Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 17, 1919, Image 2

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    ?WZzr onngs .mror
w
JJ'Oü
l: wicdcraufrichtung Zions als lvcltbewcgcn.
. Faktor. Geschichte und Bedeutung der Idee.
Vermittler am Treffpunkt dreier Weltteile
und dreier Weltreligionen. Theodor l)erzl.
Die russische Züchtung. Brennpunkt aller ver.
; ; streuten Energien der jüdischen volkheit.
"y
,kk SioniärnuS ficllt heute noch
m iinqciP ics Problem im
sP' eine heiß umstrittene Frage
, mx. In vcn folgenden lus
r 'Iirunzen soll weder eine Lösung des
; 'oblems versucht, noch zu dem Streit
:i lellung genominen werden. liefet
- r.i'.m soll. wie dies der Zweck aller bis
5 It.'t'ßfn, an dieser Stelle veröffentlichten
, csprechungen der Fragen des Kriege!
. der Probleme des Friedens der Fall
o -wcsen ist. den Lesern die Kenntnis von
Tatsachen übermitteln und deren Ac
d,-:i!ung in großen Umrissen darstellen.
'w-f;bu in den zwei nunmehr zum Ab
Ufas; flekommenen Artikelserien .Ein
ruues Europa' und .Probleme des
rkdeni' die inneren Zusammenhänge
: wischen den einzelnen, durch den Welt
t'.i-g nsgeworftnen und vom Friedens
! sllufr die Lösung heischenden Fragen
dargestellt worden sind, sollen nunmehr
einzelne aus der reichen Fülle der aug
i den Verhältnissen und deren Entwick
l.iüqLmöglick!eiten sich ergebenden The
i nicia zur Besprechung gelangen.
, Auch der Zionismus stellt ein solches
c.. sonderte und in sich abgeschlossene
, Thema dar.. Die Frage der Wiedcrauf,
r'chtung des Reiches Zion ist durch einen
r'inen Zufall mit dem Krieae in Per
lmdung und durch diesen ihrer Lösung
r.atjer geinraäit: durch den britischen Feld,
. in Palästina. Durch den gleichen
Zufall ist ihre Lösung abhängig gemacht
, tm der Wirkung, welche die Ereignisse
re mom Krieges auf die AusgefM
t.:i'g der internationalen Verhältnisse
und die Bestimmung der Beziehungen
der Weltnaiionen untereinander ausüben
werden. Das heißt, die Frage des Zio
r.iirnui i,t .aus der kleinen Ecke in
Wkpasien" herausgehoben und mitten in
das Wettgetricbe gestellt worden. Man
lat die Wiederauftichtung ZionS eine
Träumerei genannt, und der Traum soll
nunmehr WirZlichkeit werden. Man hat
die gesamte Bewegung abtun wollen mit
dem Achselzucken, daß sie sich dem
Zwanqe der einer Jahrtausende ölten
weltgeschichtlichen Entwicklung entgegen
. zustellen suche, und diese Entwicklung
selbst ist nunmehr zurückgekehrt auf
längst verlassene Geleise. Indem der
Zionismus mitten hineingestellt worden
in das weltgeschichtliche Getriebe, ist er
selbst zu einem weltgeschichtlichen Faktor
L?Tord'n. ;
: Der Zionismus hat sich zu einem
solchen Jaktor , herausgebildet, weil er
pus einer rein kolonisatorischen Frage
' eine Staatsform werden soll. Diese
- Staaissorm soll sich etablieren auf
!!:,'!;& uralter, Institutionen .und sich
ausbaue auf ganz modernen Anschau
: unpert und Verhältnissen. , Die Zusage,
lvclche der Verwirklichung der Idee des
Zionismus na-ch der Einnahme Jerusa
lc:r,s durch die Briten geworden,' hat.
hilra sie zweiundeinhalbtaufend Iahn
curückgriff, wieder angeknüpft cn daS.
Ct:!t des Perserkönigs Cyrus, durch
welches die Stämme Juda und Benja,
min aus dem babylonischen Exil ent
lassen wurden: Esrs. Kapitel I, 13:
.Wer ist unter euch von allem Seinem
S,clH Sei Gott fei mit ihm. und laßt
ihn qehcn nach Jerusalem, welches ist
in Judäc, Judaa aber ist in dem
Lande, welches heute die Völkerbrücke
zwisn drei Weltteilen und den Treff
punk: dreier Weltreligionen bildet. Pa
ILittna ist schon seit langem Gegenstand
lebhaften Interesses und einander wider
streitender Ambitionen der europäischen
5?oszNächtc gewesen. An den Heilige'
Udten Jerusalems hat sich, an dem
Streit zwischen den Lateinern und den
Griechen um daz Schutzrecht über jene
Ctätten und um die Schudherrschaft
Ubtt das Land selbst, der Krimkricg ent
zündet, welcher, -indem er zum ersten
mal den Gegensatz zwischen der russische!,
ttj der , österreichischen Orientpolitik
Die deuijche
von Graf R?ar
k.?err Sund'.)
Bern. 24. Februar ISIS.
