Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, May 22, 1919, Image 1

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PERMIT (No. 3G4), AUTÜORIZED BY THE
ACT OP OCTOBER t, 1917, ON FILE AT
THE POST OFFICE OF OMAHA, KED2
BY ORDER OF TEE PRESIDENT
A. 8. BÜRLESON, PüSTMASTER-GENERAt
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35. Jahrgang.
Omaha, Neb., Donnerstag, den 22. Mai 1919.
4 Seiten -Nr. 60.
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Franzosen
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Sagen, sie werden schon nachgeben, wenn öle
Alliierten mit ihren Drohungen Ernst machen
werden; Vrocköorsss Nilcktritt möglich
Ebert - ZZegierung unterbreitet Gegenvorschläge
Paris, 22. Mai. (Niiitcd Preß.)
In offiziellen französischen Kreisen
wird heilt:' die Meinung laut. Sag
die deutschen Fricdcnsdelegaten noch
in elfter Stunde einen Schreckschuß
abgeben- werden, indem sie mit dem
Abbruch der Verhandlungen drohen,
nur um die Entschlossenheit der Al
liierten auf die Probe zu stellen.
Sicht der jycinö einmal ein, dafz die
Alliierten sich von ihren Bedingun
gen. nicht abbringen lassen, die
Blockade verschärft wird und die
Truppen der , Alliierten zum Ein
marsch in Teutschland bereit find,
dann werden entweder die gegenwär
tigen Friedcnsdclegaten oder deren
Nachfolger den Vertrag schon unter
zeichnen, wenn auch unter Protest."
So rechnen es sich die Franzofen
auZ. In etlichen streifen ist man der
Ansicht, daß Graf Brockdorff.Ra.ntzau
selbst die Bedingungen nicht unter,
schreiben wird, gleichviel was ' feine
Kollegen auch zu tun gedenken. ,
.Sein erwarteter Rücktritt, so heißt
es, würde die Basis für den deirt.
fchcn Bluff" bilden-
Tkuti'cklands lknendori'ckilaac. '
Berlin, 22. Mai, Tic deutschen
Gegenvorschläge werden, wie aus
autorativer Quelle verlautet, die fol.
enden sein:
1.) Ausführung der 14 Punkte
des Präsidenten Wilson.
2) Abhaltung eines Plebiszits in
den östlichen und weltlichen Provin
zcn.
3. Annahme der Mrüstuilgsbedin.
gungen im Prinzip, indcsien mit
dem Vorbehalt, daß 200,00 Mann
Truppen nötig smd, um die Crd
uung .im Innern des Reichs auf
recht zu erhalten.
4) Deutschland ist gewillt, feine
Kriegssloite zu opfern besteht jedoch
darauf, daß es mehrere Handels
schiffe behält, um die ökonomische
iöntivickelung des Landes zu för
öern. .
Diese Information wurde, von ei.
nem Beamten bekannt gegeben, der
mit den Delegaten in Versailles in
enger Verbindung steht. Er gab die
Erklärung ruckhaltlos kund. Die
deutsche Negierung sagt er, glaubt,
daß ein Plebiszit iin Osten des
Reiches für Deutschland vorteilhaft
verlaufen würde: im Saartal würde
ein Plebiszit mit einem deutschen
Siege enden.
Alis anderer Quelle verlautet,
daß Deutschland die Festsetzung der
zu zahlenden Schadenersatzsumme
verlangen wird, statt daß eine
Reihe von Jährn Summen Deutsch
land entzogen werden. Denn der
deutsch Arbeiter, Finanzmann und
die R"gicrung wollen wissen, was
ihre Obligationen in dieser Hinsicht
sind.
Mathias Erzbergers Erklärung.
Berlin, 22. Mai. Auf die Frage,
wie sich die Negierung die Folgen
einer Nichwnterzcichnung der Be
dingungcn denke, sagte Mathias
Erzberger, Führer der deutschen
Waffenitissstandskommission: Die
Hungerblockade wird in der schlimm,
slen Form kommen, die einrückenden
Franzosen werden den Süden von
Norddeutschland trennen, die Briten
und Amerikaner werden vielleicht
weiter vorrücken, Tausende von Zivi
listen werden or der nächsten CJntte
Hungers sterben müssen."
