Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 28, 1919, Image 3

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Das Fvnttleiit.
Roman
(7. Fortsetzung,)
Sie machte Ine verneinende Vewe
öuna. und hielt die Hände der Kinder
fest.
.Ich danke Ihnen."
Er sah bestürzt auf den Wirth, der
die kleine Szene beobachtet hatte.
Kleines, unerwartete? Wiedersehen
gefeiert? waS? Geht nirgends wun
derlicher zu, als in der Welt o. bitte
' von meiner Seite" Das "Andere
'wurde durch ein verständnigvolleZ Lä
cheln ergänzt.
.Sie Kren, Herr Lund Fräulein
von Arabin " aber fein Einwurf der
klang unbemerkt.
.Ja, bitte, da an die Seite me.iner
ffrau so, daS arrangirt sich doch
vortrefflich."
MonkenZ lebhafte Augen hefteten
sich häufig auf LinenS vornehmes Ge
ficht. daS zwischen denen der Kinder
auftauchte ohne da!) ihre Blicke den
" ' seinigen begegneten. Nur für die bei
den kleinen Madchen schien sie da zu
sein, auch richtete Niemand von den
. Anderen daS Wort an sie..
, : Wie kommt Jacqueline von Arabin
' in diese abhängige Stellung? Der
Gedanke wollte Joachim gar nicht ver
lassen.
Bei groben Festlichkeiten in Miinst:
halte er sie zuerst gesehen, sie wurde da
' malS von Frau von Rhena, einer weit
läufigen Verwandten von ihm, einer
alten, liebenswürdig vornehmen Dame,
chaperonnirt. Sie war so jung, le
benslustia und schön und er wollte
ihr absolut glaubhaft machen, daß er
ine Art von Wetter von ihr sei
zwanzigsten GradeS. wenn sie eS rnch
anders wollte, aber immerhin doch ver
wandt durch die beiderseitigen Bezie
hungert zu Frau von Rhena. Wo
"nigstenS bemerkt, l.icht von ihr Lbev
sehen zu werden, der man allseitig so
viel huldigte, das war sein eifrigstes
Bestreben gewesen. Und welch eine
'elegante Erscheinung war ihr Vater
noch, etwas Grandseigneur, waS ihm
so gut stand . In den Henengmppen
nannte man ihn beziehungsvoll -den
Atollen Arabin" toll sollte es 8 ge
trieben haben; die Weiber, daS Spiel,
und dabei eme vertrauensselige Un
. kenntniß in Geldsachen. Mein Gott,
wie so viele Andere auch!
j Joachim war in Gefahr gewesen, sich
ernstlich an jenem Abend zu verlieben;
gut, daß die gnädige Tante Rhena ihm
so ganz absichtslos erzählt hatte, wie
JacquelineEigenfchaften habe, die ganz
unschätzbar seien und daß sie einen rei
chen Mann unfehlbar glücklich machen
müsse daß aber ein Lieutenant, der
. nicht einmal die Kaution stellen könne,
. gut thue, sich nicht allzu sehr die Fluge
' zu versengen.
Er hatte einen kleinen Strauß, den
'Jacqueline achtlos liegen ließ, unter
seine Uniform geschmuggelt er war
damals wirklich noch zu sentimentalen
Streichen geneigt.
Ui in einem sonnenhellen Februar.
. einige Jahre spater, hatte er Bater und
Tochter wieder gesehen, in Monaco,
; wohin ihn Prinz Baldum mit den im
4 mer vollen Taschen und der ewigen
Reiselust geschleppt hatte. .Ueber
Wasser war der Chevalier, wie man
Herrn von Arabin dort nannte, wohl
dem. Aeußcrn nach noch, aber er war
damals doch schon so weit gekommen.
Bekanntschaft mit Reisenden zu su
chen, um ihnen von seinem Spielsystem
zu sprechen, mit dem er eines Tages
' unfehlbar d Ban! sprengen muffe -und
sie einstweilen zu Halbpart einzu
' laden wobei sie das Risiko tragen
mußten,
. Und nun hier Jacqueline!
Auch Frau Ebba Lund war zer
. ftnut.
Erstaunt hatte vorhin ihre Mutter
über daZ einfache, dunkle Mollkleid
hinges5M, in dem sie erschienen war.
und ihr guter Vater, der Chef des
HaufeS Peter Meycrling u. Co. der
suchte vergebens, sie mit den Schilde
rungcn der Unannehmlichkeiten zu un
terhalten, welche die Streiks der Berg
leutt dem Hause gebracht.
Ein einzig Mal geschah 'es, daß
Jacquelinens Augen denen des Haus
Herrn begegneten. Ein eigenthümli
cber Blick war's, ein sonderbares La
cheln sie wandte sich rasch wieder zu
Lonny, die einen kleinen Seufzer der
Langeweile ausgepoßen hatte: .Frau
lein, es ist luftiger, wenn wir im Sl'm
derzimmer essen," wurde ihr dann ver
trauensvoll mitgetheilt.
Schneller, als sonst, erhob sich Frau
Ebba die Kinder trippelten vor, der
Großmama und ihr die Hand zu liis
sen. die Erwachsenen reichten einander
die Fingerspitzen mit dem üblichen
.GesegneteMahlzeil", Jacqueline stand
vor einem der Panneaus, die den
Speisesaal zierten.