Die deutsche Revolution hat politi
V ', sozialen und . militärischen Cha
ict er.. - " . ' . ,
n politischer Beziehung ist die Um
!?:-,d'ng der militaristischen Monarchie
in eine pazifistisch orientierte Temokia
t!e vollzogen. Die überwiegende Mehr
heil des LolkeS hat keinerlei Wunsch
räch der Rückkehr von Zuständen, bei
denea tolljährige Staatsbürger wie un
kundige Kinder behandelt und von je
In Einwirkung auf die Entscheidungen
i'.-tt Lebensfragen der Nation ausge
sIrff'N waren; sie wünscht ebenso we
r z die Wiederaufnahme der ftüherea
,, .-( ri !,t kriegerischen, aber die Frie
'.-.izsersicheruns lediglich in WaffenbrL
'.:rs und NustunMeigerunz erblicken
fc.n auswärtigen Politik. Vereinzelte
k .'.:ii",-,ä?k gesinnte Elemente sind sicher
r:s vorhanden, sind sie ja doch auch
:.; ' r-nkreich ISO Jahre nach der Re,
t -r? r't ouZaestorben. Die
' ' tLA ober, daß diese rück
s . 'derhk'.t Einfluß ausübe
! htn k,'.!! schon, obwohl die
sj'r-,.'q erst seit knapp drei
' '.y.ifi ist, a'.l sehr gering
j T,.r--j l',r ein völlige! Ler
' ' - d t i 8 f NiichSresikku, ge
. I - c.f sie einstürmende
, ' i ftirtigm Aufgaben
f f t G?fahr h'rsllfbe
; Zt ."-'.r.i-.xi ifi t-j sei
WW
offcnkundia rnntfit missi ni& wimit.
. ; ' 7--, " . ... wuuuib
duses Weltkrieges zu betrachten ist. In
eru,aiem hatte Kaiser Wilhelm II., in
seiner Ansprache an die dsutsche Temp.
lcr-Kolonic am 1. November des JahreS
ms, oas schudrecht über die in Palii
siina lebenden deuticken Katbol!k,'n üh?r
nommen und damit den alten Anspruch
Frankreichs auf daS Protektorat aller
aiyoiiren trn Orient zurückgewiesen
Alle Welt borckite damals auf' SVittf
land meldete seinen Mitansprüch aus den
Nahen Osten an. Auch damit hatte sich
ocr clllrieg vorbereitett. und schon da
mals war Walällina fiineinn'xoiiui mor
den in die, die ganze Welt bewegenden
online.
Mit der Errichtung 3imii aU tin?$
staatlichen Gebildes ist auch dieses hinein'
gezogen in die Wetttonslikte und in das
Weltgetriebe. Aus der Völkerbrücke zwi
sehen drei Weltteilen und am Treffpunkt
dreier Weltreligionen, des Christentums,
dci Judentums und dcS Islams, soll
der Zionismus als Ctaatsform der Ler
Mittler werdet
Wenn nunmehr " so lvifct ti in
einem kürzlichen zionistischen Aufruf,
den Juden die Wiederauftichtung eines
oiuyenoen Mmeinwelens m Palästina
gelingt, welches notwendigerweise eine
Verschmelzung semitischer Kultur und
europai,cyer technischer Wissenscbiften
sein wird, so werden sie in Wahrheit
Dolmetscher öMicker Dknkwsis für ti.n
'Westen und Lehrer westlicher praktischer
Arveiismetyoven iur den Osten sein.
Und Professor Israel FriedILnder sagt
in feinem guten Buche .Zionismus und
religiöser Judaismus": .Der Zionismus
hat ,m Geist vollständiger Toleranz auf
oem Fundament, auf welchem er sufge
oaur werccn joll, aum für Ju
den jeder religiöser An,ichts Rich
tung und Betätigung. weil er sie alle in
dem Streben nach einem gleichen Ziel
vereinigt: der Errichtung eines politi
schen. wirtschaftlichen und sozialen Ge
läudeS für die durch nichts gehinderte
Entfaltung jüdischen Geisteslebens, selbst
wenn sich in der Art und der Richtung
jenes Lebens seitens der verschiedenen
Vestandteik des Judentums eine Ver
schiedenlxit der Auffassung vorfindet.
Ein verjüngtes Zion wird, indem es die
verstreuten Energien Israels wieder
sammelt, von neuem ein starker geisti
ger Brennpunkt sein, von welchem aus
es seine lebendig machenden Strahlen
in die erstarrenden Lenden der jüdischen
nationalen Organisation in der Dia
fpora ausstrahlen wird." .
Der Zionismus als Staatssorm wird
seine Wurzelkrsft haben in dem Penta
tcuch, der Thora, dem Gesetzbuch, aus
welchem die jüdische Gemeinschaft die
feste Gestalt und das jüdische Wesen die
Eigenart erhalten hat, vermöge derer
daS Judentum nicht nur in alter Zeit
die Periode des Hellenismus, sondern
auch alle die Zeit der Diaspora erfolge
reich überstanden hak.
In den folgenden Belvrun?n fntt
soweit es die Beschränktheit des zur Ler
füzung stehenden Raumes gestattet, eine
Uebersicht über den historischen Eniwick
lunasaäna des Zionismus und t'mt 5r
stellung der Bedeutung des Zionismus
ms s?iaalSsorm. gegeben werden.
Die erste jüdische Kolonie in Palästina
wurde im Jahre 1873 gegründet: damit
oegann die groge zudische Kolonisations
tätigkeit. Die zionistische, Bewegung ist
zuerst Ende des 13. Jahrhunderts in die
Oeffentlichkeit getreten. Der Zionismus
Neu: eine Tenoenz in nationalzüdischer
Richtung dar. Zunächst eng begrenzt,
gelang der Beweauna dock, t'mt ttniet
den damalige Verhältnissen nicht zu
unterschätzend Rcjudaisierung eineS
Teils Palästinas in verhältnismäßiger
stille. einem Faktor der euro
päischea Politik wuede der Zionismus
Revolution.
MsnigelaL.
genwartige System nur eine Maske für
die Militärpartei" fei, verrät eine derar
tige Lerkennunz der Lage., daß man
nicht weiß, ob man mehr über da?
Uebelwollen oder die Unkenntnis staunen
soll, die aus so'törichtca Worten spricht.