Ich fragte weiter, ob nach seiner
Ansicht das deutsche Volk nach al
lern, was es durchgemacht hat, noch
eine große Ausdauer an den Tag
legen werde. Er sagte: Wir glau
ben, daß das deutsch? Volk, trotz
allem, waS es durchgemacht hat, im
,ner noch heroisch gemig ist, um lie
ber den Tod vorzuziehen, als sich
und feine 5!inder der Sklaverei zu
überantworten. Frankreich und
England wollen unser Volk zerreif
ftn, welches den Glaubm an die
Humanität verloren hat. ES hatte
fein ganzes Vertrauen in einer
Speise, die schwer zu verstehen ist, auf
Wilson gescht, und jetzt findet es
sich getäuscht. Für uns ist Wilson
ein unlösbares Rätsel. Mit dem be
sten Willen können wir solche 53e
diiignnoün nicht u.'itcrzeichuen. Das
i",irde Tnliifclanfcs Veriklavuna be
i:v.lpi. uud eS wird sich keine N
glaubett,
U
gierung finden lassen, welche das
deutsche Volk durch ihre Unterschrift
der Sklaverei überantworten würde,
ausgenommen die , Unabhängigen
Sozialisten, deren Regierung Anay
chie in der schlimmsten Form be
deuten würde. Ich ,war und bin
für jeden vernünftigen Kompromiß,
der ohne die politische und wirtschaft,
liche Vernichtung durchzuführen ist,
aber für diese Bedingungen war .und
bin ich nicht zu haben."
Unablinngige erlangen Frieden.
Berlin, 22. Mai. (United Preß,)
Etwa 100,000 unabhängige So
zialistm veranstalteten ' gestern im
Lustgarten eine Demonstration zu
girasten eines sofortigen Friedens.
Sie trugen zahlreiche Banner mit
Inschriften wie -Wir wollen nur
Frieden. Brot und Arbeit." Vom
Lustgarten begaben sich die Demon
stranten nach dem Wilhelinsplatz,
wo 2'i.ßOO Majoritätssozialisten
eine Demonstration gegen die Bcdin
- gungcil abhielten. Scheidemann sagte
in einer Rede, daß Protest
Deutschlands einzige Waffe sei."
Es verlmltct, daß. Karl Kautzky,
ein Führe? der unabhängigen Sozia
listen in Versailles eingetroffen ist
und um eine Unterredung mit den
deutschen Delegaten betreffs Unter
Zeichnung des Vertrags erZucht habe-
Korrespondenz wird umfangreicher.
Paris, 22. Mai. Graf Brock
dorff.Rantzau übermittelte dem Pre
mierminister Elemenceau gestern, ei
r.i Note, iu welcher es heißt, daß die
öeutschcn Delegaten in den nächsten
Tagen eine Note über Gebiets fra
cken überreichen würden und daß
sie ferner mit der Ausarbeitung der
von der Negrung gemachten Beob
achtungen über die Fricdensbedin
gungen beschäftigt sind, die 'den Alli
ierten ebenfalls zugestellt werden
würden; dieses aber bedinge eine
geraume Zeit, und deshalb erwarte
er, daß man die gestellte Frist um
15 Tage verlängern werde. Cle
menceau teilte ihm mit, daß die ge
stattete Zeitperiode um eine Woche
verlängert werden würde,
Vrockdorff'Rantzau hat . auch um
einen Svezialzug ersucht, mittels
welchem Druckerpressen und Schrift
setzet nach Versailles gebracht werden
sollen, damit die Herstellung der
deutschen Einwände gegen die Bernn
gungen beschleunigt wird.. Alle Ein
wände werden in korrekter Weise zu
sammengestcllt und dann gedruckt
werden. Außerdem werden spezielle
Noten, die sich auf die Ostgrenze
Deutschlands, Elfaß.Lothringens, das
Okkupationsgebiet, ' Entschädigung,
Arbeitcrwesen und deutsches Eigen
tum im Auslande beziehen, abgefaßt
und unterbreitet werden. .