Abr diesmal wurde sie entdeckt.
.Mein liebes Fräulein von Arabin."
saate die Stimme Johann Konraö
Lunds, und seine breite, fleisch',?,;
Hand eine, die sich in der Jugend
recht ausgearbeitet haben muß!;, sireckte
sich ihr entgegen .ich glaube, wir
haben einander noch nicht gesegnete
Mahlzeit gewünscht. Und, daß Sie
i mir gönnen, recht von Herzen, daß
es mir heute gut geschmeckt hat. das
von E. Bcly.
i i H i ii 1 1 n 1 1
darf ich doch wohl glauben!
Sie versicherte ihn mit einem Änflug
(V'jr.f.. r ir
vvn Kuaian ciei .ualfaqe.
Sehn Sie. mit dem Gutschmecken.
fuhr der Graukopf fort, .daS ist so eine
eigene Bewandtniß. Zu Hause, da
habe ich fa auch wahrhaftig daS Beste
und Theuerste ich kann sagen, sowie
es nur etwas gibt, so ist es auf meinem
Tische. Das kann ich ja! Aber daS
Alleinessen das ist's! Ein Wort
chen gehört doch auch dazu, da man
tprechcn will, oder ein freundliches
sicht. Sehen Sie mal wie heute da
ist Ebba, hübsch und blond, daS gefällt
mir und da sind sie, so schwarz und
ein bischen fremdartig daS gefällt
mir auch aber so allein
Er tippte dabei mit dem Zeigefinger
ganz ici c gegen ihren Oberarm.
.Sie könnten ja doch öfter Ihre
Kinder um sich sehen, ' sagte sie
noaeno und ich dann selber unterbre
chend. weil sie ihre Worte nicht bedach!
hatte.
Ach nein," erwiderte er mit gutmll
thlger Bescheidenheit, .das paßt doch
wenig zusammen ich bin noch nach
der alten Mode und Jung und Alt
aber. fernen Sie WaS. die beiden
kleinen Mädchen könnten Sie schon mal
zum Mittagsessen nach den, Großpapa
Lund begleiten und dann plaudern wir
miteinander, ich erzähle Ihnen dann
auch, durch was für 'ne harte Schule
der alte Johann Konrad gegangen ist
ia, das war nicht . immer so wie
heute.
Er zog mit der Fingerspitze den Um
riß eines Scaldqro nach. der. mitMan
delblüthen gefüllt, auf dem Stillleben
zu erblicken war. .Nun haben mir ein
paar Freunde den Rath gegeben, mir
eine .ältliche vornehme Dame zur Re
Präsentation, wie sie es nennen, zu
nehmen. Das wäre doch ber auch
nichts für mich. Bon der Vornehm
heit," mit einem humoristischenLacheln.
.haben wir genug m der Familie und
dann will ich ein altes Gesicht sehen.
brauch ich nur in die Spiegel zu au-
öen, die sie mir, weiß Gott, gerade ge
nug in meinem Hause angebracht ha
bcn. Ne ne!"
Und mit äußerstem Behagen rubte
dabei sein Blick auf der biegsamen Ge
stalt des ernsten Mädchens.
Herr Vater." erklang die Stimme
der Mutter der Hausfrau. .Herr Ba
ter. man behauptet hier so eben. Sie
hätten eine sehr originelle Begegnung
nist Sr. Maiestät dem Könia von
scoweoen gehabt. .Papa." damit war
ihr Mann gemeint, .Dein Gedächtniß
,1t bereits auf das Betrübend sie im Ab.
nehmen, sonst hattest Du doch die
Details behalten müssen Seine Ma
jeftät hätte die Gnade gehabt, Ihnen
die Hand zu drücken war daS viel
leicht bei einer Audienz? KonntenSie
sich mit Ihren Verbindungen dem
Lande meiner Ahnen irgendwie nütz
lich machen? Ich komme wirklich, zu
hören
Breitspurig folgte der alte Herr ihr
zu der Gruppe, welche sie für einen Au-
genblick verlassen hatte.
Ne. lieber Papa " sagt er, so vor
nehm war die Geschichte nicht 'ne
Audienz, meine beste Mama Meyer
ing. habe ich bei kernem Potentaten ge
habt. Wüßte auch gar nicht, wie ich
mich dabei zu benehmen hätte mit mei
nem alten, arbeitskrummen Rücken.
Aber die Sache verhielt sich so: Mit
dem Handgeben hat eS seine Richtigkeit.
Nämlich, als ich noch ein ganz gewöhn
icher Zlmmergesell m Wiesbaden war
- du lieber Gott, meine schlechtesten
Zeiten waren daS lange nicht, denn ich
war gesund und lustig und sragte, waS
ojtet die mit "
Die vorher so sehr belebte Miene der
Dame wurde plötzlich starr, sie hüstelte
eicht alS jetzt der Diener mit dem
Kaffcebrett erschien, rief sie Jacquelin?,
deren Amt es war. die Tassen zu fül
en und zu vertheilen, zu: .Recht
stark für mich, um meine Nerven zu be
ruhigen, Fräulein von Arabin!"