Ebenso lebhaft Jp'it in politischer Be
Ziehung 'daS Verlangen nach Beseitigung
der Obrigkeitsregierung, war in sozialer
Beziehung der Wunsch, daß die Veite!
lung der Güter dieser Erde eine gleichmä
ßigere und gerechtere werde. Sehr bald
wurde auch durch eine erhebliche Berkürs
zung dtt Arbeitszeit, nämlich die Ein
führung des Achtstundentages in allen
dazu einigermaßen geeigneten Betrieben,
ein hocherfreulicher Fortschritt erzielt,
der schwerlich wieder rückgängig gemacht
weiden wird, wenn er auch in einigen
von Ententetruppen besetzte Gebiete
vorübergehend ausgehoben ist. In Ber
lin und München tagten Kommissionen,
um die Frage der Sozialisierung ei,
gehend Zu studieren, wobei als Sachöer
ständige Arbeitgeber und Arbeitnehmer
gleichmäßig zu Worte kamen. Weniger
glücklich war die durch wilde Streik! er
zwungene sprunghafte Steigerung der
Löhne; denn da gleichtig ein starke!
Anziehen der Preise für alle Lebens?
dürsnisse einsetzte, ist im Enderzebri!,
der Handarbeiter nicht weseritlich besser
gestellt ai früher, der Kopfarbeiter
der n'cht streike kann oder will,
sieht sich dielfsck! dem bittersten Elend
iumuttin; ' t'-.t fcctffät 2a!ui ist
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erst durch das Wirken Theodor Herzls.
Man hat diesen Wiener, welcher als
Korrespondent 'der .Neuen Freien
Prcssc' in Paris lebte. jxuw schwär
wer genannt. Ein Politiker war er ge
wiß nicht. Aber niemand hat ihm die
bedeutende Persönlichkeit abgesprochen.
Dieser Persönlichkeit ist Adols Fride
mann in seinem Buch ,Tas Leben
Theodor HarzlS (1014. Jüdischer Ver
lag. Berlin pnd Leipzig") am gerech
testen geworden. Er war ursprünglich
deutscher Kosmopolit. Aber der Dry
futz-Prozef; lies; ihn zum Nationalisten
wcjeden. Er faßte den Plan, sein Volk
in das Heilige Land zurückzuführen.
Gar kein Politiker, ist er doch der Grün
der des Zionismus als Etaatsform ge
worden. In seinem Buch .Der Juden
staat" (1896) und mehr noch in seinem
weiten .Altengland' (1900) vermob er
eine zionistischen Ideen mit sozialisti
chcn . Als .Wcltsammelruf" für die
üdischen Arbeiter gab er den Sieben
tundentag und das Recht auf Arbeit
aus. Dadurch bestimmte er der zio
nistifchen Bewegung zunächst die Rich
tung nach Osten. In der bitteren Ar
mut der osteuropäischen Judenschaft fand
der Weltsammelruf ein lcbhasteS Echo.
Schon im Mittelalter waren verschiedene
Anwärter auf die Mefsiasniürdk ausge
standen. Der Glaube an den Smyri
noten Sabbatai. welcher 'sich als den
Messias ausgegeben hatte, war von der
Türkei in den ilebenziaer Radien d?S
17. Jahrhundert bis nach Hamburg und
Amsterdam gedrungen und hatte nord
deutsche Ghetobewohncr dazu veranlaßt,
stck jeden Taa kür die Abberuiun nack
dem Lande ihrer Väter bereit zu halten.
erblickten die Juden Halbssiens in
Hel den MessiaS. der fi in fiinfst?r
Zeit nach Palästina sührcn würde. ,Tö
ricyle Leute, lagt der Biograph Herzls.
.begannen sich für die Wanderlckaft be
reit zu halten."
Herzl ist der Begründer der zionisi!
schen Idee als Staatsform gewesen. Er
wollte in Palästinck inen eigenen jüdi
scben Nationalstaat bildkn mt&tr ki
damaligen Verhältnissen entsprechend.
der Turlci tributpflichtig sein sollte. Das
Mittel deriKolonisation war ibm nickt
ausreichend und nicht schnell genug. Auch
er knüpfte an das Edikt des Königs
Cyrus. durch welches die Juden aus der
vaoywnizcyen Gesangenievast gcsijhrt
wurden, an. Alle iüdisckirn RStmAn-
schaftcn, soweit sie sich noch nicht voll
liandig mit anderen Bouern asiimili
siert hatten, sollten, mit den Rabbinern
an der Spitze, an einem gegebenen Tage,
nach 'Palästina aufbrechen. Dort sollte
der Tempel wieder erbaut und der Frie-,
densvalaki kür die Scblicktuna aller in
ternationalcn Sireitiakeiten und alZ
Sitz einer Völkerliga errichtet werden.
.iN der Nersolanna hn nhti d?z Zio
nismus als einer staatsbildenden Krakt
ging Herzl sogar soweit, daß er unter
umstanden von Palästina ganz absehen
wollte und seine Blicke nach anderen
Weltaeaenden. f Argentinien. Is kür
die Errichtung der jüdischen. Staatlich
ke:t mögliches Gebiet richtete.
Damals begann sick die AukmerZfam
keit der Staatskaniilkien unk d?? uro.
päischcn Politik der Tätigkeit Herzls zu
zuwenden. Kaiser Wilhelm hatte mit
Herzl sowohl im Herbst 1898 bei seiner
ersten, den Bau der Bagdadbahn vorbe
reitende Orientreise in Konstaniinopel
in Gegenwart des damaligen Staats
sekretärs von Bülo. sowie aus fern
Fahrt nach dem Heiligen Lande Unter
redungen. An der Spitze einer zionisii
schen Deputation empsing Herzl damals
den Deutschen Kaiser vor dessen Einzug
in Jerusalem bei Mikwe mit einer An
Iprache, m weicher er sagte: .Für so
wichtig halten wir die Sache, für so
Wert der Teilnabme der Krokmüiigsien.