Die Noten, welck)e die deutschen
Trlegaten bis zum 2l). Mai unter
breiten werderi, dürften inhaltlich von
so großem Volumen sein, daß die
Alliierten sich eine volle Woche damit
zu beschäftigen haben werden, ehe sie
eine Antwort geben können. Dcö
halb wird ein neuer Zeitpunkt fest
gesetzt werden müssen, bis zu welchem
sich die Deutschen darüber zu entschei
den haben werden, ob sie die Bedin
gungen annehmen wollen oder nicht.
Protest ans Berlin.
Fast gleichzeitig mit dein Gesuch
um Verlängerung der Frist, binnen
welcher die Deutschen ihre Einwände
zu Papier gebracht und den Allner
tat unterbreitet haben müssen, ist
von der deutschen Stcgierung eine Er
klärung bei den Alliierten eingctrof
fen, daß Deutschland nicht willens ist,
die Fricdensbedingungcn in vorlie
gendcr Form anzunehmen. Das To
kumcnt ist eine Wiederholung der be.
reit? bekannten Ansichten der deut.
schen Regierung, aber :n verstärkten
Worten. Es heißt in dem Schrift,
stück, daß die Annahme der Bcdin
gungen den Untergang Teutschlands
bedeuten wurde.
Holland und Bcl,i.ikn.
Paris, 22. Mai. Der Rat der
ausländischen Minister besprach ge
stern den im Jahre 1839 zwischen
Holland und Belgien abgeschlossenen
Vertrag. Der holländische Minister
des Aeußcren, Jonkheer van siarm:
Die plane der
Bolschewisten
Bralisichtige die Besetzung Nun,
niens; wollen Budapest schleifen
und Geiseln toten. .
Wien, 22, Mai. Wie hier fa
sannt wird, hat Leon Trotzky,
Kriegsminister der russischen Bol
sclzewisten, an Bela Kun, dem unga
rischen Kommunistenführcr, ein
drahtloses Telegramm gesandt, in
welckzcin er diesen zum Ausharren
auffordert. Er gibt seinen Genossen
den Rat, die Alliierten auch weiter
hin zum Narren zu halten und sich
ihren Wünschen anscheinend willig
zu fügen, bis .die Bolschewisten in
dem Besitz Rumäniens, sind.
Auch Nikolai Lenine, der russische
Ministerpräsident der Bolschewiki,
hat Bela 5wn hoffnungsfrcudige
Nachrichten gesandt. Wie .hier woh
mnden Amerikanern mitgeteilt wur
de, hat die ungarische rote Armee den
Veschl erhalten. Budapest zu zcrstü
ren und alle Geiseln zu töten.
Dr. Ladislaus Nudas,'ein unga
rischer Professor, der soeben von ei
nem sechsmonatlichen Besuch aus
Moskau zlirückgckehrt ist, erklärte,
daß Lenine unter keinen Umständen
Frieden zu schließen beabsichtige und
weiterhin zum Klassenkampf auffor
dem und beitragen wird, bis die
ganze Welt eine einzige, große Vrü
dcrschaft sei. Präsident Wilson ist
nach Qcnines Ansichten nur eine Zlrt
Vefänftigungsmittcl, der weder feine
Zeit noch feine Ideale und Ansich.j
ten vertritt. Er versuche mit einem!
Pint Oel die aufgeregten Gewässer
des Weltmeeres zu beschwichtigen.
I'u seiner Rede fortfahrend, erklär
te Lenine, daß weder Präsident Wil
son noch die Alliierten einen dauern
den Frieden schließen, oder die schwer
rm politischen und Volkswirtschaft!!
chen Probleme zu lösen imstande sind,
!a sich gegenwärtig eine weltweite
Revolution in Bildung befindet. Die
Vernichwng . des Kapitals wird sei
ncr Ansicht nach wohl viele Menschen
leben kosten, doch zählen dieselben
nichts, im Vergleich mit dem, Welt
krieg. , , .