Joachim von Monken trat an den
Kafseetisch, um zu verhindern, daß die
unqe Dame ihm bedienend entgegen
komme. Die Tasse auS ihrer Hand
entgegennehmend, flüsterte er: .Ich
habe nichts bei Tische gethan, alS da
rüber nachgedacht, welch in Wechsel
derVerhältnisse Sie so in dies
Haus gebracht hat!"
Sie hob das blasse Gesicht mit den
ruhigen Augen zu ihm empor.
Herr von Monken. sollte daS so
chwcr zu errathen sein, nachdem, was
Sie von uns sie stockte, als schmerze
ei sie. das zu äußern, .schon ge
ehen?" Dann flackerte eS plötzlich m
den Blicken, ihre Züge wurden erregt.
Wenn ich S,e bitte, beschwöre, mir
und den Andern gegenüber nie die Ber
gangenheit zu berühren. Jenen nichts
zu erzählen von dem, was Sie wif
en
Er verbeugte sich chevalercsk.
.Wenn Sie 3 so wollen!"
.Ich werde es, mißverstehen Sie
mich nicht, als ein: Wohlthat b:!rach
en. wenn Sie eben der vergangen
heit halber mich möglichst igno
men!"
Sie befehlen eS!" dann trat er zu
rück, kopfschüttelnd, immer noch erregt ,
und tntercssirt. -
EZ war Zufall, dak Jacquelme dem
Hausherrn die lebte Tasse bot.
.Wissen Sie sagte er, wahrend
drüben die dröhnende Stimme fernes
BaterS immer noch von der abenteuer,
lichen Begegnung mit dem nordischen
Monarchen berichtete, daß ich mir ein
bilden könnte. S sei etwas, wie ine
kleine Vernachlässigung '
.Wie sollte ich dazu kommen?
Er rührte in dem schwarzen Trank
.Wäre auch gänzlich unverdient.
gänzlich, denn, waS mich betrifft
ein bedeutungsvolles Lächeln und ein
langsame Hervorstoßen der nächsten
Worte: ich zum Beispiel, wurde au
fzerordentlich erfreut sein, wenn Sie
sich in meinem Hause recht wohl fühl,
ten t mein Fräulein!
,E ist der Fall die Kinder haben
sich jetzt an mich gewohnt, Herr Kon
sul."
Er beachtete die Antwort nicht,
Sie sind noch juna und haben An
spruche an daö Leben,
Ihre Lippen zuckten. .Ich mache sie
nicht in meiner Lage hat man kein
Recht darauf.
.Kein Recht so zung noch, so
schon ha, von so pikanter Schon
heit'
.Herr Konsul!" wehrte sie ab.
.Das m erlaubt zu sagen! wir
. v.s ! t,.. rti.r.f.( d.,t
mu vu in iii ct iu uu i 1u""lu
nr.t i orit :i . :i .
juiai m u ic n uiutni. in lotn wu uct
Grund-' ikl er hastig ein.
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Ich bin keine Dame der Gesell.
r.Lri !i l! c.o cvv. ..
aai icq ein .oa lauicin .
Er stand in steifster Haltung.
mi h,ru sL v.n
rv Vv4vv w, vu
rnö is e eben, wett es die k eibet. Esie
...rr... c. r t. . ' ....
vmkti vuja vu utimut V
5 . w.
roniprr on lror nrunui a mir
liiii um viwifc 4tivili;3iV4iiviui.i iiviuvil
Künste bekannt, welche s.ch mit den
' ' 1 '
Worten Koketterie und Flirtation
decken, und die wir schwachen Herrn der
... 1 ' . ' - . .
Schöpfung nun einmal so außerordent
lich reizvoll finden.
.Herr Konsul Lund, ich bin unter
Ihrem Dache!"
.Dafür segne rch den Zufall, preis
den Himmel, was Sie wollen!
Oder den .deuS ex machina". in diesem
ffalle meine findige, kleine Frau!'
Sie konnte nicht gehen, sie konnte
nicht zurückweichen, zwischen Tisch und
Wand stand sie aber sie schwieg jetzt
und biß nur trotzig die Lippen aufein
ander. Sie fühlte es, dieser Mann
nahm ihre Hilflosigknt auch sur ge
macht.
.Und meine Frau wollte Ihnen' ja
auch anfangs eine mehr gesellschast
licht Stellung einräumen, sie liebt die
Nllancen; ich sah es gern, wenn sie
sich von .könenbealeitenliek. ick önnte
Ihnen die Äerstreuunaen in Theatern
j.iwv viv ,jfatiu4itjw l.i bvvvii
und Concerten ja. Sie wissen nicht.
hiM' in mit. 4A finU M.NN
mv VV40 "v
Sie sich erst näher davon überzeugt ha
den werden, dann!" Er Mürite
sehr langsam den Rest seines Kaffees
unb kJ ihr d! Vass Km. dmi
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dl's.lb, nock. einmal füll. (S.in, kal.
,.. - i I " '
ttn fCtnncr reisttn bit inriakn. ohnt
kni fr ti. ütnSrtt fnttf WnmTtA
kurzlich finde ich. daß meine g'ute Ebba
Sie ein wenig vernachlässigt. Was?
nm Sie dock nickt so ,!aensinnka.
kz ks.n, . n.,. nfirt,f,s?
j - - --ri Zl' I
VU UVtVUUlAH A l IVVUVII VVfVVMft
soeben muk. dak diese Miene Sil
vortresslicb kleidet Nun. icb bin be
reit. Sie zu entschädigen! Wie ich
das meine, fragen Ihre schönen Au
gen? Es gib! sehr nett:, vertrauliche
kl'ine Theaterlogen '
.Fräulein von Arabin die Kin
der möchten hinaufgehen'" erkläre
EbbaS Stimme Jacqueline konnte
vortreten.' um die be'den Mädchen n
empfangen, die sich mit erleichterten
M!enen zu ihr gesellten.