daß wir Ew. Majestät um Ihre hohe
Hilfe zu dem Werke bitten." Lord Sa
lisbury, der britische Ministerpräsident,
erklärte einen 5ludenstaat in Nalästin
für möglich und nützlich.' Der hippo
kratifche Zu? im Antlitz deS Osmanen
reichs hatte sich damals, um die Wende
des 13. und des 20. Jahrhunderts, be
deutend vertieft, und England wollte für
den Nall eines TodsZkalls b,n tinhntn
Rivalen keine Cbance eben. Auck, KS
nig Humbert versicherte bei einer Unter
redung mit Herzl in Rom den ZioniS
noch mehr entwertet, die deutsche Arbeit
wird auf dem Weltmarkt nur schwer
noch konkurrenzfähig werden. Noch
verhängnisvoller wirkt eine ans Verbre 1
cyeriiaze grenzen oe Aroensunilm, oie
wiederum durch Drohungen der Strafe
für die Arbeitslosen oder richtiger Ar
beitsscheuen Unterstützungen von solcher
Höhe erzwingt,- daß ein jugendlicher
Müssiggänger über mehr Mittel verfüat,
als ein in hohem Alter wegen Dienst
Unfähigkeit verabschiedeter Beamter.,
Der Erfolg der politischen und sozia
Ten Revolution war von Anfang an ge
sichert dadurch, daß sie auch eine mili
tärische war. Die au! dem Felde heim--kehrenden
waffenfähigen Männer, stell
ten sich auf den Boden der revolutiona
ren Forderungen und machten jeden
Widerstand dagegen aussichtslK. AlZ
gehend don der Marine, pflanzte sich
diese übrigens fU dielen Monaten bor
bereitete Bewegung auf da! Landheer
fort, onsangS nur in der Heimat und
der Etappe, vereinzelt aber auch an der
Front. Und alle Truppen, die mit an
deren Gesinnungen in ihre Standorte
zurückkehrten, ger!eten"alSba?d unker den
Einsluß der heimischm Soldatenräte
und wurden von diesen gewonnen.
Die Zsctzung der Wehrmacht führte
zur Ehrlosigkeit. ' Wer die Verhältnisse
nach dreimonatiger genauer Bcobach
tung kennt, faßt sich on den Kopf, wenn
er liest, bis Gegner befürchten eine Wie
derausnahme der Feindseligkeiten durch
Deutschland. Es fehlen die Kräfte,
nick-) nur um im Ost' die bolschewist!
sche Flutwelle urd die rechtswidrigen
Angriffs der Polen Aufzuhallen, ssn
der auch um die Ordnung gleick zeitig
in ollen Teilen t! Landes zu sichern.
Jeder. Ve.rs.uch. in diese: Wt'.wt tinH
lkM
mus seiner vollen Svmpathie: er intcr
essiere sich lebhaft für die alte Rasse, die
mit solcher Zähigkeit an ihrem Lande
Banne, und der Eindruck weinender "u
den an der Klagemauer sei ihm unvcr
geßlich geblieben. ,
Ausschlaggebend, war unter den da
maligen Zeiten die Stcllungndhmt der
Türke, zu der zionisti chcn Bewegung
Abdul Hamid Überhäufte Herzl. welcher
durch den judisch-ungarijchen Orientrei
senden Vaniböry im Nildiz Kiosk ein,
geführt worden war, mit Geschenken und
Auszeichnungen; so ungcsähr müsse
Christus ausgesehen haben, soll sich der
ultan nach der ersten Audienz Herzls
zum Oberzeremonienmeister Ibrahim
geäußert haben. Aber nicht diese Aehn
lichleit, sondern andere und zwar kl,n
gende Gründe sollten maßgebend sein,
Lwei Millionen Pfund sollten die Be
denken Abdul Hamids gegen die geschlos
sene An iedlung von Nichtmuyammeda
Nein In Palästina überwknden und den
Juden einen Freibrief zur Kolonisierung
des Landes und einer judischen Gesell
fchaft administrative Hohcitsrcchte ver
leihen.
Das erste Projekt der Errichtung eine?
Judenltaätes in Palästina gelangte um
das Jahr 1912 zum Scheitern und zwar
an der sinanziellen Frage. Herzl hatte
geglaubt, zehn Milliarden Mark aufbrist
geu zu können, aber nur fünf Millionen
gingen ein. DaS jüdische Kapital hatte
sich serngehaiten, die verhaitnismaßig
geringe Summe war fast ausschließlich
aus den Taschen kleiner Leute gekom
men: auch ein Merkmal des stark sozia
listischen Charakters dcS Zionismus, wie
er von Herzl vertreten wurde. Der
Schwerpunkt der Bewegung wurde so
dann von Osteuropa nach England ve
legi. In onoon vesans nq o,e von
Herzl gegründete Judenbank mit eine
immerhin ansehnlichen Kapital. Dort
wurde auch einer der Zionistenkongrcssc
abgehalten. In der englischen Presse tat
sich ohne Partciunterfchied eine mohlwol
lende Haltung dem Zionismi.s ge
genübcr kund, und dit Regierung schlug
auS dieser Sympathie Kapital, indem
sie an das Aziom von der Nützlichkeit
und Möglichkeit" eineS Judenstaates an
knüpfte. Lord Landsdomne, damals
Auslandminister im Kabinett Salis
bury, stellte Herzl die pclusinische Elne
für Zwecke der Ansiedfang zur Verfü
gunz. Diese Ebene umfaßt die nörd
liche Sinaihalbinsel, das Gebiet zwi
schen Port Said und El Arisch, und
mit der Errichtung eines Judenstaatcs
in diesem Gebiet wäre ein Pufferstaat
zwischen dem britischen und dem tür
tischen Palästina geschaffen. Auch das
jüdische Großkapital in England er
klärte sich diesmal zur Hilfeleistung be'
reit, aber das Hindernis stellte sich von
außen her ein. Die ägyptische Regierung
versagte ihre Zustimmung, und zwar
unter dem Borwand, sie könne kein Nil
Wasser für die notwendige Bewässerung
der Ebene bewilligen.
