Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, July 12, 1919, Image 2

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    V-
frr
Tsznsze ctnaiji srisnst
ZR
Zie
Die nachstkhendkn beiden Brich aus
dem bolschewistischen Rußland sind an
die ,Thurgaun Zeitung' gelangt, der
wir sie entnommen heben.
Der erste ist geschrieben von einer
JJioskaaei ölymnasiallchrerin und geriet)
M an ihre Schwester in dcr Stau
heißt in dem Briefe:
'....Vor allem will ich dir über
die allgemeine Lage berichten. Sie er
scheint mi, sehr traurig, Rußland Khrt
die Welt am eigenen Leibe, wie man die
sozialistischen Ideale nicht verwirklichen
. darf. Im Mittelpunkt siebt ein H'iuf
chen Fanatiker, ehrliche Menschen, die
n März glauben und hoffen, mit dem
Kopfe Wände emrennen zu können. Um
sie herum Hüllunkcn. .Echmarzhuiider.
ta", die unter dem Banner de Bolsche
wikmuS ebenso ungestört rauben und
morden, wie früher unter dem Banner
te Zaren. Tie paar Intelligenzen,
welche die Bewegung leiten, kehrten sich
in der Hitze des Kampfe g:gen die
übrige Intelligenz, indem sie diese in
. threm Draufzäggertum mit den Kapita
' listen gleich setzten.
ZZon wem werdc die SiaatZeinrich
inngen, bedient? Ja der Provinz von
Velbrechern, im Zentrum vo Knaben
und Mädchen, die große Gehälter, be
ziehen, aber von der Arbeit nicht der
.' stehen.
Die Lebensbedingungen sind janimcr
- liche, da die produktive Tätigkeit deS
Landes schon eritorben ist oder im Ster.
, den liegt. Ein Pfund Brot lostet, mit
rcr Karte bezogen, etwa 1 Rubel, ohne
Karte ö bis 10 Rubel. Pferdefleisch 5
Siiibkl da Pfund (1 russisches Pfund
' 400 Gramm), -von Rindfleisch träumen
wir nicht einmal slC'Rubey, ein Paar
Schuhe kostet 250 800 Rubel. Zucker
20. bi 30 Rubel das Pfund. Käse 30
. Rubel usw. Obgleich jetzt ein Gymna
siallehrer 775 Rubel Monatsgehalt de
iiitht, ist nur ein Alleinstehender im
stände, davon spärlich zu leben. Ein
Familienvater kann sich damit nur ins
Grab legen.
In Moskau lebt man hauptsachlich
vo Kartoffeln (1 Rubel da Pfund).
Fette gibt eS gar keine. -Seife hat man
nech; bald aber wird sie verfchwinden,
und da scheint mir das ärgste zu sein.
, Auf dem Lande, einige Stunde Fah
ren von Moskau entfernt, ja fogar in
den Landstädtche kann man viel besser
leben, da alles 2 3mal billiger ist. Im
Kaukasus kostet das Pfund Brot nur
0.30 Nnöel.
Außer mit den Nabrungsschwierigkä
im hat man immer mit der Möglichkeit
zu rechnen, durch eine beliebigen Erlaß
noq oen en von dem zu verlieren, was
man sich, an Kleidern und Wäsche geret
tct hat. Die Möbel sind schon al
Eigentum de Svvicts erklärt worden;
, in die Wohnung kann jeden Augenblick
,, jemand einquartiert werden. Die wil
desie Maßnahmen werden durchgeführt.
S hat z. B. die Bezirkskommifsio de,
; Bolksaufklärung trotz aller Einrede de
" Zcntrallommiffärs Lunatscharsky - alle
, Moskauer Ehmnaste dadurch verunftal
tet, daß er sie, in dem Bestrebe die Gc
fmlcchtertrennung aufzuheben, in zwei
Teile teilte und dann je die Hälfte eines
- Knabengyinnasiums mit der Hälfte eines
,!ädchenghmnasiumz vereinigte. Ver
stand: für die verschieden Borkrci
tng von Lernenden und Lehrenden
gleich Null! Dieses kleine Beispiel zeigt
dir, wie einträchtig die oberen und nie
ren Behörde zusammenarbeiten.
Aber da ist nicht dük schlimmste. Da
ellcrschncklichsik ist der moralische Tief
psnd hei diksem dunkeln Bolke. da jetzt
berufen ist. in Rußland zu regieren, und
bei der Jugend. Und jAar auch bei der
intelligenten, welche zu erkennen vermag,
wie alle Bcorisfe von Gerechtigkeit, Wen
scnrzchten und Kenschlichteit zu Zerr
hlttxn verunstaltet wkkden. T?r hierin
, ,ni stehende Schaden ist so groß, daß
Jahrzehnte vergehen erden, um ihn zu
Ich kann nicht mehr hoffen, die
' Zkfferunz zu erleben, und da ist für
rcich der trarmM Gedanke.