Werthvolle Bilder hingen an den
Wänden, meistens südliche Landschaf-
ten gewiß, diese Frau ckonnte sich
nur in der Sonne wohl fühlen. Er
kannte ia den Namen, welchen sie trug
er wußte, wie großartig die Wer-
Hältnisse waren, die sie umgaben.. Aber
das schien ihm plötzlich Alles so selbst
veriianotiu, im ic rnuiiic uu ijcim
sein, wie eS war schimmernd und
flimmernd sie war ja selber solch
ein kleiner Kolibri. '
Ebba Lund sah den hübschen statt.
lichen Mann a, dessen Bekanntscha i
sie auf eine so ungewöhnliche Weise
gemacht. Sie war zetzt dahin gckom.
inen, nach dem Pikanten, dem Außer
gemöhnlichei, herumzusuchen, hatte sie
. r, " . ' -L. ' ,
doch Alles ausgekostet ,m Dasein
.Alles?" Wieder diese Blutwelle nach
dem Herzen, dies Zusammenziehen -
daS eine nicht die Liebe!
Also - Betaubungsmit el. Zer
nreuung. unv hier war eine: den
Grobian bekehren! Sie lachte in sich
hinein, während sie über die Stim
mung auf einem Fiesler'schen Bilde.
ein Stück Orient, sprach, das er ge
dankenvoll ansah, weil sie eine Handbe
wegung nach dorthin gemacht hatte.
I
(For:-l,.,ung folgt.)
- V'k eskhrlichftk. In
,!tl mimii wai uirt ven
Damen em Samaielwuth ingerissen.
beklagte sich der Apothe er Pil
,.: e?t.i
i rn 1 , 9r a ümunbt ob ich seine Kranken sehen
mehr für Briefmarken Interesse habe. " fl. '
OmifrnslUn .Piiifi'r Iteinkr tnUKn finl "
Frau sammele Fächer. Schullehrer
Dürrbeia meinte, dak seine Nrau
nunmehr nicht anderes thue, als alt
Strohhilte sammeln. .Da seid Ihr
alle besser daran als ich." sogt trau
ng der Schneide? Seidenfaden. Mei
T.t Frau sammelt Haare."
.Haare? Was für Haares"
.Nu. meine Ksvf und Baribas re."
An der Fülle.
jHumoresle von Andor v. Kozma.j
iXas brn SÖslumeifiir. flpfer
nun schrieb mir ein guter, alter
freund, von Berns ein Xrrrnnnt
L .i v . m
UlÜClU)Un JUtlcJi
Lieber Freund! Keine Anstall
erfreut sich, Gott sei Dank, eineS
solchen Besuches, daß ich die große
Zahl der Patirnjen kaum unterxu
bringen vermag. Ich muß also
bauen. Habe daher die Güte, mich
dieser Taae m besuckien. komme
ober hslrmittsln. hnwit wi,
Tis hpfurprih ,.'in,wn w ,.?
wie wir bauen wollen. Auf Wie
- . '
versehen I Tein treuer usw."
Drei Tage darauf klingelte ich an
der hübschen, eleganten Villa, die
mrm ftirrnth hrmnhnio itnh hi cn.
feits des grünenden Gartens, dem
'
düsteren Irrenhause gegenüberlag.
Vor Tisch nahm ich mit dem Arzte
So WriinS iinVWnh,, ! .
vi... ..v-vvww. unu vfc O
lwl.t.;..V ,.t
in Augenschein. Tann gingen wir
zu der freundlichen Toltorwohnung
S "5
u!nUla nrVtvirrrHfl
....vcm.iit.ti. .
i ji i'iiL'r iinu jUMminiinn'n miiri.
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C::rS ""'""1
Mmnimn vi.4l.V4S liu. '
Der mysteriöse Berufs meines
Freundes interessierte mich höchlichst.
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was iuc den Laien aus seinen Er.
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l .-rn-i t. v a rti t ' 3
faf Gespräches kam er
I iiitfni rtctfdin rtim Arttf-rtfit vtii
( B,
wer es je., und wv'el List es er-
nrArtf stta nrntolt MslrtlliifiMniinn trt
fordere, die armen Wahnsinnigen in
das Irrenhaus hereinzubekommen.
Die meisten entsetzen sich vor dem
Gedanken, in eine solche Anstalt zu
mu ten, und 0. HewaU nnmer grau
am uno oll ogar ge aumaz m,
vieivl oem mrzr mazis uvrig, al
iciu,i.-no inen zu eriinm-n, um oie
armen 5tranken auf gütlichem Wege
?n das traurige Hau, zu bringen, wo
lre 'Hstege jorgsattig uns jachgemag
und doch die völlige Heilung so sei -
len i.