Zerstörerslotte Basis
in Antwerpen
-
Antwerpen, 22. Mai. Die kon
tincntale Basis der amerikanischen
Zerstörerflotte wird sofort von Brest
nach Antwerpen verlegt und alle Tä
tigkeit und Bewegungen der Flotte
werden bis zu Ende Juni von hier
aus dingiert. Der Zerstörer Anl
win, die Vorhut der Flotte, ist be,
reits hier angckomrncn. Me. Trans
vortschiffe Charles und Nopatin sind
letzt hier und nehmen Truppen an
Bord.
Ranber greifen alte Frau an.
Cotcsburg, Ja., 22. Mai. Frau
Eliza Bolstnger. 79 Jahre ,drc un
weit von hier wohnt, liegt im kriti
schen Zustand darnieder, das Ergeb
nis eines brutalen Angriffs, den be
waffncte Räuber auf sie machten. Die
Männer drangen in das Heim der
Frau Bolstnger ein und verlangten
ihr Geld oder ihren Tod. Sie sag
te denselben, daß ihr Geld auf der
Bank sei. Dies ärgerte die Banditen
derart, daß sie die alte Frau bis zur
Bewußtlosigkeit schlugen. Einer der
Kerle gebrauchte dabei ein großes
Messer. Die Räuber durchsuchten
das Haus und fanden $18. Der
Sheriff ist mit Bluthunden auf der
Jagd nach den Räubern.
Clemenccau erhält irische Note.
Varis. 22. Mai. Premier Cle
menceau erhielt eine Note von Ed
ward'de Vakra, in der er die Er
kläruna macktc. daß das irische Volk
keinen Vertrag anerkenne, den die
britischen Delegaten vm Namen r
lands macken werden.
Chile macht Vertrag mit ttroßbri
taunirn.
Washington. 22. Mai. Chile
und Großbritannien haben einen
Friedens und Freundschaftövertrag
abgeschlossen, mit dem Vorbehalt,
daß. wenn irgend welche Schwierig,
leiten entliehen, die in dicstm Per
trag nicht vorgesehen find, dieselben
der permanciiten internationalen
Kommission, bestehend aus Vertretern
beider Länder und des weiteren Tele
gaien eines der neutralen Länder. i"r
Schlichtung uiiterbreitet wcldcn jol
lvn. i
bei, vertrat seine Regierung. Nach
Tcliluß der orntrenj, die eine :1ie
Vision drS Bertrams amircbt. , hat
sich ziarncbeck noch Holland begeben.
um Jnüruktioucn von jruiev Rc
aicrung einzuholen.
HllngMlltttstroPllc drohte
' betn bcntfriicit ccrc
Der Bürgerkrieg in der Heimat beschwor eine
grotze Gefahr, die der Äichtversorgnng
öer Armee, heraus .
Tie letzte Beratung des .Kaisers mit seinen Feldherren. Äriegöwinn
kr und Triickebcrger fielen, dem Heer in den Rücken. Tie ersten
Anfstiinde in Bcrvicrs, Aachen und Köln. Konnte das Hccr durch
Ruhe uud Entlausung wieder anfgcfrischt werden?
(Auö der Frankfurter Zeitung"
vom 6. April,)
Berlin. 5. April. (Privat-Tel.)
Ueber die der Abdankung des Kai
fers vorangehendcll Vorgänge im
Großen Hauptgiiariier vom 9. No
vcmber gibt eine Denkschrift des Ge
neralmajors Graf Schulcnburg,
Chef des Generalstabs der ' Heeres
gruppe Kronprinz, weitere Aufkla
rung, deren erster Teil heute von
der Freiheit" veröffentlicht wird.
Graf Schulcnburg traf am 9. ' No
vember vormittags in Spa ein. wo
er, wie es in der Denkschrift heißt,
überall eine niedergedrückte,- fast
kopflose Stimmung fand. Es wa
ren von allen Armeen Kommenden,
re eingetroffen, die über die Stim
mung im Heere berichten sollten.
Der Feldmarschall hat ihnen in einer
Ansprache mitgeteilt,, daß in Teutsch
land die Revolution ausgebrochen
fei und alle Bahnen Telegraphen.