'
Tee zweit Brief ist au Rostow m
Z on in die . Schweiz gekomme. l?k
lautes mit 23?fl(afs,.ir einiger privater
Cttllen: '
Endlich, Mich bietet sich mir Ge
lkZknheit. ci dich zu schreib: und z:?ar
kurch d schwkijisische'Aonsulat. Wir
rr i?;tn und ueb nock furch.
"V"b'l vatften wir nicbi udausM
He
i
Flerclendttttg des
Zwei vriefe.
bleiben. Wir mußten unser Heim samt
ollem, wa dort war. verlassen, um unser
Leben durch die Flucht zu retten. Kurz
vor der russischen Weihnacht wurden
wir da einer Räuberband am hellen
M'ca überfallen. Ö. wurde 1C00 21.
bei lo, und so ging' überall mehr oder
reinig. Unt:rdesien rillte taZ Heer
der Bolschewik! von Eh. her vor. trunken
vom Blute der besitzenden lassend Am
33. Januar, alten Stils, nahmen sie ?.
ohne Schweristreich ein, und wir mußten
un hastig nach Süden wenden. iSin
Leiterwagen wurde mit Heu ausgelegt,
die nötigsten Sachen und die D!ensiben
darauf und fort in kaltem Nordwind bei
ungeheurem Glattei und Schiieetreibea.
Eine furchtbare Fahrt auf Tod und Lc
Un begann. Da war mittag um i3
Uhr. Um 11 Uhr erreichten wir die
Front der freiwilligen Offiziersarmee.
die. von R. kommend, gegen die Bvlfche
wiki marschiert. Hier wurden die alten
Frauen und die Mütter mit den Säug
liligen in die Bahn verladen (Bichwagcn
Am Hafen von Riga.
ungeheizt). W,r fuhren weiter. Ein
arger, böser Schneefturm begann. Viel
Seufzer und Tränen von Alten und
Jungen. So noch bin Tage. Einmal
auf freier Steppe übernachtet. Nach vier
Tagen kamen wir, die letzte Kräfte von
Mensch und Tier aufs äußerst, anftren
gend nach einer Fahrt von ISO Kilo
metern in der deutschen Kolonie im
Kreise Taganrog an. Hier sind wir jetzt
noch. Ich habe seit jener Fahrt noch
eine Fahrt nach I. (Heimat von Elise
und Gottlob) gemacht und einen Wagen
voll Sachen gerettet. Zehn Grad R..
Wind. Schnee, fast erfroren. Jetzt ist
bei un alle verloren. Bolschewiki tame
vor 2lz Wochen hinein, zerschlagen, zer
reißen, schlachten alleS; wie eine Herde
Vieh führen sie sich auf; nein, noch tiefer
stehen sie; die Bilder und Photos der
Besitzer und Familien wurden zerrissen,
alle Bücher vernichtet. Lebensmittel und
Kleidn sind fort; etwa 120 Kilo
Schmalz, 50 Kilo Eingemachte wurde
bei Elise gestohlen und noch unendlich
viel andere!. Tie 76 Einwohner von
I. waren Gott sei dank alle fort. Die
Lagt ist durchaus noch nicht gesichert.
Dazu herrscht hier in R. schreck
lich der TyphuZ; keine Medikamente,
keine Verpflegung, kaum Beerdigung und
dann oft so, daß die Füße noch hau!
schauen. Tie Leichen liegen oft vier bi
fünf Tage unbeerdigt auf dem Kirchhof.
ES wird fchon Frühling und warm.
Eottlvb 'und die andern können nicht
säen, da man ihnen Frucht und Pferde
gcftohlcn. Maschinen und Geräte ver
richtet hat. Sie wollen alle heraus au
Rußland. Ich habe heute daS ukrai
Nische Geld gewechselt und Tonische be
kommen; e ist alle ich! wert; alle
ist furchtbar teuer, und wer weisz. wie
da noch wird. Weng es nur reicht, tii
z'k dir in die Schweiz zu kommen. Im
ganzen sind nun über 100 Kolonien
total zerswrt. Tie Räuber rangen n,,n
vor bis in die Gegend von P Tie Sia
tion wak eZnaenomme. Tret tüinpse
die jünettn Tknlsen kür Hau und ;
Herd und Ehre. Die Qualen, unter j
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denen die Leute ermordet worden find,
sind furchtbar. Viele armen Frauen und
Madchen sind zu Tode geschändet. Tau,
sende entehrt. ES ist die vertierte Bande
des Machinow, von dem ich dir in einem
trüberen Briefe schrieb. Hier lm Ge
biet der Donkosaken ist alle vell von
Flüchtlingen; in B. befinden sich 200
Personen und über 70 Pferde. Ich werd,
.nächstens 3. besuchen. Er will auch hin
au. Man hat hier immer auf die Hilfe
der Entente gerechnet; doch scheint sie
nicht zu kommen; dann kann aber schief
gehen; denn ich glaube kaum, daß die
freiwillige Armee trotz anzuerkennender
grofzter Tapserkeit die xront halten kann.