Einen Zahnarzt, der in gemeinge
t...i 1 jc. . tY:i-e...ri 4 r .f
layrnHrn Xüaijniinn ocqia, oaoei
aber von seiner vamilie auf kcine
Weise hierhergebracht werden konnte,
oe ucyie ich per oniicy uno uagieinrn
vouig ern,nMl. oan emer meiner
ranken an heftigen .Zahnschmerzen
o er, nicht kommen konnte,
I . ( Cft' Cf in 1
"M zu hei en. Ohne ein Wort .zu
ocniiTen, yuiue vet oüi)iain sine
I 'V i i f l 4i " X.
)'N!rumcnte zusammen, setzte ,ich rn
?'. n uno iuyr mr. m c zur
i i cr. kusL i... urtniix; .
yM uc"
lungen. Seitdem befindet er sich hier
1 ... i T . fs.s...l C t
unier fiMrer scogm uno oer uvugen
l111'
D?n geisteskranken Rechtsanwalt
lockte ich unter dem Borwande. hier
her, ,hm einen wichtigen Prozcö an
"irauen zu wollen; oen Veiii.icyl-n
varnu, vag et Linrni raiiten oe
V 1L V r IrV T V I -
, . . -fc t , . T P rf
letzte Oelung erteilen solle.
Donnerwetter." dachte ich, wäh
ren d der Doktor so von seinen Kriegs
listen berichtete, den Baumeister ver
lockt er doch sicher dadurch, daß er
ihin einen Bau anvertrauen will."
Sch strich mir glattend über die
Haare und beruhigte mich m dem Ge
danken, daß ich denn doch nicht ver
rückt fei, sondern wirklich hier etwas
Z bauen haben sollte.
.Tu glaub t gar nicht." fuhr jetzt
mein Freund fort, wie sehr die ar
men 5iranken von ihrer Gesundheit
und Gcistcsfrische überzeugt find; es
ist kaum einer unter ihnen, der seinen
Zustand ahnt."
hmnitr, '.swn
m fühicn. Wenn ich mich nun auch
j ner solchen Täuschung befände?
ßiir!l cki." ertä ilte bet 2It ftiei.
. uh0 i& 4,, r.
;tJZL , ,? J,- L
., srf hP-nutammPtt klick ik
id) ihn zu Tisch. Er kam auch und
fa& Mt fluf demselben Platze, wo du
L&Vm Lm emm itttt, ick
f yb m m meine Anstalt an-
,A' wnm' mnS P riiA hemb.
(v,hrikn 7a
it. W,J MWUfc l;H Ili4lt IH VUV tfUUH'
kenliaus und mat& ihm die Ein,el
V üS fftoSn
lle schlug ich schnell die Tür hinter
ihm zu, und so war auch er gefangen,
n. .bia rückte ick aus dem lake
r. , Y V CfM j I
llJtt
hin und her, auf dem, wie ich jetzt
wußte, vor kurzem noch ein Wahn
urzem noaz ein Wann
sinniger gespeist hatte.
nicht heute auch der Fall sein?
chnell aber verjagte ich meine nar
-itj. ..I .ns Mr; .
ii oiiuf-n u-vci. ciutr '"r
ner Vorfahren lrtt an Wahnsinn, und
Seeleiikrankheiten pflegen sich doch
Ixumvm nk hinfP Meisp fnrt mr-rhen .
U ' i.s IV
'" - " -i- """ .vu.
ein lcererVonvand, ich war tatsächlich
b m hgerufen worden,
im Essen fragte mich mein
cue inierenierie mico unge
mein, aucy lajunue ia) micy, wenn
gleich nur tm scherz, meine kindische
-ve,orgnis emzugefieyen.
o gingen wir zur An talt hm
über, besuchten wohl Lv'Zinimcr und
betrackKtcn an i50Jrrflnnige. Keine
der Zcllcntürcn wurde von dcm Dok
tor hinter mir zugeschlagen, denn ich j
achtete sorgfältig darauf, stets einen
Schritt zurückzubleiben.
Endlich verließen wir das Irren
hauS wieder, und als wir das Tor
überschritten und die frische Luft
meine Wangen umfächelte, erfüllte
mich daS förmlich beglückende te
tvußtscin, daß ich wirklich nicht incchtv
1 (innig war.
Wir waren noch Nicht weit gegan
I rtnM rtTÄ JA hnmtvF4-t Krtfi JA tttöttto
I UVll W4 IMJ WitlvKiV Ul) U llW".4l
nngeineuen, leioenen 'rm m et
nt der y immer vergessen hatte, cy
erinnerte mich auch noch dunkel, in
welchem, und sagte daher meinem
Freunde, daß ich noch einmal nach
:m Schirm zurückgehen müßte,
Gut, gilt, geh' nur, die Wärter
können dir ia uchen bei en," entgeg
nete er, mich bis zur Treppe ffelci
die ich, immer vier Stufen auf
I U l fcM A )t H AfU.AU A
e""" ueymtiiv, cinivmiiu.
Mm oocr,ken Stockwerk v le et
er sei ! Watter emaum yerao.
Fuhren Sie die en Herrn nochl
uials in die Zimmer." sagte der Arzt
I T.u,. ItiuAi.t .uX WnO V
ÄU. m hinauf winkend und wies da
bei auf mich.
.1"". u-w" '1
kk5 Mntftft. sWrtif 4
l i:Hl. , Unn-r, J, mil
" vchuiii llliui in vir
Behutsamkeit umierzujüh.
ren.
