
nomwenen französische Fahnen zurück
zugeben." Wir haben ts hiet nun mit den beiden
auf Werke der Altniederländek Hubert
und Jan van Eyck und Dirk Bouts be
ziiglichen Kunstkequisitionen zu tun. weil
e sich hier um Gemälde handelt, die je
dem Besucher deS Berliner Museums
(jetzt Kaiser Fricdrich-Museumy und
der Älten Pinakothek in München ge
läufig sind.
Was die viet Tafeln von Dirk Bouts
betrifft in Berlin daS Passahfest und
die Eliasspeisung; in München die
Mannalese Und die Begegnung Melchi
scdeks und Abrahams , so gehören sie
zu einem Altarwcrk, das die Brüder
schaft zum hlg. Sakrament in-die Pe
terskirche zu Löwen gestiftet hatte, und
für das noch die Quittung des Künstlers
(von 1468) vorliegt. Das Mittclstllck
mit det Darstellung deS 'Abendmahls
blieb In St. Peter, während die obe
genannten Tafeln, entscheidende Werke
des (auS Holland gebürtigen, aber in
Löwen nach langem Aufenthalt verflor
denen) Dirk, Bouts. vuS der berühmten
BoisserSeschen und aus einer Aachener
Privaisammlung lünerzcit nach Berlin
und München gelangt sind.
Nii erinnert man sich des unselige
22. August 1914, dtt so furchtbaren
Schaden über Löwen gebracht hat. Dem
Schmerz und der Entrüstung über die
Vernichtung des ' Universitätsgebäudcs
und der so wertvolle Universitätsbiblio
Ifjä wii über die" Schädigung der spät
gotischen Pcterskirche (durch den Brand
deS Dachstnhly habe wir damals hier
klaren Ausdruck gegeben, und wir lassen
uns von jenen Gefühlen auch heute nichts
abmarkten, Nackdem wir erlebt haben,
was andere Städte inzwischen zum Teil
durch die Geschosse der englischen, fran
Arbeitszußände in Italien.
Cittoiicr Bund'.)
R o m , 4. JUni. Gestern entgleiste in
Rom ein Wage det Elektrischen, wobei
zwei Menschen umS Leben kamen und
mehrere verletzt wurden. Infolgedessen
traten die Trambahnangestellten in
Streik Und sie streiken auch heute noch.
Es ist vielleicht für den Leser schmierig,
die Beziehung zwischen Ursache Und Wir
kung restlos herzustellen. Ich Muß ge
stehe, mit geht ks Nicht bessek. Aber
zu einem Streike 'ist heutzutage jeder
GruNd hinlänglich. Heute z. B. bekam
man, wenn man ffch mit hungrigem
Wage cm det Türe der Trattoria die.
benso spärliche wie teure Speisekarte an
sehen wollte, bloß heruntergelassene
Rolläden zu Gesicht, was auch auf einen
abgehärtete KriegIckage tlicht eben er
baulich, wirkte. Der hungrige Qulrite
fing an, sein ichcs Repertorium von
Kraftausdrücken um sich zu speien. Welch
ein Hartschädel! Er konnte nicht begrei
sen, daß wen die Kellner streikten, dies
bloß zu seinem Besten geschah. Aber ge
Miß die Arbeiter des gedeckten TischeS
(i luvoratwi dolla niensa) feierten,
um dem Wirishauskundcn in Zukunft
das Trinkgeld Zu ersparen. Diese Trink
geldgeschlchte ist reichlich komisch. Nach
einigen Jahrhunderte Trinkgeldprazis
fanden plötzlich vor zwei Monaten die
.Arbeitet deS gedeckten TischeS", daß
diese Art de Entlohnung ihrer Würde
als selbstbewußte und fortgeschrittene
Proletarier nicht mehr entspräche und
verlangten neben anderthalb Dutzend an
derer Baqatellen wie Lohnverlioppelung,
englische Woche usw. die Abschaffung die
sei entwürdigenden Form, der Arbeit
Vergütung. Die Forderung wurde onge
nommen, aber die Abschaffung bezog
sich bloß auf den Namen; denn statt des
freien Trinkgeldes bezahlt der Speise
wirtschaftsgast ein cliritto kis?a, eine
feste Taze, von zehn und der Caföbe
sucher eine solche von zwanzig Prozent.
Der neue Streik bezweckt nunmehr diese
Gebühr dem Wirte aufzubürden. DaS
wär ja eine schöne Sache wüßte der
Konsument nicht ganz genau, daß er
trotzdem i irgend einer Form die Rech
Nung zu zahle hat. Da ist füt Ihn sa
sicher wie der Umstand, daß r heut dank
dieser neue Art .Humanitär" Streikes
auf in ordentliche Mittagessen hat ver
zickiten müssen.
