Tägliche Omaha Tribüne. (Omaha, Nebr.) 1912-1926, April 05, 1919, Image 2

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XI.
ie Kricgs.Psychose Frankreichs.
Dor Wille zum Kriege und die, Besorgnis vorm
Kriege. An der Kriegs Psychose Frankreichs
und Deutschlands hat sich der Weltkrieg entzündet.
Drei französische Flugschriften aus dem )ahr
r Dilemma der F riedenskonferenz. Die
Völkerliga als lzeiler.
t KrieasPsuchose Frankreichs.
H I das beifjt der zugleich durch
an tfsuaji . . oern liege
und den Willen zum Kriege
herde.gesuhrte krankhafte
?acrzus!zr.d datiert vom, Tage von
5!.öttiggrätz. Der Tag hatte Bresche ge
. l 't i die ei'if die Vorherrschaft Frank
k teuts in Europa eingestellte Politik
. IVta.zaririS, Richelieus und Ludwigs
- XIV. Tie Losung: Rache für Ga
i tmal fcebeuicte das erste Symptom der
" KriegSPsyckose Frankreichs. Ter Zu
; stand wurde akut unter dem Sindruck
n: Niederlagen 157071 lmbfrnit der
; Ausrichtung des neuen Deutschen Kaiser,
ichs. , Da ging die Politik Ludwigs
; XIV. wit dem Anspruch Frankreichs.
W Vormacht auf dem europäischen Kon
tinqent auszuüben, in Trümmer. Tie
LÄung der Rache für Eadowa" erwci
. tait sich zu der großen Idee, don wel
: ctar Gamdeiia zu sagen pflegte, dafz
wan von ihr möglichst wenig reden solle,
rn die man aber unablässig denken
K;-e: Tie Revanch?Jdee. Die Psy
,1 et der Reranchk-Jdce lozierte sich auf
ElwßLotbnngen auf die geraubten
, Provinzen". Seitdem ist der zwischen
; der Furcht vor de? Kriege und dem
, willen zum Kriege hin und her pen
tünde Gemütszustand Frankreichs ein
, bsusrnbet geworden. Welche der beiden
' Regungen zeitweise auch ,die Oberhand
pchabt haben mag, aus beiden Richtun
f.m hat diese Kriegs-Psychose Frank
l idchS die politische Entwicklung Euro
;rj bestimmt.
Xfese Bestimmung und der schließ
( licdk. durch die Entwicklung der euro
,i Dälscren Politik unvermeidlich gewordene
! Hereinbruch der Katastrophe sind indes
,seu nur dadurch auch nur möglich ge
: worden,, daß sich auch in Deutschland
seine gleiche Krieg?-Psychose herausbil
bete, und zwar mit der gleichen Schwan
;!ung zwischen der Besorgnis -vorm
( ötnege und dem Willen zum Kriege. Die
. Äkso'rgnis hat sich in der Zurticlhaltung
Teutschlands . in der Luxemburger
: Nra?e und am ausdrücklichsten in Bis
l tnaxä-S Bösen Träumen von Koalitio
,' : c x" Le rituchernar des coalitions)
i p?zcigt. Vom Kricgswillen ist die ge
f air.k Politik von 1864 bis 1870 erfüllt
. wesen. Seinen prägnantesten Aus
zuck dat dieser Wille in der BiZmarck
' Xtt Re'5ng der Einser Depesche
.'Mtn. In den schicksalsschwangeren
5 Juli- und Augusttagen deS Jahres 1914
ivt sowohl der deutsche Wille ?um Kriege
denn das Axiom, das; Deutschland
, einen reinen Verteidigungskrieg geführt
labt, ist längst beseitigt als auch
! d darin schon ruhte' kin Keim der
1 7,1'ußüchen ?iderlage die Besorgnis
: x dem Krise, zum Ausdruck gekommen.
! Zn Wille zum Kriege diktierte das Ulti
r.:.ih;;a an Frankreich, zur Sicherung sei
u:x Neutralst für den Fall eines Krieges
wische Deutschland und Rußland die
, Vtungen an seiner Osigrenze unter die
i Deutsche Kontrolle zu stellen; über die
IZnannehmbarkcit einer solchen Förde
kimg war man sich in Berlin vollständig
'klar. Die Besorgnis vor dem Kriege
' t sich dokumentiert in der weinerlichen
,ene. welche der damalige deutsche
: Reichskanzler Bethmann Hollweg dem
K-ihfchen Botschafter -Goschen ge-'-'nüber
aufführte und während welcher
v -i verhängnisvolle Wort von dem
'. .fu Papier' gefallen ist; der Gedanke
f, ' drn Möglichkeit eines Herausbleibens
-''leres aus dem Kriege, welchen die
'-n",ßgebknden deutschen Kreise damals
', war so ungeheuerlich, daß er in
e Weltgeschichte als eine der Stich
. -Att mangelnder siaatsmännischer
" 'cikheit übergeben wird. Und dieser
'..'2'7,:l hat sich schwer gerächt. ; 1
; - Tie gleicht Kriegs-Psychose Frank
t 't3 uns Deutschlands hatte die euro
' i'lii Situation heraufbeschworen,
:!Je fc:ii Hereinbruch der Katastrophe
. .".oernuidlich machte. Ursprünglich war
ti ein europäischer Krieg. Daß er M
i feinem Verlauf zum Weltkrieg er
-eitern würde, ba'sm ist bei seinem
' .Mz"& irjlil in seiner Staatskanzlei
' c kkimmte Vorstellung vorhanden
er
Iranz Meljrmg. ,
-r cschichtöfchreiber dcr deutschen Tozmldemokrstie in Vcrlin gc
ftorbca.
(?-!.:,!!. TorwSriz.)