Darauf folgte eine Zeit ganz der
fchwommener Projekte. ' Der argenti
nische Plan wurde wieder ousgenom
men. Der britische Kolonialminister
Chamberlaia bot das - afrikanische
Uganda an, wo Zucker und Baumwolle
wachse, was wertvoller sei als das Flie
ßen von Milch und Honig, und wo der
weiße Mann besser leben könne als in
Wales. Herzl verHandelte auch mit der
italienischen Regierung betreffs einer
Ansiedlung von. Juden in Tripolitanien,
welches damals eine Rolle in der großen
Politik zu spielen begann.
Alle diese verschiedenen Niederlassun
gen, wie sie im Verlauf der Zeit pro
jeltiert wurden, bedeuteten sur Herzl im
Grunde lediglich .Nester und Kraftsta
tionen", Bildungs und Lernstätten für
den künftigen Beruf der Kolonisierung
Palästinas.
Rußland l,a!te die nationaljüdische
Bewegung scharf bekämpft; das schließ
liche Scheitern der Unterhandlungen
Herzl! in Konstaniinopel war in erster
Linie auf den dringenden Einspruch
Rußlands zurückzuführen. ' Herzl be
suchte nunmehr, auf eine Einladung
Plehoes, deS damaligen Ministers des
Innern, das Zarenreich. Er hatte eine
Reihe Unterredungen mit Plehse, dem
Auslandminister von Lambsdersf. dessen
Tepartmentchef Hektwig und mit dem
ausreichende Organisation zu schaffen,
wurde biS jetzt von der äußersten Linken
alS .konterrevolutionär" gebrandmarkt
und ausS , äußerste bekämpft. Das
sinnlose Mißtrauen. deS Auslandes un
terstützte unbewußt diese Bestrebungen
der deutschen Kommunisten.. Anarchisten
und Spartakisten, deren Ziele selbst
stündlich nicht besser gefördert werden
können als durch die Entwaffnung aller
ordnungsliebenden Volksteile.
DaS Ausland glaubte eben und, mit
ibm manche kurzsichtigen K reife in
Deutschland, daß e! bei der ersten Re
dolution'sein Verwenden haben, daß mit
deM Zusammentritt der Nationalver
sammlung ein endgültig gks'cherter Zu
stand erreicht sein werde. Wer jedoch
wußte, wie man in radikalen Kreisen
dachte, war nicht ganz so vertrauen!
selig. Denn dort bestand der gänzlich
ungerechtfertigte Verdacht, die Ausfüh
runz de! sozialen Teiles dei revolutio
nären Programm? würde absichtlich
verzögert. Die Führer sahen ja großen
teil! ein, daß man nicht von heute auf
morgen sozialisieren könne, sie pußlen,
in welch furchtbare! Elend da! russische
Volk durch die überstürzten Versuche ge
raten ist. Aber die Massen wähnten,
ihre Forderungen und Ziele könnten nur
verwirklicht werden durch daS System
der Räte. Sa bereitete sich de? ampf
ver um die Macht zwischen Parlament
und Räten, zwischen demokratischer
Mkhrheiisregierung und diktatorischer
Minderheitsregierung.
' Der erste Vorstoß der Tpsriakistea
in Berlin mißlang. Aber n vielen an
d'ren Orien konnt, dem Treiben nicht
Einhalt getan werden, weil die geringe
veisügberen Kräfte nickt überall ein
greifez ksnnien. tti:r.:t: unaiinSia
MAM
W
üon
fkinainminiiikk Witte: für die Saltun
hrt Ibfi,rin hinr nii hi fljürffnfit an
die Wünsche des auslänbischen jüdischen
Kapitals . mitbestimmend. Alle diese
Vorbereitungen und Unterredungen re
sulticrten in einem Erlaß des Kaiser!
,iioiaus sur die CiriaMng eines zu
bischen Gemeinwesen! In Polästina au!
russisch-jüdischen Untertanen, und sllr
die zionistische Organisierung der jiibi
schen Auswanderung auS Rußland. Auch
wurde die diplomatisckxe, moralische und
mckterielle Unterstützung des Projekts,
die letztere sogar auS den jüdischen Son
versteuern, zugesagt.
Wegen seiner Unterhandlungen mit
Plehse, dem .Schlächter von Kischcnew",
und auch' auf Grund seiner Projelte,
welche Palästina abseits liegen ließe,
ist Herzl aus dem Lager der Zionisten
selbst lebhaften Anfeindungen ausgesetzt
gewesen. Nach feinem Tode, er ist. erst
44 Jahre alt, einem, Herzleiden erlegen,
ist alle Anfeindung verstummt und hat
sich nur die Verehrung, welche wie die
eineS Heiligen war, lebendig erhalten.
Seine Idee aber, für welche er fein Ver
mögen und wohl auch seine Gesundheit
geopfert und an welcher er gehangen mit
jeder Fafcr seine? Herzens und jeder
Muskel seiner Energie, schien zunächst
mit ihm ins Grab gesunken zu sein.
Jedenfalls verschwand der Zionismus
aus der europäischen Politik. Die Be
wegunez kehrte zurück zur Pillen Ko
lonisationsarbeit und konnte auf die
fcm Gebiet nennenswerte Erfolge der
zeichnen.
. '
Als Palästina in den Weltkrieg hin
eingezogen wurde, war an dieser Clcllt
vor fast zwei Jahren gesagt worden:
.Die Juden, so hat früher einmal
ein Kenner dcS Landes und der Ge
schichte Palästinas gesagt, .klagen um
das längst zerstörte Jerusalem, die christ
lichen Völker suchen die Stätte, wo einst
Jesu Füße gestanden haben, durch Wall
fahrten, Gebete und fromme Stiftungen
zu ehren, und die Moslems würdigen die
alte Geschichte des Landes durch den
Satz, daß Syrien die Heimat deö Pro
pheten sei." ' -
Vom Oelbcrg umkaßt die Ausiicht
nach Westen die ganze Stadt Jerusalem.