Berpflcgungsdepots und Rheinbrük
ken in der Hand der Ausständigen
seien. Es Iäg2- die größte Gefahr
vor, 'daß das Feldheer, um dessen
Verpflegung es schon auf das knapp
ste bestellt sei, verhungere, wenn die
Ausständigen d.'m Feldheer die Vcr
pflegung sperrten. Die Truppen
kommandcure würden das Votuni
abgeben, daß das Heer als Gan
zcs zu einem Bürgerkriege nicht zu
haben sei. -
Alle Grosirn beisammen.
Ich traf," i so fährt die Denk
schrift fort, im Vorramn die Gene
räle Messen und Marschall die
mir , sagten, daß der Feldmarschall
und Gröner jetzt zmn Kaiser hin
ausführen, um diesem die Nonnen
digkeit seiner Abdankung darzulegen.
Ich antwortete ihnen: Ihr seid
wohl hier alle verrückt geworden I
Das Heer steht zum Kaiser!" Beide
nahmen mich darauf mit zuni Kai
ser. An der Konferenz beim Kai
1er nahmen teil Feldmarschall Hin,
denburg, die Generale v. Plessen,
Marichall, Groner, Exzellenz v.
Hintze. Herr von Grünau vom Aus
wärtigen Amt, Major Nicman und
ich. Der Fcldmarschall sagte zum
Kaiser, daß er ihn um seine Entlas
sung bitten müsse, da er das, was
er zu sagen hätte, als preußischer
Offizier seinem Könige nicht sagen
könne. Hierauf antwortete der Kai
fer: Wir wollen erst einmal sehen!"
Heer hatte nur wenige Tage Ber
pflegnng.
Gröner führte darauf in einem
längeren Vortrag aus, daß die La
ge des Heeres eine verzweifelte sei,
Deutschland in der Hand des Um
sturzes, Ersatztruppenteile au den
verschiedendstrn Stellen zu den Auf
ständigen übergelaufen. Bahnen,
Telegraphen, Aiheinbrückcn und alle
VcrpfleglingsdepotS in der Heimat
in ihrer Hand, Aachen und Verviers
von ihnen bereits besetzt? in Berlin
drohe jeden Augenblick der Bürger
krieg auszubrcchen. , Das Feldheer
habe nur noch für wenige Tage Vcr
Pflegung und man müsse mit einer
Hungerkatastrophe rechnen. Das Heer
sei nicht mehr zuverlanig. Es sei
ganz ausgeschlossen, in dieser Lage,
mit dem Feinde im Rücken, mit dem
geschlossenen Heere Kehrt zu machen
um es in vielwöchentlichcm Marsch
zlim Bürgerkriege nach Deutschland
zu führen. Nach seiner und dcS
-u.ri. cu..;:j.i t. f
ji'uuiiiu iiijiiu .'iMiuii, utc uiiu) uut
seine Abtcilungschcfs und ebenso der
lilerala,artien!!eistcr, die General
intendantur und der Ehef des Ei
senbahnwescns bciträten, läge die
einzige Rettung des Vaterlandes in
der sofortigen Abdankung des Mai
ser.
Tic Ansicht Schulknbnrgs. .
Seine Majestät forderte mich aus.
meine Absicht zu äußern. Ich führte
etwa folgendes aus:
Tie Armeen der Heeresijruvpe
Kronprinz haben sich in der viel
U'öchentlicheil Herbiischlacht ganz ans.
gezeichnet geschlagen und trotz Ue
beranspannling und iiberinensckl icher
Anforderungen deiüzälzestcn Wider
stand geleistet. Tas. ist ein schla
gendcr Bclveis dafür, daß die Masse
noch scst in der Hand ihrer Führer
ist. Jetzt sind sie vm ihren Reihen
erschöpft und überangespannt und
(Fortsetzung auf Seite 4.)
Italiener landen
Truppen in öer Türkei
Ber. Staaten, Grofzbritännien und
Frankreich verlangen eine Er
klärung hierüber.