? it Nronz MehringZ ist ein Ver
i r ' l L'crs jr die kleine Gruppe, der
i-r alte l.terarische Kämpe im- letz
- -,ir.; tc'nes Lebens angeschlossen
, r.''k nur für die ganze Ar
' der er einen großen
l s "i Lel-s in seiner Art gedient
, f "trrn ?is ganz Deutschland.
n v i 'Hshrina starb der letzte
" ' t l'J'Ut Politik. Leder Mich
r' in, als Politiker, als
i-i s-l'S t! härtesten Urteile ge
- ' f'et daß er das schwer zu
- " . imtnt der deutschen
U :! !e wie kaum iin cn
f ' -ur Z-rü, ist nick! bü'irittcn
. v.iUt 2?;c6urg war et
! -; s, der ed:tsun Eigentum
.'.'.-'. s'ereLt, ss irs ti nm
e .'
,,,.?.., -,
gewesen. Das haben ganz andere Fak
toren zuwege gebracht. Dem Weltkrieg
sind aber auch ganz neue Ziele gesteckt
worden. Die bestanden in der Eiche
rung des demokratischen Gedankens in
der ganzen W?U und in der Herbcisiih
rung eines Zustandes dauernden Fric
den. .
Tie ,Losung von der Demokratisierung
der Welt hat neue Geister gerufen und
damit ein: ganz neue Situation ge
schaffen, die sich mit dem Hervortreten
des Bolschewismus zu einer Gefahr für
die gesamte Welt staltet hat.
Ter dauernde Frieden szu stand soll
durch die Errichtung einer Bölkcrliga ge
sichert werden. '
Auch der Sicherung des dauernden
Friedens stellt sich heute wieder Frank
reichs Kriegs-Psychose entgegen. Die
Psychologie Frankreichs ist Deute wieder
die der Besorgnis. "Während mit der
Errichtung der Bölkerliga auch für
Frankreich ein hinreichender Schutz ge
oen einen etwaigen neue Kriegswillen
Deutschlands gedacht ist. will Frankreich
sich mit einem solchen Schutzmittel nicht
begnügen. Die Ansprüche, welche Frank
reich auf der Pariser Friedenskonferenz
erhebt, sind diktiert von der Besorgnis.
Mit der tatsächlich bereits erfolgte
Rückgewinnung von Elsaß-Lothringen
ist' dem französischen Kriegswillen inso
fern Genüge getan, als das Revanche
gefühl befriedigt ist. Bismarck hat die
Besitzergreifung tjn Elsaß-Lothringen
mit der bekannten Erklärung, Deutsch
lar könne Frankreich dieses Angriffs
GlaciZ Nicht lassen, unter den militär!
schen Gesichtspunkt gerückt. Die Wie
dergewinnung der geraubten Provin
zen" hat sür Frankeich eine weiter
gehende Bedeutung als eine mtlitärische.
Die militärische Erwägung aber erregt
die Besorgnis' dro einem neuen Ueber
fall Deutschlands und stell! die Förde
rung auf, daß ein linksrheinischer Puffer
.siaat errichtet werde.
Aber auch der Wille zum Kriege, das
zweite Symptom der Psychose Frank
reichs, tritt wieder hervor. Er zeigt sich
in dem Widerspruch der Kreise um
FmnUin-Bouillon und Ehsradame ge
gen die Politik Wilsons Rußland gegen
über; wäre Amerika mit seinem Ein'
spruch gegen die bewaffnete Jnterven
tion in Rußland durchgedrunqen, hatte
der Vorschlag Wilsons. eine Äusspracl
sämtlicher russischer Machtfaktorcn statt
finden zu lassen, stärker: Unterstützung
gefunden, so wurde vielleicht yeute keine
Bolschewiki-Armee vor Lcmberg stehen.
' Der Kriegswille Frankreichs zeigt sich
bei weiteren in seinen Ansprüchen auf
Syrien und Armenien und auf die Kon
trolle über den Balkan; diese Ansprüche
haben nicht zum wenigstens die Gegen
sätze hcrvorgerrufen, welche die Keime
neuer Kriege in sich tragen.
Der Imperialismus Ludwigs XIV.
ist auf der Pariser Friedenskonfnenz
erschienen. Der Mazimalismus 'deS
Imperialismus bedeutet keine geringere
Gefahr als der des Bolschewismus.
Beide gehen Hand in Hand. Diese dop
pelte Gefahr kann nur gescheucht werden
durch die Errichtung der Bölkerliga.
Auch der .Racker Staat", welcher zu
gunsien der Sicherung der Weltverhält
nisse auch rzicht ein Jota seiner S-ouve
ränität an die Völkerliga abtreten will,
wird zu der Erkenntnis kommen, dafz
auch ihn nur eine solche Gesellschaft der
Nationen zu schützen vermag.
Tie Psychose deS Kriege, welche den
dauernden Frieden ausschließt, kann nur
durch die Bölkcrliga geheilt werden.