Die Stadt hat mit ihren großen Schutt
Massen ein rfallencs. trümmeibafstS
Aussehen. Die zahlreichen Friedhöfe,
welche Jerusalem fast von allen Seiten
umgeben, und das tiefe Schweigen, wel
ches zumeist über der Stadt chrütet, stim
men zu der tiefen Melancholie, welche
die Geschichte des Landes anfüllt. Zu
zeitcn wird das Schweigen unterbrochen
durch gellenden Streit. Bon der Decke
der Grabkammer der Heiligen Grabes
Kirche hangen 43 Lampen hernieder. voi
denen 13 den Lateinern. 13 den Grie
chen, 13 den Armeniern und 4 den 'Kop
ten gehören. Diese 43 Lampe werfen
ihren Schein über den Streit,' welcher
:ch zwischen Lateinern und Griechen um
das Schuhrecht über die Heiligen Stät
ten abspielt und über den größeren Um
die Schirmherrschaft im" Lande selbst,,.
Wenn der griechische Patriarch mit sei
nem Klerus am Ostersonntag nach der
Grabcskirche zieht oder der lateinische die
Weihnachtsmesse - i Bethlehem liest.
kommt es fast regelmäßig zu förmlichen
schlachten. -Dann greisen die Moslem
Soldaten, die überall die Heiligtümer
bewachen, ein, reißen die Hadernden
auseinander und stellen Ruhe und Ord
nung wieder her: bis zum nächsten
Weihnachts und Osterfest.
Ueber Land und Volk Palästinas drei
et sich das Schweigen, wie es aus dem
Geheimnis des Salzsees, welcher , das
Tote Meer genannt wird, schauert, und
eine Geschichte weist lauten Streit und
grimmen Haß auf. Der Boden und die
Schicksale Palästinas weisen die krasse
sie Gegensätze auf. Mit diesen Gegen
atzen wird Palästina heute in den Welt
krieg hiniingerissm. In da tief? Schwei
gen und den gellenden Lärm mischen sich
ganz neu: Geräusche: Der Donner der
.'schütze und daS Klirren der Pflug
char. Palästina soll erobert und es soll
kolonisiert werden.
9 ' "
Nun ober hat der Weltkrieg mit Pa
läsiin auch den Zionismus in seine
Wirbel gerissen und mitten in das Wel!
getriebe "gestellt. Was ein Traum ge
hat sich die Lage in Bayern gestaltet.
Der extreme, sogar ein Milizsystem
nach Schweizer Muster ablehnende An
timilitarismus ds bayerischen Mini
fterprasidenteN, eineö jede Gewalt der
abscheuenden, aber den Zielen deS
schärfsten Radikalismus -nahestehenden
idealistischen Phantasten, unterstützte
die auf völlige Zerrüttung der bayeri
schen Armee gerichteten ' Bestrebungen.
Jeder Anlauf, die unhaltbaren Verhält
nisse zu bessern, wurde durch daS Veto
des LandessoldatenratS im keime er
stickt. Zum Protest gegen die in letzter
Stunde zum Schuh des bayerischen
Landtages geplante Bildung einer Hei
matwehr' bewegte sich Sonntag, 16.
Februar, ein Temonstrstionszug, mit
Kurt EiSner im Automobil an der
Spitze, durch die Straßen München!.
Es war ein häßliche! Bild kultureller
Verirrung. Hochrufe auf den Bolsche
wismuö, auf Lenin und Trotzky. Taseln
mit der Aufschrift .Jetzt oder nie!' lie
ßen keinen Zweifel über die Gesinnung
der Demonstranten. Aber da ihre Zahl
trotz der offiziellen Anführung zehn
biz zwölftausend nicht Überstieg, muß
man der unwürdigen Veranstaltung
keine allzu große Bedeutung beimessen.
ES sollte ander! kommen. ?!ach den
letzten, auf ihre Richtigkeit schwer noch
zuprüfenden Nachrichten ist eS nicht su!
geschlossen, daß das von Natur auS
sicherlich nicht bolschewistisch veranlagte
Bayernland ' zum Ausgangspunkt wie
für die erste, so auch für die zweite Re
Volution Wird, wenn nicht schließlich doch
noch die besonnenen Elemente außerhalb
von München und Nürnberg sich zu einer
innrocn iai auyrantn. vi
Ein Verbrecher war der Rezktisnör.
du Kilt Eiln ermorde!',. Verbrecher
H. s). Wtt.iiZelleittDjiZ.
Wesen, soll nun Wirklichkeit werden und
das Projekt Verwirklichung finden. Seit
dem die ägyptisch? Armee der Briten
Palästina' "vom Osmanenreich gelöst,
steht die Errichtung eines selbständigen
Judenstaatcs auf dem Programm dir
Weltpolitik.
Der Zionismus qlS Staatsform soll
ein Faktor dieser Politik werden. Er
hat al! solche eine ganz eigenartige Vor
schule durchgemacht. In der oben an
geführten. Unterredung zwischen Herzl
und dem Minister Plehve hatte der letz
tere erklärt, für den Fall, daß die zioni
stische Bewegung in Rußland ihr Ziel
eines Zusammenschlusses der Juden
schaft in Palastina mit der Propaganda
für einen solchen nationalen Zusammen
schluß auf russischem Boden vertauschen
sollte, die Regierung mit-aller Entschie
denheit dagegen vorgehen müsse. Nach
dem Herzl Petersburg verlassen, fuhr er
über Wilna, um sicb In dieser fast zur
Hälste jüdischen Stadt durch den Augen
schein von der Lage seiner Stammes
und Glaubensgenossen zu orientieren.