Doch Spaß bereite: dit Streikmanie
hat gegenwärtig in Italien, genau so
wie anderswo, einen bedenklichen Grad
erreicht. Jeder Voimand ist gut zur Ar
beitZkinstellung. . E iä lo weit llekom.
unstrequisitionen.
zösischen, belgischen Armeen selbst
in an denke nur immer wieder n 'gprrn
rlitiea haben. Nur daran darf doch
wohl erinnert werden, daß es deutsche
Offiziere waren, die noch während deL
Brandes von St. Peter di Bildn des
Dirk BoutS neben dem genannten
Abendmahl handelt eS sich m die Ntar
tcr deS Hlg. EraZmuS int NathauS
gegenier gerettet haben, weil sie über
den Wert dieser Gemälde genügend n
terrichtet waren, waS ihrer Bildung ge
wiß ein recht gute Zeugnis ausstellt.
Immerhin: wenn jetzt zu dem isolierten
Mittelstück die vier ergänzenden Stücke
gerade für die Kirche gefordert werden,
die unter dem Krieg Nicht unbeträchtlich
gelitten hat, so läßt sich daS verstehen;
wenn man auch durchaus daran festhal
te maß, daß diese vier Tafeln einst auf
völlige rechtmäßige Weise durch Ankauf
in den öffentlichen Berliner nd Mllnch
ner Kunstbesitz übergegangen sind. Auch
daß die Bibliothek in Löwen, die eine
Fülle unschätzbarer Inkunabel i den
Flammen untergehen sah, eine Kompen
fation erhält, wird man nicht als unbil
lig bezeichnen können. Mit dek wahr
haft odiösen Art. wie die Italiener in
Wiener Bibliotheken sich bereichert ha
ben, darf diese Kompensationsforderung
an Deutschland für die Bibliothek in
Löwen nicht verglichen werden.
Wie steht eS nun mit den i Berlin
befindliche Teilen deS berühmten Gen
tcr Altars der Brüder van Eyck? Für
den Johannesaltar der Kathedrale S.
Lavo in Gent ist er als Stiftung des
Jodokus Vydt in den 1420er und 80cr
Jahren entstanden als Werk Huberts
und Jans ban Eyck, eine großartige
Schöpfung nach Komposition und Tech
nik, nach Kühnheit des Realismus und
Tieft der Beseelung, eitteS jenet Werke,
die Marksteine in der Kunstentmicklung
bilden. Die Schönheit dieses mächtige
Altars, dessen Herzstück die wundervoll
feierliche Anbetung des Lammes bildet,
ist sozusagen von seiner Aufstellung an
Gegenstand lauten Ruhmes gewesen.
Philipp II. hätte ih gerne i sei Spa
nien entführt; aber er mußie sich mit
einer Kopie zufrieden geben, die in det
Folgezeit dasselbe Schicksal hatte wit
das Original: sie blieb nicht zusammen,
sondern wurde i mehrere Teile Susein
ander gerissen, so daß man von dieser
Kopie van Cozies Tafeln in Gent und
Berlin nd München begegnet. DaS
Original selbst würd!' bor den Bilder
siürmern des Jahres 1566 gerettet. Zeh
Jahre später wurde in Gent erwogen, et
det Königin Elisabeth als Schützerin dek
Gcnter Calvinisten zu verehren. . DaS
geschah dnn auf Bitten von Nachfahren
der Stifter doch nicht. In den 1580er
Jahren kam das auf dem Aathaus Un'
tergebrachie Altarttttri wieder tn St.
Bavo zur Aufstellung Der gute' Kai
sck Joseph II. loll bei einkÄ Besuch det
Kirche an der Nacktheit, vo Adam Und
Eva Anstoß genommen haben. Diese
beiden Altartafelteile ehrwürdigst;
Inkunabeln des NatursiudiuMS des Un
bekleideten menschlichen Körpers wur
.den denn auch unsichtbar gemacht und
blieben es auf lange hinaus. In Franz
Kühlers Handbuch der Malerei von 1837
liest man: .Die äußern Seitenflüge! det
obern Reihe, welche Adam und Eva ein'
ander gegenüberstehend darstellen lind
sich jn Gent befinden, sind dent Reisen
den unzugänglich, da sie, wie man sagt,
auS großem Zartgefühl unier strengstem
Verschluß gehalten werden." Diese zwei
men. daß z. B. der Cornere della Seid
sich allen Ernstes fragt, ob dieser allge
meine Hang zum Feiern nicht eine Folge
des untatigen Schlltzengrabenlebens sei.