. '
Im Jahre 191", also bald noch dem
Ausbruch des Krieges erschien eine
Reihe französischer Flugschriften, welche
damals bereits über die wahren Kriegs
ziele Frankreichs Auskunft gaben. Diese
Schriften haben einen allgemeinen ge '
fchjchttichen Wert, und sie sind grade
heute, während man sich in Paris um
die Feststellung des FriedensöertrageS
abmüht, von besonderem Interesse. Sie
sind von noch größerem Interesse darum,
weil die Friedensbedingungen, welche da
mals bereits in diesen Schriften ausge
Punkt zu allem übrigen seiner Person
lichkeit zu gewinnen. Mehring war, so
lange er Freundschaft hielt, ein guter
Kamerad "und diente- iner Sache, so
lange er von ihr überzeugt war, mit
rücksichtloskm Eifer. Was ihm fehlte,
war U intuitive Erkenntnis des äugen
blicklich Notwendigen. Dieser Revolu
tionär jvar zu sehr historisch gebunden,
zu sehr darauf eingestellt, in der Der
gangenheit Parallelen zu suchen, als
daß er den stürmenden Pulsschlag feiner
Zeit erfassen konnte. Seiner Feder, der
wir so viele g'äniicndk Essays verdanken,
ist niemals ein Aufruf entsoriingen. der
den Augenblick erfaßt, die Gemüter ,nt
f'amw.t und Z'im Handeln hinreißt. Und
so w,r auch WeZzüing. der große Lehr
meister der Jsurnellisie. kein politischer
Journalist im Sinne unkerer i.'t tzem
1si Uttriitn vstxürii stürmenden
iv t (
stellt worden sind, zum allergrößten Teil
tatsächlich im nunmehrigen ütertroq in
'korporicrt werden und schon in den da
mals veröffentlichten Flugschriften die
Psyckose nd die Psychologie Frankreich,
wie sie auf der Pariser Friedenskonfe
renz zu Tage tritt, sympiomatisch er
erscheinen,
es sind dicö folgende drei Schriften:
1. Andr6 Saniern: "L'Indcpen
dance europöenne; 6tudo sur les
condiüons do paix. Avcc cinq c;ft
tes et croquis. Paris, Librairie
Plon; rion-Sourit et Co., 1915.
2. La paix quo nous devont
faire. Le Kernaniment do l'Enrope.
Accompagnö dc deux cartes. Paris,
Boixin et Co. Lausanne, Payot et
Co., 1915.
3. Ernest Ponis, Profcsseur ä
l'universitö do Puds: "La guerre.
Causes Imm&liafes et lointaines.
L'iiitoxication dun peuple. Le
TraiteV' Paris, Librairie Dela
grave. Diese Broschüren sind von Daniels"
in der .Politischen Korrespondenz' der
.Preussischen Jahrbücher' Pros Del
brücks im Heft vom 2. Juni 1315 einer
Besprechung unterzogen worden, und die
folgenden Mitteilungen des Inhalts der
betreffenden Flugschriften sind dieser
Besprechung entnommen.
Borausaeschickt aber möge, um die
damalige Psychose und die Psychologie
Deutschlands zu bekunden, die Beurtei
lung werden, welche die Ausführungen
der betreffenden Flugschriften seitens
des Besprechers gefunden haben. . -
Er schlägt einen deutlich ironischen
Ton an, indem er sagt: .Vielleicht wirft
der Leser die Frage auf. ob es der Büihe
wert sei, ihm über solche Hirngespinnste
französischer Publizisten Bericht zu er
stalten. Ich habe das selber einige Zeit
.lang erwogen, bin aber dann zu dem
Resultat gekommen, daß beide Arosckü
ren trotz ihres chimärenhaften Inhalts
Dr uns sehr beachtenswert sind. Wir
müssen wissen, wie unsere Feinde sich
über Friedensbedingungen äußern, und
zwar schon, bevor die Zeit zu Unter
Handlungen reif ist; denn auch die
Kriegsereignisse sind vollständig nur zu
verstehen, wenn uns bekannt ist, welche
politischen Ziele die Feinde im Auge
haben.' Daß die beiden ersten Flugschrift
ten von Männern herrühren, die mit den
maßgebenden Kreisen der französischen
Republik enge Fühlung aben, kann aus
verschiedenen Gründen keinem Zlveifel
unterliegen. Besonders der anonyme
Autor (der Versass der zu zweit auf
geführten Schrift) vertritt auf Grund
einer sehr guten Orientierung Präten
sionen, die innerhalb der politisch fllh
renden Schichten des französischen Vol
kes offenbar noch weit verbreitet sind, ein
wie karges Lächeln such bisher daö
Kriegsglück für die Heere und Flotten
des Dreiverbandes gchabt haben mag.'
Und zum Schluß der Besprechung heißt
es: Deutscher Leser, erschrecle nicht!
Unsere Tauchboote an den Dardanellen
baden die englische Regierung torpediert;
sie ist gekentert und schwimmt mit . dem
Kiel nach oben. Zwar droht uns die
.Times' mit dem Finger: TaS neue
Koalitionsministerium werde mit sein
verdoppelten Energie uns erst zeigen,
was eine Harke sei. Ader wir deutschen
-Schulmeister haben die englische Bcrfas
funasgeschichte studiert und wissen, daß
Koalitionsministerien jenseits der Nord
see ganz besonders inig und schwach
zu sein pflegen. Es liegt gar kein Grund
für die Annahme vor, daß das soeben
gebildete buntscheckige 'Kabinett jene
Jahrhunderte alte Erfahrung Lügen
strafen werde. In Italien ist die Un
einigkeit schon da. in England bahnt sie
sich an, und auch in Frankreich wird sie
ausbrechen, bevor die französische Rcpu,
llik Mainz und Koblenz nncktiert und
den Rheinbund wiederhergestellt hat.'