Bon diesem Besuch erzählt der Biograph
folgendes:' In Wilna angekommen,
wurde Herzl von den Massen der jüdi
schen Bevölkerung buchstäblich wie der
Messia! empfangen. Trotzdem die Wie
dcrabreise in tiefer Nacht stattfand,
durchbrach eine' unabsehbare Menschen
menge den Polizeikordon. In das Jam
mcrgeschrci der von den Kosaken mit der'
Nagaika Geschlagenen yder Niedergeritte
nen mischte sich das fanatische .Heda'
der bis zum Bahnhof Vorgedrungenen,
vor deren Ovationen Herzl, voll ncr
böser Erregung und totenbleich, in den
Eilzug entschlüpfte."
In eine derartige Trostlosigkeit der
Verhältnisse und solche Verelendung
einer Menschheit, hatte Herzl die Saat
des Zionismus gestreut. , Die aber sollte
zunächst aufgehen in einer Richtung, vor
welcher Plehve gewarnt. , Der Gedanke
der Auswanderung trat unter den rufst
sehen Juden des Ostens vorläufig zurück
hinter dem Streben, sich im Lande ihres
gegenwärtigen Aufenthalts politisch zu
betätigen. Die jüdische Energie warf
sich auf die Revolution. Mit der Kraft
der Berzweiflung eines Geknechteten,
welcher seine Ketten zerbrechen will.' Die
sozialistischen Tendenzen, mit welchen
Herzl den Zionismus verquickt hatte, fin
gen an sich politisch zu betätigen. Schon
die russische Revolution des Jahres IM
hatte solche Betätigung gesehen. Die
von den Juden inS Leben gerufene re
dolutionäre Gesellschaft - Der Bund'
strebte eine Verwirklichung ihrer Ideale
und die Erreichung ihrer Ziele aus russi
schein Boden an. und der große Krieg
hat diese bodenständigen Empfindungen
unter der russischen Judenheit verliest.
Das Judentum sollte in den von Ruß
land losgelösten Ländern, in erster Linie
in Polen und der Ukraine, o!k Staat
im Staate organisiert werden. '
In einem Buch von Wladimir W.
Kaphun-Kogan: Der Krieg eine Schick
salsstunde deS jüdischen Volks" (Bonn
1915. A. MarcuZ und E. Webers Ver,
lag) wird für die in Polen und der.
Ukraine wohnhaften fünf Millionen Ju
den eine Art Homerule-Gcsetz verlangt.
Repräsentative Körperschaften sollten als
Träger der nationalen Autonomie, zu
sammen mit einem jüdischen Beamten
tum. völkische Sozial und Wirtschafts,
Politik treiben. Eine auf ti Errichtung
jüdischer Hochschulen gerichtete Unter
richtspolitik sollte inauguriert werden.
Die Teilnahme von Juden zumeist in
Führerrollen an allen den 'Revolutionen
der letzten Jahre in Nußland sowohl wie
in Mitteleuropa ist. so mit Trotzky. kenn
zeichnend für die Abirrung der jüdischen
Bewegung von Palästina.- Aber auch
sie bedeuteten im Grunde nur .Nester
und Kraftstationen' im Sinne HerzlS
für Palästina als Endziel. In der Be,
teiligung an der Revolution absolviert
die zionistische Bewegung eine Vorschule.
Damit ist indessen eine große Gefahr
verknüpft. Die Gefahr, daß dem Zio
nismus, wie er heute unter den Juden
des . Ostens propagandiert , wird, die
Merkmale einer Vorschule anhaftend
bleiben, welche sich bis in den Kommu
nismus verirrt hat. In Kongreß-Polen
ollein wohnten im Jahre 1910 1,7(X),XX)
Juden. Früher schon hatte ein poln!
scheS Blatt die Ansicht verfochten, daß
waren die Männer, die den Landtag
durch Mordtaten gewaltsam sprengten,
sei es nun daß eS sich dabei um einen
Racheakt handelte oder was wegen
der Kürze der dazwischen liegenden Zeit
gleichfalls möglich wäre um einen
schon länger geplanten, spartakislischen
Anschlag, bet auch ohne die Ermordung
EisnerS zur Ausführung gekommen
wäre.
Wenn ein großes Volk durch morali
sche Demütigungen, durch politische Ent
rechiung. militärisch Knebelung und
wirtschaftliche Erdrosselung zur Vek
zweislung getrieben wird, kann man
nicht mehr erwarten, daß ei nach Ver
nunftgründen handelt. Leidenschaft
und Asfekt sind dann allein maßgebend.
Manche betäuben sich wie während der
Pestepidemien im Mittelalter durch tol
len-Lebensgenuß, andere schmieden au!
sichtslose reaktionäre Gkwaltplane, wie
der andere werfe sich dem VofchewiS
mu! in die Arme. Wenn die Zahl der
zuletzt Genannten groß wird, dann wird
die Grenze Osteuropa! nicht nur, wie
Kurt EiZner wenige Tage vor feine
trogischen Ende sagte, an den Rhein,
sondern weit darüber hinauS'dorgescho
den werden.
Ausgleich. '
Ouariittfisii: ,Ra, Herr Maier, wa!
ifs! denn mit dem rückständigen Jini?''
Student: .Hm. js seh'n Sie, ."
Ouaitierfrgu: Ja, da! ist nicht so!
Ich tin dem HauZhnr den ZIn! schul,
big.
Student: ,33a, dann gleicht sich ja die
Geschichte aus!'
ein von der Russenherrfchaft freigewor
deneS Polen 'feine Juden emanzipieren
müsse; eS könne nicht anders, da e! ja
der Sphäre der westlichen Zivilisation
angehöre. Es vermöge aber andcrerseii!
soviele Juden, wie ei Habe, nicht ZU
ertragen, darum müsse die wiederherge
stellte polnische Nation durch wirtschaft,
lichen Bohkott daS GroS der Juden au!
dem Lande treiben. ,
Die Nagaika dc! Kosaken sollte also
mit der Hungerpeitsckz, deS Polen ver,
tauscht werden. Die blutigen Pogrom!,
welche unlängst In Polen und 'in der
Ukraine statlgeunden haben, stehen an
Grausamkeit dem von Kifchinew nicht
nach.