Tie Kosaken dc Ton sind feige und
vciichcwiiiilch veranlagt. Tie Kosaken
des KubangcbieteS und d Kaukasusvöl
kcr find besser? aber e ist noch viel von
ihnen hier. ES werden an der Front
keine Gefangenen gemacht, alle erschossen.
gemartert, verstümmelt, besonder Dcut
sche und Offiziere. Da ist kein Krieg
mehr. Tie ganze Kolonie ist ruiniert;
2 0.5 Schloß Mitau.
Benjamins großes Hau ist zerstört, und
alles ist fort.
Wa will ich dir noch erzählen! Ich
hoffe, daß ich in sechs Wochen wegfahren
kann, entweder über Konstantinopel oder
Rumänien oder Ocstcrrcich-Deutschland.
Wann da sein kann, er we,?,: doch
hoffe ich, daß e noch vor dem Sommer
K- Man kommt hier körperlich und
moralisch ganz herunter in dieser er
bärmlichen LoUerwirtschaft. Menschen
leben sind hier lange nicht so viel wert
wie in Sack Weizen, eine Kuh der ein
Schwein.
Der ?ticdcrbrulli des russischen
Wirtschaftslebens.
Au der bolfchewikischen Zeitschrift
.Ekonomitscheskaja Schisn (Das Wirt,
sckzaftslebm). die in Moskau erscheint,
gibter Stockholmer Berichterstatter der
.Cunday Times" einige Tatsachen wie
dcr, die den Niederbrück des russischen
Wirtschaftsleben unter der Herrschaft
der Bolschewiken aufs kiasieste dartun
und die zugleich eine unheimliche Aehn
lichkeit mit Un Erscheinungen ausweisen,
die sich heute am deutschen Wirtschaft,
korper zeigen. Zunächst wird in jähe
Nachlassen d?r Kohlenförderung feflge
stellt. Im Dongebiet, dem reichsten
Kohlenbecken Rußlands, betrug die För
derung im November 1317 noch 114
Millionen Pud sl Pud 10 Kilo,
gramm), im Dezember, nach Erricbtunz
serCovietregierung, nur noch 90 Mi!
Iionen Pud. Tann kinkt die Forderung
im Jahre 1918 tn Millionen Pud auf
80L im Januar 77 2 im Februar, 655
iin Warz und 4, im Apnl. Seitdem
sind keine Zahlen mehr erhältlich, doch
kann die G?sm!ss?derlln, des Jchres
auf höchsten 10 Prozent der des Bor
jähre angesetzt werden, webei zu beach
ten t. da 1917 schon weit unter dm
rfrie fcfnijafjren fund. Noch bedeutender
i!( dcr Ißiickaana im Uraikoblknen.
Die bnlschewitische Zeitschrift gibt offen
zu. dß er gleichzeitig mit der Berstast
f''ifnii;g der ßjr.jfcen einsetzt, ti M?
sa.Tl'.iitrunj im Jahre 10X7 velies sich
US htt
nur .3 Millionen Jliuo, wak tiiien
monatlichen Durchschnitt von etwa acht
. , l? i - - inrt v mi ...
Millionen Pud ergibt. Damit vergleich
man nachstehende Zahlen der zweiten
Hälfte de Jahre 1318: Juli 1.674.000
Pud. August 1L75.0X) Pud. Lcptemkr
l.m.vvu Pud. Oktober 1.107,000 Pud.
November 9.000 Pud und Dezember
uu.vvv Pud. Da Blatt stellt fest, daß
gleichzeitig die Zahl der Bergleute um
ZU biS 50 Prozent zurückgegangen ist,
wa auf den Mangel an LevenSmitteln
zarüikzuführen sei; wenn dichr Mangel
niazt vaiv ve eitigt werde, lo werde die
Zahl der Arbeiter noch weiter sinken.
Der Ausfall in der Kohlenerzeugung
yati a erste Wirkung die völlige Zer
rüttung de Tranepoitwesen zur Folge.
Die Zahl der betricbZfäbiaen Lokomo
tiven ist siändig gesunken und betrug
3318 nur noch 8953 gegen 22,402 im
vorhergehenden Jahre. Der Prozentsatz
nicht mehr reparaturfähiger Lokomitiven
ist von 16.5 Prozent im Januar auf
47.8 im Dezember 1S18 gestiegen.