' Nicht alles in den französischen Bro
schüren ist .Chimäre' gewesen und
.Hirngespinste' geblieben; im Gegenteil,'
das meiste hat sich verwirklicht in dem
Friedensvertrag, wie er in Paris ge
zimmert wird. Aber damit hat Ta
niels recht behalten, wenn er daS, wa
er als .Prätensionen' bezeichnet, alS
daS Gemeingut der politisch führenden
Schichten des französischen Volkes fest
stellt. Wenn im folgenden' diese Prä
tcn sionen' dargelegt werden, so sei von
vornherein darauf hingewiesen, daß die
jenigeri Rußlands in den Flugschriften
unier' einer Lorauesetzung, welche sich
als falsch erwiesen hat. nämlich der eines
Sieges auch Rußlands, erhoben worden
sind. Aber, auch diese .Kricgsziele' sind
der Mitteilung wert. , -
Von dem ungenannten Verfasser der
Broschüre No. 2 heißt es in der Ankündi
gunZ des Verlegers, daß seine Umsor
Weil er zeitlebens im Mittelpunkt al.
ler innern Kämpfe dcr Partei stand,
kann die Kritik auch an seinem Grabe
nicht schweigen. Ihre Aufgabe ist, dem
Manne zu geben, was ihm gebührt, aber
auch jede sentimentalen Glorisizierung
sachlich entgegenzuwirken. Mehring war
eine - außerordentliche, eigenartige Per
sönlichkeit mit glänzenden Vorzügen und
vielen Schwächen. Ter Streit um daS,
was an ihm menschlich war, konnte bis
zu seinem letzten Atemzüge nicht der
stummen. Sein Werk bleibt als dau
erndes Besitztum der deutschen Arbeiter
bewegung und des ganzen deutschen
Volkes.
Bald 73 Jahre alt ist Franz Mehring
an den Folgen einer Lungenentzündung
an Herzschwäche in einem Sanatorium
im Grunewald verschieden. Es ist na
tilr'icherwäse nicht möglich, die ganze
Persönlichkeit des alten Kämpfers in
wenigen Zeilen zu würdigen. So müf
sen wir uns darauf beschränken, hier
ein krz?n Abrß zu geben. Am 27.
Februar 1846 in Tchlawe in Pommern
geboren, besuchte er düs vorige Gymna
f.,: b's zur Reifeprüfung, studierte da,
rnuf Gesckichtk in Berli nd drimo
vierte i Jna. woraus er gleich sich s'i
nem Lib:.-ib::us, der Jsur?:alP-.k, tvid
mung Europa? nicht der uNrcalisierbare
Traum eines überspannten Chauvinisten
ist. sondern die logische Konsequenz der
ethischen, geographischen und politischen
Wirklichkeiten des Problems.' Er for
dcrt, daß nach der vollständigen Nieder
läge Deutschlands, an welcher er nicht
zweifelt, dafz Teutsche Reich als solches
zu den Jricdensvcrhandlungen gar nicht
zugelassen werde. Das Dcutsche Reich
müsse sich auflösen. Tie Kleinstaaten lö
gen sich um die Miltclstaaten gruppieren,
sodaß der König von Lachsen die Hege
monie in Thüringen habe u. f. w. Wen
die Deutschen oberhalb dieser Staatenver
biinde einen Kaiser zu haben wünschten
und der Dreiverband schwach genug
wäre, den Kaiser ihnen zuzugestehen,
Voraussetzungen, von denen der Autor
hofft, daß sich beide als hinfällig ermci
fcn würden, dann dürfte doch das Kai
sertum - im Hause Hohcnzollern nickt
langer erblich bleiben, vielmehr unter
den einzelnen Fürsten der Reihe nach
umgehen. Wilhelm II. und seine, Söhne
sollten jedoch unter allen Umständen
von jeder Kandidatur ausgeschlossen
sein.
Auch Sardou. der Vcrsasser der an
erster Stelle genannten Broschüre, ver
langt die Zertrümmerung d deutschen
Einheit.' Daß sich der Emheitsdrang
der Deutschen durch äußere Gewalt
nicht für ewige Zeiten werde zurück
drängen lassen, erkennt er an, aber erst
nach Generationen soll es den Teutschen
wiederum gestattet sein, einen nationa
lcn Staat aufzurichten.
Teutsch Oesterreich soll diesem Ge
meinwcsen beitreten dürfen. Ein Staat
ober von so überragender Macht, wie
Preußen, dürfe nie wieder an die Spitzk
Teutschlands treten; letzteres vielmehr
na,ch dem Muster der amerikanischen
Union organisiert werden.
Sardou sowohl wie der Anonymus
verlangen den Rückfall Eisah-Lothrin
gen! an Deutschland. Der AnonymuS
kann, sich allerdings von dem Zweifel
nicht recht frei machen, ob Frankreich
auch des beharrlichen Beistand Groß
britanniens zur Rüclerwcrbung der
Reichslande wirklich ganz sicher sei, oder
ob sich. das Kabinktt von St. JameS
etwa auf den Gedanken versteifen werde,
aus Elsaß-Lothringen einen Puffer
staat zu machen, wie dies gerade die
französischen Sozialisten vor dem Kriege
ost angeraten hatten. Der Verfasser
schreibt: ,ElsaßLothringen muß Zur
zer Hand ohne, jede Beschränkung und
Bedingung, zu Frankreich zurückkehren.
Wir haben dafür leine Begründung zu
liefern, keine Erklärung abzugeben,
nicht unseren Feinden und noch w-enigek
unseren Freunden.' Wir nehmen einfach
das Gut zurück. daS nian uns 1871 ge
raubt hat, und wir brauchen dazu von
niemandem eine Erlaubnis. Auch wol
lcn wir noch feststellen, daß wir keine
Anregung entgegennehmen werden, von
welcher Seite es auch sei. bezüglich des
fen. was man seit dem Beginn des
Krieges die Organisation des zukünfti
gen Elsaß" genannt hat. DaS sranzö
sische Elsaß wird feine Organisation
wieder annehmen, die es vor 1871 ge,
habt hat. Damit basta'.' ' -
Rußland gegenüber äußert der Ano
nymus sein Abneigung gegen die Fest
sttzung der Russen an den türkischen
Meerengen. Er sagt: .Ich kann nicht
glauben, daß das große Rußland be
rechtstes internationale! Mißtrauen
hervorrufen will, indem eS versucht, die
Hand auf die Meerengen zu legen,, die
für olle frei bleiben müssen, und auf
eine große kosmopolitische Stadt. Kon
stantinopel muh das gemeinsame Gut
des zivilisierten Europa und das Mar
maramecr eine offene Straße werden.