Paris. 22. Mai. , Aus glaub
würdiger Ouclle verlautet, daß die
Ver. Staaten, Großbritannien und
Frankreich eine Note an die italic
nische Regierung senden werden,, in
welcher eine Erklärung über das
Landen italienischer Truppen in der
Türkei verlangt wird.
Es heißt ferner, daß Orlando in
einer Sitzung der Großen Vier
die Anivescnheit des griechischen
Präsidenten Venizelos in scharfen
Worten beanstandet hatte, worcuif
Venizelos die Konferenz verließ.
Aiesenverluste oer
Tschecho-Slovaken
Van:ourer, - 22. Mai. Leutnant
Nichter Sekretär des tschecho-slow'
kischen Nntionalrates in Rußland,
der gestern hier in Begleitung nieh
rcrcr Offiziere eintraf, berichtet, daß
von den, 2M.000 Mann tschecho.slo-
vakischcr Truppen, welche Sibirien
vom Joche des Bolschewistentums be
freiten, nur noch etwa 50,000 Mann
übrig sind, die sich jetzt nach ihrer
Heimat in Böhmen begeben werden.
Ungefähr die , Hälfte -der Original
Mannschaft ist in .russischen Lagern
für Kriegsgefangene an Typhus und
anderen ansteckenden Krankheiten
gestorben. Die heimkehrenden Trup.
pen werden über Vladivostok und das
mittelländische Meer nach ihrer Hei
mat befördert. Leutnant Richter
überwacht den Transport der Ar
chive des tschechischen Feldzuges in
Sibirien, die jetzt nach Böhmen ge
bracht werden sollen. .
Groszseuer zerstört
über 200 Gebäude
Mobile. Ala.. 22. Mai Im hie
sigen Wolmdistrikt kam gestern ein
Feuer zum Ausbruch, welchem sämt
liche Gebäude auf zehn Hausergc
vierteil zum Oflfor fielen. Der ange.
richtete Sachschaden wird auf über
$7o0,(XX), berechnet. Etwa 1,500
Person n wurden durch das Wüten
der Flainmen obdachlos. Die Hafen,
anlagen und Schifssbauhöfe. nx'lcke
gleichfalls vom Feuer bedroht wur
den. konnten durch die tatkräftigcAr
bcit der Löschmannschaften gerettet
werden- .
Der große Streik
in Ülinnipeg
Winnipeg. Man.,, 22. Mai.
Städtische Beamten behaupten, daß
sie die von Restauratrureu und Ge
schäftslcuten gebrauchten Union Er
laubnis Karten" abaeschaftt ' haben.
wodurch es vielen Geschäften möglich
wurde, ihre Geschäfte offen zu bal
ten, andere jedoch während des
treues schließen mußte. Ter Was
serdnick in der Röbrenlcitung wurde
erhöht und die Polizei und Feiler
wehr verstärkt. Gestern Ivurdcn Wa
reiiablieferungen ohne Störung ge
macht. Tie Industrie hat sich im all
gcmeiiien noch s.'lir wenig' von den
Folgen des Streiks erholt, der alles
lahmlegte..
Mayor Gray erkläite, daß Vcrtre
ter der Eisen und Stahl Industrie
sich weigerten, mit einem Komitee
von Streitern zu verhandeln. Ter
Mayor erwartet jedoch, daß eine bal
dige Beilegung der Zerwürfnisse
stattfinden werd?. - .
Klassifizierte Anzeigen in der
Tribüne bringen gute Resultate. ,
Auch Wilson ist
nicht köllig zilfticdci
Der rieöensvertrag entspricht nicht ganz seinen
Ansichten, ooch hat er getan, was er unter
oen Verhältnissen am besten hielt .
.
war bestrebt, seine Prinzipien geltend zu machen
Paris. 22. Mai. (Von Lowcll
Mellett? Copyright 1919 by the
United Preß,) Präsident 'Wilson ist
mit dem Deutschland unterbreiteten
Friedensvenrag nicht zufrieden, so
behaupten dessen Freunde, glaubt je
doch, dan die Bedingungen das
Beste sind, die zu erlangen möglich
waren, wenn man alle Verhältnisse
und Umstände in Erwägung zieht;
sechs Monate lang habe er für die
Ausführungen feiner Prinzipien, ge
kämpft und gestritten.