Wie e in den einzelnen Industrien
aussieht, zeigt folgende ffenhexzige Be
merkung de bolschewikischcn Blatte
über die Lage in der Tertilindustrie:
.Nach der bolschewikikche Revolution im
November 1917 begannen die Arbeiter
rate eine gründliche Umatstaltuna der
Arbeiterschaft mit dem Sraebni. dak
die Erzeugung gewaltig zurückging und
ein Zustand völliger Anarchie in den
Tertilfabriken eintrat. E ist nun wei
ter sehr interessant, zu sehen, zu welchen
Mitteln die bolschewikischcn Kewaltbaber
gegriffen haben, um da wirtschaftliche
Choo aufzuhallen, da sie selbst über
da russische Bolk gebracht haben. . Ter
Berichterstatter gibt hierzu einem norwe
gischen Sozialistcn namen Michel Prin,
vold das Wort, der eine Studienreise
nach Rußland gemacht hat und in dem
Stockholmer Blatt .Social.Dmokraten"
folgendes schreibt: Um die Eütcrerzeu
Alnt.
von Dr. Aäihe Schkrmacher.
Mitglied der Nationalversammlung.
Seit 1914 tobt der Kampf um die
Ostserprovinzen, wie Inseln liegen die
deutschen Städte mit vertrauten lieben
Namen in der wechselnden Flut: russisch,
deutsch, dcutsch-russisch. bolschewistisch,
deutsch, deutsch-bolfchewistisch. Auf Seh
nen und Entsetz folgt Freiheit und
Glück, dann schlägt die schwarze Welle
wieder darüber und jetzt die rate. Tor
pat, Reval sind verloren, vom Dorpater
Mordkeller spricht man schaudernd; Riga
ist in der Roten totbringenden Fängen.
Seit Mitau Miite Mär, durch die bal.
tische Landejwehr wieder befreit, .ver
düsterte sich die Lage der Burschui"
(Bourgeois) in Riga, denn Furcht vor
Vergeltung reizt die Roten zum Aeußer
sten. Die .Spitzen der bolschewistischen
Behörden' Rigas ergriffen die Flucht
vor der Landeswchr (die doch erst in
Mitau stand), die ganze .Organisation"
brach zusammen, und der Pöbel kam zur
Herrschast. Sa herrschen nun die Ver
hrecher. Da alles hungerte (und hun
gert). gab e keine Hemmung mehr, und
die Losung: Tod, Bildung und Besitz!
(Intelligenz) gab sich gan, von seifest,
hoffte der Hunger doch bei den Besitzen
den immer noch etwas zu finde der
doch die Zahl der Mitesser durch ihr Hin
schlachten ,u dermindern. Da find ganz
klare, gerade Umsturzgedanken, mit denen
in jeder Revolution zu rechne ist. Auch
sagte man. die .Burschuis" sehnten ja
die Landeswehr nach Riga. Sie sollten
die Befreier alsa nicht erblicken. Sie
sollten aber auch stumm weiden, um nicht
Zeugni abzulegen von den Greuel de
roten Riga.
Ta die Männer der Roten Garde an
der Front (gegen Kurland), wurde die
große Stadt, deren köstlich in Stein der
ewizte Deutschtum mich noch 1909 mit
Stolz und Trauer erfüllt, der Herrschaft
bolschewistisch Frauen ausgeliefert. Die
Frauen, die ia solche Zeiten herrschen,
sind stet die, welche die vorher bestehend
Gesellschaft aus ihren Reihen stieß. Die
Todsünde der Zivilisation, die moderne,
womöglich reglementi'ite Prostitution
steht dann, wenn die Aorechnun kommt.
als Glaubigerin da, über alle Sagbare
lurchlerliSi. Da ist der tiefe Sinn d
Worts: .Da werden Weiber zu Hyänen."
Tiefe Hyänen sind in der Aarube d-r
Zivilisation ans i Abseite, ihrem
Kkhrichthznfsg viül l ,ht der llmin
kommt un sie in Hs'!!t fktzt. Ts
war so 175903 in Pari. 1871 ab ,
vs
glmg wieder in die Höhe zu bringen, sind
Ausstände durch eine Regierungsverfü
gung verboten worden und werden mit
rücksichtsloser Schärfe unterdrückt. Am
Tage meiner Abreise von Moskau wurde
lxschloisen. 2000 Llrbcitu der Gummi,
fabrik Bogatyr auszusperren, weil sie ge
droht hatten, die Herabsetzung ihrer
Löhne mit einem Streit u beantworten.
Die Löhne der Arbeiter waren auf einen
Durchschnitt von 1500 Rubel im Monat
gestiegen. Die Sovietregieiung hat sie
auf 1500 für gelernte und 600 Rubel
für ungelernte Ardciter herabgesetzt."