Auf der Karte, welche er feiner Schrift
beifügt, zeichnet er einen rings um das
Marmaramcer gelegenen Kleinstaat, aus,
zu dem auch Konstantinopel und Gal
lipoli und auf der asiatische Seite
Ekutari gehören sollen. SarhoU indes
sen erklärt, daß der Staat Konstantins
pcl eine gleiche Mißgeburt werden müsse,
wie es betreffs des Königreichs Albanien
der Fall gewesen. Er will die Länder einer
der Geographie, don seinem Standpunkt
aus. Innewohnenden politischen Logik
entsprechend verteilen und läßt Konstan
tinopel und die Dardanellen an Ruß
land fallen.
Der Anonymus beton! die lcöantini
schen Jnterssen Frankreichs nicht nur
am Bosporus und den Dardanellen,
sondern such in Asien. Frankreich hat
nach ihm In Anrecht, ganz Syrien uns
Palästina, einschließlich der syrischen
Wüste', zu annektieren. Es verlangt
beide Ufer des Euphrat für die Republik.
England soll von.Mcfapolamien nichts
bekommen, als das Gebiet des Cchatt
el Arab mit Bassora. Sonst wird Ära
bien England konzediert aber die. an
meie. Guids Weiß, der alte Berliner
Demokrat, war fein Lehrer und feine
Zukunft, später die .Wage' Zeuae der
ersten sckriststcllerischen ' Tätigkeit des
jungen Mannes dcr Feder, der auch in
den erstes Jahren des neuen Teutschen
Reiches in Parlamenisberichten seine er
sten Sporen erhielt. Besonders waren
die Stimmungsbilder auS dem Herren
hause sein Feld. In diesen Jahren
brachte ihn seine geistige Entwicklung
den Lassalleanern näher, und in einer
Broscküre .Treitsche als Sozialisientö
ter' führte er anonym die erste polemi
sche Klinge gegen einen historischen
Hauptpertreter derjenigen, die lebelang
seine scharf bekämpften politischen Geg
ner waren: die preußischen Junker. Vor
dem Sozialistengesetz brachten die A)
kentate seine politische Stellung in
Schwanken, und in scharfen Artikeln
wandte er sich gegen die Sozialdemokra
tie, von denen besonders seine Aufsätze
in der Gartenlaube' Aussehen erregten.
Diese Stellungnahme hielt beider g?
waltigen Hetze während deS Sozialisten
gesetzes jedoch nicht stand, und er war
der erfte. der in einem Berlin? türzer
lichea Blatt, der .Vskkzzkitung". die arz
Berfskstkn verteidigte nd taSM'.iiei
seine TkllLNz bei dem PIs'.t sufs Spiel
England fallenden muhammcdanischcn
Landschaften dürften nicht etwa annck
tiert werden, wie Syrien von Frank
reich, sondern müßten nach dem Muster
AegyptenS einem oder mehreren Ära
bersursten unter der Oberhoheit der
englischen Krone zur Regierung über
lassen werden. Griechenlands Anschluß
an den Dreiverband wollte der Verfasser
mit Anatolien erkaufen ZUrkisch-Ar
menien sollte zu einem besonderen KL
nigreich gemacht werden, das mit Ein
fchluß der zu Rußland gehörenden ar
menischen Bezirke den Zaren zum König
hoben sollte.. Die Hauptmasse Klein
asien' sowie auch Mesopotamien sollten
den Türken gelassen werden. "
Der Anonymus sowohl wie Sardou
stützen die kontinentalen Ansprüche
Frankreichs Deutschland gegenüber auf
'den Satz bei Julius Cäsar, daß der
Rhein die Grenze Galliens bilde.
Aber auch bei dem Versuch, die Grenze
Frankreichs bis zum Rhein auszudehnen,
fürchten die Verfasser auf den Wider
stand Englands zu stoßen. Darum wol
len sie sich mit dem Zuwachs des linken
Rheinufers bis südlich von Bonn be
genügen. Der AnonymuS macht den
Lorschlag, daß nördlich der Eifcl die
Distrikte von Bonn. Köln und Aachen
an Belgien, der Bezirk vock Krese'd, an
Holland fallen- sollten. Luxemburg soll
bestehen bleiben, denn es sei"sranzosen
freundlich gesinnt, freundlicher als Hol
land. Daß die junge Großherzogin Ro
sensträuße vom Deutschen Kaiser, als
einem ungebetenen Gast, angenommen
habe, sei mit der Schwäche des LLnd
chens zu entschuldigen.
Auch das. waS Belgien nd Holland
am linken. Rheinufek überladen werden
soll, soll, direkt wenigstens, französisch
werden, und die zwei genannten Staa
ten dazu. Der Anonymus fordert icinen
.französisch'belgisch-holländisch kuxem
burgischen Zollverein und eine Militär
konvention zwischen ollen dies5 Staa
ten' und nennt das so zu errichtende
neue bundesstaatliche Gebilde das wie
deraufgcbaute Gallien' Das moderne
Gallien soll die Rheingrenze ha!..,, aber
nur. um sie sofort zu überschreiten und
auch auf dem anderen Ufer des Stro
mes bis tief hinein in Deutschlands
Herz zu herrschen, teils unmittelbar,
teils mittelbar. Unmittelbar soll der
Gallische Bund das Stück von Westfa
len zwischen Wesel und Meppen, sowie
Ostfriesland in Besitz nehmen, indem
diese Gebiete zu Holland geschlagen
werden, das dafür Maastricht Belgien
überläßt. Der bezeichnete Streifen
Wcstsalcns und- Ostfrieslands sollen
also unmittelbar zum Gallischen Bunde
geschlagen werden, mittelbar soll ganz
Nordwestdeutschland durch die Wieder.