Diese Vorkommnisse werden dazu bei
tragen, daß sich die Juden deS Ostens
wieder lebhafter mit dem Gedanken einer
Auswanderung nach Palästina bcschäf
tigcn. Vor der Pariser Fricdenskonfc
renz ist die Forderung der Anerkennung
deS Judentum! als einer geschlossenen
volklichen Einheit angemeldet worden.
Mit dieser. Forderung ist der Gedanke
deS jüdischen GefchichtsschreiberS Grätz ,
wieder ausgenommen, daß die Juden
bisher nur als einzelne Menschen eman
zipiert worden seien und daß nun auch
daS Judentum als solches die Wcltsner
kennung finden müsse.
Nur der Zionismus als Staatsform
kann den jüdisch-nationalen Zusammen
schluß ermöglichen. Nur ein Judenstaat
kann die Anerkennung des Judentums'
IS einer einheitlichen Volkhcit heischen.
Auch der deutsche Zionist Wlilly Bambus,
welcher. Kaufmann und Fabrikant, frü
her die kolonisatorische Kleinarbeit für
die der Wirksamkeit deS Zionismus ge
zogencn Grenze hielt, hat später grade
aus dem Ergebnis diese, Kolonisations
arbeit darauf geschlossen, daß die Zu,
kunft in Palästina, die wirtschaftliche
und die staatliche, den Juden gehöre. -Der
Zionismus hat seine große Anhän
gerschaft zumeist in den großen Massen
deS Ostens, feine politische Fllhknng und
seine gedantliche Grundlegung indessen
wesentlich im Judentum des Westens
gefunden. Der Zionismus lehnt die
Tendenz der Assimilation ab, die er vom
jüdischen sowohl wie vom allgemeinen
Standpunkt für verhängnisvoll hält. Er
fetzt der Mitarbeit an dem Kulturleben
anderer, Völker die Schaffung d?r Vor
aus,eun. sur eine neue zudiiche Eigen
kultur entgegen. AlS eine solche Vor
aussehung betrachtet der Zionismus die
Errichtung eines selbständigen Juden
staatcs in Palästina. Der Wille zur
eian... Entwicklung anstelle dks llmäb.
lichen Aufgehens in fremde Arten, hat
seine feste Form gefunden in der durch
die Assimilation in Vergessenheit gera
tenen Aufgab , des alte Judentums:
Palästina mit Juden zu besiedeln und' in
diesem palästiuischen Judenstaat der
Judenheit der Welt einen allgemein an
erkannten Mittelpunkt zu geben.
Der Zionismus alS Staatsform be.
deutet einen solchen nationalen Mittel,
Punkt und einen Träger jüdischer Kultur.
Der Zionismus als Staatsform, welche
sich gründet auf die Thora, ist die Er
füllung der Verheißung. .
Der Zionismus als Staatsform stellt
den Brennpunkt dar, in welchem sich viele
bisher verstreute volkliche Energien tref
fcn sollen. Er bestimmt die. Rolle, welche
das Judentum spielen soll als Vermitt
ler am Treffpunkt dreier Weltteile und
dreier Weltreligioncn.
Die jüdischen Energien, welche heute -bereits
im Weltverkehr tätig sind, werden
von diesem nicht entbehrt werden, kön
nen. Palästina ist heute in das Weltge .
triebe hineingezogen und wird don Stür,
men umbraust bleiben. Um diese be
stehen zu können, weiden auS der Wur
zelkroft des Judentums in Palästina
selbst neue Energien frei werden.
Der Zionismus als Staatsform be
deutet die Wiederbelebung der ILergan
genheit und die Sicherung der Zukunft
des Judentums. 'Er .knüpft an daS
Wort, mit welchem die Stämme Juda
und Benjamin aus der' babylonischen
Gefangenschaft erlöst worden sind: ,
, Sein Gott sei mit ihm, und läßt ihn
zienen nacy Jerujaiem, weiches ut
Sudan,"
IN
Zur Lösung des Mars Rätsels.
Die epochemachenden, aber vielfach ange
zweifelten Marsbeobachtungen und pho
tographischen Marsaufnahmen deS der
storbenen amerikanischen Astronomen
Pereival Lowell in Arizona haben neuer
dingiS durch G. Hall Hamilton volle Be
stätigung gefunden. - Nach der Astrono
mischen Zeitschrift' hat sich Prof. H. Ko
bold von der Zuverlässigkeit der Lowell
schen Erforschung überzeugt und durch
eine mit den Marskarten durchaus über
einstimmende Gestaltung der MarSober
fläche festgestellt. Pefonder! konnte er
die sogenannten Kanäle a'IS scharfe,,
gerade Linien wahrnehmen. Im An'
schlusse daran teilt Prof. Kobold welter
mit. daß S. K. Antoniadi im Verlaufe ,
der Cchneeschmelze auf dem MarS eine
Bestätigung der Annahme gefunden habe,
daß zurzeit erhöhter Sonnentätigkeit such
die Wärmestrahlung gesteigert ist. Berech
net man die mittlere Ausdehnung der
Polkappen und stellt sie grapbisch dar, ss
erhält man eine Kurvt, die mit der Kurve
deS SonnenfleckenarealS vollkommen
gleich läuft.
Nachwandklnde Blüte.
WaS regt sich drunten am Stege
Gleitet lautlos nd facht
Ueber blumige Wege
I tiefer, schweigender Nacht?
Gestori'ner Blüten Seelen
Nachtwandeln aus blumigem Nai
Und singen die blühende Echwestern
In selige Träume ein.
In dem Augenblick, wo ein WeiS zu
'
einem Mane Tu sagt, wird er zur zwei,
ttn Perlon.
!
i
f
S.V
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