5iuzugefügt sei. daß die ausgesperrten
Arbeiter keine Lebensmittelkarten erhal
ten, daß also die Disziplin durch die
Drohung mit dem Hungertod aufrechter'
halten wird. Im übrigen Verfahren die
Bolschewiken gauz nach den Methoden
de kapitalistische Zeitalters. Der in
Moökzu im Jaruar abgehaltene Allruf
sische HandelZkongrcfz erklärte sich für
dak Stückarbeit und Prämiensvstem.
da sofort darauf in der Kohlenindustrie
Moskaus eingeführt wurde. Für jede
Arbeit, die über den festgesetzten Tarif
zinau geleistet wird, wird eine Pra
mie bezahlt, und der Borsitzende de All
gemeinen Gewerllchastsbunde, M.
Tomsky. erklärt, daß sich die Arbeitslei,
siung seit der Einführung diese Sy
pem um 40 bi 50 Prozent gehoben
da. Ter Bericht tchlieht: .Somit wie,
derholt sich die Geschichte selbst. Lenin
regiert mit eiserner Hand genau so rück
sichtSlc wie Iwan dcr Schreckliche und
Pclcr der Eroke. jedoch mit diesem Un
terschicd: Die beiden Zaren unterdrückten
die alte Aristokratie und versuchten Ruft
land zu demokratisiere, während Lenin.
der vorgldt. ein Bcrtteter der Ardeiter
Nasse zu sein, olle HoffMinaen dcr Ar,
heiter auf eine bessere Zulunst zerstört
und gnadenlos Arbeiter wie Kapitalisten
aus dem Altar feiner phantastischen
Ideen opfert.'
rend dcr Kommune, eS geschah in Riga,
!m April ISIS. .Eine Schar vcrkom
mencr Weider. Herren der Stadt, zog
rauoend, plündernd durch die Wohnun
gen. mordend, wo sich nichts fand."
Da dies dem großen Hunger aller aber
nicht steuerte, da abgezehrte Schatte in
Kehrichthaufen wühlte. Haferkorner au
Pferdemist suchten, d, selbst Ratte, die
ansang April v,er Rubel da Stuck gal,
ten. nicht mehr zu haben waren, beschloß
sen die Weiber von Riga, die .Burschuis"
im große auszurotten. Wenn 70,000
CI,er wegveiordert wurde, mußte für
den Reit Rias dock mebr tibi-inkl-ik?
So wurden den feit dem 27. Mär, die
bessere Vieriel planmäßig .aukaesie
delt". Der Befehl vom 26. MSrz ver
Bietet llcoerileviung au den Todesvier
teln und verbietet, mehr mitzunehmen.
ai man aus dem elbe tragt. So geht
e entweder in Baracken außerhalb Ri
ga oder auf die Dünajnscl Hasenholm.
Ausgesiedelten sind in engen Rau,
men mit Leichen und Jrrsinniggeworde,
nen zusammengepsercht. Sie leiden ent
schlichen Hunger und .erflehen unter den
schauerlichsten Qualen ihr Ende vom
Volk ver Gerechtigkeit . Sie beneiden
die 3000. die in Riga selbst vorher schon
erschossen wurden. Wer sich von der In
zel reiten will, für den sind Maschinen
wehre anr Tünaufcr aufgestellt. Jetzt
zum vruyzayr neigt ver gluß. und nie
wand wird die Jnselgcfangenen vom
Tode de Ertrinken retten, iie grauen,
raiien Walzer steige gurgelnd um die
Vlttchk.
Mitau ist einstweilen durck die Kttl,
sche Landeswehr befreit, befreit um den
vreis von Mnichenlkben. Mitau ist
eine kleine Stadt. 200 Menschen zählen
dort. B! die Rote Garde sich im
Januar dort wieder festgesetzt, wurde die
süßere Ordnung aufrechterhalten, die
Bauern aber drangen In die Wohnungen,
raubend, plündernd, verdrängend. Der
alte Äulturbesitz der MednnS, Ucke.
Recke.' BSrners. Steffenhagen. Ropp
ist dahin. Sie selbst sind nur noch ein
Rest alter, einst bmhender Familien.
oenio wurde aber von den Roten (:
sind vorwiegend Letten) unter der lrtti
schen Intelligenz' gewütet: eZ geht eben
gegen allen Besitz, stofflichen wie geistigen.
Kaum Herren der Stadt und in guten
Quartieren, begannen die Roten, die sich
drei Führer gaben (Stadtkommandant,
Ankläger und Vorsitzenden de Vollzug
ausschusseZNamneck. Marcu. Linde), die
Verhaftungen. Willkür und Laune
herrschten, hauptbelastend war jedn Zu
sammenhana mit Bürgerwehr und Lan,
deswehr. Die Verhafteten kamen In
Gefängnis. Hie Männer, dort Frauen,
die Ehepaare getrennt. An den seltenen
Besuchstagen fanden die Familien ihre
Lieben immer elender, abgezehrter, der
gramter. Ti Frauen der gute Mitauer
Hauser haben vor Hunger um Kartosfel
schalen gebeten und sie nicht erhalten. . . .