Herstellung der Königreiche Hannover
und Westfalen französisch gemacht wer
den. .DaS Königreich Westfalen.' so
heißt es da. , hat schon don .1817 bis
1830 eine unabhängige Existenz gehabt.
Auf dem Wiener Kongreß wurde dieses
Königlich Preußen einverleibt, ohne jc
den poli(ischen , und ethnographischen
Grund, lediglich um der gefräßigen Be
gicrve der Besiegten von Jena eine Be
friedigung zu verschaffen." DaS König
reich Westfalen soll sich zusammensetzen
aus der preußischen Provinz Westfalen,
bzitglich deS den. Holländern bestimm
ten Landestei.'und dem Großhcrzog
tum Hessen-Tsrmstadt.. Der hessische
Großherzog Ernst Ludwig sollte Is
Vasallenfllrst des Gallischen BundeS
uf den 'Thron Jeromes in Kassel ge
setzt werden. Da Ernst August ein
Schwager des damaligen Zaren Niko
laus ist, würde, so erklärt der Anno
nymus, die französische Republik un
serem großen Alliierten eine ienugtu
ung . für dessen Familiensinn bieten.'
Die Krone des wiedererstandenen stfr
nigsreichs Hannover sollte dem Herzog
von Cumbcrland zufallen, und der An
nonymu! erwartet, daß, trotzdem daö
den Holländern bestimmte Ostfriesland
nicht wieder an daS welfische Szepter
fallen dürfe, König Ernst August IL
dem Gallischen Bunde dankbar, treu
und gehorsam' werden würde.
Nach dem Verschwinden des Deutschen'
Reichs sollte also das Machtgcbiet
Frankreichs bis zur Elbe ausgedehnt
werden. Aon besonderem Interesse alö
Symptome der französischen Kriegs
Psychose ist die Forderung, daß in dem
vcrgrößertkn französischen Nationalstaat
unddem Imperialismus des Gallischen
Bundes ein Gegengewicht gedacht
war, gegen die grsße Macht, welche
dem zarifchen Rußland eingeräumt
Werden sollte. Nicht nur die arme
Nische, sondern auch die polnische
Krone sollte mit der russischen durch
Realunion vereinigt werden. Ostgali
zien sollte in Rußland einverleibt ur
Polen aus Westgalizsen und Kongreß
setzte. Die Kaisck'AriikcZ der Iah
189091 und dann im Anschlug da
rag seine Auslassungen über die März
revolution trugen der .Bolkszcitung'.
ein Verbot ein,- daS ihm feine Stellung
am Blait kostete. Von dieser Zeit an
wandte er sich wieder restlos der Sozial
demokratie zu und wurde auf Jahr
zehn!, lang W ständig gern gelesene
Schreiber der SpitzenArtikel und Leiter
deS Feuilletons der .Neuen Zeit'.
Gleickueitiz wandte sich dann seinem
eigentlichen Lebenswerk zu, den For
schungeg in der Geschichte Preußens und
denen in der Geschichte der deutschen
Sozialdemokratie. Auf beiden Gebieten
waren eZ zwei größere Werke, die zuerst
Mitte der neunziger Jahre erschienen,
die .Lessinglegende' und 1807 die .Ge
schichte der deutschen Sozialdemokratie".
Auch 'im Vorstand der Freien Bühne
mit Conrad Schmidt zusammen wirkte
er zugleich als Leitarliller und dann a'Z
Chefredakteur bei der .Leipzzr Volks
zeitung', bis der Dresdener Parteüaz
WiZ zu den bekannt' T Grenzen An
laß gab rnd er diese Position sufgb.
Von 1 ab bat Mehring in einer grö
fc'r Reib Schriften historische In
islti die FrLckti feinet Farsckunjien auf
Grund der materialistische? SeschichtS
polen, Wcstpreußcn und Ostpreußen und
Schlesien wiederhergestellt werden. Die
zaristische Herrschaft sollte sich im We
sten über das Polen von 1772 neben
Ostpreußen ',md Schlesien erstrecken.
Auf dem Kamm der Schneekoppe
sollte die russische und die österreichische
Grenze zusammenstoßen. Aber auch
jenseits deS Riesengebirge sollte das
Zarenreich festen Fuß fassen. .Wenn",
schreibt der Annonymu, dem öfter
reich, schen Harlekin die rote Jacke ausge
zogen wird, um sie z zerschneiden und
Vi Lappe, zu verteilen, kann ein be
sondcres Königreich Böhmen gegründet
weiden. Dieser Staat müßte, um ihn
gegen da Deutschtum zu schütz, unter
die Schutzhcrrschaft des Dreiverbandes
gestellt werden, dem Zaren jcdochwllrde
ein besonderes Protektorat über den Kö
nig von' Böhmen einzuräumen sein.'
Der Verfasser des eingangs an der
dritten Stelle genannten Broschüre,
Prof. Ernest 'Tenis, ist demokratischer
Idealist und vertraut darauf, daß die
Vorsehung den zivilisicrlen Völkern die
Prüfung deS großen Krieges auferlegt
babe, damit die auf dem Altar des
Mars geschlachteten Opfer die Kultur
Welt zu dem Entschluß bringen, die
allgemeine Abrüstung und das interna
tionale Schiedsgericht durchzusetzen. Er
widerrät seinen Landsleuten, das Mosel
tal. die Rheinpfalz und Rheinhesscn zu
annektieren. Er erhebt die Warnung,
daß nur ein ganz rücksichtsloses Militär
regimcnt die in den französischen Staat
hineingezwängten Deutschen niederhalten
könne. Während der AnonymuS vor
dieser Konsequenz dcS.Nalionalitäten
Kriegs' nicht zurückschreckt, erklär! Prof.