Hierher. lieber Herr.
Immer
m ach links halten wir uns. Sö
h ttol"
wunoeriiqen auz genauer an.
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.Mich dirigiert man nicht von hin.
1. ;.. OU-s,.. r, f,,, M
ten, mein Lieber, gehen, Sie hübsch
aus und führen Sie mich.. Und
hnr s,n ' Ki mr mmnpn
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Gcwisz,. gewiß suchen 'wir den
??iirni ItcFipt. nnnhislfr .fiptr. ?tcb
--.,...., t) " o " T -' V",
, voraus, so so . . . aber kom-
I .
mcn oie mir aucy icyon nacy.
Tabn sah :ch, wie er verstohlen
einem .ttollcgen winkte,
Jetzt ging der erste Wächter zwar
voran, der zweite aber, den er hev
beigewinkt hatte, indessen hinter mir,
Miw uhh ich Höh
uiwt's, aber hoch nufl
Ihr
entt doch nicht etwa, mit einem Ver
ten zu tun zu haben? Ich gehe
feincn schritt werter. Sucht den
Schirm Mein, oder mag den ganzen
Sci)irm bcr Teufel holen."
1 Tobsüchtig!" schrien die beiden
Männer, woraus iicd soalcich wie secks
Nmbcikcr ebcnioviel andere Wär
'
ter auf mich stürzten.
Ich um trat, kratzte, brüllte
vergeblich! Die .Sechs nahmen mich
h,; ;,- lpicktc'n Aall und brackt.'n
mi in gjne gepolsterte . Zelle
Schnipp - schnapp! Zweimal klang
das Schloß und ich. war in einem
I T-w
Raume für Tobsüchtige gefangen . .
m.'; n'-k'nzon.
I fcllH- A;iiJtVWiUI1 IVMl. jjfcvnjjv-
o3 fflnt denn wirklich verrückt?
, ,.k QÜ. Ettianiiie us mei-
Ich ließ alle Ereignisse aus mei
ner letzten Lebenszeit Revue passiv
ren. Aber so sehr ich auch nachsann,
ich konnte nichts entdecken. Nein und
LAmal nein, ich war nicht Wahn
Wenn ich es aber nicht war, wav
um kam mein Freund nicht, mich zu
holen? Es munte ihm doch aussät
Ich, wie lange ich nach dem Schirme
blieb
In der Tür der Zelle befand sich
L; kleines Lock, durck das unauskiör
ijch ein Auge auf mich schaute. Sie
beobaciMen offenbar, ob ich mir auch
knen Schaden we.
Endlich öffnete sich die Tur, und
em höflicher Af,lftenzarzt trat herein,
der mich äußerst zuvorkommend bat,
ob ich ihm nicht ein Messer leihen
könnte. ,
Es war uneryotti an gmume
also, ich könnte mir etwas antun.
Doch besann ich mich. Gab ich das
Messer nicht, so würde man mich für
schlimmer krank halten und es mir
mit Gewalt nehmen. Verächtlich
warf ich es dem Arzt vor die mbe.
, Nun, nun," machte der, wir wer
den ein kleines Beruhigungsmittel
mujwii.
Verschreiben -ie, was Sie wol
len. Herr, und essen Sie es selber
Mir aber schicken Sie augenblicklich
den dirigierenden Arzt, dessen Gast
& bin, hierher.
Jawohl, Sie sind unser aller
Aber beruhigen Sie sich, e
W zu Ihrem eigenen Besten. Unser
Ehcf kann jetzt mcht zu Ihnen kom
- r . f,,
men ,er lft soeben zu einem Ster
benden gerufen worden, fobald er
zurückkehrt, wird er Sie sicher befu
chen - . h . , , ,n
wel volle Säundm mu te ich so
WUb. W4,UVV.l IMJV tVM X
Endlich zeigte mir ein von
Flüchen unterbrochenes Gelächter
f, vrt& mc; frr(,s ,
die Warter, doch sein Heitcrkeitsaus
bruch nahm den Scheltworten die
rni'te Deiktuna
exl
liste Deutung.
Die Tränen rannten ihm vor La
chen über die Wangen, als er meine
Zelle öffnete und tausendmal um
Entschuldigung bittend mir um den
M"" v fc -b., ;
c"e n."c uno, lauienoma. um
tMni htrimtit htttctist mir 11m 7icn
Hals fiel.
Ich verzeihe dir du kannst ia
nichts dasür," sagte ich kühl, aber
laß mich jetzt, ich gehe."
Eilenden Schrittes verließ ich die
traurige Anstalt, ohne nochmals nach
meinem Schirm zu tragen.
Mein Freund lief bittend hinter
mir drein.
.Aber w läge doch nur, wann
kommst du wegen des Baues wie
der?
Niemals!
Ich hatte genug von dem Hause.
;
DasLotteriklss:
Ztrn ThuSnrlde Echuster,
Wer hätte noch nicht nach Forru
naö Hand gehascht? Wer noch nicht
in der Lotterie gespielt .1 Wer
aber etwas gewonnen l
Herr Major von Kränke! 'war in
der beneidenswerten Lage. Er hatte
gewonnen! Erst traute er feinön
Augen nicht. Hielt es für Tau
schung oder DruZsehlcr.... Laut
las er nochmals Zahl um Zahl
nach. Es stimmte. Unzweifelhaft!