Fleckfiebcr wütete, nd niemand half.
Ta Essen, da die Angehörigen einmal
i der Woche bringen durften, wurde
alleS zusammengeschüttet, und dieS Gc
misch wurde verteilt: Kommunismus,'
Hier und da gab , Verhöre, hier und
dg Urteile, die ober so lange nicht voll
zogen wurden, daß die Anaeböriae wie
der hofften. Eine lettische Aerztin. Frau
Wczrumba. die in Genf studiert, unter
suchte diejenigen, die, a!Z krank, von der
Verhastunq freikamen. Sie war nicht
fanatisch, sondern sachlich. Der lettische
Rechisanwalt Wkßmang verteidigte mit
eigener LebenZsak,r diele, auch baltische.
Berlizfiete. Aber die lctiische Grausam
,ktt deckt daS alle! z. s,e gkg s in
i'.o(, daß die Neffen der Roten
Vard, rk.'är'en. bei dii-'.'i Sch.'iiick?:,.
ten richt n?!tj',t.,?s. ,') d'ütscke KeieeZ
s:fana.:nt, die ,u Jdeslismut" u de .
Vf u.
ii v 11 - w rsjri
WeWmeU.
Bolschewisten gkgangen. wandte sich ab
01 Mknichen uns al Deutsche.
Während die Roten sich in den Häu
scrn, wo Einwohner verblieben, leidlich
veirugcn oag ,,e, wa, lvnen gefiel, ein
steckten, war selbstverstäudlich), und nur
hier und da mit ihrem weiblichen Anhang
wüste Gelage feierten, ließen sie ihre Wut
gn den Geiseln und Verdächtigen au.
Sie haben an 70 im Gefängni r
schössen, meist nacht, und dort notdürf
tig verscharrt. Au diesem Hof wuschen
kommandierte Männer und Frauen bei
Frost auch die Wäsche.
Da Erschieße wurde zur Marter
ukgcdildet. man erfand da .langsame
Erschießen" für besonder vcrhaßte
Opfer: bei den Füßen anfangend, dann
weiter steigend. Taö nur halbtote Opfer
wurde derfcharrt. Im ganzen Ge
fängn! hörte man, tu der halben Stadt
die Schüsse. Eine russische Jüdin ward
lebendig begrabe und da Gral, durch
spießt, ihr Schreien gellte durch die Nacht.
Wo viel Zeit zu Gebot stand, wurde
der Mordritu befolgt: eigene Grab
graben. Kleider ausziehen, die verteilt
werden, erschossen, der Reihe nach, Man
ner und Frauen.
Zehn Wochen Znicte die Rote Garde
Mitau auf der Brust. Dann nahte die
LandeZwehr. die Roten packten und rück
ten ab. Vorher vernichteten sie in den
Hausn, wa nicht mitnehmbar: alle
kurz und klein geschlagen, Polstermobel
zerfetzt, Spiegel zertrümmert, ganze Ein
richtungen verheizt. Gla. Porzellan zer
schlagen, Schränke al! Abtritte gebraucht.
Doch auch daS Lebende sollte daran
glauben. 200 der Gefangenen mußten
mit auf die Flucht nach Riga. Sie wur
den au den Zellen gerissen und zusam
menketricben. Ueberall Rotgardisten.
Zivilisten, ja Frauen mit geschultertem
Gewehr. Mit rüdem Geschimpf, Peil
schen und Kolben wird vorwärts actrie
den. wer fällt, bleibt liegen; Schießt da
Bieh tot!" Die Alten. Kranken. Schwa
chen fallen. So stumpft das Entsetzen
ab. daß ein Geretteter schreibt: Neben
mir fiel mein Vater zu Boden, e fielen
einige Schüsse und Gott gebe, daß feine
Qualen ein rasche Ende aesunden da
den." Der Sohn stürzt im Dunkeln über
Lme Mahnung
an
Mit diesen charakteristischen Worten
bezeichnet Han Wilhelm Holten sein bei
Ullstein erscheinende Büchlein ,D!e
französische Revolution vo 1789". Er
berichtet darin über die Pariser Ratio
nalvcrsammlung des wilden JahreS:
Zwei sehr schlechte Ratgeber beeinfluk
ten die Verhandlungen: die Theorie und
die Furcht. Dazu kam. daß keineswegs
die besten Köpfe FrsnkreichSkn der Ver
fammlung faßen. Der empfindsame
Minister Recker hatte den kbersamm
lungssaal wie ein Theater eingerichtet.