Es ist ja selbstverständlich, daß infolge
der Verteuerung der Lebenshaltung (die
z. B. für Rom statistisch Mit 486 Pro
zent der Preise bei Kriegsbeginn nachge
wiesen ist) oder infolge Entwertung des
Papiergeldes die Arbeitsentlöhnung auf
eine vollkommen neue Basis gestellt wer
den mußte. DaS ist Nun in Italien,
weit mehr noch als irgendwo, absolut
ungleichmäßig zugunsten det örganisier
ten Muskelarbeiter und zum Nachteil det
freie Hirnarbeiter geschehen. So ver
dient z. B. ein Landarbeiter in der
Campagna Romana (bei Achtstundentag)
22 Lire : plus Verköfligung im Tag,
i Terrann 50 Lire, in Apulie 35
Litt pluS Verköstigung. Ei Schiffs
auslade? im Hafen von Gekuct bringt e'Z
in Akkordarbeit bis auf 80 Lire im Tag,
ja man verbürgt mir einen Fall In Vene
big. in dem ein Arbeiter volle 120 Lire
im Tage verdiente. Darnach wird sich
Niemand mehr wundern, wen diese Ar
beiter sich Sonntags in Gesellschaft?
zug werfen, ein Äuts mieten und daS
Geld, das sie mit dem beste Willen nicht
aufessen und vertrinken konnten, auf die
Roulette des Kasino von San Remo
werfen. Daß die Vorarbeiter in de
Metallwarenfabriken vö Turin streik
ten. weil sie ein Minimum vo 2000
Liren im Monat verlangten, hab ich be
reits hier schon erwähnt. Ein gewiß be
scheiden Lohn, verdient doch z. B. ein
Sonnino als Minister ebensodiel. Daß
daneben ti Gelehrter von Weltruhm
wie z. B. Giacomo Boni, der Leiter der
Ausgrabunaen auf dem Palatin, vom
Staat ein Jahtesqchalt von fiOOO Lire
bezieht, möge diese Ueberschätzung der
Muskelarbeit am überzeugendsten illu
strieren.
Wenn nu diese EinschäPing der
Muskelarbeit irgend einem wirtschaft
lichen Geseh entspräche, wie der unbe
schränkte, Nachfrage, und mangelhastem
Angebot, sa wüßte Man sie Notgedrungen
sich gefallen lassen, bet diese Ein
schähiing entspricht nicht den realen
wirtschaftlichen Vttbältnissen. sie Ist
künstlich erzwungen, sie bedeutet ine Er
Pressung, bei welcher die Angst der bür
gerlichen Klasse vor dem Bolschewismus
ein Hauptrolle spielt. Nun liee sich da
flehen nichts einwenden, wenn die organi
sierten Arbeiter ihre 7Nacht dazu brauch
ten. den Gewinn der Arbeitgeber auf ein
ewisseZ Mak iiUusSrcZnke. L Wikk
Tafeln sind 1860 von Gcnt InS Kgl.
Museum nach Brüssel gewandert. Die
siegreichen Truppen der französische
Revolutionsarmee machten in Belgien
auch vor dem Genter Altar nicht Halt.
Die Mittclbilder wurden 1704 nach Pa
riS gebracht.'.wo sie 179!) in der Aus
stellung deS Louvre als Hauptslücke in
der großen Menge erbeuteter Kunstwerke
glänzten." Die Flllgeltafcl deS AliarS
aber wollten die Genter nicht ziehen las
sen, so schöne. Dinge auch man' ihnen
von Paris aus als Tausch anbot. Der '
Sturz deS Napolconische Kaiserreiches
brachte die geraubten Tafeln auS Paris
nach Gent In die Vydtskapelle von St.
Bavo zurück.. Seltsamerweise jedoch
wurden die so treu gehüteten Fliigelbil
der bald nach 181g an einen belgischen
Gemäldehändln verkauft. . Von diesem,
kamen sie an den Berliner Kunstsamm
ler Solly, und von diesem erwarb sie
1821 die preußische Regierung für da?
Berliner Museum. In Gent aber blie
be in St. Bavo die Anbetung deS Lam
mes und die über diesem Breitbilde be
findliche drei Hochformattafeln des
Gottvater, der' Maria und des Johan
nes. Für dit nach Brüssel gebrachten
Adam und Eva-Tafeln stiftete die bel
gische Regierung nach Ct. Bavo zur Er
gänzung des Altarwerkes sechs der Flü
gelkopien von Cozcie und zwei moderne
Kopien der Adam und EvaTafeln.
SS finden wir denn, daß man in
Belgien selbst dieses Wunderwerk der
Malerei k:ineSwegS nach Gebühr behan
delt hat. Nicht nur veräußerten die
Genier die herrlichen Altarslügel mit den
singenden und musizierenden Engeln,
mit der prachtvolle Cäcilie an der Or
gel, mit den hlg. Einsiedlern und den
hlg. Pilgern, den gerechte Richtern und
den Streiter Christi, welche Doppel
taseln die Anbetung des Lammes flan
kicrten, mit den rührend andächtigen
Stifterbildnissen, und kümmerten sich
um ihre weitern Schicksale nicht wchr:
sie mußten sich auch von der Lande?