Tcnis: .Was man auch darüber gesagt
hat, Napoleon III- hat niemals im Ernst
die Annezion der rheinländischen Land
Schäften erstrebt; höchstens, hat er be
dauert, daß diese Eroberung' nicht mehr
möglich war. Inmitten deS blauen
Dunstes,' den sich seine Phantasie vor
machte, hatte er Lichtstrahlen der Ver
nunst; er wollte in seinem Reich keine
Genrninia Irredenta" schaffen.'
Auch Professor Denis verlangt naiür
lich die Wiedervereinigung Elsaß-Loth
ringenS mit Frankreich, aber er sagt
voraus, daß die Rückkehr der 1871 ver'
loren gegangenen Töchter in die fran
zösische Familie kein reines Glück für
eft Wiedervereinigten sein werde, diel
mehr manche Schwierigkeiten im Ge
folge haben werde. Er schreibt: .Welche
Ungeschicklichkeiten auch Deutschland in
Elsaß-Lothringen gezeigt haben mag,
während des halben Jahrhunderts, wel
chcs seit 1870 verflossen, ist das Leben
dört in den Reichslanden nicht stillge.
standen. Ohne von den Eingewandte
ten zu sprechen, die zahlreich find, wird
die Wiederherstellung dcö französischen
Regiments auch sonst noch viele Jnteres
sen und Gewohnheiten verletzen. Ein
Kind, das dem Elternhaus entrissen ist
und erst nach dem Verlauf einer ziem
lich langen Zeit dorthin zurückkehrt, fühlt
sich dort etwaS fremd, trotz aller Liebe
für die wiedergefundenen Eltern. Viel
Takt und Rücksichtsnahme weiden nötig
sein, damit da4 alte Familiengefühl wie
der erwache, und sie werden nicht immer
genügen, um daS Gefühl des Gekränkt
seins zu vermeiden. Heute stellen wir
uns auf beiden Seiten der Vogesen die
Dinge in einem, idyllischen Licht vor:
Triumphbögen, bengalisches Licht. Jllu
minationen und Barkkette. Aber dem
Fest folgt der Katzenjammer, und wenn
.die .Toaste aus sind, fangen die Ge
schäfte an." ,
Außer Elsaß-Lothrinn müsse, er
klärt .Pros. Denis. auch Nordschleswig
von Deutschland abgelöst, ferner Posen.
Westpreußen ' und Oberschlcsien dem
neuen Königreich Polen, welche Denis
unter die zarische Oberherrschaft stellt,
einverleibt werden. Das Hohenzollersche
Erbkaisertum. die Neichseinheit und die
Reichs Verfassung sollen Deutschland
verbleiben. Ter nationale Reichtum
Deutschlands dürfe auf dem Friedens
kongreß, etwa durch Anszwingen von
Handelsverträgen mit der bewußten Ab
sicht. nicht dauernd ruiniert werden.
Eine seiner elsaß-Zvthrmgischen, däni
schen und polnischen Bevölkerungsbe
standteile lediges Deutschland werde sich,
leicht demokratisieren und aus eigenem
Antrieb seinen Militarismus stark be
schränken.
Auch ProseFor Denis hält die Habs
burger Monarchie nicht länger für le
benkfähig. Er lost Oesterreich-Ungarn
in vier Llöniireiche auf:
1. Ein Königreich Oesterreich, die
rein deutschen Landesteile CisleitanienS
umfassend. Ob sich dieses neue Gemein
Wesen mit Teutschland vereinigen dürfe,
diese ,,Jrage läßt der Verfasser offen.
2. Ein Königreich der Wenzelskrone,
ouffassung niedergelegt, und besonders
dankbar wird ihm der Sozialiömus in
aller Welt dafür sein, daß er die Ju
gendschriften von Engels und März in
den bekannten vier Bänden .AuS dem
Nachlaß" veröffentlichte und kommen
ticrte. .. "
Tie Stellung MehringS während der
letzten Iah im Weltkriege ist bekannt.
War er eS doch, der zusammen mit Rosa
Luxemburg im Frühjahr 1915 die Zeit
schrift .Der Internationale' begann,
die jedoch nur eine Nummer erlebte und
in der er die ersten Schläge auf den
Spaltunalteil führte, der verderblicher
weise in it festgefügte alte Organisation
der deutschen Sozialdemokratie getrieben
wurde. Von diesem Zeitpunkte n datiert
der Trennungsstrich zwischen ihm und
der sozialistischen Partei. Seine immer
noch glänzende Feder sandte nur t die
kleinen Blätter der äußersten Opposition,
d'n Stuitgarter .Sozialdemokrat' und
den Manschen .Kampf', seine Origi
nilar'.ikel. die dann erst 5n der Presse
der Unabhänq'Fen übernommen wurden.
Auch die .Aktion' kann sich rühmen, in
d letzten Jahren ihn zu ihren Mklar
beitern gezählt i haben. Und letzten
brach!, dieser Verlag eine Sammlung,
seiner Kriesaiti!:! h:raul. 1S17 würd
JA,! ., fc M A,.VAi;
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zusammengesetzt aus Böhmen und Mäh
ren, wozu noch die von Ungarn abzu
reißende, dem Tschechentum stainmver
wandte Slowakei kommen werde. Der
Verteiler übersieht nicht, daß in Böhmen,
und Mähren eine nach Millionen zäh
lende dcutschrcdende Minderheit vorhan
,den ist, er bedauert, daß sich daS Ratio
nalitätcnprinzip nicht ohne Schaffung
solcher nationalen Minderheiten durch,
.führen lasse, und meint, das Deutsch
tum habe wegen der aggressiven ais
wältigen Politik der beiden deutschen
Großmächte und der unmenschlichen
Kriegführung in Belgien und Nord
frankreich das Schicksal partieller Knecht
schaft verdient. ,Er hat den Trost bereit,
daß daS Las der betreffenden Teutschen
je länger desto weniger hart sein werde,
da nach der Niederlage des deutschen und
österreichischen Militarismus sich die
Idee der Völkerverbrüderung allmählich
in Europa verwirklichen werde.