Es war richtig!
Gewonnen!" Er rief eS mit
Kommandostimme, so dab erschrak
ken die Fensterscheiben klirrten und
die Spiegelscheiben zitterten. Durch
das Haus drang es wie ein Trom
petenstofz. Und im 5!u sah sich der
Maior umzingelt, und tosend Fra
gen schwirrten wie Pfeile um sei
nen Kopf.
Sachte, sachte, sachte," knurrte
er schmunzelnd, während er mit dem
runden Zeigefinger, an dem ein
großer Siegelring mit dem Kran
kelschen Wappen saß, die Zahlen
kolonne durchfuhr.
.Altchcn," wandte er sich dann
zu seiner Frau, die hinter seinem
tuhl im einfachen Hauskleid und
großer Küchcnschürze stand. Für
fünfzig Mark ist es nichts. Nun
gib mal acht wie hoch der Wert
ob s in die Tauiend geht ?
Ach Mann, was du denkst -1"
sie strich hastig an der Schurze em
lang. Zwar verdient hätten wir
es, wenn uns der Himmel eine Ent,
schädigung geben würde, dafür, daß
uns Onkel Gustav m seinem Tefto
ment nicht bedacht hat."
Na, mit dem laß mich nur in
frieden. Wenn man einen Nes
sen hat, der deutscher Offizier und
Bater von drei Jungen ist, sollte
man beim- .estamemmachen doch
wayrhaftig zuerit an den denken
Ich hätte nichts dagegen, wenn er
dann i noch ein Sümmchen dem
Säuglingsheim vermacht hätte. Aber
so das ganze Kapital! Es ist
em Jammer!"
Er war halt ein Junggeselle!"
warf die Mutter em
Der runde Finger fuhr weiter
die Zahlenreihe entlang.
Hundert Mark auch nicht,
Die Söhne pufften sich vor Wonne
gegenjeltig. Wir Habens groß
Loos "
Ihr seid wohl nicht bei Trost!'
fuhr der Bater dazwischen. Schreit
! mcht so sonst läuft das ganze
aus zusammen und will was ha,
ven . . i
Wenn es wenigstens bar Geld
wäre!" seufzte die Mutter. .. .
Nanct, wenn's ein wertvoller Ge
genstand ist, verkitschen wir, ihn
oocy einfach. Immer emsiger
duschte der wappengeschmückte Fin
ger die Zahlen entlang Plötzlich
blieb er stehen. Ich glaube, ich
Habs!" Ganz leise und scheu klang
es, als hätte er Angst, daß die Zahl
durch einen heftigen Lufthauch ver
schwinden könnte.
. Die kurzgeschorenen Kopse der
Söhne fuhren mit einem Ruck vor,
so daß ihre Nasen fast das Papier
berührten. .Wo, wo zeig' doch
mal "
Pst! Still gestanden nicht
gemuckst Schnabel halten!"
Männe, stimmt es auch wirk
lich? Wie hoch denn!?"
Atemlose Spannung allgemei
ncs Schweigen in allen Auaen
große Erwartung. Dann ein tie
ser Atemzug und bis zum Orkan
anwachsend der Ruf: Gewonnen!
Altchen, gewonnen! Jungens, ge
wonnen!"
Wie hoch denn ? Viel ?"
,, 800 Mark l"
Allgemeine Verblüffung Go
genseitiges Anstaunen. Man wußte
nicht recht, sollte man es viel nen
nen und sich freuen, oder hätte man
mehr erwarten können und sollte
man sich nun argern.
Aber schließlich, ein Gewinn von
achthundert Mark ,st doch etwas an.
nchmbarcs und so freute man sich.
Doch was wurde es fein ?
Jeder förderte seinen geheimsten
Herzensgrund zu Tage. Alle tru
gen einen Wunsch bei sich.' Ter
Fähnrich bekam einen roten Kopf
und beichtete schüchtern etwas von
einen Schulden, die man viel,
eicht" bezahlen könnte. Ter fecki
zehnährige Kurt sehnte sich nach ei
nem Fahrrad und der lungere Bru
der auch.
Encrgiich und hastig wieg sie der
!uaier ab. Dummes Zeual Sol
datenkinder brauchen keine Stram
pelmaschine "
Ein Teppich wäre recht Pra5
ifch," meinte die Frau, indem sie
aus den verblichenen zu ihren Fußen
ah.
Na ja ich dachte an eine
Standuhr weißt du, wie Haupt
mann Nömmer eine hat oder
einen Gewehrschrank der würde
unsere Einrichtung sehr herausrei
ßen '
Neulich sah ich einen Kronleuch
ter mit schönen Prismen ein
Schlafsopha wäre allerdings noti
crer ' überlegte die Mutter. Ich
will aber zufrieden fein, wenn es
etwas Nützliches ist. Wir können
alles aebraucken Ein Oelae
Imalde ' ' -.. ,
.Aber Alte wo denkst du hin!
Am Ende gar so'n verrücktes m
derncs Geschmiere in gelb und
gri i i im!" Er dehnte ins
Unendliche daS Wort. Ein Zeichen,
daß die gute Laune von Major von
Kränke! zur Neige ging.