Kollegen des Präsidenten sagen,
wenn einmal die ganze Geschichte
der Friedenskonierenz bekannt ist,
man verstehen werde, weshalb der
Vertrag gerade das enthält, wie er
gegenwärtig dasteht. Man wird dann
in Erfahrung bringen, sagen ste,
wie an einem Tage Uebereinkommen
getroffen wurden, um Tags darauf
wieder verworfen zu werden ; mit
Not und Mühe hatte man sich nach
wochenlangen mühevollen Arbeiten
auf einen, Punkt geeinigt, aber nur,
um alle diese Arbeiten ohne vor
herige Warnung wieder, hinfällig zu
mache... Der Präsident, so heißt es,
betrachtet den Vertrag jetzt als
vollendete Tatsache.
Nach' Meldungen aus antorativer
amerikanischer Quelle ist die End
form des Vertrags nicht so, wie sie
vom Trucker kam, denn es sind in
dem Tej-H seitdem er im Druck er
schienen ist, viele Aenderungen vor
genommen worden. (Die Großen
Vier haben angeblich beschlossen, den
genauen Inhalt des Vertrags nicht
eher zu verosientuchen,' bis er von
den Deutschen angenommen ist,)
Etliche dieser Aenderungen , , sind
auf die Tatsache zurückzuführen, daß
sie, wie gedruckt, nicht das genaue
Uebereinkommeii der Friedenskon.
ferenz wiedergaben. Zum Beispiel
wurde Präsident Wilson in der
Nacht, als der Vertrag gedruckt
wurde, gegen Mitternacht aufgeweckt
und iil Kenntnis ' gesetzt, daß zwei
wichtige Aenderungen vorgenommen
worden waren. Er rief ein Mitglied
der Großen Vier x telephonisch auf,
ui.d dieser gab zu, daß er die Ab
änderungen gemacht habe und ge
denke, am nächsten Tage eine Er
Abgeordnetenhaus
sür Frauenstimmrecht
Washington. 22. Mai Das Ab
geordnetenhaus hat gestern zum 2.
Mal das Susan B. Anthony Amen
dement mit großer Stmmenmehr
heit angenommen. Für die Vorla
ge wnrdeil 304 Stimmen abgegeben,
dagegen stimmten 89 Abgeordnete;
unter diesen befanden sich 70 Demo
kraten und 19 Republikaner. Be
siinoorter der, Vorlage rüsteten sich
bereits zum Kampfe, um diese Vor
läge auch im Senat durchzubringen
und sind überzeugt,- daß dieselbe auch
dort die nötige zweidrittel Stim
menmehrheit erhält, obwohl sie wäh
rend der letzten Sitzung dieser Kör
Perschaft zweimal geschlagen wurde.
Unter den Gegnern der Vorlage be
finden sich hauptsächlich Demokraten
der Südslaaten und etliche NeuEng
land Republikaner. Die Führer bei
der Parteien, der Republikauer
Mottdell, sowie auch der Demokrat
Clark sprachen sich für die Annah
nie des Amendements aus; ersterer
unter Hinweis darauf, daß dies der
erste gesetzgeberische Akt der Repu
blikaner wäre, lettcrcr unter der
Angabe, daß Präsident Wilson eine
dementsprecheiide Empfehlung iu sei
er Botschaft gemacht habe. Abge
ordneter Mann luelt schließlich die
Schlußrede im Nanien der Bekir
worter dieses Gesetzes und erklärte
in derselben, daß er gehofft hatte,
daß dasselbe ohne Erwähnung der
Wünsche des Präsidenten angenom
men werde, denn, vvjchvn sich die
ser, sowie die Führer seiner Partei
verschieZentlich vorteilhaft für das
Frmienitimmrecht ausgesprochen hät
ten, bade ein Großteil der Temokra
ten sleis dagegen gestimmt. Diese
Rede wurde von den Republikanern
nut großcni Beifall aufgenommen.
klärung hierüber ; abzugeben. Eine
weitere Abänderung wurde spater
wahrgenommen. Sie hatte auf das
Saartal Bezug; der Vertreter eincS
gewissen Landes hatte diese Män
derung verfügt, wie er selbst sagte.