In dcr Versammlung herrschte bcstän
dige Unruhe, da Gcmurmel hörte nie
auf, Hunderte von Abgeordneten standen
zugleich gestikulierend und schreiend auf.
Der Verlauf der Verhandlung wurde
ständig und in steigendem Maße durch
die Galerie" gestört. Fortwährend gin
gen Deputationen ein und auS. Auf
der Galerie wirkten 750 bezahlte
Schreier, zusammengesetzt au Dcserteu
n, Arbeitslosen und Freudenmädchen.
Spottend wurde vorgeschlagen, der Ga
lerie eine beratende Stimme zu geben".
Noch schlimmer war der Druck, der von
den vor den Türen des Versammlung
gcbäudes auf und abwogenden Massen
ausgeübt wurde. Am 27. September
1790 umringten 40.000 Menschen das
Versammlungslokal. Kein Abgeordneter
war vor Beleidigungen und Tätlichkeiten
sicher. .Man pellte unter den Fenstern
Mordanträge." Al die Geistlichen der
Versammlung den neu vorgeschriebenen
Eid leisten sollten, schrie die Galerie:
An die Laterne mit den Eidverweiae
lern!" Die Abgeordneten selbst erain
gen sich häusig in langen Deklamationen-
uns lösen vorher ausgeschriebene weit
schweikige Abhandlungen vor, die. oft
nur für die Galerie berechnet, von Weil
schenfreundlichkeit trieften. Sie .agi
tierien wie Schauspieler". Die Person
liche Eitelkeit, die Furcht vor der Menge
spielte eine große Rolle. Verzweifelnd
schrieb Mirabeau: .Wir sind ein Volk
vo Affen mit Papageienkehlen." Die
Debatten waren haufia zum Sterben
langweilig und wickelten sich wie Schul
tunden ah. Anfälle krankhafter Beaei
terung unterbrachen häufig die Bera
ungen." Noch .leihastcr' ging eö in
den KonventSsitzunge zu, wie da fol
genve lkttmmungsvlld zeigt. ,Mum
menfchänze, wie die nachfolgend aeschil
betten, wiederholten sich mehrmals i der
Woche. Vor der Tür de Sitzung;
saale erscheint ine Prozession von Me
gären und SchnspphLhnen, noch be
rauscht von dem Schnap, den sie au
den Abendmahlskelchen getrunken hatten,
nachdem sie Makrelen gegessen, die sie
auf Hostientellera gebraten haben. Such
auf dem Weg von der geplünderten
Kirche zum Konvent haben sie nicht auf
gehört, sich ,n hetrinken. Rittling auf
m Meßgewänder gehüllten Eseln fitzend.
habe sie vor dm Kneipen Halt gemacht
und dem Wirt in Monstranz gereicht,
die sofort gefüllt wurde. Mit Ehor
Hemden angetan, treffe sie In zwei lan,
gen Reihen an ihrem VestimmungSort
ein, wo sie vor den Bolkötreter defi
lieren. Einige tragen auf Bahren oder
in Körben die Kandelaber und Becher,
das Gold und Silbergerat, die Hostien
kelche. die Monstranzen, die Reliquien
kosten und andere die Kruzifixe, die
Fahnen und die sonstige Ausbeute des
KirchenraubeS. Tie Musik macht einen
Heidenlärm, und die im Zuge befind
lito Rotte bekommt Lust, den Freiheit
tanz aufzuführen. Der Konvex erklärt
Ii damit einveriiande und mehrere
ei Kuäucl hingefallen Menschen, rollt
in den Chausseegraben und wird al tot
liegen gelassen. Seine einzige Schwester
wurde mit verschleppt. Unter dengehetz
ten Frauen ward ei gräßliche Worden
angerichtet.
Zu ihnen gehörte die Oberin de Mi
tau Diakonissenhauses. Marie SchlicpS.
Sie wurde auf Angeberei zweier Lettin
nen verhaftet, weil sie angeblich den Tod
eine Rote verschuldet, der an Lungen
entzllndung verschied. Sie wurde am 18.
März mit fortgetrieben und gehört zu
denen, die auf den ersten 15 Kilometern
diese Leidenswege von Mitau nach
Riga mit Spuren von Nagaika, Säbel
hieben oder erschossen aufgefunden wur
den. Sie hatte bis zuletzt eine alte Dame
gestützt und wurde, als diese nicht weiter
konnte, mit ihr erschossen. Ihre Leiche
tragt einen Nagaikahicb und fech Schuß
wunden, zwei davon tödlich, ein Schuß
durch den Kopf, der andere durch die
Brust, mitten durch das goldene Diako
nissenkreuz. dem sie die Treue hielt und
da sie al Ehrenzeichen heldenhafter
Barmherzigkeit im Tode trägt.