2. Der neue Staat der StcfsnL
kröne. Außer der Slowakei werde das
Mgyarcnillm auch noch ein Stück West
Ungarns abtreten müssen, damit eine
terriioriale Verbindung hergestellt wer
den könne zwischen Böhmen einerseits
und Serben andererseits, dem vierten
und letzten der auS dem Zusammenbruch
des Habsburgerreichs hervorgehenden
neuen Staatengebilde. .'
4. Großscrbicn. TaS mächtig der
größerte Serbien sollte neben Monte
ncgro alle diejenigen Gebiete deS frühe
ren OesterrcichUngarn umfassen, die
serbisch, kroatisch und slowenisch sind.
Professor Denis sagt:
' .Tie Tschechen werden an das KL
nigreich Serbien, grenzen, und man
wird vom Asiatischen "Meer bis zur
Ostsee (Polen) einen slawischen Tamni '
gebaut haben, der der germanischen
Woge ein unübcrsteigbare's Hindernis
entgegengestellt. Es ist unbestreitbar,
daß die Gegenden an der Tonau. die
dem böhmischen oder dem, serbischen
Reich einverleibt werden, meistens deut
sche oder magyarische Bewohner haben.
Das ist einer der Fälle, in denen man
genötigt ist. das Nationalitätsprinzip
vor höheren Erwägungen zurücktreten
zu lassen. Es ist unmöglich. daß-Böh-mc.il
getrennt vom Meere bleibe, und es
wird gesichelte Zugänge zu diesem nur
besitzen, w.enn es durch unmittelbare Be
rührung mit den Südslawcn zur Adria
tischen See gelangen kann. Außerdem
ist es vor ollen Dingen unbedingt not
wendig, die Magyaren von bey Deut
schen zu trennen, den eine lange lje,
wohnhcit hat jene zu Ticncrn und Hof
lingen von diesen gemacht."
' ;
In diesen drei Flugschriften, welche
bereits am Anfang des Krieges erschu
nen sind, schwingt die Seele Frank
reichs. Tcn Etat Nna Frankreichs
bildet heute , noch die Psychose, welche
zwischen dem Willen zum und der Be
sorgnis dorm öiricge hin und .her
schwankt. Tie Forderungen der Er
richtung eines Pufferstaats am linken.
Rheinufer; daS Zurückgreifen auf das
Wort Julius Cäsars, daß der Rhein,
die Grenze Galliens bilde; daS Streben
nach dem französischen Naiionalstaat
und dem Gakllcr-Biind; das Ziehen der
setzten Konsequenz ans dem Rationali
tätcnkricge; die Aufrichtung eines
Schutzwalls gegen das Deutschtum von
der Adria bis zur Ostsee; die Besorg
nis, welche sich nicht mit der Befried!
gung des Revanchegefühls und nicht mit
der Sicherheit, wie sie die Bölkerliga
gewährleisten kann, begnügt; die Her
ausstrcichung dr lcvaniinischen Inte
reffen der sranzösischcn Republik nicht
nur am Bospoprus und Dardanellen,
sondern 'auch in Asien: die Annexion
von ganz Syrien und Palästina, ein
schließlich der syrischen Wüste": das
alles sind Symptome der Kriegs-Psy
chose. 'd
Ter Londoner .Chroniclc" tat iiir
längst eine Besprechung der Frage des
Westrheins seitens seines diplomatischen
Korrespondenten verösftntlicht. In die
scr Besprechung heißt es: .Einige, wenn
nicht viele, betrachten dicse Frage als
den Prüfstein für die Bölkerliga, und
jedenfalls wird die Entscheidung ein
Licht werfen auf die Realität des neuen
Kovinant. Sollte sich dos Gewicht der
Konferenz gegen die von Frankreich be
iricbene Aenderuiig wenden, dann wer
den die Bannerträger, der Bölkerliga
Idee applaudieren. Sollten die Mäch.'e
sich gegenteilig entscheiden, etwa als
eine Konzession an die höchst natürliche
französische Nervosität, so werden die
selben Personen bedauern, daß ein
neues Prinzip dem alten System der
Bündnisse und der militärischen . Ga
rantien zum Opscr hingeworfen wor
den ist.' - ,
Franz Mehring am Ende feiner Tage
noch in den sterbenden Landtag von
Berlin aus entsandt, doch trug ihm seine
Tätigkeit dort durchaus nicht die Zu
stimmung seiner radikalen Genossen ein.
Sein letzte Werk, die große Mairo,
graphie, erschien zum Geburtstage von
Karl Marx, erlebte im ersten Jahre
ihres Erscheinens zwei Auflagen und
zeigolle die Vorzüge, die seine alän
zende Feder auszeichneten, wie such die
Schwachen, die ihr anhafteten.
- Vorsichtig.
Fräulein Laura sin einem Handbuch'
der Graphologie lesend): .Die dünne
Schrift bedeutet Treulosigsüt und Fla,,
terhaftigkeit . . . Da muß ich meinem
Bräutigam doch sagen daß er etwa
kräftiger schreibt!' ,
Ter Tkidenwiirm..
.Tu Fritz. WaS ai h-m die Gouökk
nsnte heute vo:g?ksen?"
.Ach, Mama, von Raupen, Tckimeiier
lingen und Würmern!'
.So so na, wie k,eiß! denn ,m
Beispiel der Wurm, dem di Mar.a di,
sud'nen ftlf-str d'r-sntt" '"
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