Die Folge war, daß mehrere amc
rikanische Delegaten seitdem das
umfangreiche Dokument einer ein
gehenden Prüfung' unterzogen ha
ben. '
Was nun hcn Vergleich des Ver
trags mit einer Fluß und Hafen
bill" anbelangt, wie er gestern von
einem Sachverständigen der ameri
komischen .Kommission aufgestellt
wurde, sagen Wilsons Freunds, daß
eine derartige Behauptung völlig
ungerechtfertigt fei, da dadurch ange
deutet wird, daß der ' Präsident
selbstsüchtige Zwecke verfolge. Tat
fache ist, sagen sie, daß der Präsi
dent rastlos gearbeftet habe, die
Beilegung aller Streitfragen so zu
gestalten, ' daß sie seinen Prinzipien
nicht zuwiderliefen, oder wenn die
fes unmöglich war. ein Uebereinkom.
men herbeiführte, welches die Völker,
liga später zu korrigieren imstande
sein würde, sollte es sich als uilg?
recht oder unklug herausstellen.
Sturm verhindert
Flug nach Lissabon
Washington,' 22. Mai. Schwe
rer . Seegang Und hohe Windstärke
ließen es heute für ratsam erschein
neu, den beabsichtigten Flug deä
NC4 von den Azoren nach Lissa
bon vorläufig aufzugeben. Admi.
ral Jackson kabelt von Punta Del
Gada, daß die See daselbst für den
Aufstieg des Seeflugzeuges zu' stur
misch sei. ' Man ist hier der Anficht,
daß Kommandeur Nead vom NC1
den Flug nach Lissabon ohne Mann
schaftswechsel vornehmen wird. Der
Führer des Flugzeuggeschwaders.
Kommandeur Towers, der mit sei
ner Maschine in der ?!ähe der Insel
Fayal zum Abstieg gezwungen wur
de, beabsichtigte zuerst, sich an dem
Fluge nach Lissabon an Bord des
NC'1 zu beteiligen. Da dies je.
doch nur unter Zurücklassung eines
Mannes der Besatzung des erfolg
reichen, Flugzeuges möglich gewe..
fen wäre, entschloß sich Towers, per
Dampfer direkt nach Plymouth zu
fahren, wohin ihm die Flieger von..
Lissabon aus zu folgen beabsichtigen.
Kondcntio der Sattler. '
Fremont. Neb., 22. Mai. In
der gestern 'hier zum Abschluß ge
laugten Jahresversammlung der
Sattlermeister und Pferdegeschirr
Händler des Staates Aebraska wur
den nachstehende Beamten für'da5
lausende Jahr erwählt: PMdeut
Louis Bartholomew. Finperial; Bi
ze-Prasident W. H. . Stengel, Ho
tvells; Sekretär und Schatzmeister,!
L. C. Mathcws. Rising City. Al'
nächstjährige Versammlung? Stadt
wurde Omaha in Aussicht genon!--men.
Prinz don Wales besucht Kanada.
London. 22. Mai. Bei Gelegen,
heit des kanadischen Dinncrs erklärte
der Prinz von Wales, daß er inner
halb, von drei Monaten Kanada b?
suchen werde.
Es geschehen immer noch Zeichen
und Wunder: Jetzt fangen gewisse
Leute, die das 'bisher absolut nicht
glauben wollten, schon an, zu be
greifen, daß die soziale Unrast a;
besten durch Verständigung zwischen
Arbeit und Kapital beseitigt werde'?
kann.
Wetterbericht.
Für Omaha und Umgebung: scho.
heute, abend uud Freitag. Qtiva
wärmer beute abend.
Für Nebraska: schon heute qUy.)
und Freitag; warmer heute beno
Für Iowa: zum Teil knx'I
heute abend. Vielleicht vcrm'dkll!I
im äußersten östlichen Teil. Freit.''
schön, wärmer im östlichen und z: .
tralen Teil.