Große Heldentum haben die Frauen
in Mitau gezeigt. Bor mir liegt ein
Brief, der sagt: .Als Geisel ging Thea
R. an Stelle von Helene, deren Kinder
alle trank." Sie ging da klingt
so einfach; sie ging aber wir wissen,
und sie wußte, wohin sie ging . . . unter
die Säbel. Peitschen und Kugeln der
Roigardisten, in einen Tod, der diele so
entstellte, daß sie, wie .die edle, reizende
Helen R. . nur noch an dcr Wäscht
kenntlich".
Und die Ueberlcbenden?
Die irren durch die verödeien Häuser
und Gassen. Sie möchten Gott für ihre
Rettung danken, aber die Schatten d
Ermordeten steigen vor ihnen aus: .EZ
ist so gespenstisch! Alles leer, alles fort,
drei Viertel davon erschossen, verscharrt,
in Stellungen, so verzerrt, daß sie in ke!
nen Sarg passen, und vor vierzehn Ta
gen sprach man sich noch, sah man sich
noch bei der Arbeit. ... Die Steine
hier rauchen von Blut. Man kann hier
nicht leben bleiben?"
Wann kommt dieser Bolschewikmu
nach Deutschland? Wer wehrt ihm? .
die Gegenwart.
Abgeordnete steigen von ihren Bänken
herab, um mit den angeheiterten Dirnen
Luftsprünge zu machen." Nicht ohne
Interesse sind die folgenden, der gleichen
Quelle entnommenen Zahlen zu lesen,
die beweisen, daß eS in der französischen
Revolution recht gefährlich war, einer
mißliebigen Partei anzugehören der
Präsident des Parlaments z fein. Lon
den 180 Girondisten, die den Konvent
ursprünglich leiteten, sind 140 um Le
den gekommen oder eingekerkert worden,
oder, mit dem TodeSuricil behaftet, ge
flohen. .Nur 24 von den Flüchtlinge
find dem Tode entronnen." Ferner: '
J&on den 76 Vorsitzende des Konvent
wurden IS guillotiniert. 8 deportiert, 6
eingekerkert. 22 geächtet, 3 endeten durch
Selbstmord. 4 in Wahnsinn, da sind
in Summa öl."
Die Narkose
der pflanzen.
ES ist nicht nur bei den Menschen
und den höher entwickelte Tiere mög
lich. durch Anwendung gewisser betau,
bender Mittel eine Narkose einzuleiten,
sondern auch die Pflanzen lassen sich
fo wie die tierischen Organismen ein
schläfern, das heißt in ihrer Funktion
herabsetzen. Und e sind wieder diese!
ben Stoffe, die auch bei Pflanzen ar,
kotische Wirkungen erzeugen, nämlich
Aether, Chloroform. Alkohol. Ehloral
Hydrat, ferner Benzol. Benzin und diele
Alkaloide. Da Wefen der Rarkotika
besteht eben darin, daß sie die Lebens
funktionen herabsetzt. Die SinneSemp
findungen werde schwächer, Bewe
gungsstörungen trete auf und bei den
mit Schmerznerve ausgestatteten Or
ganiömen dringen die Schmerzen nicht
mehr ins Bewußtsein. Anderersei! de
sitzen viele Narkotika die Eigenschaft, so
wie der Alkohol, i kleine Dosen der
Abreicht, zunächst eine Steigerung der
Lebensfunktionen hervorzurufen, der
aber jedesmal die Herabsetzung unbedingt
folgen muß.
Alle diese Merkmale treffen auch für
die Pflanzen zu. Zum ersten Male
wurde die narkotische Beeinflussung der
Pflanze bei der Mimose beobachtet,
deren bekannte Reizbarkeit bei Lerührun
gen. unter denen sie sich schließt, durch
Chloroform aufgehoben wird. Luch eine
Steigerung des Lebensbetriebe kann,
wie bereit angedeutet, durch kleinere
Mengen eine Narkotiömu erzielt wer
den. Unter günstigen Bedingungen
wird die Atmung der Pslanze stärker.
Zwiebeln, die während sechs Stunde,,
narkotisiert waren, atmen zunächst stör
ter, dann aber fchwächer all im nr
male Zustand. Auf einer Atmungs
fieigerunz beruht auch da von Prof.
Johannfen angegebene Letherversah
ren zum Frllhlreiben von Pflanzen,
wonach die Ruhezeit der Knospe durch
eine 4?stündige Narkose um keck bis
acht Wochen verkürzt werde kann.
Ferner können auch eben ausgereifte Eck
stenkörper durch Aeihernarkose noch an
der Mutterpflanze ,m Austreiben ge
bracht werden. Tie Narkose ist also
eine allgemeine biologische Erscheinuno
der gesamten Natur.
Findet man in einem öffentlichen
Tanzlolal einen Ehering, so wartet man
vergeblich of den ehrlichen Verlierer.
I