. Mit langen Schritten stolzte er
im Zimmer hin und her. .Weiß
der Kuckuck, Geld wäre mir auch
lieber .... Aber man mußte ja auf
allerhöchsten Befehl bei der Wohl,
tätigkeitögefchichte mitmachen.' Nuii
ein Trost, es sollen nur nützliche
Gewinne sein. Jedenfalls nehme ick
den Bursche mit, denn wenn'S wa;
Großes ist. kann's der gleich' heim
tragen. Morgen werden die Ge
winne verteilt. Da wird eS sehr
voll fein. Warte' mit dem Mittag
brot nicht. Ich esse gleich m der
Stadt."
' Die Söhne hielten eS für eine Eh
rensache, ' den Vater zu begleiten.
Und so machte sich denn im stolzen
Vorgefühl dcS großen Gewinnes die
kleine Karawane auf den Weg.
Franz, der Bursche, hatte zur Vor
sorge einen tüchtigen Strick mitge
nommen, um die Geschichte besser
zu tragen.
Frau Major von Kränke! sah ih
nen klopfenden Herzens nach und
heimlich dachte sie: Wenn es nur
etwas Nützliches ist, daS wir gleich
in bar umsetzen können...."
Fast glaubte sie an Erhörung ih
res Wunsches, als sich zum Mittag
brot keine Seele blicken ließ. Um
die Zeit des ungewissen Hessens des
ser zu überwinden, begann fie in al
ten Schubladen zu kramen und auf
zuraumen. Von ungefähr stieg sie
am Erstlingswäsche und Kleinkin
versuchen. Sie atmete erleichtert
auf. . Nun. zum Glück ist das nun
abgetan. Es sind doch immer viel
unoorherbrechnete Ausgaben damit
verknüpft.". Und sie nahm alles her
aus und packte es zusammen, um
es bei der ersten besten Gelegenheit
zu verschenken. .
Frau Maior war durch die Aus
sicht auf den Gewinn in aebefroher
Stimmung. Heute hätte bei ihr je
der eine offene Hand gefunden.
Bei die er Beschäftigung überhörte
sie gänzlich das Vorfahren einer
Droschke. Erst das Stimmenge,
schwirr der Kinder schreckte sie auf.
Mit kleinen! und großen Paketen
kamen sie ins Wohnzimmer ge
stürmt. Aber wie fahen fie denn
aus ? Hatten sie Wein gctrun
ten? Ihre Köpfe schienen dick und
rot. Die Augen flimmerten so ver
dächtig. Sie lachten alle so krampf
haft hell und freundlich. Wie Spott
und Aergcr klang es versteckt durch.
Was waren denn das für Spitzchen
und Bandchen und Falbclchen. die
da aus den Paketen vorquollen ?
Alles wein und zart ! Höchst
merkwürdig ! '
Und dann kam der Bursche und
setzte mit feixender Miene einen
unförmigen, verhüllten Gegenstand
auf die Erde. Ein Tisch oder ähn
liches, aber sonderbare Form, dachte
blitzschnell die Mutter. Indem er
blickte sie ihren Mann. Etwas un
icher, wie ein ertappter Sunder sah
er sie an und eine jähe Nöte schoß
in sein Gesicht, als er die Hüllen
niederriß. Ich weiß nicht
stotterte er kleinlaut, ob du noch
Gebrauch davon machen willst."
Und ehe seine Frau etwas sagen
konnte, niachte er sich aus dem
Staube. . ,
Frau von Kränke! sank seufzend
auf den Stuhl. Dasnennt man
also Wohltatigleitslotterie! Eine
Wiege eine Babyausstattung für
achthundert Mark! O weh, was soll
ich nun damit machen?"
Wahlen in Baden. Die Gemeinde
wählen in Baden sind zu Ende ge
führt worden. Sie zeigten die glei
che Stimmung wie bisher: Resigna
tion, Verzweiflung Gleichgültig
keit. Man bringt die Wähler nicht
mehr an die Urne, und mag die
Wahl noch fo wichtig fein. Keine
Partei ist auf ihre Rechnung gekom
men, dank der schwachen Wahlbe
teiligung. Einzig in Mannheim ha
bcn die "Soziallsten im Gemeinde
Parlament die Mehrheit erlangt, wo
Mehrheitssozialisten und Unabhän
gige zusammengingen, sonst hat eS
in allen größeren und kleineren Ge
meindewesen nur bürgerliche Mchr
heilen gegeben, selbst in solchen Ge
mcinden, wo die Sozialisten bei den
Reichs und Landeswahlen die
Mehrheit der Stimmen hatten. Auf
dem Lande ist durchweg ein Rück
gang sozialistischer Stimmen festzu
stellen, was in der Hauptsache dar
auf zurückzuführen 'ist. daß die Ar
beiterschaft von der Urne wegcblie
den ist; auch die Bauern haben sich
nicht' viel um die Wahlen geküm
mert, dagegen sind die Frauen auf '
dem Lande zahlreich zur Wahl ge
gangen und haben für das Zentrui,''
gestimmt.
Virchow nannte Kcaulheit ein
Leben unter veränderten Bedi.
gungcn . Ist das nicht eine Den-
nition der einen Unbekannten riüt
einer zweiten in der Mathematik?
So lange wir nickt saaen toimcu
WaS Leben ist, wird auch diese Den
tung der Krankheit in dcr Ls
schweben.
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