Hauptstadt noch eine Amputation gefal
len lasse und sich mit neue Kopien zu
frieden geben. Somit könn von irgend
welchem , besonder Pietätsverhältnis
Belgiens zu. diesem Genter Altarwerk im
Ernste nicht gesprochen werden. Jeden
falls ist die völlige Rechtmößigkeik der
Erwerbung det , Flügel für das Berliner
Museum Nie auch nur im mindesten be
zweifelt wörden. Es gibt MuseuMsbe
sitz genug, dek sich dieser einwandfreie
Sauberkeit wahrlich nicht rühmen kann.
Man wird sagen: ein siegreiches Deutsch
land hätte sich der in Berlin fehlenden
Tafeln , deß Genter Altars sicherlich be
mächtig!. Einet ' solche Behauptung
darf man nach strikten Aeußerungen der
entscheidenden Manner entgegentreten.
Wäre es aber geschehen, so würden wir
. ein solches Vorgehen Nicht anders einge
schätzt und zubenannt. haben als das
jetzt dein besiegte Deutschland gegenüber
i Anwendung gebrachte: es wäre ein
schmähliche, Raub gewesen, desgleichen
i unserer Kuliurwelt ein für allemal
nicht mehr vorkommen dürfte.
Institut füt Arbtitsrecht. Ein
Institut füt Arbeitsrecht ist in Frank
furt ti. M. in Verbindung mit der Uni
versität und dem Sozialen Museum gc
plant. DaS Institut für die Wirt
fchaftswissenschaften soll mit Rücksicht
auf die Sozialisierungspläne in det
deutsche Industrie ausgebaut werden.
lichkeit wird ihnen da nie gelingen, den
der Arbeitgeber erhöht entweder ent
sprechend die Preise um den gleichen Ge
winn zü machen, oder wenn ihm dieS die
Konkurrenz . berunmöglichen sollte, so
Wendet er feint Kapitalien rentableren
Unternehmungen zu. Das Resultat der
maßlosen Lohnforderungen wird also
notwendigerweise eine weitere Berteue
rung der Lebenshaltung oder Arbeitslo
Zigkeit sein.
Es ist freilich bis jetzt der Regierung
Noch Nicht gelungen, diesen Circulua
TitiosuS durch Milderung der Lebens
mitMteuerung zu brechen; aber dies
rechtfertigt noch keineswegs die mit
Streikgewalt erzwungene Privilegierung
einiger Kategorien von Arbeitern, die
mit ihret Arbeitsleistung In keinem Ver
hältniö weht steht. Ihr Versuch, die
außerordentliche Hochkonjunktur des
Krieges trotz veränderte Verhältnissen,
künstlich zu verlängern, wird sich in ab
sehbarer Zeit. von selbst rächen. Denn
was will es bedeuten, wenn der Staat
ein paar Lebensmittelkonserven billig
abgibt, wenn ich int Restaurant gleich
wohl dieselbe hohen Preise wie im No
vembet 1913 bezahle, weil, wie mir der
Wirt mitteilt, die Kellner gewaltige
Lohnaufbesserungen bewilligt erhielten,
oder wenn mich ein Kleid 100 bis 150
Lire mehr kostet, als vor ein paör Mo
naten. weil inzwischen die Schneiderge
Hilfen trotz Verminderung der Arbeits
zeit verdoppelte Löhne zugebilligt r
hielten.
Wohin die endlichen Lohnforderungen
bei stets abnehmender Arbeitsleistung
führen werden, ist schwierig zu sagen.
Die einzige Rettung beruht in der Si
tnultanität dieser Eescheinungen In den
weisten Ländern, andernfalls würde un
ter dem Druck answäriiger Konkurrenz
eine wirtschaftliche Katastrophe unver
meidlich werden.
Edclnlut.
Hast du ti grosteS Glück errungen,
Zi trag' S mit Bescheidenheit?
Der Quell vielleicht, auS dem'S ent
sprungen,
Bracht' einem Ander' iiefcS Leid.
Und schlug ein Leid dir selber Wun
den,
So tröste dich mit edlem Mut,
Xnl Leiden, das d selbst empfunden,
Vielleicht tut'S einem Ander'a gut.
Humor ist gleichsam dek Witz der
Empfindung. Er darf sich daher mit
Bewußlskin äußern: abtt er ist nicht echt,
sobald ma de Aoratz jdabeivab,
jAmffi ' l